Archiv für Mai 2012

Sonntag, 27. Mai 2012, von Elmar Leimgruber

Bin auf Urlaub

Liebe Leserinnen und Leser von redakteur.cc, kulturia.com und meinsenf.net:

Bin aktuell auf Urlaub, weswegen hier eine Zeitlang keine neuen Beiträge erscheinen werden.
Einzelne wichtige Kurz-News erhalten Sie aber auch in dieser Zeit bei redakteur.cc auf Facebook und auf Twitter.

 

Beste Wünsche

Elmar Leimgruber

Freitag, 25. Mai 2012, von Elmar Leimgruber

Ärzteflucht aus Deutschland droht

Ärzte überlegen zunehmend, Deutschland zu verlassen: Nur noch 16 Prozent aller Ärzte können sich nicht vorstellen, aus Deutschland auszuwandern – und viele beschäftigen sich bereits damit, im Ausland zu arbeiten. Das geht aus einer Umfrage im Ärztenetzwerk “Hippokranet” hervor. “Es ist eine gesundheitspolitische Geisterfahrt, dass die Politik diese dramatische Entwicklung ignoriert”, warnt Michael D. Lütgemeier vom Ärztlichen Sachverständigenrat für eine verantwortungsvolle Medizin in Deutschland:

“Ärzte in den Kliniken haben immer noch vorindustriell anmutende Arbeitszeiten – und die in den Praxen werden durch Kassenbürokratie, Bezahlung mit Punkten statt echtem Geld und ebenfalls abenteuerliche Arbeitszeiten entnervt. Wer von ausgewanderten Kollegen hört, dass Ärzte in anderen Ländern normale Arbeitszeiten und ein sicheres Einkommen haben, der stellt sich logischerweise die Frage: ‘Warum ich nicht auch’”, weiß Lütgemeier. Verschärft werde das Problem dadurch, dass in den kommenden Jahren ein großer Teil der freiberuflichen Ärzte in Rente gehen werde: “Die Versorgungskatastrophe klopft bereits laut mit den Fäusten an die Tür”, sagt Lütgemeier.

Nur 16,2 Prozent der befragten 833 Ärzte antworteten, dass sie sich eine Auswanderung nicht vorstellen könnten. Die Antwort “Ich gehe demnächst in Pension und beschäftige mich deshalb damit nicht mehr” wählten 19,7 Prozent. Mehr als die Hälfte (51,8%) aber antwortete auf die Frage “Könnte ich mir gut vorstellen” mit “ja”. Damit nicht genug: 9,3 Prozent sagten, dass sie ihre Auswanderung schon konkret betreiben, und 3,1% Prozent antworteten bereits aus dem Ausland: Sie sind bereits ausgewandert.

Der “Ärztliche Sachverständigenrat für eine verantwortungsvolle Medizin in Deutschland” hat sich nach dem Vorbild des amerikanischen “Physicians Committee for Responsible Medicine” im Ärztenetzwerk Hippokranet.de gegründet und will kontinuierlich zu medizinischen und gesundheitspolitischen Themen Stellung nehmen: “Wir erreichen bundesweit zehntausende von Praxen über das Hippokranet und haben damit mehrere Millionen direkte Kontakte mit unseren Informationen”, sagt Lütgemeier.

Das Online-Netzwerk Hippokranet.com ist älter als Facebook und die gemeinsame Forums- und Netzwerkplattform der Fachinformationsdienste Facharzt.de, Hausarzt.de sowie zaend.de. Insgesamt sind im Hippokranet 50.000 Nutzer organisiert, es finden sich in unzähligen Gruppen mehrere 100.000 Beiträge zu medizinischen, technischen und gesundheitspolitischen Themen. Und: einzigartig im Internet: Die Plattform wird von ihren eigenen Lesern finanziert. Mehr als 7.000 Abonnenten zahlen freiwillig für die Nutzung, die sie problemlos auch kostenlos haben könnten.

Donnerstag, 24. Mai 2012, von Elmar Leimgruber

DJV verurteilt islamistischen Mordaufruf an Journalisten

Der deutsche Journalisten Verband (DJV) ist empört über einen Mordaufruf an Journalisten. In einem im Internet kursierenden Mordaufruf eines Islamisten wird unter anderem dazu aufgerufen, Journalisten zu ermorden, die Demonstranten mit Mohammed-Karikaturen gezeigt hätten.

„Unvoreingenommene und kritische Berichterstattung ist die Aufgabe von Journalistinnen und Journalisten“, reagiert DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken: „Dazu gehört auch die Berichterstattung über Demonstrationen.“ Es sei völlig inakzeptabel, dass Journalisten ins Visier von Fanatikern gerieten.

Der DJV-Vorsitzende forderte die Sicherheitsbehörden zu umfangreichen und zügigen Ermittlungen gegen die Urheber des Mordaufrufs auf. „Es muss klar sein, dass Hasspamphlete keinen Platz in der demokratischen Gesellschaft haben.“ Er erwarte, dass die ins Visier geratenen Journalisten und ihre Angehörigen von den Behörden größtmöglichen Schutz erhielten, so Konken.

Seit Jahresbeginn wurden übrigens weltweit 21 Journalisten und 6 Blogger getötet, viele von ihnen in Kriegsgebieten wie Syrien oder Somalia. Im Schnitt kam alle fünf Tage ein Berichterstatter ums Leben. Zum Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai hatte Reporter ohne Grenzen (ROG) diese Zahl publiziert und die neue Liste der „Feinde der Pressefreiheit“ vorgestellt.

Mittwoch, 23. Mai 2012, von Elmar Leimgruber

VKI: Vermögensberater haftet für Schäden aus riskanten Vorsorgeprodukten

Vermögensberater haften laut dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) auch für Schäden aus riskantem fremdwährungsfinanziertem Vorsorgeprodukt und unterstützt daher – im Auftrag des Konsumentenschutzministeriums – einen Verbraucher bei der Durchsetzung von Schadenersatzansprüchen gegen den Vermittler eines vermeintlich “sicheren” Vorsorgeproduktes mit dem klingenden Namen “Pro Futura Vorsorgeplan”.

Der Vermittler hatte die gewagte Kombination aus Fremdwährungskredit und ausländischen Lebensversicherungen als sicher dargestellt. Die Gewinnprognose ließ jegliche, dem Modell innewohnenden Risiken außer Acht und versprach bei einer Eigenleistung von 5.000 Euro nach zwanzig Jahren einen Gesamtertrag von rund 238.000 Euro. Diese Rechnung kann nicht aufgehen, erklärt der VKI:

Der Vermittler – die VMV Schleiss & Korp Consulting GmbH – haftet, so das Berufungsurteil des Oberlandesgerichtes (OLG) Graz, für alle daraus entstehenden Schäden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Im Herbst 2005 wurde dem klagenden Verbraucher, der keinerlei Vorbildung in Finanzsachen hatte, über einen Bekannten seitens der VMV Schleiss & Korp Consulting GmbH in Graz ein vermeintlich profitabler, aber risikoloser “Pro Futura Vorsorgeplan” angeboten. Der Anleger solle einmalig 5.000 Euro investieren und über rund 266.000 Euro über einen Fremdwährungskredit aufnehmen und damit in zwei ausländische Lebensversicherungen durch Einmalerlag investieren sowie Fondsanteile der finanzierenden Bank (Landeshypothekenbank Steiermark) kaufen. Nach zwanzig Jahren würde er aus den Ausschüttungen der Veranlagungen zum einen den endfälligen Kredit zurückzahlen können und zum anderen einen Gesamtertrag von rund 238.000 Euro erzielt haben.

Obwohl laut VKI klar war, dass der Anleger völlig unerfahren war und nur ein “stressfreies” Investment ohne Risiko gefragt war, wurde dem Anleger dieses Modell mit einer in keiner Weise relativierten Gewinnprognose schmackhaft gemacht, die alle dem Modell innewohnenden Risiken außer Acht ließ. Die Berechnungen des beklagten Vermittlers bezeichnet das Gericht als “Fiktionen”, deren Eintritt “absolut unwahrscheinlich” war.

Man ließ sich vom Anleger zwar einen “Aufklärungsbogen” unterzeichnen, doch diesen – so das Gericht – konnte der Anleger nicht verstehen. Das OLG Graz bestätigt daher das Ersturteil. Der beklagte Vermittler haftet für alle Schäden, die der Anleger erleiden wird. Die ordentliche Revision wurde aber zugelassen.

“Der Fall zeigt, wie vor der Finanzkrise Kunden von Vermögensberatern alleine aus dem eigenen Provisionsinteresse in
waghalsige Veranlagungskonstrukte gejagt wurden; in vielen Fällen haben die finanzierenden Banken diesen Beratern die Mauer gemacht und die Kunden ebenfalls in keiner Weise vor solchen Konstruktionen gewarnt”, sagt Peter Kolba, Leiter des Bereiches Recht im VKI. Der Fall zeigt weiter, dass die schriftlichen Gesprächsdokumentationen die Kunden in keiner Weise schützen, sondern von den Beratern nur verwendet werden, Haftungen zu bestreiten.

Das Urteil ist auf www.verbraucherrecht.at im Volltext zu beziehen.

Dienstag, 22. Mai 2012, von Elmar Leimgruber

EU-Parlaments-Jugendkarlspreis 2012 geht nach Griechenland

“Europe on the ground”, ein griechisches Medienprojekt, hat den 1.Preis beim Wettbewerb um den Jugendkarlspreis 2012 am 15. Mai in Aachen gewonnen. Der zweite Preis ging an “Europe Meets School”, ein tschechiches Austauschprogramm für Erasmusstudenten. Der dritte Preis wurde dem ungarischen “Cycle Me Home” Projekt, einem Road-Movie, zuerkannt. Der Preis wird jährlich für Projekte vergeben, die ein gemeinsames Bewusstsein europäischer Identität und Integration unter jungen Menschen fördern.

Parlamentspräsident Martin Schulz erklärte zum Gewinnerprojekt: “Persönlich gefällt mir an dem Projekt Europa on the ground , dass es kulturelle Vielfalt in Europa erfahrbar macht, Mehrsprachigkeit fördert und zur Herausbildung einer europäischen Öffentlichkeit beiträgt. Wir brauchen mehr europäische Debatten über europäische Themen, wenn wir die europäische Demokratie stärken wollen. … Es kristallisiert sich immer deutlicher ein Bewusstsein dafür heraus, wie sehr wir von einander abhängen, wie sehr wir mit einander verwoben sind. … Der griechische Gewinner des Jugendkarlspreises trägt dazu bei, mehr europäische Öffentlichkeit zu schaffen “.

“Europe on the ground” ist ein innovatives Jugendmedienprojekt: Jedes Jahr werden multikulturelle Teams von über 50 jungen Journalisten und Amateurphotographen in 10 europäische Hauptstädte entsandt. Die jungen Leute haben dann vier Tage Zeit, Artikel und Fotoserien über Themen im Zusammenhang mit der europäischen Kultur und Gesellschaft zu verfassen. Alle Beiträge werden von Journalisten bearbeitet und in sechs Sprachen im europäischen Onlinemagazin www.cafebabel.com veröffentlicht.

Der zweite Preis wurde an das Programm “Europa macht Schule, Prag” verliehen. Das Programm, das seit 2008/9 existiert,  ermöglicht es Erasmusstudenten, in tschechischen Schulen Kinder zu treffen und mehr über das tschechische Schul- und Lehrsystem zu lernen. Gleichzeitig bereiten die Studenten ein kurzzeitiges Lehrprojekt vor, in dem sie ihr Heimatland vorstellen.

Das “Cycle me Home Projekt” erhielt den dritten Preis. Das Projekt begann 2011 mit der Fahrt einiger Filmstudenten mit dem Fahrrad von Madrid nach Budapest, welche in einem Dokumentarfilm festgehalten wurde. Die Organisatoren wollen eine interaktive Homepage schaffen, über die alle Interessierten in das Projekt einbezogen werden können. Sie hoffen, dass das Projekt mehr als ein Road-Movie wird und sich in eine Jugendbewegung verwandelt.

Die drei Gewinnerprojekte werden mit 5.000, 3.000 beziehungsweise 2.000 Euro prämiert. Die Gewinner werden zudem zu einem Besuch in das Europäische Parlament nach Brüssel eingeladen. Vertreter der besten Projekte aus allen dieses Jahr teilnehmenden 26 Mitgliedstaaten sind am 15. Mai 2012 nach Aachen zur feierlichen Preisverleihung eingeladen.
Der Jugendkarlspreis wird von der Stiftung Internationaler Karlspreis zu Aachen und dem Europäischen Parlament gemeinsam getragen und in der RWTH Aachen abgehalten.

Montag, 21. Mai 2012, von Elmar Leimgruber

Claus Gatterer Preis 2012 geht an Ursula Scheidle und Arno Aschauer

Die beiden Ö1-Journalisten Ursula Scheidle und  Arno Aschauer erhalten für ihr Radiofeature “Was lange gärt, wird endlich Wut / Protokoll eines Asylverfahrens”, (gesendet am 28. Mai 2011 in Ö1) den Prof. Claus Gatterer Preis 2012 des Österreichischen Journalisten Club (ÖJC). Die “Ehrende Anerkennung” für sozial engagierten Journalismus geht an die ladinische Zeitung “La Usc di Ladins” (Die Stimme der Ladiner), die in Südtirol wöchentlich für die ladinische Minderheit erscheint. Der “Prof. Claus Gatterer-Preis” ist mit 5.000 Euro dotiert und wird heuer Ende Juni im Gadertal in Südtirol verliehen werden.

Der Prof. Claus Gatterer-Preis wird jährlich vom Österreichischen Journalisten Club (ÖJC) an sozial engagierte, hervorragende österreichische und Südtiroler JournalistInnen verliehen. Er ist mit 5.000 Euro dotiert. Finanziert wird der Preis vom Rennerpreis-Kuratorium und dem Gatterer-Preis-Fonds. Mitglieder der diesjährigen Jury des Prof. Claus Gatterer-Preises waren: Fred Turnheim (Vorsitzender), Zoran Dobric (Preisträger 2011), Christoph Franceschini, Helmuth Kletzander, Kurt Langbein, Christiane Laszlo, Edith Meinhart und Walther Werth.

Das Radiofeature “Was lange gärt wird endlich Wut / Protokoll eines Asylverfahrens” ist eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem Phänomen “Integration Made in Austria”, sowohl im privaten, als auch im halb-öffentlichen Bereich einer lokalen Kirchengemeinde. Die Recherchen zu dieser am 28. Mai 2011 auf Ö1 ausgestrahlten Sendung begannen im März 2010. Der opportune Umgang der Bundesregierung, insbesondere des Bundesministeriums für Inneres mit dem Bleiberecht, der Europäischen Menschenrechtskonvention, sowie vor allem der UN-Kinderrechtskonvention machte eine vollinhaltliche, viele Monate dauernde Recherche in diversen Gesetzestexten notwendig. Zugleich musste der aktuelle Fall der Familie Maksuti aus Gjakova/Kosovo verfolgt werden. “Diese journalistische Beharrlichkeit, die Ausdauer und der Mut der Radiomacher, wird mit dem heurigen Prof. Claus Gatterer-Preis ausgezeichnet”, so die Begründung der Jury.

“La Usc di Ladins” (Die Stimme der Ladiner), erscheint wöchentlich in Südtirol für die ladinische Minderheit. Die “Usc” ist in der Südtiroler Medienlandschaft und wohl auch überregional eine singuläre Erscheinung. Sie ist das einzige Medium, das eine unabhängige, seriöse, detaillierte und kritische Information für alle Ladiner der Dolomiten anstrebt. Die Zeitschrift ist unabhängig von allen politischen Parteien und wird von einem Verein, der “Union Generela di Ladins dla Dolomites” herausgegeben. “La Usc di Ladins verfolgt einen kritischen und eigenständigen Journalismus in Südtirol. Sie ist als ein Medium einer Sprachminderheit den Subjekten und Objekten ihrer Berichterstattung besonders nahe und hat trotzdem die notwendige journalistische Distanz bewahrt”, begründet Juryvorsitzender Fred Turnheim die Entscheidung.

 

Sonntag, 20. Mai 2012, von Elmar Leimgruber

Beautiful Musical Moments in Vienna

Er, der Deutsche, ist verliebt in die österreichische Hauptstadt Wien, hat einst auch hier studiert und lebt auch gern in Wien: Andreas Bieber. Sie ist Wienerin, könnt erst spät ihre als Musicalsängerin geplante Karriere beginnen und sie ist das Herz einer Musicalaufführung: Carin Filipcic. Er ist Deutscher und ist dort auch äußerst bekannt und erfolgreich, aber die Wiener durften ihn erst jetzt so richtig erleben: Jan Ammann. Und sie war die Überraschung selbst an diesem Musicalabend der Superlative: Katja Berg.

Nach einigen Abenden bereits im Februar gab in Deutschland kam “Musical Moments” mit den schönsten Musicalhits, interpretiert von diesen vier Interpreten nun auch für einen einzigen Abend nach Wien. Die “Band” bestand zwar nur aus drei Mitgliedern, aber dadurch dass die Arrangements der Songs vorbildlich diesen drei angepasst waren, reichten Flügel (Marina Komissartchick), Percussion und Akustikgitarre, welche exzellent gespielt wurden, dann auch als Begleitung. Und die Inszenierung hat auch voll gepasst.

Wie schön war es doch, Andreas Bieber nach so langer Zeit endlich wieder Highlights aus seinem ersten großen Erfolg “Joseph” (“Wie vom Traum verführt – Schließt jede Tür”) singen zu hören, genauso wie “Warum kannst du mich nicht lieben wie ich bin” aus “Mozart“. Weniger zu ihm passt allerdings “Electricity” aus “Billy Elliot,”.

Immer ein Genuss ist es auch,  Carin Filipcic mit “Gold” von den Sternen” aus “Mozart” und “Rebecca” aus dem gleichnamigen Musical live zu erleben. Ganz besonders aber gefielen mir von ihr “Ich hab geträumt vor langer Zeit” aus Les Miserables” und “Erinnerung” aus “Cats” sowie die beiden Duette “Ich gehör nur mir” aus “Elisabeth” (mit Katja Berg) und “Music Of The Night” aus dem “Phantom der Oper” (mit Jan Ammann): beide Songs haben übrigens auch außergewöhnlich gute Duett-Arrangements. Und “The Winner Takes It All” wäre mein Wunschsong für Carin aus “Mamma Mia!” gewesen.

Während mich -trotz Publikumsjubel- die Duette “Griechischer Wein” aus “Ich war noch niemals in New York” mit Andreas Bieber und Jan Ammann sowie “Totale Finsternis” aus dem “Tanz der Vampire” mit Jan Amman und Katja Berg und auch das Ammann-Bieber-Filipcic-Terzett “Can You Feel The Love Tonight” aus dem “Der König der Löwen” nicht wirklich überzeugt haben, hat Ammann “Bring ihn heim” aus “Les Miserables” mit einer stimmlichen Souveränität (wie wenige vor ihm) gesungen, die ihresgleichen sucht. Und auch, wenn Ammann den Grafen Krolock im “Tanz der Vampire” viel zerbrechlicher und gefühlvoller interpretiert als beispielsweise Thomas Borchert: Beide Arten der Interpretation sind für diese Rolle gleichermaßen zulässig und “Die unstillbare Gier” in jener von Ammann war ohne Zweifel eine der einfühlsamsten und schönsten, die ich bislang hörte.

Auch wenn Katja Berg vielleicht noch nicht bekannt ist wie die anderen drei an diesem Abend (sie war Special-Guest): da konnte man sehen, welches große musikalische Talent und Potential in ihr steckt: “I’m a Woman” aus “Smokey Joe’s Café” sang sie mit einer Inbrunst und Persönlichkeit, wie sie nur wenige Frauen in der Musicalbranche beherrschen. Von ihr wird man in Zukunft sicher noch mehr hören.

Die aktuell meines Erachtens nur gehypten Musicals “Ghost” “Nimm einen erfolgreichen Hollywood-Film und mach ein Musical draus” ist mir zu wenig) und vor allem “Hinterm Horizont” (ganz nach dem Motto: org mit einem Musical über einen Altstar dafür, dass er nicht in der Vergessnheit gerät) sind überhaupt nicht meine, aber das ist wohl Geschmacksache. Dafür aber ist der Frank Wildhorn-”Misserfolg” “The Civil War” zumindest musikalisch außergewöhnlich, wie man an “For The Glory”, interpretiert von allen vier (Jan Ammann, Katja Berg, Andreas Bieber und Carin Filipcic), ebenfalls in “Musical Moments” feststellen konnte.

Wer also einen Querschnitt aus den letzten 20 Jahren Musicalgeschichte live erleben möchte noch dazu mit sehr guten Interpreten, der wird mit “Musical Moments” bestens bedient.

Sound Of Music, das nun schon geraumer Zeit auserlesene Musicalabende wie diesen organisiert, bringt außer nach Deutschland in letzter Zeit zunehmend auch einige Konzerte nach Wien, so “Alle Jahre Bieber” mit Andreas Bieber sowie “If I sing” und “Borchert Besinnlich” mit Thomas Borchert (siehe dazu meine Beiträge auf kulturia.com). In Deutschland sind zudem in nächster Zeit unter anderem Solo-Abende mit Borchert, sowie mit Kevin Tarte und mit Pia Douwes geplant sowie Highlights aus den Musicals von Sylvester Levay und Michael Kunze unter dem Motto: “Ich gehör nur mir”. Alle Termine sind online abrufbar.

Freitag, 18. Mai 2012, von Elmar Leimgruber

Theodor-Wolff-Journalistenpreis 2012: Die Ausgezeichneten

Der Journalistenpreis der deutschen Zeitungen – Theodor-Wolff-Preis geht in diesem Jahr an fünf Journalisten. 2012 jährt sich zum 50. Mal die Ausschreibung dieser -nach eigenen Angaben- ältesten und renommiertesten Auszeichnung, die die Branche zu vergeben hat. Bis heute sind mehr als 400 Journalistinnen und Journalisten mit dem Theodor-Wolff-Preis geehrte worden. Ihre Namen, darunter viele Chefredakteure, spätere Rundfunkintendanten und sogar drei Karikaturisten, bilden gleichsam einen Who-Is-Who der Presse- und Medienbranche. Die Auszeichnungen werden am 12. September bei einem Festakt in Berlin überreicht. An der Ausschreibung hatten sich 431 Journalisten beteiligt.

Den mit 6.000 Euro dotierten Preis in der Kategorie “Kommentar/Glosse/Essay” hat die Jury Harald Martenstein für seinen Beitrag “Der Sog der Masse ” (“Die Zeit”, Hamburg) zuerkannt, in dem der Autor ein in Form und Stil meisterliches Plädoyer für das Denken gegen den Strom hält. Die mit je 6.000 Euro dotierten Auszeichnungen in der Sparte “Lokales” gehen an Lars Fischer für seinen Artikel “Ein gefundenes Fressen” (“Wümme-Zeitung”, Lilienthal), der sich eine Woche lang als Mülltaucher aus den Abfallcontainern von Supermärkten ernährte und dabei Überlegungen zum Wertschätzung für unsere Nahrungsmittel anstellt, sowie an Philip Cassier für seinen Beitrag “Eine Dosis jüdisches Penizillin” (“Berliner Morgenpost”), in dem der Autor schildert, wie und warum zwei hochbetagte Freundinnen die beste Hühnerbrühe von Berlin kochen.

Alexander Gorkow sowie Volker Zastrow bekommen den ebenfalls mit je 6.000 Euro dotierten Journalistenpreis der deutschen Zeitungen – Theodor-Wolff-Preis in der Kategorie “Allgemeines”. Gorkow (“Süddeutsche Zeitung”, München) portraitiert in seinem Artikel “Ein anderes Leben” ebenso diskret wie detailreich den Schauspieler Mathias Brandt und wie der sich ohne großes Aufhebens vom Schatten seines Vaters Willy Brandt freimachte. Volker Zastrow beschreibt in seinem Beitrag “Wie Ken den Kopf verlor” (“Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung”) den Fall von Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg als gesellschaftliches und politisches Phänomen.

Das Kuratorium für den Theodor-Wolff-Preis hat anlässlich des 50-jährigen Jubiläums beschlossen, die Struktur des Preises zu verändern: Künftig werden jährlich zwei Preise für Lokaljournalismus, zwei Preise für Reportage/Essay/Analyse sowie ein Preis für Meinung/Leitartikel/Kommentar/Glosse vergeben. Berücksichtigt werden sollen mit der Ausschreibung 2013 erstmals auch Artikel, die nur online erschienen sind.

Der Journalistenpreis der deutschen Zeitungen – Theodor-Wolff-Preis ist die renommierteste Auszeichnung, die die Zeitungsbranche zu vergeben hat. Sie erinnert an den langjährigen Chefredakteur des legendären “Berliner Tageblatts”, Theodor Wolff (1868 – 1943). Wolff musste 1933 vor den Nazis ins französische Exil fliehen, wurde dort verhaftet und der Gestapo ausgeliefert und starb 1943 im Jüdischen Krankenhaus in Berlin.

Der unabhängigen Jury zum Theodor-Wolff-Preis gehören an: Dr. Markus Günther (Journalist, Augsburg), Peter Stefan Herbst (Chefredakteur “Saarbrücker Zeitung”), Bernd Hilder (Journalist, Leipzig), Christoph Irion (Chefredakteur “Reutlinger General-Anzeiger”), Professor Bernd Mathieu (Chefredakteur “Aachener Zeitung” und “Aachener Nachrichten”), Bascha Mika (Publizistin, Berlin), Evelyn Roll (leitende Redakteurin, “Süddeutsche Zeitung”, München), Franz Sommerfeld (Vorstandsmitglied Mediengruppe M. DuMont Schauberg mit Zuständigkeit Redaktion, Köln).

Donnerstag, 17. Mai 2012, von Elmar Leimgruber

Ein Riesen Spass: Non(n)sense in den Wiener Kammerspielen

Er besuchte einst selbst eine katholische Schule und wurde von Klosterschwestern erzogen. Nach dessen eigenen Angaben waren diese aber nicht sehr streng, sondern vielmehr “einfach wahnsinnig komisch”. Gerade diese Jugend-Erfahrungen inspirierten den 1943 in Michigan geborenen Komponisten und Autor Dan Goggin das Musical “Nunsense” zu schaffen.

Die Story ist einfach erzählt: Schwester Julia beschließt für die klösterliche Gemeinschaft zu kochen und schickt nichtsahnend mit ihrer vergifteten Bouillabaise 52 Schwestern frühzeitig ins Paradies. Da dem Kloster aber das Geld für die Bestattung der Verblichenen fehlt, wird eine Benefizvorstellung organisiert. Wer die bedauernswerten übriggebliebenen Schwestern hierbei finanziell unterstützen möchte, kann dies nun bis zum 28. Juni in den Wiener Kammerspielen tun.

Da eine jede der fünf Schwestern natürlich einen eiegnen Charakter hat, ist ein humorvoller Abend bereits vorprogrammiert. Das Stück “Non(n)sens” ist -etwa im Gegensatz zum zu oberflächlichen Schwestern-Musical “Sister Act”- einfach einfach musikalisch und texlich gut geschrieben. In den Wiener Kammerspielen aber ist das Musical nicht nur als grandioses Werk ein Riesen Spass, sondern auch aufgrund der bestens gecasteten Darsteller:

Das Wiener Original, der Publikumsliebling, “Glock’n”, Marianne Mendt (Kaisermühlen Blues), welche ich bereits 1998 im Wiener Metropol in dieser Rolle erleben durfte, ist sowohl schauspielerisch als auch gesanglich eine großartige Mutter Oberin. An ihrer Seite brilliert schauspielerisch die Nummer 2 des Klosters, Angelika Niedetzky (Echt Fett, Schlawiner) als rabbiate, aber dennoch sympathische Schwester Maria Hubert. In jeder Hinsicht sensationell (auch als Bauchsängerin) ist Ruth Brauer-Kvam als äußerst vergessliche, aber sehr temperamentvolle Schwester Maria Amnesia und gesangstechnisch, tänzerisch und individualistisch großartig ist auch die unter Musicalfreunden bestens bekannte Sona MacDonald (Les Miserables) als Schwester Robert Anna. Hanna Kastner als Schwester Maria Leo darf dann auch das Tanzbein schwingen.

Auch Regie (Werner Sobotka), Choreographie (“Der Inder” Ramesh Nair) und Musikalische Arrangements/ Leitung (Christian Frank) lassen keine Wünsche offen. Wer sich also bestens unterhalten will und noch dazu trauernde “Klosterfrauen” dabei unterstützen möchte, das nötige Geld zur Beerdingung ihrer Mitschwestern aufzubringen, für den ist dieses Musical in den Wiener Kammerspielen sehr zu empfehlen. Termine und Tickets sind online abrufbar.

Mittwoch, 16. Mai 2012, von Elmar Leimgruber

Europäisches Parlament für strengere Haushaltsdisziplin und gegen Banker-Boni

Geht es nach dem Willen des Europäischen Parlaments (EP), werden Bonus-Zahlungen an Banker künftig eingeschränkt. Am Montag diskutierte der Wirtschaftsausschuss des EP über die Reform des Finanzwesens. Zudem soll eine strengere Kontrolle der Haushalte dert EU-Mitgliedsländer erfolgen und zudem die Kreditnehmer stärker geschützt werden.

Die Eigenkapitalrichtlinie sieht vor, Bonuszahlungen an Bankangestellte zu reduzieren und dadurch die Banken zu stärken. Ein Bericht der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde deckte nämlich auf, dass einige Angestellte dank Bonuszahlungen das Zehnfache ihres eigentlichen Gehaltes erhalten. Der österreichische Berichterstatter und EP-Vzepräsident Othmar Karas von der ÖVP (Christdemokraten) verlangt, dass das Verhältnis zwischen Gehalt und Bonus höchstens eins zu eins betragen soll. Die neue Richtlinie verlangt außerdem, dass Banken ihr Eigenkapital erhöhen, um selbst liquide genug zu sein, um Verluste handhaben zu können.

Das Ziel des sogenannten Two Packs ist es, Haushaltsdisziplin zu gewährleisten und Mitgliedsstaaten in schwierigen Lagen zu schützen. Die Verordnung fordert, dass alle Euro-Staaten ihren Haushaltsentwurf zur gleichen Zeit der Kommission vorlegen, damit diese Änderungen vornehmen kann, sollte der Entwurf nicht dem Stabilitäts- und Wachstumspakt entsprechen. Der Pakt sichert zudem einen Konkursschutz für Mitgliedsstaaten in Schwierigkeiten. Demnach kann ein Land nicht zahlungsunfähig erklärt und die Bonitätsrate nicht geändert werden. Stattdessen muss ein Plan entwickelt werden, um die Schulden zurückzuzahlen.

Eine dritte Richtlinie betrifft Hypotheken und fordert bessere Informationen für die Anleihennehmer. Der spanische Berichterstatter Antolín Sánchez Presedo von den Sozialdemokraten verlangt bessere Finanzinformationen für Verbraucher, damit Kreditnehmer alle Risiken einer Hypothek kennen. Dies würde die Finanzmarktstabilität deutlich fördern.