Archiv für Juni 2012

Freitag, 29. Juni 2012, von Elmar Leimgruber

Die drei Musketiere duellieren in Baden

Der Theaterstoff ist eigentlich bekannt, aber da es sich bei Ralph Benatzkys Revue-Operette “Die drei Musketiere” um eine Fortsetzung (Text: Rudolph Schanzer und Ernst Welisch) des klassischen Stücks (von Alexandre Dumas) handelt, darf man inhaltlich dennoch gespannt sein, was passieren mag. Die Themen bleiben freilich dieselben: Der Kardinal intrigiert, aber dank der Loyalität der Musketiere kann schließlich die Gerechtigkeit siegen. Die Bühne Baden hat sich an dieses, 1929 in Berlin uraufgeführte, aber indes lang in Vergessenheit geratene Werk des Komponisten vom “Weissen Rössl” herangewagt und das Ergebnis (Premiere war am 22. Juni) kann sich sehen und hören lassen:

“Musik von gestern und heute”, welche Ralph Benatzky verspricht, trifft dann auch ins Schwarze: Klar klingt sie nicht wie heutige zeitgenössische Klassik, aber für die damalige Zeit war sie sicherlich äußerst innovativ: von rein klassischer romatischer Musik spannt sich der Bogen hin zu Jazz und Swing vom Allerfeinsten und den Titelsong der “Drei Musketiere” habe ich immer noch im Ohr. Dafür, dass das Werk musikalisch so großartig ist, ist es eigentlich viel zu unbekannt und mindestens so herausragend wie sein allseits bekanntes “Weißes Rössl”.

Die Besetzung, das gesamte Ensemble ist großartig. Ganz besonders hervorzuheben sind Artur Ortens (Kardinal), Frauke Schäfer (Königin Anna), Stefan Bischoff (König Ludwig), Reinhard Alessandri (D’Artagnan), Miriam Sharoni (Leona de Castro), Edith Leyrer (Madame Brissard), Elisabeth Fruhmann (Miotte), Beppo Binder (Caramel), Robert Sadil (Pater Ignotus), Kateryna Pacher (Catherine), Jasmina Sacr (Manon)  und nicht zuletzt Daniel Ohlenschläger (Porthos) und Darius Merstein-MacLeod (Aramis).

Die Regie/Inszenierung von Intendant Robert Herzl (Ausstattung: Pantelis Dessyllas) ist großartig, die Choreographie vom neuen Ballettchef Michael Kropf ist innovativ, die Fechtchoreographie von Christian Zmek (auch Kommandeur der Musketiere) ist authentisch und Franz Josef Breznik dirigiert gewohnt souverän das präzise musizierende Orchester der Bühne Baden. Daher bleibt nur noch zu schreiben: Schauen sie sich “Die drei Musketiere” in der Sommer-Arena in Baden an und lassen sie sich in eine andere Welt entführen, die so verschieden der heutigen Zeit vielleicht gar nicht sein mag. Nähere Informationen, Termine und Tickets sind hier abrufbar.

Und hier sind Eindrücke in Bildern (Fotos) von der Premiere der “Drei Musketiere” in Baden:

Donnerstag, 28. Juni 2012, von Elmar Leimgruber

Orthomolekulare Medizin: VKI warnt

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) warnt vor der Anwendung von so genannter orthomolekuare Medizin: Sie verursache  enorme Kosten und beinhalte zudem ein nicht unbeachtliches Risiko, auch weil die therapeutische Wirksamkeit nicht ausreichend nachgewiesen sei, so die Konsumentenschützer. Erwiesen sei hingegen, dass die Überdosierung von Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen problematisch sein kann.

Die orthomolekulare Medizin (OM) führt chronische Krankheiten auf eine Unterversorgung mit “Nährstoffen” zurück. Die Gabe hoher Vitamindosen, kombiniert mit Mineralstoffen und Spurenelementen, soll derartigen Erkrankungen vorbeugen bzw. diese heilen.

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat fünf zufällig ausgewählte Wiener Allgemeinmediziner mit Diplom für orthomolekulare Medizin konsultiert und die Verschreibungen sowie die Kosten analysiert. Zwischen drei und fünf Mittel wurden der Testperson “verordnet”. Dabei handelte es sich meist um Nahrungsergänzungsmittel, die dem Gesetz entsprechend keinerlei Therapeutikum darstellen dürfen. Die von den Ärzten empfohlene Dosierung der Mittel hätte jedoch in einigen Fällen u.a. zu einer massiven Überversorgung mit Vitamin D geführt. Vor solchen Überversorgungen warnt die Europäische Lebensmittelbehörde ausdrücklich. Eine Überdosierung kann u.a. zu Appetitlosigkeit, Erbrechen und in schweren Fällen bis hin zu Nierenschäden und Nierenversagen führen, mahnt der VKI:

“Wäre unser Patient der Empfehlung der Ärzte gefolgt hätten sich “Einstiegskosten” zwischen 230 und 492 Euro an Laboruntersuchungen, Ordinationsgebühren, Kosten für die Medikamente bzw. Nahrungsergänzungsmittel, etc. ergeben”. Für eine mehrmonatige Behandlung ist mit einigen Hundert Euro an weiteren Kosten zu
rechnen. Diese Kosten werden von den Krankenkassen aufgrund mangelnder wissenschaftlicher Beweise der Wirksamkeit nicht übernommen, sind also privat zu tragen. Fazit: Die Kosten, aber auch die Risiken einer Behandlung mit orthomolekularer Medizin können erheblich sein, während die therapeutische Wirksamkeit bis dato nicht ausreichend nachgewiesen ist, so der VKI.

Da die von den Ärzten verwendeten Präparate teilweise von diesen selbst verkauft werden, erhob der VKI zusätzlich anonym bei Herstellerfirmen, mit welchen Preisnachlässen, Provisionen oder “Studienbeiträgen” Ärzte bei den im Test verschriebenen Präparaten rechnen können. Bei Präparaten der Firma Biogena wären dies etwa 40 Prozent Preisnachlass beim direkten Verkauf oder 15 Prozent Provision für den Arzt, wenn der Patient selbst bestellt. Ähnliche Ergebnisse erhoben die Tester für die verschriebenen Präparate der Firmen Orthotherapia und Promedico. Nähere Informationen zum durchgeführten VKI-Test gibt es auf www.konsument.at sowie ab dem 28.6. im Juli- KONSUMENT.

Mittwoch, 27. Juni 2012, von Elmar Leimgruber

Das war das Donauinselfest 2012

3 Millionen Besucher gabs laut Veranstalter beim diesjährigen Wiener Donauinselfest. Der am besten besuchte Tag war diesmal demnach der Sonntag mit 1,2 Millionen Besuchern. Projektleiter Sascha Kostelecky: “Das 29. Donauinselfest hat unsere Erwartungen sogar noch übertroffen. Die Besucherinnen und Besucher haben einen rücksichtsvollen Umgang miteinander gepflegt. Getreu dem Motto “Zusammen leben. Zusammen feiern” haben sie gemeinsam das friedlichste und größte Open Air Festival Europas bei freiem Eintritt gefeiert.”

Meine persönlichen diesjährigen Highlights waren übrigens Silbermond, Simple Minds, Peter Kruder, Tim Bendzko, Tony Christie, Viktor Gernot und The Boss Hoss. Und hier sind Eindrücke in Bildern (32 Fotos) vom Donauinselfest 2012:

 

Dienstag, 26. Juni 2012, von Elmar Leimgruber

Nachrichtenagenturen: dpa und KNA kooperieren technisch

Die deutschen Nachrichtenagenturen dpa (Deutsche Presse-Agentur) und KNA (Katholische Nachrichten-Agentur) haben eine umfassende technische Zusammenarbeit vereinbart. Einer der Kernbestandteile der neuen Partnerschaft ist, dass die KNA künftig für die crossmediale Produktion sowie für das Nachrichtenmanagement ihrer multimedialen Inhalte eine Version des dpa-Redaktionssystems ines sowie das dpa-Planungssystem PLATO nutzt.

Zudem wird laut gemeinsamer Aussendung die KNA ihre Produkte über ein Web-Portal ihren Kunden präsentieren. Dort können Kunden in einen Echtzeitdialog mit KNA-Redaktionen treten und Kritik, Wünsche und Anregungen äußern – ein Prinzip, das auch dpa-Medienkunden vom Portal dpa-news kennen. Darüber hinaus können KNA-Kunden und -Mitarbeiter im digitalen Archiv der Agentur recherchieren.

Die Umstellung der KNA-Systeme soll im zweiten Quartal 2013 abgeschlossen sein. Redaktionell arbeiten die beiden Agenturen auch künftig vollkommen unabhängig voneinander. Die dpa-Tochter dpa-mediatec stellt die technischen Systeme für die Produktion zur Verfügung und den Betrieb sicher. Der Betrieb der Web-Plattform sowie die Auslieferung der KNA-Inhalte erfolgen über den Kommunikationsdienstleister mecom in Hamburg, an dem die dpa und die KNA – zusammen mit weiteren Nachrichtenagenturen – beteiligt sind.

Die dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH ist nach Eigendefinition der unabhängige Dienstleister für multimediale Inhalte. Die Nachrichtenagentur versorgt als Marktführer in Deutschland tagesaktuelle Medien aus dem In- und Ausland. Ein weltumspannendes Netz von Redakteuren und Reportern garantiert nach eigenen Angaben die Nachrichtenbeschaffung nach im dpa-Statut festgelegten Grundsätzen: unparteiisch und unabhängig von Weltanschauungsfragen, Wirtschafts- und Finanzgruppen oder Regierungen. In Österreich ist unter anderem die Austria Presse Agentur (APA) Partner der dpa.

Die 1952 gegründete Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) ist eine der etablierten Fachagenturen in Deutschland. In Europa ist sie nach eigenen Angaben die größte und leistungsfähigste katholische Nachrichtenagentur. In Deutschland beziehen mehr als 60 Prozent der Tagespresse, die Bistums- und Kirchenpresse, zahlreiche Magazine, Rundfunk- und TV-Anbieter sowie Internet-Redaktionen täglich KNA-Material. Die KNA berichtet “multimedial, objektiv und journalistisch unabhängig” aus der Welt der Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie über alle gesellschaftlichen und politischen Themen, die für die katholische Kirche wichtig sind.

Montag, 25. Juni 2012, von Elmar Leimgruber

Die Zukunft Ägyptens und des Nahen Ostens

Ja, ich freue mich darüber, dass die Menschen in Ägypten nun endlich ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen konnten. Und: Demokratie ist immer besser als eine diktatorische oder absolutistische Staatsform. Und nein, es steht dem Westen nicht zu, sich da aktiv einzumischen.

Dass die Ägypter nun mehrheitlich einen Islamisten zum neuen Staatsoberhaupt gewählt haben, darf nicht weiter verwundern: Der eigentlich -nach wie vor- regierende Militärrat hat den Menschen keine Alternativen gelassen: Praktisch alle ernstzunehmenden Kandidaten von der Wahl auszuschließen ist nicht demokratisch und aus heutiger Sicht wohl ein schwerer Fehler:

Man kann nicht freie Wahlen ankündigen und den Menschen dann nur die Alternative zwischen einer Wiedereinführung des bisherigen Systems (das durch die ägyptische Revolution gestürzt wurde) und einem Islamisten bieten: 49 Prozent der Wahlberechtigten blieben dieser Nicht-Wahl fern, was auch ein deutliches Zeichen an die Machthaber in Ägypten und außerhalb ist.

Dass das Wahlergebnis zugunsten des Islamisten so knapp ausfiel, sollte auch Zeichen der Hoffnung sein. Dennoch musste man voraussehen, dass die Menschen, die ein ungerechtes diktatorisches System gestürzt haben, bei ihrer ersten freien Wahl nicht für eine Fortsetzung dieses Systems wählen werden. Dieses Ergebnis war also -mangels wirklicher Alternativen- vorauszusehen.

Dass der Militärrat bereits vorher den Präsidenten durch Entzug maßgablicher Befugnisse entmachtet hat und dass der Neue von der westlichen Presse (die auch trotz der Seiten Jahren zunehmenden islamistischen Tendenzen auch die Türkei für “EU-tauglich” hält) tatsächlich naiv als “schwach” dargestellt wird, ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Ägypten nun einen Islamisten an der Spitze des Staates hat. Sorge bereiten mir allerdings nicht seine “Not”-Wähler, sehr wohl aber seine vielen offenbar überzeugten islamistischen Anhänger, die nun einen vollständigen islamistischen Umsturz fordern.

Der neue Staatspräsident Mohammed Mursi kündigte dann auch als Antwort und als erste politische Maßnahme eine Verbesserung der Beziehungen zum Iran (!) an. Das bedeutet vor allem für Israel nichts Gutes. Und sollte nicht nur im gesamten Nahen Osten, sondern auch im Westen die Alarmglocken zum Beben bringen.

Würden hier in Europa etwa beispielsweise Parteien wie “Die Christen” (in Österreich) oder “Pro NRW” plötzlich die meisten Stimmen der Wähler erhalten, würden (obwohl die Folgen da bei weitem nicht so katastrophal wären, wie manche befürchten) alle Linken und Humanisten die Demokratie begraben sehen und den Untergang Europas nahe sehen. Mit mindestens derselben Aufmerksamkeit sind aber meines Erachtens auch Entwicklungen zu beobachten, die im Nahen Osten und überhaupt in der islamischen Welt vor sich gehen.

Mal ganz abgesehen davon, dass Ägypten ja auch vom Tourismus lebt und sich daher bei entsprechenden inslamistischen Gesetzesänderungen ins eigene Fleisch schneiden würden: Es ist mir zwar rätselhaft, aber es ist offensichtlich einfach so: die Menschen wollen zwar selbst wählen, aber wählen dann doch wieder jemanden, der ihnen vorschreibt, wie sie leben müssen, was im EU-Raum heute undenkbar wäre. Wenn die Menschen dort frei wählen können: warum entscheiden sie sich dann nicht für die Freiheit von einem Gottesstaatentums, sondern lassen sich erneut unterjochen, diesmal vom Islamismus, welche keine Religionsfreiheit kennt?

Ich habe große Achtung vor gläubigen Menschen jeglicher Religion (auch des Islam), aber es kann nicht im Sinne Gottes sein, Andersdenkende und “Ungläubige” eine Religion überzustülpen. Echter Glaube ist nicht von Zwang geprägt, sondern gibt Freiheit: sich und anderen.  Ich warne jedenfalls ernsthaft davor, die Folgen des Arabischen Frühlings, der bedauerlicherweise nicht zu mehr Demokratie geführt hat, sondern tatsächlich dem Islamismus erst massiven Aufwind verschafft hat, zu verharmlosen. Wachsamkeit ist das Gebot der Stunde.

Freitag, 22. Juni 2012, von Elmar Leimgruber

Rund um die Regenbogenparade 2012

Eigentlich hätte dies -wie in den Vorjahren- nur eine Bildreportage mit wenig Text über die Regenbogenparade als Fest gelebter Toleranz werden sollen. Aber anstattdessen muss dieser Beitrag nun neben den Fotos zu einem Plädojer für Meinungsfreiheit werden. Leider.

Eigentlich wollte ich hier nur jede Menge viele bunte Fotos als Eindrücke in Bildern von der diesjährigen Regenbogenparade in Wien zeigen und eben mal kurz aus auch zur kleinen Kundgebung von Paradengegnerm schauen, um im Zeichen der Ausgeglichenheit in der Berichterstattung (mit einem Fotos belegt) auch diese zu erwähnen. Eigentlich.

So ging ich zunächst dem Ring entlang und fotografierte jede Menge fröhlicher und bunter Gestalten und schaute dann noch zum Stock im Eisen Platz (hinterm Stephansplatz). Die “Prozession”, so kann man die Kleingruppe, ausgerüstet nur mit einem Auto samt Lautsprechern, Kreuzen, einigen (schwulenfeindlichen) Plaketen und rosenkranzbetend, nennen, zog dann bis zum Platz an der Seite der Staatsoper, wo sie innehielten und erneut Rosenkranz beteten. Kurzum also handelte es sich um eine vollkommen harmlose kleine Gruppe von etwa 30 bis 40 Teilnehmern.

Wäre ja schön, wenn es so gelaufen wäre, dass die Zehntausenden Paradenteilnehmer ihren Weg um den Ring ziehen und die wenigen Teilnehmer der Gegenkundgebung ihre bescheidene Veranstaltung -im Sinne der Meinungsfreiheit- genauso hätten abhalten können. Dem war aber nicht so. Leider:

Während die Teilnehmer an der Parade -zu Recht- ungestört und ungehindert ihre Veranstaltung rund um den Ring abhalten konnten, wurde die kleine Gruppe der Gegenkundgebung von allen Seiten durch rasch organisierte Störenfriede behindert, die pfiffen, buhten, trommelten und schrieen und die Teilnehmer und ihren Glauben beschimpften und sie beleidigten und immer wieder ihre Prozession aufzuhalten versuchten. Und selbst mehrere Straßensperren vermochten die Unruhestifter und Radau-Demonstranten nicht von den Kundgebungsteilnnehmern wirklich zu trennen. Sie stürmten erneut wieder von allen Seiten her.

Bei der Staatsoper angekommen mussten die Kundgebungsteilnehmer zu ihrem Schutz vor den Aggressoren schließlich von der Polizei eingekreist werden. Und sobald die Kundgebungsteilnehmer zu beten begannen, ging der Lärm der anderen wieder los. Da jedoch immer mehr Störenfriede Richtung Oper mobilisiert wurden und die Kundgebung durch die Störungen und den Lärmpegel immer mehr verunmöglicht wurde, forderte die Polizei schließlich die Sondereinheit Wega und die Hundestaffel zur Verstärkung an.

Es wurden auch mehrere Videos gedreht, darunter eines vom katholischen gloria.tv, das zugunsten der Kundgebungsteilnehmer berichtete, eines von einem offensichtlichen Sympathisanten der Störenfriede.

Ich vertrete keineswegs uneingeschränkt den Standpunkt der Kundgebungsteilnehmer. Im Gegenteil: Ihre Sorge und ihr Idealismus (sich für ihre Überzeugung so ausgrenzen und beschimpfen zu lassen) mögen berechtigt sein und jeder kann dankbar sein, wenn für ihn gebetet wird (weil Gott glücklicherweise Gebete manchmal ganz anders erhört, als vom Betenden gewünscht): Dennoch sind deren Anligen bei dieser Kundgebung äußerst bedenklich, zumal Homosexualität und Familie Parallelbereiche sind und Homosexualität oder die Eingetragene Partnerschaft demnach gar keine Gefahr der gewiss schützenswerten Institution Familie darstellen können. Ihr Weg und ihre Forderungen diesbezüglich sind daher jedenfalls der falsche Weg. So wünsche ich mir von den Kundgebungsteilnehmern mehr Toleranz, Gelassenheit, Glauben und Vertrauen an das Gute im Menschen.

Genauso intolerant sind aber auch die Gegendemonstranten. Ich bin nicht nur ein überzeugter Demokrat, sondern auch ein unbedingter Verfechter und Verteidiger der Meinungsfreiheit. Toleranz ist wichtig, ja notwendig und zwar auf allem Seiten. Problematisch wirds allerdings dann, wenn die eine Seite zwar für sich Toleranz beansprucht, aber nicht bereit ist, dem anderen auch eine entgegengesetzte Meinung zuzugestehen. Mal abgesehen davon, dass die vielen rasch organisierten Radau-Demonstranten der Kundgebung -wohl unfreiwillig- zu einer Bedeutung verhalfen (sie aufwerteten), auf die sie vielleicht gerne verzichtet hätten:

Wenn es in einem demokratischen Land wie Österreich offensichtlich nicht mehr möglich ist, betend durch die Straßen zu ziehen und zu seiner (der Öffentlichen Meinung gänzlich entgegengesetzten) Meinung auch öffentlich zu stehen dann mache ich mir Sorgen um unser Land. Und gerade, wer einer Minderheit angehört, müsste doch eigentlich so sensibel sein, auch anderen Minderheiten die freie öffentliche Meinungsäußerung zuzugestehen, auch wenn man sie keinesfalls nachvollziehen oder gar gutheißen kann.

Ich wünsche mir für die Zukunft, dass ausnahmslos jeder in Österreich das Recht haben muss, ungehindert und ungestört seine Meinung (sofern sie nicht gegen geltende Gesetze verstößt) auch öffentlich kundzutun, ohne dass ihm irgendwer den Mund verbieten will, der anders denkt. Es muss möglich sein, dass zwei vollkommen konträre Meinungen nebeneinander stehen, ohne dass man sich gegenseitig niederbrüllt oder den Mund verbietet. Es muss eine Kultur wachsen, die Andersdenkende tatsächlich toleriert und nicht nur Toleranz für sich selbst beansprucht. Dann erst sind wir eine wirklich reife Demokratie und Gesellschaft.

Und hier sind Eindrücke in Bilder (Fotos) sowohl von der bunten Regenbogenparade als auch von der Gegen-Kundgebung:

Donnerstag, 21. Juni 2012, von Elmar Leimgruber

Grimme Online Award und klicksafe Preis 2012 vergeben

Insgesamt acht Websites sind mit dem diesjährigen Grimme Online Award für ihre herausragende publizistische Qualität im Netz ausgezeichnet worden. Der Direktor des Grimme-Instituts, Uwe Kammann, hob im Rahmen der Preisgala am 20. Juni in Köln, welche erstmals auch via Livestrem  ins Internet übertragen wurde, die Qualitätsdichte des Wettbewerbs hervor. Sie belege eindrucksvoll die publizistischen Potenziale des Netzes. Die Verleihung des Grimme Online Award bildet traditionell den Schlusspunkt beim Medienforum.NRW.

Im Rahmen der Preisverleihung wurde auch der “klicksafe Preis für Sicherheit im Internet” vergeben. In der Kategorie Webangebote ging er an das Portal “ins-netz-gehen.de”. Die Jury würdigte bei diesem Angebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung besonders, dass es das Thema problematischer Computer- und Internetnutzung hervorragend veranschauliche, Faktenwissen vermittle und dabei gleichzeitig abwechslungsreich unterhalte. In der Kategorie Projekte wurde das “Infocafe” der Stadt Neu-Isenburg mit einem klicksafe Preis ausgezeichnet, das laut Jury lokale medienpädagogische Arbeit so beispielhaft umsetze, “dass man sich viele Nachahmer wünscht.”

In der Kategorie Information prämierte die Jury zwei Angebote, die sich engagiert und perspektivenreich aktuellen Themen zuwenden. Das “MiGAZIN” widme sich den Fragen von Migration und Integration “mit qualitativ hochwertigen Texten und verständlicher Berichterstattung”, so die Jury. Die vornehmlich aus Migranten bestehende Redaktion schaffe mit ihren Sichtweisen neue Einblicke in ein emotionales Thema.

Das Weblog “Zukunft Mobilität” wird als überzeugende Einzelleistung und gelungenes Beispiel für eine aktuelle, kritische und problembewusste Beschäftigung mit Verkehrsthemen ausgezeichnet, die zugleich eine “lebendige Wissensplattform” biete.

In der Kategorie Wissen und Bildung gab es drei Preise. Mit dem ARTE-Angebot “Amazonien – die Seele der Indios” würdigte die Jury ein Web-Special, das sich in Videos und Texten dem bedrohten Amazonasgebiet widmet. “Mit Schlagwörtern, Glossar und dezenter Menüführung sowie einer sorgfältig komponierten Abfolge der Videos setzt das Angebot zudem Maßstäbe”, so die Jury.

Bei der ausgezeichneten Website “Lobbypedia” wird hervorgehoben, dass über die Aufbereitung öffentlich zugänglicher Informationen die Verknüpfungen zwischen Politik und Wirtschaft transparent gemacht würden. So werde, basierend auf dem Netzwerkgedanken, “eine sorgfältige Zusammenstellung des Lobbyismus in Deutschland” präsentiert.

Der YouTube-Kanal “MusikTraining” überzeugte die Jury durch die kompetente Aufbereitung vielfältiger Themen, mit denen Musikkenntnisse vermittelt werden. Die Kombination aus Fachwissen und journalistischen Anteilen sei “perfekt gemischt – ohne es dabei an Unterhaltung mangeln zu lassen.”

In der Kategorie Kultur und Unterhaltung prämierte die Jury zwei Angebote, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen. “140 Sekunden” porträtiert in 140 Sekunden langen Videos Menschen, die hinter erfolgreichen und originellen Twitter-Accounts stehen. Die hochwertigen Videos verliehen diesen Tweets ein persönliches Gesicht und verdeutlichten in aller Kürze die Leidenschaft der dahinterstehenden Personen. Die Interaktionsmöglichkeiten des Internets würden vorbildlich integriert.

Als überragend bezeichnet die Jury die Gestaltung der Website “berlinfolgen” von 2470media und taz.de. Bei diesen Porträts von Menschen aus Berlin entstehe durch die Kombination aus erstklassiger Reportagefotografie, O-Tönen und kurzen Filmsequenzen ein außergewöhnliches Mediengenre.

In der Kategorie Spezial wurde das Tonspuren-Projekt “Memory Loops” ausgezeichnet. Hier verortet die Künstlerin Michaela Melián neu gesprochene Tondokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus im Stadtraum von München. In ausgereifter Form entstehe eine intensive Verbindung von medialer Aufbereitung und unmittelbarer Erfahrung.

Der Publikumspreis geht in diesem Jahr an die “Tagesschau-App”. Aus allen 26 für den Grimme Online Award nominierten Netzangeboten konnten die Nutzer auf einer Abstimmplattform bei TV SPIELFILM ihren Favoriten wählen.

Die Bilanz bei diesem 12. Grimme Online Award sei so erfreulich wie klar, erklärte Kammann: “In beeindruckender Weise demonstrieren die Preisträger, welch eine hohe Qualität im Netz möglich ist, und dies bei aller Rasanz, mit der sich die Netzwelt entwickelt, immer weiter verzweigt und dabei ständig neue Räume erschließt”. Die ausgezeichneten Online-Angebote zeigten beispielhaft, “wie sich lebensnahe und relevante Themen innovativ und formal anspruchsvoll sowohl netz- als auch nutzergerecht realisieren lassen”.

Auch die Jury lobt in ihrem Statement die insgesamt hohe Qualität und Vielfalt des Angebots: “Themen werden im Internet einmal mehr anders erzählt, anders präsentiert, die Leserschaft wird anders beteiligt”. Dabei kristallisiere sich “eine neue Strömung heraus, die verstärkt einen Protagonisten in den Mittelpunkt stellt: den Menschen.” Die Auswahl unter den 26 nominierten Angeboten sei der Jury sehr schwergefallen, so der Juryvorsitzende Michael Schwertel: “Gerne hätten wir mehr als die acht möglichen Preise vergeben.”

 

Die Preisträger des 12. Grimme Online Award in der Übersicht:

Kategorie INFORMATION
MiGAZIN: www.migazin.de
Zukunft Mobilität: www.zukunft-mobilitaet.net

Kategorie WISSEN UND BILDUNG
Amazonien — die Seele der Indios: amazonie.arte.tv/de
Lobbypedia: lobbypedia.de
MusikTraining: www.musiktraining.de

Kategorie KULTUR UND UNTERHALTUNG
140 Sekunden: 140sekunden.de
berlinfolgen: berlinfolgen.de

Kategorie SPEZIAL
Memory Loops: www.memoryloops.net

Publikumspreis
Tagesschau-App: www.tagesschau.de/app

Mittwoch, 20. Juni 2012, von Elmar Leimgruber

20. Juni: Weltflüchtlingstag

Menschen auf der Flucht
Foto: © UNHCR

Heute, am 20. Juni, wird der Weltflüchtlingstag begangen. Der Welttag der Migranten und Flüchtlinge geht ursprünglich auf Papst Benedikt XV. zurück, welcher 1914 mit dem Dekret “Ethnografica studia” unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges zu diesem ausrief und der seither jährlich abgehalten wird. Seit 2001 wird der 20. Juni auch von der UNO als Weltflüchtlingstag begangen. Am 4. Dezember 2000 erklärte die UN-Generalversammlung mit der Resolution 55/76 zum bevorstehenden 50. Jahrestag der Gründung des UNHCR den 20. Juni zum Weltflüchtlingstag. Die Video-Botschaft von UNHCR-Sonderbotschafterin Angelina Jolie zum diesjährigen Weltflüchtlingstag ist hier abrufbar:



Laut dem aktuellen UNHCR-Report 2011, welcher im Vorfeld des Weltflüchtlingstages publiziert wurde, mussten 800.000 Menschen aus ihrem Heimatland fliehen. Die massiven Krisen des letzten Jahres wie in Côte d’Ivoire, Libyen, Somalia und Syrien spiegeln sich im ‘Global Trends’-Report des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) wider. Mit über 800.000 Menschen, die allein 2011 aus ihrem Heimatland fliehen mussten, erreichte die Neuanzahl von Flüchtlingen seit 2000 einen Höchststand. Ingesamt waren 4,3 Millionen Menschen im Jahr 2011 neu von Vertreibung und Flucht betroffen, viele von ihnen innerhalb ihres Heimatlandes.

“Das Jahr 2011 war geprägt von Leid epischen Ausmaßes. Innerhalb kürzester Zeit mussten in den Konflikten sehr viele Menschen einen hohen persönlichen Preis zahlen”, so  UN-Flüchtlingskommissar António Guterres. “Wir können nur dankbar dafür sein, dass das internationale Schutzsystem in den meisten Fällen funktionierte und die Grenzen für Flüchtlinge offen gehalten wurden. Die aktuellen Krisen stellen zweifellos eine Bewährungsprobe dar.”

Weltweit waren im letzten Jahr 2011 insgesamt 42,5 Millionen Menschen auf der Flucht: 15,2 Millionen Flüchtlinge, 26,4 Millionen Binnenvertriebene und 895.000 Asylsuchende. Trotz der deutlich gewachsenen Zahl von Flüchtlingen ist die Gesamtzahl weltweit niedriger als 2010 mit rund 43,7 Millionen Menschen auf der Flucht. Hauptsächlich ist dies darauf zurückzuführen, dass letztes Jahr die seit zehn Jahren größte Anzahl an Binnenvertriebenen nämlich 3,2 Millionen Menschen – nach Hause zurückkehren konnte.

Vergleicht man die Zahlen der letzten zehn Jahre, so zeigt der Bericht mehrere Besorgnis erregende Trends auf: So sind in diesem Zeitraum stetig mehr Menschen auf der Welt von Flucht und Vertreibung betroffen. In den letzten fünf Jahren waren es  immer mehr als 42 Millionen. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen viele Jahre lang als Flüchtlinge in einem Camp oder unter schwierigen Lebensbedingungen in Städten ausharren müssen, sehr groß geworden. So warten beinahe drei Viertel (7,1 Millionen Menschen) der 10,4 Millionen Flüchtlinge unter UNHCR-Mandat seit mindestens fünf Jahren darauf, dass für ihre Zukunft eine langfristige Lösung gefunden wird.

Die meisten Flüchtlinge weltweit kommen laut Report weiterhin aus Afghanistan (2,7 Millionen Menschen), gefolgt vom Irak (1,4 Millionen Flüchtlinge), Somalia (1,1 Millionen Flüchtlinge) und der Demokratischen Republik Kongo (491.000 Flüchtlinge). Rund vier Fünftel aller Flüchtlinge bleibt in ihren Nachbarländern. So leben beispielsweise in Pakistan 1,7 Millionen Flüchtlinge, im  Iran 886.500, in Kenia 566.500 und im Tschad  366.500. 571.700 Flüchtlinge leben in Deutschland die höchste Zahl im Vergleich der Industrieländer. In Südafrika wurden vergangenes Jahr ebenso wie in den letzten vier Jahren die meisten Asylanträge gestellt (107.000 Anträge).

Dienstag, 19. Juni 2012, von Elmar Leimgruber

Hipp erhält den Goldenen Windbeutel 2012 für die dreisteste Werbelüge des Jahres

Firmenchef Claus Hipp bürgt in der Werbung  für die Qualität seiner Produkte “mit seinem Namen”. Dennoch wurden seine Instant-Tees für Kinder mit über 44.000 Stimmen von Konsumentenschützern zur “Dreistesten Werbelüge des Jahres” gekürt. Hipp erhielt für dieses Produkt daher (Preisannahme verweigert) den von der Konsumentenschutzorganisation foodwatch alljährlich vergebenen “Goldenen Windbeutel”. An zweiter Stelle der Werbelügen-Charts steht die “Viva Vital Hackfleisch-Zubereitung” von Netto, gefolgt von Becel pro.activ von Unilever.

“Zuckrige Instant-Tees bewirbt Hipp -trotz des Zuckergehalts von umgerechnet zweieinhalb Stück Würfelzucker pro fertiger 200-Milliliter- Tasse- als geeignete Getränke für Kleinkinder schon ab dem 12. Monat: diese Irreführungskampagne haben Zehntausende Verbraucher zur dreistesten Werbelüge des Jahres gewählt,” schreibt foodwatch dazu: “Zuckergranulat mit Wasser aufgegossen: Eltern ein solches Produkt für Kleinkinder zu empfehlen ist unverantwortlich und passt in keiner Weise zu dem so oft betonten Anspruch von Hipp, ,kindgerechte’ und ,gesunde’ Produkte anzubieten, so Oliver Huizinga von foodwatch. Experten hingegen empfehlen, kleinen Kindern nur ungesüßte Getränke zu geben.

Das Ergebnis der Werbelügenwahl 2012 im Detail:

  1. Platz: Instant-Tees ab dem 12. Monat von Hipp (44.013 Stimmen/34,1 Prozent)
  2. Platz: Viva Vital Hackfleisch-Zubereitung mit pflanzlichem Eiweiß von Netto-Markendiscount (35.549 Stimmen/27,5 Prozent)
  3. Platz: Becel pro.activ von Unilever (28.686 Stimmen/22,2 Prozent)
  4. Platz: Clausthaler von Radeberger (13.104 Stimmen/10,1 Prozent)
  5. Platz: Landlust Mirabelle & Birne von Teekanne (7.877 Stimmen/6,1 Prozent)

Bereits im Mai 2012 hatte foodwatch die Hipp-Tees kritisiert und eine E-Mail-Aktion an den Hersteller gestartet. Mehr als 10.000 Verbraucher beschwerten sich draufhin laut foodwatch direkt bei Unternehmenschef Claus Hipp. Das Unternehmen kündigte daraufhin an, seine Zuckergranulat-Tees nicht länger als “Durstlöscher” zu bewerben. In einer Antwort an Verbraucher bezeichnete sie Hipp stattdessen als “Genussmittel”, die “gut für die Seele” der Kinder seien. Nach Bekanntgabe der Nominierung für den Goldenen Windbeutel versprach der Hersteller, die Produkte bis Ende des Jahres durch neue Produkte ohne Zuckerzusatz ersetzen zu wollen.

“Vom vermeintlich gesunden Durstlöscher zum Genussmittel für die Seele – diese bemerkenswerte Umdeutung zeigt, dass die Unternehmen offenbar nur durch den öffentlichen Druck der Verbraucher reagieren”, sagte Oliver Huizinga von foodwatch. Es sei richtig, die völlig überflüssigen und für Kleinkinder ungeeigneten Zuckergranulat-Tees aus dem Sortiment zu nehmen.

Inwieweit die Nachfolgeprodukte dem Hipp-Anspruch von “kindgerechten” und “gesunden” Produkten genügen werden und ob der Protest wirklich einen Fortschritt für die Verbraucher bringt, lasse sich jedoch noch nicht beurteilen: Das Unternehmen hat die Zusammensetzung der Ersatzprodukte noch nicht bekannt gegeben. “Eigentlich gibt es keine Notwendigkeit, andere Produkte zu entwickeln, denn Hipp hat geeignete Kleinkind-Getränke längst im Sortiment: die guten alten Teebeutel”, so Oliver Huizinga. Bis zur Markteinführung der Ersatzprodukte will Hipp seine Zucker-Instant-Tees offenbar weiterhin wider besseres Wissen im Kleinkind-Sortiment und mit der Empfehlung ab dem 12. Lebensmonat verkaufen, so foodwatch.

Die Wahl zum Goldenen Windbeutel lief vom 22. Mai bis zum 18. Juni 2012 auf www.abgespeist.de. Insgesamt haben sich laut eigenen Angaben am foodwatch-Portal gegen Etikettenschwindel, 129.229 Verbraucher an der Wahl zum Goldenen Windbeutel 2012 beteiligt. foodwatch vergab den Preis 2012 für die dreisteste Werbelüge des Jahres bereits zum vierten Mal. 2011 wählten die Verbraucher die “Milch-Schnitte” von Ferrero zum Windbeutel-Sieger, 2010 erhielt die Molkerei Zott die Negativ-Auszeichnung für ihren “Monte Drink”, 2009 Danone für seinen probiotischen Joghurt “Actimel”.

Montag, 18. Juni 2012, von Elmar Leimgruber

Wenn die Menschen vernünftig wählen würden…

Leider bin ich mit meiner Einschätzung vor wenigen Tagen richtig gelegen: die Franzosen haben bedauerlicherweise auf den linken populistischen Sprücheklopfer Hollande gehört und haben ihn nicht nur zum neuen französischen Präsidenten gewählt, sondern ihm auch noch eine satte Parlamentsmehrheit besorgt. Es ist bei den Franzosen zwar nichts Neues, dass sie sich aufhetzen lassen, sondern das lange Tradition; immerhin ist sein Vorgänger Sarkozy ja auch wegen populistischen Versprechen gewählt worden; doch hatte dieser wenigstens dann, als er an der Macht war, dann doch zumindest einigermaßen verantwortungsbewusst regiert und damit zusammen mit der der deutschen Kanzlerin Merkel verhindert, dass das gemeinsame Boot Europa trotz Finanzkrise möglichst nicht untergeht.

Doch anstelle der Dankbarkeit wurde er abgewählt: Die Franzosen wollen offenbar niemanden an der Spitze ihres Staates, der vernünftig und langfristig agiert und nicht nur provinziell denkt, sondern wen, der nur auf eigene und nationalistische Interessen bedacht ist und der die Schuldenpolitik, die überhaupt erst zu den Krisen der vergangenen Jahren geführt hat, unbedingt fortsetzen, ja noch exzessiver betreiben will: Hollande. Und dabei geht es Frankreich nicht mal so schlecht wirtschaftlich: noch nicht.

So kann, wie bereits in erwähntem Kommentar geschrieben, die Euro-Zone nicht weiterbestehen. Will Hollande den Stabilitätspakt aufschnüren, womit leider zu rechnen ist, stürzt er sein Land finanziell in den Abgrund. Bei dieser Zukunfts-Perspektive sage ich: Schluss mit der Euro-Zone (und zwar besser heute als morgen) oder eine Reduktion dieser auf Deutschland, Österreich und Luxemburg: Wenn einer weiter Geld zum Fenster rausschmeißen will, das nicht da ist, dann soll er das tun, aber da müssen die anderen bislang noch gesunden Staaten davon unbeschadet bleiben. Also bitte dann weg mit dem Euro. Und Frankreich soll sich dann sein selbstgeschaufeltes Grab auch selbst finanzieren.

Ganz anders die Griechen: die sind zwar tatsächlich finanziell und perspektivenmäßig am Ende und zwar schon seit Monaten. Doch sie, der wir in Europa die Demokratie überhaupt zu verdanken haben, haben bei diesen Wahlen echte Reife bewiesen: Wenn  man täglich ums Überleben kämpfen muss und trotzdem nicht mehrheitlich die linken populistischen Aufrührer Syriza wählt und jene Sozialisten, die über Jahrzehnte hindurch erst die hohen Staatsschulden und damit die heutigen Probleme verursacht haben, massiv abstraft und dafür den Konservativen seine Stimme gibt, dann war das zumindest für jene 30 Prozent der Wähler mit Sicherheit ein persönliches Opfer und eine klare Entscheidung der Vernunft:

Solche klar denkenden Menschen wünschte ich mir vielmehr auch in allen anderen Staaten, vor allem in Europa: Das sind die Mutigen und das sind jene, die nicht Populisten wählen, sondern nicht nur aktuell, sondern auf die Zukunft bezogen vernünftige Weichenstellungen setzen, auch wenn der Weg dorthin steinig ist. Das sind reife Wähler, welche es zutiefst verdienen, dass es eine Demokratie gibt, für die wir alle äußerst dankbar sein sollten. Ich ziehe meinen imaginären Hut vor dem reifen Demokratieverständnis von vielen Griechen.

Nur befürchte ich (vgl. dazu auch meinen Kommentar zum Wahlergebnis in Griechenland und Frankreich vor einigen Wochen), dass auch diesesmal keine Regierung zustande kommen wird, weil die Sozialisten aus mangelnder Einsicht, anstatt sich in Schutt und Asche zu hüllen und froh zu sein, mitregieren zu dürfen, aus Angst vor der Syriza ihre Regierungsbeteiligung wohl wieder verweigern werden. Dann wird aber ein Ausstieg aus dem Euro der nächste notwendige Schritt sein müssen (und vor allem jene, welche jetzt Syriza gewählt haben, haben diese Situation dann mitzuverantworten. Einen Austritt aus der Euro-Zone sollten sich übrigens auch andere -vor allem südliche- EU-Länder ernsthaft überlegen: So können sie bei wirtschaftlichen Problemen zumindest über die Geldentwertung kurzfristig gegensteuern.

Und Ja: ich bin daher auch für mehr direkte Demokratie, obwohl auch hierzulande meist jene Parteien und Politiker gewählt werden, die medial am meisten gepuscht werden und zudem die populistischsten Wahl-Versprechen abgeben. Die Folge davon ist jedoch eine Dauerangst der meisten unserer Politiker, medial verrissen zu werden und/oder bei den nächsten Wahlen nicht wiedergewählt zu werden. Und das macht sie noch schwächer und leichter manipulierpar. Und das ist der eigentliche Grund für den Politik-Frust vieler Menschen: es gibt keine klare Linie und vor allem keine klaren Entscheidungen zumindest dann nicht, wenn sie unpopulär sind:

Das trifft beispielsweise besonders die überaus große Gruppe von Pensionisten (leider auch Bezieher von Luxus-Pensionen), aber auch beispielsweise das leidige viele betreffende, völlig ungerechte und bedauerlicherweise nie endende Problem Friedenszins speziell in Wien, das sonderbarerweise keine einzige Partei anzugreifen wagt. Dafür aber mehren sich vor allem aus Kreisen der SPÖ und der Grünen die extremst populistischen, ebenfalls ungerechten (denn mehr leistet, soll auch mehr verdienen), eigentlich kommunistischen Forderungen nach einer Umverteilung von reich zu arm: Dabei hätte Österreich die Krisen der vergangen Jahre nie so unbeschadet überstanden, wären diese Forderungen umgesetzt worden: die entscheidenden Wirtschaftsträger hätten ihre Betriebe, ihr Kapital und Stiftungen ins Ausland verlegt, gefolgt von hoher Arbeitslosigkeit, gefolgt von Rezession und letztlich wohl mit einem Zusammenbruch des (nicht mehr finanzierbaren Sozial-)Systems und Massenarmut verbunden. Da linke Ideologen aber immer nur gegenwartsbezogen (das was die Leute aktuell hören wollen) und nicht zukunftsorientiert denken, vertreten sie weiter ihre Positionen und versprechen den Menschen Paradieseszustände fürs Jetzt und politische Illusionen, was aber (übrigens auch im rechten politischen Spektrum) funktioniert, wie man bei Wahlen sieht: Leider.

Die wenigsten Menschen in Europa sind heute schon so weit, dass sie jene Parteien und denjenigen wählen, der ihren klar sagt, was Sache ist, dass nun mal gespart werden mus und dass das Ziel sein muss, langfristig von den Staatsschulden wegzukommen: dabei wäre das ehrlich, zukunftsorientiert und seriös. Vielleicht aber wählen die Menschen aber auch lieber lieber Populisten, weil von den vernünftigen Politiker keiner glaubhaft genug ist, dass man ihm auch zutraut, dass er das Land und seine Menschen -zumindest längerfristig- in eine bessere Zukunft hin regiert. Wünschenwert wären als viel mehr echte und Persönlichkeiten mit Verstand, Linie und klaren realisierbaren Visionen, die nicht dem Land schaden (weil man den “Reichen” durch noch höhere Steuern die Freude am Investieren in den Standort Österreich vermiest) in der Politik, die sagen, was Sache ist, auch wenn alle Medien gegen sie polemisieren. Und solche Politiker wünsche ich Österreich und auch allen anderen Staaten in der EU: Dann kann auch ich wieder zuversichtlich sein.