Archiv für November 2012

Donnerstag, 29. November 2012, von Elmar Leimgruber

Kardinal Schönborn ortet “Zwist-Fixiertheit” der Medien

 

Medienkritik übt der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn in neuem Public-Value-Bericht “Mehr-Wert” des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ): “Jedes Ringen wird zu einem Kampf stilisiert, bei dem am Ende Sieg und Niederlage bleiben”. Zeitungen und Magazine hätten dank des “besonderen Gewichts” des gedruckten Wortes auch eine besondere Verantwortung für die Information und Meinungsbildung in einer Demokratie, schreibt der Wiener Erzbischof:

“Der Trend zur Fixierung auf Zwist und Kampf” hingegen sei eine “bedenkliche Entwicklung” in  der massenmedialen Berichterstattung. Nicht nur die innerkirchliche Diskussion werde derzeit fast nur anhand von Leitfragen wie “Wer teilt aus, wer steckt ein, wer gewinnt, wer unterliegt?” eindimensional abgehandelt, kritisiert Kardinal Schönborn. “Die darunterliegenden Sachfragen werden kaum noch berührt.” Das verderbe die Lust am Lesen.

 

Dieses “Phänomen der medialen Dramatisierung” zeigt sich nach der Beobachtung Schönborns nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich: “Eheprobleme” würden gleich zu “Rosenkriegen”, wer den Vorschlag einer anderen Partei nicht aufgreift, erteile ihr “eine Ohrfeige”, wenn Politiker widersprächen, “attackieren” sie, nannte
der Kardinal einige Beispiele. Er wünsche sich daher “eine vertiefte Reflexion der Medienschaffenden über die Frage” an: “Worauf richten wir eigentlich den Blick der Menschen? Zeichnen wir wirklich das Bild der Wirklichkeit?”

Diese Nachdenklichkeit würde auch dem wirtschaftlichen Überleben des jeweiligen Mediums dienen, meinte Schönborn. “Denn wie wir aus der Sozialforschung wissen, sind Zwietracht und Kampf höchstens im Kino ein Quotenbringer. Da, wo es um die wirkliche Welt geht, zerstören sie. Auch die Lust am Lesen.”

Mittwoch, 28. November 2012, von Elmar Leimgruber

Einreichfrist für ÖZIV-Medienpreis naht

Der Einsendeschluss für den diesjährigen ÖZIV Medienpreis naht. Gesucht sind herausragende journalistische Leistungen in der Berichterstattung über Menschen mit Behinderungen im Arbeitsleben und in der Wirtschaft. Der mit Unterstützung des ÖJC ausgeschriebene Journalistenpreis wird getrennt für Print-und elektronische Medien vergeben und ist mit der Statue “Schuasch” des Künstlers Rudi Pinter sowie je 1.000 Euro dotiert.
Teilnahmeberechtigt sind journalistische Beiträge, die zwischen Jänner 2012 und Dezember 2012 entstanden und in österreichischen Print- oder
elektronischen Medien erschienen sind. Einsendeschluss ist der 31. Dezember 2012.

Wichtige Einreichungskriterien für die Bewertung sind vor allem:

- Die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit des Rezipienten zu wecken

- Die Relevanz der Information und der Nachrichtenwert

- Die Rücksichtnahme auf diskriminierungsfreie Sprache/Wording

- Die Originalität des Themas

- Die Objektivität und Unabhängigkeit sowie der Respekt für journalistische und ethische Prinzipien

- Der Umfang und Aufwand der Recherche

Pro Teilnehmer können maximal drei Beiträge eingereicht werden.

 

Einsendungen an:

ÖZIV Bundessekretariat
Stefan Pauser

1110 Wien, Hauffgasse 3-5/3. OG

Tel.: 01-513 15 35-0

Email: stefan.pauser@oeziv.org

Homepage: www.oeziv.org

Dienstag, 27. November 2012, von Elmar Leimgruber

Schoko-Adventskalender für Kinder mit Krebs im Gepäck

Die Stiftung Warentest hat Schoko-Adventskalender getestet: Der von Heilemann wies eine hohe Konzentration sowohl von aromatischen als auch nichtaromatischen Kohlenwasserstoffen auf.
Foto: Stiftung Warentest

Krebserregendes Mineralöl ist Bestandteil in Schoko-Aventskalendern für Kinder. Zu diesem beunruhigenden Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung der Stiftung Warentest: Das Ergebnis ist Grund zur Sorge statt süßer Vorfreude: Die Stiftung Warentest hat in der Schokolade von 24 Adventskalendern für Kinder Rückstände von Mineralöl und ähnlichen Substanzen nachgewiesen, während bei vielen Discountern besonders wenige Rückstände gefunden wurden. Dafür war hier die Qualität der Schokolade nicht hochwertig.

Die Schokostückchen von 9 Produkten enthielten demnach sogar besonders kritische Stoffe, die aromatischen Mineralöle. Ein Teil davon steht im Verdacht, Krebs zu erregen und die Öle stammen wahrscheinlich aus dem Karton. Er wird häufig aus Recycling-Papier hergestellt, das mit mineralölhaltigen Farben bedruckt ist. Der Test „Adventskalender für Kinder“ ist hier veröffentlicht.Substanzen, die unter Krebsverdacht stehen, haben nach Einschätzung der Stiftung Warentest nichts in Lebensmitteln zu suchen. Daher rät sie aus Gründen der gesundheitlichen Vorsorge: Verbraucher, besonders Kinder, sollten die Schokolade, die mit diesen aromatischen Mineralölen belastet ist, nicht essen. Die Tester haben sie in Schokoladenkalendern mit Kindermotiven nachgewiesen, und zwar der Marken Rausch, Confiserie Heilemann, Arko, Riegelein „The Simpsons“, Feodora Vollmilch-Hochfein Chocolade, Smarties, Hachez Adventskalender „Schöne Weihnachtszeit“ sowie Friedel Adventskalender und Lindt „Adventskalender für Kinder“. Die im Test untersuchten Kalender können Verbraucher anhand der Motivfotos hier identifizieren.

Darüber hinaus fanden die Tester noch andere Mineralöl-Typen in der Schokolade, die zu den nicht-aromatischen Kohlenwasserstoffen zählen. Deren Wirkung auf den Menschen ist noch nicht geklärt. Allerdings zeigen Tierversuche einen Zusammenhang mit Entzündungserscheinungen in der Leber.

 

Montag, 26. November 2012, von Elmar Leimgruber

23.11: Internationaler Tag gegen Straffreiheit für Verbrechen an Journalisten

Vom 22. bis 23. November 2012 fand in Wien mit österreichischer Unterstützung das 2. Interagency Meeting der UNESCO zum Thema Sicherheit von Journalisten und der Straflosigkeit von Angriffen auf Journalisten statt. Medienfreiheit, als ein Grundpfeiler des demokratischen Rechtstaates, kann nur durch eine unabhängige Berichterstattung gewährleistet werden, betonte Österreichs Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger:  Der Einsatz für die Sicherheit von Journalisten gehöre daher zu den Prioritäten der österreichischen Menschenrechtsarbeit. Ein gemeinsamer Gastkommentar des Vizekanzlers mit Alison Bethel McKenzie (Exekutiv-Direktorin des Internationalen Presse Instituts (IPI)) zum Thema “Berichten unter Lebensgefahr” ist hier abrufbar.

Das globale Netzwerk International Freedom of Expression Exchange (IFEX) hat am 23. November 2011 zum ersten “Internationalen Tag gegen Straffreiheit für Verbrechen an Journalisten” aufgerufen: Der Schutz von Journalisten gegen Angriffe und die Bekämpfung von Straffreiheit der Täter sind grundlegende Voraussetzungen für die Presse- und Meinungsfreiheit. Die UNESCO nahm dies auch zum Anlass, um an getötete Journalisten und unaufgeklärte Fälle zu erinnern. Die UNESCO hat zudem erste Schritte zur Verabschiedung eines umfassenden UN-Aktionsplans zur Sicherheit von Journalisten eingeleitet. Der Aktionsplan soll dazu beitragen, die häufige Straffreiheit von Verbrechen gegen Journalisten zu unterbinden. Im September dieses Jahres hatte die UNESCO dazu ein erstes Inter-Agency-Treffen der Vereinten Nationen einberufen.

Der Aktionsplan wird im März 2012 dem Zwischenstaatlichen Rat des UNESCO-Programms zur Medienförderung (IPDC) vorgelegt. Im Rahmen der IPDC-Ratssitzung wird UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova den dritten “Report of the Safety of Journalists and the Issue of Impunity” vorstellen. Der zweite, 2010 veröffentlichte Bericht hat verdeutlicht, dass Vergehen gegen Journalisten in den meisten Fällen nicht geahndet und Journalisten so zu leichten Opfern gemacht wurden.

Der neue Bericht soll das Ausmaß der Verbrechen gegen Journalisten dokumentieren. Allein in den letzten zehn Jahren wurden weltweit mehr als 500 Journalisten ermordet. Viele weitere Journalisten wurden während der Ausübung ihres Berufes verletzt und verwundet. Die große Mehrheit der Opfer sind lokale Journalisten, die gezielt verfolgt werden. Die UNESCO ist die einzige UN-Organisation mit dem Mandat, die Pressefreiheit zu schützen. Sie setzt sich weltweit für die Unterstützung verfolgter Journalisten ein.

Sonntag, 25. November 2012, von Elmar Leimgruber

2012 und das Ende der Welt


Am 21. Dezember 2012 findet der Weltuntergang statt. Und die zunehmenden Naturkatastrophen (Erdbeben, Vulkanausbrühe, Sturmfluten, Tornados…), verbunden mit dem Klimawandel und den zahlreichen Kriegen und Hungersnöten in der Welt belegen dies auch. Davon sind viele Menschen weltweit -auch bezugnehmend auf Nostradamus und vor allem auf einen Maya-Kalender- überzeugt.

Natürlich wird es den Weltuntergang, den “End Of Days” geben: Irgendwann. Aber dass dies zu unseren Lebzeiten geschieht, ist um ein Vielfaches unwahrscheinlicher als dass es erst in Millionen oder Milliarden von Jahren passieren wird. So betrachtet ist natürlich Vieles bei der diesbezüglichen Panikmache nichts als ein lukratives Geschäft mit der Angst.

Gewiss ist die Apokalypse sogar biblisch vorhergesagt. Doch es steht da genauso geschrieben, dass  kein Mensch weder den Tag noch die Stunde weiß, wann das geschehen wird. Dies sollten auch gewisse christliche Kreise ernstnehmen, die sonst auch immer so genau hinschauen, was geschrieben steht. Weltuntergangs-Prognosen gabs zu allen Zeiten (und wird es vermutlich auch immer geben) und -seien wir beruhigt- trotzdem ist er bislang niemals geschehen, der letzte Tag. Und -das mag jetzt besonders auf Aberglaube Ansprechende schockieren-: dass am 21.12.2012 die Welt untergeht, glauben nicht einmal die Maya selbst. Den Planeten Nibiru, der zum selben Zeitpunkt mit der Erde kollidieren soll, gibt es -wissenschaftlich betrachtet- nicht, und auch Polsprünge, Sonnenstürme oder die Prophezeiungen des Nostradamus werden im Dezember nicht zum Ende der Welt führen.

Alle diese Szenarien gehen vor allem auf den Erfindungsreichtum westlicher Esoteriker zurück, wobei die aktuell zu beobachtende “apokalyptische Lagerfeueratmosphäre” für einzelne Personen durchaus gefährliche Züge aufweisen kann. Das war der Tenor eines von der österreichischen Bundesstelle für Sektenfragen initiierten Vortragsabends letzthin in Wien.

“Man wird am 22.12.2012 nicht aufwachen und die Kompassnadel zeigt nach Süden”, klärt der renommierte Buchautor und Wissenschaftsjournalist Bernd Harder in seinem Versuch auf, verschiedene Endzeitszenarien für das Jahr 2012 wie den angeblichen Polsprung aufzuzeigen und wissenschaftlich zu widerlegen. Wichtig ist für den Skeptiker vor allem, dass man, bevor man nach Erklärungen sucht, schauen muss, ob die zugrunde liegenden Behauptungen überhaupt stimmen. Als Beispiel dazu führt er die fälschlicherweise angenommene Zunahme von Erdbeben an, die sich auf die steigende Anzahl von Messstationen zurückführen lassen.

Auch den Endzeitmythos um das Ende des Maya-Kalenders weiß Harder zu entkräften. Denn wie jeder Kalender zeigt auch das komplizierte Kalendersystem der Mayas “nur” Tage an und prophezeit nichts: “Der Adventkalender ist der einzige Kalender der endet.” Der Weltuntergang 2012 gründet nicht auf uralten Weissagungen, sondern auf den Ideen westlicher Esoteriker. An diesen stört Harder vor allem die Passivität, dass alles von außen kommen soll: “Wenn sie die Welt verändern wollen, sollen sie bei sich selbst anfangen.”

Beispiele und Erklärungen für die Faszination und Attraktivität des Themas Weltuntergang lieferte die Psychologin und Psychotherapeutin Ulrike Schiesser und stellte klar, dass es vor allem um Emotionen geht. Aus ihrer Beratungsarbeit an der Bundesstelle weiß sie auch, dass sich Erwachsene, die sich Sorgen machen, verstärkt in Internetforen treffen, Vorräte anhäufen oder sich nach alternativen Energiequellen umschauen. Beunruhigend kann das Spiel mit dem kleinen Schaudern dabei auch besonders für Kinder sein.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Geschäft mit der Apokalypse. “Das Internet ist eine Spielwiese der Weltuntergangsprophezeiungen und der dahinterstehende Industriezweig sehr aktiv”, so die Mitarbeiterin der Bundesstelle für Sektenfragen. Von Rasenmähern bis zu Tickets für die rettende Arche könne man auf sogenannten “Survival-Seiten” so ziemlich alles kaufen, um für den Untergang gerüstet zu sein. “Besinnliche Endzeitstimmung in jedes Wohnzimmer” bringt dann noch der “Maya-Adventkalender”, der bis zum 21.12. für jeden Tag ein kleines Katastrophenszenario bietet.

Dass die Aussicht auf einen Weltuntergang in so gut wie allen Religionen existiert, berichtete der Religionswissenschafter Franz Winter. Vor dem Hintergrund des Klassiker-Szenarios der Sintflut und hinduistischen Traditionen stellte der Religionsexperte und Mitarbeiter der Bundesstelle dem linearen Verlauf der Welt den
zyklischen gegenüber. Zwar befindet sich die Welt in der hinduistischen Kosmologie momentan im Zeitalter des Verfalls und Verderbens, dem letzten von vier Zeitaltern, aber auf das goldene wird man wohl noch warten müssen: nämlich genau 426.987 Jahre (so zumindest nach einem bekannten Berechnungsmodell).

Die Bundesstelle für Sektenfragen bietet sachliche Informationen und individuelle Beratung zum Themenbereich “sogenannte Sekten” und Weltanschauungsfragen. Dazu gehören unter anderem alternative religiöse Bewegungen, Esoterik, Guru-Bewegungen oder Satanismus. Sie agiert als zentrale Anlaufstelle sowohl für Privatpersonen, als auch für Institutionen und staatliche Einrichtungen. Die Schwerpunkte liegen auf objektiver Information und Dokumentation sowie der kostenlosen und vertraulichen Beratung von Betroffenen, Angehörigen und Bezugspersonen. Die Bundesstelle ist konfessionell ungebunden und weltanschaulich neutral.

Donnerstag, 22. November 2012, von Elmar Leimgruber

Journalistenpreis “Writing for CEE” geht nach Tschechien

Im Bild v.l.n.r.: Ambros Kindel (Jurysprecher “Writing for CEE”), Gianni Franco Papa (UniCredit Bank Austria), Julia Varadi (Journalistin und Laudatorin), Martin Ehl (Journalist und Preisträger), Wolfgang Petritsch (Österreichischer Botschafter OECD), Michael Lang (APA – Austria Presse Agentur)
Foto: APA/Michele Pauty

Am Montag wurde der europäische Journalistenpreis “Writing for CEE” vergeben. Der diesjährige Gewinner ist der tschechische Journalist und Politologe Martin Ehl. Der Preisträger, der als leitender Redakteur bei der renommierten tschechischen Wirtschaftszeitung “Hospodarske Noviny” tätig ist, schlägt in einem Zyklus von pointierten Beiträgen einen Bogen über aktuelle Themen Europas.

Sein Fokus liegt auf der Region Mittelosteuropa, deren Länder die gemeinsame Erfahrung eines halben Jahrhunderts hinter dem Eisernen Vorhang, die Transformation nach dem Fall der kommunistischen Regime und der Weg in die Europäische Union verbindet. “Martin Ehl zeigt uns, wie unterhaltsam anspruchsvoller Qualitätsjournalismus sein kann”, streut der Vorsitzende der Jury, Ambros Kindel, dem Preisträger Rosen.

Es müsse Ziel des Qualitätsjournalismus sein, die Menschen “davon zu überzeugen, dass es einen Sinn hat, wenn sich Menschen für Geld professionell damit beschäftigen, nach der Wahrheit zu suchen”, forderte Michael Lang, Chefredakteur der Austria Presse Agentur (APA) anlässlich der Verleihung des Preises. Sonst laufe die journalistische Qualität Gefahr, “zu einem Nischenprodukt zu werden”, so Lang.

 

Ehrengast des Abends war der österreichische Botschafter bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und ehemaliger Hohe Repräsentant der internationalen Staatengemeinschaft für Bosnien und Herzegowina, Wolfgang Petritsch. Dieser forderte den “Um- und Weiterbau Europas” in Richtung Vereinigte Staaten von Europa. Zugleich warnte er in seiner Rede davor, die Staaten des Westbalkans angesichts der schwindenden Beitrittsperspektive sich selbst zu überlassen.

Die seit 2004 jährlich verliehene Auszeichnung “Writing for CEE” soll über alle Ressort- und Landesgrenzen hinweg zur journalistischen Auseinandersetzung mit Fragen zu Europa und der europäischen Integration anregen. Neben der Aufwertung des Qualitätsjournalismus sind die Ziele des Preises, die Annäherung der Nationen zu fördern sowie zur Überwindung von Vorurteilen beizutragen. Der diesjährige Gewinnerbeitrag, eine Selektion der eingereichten Texte sowie weitere Informationen zum Preis sind unter www.apa.at/cee-award online. Der Preis wird 2013 erneut ausgeschrieben: Einreichungen sind ab sofort bis 31. Juli 2013 möglich.

Mittwoch, 21. November 2012, von Elmar Leimgruber

Caritas: Armut in Österreich nimmt zu

Die Zahl der “manifest armen Menschen” in Österreich nimmt stetig zu: Die schon bekannten Daten von EU-SILC (statistics on income and living conditions) 2010, rund eine Million Menschen sind armutsgefährdet (12,1 Prozent), 511.000 Menschen sind manifest arm (6,2 Prozent), spiegeln sich in den Caritas-Einrichtungen wider, zeigt sich Caritas-Präsident Franz Küberl besorgt:

“Die Zunahme der manifesten Armut ist deshalb so dramatisch, weil es hier um die täglichen Lebensbedingungen der Menschen geht: Manifest arm zu sein heißt konkret, dass sich Menschen nicht ordentlich ernähren können, ihre Wohnung nicht angemessen warm halten oder auch notwendige Zahnarztbesuche aus Kostengründen nicht wahrnehmen können.”

Franz Küberl sieht bei den Wohn- und Sonderbedarfen sowie bei den arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen die zentralen Herausforderungen bei der Bedarfsorientierten Mindestsicherung (BMS):  Die Probleme gestalten sich komplexer, die Notlagen sind existenzieller geworden. Je länger ein Mensch arm ist, desto knapper werden auch die persönlichen Ressourcen und desto schwieriger wird es, aus dieser Situation heraus zu kommen: Erst fällt die Arbeit weg, dann kann die Miete nicht mehr bezahlt werden, Geld wird bei Verwandten oder Freunden ausgeliehen und so nimmt die Abwärtsspirale ihren Lauf. “Hoffnungslosigkeit, psychische Probleme und soziale Ausgrenzung sind oft die Konsequenzen. Lang andauernde Armut ist für den Menschen entsetzlich, drängt ihn in die Einsamkeit und ist für den Staat gefährlich und teuer”, verweist Franz Küberl auf Folgeerscheinungen wie zusätzliche Ausgaben für Gesundheit, Arbeitsmarktpolitik und Sicherheit.

Sollte der Trend zu steigender und dauerhafter Armut anhalten, müsste man über die existenzsichernde Funktion der BMS ebenso neu nachdenken wie über die in der BMS verankerten Mechanismen zum Ausstieg aus der Armut. Die Bekämpfung von Armut kann nur mehrdimensional erfolgen, um den komplexen Notlagen effektiv entgegen zu wirken. Investitionen in die Bildung, der Ausbau sozialer Dienstleistungen, leistbarer Wohnraum, insbesondere die Wiedereinführung der Zweckbindung der Wohnbauförderungsmittel um den sozialen Wohnbau anzukurbeln, könnten Armut abfangen, ist Küberl überzeugt.

Dienstag, 20. November 2012, von Elmar Leimgruber

Elektronik-Hersteller: Das Greenpeace Klimaschutz-Ranking

Hersteller von elekronischen Geräten haben einen Aufholbedarf bei Klimaschutz. Dies geht aus dem anlässlich des bevorstehenden Weihnachtsgeschäftes von Greenpeace veröffentlichten Ratgeber “Grüne Elektronik” hervor. Der indische Elektronik-Hersteller Wipro schneidet demnach im Vergleich zu den anderen 15 geprüften Herstellern am besten ab, gefolgt von HP, Nokia, Acer und Dell. Auf dem letzten Platz findet sich wie schon beim Ranking des Vorjahres der kanadische Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM).

Für diese bereits 18. Ausgabe des Ratgebers wurden erneut internationale Elektronikmarken unter die Lupe genommen und die Umweltbelastung ihres gesamten Herstellungsprozess untersucht. Das Ergebnis des Rankings ist laut Greenpeace ernüchternd und höchst klimaschädlich: Immer noch wird verstärkt auf fossile Energiequellen, anstatt auf Erneuerbare Energieträger gesetzt.
Das erste Mal in diesem Jahr im Ranking dabei und gleich Bester ist Wipro: Der indische Hersteller hat besonders durch seine Bemühungen um eine grünere Energiepolitik, beispielhaftes Recycling und bei der Vermeidung von gefährlichen Chemikalien die Nase vorne. Ökologisches Schlusslicht im Greenpeace Ranking ist hingegen RIM: Der Blackberry-Hersteller aus Kanada erzielt im Bereich Energie nur kümmerliche zwei von 32 möglichen Punkten und hat hier im Vergleich
zu seinen Mitbewerbern noch viel Aufholbedarf. Viel zu verbessern – insbesondere beim Einsatz von Erneuerbaren Energieträgern – gibt es auch für bekannte Hersteller wie Toshiba (Rang 15 von 16), Sharp und HCL Infosystems (gemeinsam auf Rang 13), LGE (Rang 12), Panasonic (Rang 11), Philips (Rang 10), Lenovo (Rang 9), Sony (Rang 8), Samsung (Rang 7) oder Apple (Rang 6). Der Greenpeace-Ratgeber “Grüne Elektronik” inklusive Ranking ist als Download verfügbar.

“Die Elektronik-Industrie erzielt – nicht zuletzt aufgrund des Weihnachtsgeschäftes – jährlich Milliardenumsätze. Würde die bei der Produktion benötigte Energie anstelle mit Strom aus Kohle- und Atomkraftwerken, mit Erneuerbaren Energieträgern produziert werden, könnte zum Klimaschutz ein bemerkenswerter Beitrag geleistet werden”, erklärt Greenpeace-Elektronikexpertin Claudia Sprinz.

Montag, 19. November 2012, von Elmar Leimgruber

Stronach und die Medien – Info und Kommentar

Seit Tagen erregt ein Unterschrift-Text als Voraussetzung, mit Neo-Politiker Frank Stronach Interviews führen zu können, die Medienbranche. Darin heisst es unter anderem, dass Interviewtext, “Titel und Einleitung zur etwaigen Richtigstellung von Fakten” die vorhergehende schriftliche Freigabe erfordern, wie “Datum” berichtete: Und: “Falls die Autorisierung des Interviews nicht erteilt wird, werde ich weder den Umstand des Interviews noch das Gesprächs ganz oder auszugsweise veröffentlichen.” Da solche Vereinbarungen Rechtsgültigkeit haben und eine Unterlassungsklage zur Folge haben könnten, kündigten zahlreiche Journalisten unter anderem auf Twitter an, keine Interviews mit Stronach zu führen, weil dessen Vorgehen einer Zensur gleichkomme.

Der Österreichische Journalisten Club (ÖJC) ortet in der Vorgehensweise Stronachs einen “metternichschen Überwachungsapparat” und einen Verstoß “gegen die Grundregeln der Pressefreiheit”. Und er forderte seine Mitglieder auf, “so lange keine Interviews mit Herrn Stronach und seinen Parteigranden zu führen, bis dieser sein demokratiefeindliches Formular zurückzieht.”
Das Teams Stronach reagierte bereits kurze Zeit später: “Frank Stronach weiß, dass jeder Halbsatz Auswirkungen haben kann… Oft werden aus Gründen der Verkaufbarkeit bzw. um eine gute Headline zu haben, Zitate aus dem Zusammenhang gerissen”. Man wollte “Hilfe für Medien” anbieten,” damit Fehler vermieden werden”, jedoch keinesfalls Zensur oder einen “Angriff auf die Pressefreiheit” starten. Die Autorisierung von Interviews bleibe jedoch, weil “international üblich”, bestehen: “Ich, VORNAME NACHNAME, MEDIUM erkläre hiermit, vor einer Veröffentlichung von Gesprächen und Interviews mit Herrn Frank Stronach den gesamten Interviewtext an Herrn/Frau XY, Funktion, Adresse, emailadresse, zur Einsicht und schriftlichen Freigabe zu senden. Kürzungen bzw. jegliche Änderung sind ohne schriftliche Zustimmung von Seiten des Team Stronach untersagt. Falls die Autorisierung des Interviews nicht erteilt wird, ist eine Veröffentlichung untersagt.”

“Bin da grad in Diskussion und hätte was zu Stronach zu sagen. Bevor ich’s sag: wohin kann ich’s zur Autorisierung mailen?” fragte “Krone”-Kolumnist Claus Pandi bissig via Twitter beim Team Stronach nach. “Danke. Aber wir brauchen eure “Hilfe” nicht”, reagierte Helmut Brandstätter, Chefredakteur des “Kurier” und “Presse”-Chefredakteur Rainer Novak schrieb zum Thema: “Leider ist die Autorisierung längst die Regel in Österreich. Da manche Politiker nicht immer druckreif sprechen, gibt es auch Spielraum für Interpretation, daher ist mitunter verständlich, dass der Betroffene das redigierte Werk noch einmal sehen will. Andererseits versuchen Politikersprecher gern, harte oder peinliche Passagen abzumildern oder zu „verbessern” – in diesem Fall kann (und muss) ein Journalist aber auch einfach Nein sagen”.

Ich verstehe Frank Stronach: Die meisten Journalisten hassen ihn offensichtlich wie die Pest, ist er doch der reiche Onkel aus Amerika, der da plötzlich auftaucht und Politik machen will, nicht im Rahmen der üblichen Parteien, sondern mit gleich einer eigenen Partei und einem Programm , mit dem das gesamte bisherige gewohnte System umgekrempelt werden soll. Und -dies trifft leider auch auf viele Kolleginnen und Kollegen aus dem Journalismus zu: Es muss immer alles bleiben, wie es immer war: es hat sich doch immer alles bewährt, wie es war oder? Und kaum geschieht was Neues, wird es auch sogleich medial bekämpft.

Und es ist auch Tatsache, dass vor allem unliebsamen Politikern einerseits rhetorische Fallen gestellt werden, um genau jene Antworten zu bekommen, welche man aus Sensationsgier und/oder um sie bewusst “in die Pfanne zu hauen” haben will. Das hat aber mit seriösem Journalismus nichts zu tun. Andererseits werden zu häufig aus unklaren Wortfetzen Skandal-Schlagzeilen erzeugt und der “Verursacher” schafft es oft wochenlang nicht mehr aus den Negativschlagzeilen heraus, obwohl er genau das, was zitiert wird, nicht so und vor allem nicht in jenem Zusammenhang gesagt hat. Pressefreiheit ist ein hohes Gut. Wer medial so andere Menschen bewusst öffentlich schädigt, beschmutzt selbst den Wert der Pressefreiheit und den Beruf des Journalisten.

Daher verstehe ich die Vorgehensweise von Frank Stronach und kann sie bestens nachvollziehen, zumal gerade ihm in den vergangen Monaten von Journalisten dauernd unzählige Zitate untergeschoben wurden, die er immer wieder zurechtrücken musste. Bei allem berechtigten Wunsch nach einer “Geschichte” und nach “Sagern” muss es aber für jeden guten Journalisten letztlich immer um die Wahrheit gehen, darum, was der wirklich gesagt hat und nicht, was ich als Journalist vielleicht gedacht habe, dass er sagen will.

Und ja: es kann auch echte Missverständnisse geben: vor allem bei langen Interviews, und vor allem dann, wenn sich der Journalist nur Notizen macht und das Gespräch nicht zur Verifizierung vollständig als Tondokument aufzeichnet. In diesem Fall ist eine Autorisierung sicher sinnvoll, um sicherzugehen, dass tatsächlich gesagte und verstandene (bzw. interpretierte) Aussagen auch übereinstimmen.

Dass Interviews (mit wem auch immer) also (auf Wunsch) autorisiert werden können, stellt meines Erachtens noch keine Verletzung der Pressefreiheit dar. Der Interviewte hat nämlich ein Recht darauf, dass das, womit er zitiert wird, einerseits eine tatsächliche Aussage von ihm ist und andererseits auch im richtigen Kontext steht. Das ist auch eine Frage des Urheberrechts: Selbstverständlich darf der Interviewte über die Verwertung seiner Aussagen selbst entscheiden.
Die journalistische Freiheit besteht dann darin, eine Story inklusive Titel daraus zu verfassen. Würde der Interviewte hier eingreifen wollen, wäre das Zensur und ein Eingriff in die Pressefreiheit. Das ist zwar leider genauso üblich, vor allem in Medien, die ausschließlich von der Werbung leben und aus Rücksicht auf Inserenten  ihre Beiträge von diesen zensurieren lassen. Das aber geht absolut nicht. Und gegen diese weitverbreitete Praxis sollten sich alle Journalisten zur Wehr setzen, auch dem entsprechenden Verleger gegenüber.

Berichte, Kommentare und Analysen entspringen der Pressefreiheit, und es gibt kein Recht, das es einem Interviewten erlauben würde, hierin einzugreifen. Was aber das gesprochene Wort betrifft, hat der “Autor” (auf Wunsch) sehr wohl das Recht zu verifizieren, ob das, was ihm in den Mund gelegt wird auch tatsächlich das ist, was er gesagt hat. Und es wäre fair und richtig, wenn neben einem Beitrag und Kommentar auch das Originaltext vollinhaltlich (oder nur in Abstimmung mit dem Interviewten auch gekürzt) abgedruckt würde.

Das Thema Stronach und Medien führt dazu, über die Pressefreiheit zu reden und zu schreiben. Und das ist gut so. Es betont die Wichtigkeit dieses Themas, aber es weist auch auf seine Grenzen hin und auf die Verantwortung, die man als Journalist trägt: den Lesern gegenüber, aber auch den Interviewpartnern gegenüber, unabhängig davon, ob man den Gegenüber mag oder nicht ausstehn kann. Und: “Wer seriös arbeitet, hat bei der Autorisierung fast nie Probleme, auch nicht mit Stronach.” Da stimme ich Conny Bischofberger von der “Krone” voll zu.

Montag, 12. November 2012, von Elmar Leimgruber

15. November: Welttag der Philosophie

Denken ist sinnvoll: Die großen Philosophen waren es jeweils, welche die Weltgeschichte entscheidend geprägt und teils auch verändert haben. Universell gültige Konzepte wie die Menschenrechte, die Demokratie und der Rechtsstaat wurden durch die abendländische Philosophie geprägt und gehören seit Gründung der UNESCO im Jahr 1945 zu ihren Grundwerten. Am 15. November 2012 feiert die UNESCO daher den Welttag der Philosophie. Die Deutsche UNESCO-Kommission (DUK) und die Deutsche Gesellschaft für Philosophie rufen Universitäten, Schulen, Volkshochschulen und Medien dazu, vor allem Kinder und Jugendliche für die Lust am Denken zu begeistern.

Die UNESCO widmet die zentrale Veranstaltung in Paris den künftigen Generationen. Zur Frage “Was für eine Zukunft wünschen wir uns für morgen?” werden Schüler philosophische Botschaften an Jugendliche im Jahr 2062 formulieren. Ihre Gedanken werden in Kapseln vergraben und von der UNESCO in fünfzig Jahren der Öffentlichkeit bekannt gegeben. Weltweit finden in diesem Jahr in 80 Ländern mehrere Hundert Konferenzen, Workshops und Live-Debatten statt.

Deutschlandweit werden an diesem Tag Lesungen, Symposien und Workshops stattfinden. Im Mittelpunkt stehen philosophische Fragen: Was sollen wir glauben? Was heißt globale Gerechtigkeit? Was macht die Europäische Union (EU) aus? Der Welttag soll besonders bei Kindern und Jugendlichen das Interesse an Philosophie wecken.

Der Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission, Roland Bernecker, sieht den jährlichen Tag als wichtigen Beitrag, um für die Lust am Denken zu begeistern. “Gesellschaftliche Herausforderungen wie die Finanzkrise, die Energiewende oder die Bildungsgerechtigkeit stellen uns vor alte Fragen. Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was muss ich wissen? Das ständige Hinterfragen hilft, den Blick für das Wesentliche zu schärfen und den eigenen Horizont zu erweitern.” In Deutschland widmeten sich im vergangenen Jahr mehr als 30 Veranstaltungen dem Welttag der Philosophie.

Der Welttag der Philosophie wurde 2005 von der UNESCO-Generalkonferenz beschlossen. Er hebt hervor, welchen Beitrag das philosophische Denken für Frieden und Entwicklung leisten kann. Zugleich soll der Welttag die Philosophen dazu anzuregen, sich mit den drängenden Weltproblemen zu beschäftigen und der philosophischen Lehre Auftrieb verleihen.