Archiv für August 2010

Montag, 16. August 2010, von Elmar Leimgruber

Günstige Preise locken gebildete Südtiroler in Einkaufszentren ausserhalb des Landes

Einkäufe der Südtiroler ausserhalb Südtirols und im Internet
Grafik: © ASTAT

Im Jahr 2009 haben 27,7% der Südtiroler Haushalte angegeben, Einkäufe (einschließlich Katalog- und Internetkäufen) außerhalb des Landes getätigt zu haben. Dies geht aus den aktuellen Daten des Südtiroler Landesstatistikinsitutes ASTAT hervor. 21,0% der befragten Haushalte haben demnach vorwiegend Gelegenheitskäufe getätigt, während 7,7% regelmäßig jenseits der Grenzen ihre Einkäufe erledigten.

Das Einkaufszentrum ist weiterhin der beliebteste Ort der Südtiroler, um Auswärtseinkäufe zu tätigen. Die großen Einkaufsstrukturen sind für die meisten Einkäufe sehr attraktiv, wobei ausserhalb des Landes Lebensmittel und Bekleidung am häufigsten gekauft werden. Nur für die “anderen” Güter, also Spielsachen, Bücher, Reinigungs- und Körperpflegeprodukte, wählen die Familien spezialisierte Geschäfte.

Das traditionelle Einkaufsziel der Südtiroler, die außerhalb des Landes einkaufen, ist Österreich, bereits zum zweiten Mal gefolgt von Deutschland und den anderen italienischen Regionen. Auf dem vierten Platz, aber vor allem bei den jüngeren Haushalten immer beliebter, ist der Einkauf im Internet. Er bietet nämlich in vielen Fällen günstigere Preise und ein breiteres Sortiment, ohne sich von zuhause entfernen zu müssen. Es folgen der Katalogversand, Einkäufe im Trentino und in anderen Ländern.

Es sind auch weiterhin hauptsächlich die jungen Haushalte, in denen die Bezugsperson jünger als 40 Jahre ist und einen Mittelschul-, Matura (knapp 40 Prozent) oder Universitätsabschluss besitzt, die außerhalb Südtirols einkaufen: von den 16 bis 40-Jährigen kaufen insgesamt 42,3 Prozent ausserhalb Südtirols ein.

Im Vergleich zum Vorjahr sind vor allem die regelmäßigen Auswärtseinkäufe zwar zurückgegangen (13,0% der Familien im Jahr 2008). 2008 erfuhr aber das Budget der Südtiroler Familien für Einkäufe außerhalb des Landes einen bedeutenden Anstieg. Im Jahr 2009 haben die Familien, die gelegentlich die Provinz verließen um Einkäufe zu tätigen, im Durchschnitt 216 Euro (180 Euro im Jahr 2008) pro Auswärtseinkauf ausgegeben, während sich dieser Betrag bei Familien mit wiederholten Einkäufen außerhalb der Landesgrenzen auf 240 Euro belief (214 Euro im Jahr 2008). Am meisten wurde für Bekleidung ausgegeben. Es folgen bei den Gelegenheitseinkäufern andere Arten von Gütern sowie Einrichtungsgegenstände und bei den wiederholten Einkäufern Lebensmittel und elektronische bzw. elektrische Geräte.

Im Rahmen eines allgemeinen Konsumrückgangs, der sich in einer Rationalisierung der Kaufentscheidungen und demnach in der Beschränkung auf die notwendigsten Waren bemerkbar macht, gewinnt die Möglichkeit eines preiswerten Einkaufs immer mehr an Bedeutung. Aus der Erhebung ist dieser Aspekt
klar ersichtlich:

Für 70,8% der befragten Haushalte sind die günstigeren Preise der Hauptgrund, um außerhalb Südtirols einzukaufen. Die Auswahl, und damit die Möglichkeit aus einer breiteren Produktpalette wählen zu können, ist für 21,1% der Familien wichtig, während das Angebot von qualitativ hochwertigen Produkten und zusätzliche Dienste (z.B. Parkplätze, Garantien, fachliche Beratung) von 8,2% der Haushalte als ausschlaggebende Kaufgründe genannt werden. Nur ein Viertel der befragten Haushalte (25,7%) nennt die Flexibilität bezüglich Öffnungszeiten und -tagen (durchgehende oder sonntägliche Öffnungszeiten) als einen ausschlaggebenden Faktor um außerhalb Südtirols einzukaufen.

Im Jahr 2009 beteiligten sich 639 Familien an der Erhebung zu den Kaufgewohnheiten der Südtiroler Haushalte. Die befragten Haushalte lieferten Informationen zu ihren Kaufgewohnheiten, wie etwa den bevorzugten Einkaufszielen, der Häufigkeit und den entsprechenden Gründen für Einkäufe außerhalb des Landes, sowie zur Art der bevorzugten Einkaufsstrukturen oder Vertriebsnetze.

Die Erhebung über die Kaufgewohnheiten der Südtiroler Haushalte wurde vom ASTAT in Zusammenarbeit mit den Gemeinden Südtirols, die auch an der gesamtstaatlichen ISTAT-Erhebung zum Konsumverhalten der Südtiroler Haushalte für das Jahr 2009 beteiligt waren, durchgeführt. Die Haushalte werden im Rahmen eines persönlichen Interviews (face to fa-ce) befragt und so das Kaufverhalten der Südtiroler Haushalte ermittelt. Die an der Erhebung zum Konsumverhalten teilnehmenden Haushalte werden nach dem Zufallsprinzip aus dem Melderegister der Stichprobengemeinden gezogen, wobei das Stichprobenverfahren des Istat angewandt wird, das die Anzahl und den Wohnort der Haushalte berücksichtigt und somit die Repräsentativität der Daten auf Landesebene gewährleistet.

Die vollständige ASTAT-Studie ist zweisprachig (deutsch und italienisch) hier downloadbar.

Sonntag, 15. August 2010, von Elmar Leimgruber

Media Control startet Online-Archiv über 30 Jahre Musikgeschichte

Media Control startet sein Online-Archiv: Seit wenigen Tagen wartet neben den historischen Top 15 Single-, Alben-, und Compilation-Charts aus Deutschland charts.de mit den Bestenlisten aus Österreich, Spanien, Italien, der Schweiz und den Niederlanden auf. Umfassende Produktinformationen sowie über 110.000 Cover und Hörbeispiele von mehr als 450.000 Singles und 90.000 Alben und ein Newsbereich finden in der kompakten Musikdatenbank ein Zuhause.

Sämtliche Titel können im 30-Sekunden-Stream angehört und direkt bei einem der Shopping-Partner erworben werden. Wer wissen will, welcher seiner Lieblingskünstler erfolgreicher war, lässt sie beim Chart-Duell gegeneinander antreten. Und wer alte Hits ab 1977 sucht, die an seinem Geburtstag oder Hochzeitstag angesagt waren, stellt sich einfach seine persönlichen Tagescharts zusammen.

Per Album- oder Titelsuche bekommt der Besucher Einblick in die komplette Diskographie eines Künstlers. Im Premiumbereich gibt’s darüber hinaus die Charts der aktuellen Woche, den Chart-Run eines Künstlers und die kompletten Top 100 aus über drei Jahrzehnten. Und zusätzlich zur Chart-History gibts auf den Seiten auch noch ein charts.de-Webradio.

Samstag, 14. August 2010, von Elmar Leimgruber

Jahrhundertregen in Wien: 40 Liter pro Minute

Freitag Nacht: Blitzeinschlag Nähe Eisenstadt
Foto: © Oliver Kovacs

Innerhalb kürzester Zeit sind am Freitag 50 Liter (!!!) Regen pro Quadratmeter in 30 Minuten im Süden Wiens gefallen. Statistisch gesehen entspricht dies stellenweise einem bis zu 100jährigen Regenereignis und sieben Prozent der durcchschnittlichen Jahresregenmenge. Dutzende Male mussten die Männer von Wien Kanal ausrücken, um Hausbewohnern Hilfe zu leisten, überflutete Keller leer zu pumpen oder Verstopfungen zu beheben. Besonders betroffen von den sinnflutartigen Niederschlägen waren die Bezirke Favoriten, Simmering und Meidling.

Nach ungewöhnlich heftigen Unwettern in der Nacht von Freitag auf Samstag mit starken Gewittern, enormen Regenmengen und Sturm verkehren nun auch die Wiener Linien wieder ohne Beeinträchtigungen. Aus Sicherheitsgründen war Freitag-Nacht gegen 22:30 Uhr der Betrieb vorübergehend eingestellt worden.

Überflutete Straßen und Unterführungen sowie abgebrochene Äste auf Straßen und Gleisanlagen machten einen sicheren Betrieb vorübergehend unmöglich. Die Fahrzeuge wurden aus Sicherheitsgründen in den Stationen angehalten. Seit Samstag-Früh verkehren alle Linien wieder im Normalbetrieb.

Ganz Europa leidet derzeit unter den extremen Wetterkapriolen und extremen Hochwasserereignissen, alle europäischen Städte sind mit dem Phänomen derartiger Extremereignisse konfrontiert. In Österreich zog die Gewitterfront gestern von Süden, über das Burgenland und Niederösterreich nach Wien, und hinterließ überflutete Straßen und Keller.

Bei WC- oder Hauskanalverstopfungen und Gebrechen an Hauskanalanlagen steht rund um die Uhr ein Wien Kanal Einsatzteam unter der Telefonnummer 4000-9300 bereit. 24h Störungshotline: +43 1 4000 930

Auf redakteur.cc sind seit einigen Monaten nicht nur aktuelle Wetterberichte für ganz Europa abrufbar, sondern auch aktuelle Unwetterwarnungen.

Samstag, 14. August 2010, von Elmar Leimgruber

Reporter ohne Grenzen und DJV kritisieren “Sachsen-Sumpf”-Urteil gegen Journalisten

Die verurteilten Reporter Arndt Ginzel und Thomas Datt
Foto: ROG © Jan Zappner

Am Freitag, 13. August, hat das Dresdner Amtsgericht die beiden Reporter Thomas Datt und Arndt Ginzel zu 50 Tagessätzen à 50 Euro verurteilt, weil sie sich im Zusammenhang mit der sogenannten “Sachsen-Sumpf”-Affäre nach Ansicht des Gerichts der üblen Nachrede schuldig gemacht haben. Reporter ohne Grenzen (ROG) kritisiert dieses Urteil als “Skandal”:

In vielen Ländern der Welt seien Journalisten willkürlichen Strafverfahren wegen Verleumdung ausgesetzt. Fast immer sei dies ein Vorwand, um Pressefreiheit zu unterdrücken. “Der Dresdner Prozess zeigt das gleiche Muster: Justizbehörden benutzen das Strafrecht gegen unliebsame Journalisten”, reagiert ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske.

Auch der Deutsche Journalisten Verband (DJV) kritisiert das Urteil: In Zukunft könnte nun auch anderswo versucht werden, “kritisch und investigativ recherchierende Journalisten einzuschüchtern,” befürchtet DJV-Chef Michael Konken. “In Anklage und Prozess wurden völlig normale journalistische Arbeitsabläufe und Handlungen kriminalisiert. Das können wir nicht hinnehmen“, erklärte die sächsische DJV-Landesvorsitzende Sabine Bachert. Man werde die Urteilsbegründung abwarten und behalte sich weitere Schritte vor, so der DJV-Landesverband Sachsen, der die beiden freien Journalisten juristisch berät.

Gegenstand der Anklage sind Artikel im Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” und bei “Zeit Online” aus dem Jahr 2008 zum “Sachsen-Sumpf” – eine mögliche Korruptionsaffäre, in dem es auch um eventuelle Verstrickungen ranghoher sächsischer Justizvertreter geht. Ginzel und Datt waren Autoren des “Zeit Online”-Berichts und an dem “Spiegel”-Artikel als Co-Autoren beteiligt. Ihnen werden ehrverletzende Tatsachenbehauptung, üble Nachrede und Verleumdung vorgeworfen. Der Hintergrund der Anklage ist hier online abrufbar. Der entsprechende Beitrag bei “Zeit Online” kann hier gelesen werden.

ROG und DJV hatten bereits im Vorfeld der Gerichtsverhandlung Freispruch für die beiden Journalisten gefordert:

“Eine Verurteilung der beiden Journalisten würde den Rechtsstaat beschädigen und die Pressefreiheit verletzen”, betonte die stellvertretende Bundesvorsitzende des DJV, Ulrike Kaiser: “Das Verfahren war und ist in unseren Augen der Versuch der Einschüchterung von investigativ recherchierenden Journalisten.” Im Prozess wurde laut DJV durch Zeugenaussagen und Akten, die durch die Angeklagten eingeführt wurden, erwiesen, dass es die im Bericht aufgezeigten Unstimmigkeiten tatsächlich gab”. Und zudem sollte in diesem Fall “auch die mögliche Einflussnahme von Landesbehörden auf das Strafverfahren gegen die beiden freien Journalisten aufgeklärt werden”. “Eine Verurteilung wäre nicht nachvollziehbar”, so Kaiser.

“Journalistische Handlungen werden in dem Prozess zu Unrecht kriminalisiert. Eine der wichtigsten Funktionen der Medien ist es, Missstände aufzudecken. Eine Verurteilung würde künftige Berichterstattung zu Korruptionsaffären behindern und damit die Pressefreiheit beeinträchtigen,” warnte Rediske: “Schon die Einleitung des Strafverfahrens gegen die freien Journalisten Arndt Ginzel und Thomas Datt, die im so genannten “Sachsen-Sumpf” recherchiert hatten, sei mehr als fragwürdig gewesen. Schließlich hätten sich die Nebenkläger nicht einmal getraut, presserechtlich gegen die angeblich diffamierenden Äußerungen vorzugehen”. Zudem habe viel in dem Prozess darauf hingedeutet, “dass Behörden Druck auf investigativ recherchierende Journalisten ausüben wollen”, kritisiert Rediske.

Freitag, 13. August 2010, von Elmar Leimgruber

TÜV: Bei Online-Bezahlung auf internationalen Standard PCI DSS achten

Wer im Internet einkauft, sollte unbedingt darauf achten, dass er dabei Sicherheitsstandards einhält. Darauf weisst der TÜV Rheinland hin. Eine kürzlich veröffentlichte, repräsentative Studie von Forsa im Auftrag des Branchenverbands Bitkom ergab, dass im vergangenen Jahr bereits jeder sechste in Deutschland Bezahlverfahren im Internet nutzte. “Das internationale Zertifikat PCI DSS mit dem Payment Card Industry Security Standard stellt hohe Anforderungen an den Dienstleister. Darauf kann man sich verlassen”, sagt TÜV Rheinland-Experte Michael Sax. Generell gilt: Je weniger Informationen der Internetnutzer preisgibt, desto geringer ist das Risiko. “Ist die Kontonummer einmal im Netz in falsche Hände geraten, wird sie unter Umständen immer weiter verbreitet”, erklärt Sax.

Wer unkompliziert im Netz einkaufen will, kann auf eine Reihe von Bezahldiensten zurückgreifen, die nach unterschiedlichen Prinzipien arbeiten. Zum einen gibt es Anbieter, die eine Treuhandfunktion übernehmen (paypal, Click and Buy). Der Kunde hinterlegt seine Zahlungsdaten einmalig und begleicht Online-Rechnungen dann über diesen Dienstleister. “Ein großer Vorteil dieser Verfahren ist, dass die Zahlung im Rahmen eines Schlichtungsverfahrens zurückgefordert werden kann”, betont der TÜV Rheinland-Experte.

Eine weitere Möglichkeit bietet das Verfahren “Giropay”, das von verschiedenen Banken getragen wird und das über das Online-Banking-Konto des Kunden läuft. Hier bestehen dieselben Risiken wie beim Online-Banking selbst (z.B. Phishing). Allerdings hat der Kunde den Vorteil, dass “Giropay” den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) seiner Bank entspricht. Dieses Verfahren muss dort explizit als zulässiges Verfahren gekennzeichnet sein. Nutzt der Kunde einen anderen Anbieter und gibt dort sensible Bankdaten – wie etwa die PIN seines Kontos – ein, muss er im Missbrauchsfall voll haften.

Kunden, die am liebsten ganz anonym bleiben möchten, können auf Prepaid-Karten zurückgreifen. Diese sind in Geschäften und an Automaten erhältlich. Zum Bezahlen werden lediglich die Kennzahl der Karte und eine PIN benötigt, dann wird der Betrag vom Guthaben der Karte abgebucht. Eine weitere Möglichkeit ist die Bezahlung übers Handy beziehungsweise per SMS, die vor allem bei kleineren Beträgen genutzt wird. Hier sollte man sich vorab unbedingt und sehr genau die AGB des Anbieters ansehen: Einige Dienste verleiten den Kunden dazu, ein ganzes Abo zu buchen, anstatt eine vermeintliche Einmalzahlung zu leisten.
Für welches Verfahren man sich auch entscheidet – wichtig ist, dass der eigene Computer sicher ist: “Der Rechner muss frei von Schadsoftware sein”, betont TÜV Rheinland-Experte Michael Sax: “Die Anbieter können die Sicherheit der Transaktion immer nur auf ihrer Seite gewährleisten. Dafür, dass auch auf Seiten des Benutzers alles gesichert ist, trägt der Kunde selbst die Verantwortung.”

Donnerstag, 12. August 2010, von Elmar Leimgruber

Jugendrotkreuz macht sich für Kinder stark

Heute ist der Tag der Jugend. Das österreichische Jugendrotkreuz hat hierzu an seine Kindercharta erinnert. Darin sind zehn Anliegen von Kindern vor allem für Eltern formuliert. Von richtiger Ernährung über lustvolles Lernen bis zum Zusammensein mit den Eltern werden Bedürfnisse genannt und deren Erfüllung gefordert: “So wie ich bin, bin ich gut”, ist gleich die erste Aussage und eine 35-Stundenwoche für Kinder ist ebenfalls vorgesehen. Ein Satz gibt der Charta den Zusammenhalt: “Lasst uns Kinder sein”.

“Wir geben Kindern und Jugendlichen in Österreich eine Stimme und machen uns für sie stark”, sagt Karl Zarhuber, Generalsekretär des Österreichischen Jugendrotkreuzes. “Aus einer Studie wissen wir, dass Kinder und Jugendliche in unserer Gesellschaft massiven Druck verspüren:

75 Prozent der Kinder in Österreich geben an, dass der größte Druck in ihrem Leben in der Schule entsteht. 73 Prozent fühlen sich von der hohen Erwartungshaltung der Eltern überfordert”, erklärt Zahuber. Die Kindercharta ist aus der Sicht von Kindern formuliert -Die zehn Punkte sind das Ergebnis der internationalen Kampagne “Deine Stärken. Deine Zukunft. Ohne Druck.”.

Viele Punkte haben klare Adressaten: Das sind einerseits die Eltern, wenn es um Forderungen geht wie: “Schenk mir deine Zeit! Nicht nur dein Geld!”, “Ich will essen, was gut für mich ist” oder ganz direkt: “Ich brauche Eltern, die wissen, was sie tun”. Aber auch die Pädagogen sind angesprochen in Punkten wie “Zeig mir meine Stärken. Hilf mir, wo ich schwach bin!” und “Lernen macht mit Spaß. Verdirb ihn mir nicht.”

“Die klassischen Kinderrechte – die in der österreichischen Verfassung nach wie vor nicht verankert sind – sichern vorrangig die persönliche Integrität von Kindern und ihre grundlegenden Lebens- und Überlebensbedürfnisse. Wir gehen in unserer Charta weiter: in zehn Forderungen haben wir Anliegen und Wünsche wie Zeit, Selbstwert, Zuwendung, Bildung und Ernährung festgehalten”, erläutert Zarhuber.

Die Jugendrotkreuz-Kindercharta ist als Poster online abrufbar.

Mittwoch, 11. August 2010, von Elmar Leimgruber

Kids-Studie: Lesen und digitale Medien liegen im Trend

Wie verbringen Kinder heute ihre Freizeit? Welche Medien nützen sie? Die deutsche KidsVerbraucherAnalyse (KidsVA) liefert seit 17 Jahren detaillierte und umfangreiche Informationen zum Medien- und Konsumverhalten der 6- bis 13-jährigen Kinder und Jugendlichen in Deutschland. Sie hat sich als wichtige Studie für die jungen Zielgruppen in Deutschland etablieren können und soeben wurde die neuesten Ergebnisse vorgestellt. Demnach steht das Lesen nach nach wie vor an erster Stelle, gefolgt von elektronischen Medien.

Eine ungebrochene Lust am Lesen kann auch zu Beginn des neuen Jahrzehnts konstatiert werden, obwohl die Konkurrenz von elektronischen Medien groß ist. 95 Prozent der Kinder geben an, Bücher oder Zeitschriften in ihrer Freizeit zu lesen. Die in diesem Jahr abgefragten 44 Kinderzeitschriften haben 4,35 Millionen regelmäßige Leser – das sind 70,2 Prozent aller 6- bis 13-Jährigen. Dabei ist das wöchentlich erscheinende “Micky Maus-Magazin” aus dem Egmont Ehapa Verlag (der Auftraggeber der Studie) mit 627.000 Lesern Spitzenreiter. Es folgen “Disney Lustiges Taschenbuch” (Egmont Ehapa Verlag) mit 473.000 Lesern und “Just Kick-it!” (Panini Verlag) mit 415.000 Lesern. Bei den Mädchen liegen übrigens die Zeitschriften “Hannah Montana”, “Wendy” und “Yeah” an der Spitze.

Aber auch die neuen Medien werden schon vom Nachwuchs intensiv genutzt. Drei von vier Kindern (4,7 Millionen) verwenden inzwischen zu Hause einen Computer und mehr als 67 Prozent (4,2 Millionen) waren schon einmal Online. 28 Prozent dieser User sind sogar täglich im Internet unterwegs. Digitale Welten werden außerdem mit Spielekonsolen und Handspielgeräten sowie mit PC- und Online-Spielen erkundet. Schon zwei Drittel der 6- bis 9-Jährigen besitzen laut Studie mindestens eine der modernen Games-Maschinen und bei den 10- bis 13-Jährigen sind es sogar 83 Prozent. Längst sind dabei Wii, Playstation oder Nintendo DS keine Jungsdomänen mehr, sondern immer mehr Mädchen entdecken die Spielangebote für sich. Nicht zuletzt deswegen, da insbesondere Konsolen als Spielgeräte für die ganze Familie intergenerativ genutzt werden.

Die zunehmende technische Ausstattung der Kinderzimmer zeugt davon, dass die Kinder trotz aller weltweiten wirtschaftlichen Turbulenzen gut durch die Finanzkrise gekommen sind. Ihr Markenbewusstsein ist sehr ausgeprägt, denn die Marken bieten den Kindern in der zunehmend komplexen Welt Orientierung. Ihr Einfluss auf familiäre (Kauf-)Entscheidungen ist groß und die Eltern kommen den Wünschen des Nachwuchses weitgehend nach. Ralf Bauer, Leiter Markt-/Mediaforschung beim Egmont Ehapa Verlag: “Wir sehen insbesondere bei 6- bis 9-jährigen Kindern einen beeindruckenden Trend zu wachsender Selbstbestimmung und Einflussnahme auch auf familiäre Entscheidungen.

Finanziell bleiben die jungen Konsumenten gut gepolstert. Monatlich fließen ihnen durchschnittlich 23 Euro Taschengeld zu, und Geldgeschenke zum Geburtstag, Weihnachten und Ostern addieren sich auf 186 Euro. Ein Teil dieses Geldes wird gespart, aber oftmals werden damit auch die kleinen Wünsche des Alltags erfüllt. Dies sind vor allem Süßigkeiten, Zeitschriften und Eis.

Die KidsVA 2010 steht mit 1.745 Interviews repräsentativ für 6,2 Millionen deutschsprachige Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren. Die KidsVA wird u.a. für die Marketing- und Werbeplanung junger Zielgruppen genutzt und liefert eine Fülle an Daten für die unterschiedlichsten Forschungsinteressen.

Dienstag, 10. August 2010, von Elmar Leimgruber

Arbeiterkammer fordert 1300 Euro Mindestlohn

Die oberösterreichische Arbeiterkammer (AK) fordert einen kollektivvertraglich geregelten Mindestlohn von 1.300 Euro, um die Massenkaufkraft zu stärken, denn “in Österreich sind 247.000 Menschen armutsgefährdet, obwohl sie arbeiten”. Mit Mindestlöhnen werde Armut verhindert, die Einkommenskluft zwischen Männern und Frauen verringert und die private Nachfrage angekurbelt, sagen die Befürworter. Höhere Mindestlöhne wirkten zudem durch die Stärkung der Massenkaufkraft sogar beschäftigungsfördernd, verspricht die AK.

Die Behauptung der Gegner, dass Mindestlöhne negative Beschäftigungseffekte haben und der Niedriglohnsektor ein Sprungbrett in höher entlohnte Beschäftigung bedeute, sei mittlerweile durch mehrere Studien widerlegt. Trotzdem wurde die Senkung der Mindestlöhne in einigen Ländern als gezieltes Instrument zur Bekämpfung der Krise gefordert. “Tatsächlich sind aber jene Länder, die 2009 die Mindestlöhne angehoben haben, teilweise besser über die Krise hinweggekommen, als jene, die auf der Bremse standen”, argumentiert AK-Präsident Johann Kalliauer. Die Erhöhung des Mindestlohns auf 1.300 Euro sei daher “nicht nur verteilungspolitisch gerecht, sondern auch wirtschaftspolitisch sinnvoll”.

Mindestlöhne seien zudem die einfachste Variante, Arbeitnehmern/-innen ein ausreichendes Einkommen zu ermöglichen. Bei Kombilohnmodellen hingegen bestünde die Gefahr, dass Arbeitgeber/-innen Kosten auf die öffentliche Hand abwälzen. “Damit wird die verteilungspolitische Auseinandersetzung von der betrieblichen Ebene hin zum Wohlfahrtsstaat verlagert. Die Betriebe versuchen, sich aus ihrer Verantwortung für Einkommensgerechtigkeit zu stehlen”, kritisiert Kalliauer. Damit zudem auch Personen mit prekären Beschäftigungsverhältnissen profitieren können, müssten auch die Rahmenbedingungen der Mindestlohnbestimmungen verbessert werden. Es sei höchste Zeit, den Arbeitnehmerbegriff an die aktuellen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt anzupassen. “Verstärken könnte man die Wirkung von Mindestlöhnen im Hinblick auf eine gerechtere Einkommensverteilung durch mehr Einkommenstransparenz”, so Kalliauer.

Montag, 9. August 2010, von Elmar Leimgruber

Des Bundespräsidenten Kompetenzüberschreitung

Bundespräsident Heinz Fischer
Foto: Innsbrucker Festwochen der Alten Musik

Dem aktuellen österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer wurde in den vergangenen Jahren -vor allem von seinen Parteigenossen- immer wieder vorgeworfen, zu wenig Stellung zu beziehen, und dies teilweise sogar zu Recht, wenn ich mir auch inhaltlich in einigen Fällen sicherlich ganz andere und neutralere Statements des Staatsoberhauptes gewünscht hätte als seine Parteifreunde.

In seinem letzten Wahlkampf, in dem er sich (obwohl seit jeher und immer SPÖ-Parteigänger) als parteiunabhängigen Bundespräsidenten darstellen liess, versprach Fischer dann, in Zukunft mehr Stellung zu aktuellen Themen beziehen zu wollen. Würde er als tatsächlich parteiunabhängiger Bundespräsident agieren wollen, könnte man sein Einmischungsversprechen in die Tagespolitik durchaus positiv deuten, obwohl ihm dies laut österreichischer Verfassung zumindest rechtlich nicht wirklich zusteht. Aber im Prinzip würde dies dennoch wahrscheinlich niemanden stören, wenn er eben -wie sicherlich in der Bevölkerung mehrheitlich gewünscht- tatsächlich interessens- und parteiunabhängig und für alle Menschen im Land agieren und Stellung beziehen würde.

Da sich Fischer (der seine Mitgliedschaft in der SPÖ, für die er seit 1962 als Funktionär tätig ist, zwar offiziell ruhend gestellt hat) aber einer abermaligen Wahl zum Bundespräsidenten aus rechtlichen Gründen nicht mehr stellen kann und daher nix mehr zu verlieren hat, offenbart er seit seinem zweifelhaften Wahlsieg (nicht mal die Hälfte der Wahlberechtigten beteiligte sich an der Wahl) immer stärker, wo er politisch steht: Er ist der Förderer und Beschützer seiner sozialdemokratischen Genossen:

So will Fischer als Staatsoberhaupt zwar einerseits den geplanten landtagswahlenbedingten Verfassungsbruch (siehe: http://www.redakteur.cc/bundesregierung-wahrheit/) durch die aktuelle SPÖ/ÖVP-Bundesegierung unverständlicherweise nicht “hochspielen”, sondern eher decken, andererseits aber erzürnt er sich über das medial hochgebauschte Randthema, dass es in manchen Kärntner Gemeinden die längst fälligen zweisprachigen Ortstafeln noch immer nicht gibt (seinen Standpunkt diesbezüglich vertrete ich übrigens aus Minderheitsschutzgründen genauso).

Aber wozu sich Fischer gestern anlässlich der Eröffnung der 34. Innsbrucker Festwochen hinreissen liess, das liegt vollends fern von jeglicher Neutralität und Unabhängigkeit:

Vorausgeschickt: Es liegt mir fern, auch nur irgendjemanden oder erst recht Parteien zu verteidigen (die Frage von Schuld und Unschuld zu klären, steht ausschliesslich den Ermittlungsbehörden und den Gerichten zu), gegen den (vielleicht mal) ermittelt wird. Aber es ist in einem Rechtsstaat wie Österreich -vollkommen zu Recht- nicht nur üblich, sondern auch richtig, dass nicht vorverurteilt wird, sondern dass grundsätzlich die sogenannte Unschuldsvermutung gilt. Also auch wenn alle paar Monate über dunkle Machenschaften eines Ex-Politikers berichtet wird und bislang alles immer mangels Nachweisbarkeit oder Stichhaltigkeit im Nichts verpufft, kann zwar, aber muss nicht zwangsläufig trotzdem immer “was dran sein”.

Nun werden seit Monaten Korruption, Bestechung, Steuerhinterziehung, geheime Machenschaften, Provisionen und Konten im Zusammenhang mit verstorbenen und immer wieder kehrenden Ex-Politikern und -Beratern medial gross aufbereitet, wo es dann innerhalb kürzester Zeit doch wieder zu Ungereimtheiten kommt oder sich gar als Fälschung herausstellt (in der gesamten “Skandal”-Berichterstattung muss ich an dieser Stelle so manchen meiner journalistischen Kollegen unseriöse Sensationslust sowie mangelnde Sorgfalt und fehlende Sachlichkeit vorwerfen), was (mal abgesehen davon, dass Tote sich nicht gegen Vorwürfe verteidigen können) zumindest zwei Schlussfolgerungen eröffnet:

A) Entweder die Beschuldigten sind so klug und/oder so einflussreich, dass sie ständig neu ihren Hals wieder aus der drohenden Schlinge ziehen können.

oder aber:

B) Irgendwer inszeniert diese dauernd wiederkehrenden Skandale im vollen Bewusstein, dass sie keine sind, sie aber dennoch kontinuierlich in die Welt setzt, um dem “höheren Ziel” zu dienen, dem politischen Gegner zu schaden, um dadurch selbst Landtagswahlen zu gewinnen.

Ob nun A oder B wahr sein mag: in einem Punkt bin ich mit dem Bundespräsidenten einer Meinung:

“Rasche, lückenlose, nachvollziehbare und wahrheitsgemäße Aufklärung ist ein Gebot der Stunde.”

Ja, in diesem Punkt hat er wirklich recht. Und das fordere ich genauso, mit besonderer Betonung auf “wahrheitsgemäss” und mit der nötigen Offenheit für alle Möglichkeiten.

Nur scheint es Fischer hier offenbar leider nicht um die “wahrheitsgemässe Aufklärung” zu gehen, sondern er macht das, was unter uns Journalisten -vollkommen zu Recht -verpöhnt ist und geächtet wird (wenn sich auch so manche aus politischen und/oder ideologischen Gründen dennoch nicht dran halten) und was einem STaatsoberhaupt erst recht nicht zusteht:

Er masst sich (im Gegensatz zur besonnenen Justiz) an, schon zu wissen, dass jene, gegen welche schwerwiegende mediale Vorwürfe im Raum stehen, auch schon automatisch schuldig sind: “Wir sind über jene zornig, die nie und nimmer genug kriegen können und deren egoistische Raffgier keine Grenzen kennt. Sie bringen unser Gesellschaftssystem in Misskredit und erschüttern das Vertrauen in wichtige Institutionen.”

Auch wenn er hier keine Namen nennt, denken wir eben genau an jene, gegen welche es Vorwürfe gibt, die aber bislang weder zu Anklagen führten und erst recht nicht zu rechtskräftigen Verurteilungen. Er ermahnt in seiner Rede nicht nur die Justiz dazu, dass sie sich “sachlicher Kritik stellen muss” (was an sich schon eine ungeheuerliche Anmassung darstellt), sondern er suggeriert der unabhängigern Justiz, dass diese seine medial an den Pranger gestellten politischen Gegner auch schuldig sind und dass die Justiz auch gefälligst diesem seinem Wunsch nach Verurteilung nachkommen mögen, was einer demokratischen Republik unwürdig ist und zudem eine unerlaubte politische Einmischung in laufende Verfahren darstellt.

Was Fischer hier macht, ist im negativen Sinne einmalig, und dessen man sich mal bewusst werden und seinem psychologisch-manipulativen Schachzug nicht erliegen.

Was wundern wir uns über die Leichtgläubigkeit, Manipulierbarkeit und Vorverurteilungssucht vieler Menschen, wenn sich schon das Staatsoberhaupt (vielleicht im Glauben, seinen Genossen dadurch tatkräftig im Landtagswahlkampf zu unterstützen) zu solch unverantwortlichen Aussagen, deren Tragweite noch nicht absehbar ist, hinreissen lässt?

Daher möge der Bundespräsident diese seine eigenen folgenden Worte auch persönlich beherzigen:

“Wir alle sind aufgerufen unsere Grundwerte hoch zu halten, auf Blender nicht herein zu fallen, nicht weg zu schauen wo man genau hinschauen muss und der Unsitte entgegen zu treten, dass alles erlaubt und akzeptabel ist, was nicht frontal dem Strafgesetzbuch widerspricht.

Eine Gesellschaft, die ihre Grundwerte nicht wie ihren Augapfel schützt und hütet ist in Gefahr auf gefährliches Terrain zu gelangen.”

Die Rede von Bundespräsident Fischer bei der Eröffnung der Wiener Festwochen ist in voller Länge hier abrufbar.

Sonntag, 8. August 2010, von Elmar Leimgruber

Indien, die Konjunktur-Lokomotive

Grafik: Booz & Company, nasscom.in

Indien hat sich mit einem Wirtschaftswachstum von aktuell fast 10% zu einer der wichtigsten Konjunkturlokomotiven der Weltwirtschaft entwickelt. Forciert wird dieser Trend von einer soliden Basis gut ausgebildeter Ingenieure, die für internationale Konzerne große Teilbereiche von Forschungs- und Entwicklungsprojekten (F&E) übernehmen. Dies geht aus einer aktuellen Studie der internationalen Strategieberatung Booz & Company hervor, die zusammen mit der National Association of Software and Services Companies (NASSCOM) erstellt und veröffentlicht wurde.
Diese untersuchte die Strategien multinationaler Unternehmen im F&E-Bereich, entsprechende Wachstumstrends in Indien und die Positionierungsoptionen für F&E-Dienstleister in den Wachstumsmärkten der Schwellenländer.Erst kürzlich ging -wie berichtet- aus einer Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor, dass China im Medien- und Unterhaltungssektor zur Nummer drei weltweit wird.

Laut der aktuellen Booz & Company-Studie “Global ER&D: Accelerating Innovation with Indian Engineering” verzeichnete das aufstrebende Schwellenland alleine in den letzten drei Jahren bei F&E-Dienstleistungen im Engineering-Bereich über 40% Umsatzwachstum und baut seine international bedeutende Rolle weiter aus. Bis 2020 wird der südasiatische Innovationsstandort sein jährliches Umsatzvolumen in diesem Segment von heute 8,3 Mrd. US$ auf dann 40 bis 45 Mrd. US$ steigern. Auch der weltweite Markt für Engineering-Dienstleistungen in F&E-Projekten befindet sich deutlich im Aufwind. So beträgt das jährliche Wachstum aktuell 12% – von 980 Mrd. US$ in 2008 auf 1,1 Bio. US$ in 2009. In zehn Jahren sollen diese F&E-Ausgaben ein Volumen von 1,4 Bio. US$ erreichen. Führend bei diesen Investitionen bleiben die Automobil-, Unterhaltungselektronik- und Telekommunikationsindustrie. Daneben verzeichnen jedoch Branchen wie IT, Medizintechnik und Energie einen deutlichen Aufwärtstrend.

Ein etwas überraschendes Ergebnis der Studie: Im Gegensatz zu den traditionellen F&E-Standorten konnte Indien von den Auswirkungen der globalen Wirtschaftskrise sogar profitieren. “Erstaunlich viele Unternehmen haben im wirtschaftlichen Abschwung seit 2007 strategische Weitsicht bewiesen und die F&E-Budgets im Engineering-Bereich nicht nur konstant gehalten, sondern zum Teil antizyklisch erhöht. Das zahlt sich im Aufschwung aus: Sie können mit innovativen Produkten sehr schnell auf Wachstum umschalten”, betont Stefan Eikelmann, Innovations-Experte und Sprecher der Booz & Company-Geschäftsführung im deutschsprachigen Raum. Dies erklärt das rasante Umsatzwachstum in 2009 um 12% gegenüber dem Vorjahr und die im direkten Vergleich eher gemäßigte Prognose von 27% für die bevorstehende Dekade.

“Indien hat sich von diesem Kuchen ein großes Stück abgeschnitten und agiert über die reine Bereitstellung von standardisierten Ingenieurleistungen hinaus immer stärker mit einem Fokus auf strategische Innovation”, führt Eikelmann weiter aus. Aktuell ist Indien bereits in entscheidende Innovationsprozesse beispielsweise in den Branchen Automobil, Luftfahrt, Telekommunikation und Medizintechnik involviert. Darüber hinaus ist das große Potential hochqualifizierter Ingenieure ein entscheidender Standortvorteil gegenüber anderen aufstrebenden F&E-Märkten, wie China, Mittel- und Osteuropa oder den Ländern der ASEAN. Laut Booz & Company-Studie arbeiten 150.000 von über 1 Million indischen Ingenieuren im F&E-Bereich. Innerhalb der nächsten Dekade werden sie 40% des weltweiten Umsatzes der elf Schlüsselbranchen im Bereich F&E-Offshoring erwirtschaften. “Die Erhöhung der Innovationsbudgets in global agierenden Konzernen verwandelt Indien in ein internationales Zentrum für Ingenieurdienstleistungen und schafft so bis zu fünf Millionen neue, hochqualifizierte Arbeitsplätze”, sagt Som Mittal, President von NASSCOM.

Für etablierte Märkte wie die USA, die aktuell einen Anteil von 40% an den weltweiten F&E-Ausgaben aufweisen, führt im Engineering-Segment am Standort Indien kein Weg mehr vorbei. Eine große Basis an Dienstleistern, hohe Kommunikationsfähigkeit und strukturelle Kostenvorteile stärken die strategische Position des Landes. Darüber hinaus begünstigen das Wachstum des Binnenmarktes, eine unternehmerfreundliche Wirtschaftspolitik sowie hohe Investitionen in die Infrastruktur den Aufstieg Indiens zur führenden Nation auf diesem Gebiet.

Neben der sich verändernden Rolle Indiens identifiziert die Studie drei weitere Trends im weltweiten Anstieg der F&E-Ausgaben. So halten internationale Unternehmen erhebliche F&E-Investitionen vor allem dann für unerlässlich, wenn es darum geht, neue Märkte zu erschließen. Dazu nehmen technologische Herausforderungen, wie der zunehmende Automatisierungsgrad in der Produktion, die Suche nach alternativen Antriebsformen oder die voranschreitende Technologiekonvergenz, starken Einfluss auf F&E-Entscheidungen. Zuletzt haben F&E-Dienstleistungen insgesamt an Ansehen gewonnen: “Unternehmen lagern Engineering-Projekte nicht mehr nur aus Kostengründen aus, sondern profitieren auch von den flexiblen Ressourcenkapazitäten, verkürzten Vorlaufzeiten und auf die Bedürfnisse von Schwellenländern angepassten Produkten”, ergänzt Eikelmann.

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