Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass Europas Bauern streiken: Es kann einfach nicht sein, dass die Milchpreise immer weiter nach oben schießen und die Bauern davon kaum was zu sehen bekommen.
Ok, eine Milchkuh gibt zwischen 25 und 60 Kg Milch pro Tag und “Hochleistungskühe” liefern bis zu 17.000 Kg pro Jahr. Und ein guter Mittelwert liegt pro Kuh zwischen 9.000 und 11.000 kg jährlich.
Aber der Bauer bekommt für einen Liter Milch in Deutschland pro kg von den Molkereien zwischen 25 und 35 Cent. Das ergibt bei einer guten Durchschnittskuh auf das Jahr gesehen zwischen 2.500 und 3.500 Euro. Und davon müssen Ausgaben wie Aufzucht, Betreuung, Strom und Nahrungsmittel noch abgezogen werden: Dabei trinkt eine Kuh bei heissem Wetter allein schon bis zu 180 Liter Wasser pro Tag, ganz zu schweigen von weiteren Nahrungsmitteln, die entweder geerntet oder zugekauft werden müssen.
Dass in der derzeitigen Teuerungswelle im Lebensmittel- und Energiebreich vor allem Kleinbauern die finanzielle Luft zum Atmen ausgeht, und dass sie derzeit zumindest 40 Cent pro kg (in Österreich derzeit teilweise schon umgesetzt, aber wieder rückläufig) fordern, ist mehr als nachvollziehbar.
Es ist viel zu schade um dieses wertvolles Grundnahrungsmittel, wenn die Milch nun verfüttert oder gar weggeschüttet wird, um auf die eigene Not aufmerksam zu machen.
Und ich fordere daher: gebt den Bauern ihren wohlverdienten Sold und bereichert euch nicht an ihnen!
Archiv für Mai 2008
Gebt den Bauern, was der Bauern ist!
Über die Instrumentalisierung der Ärzte
In diesen Tagen geht es rund in Österreich: es fliegen die Fetzen zwischen der Regierung und der Ärztekammer: Die Regierung will durch neue gesetzliche Regelungen einerseits befristete Verträge der Krankenkassen mit Ärzten, andererseits verhindern, dass der Arzt dem Patienten ein konkretes Medikament verschreibt: in Zukunft soll nur mehr der Wirkstoff verschrieben werden und die Apotheker übergeben den Patienten dann das jeweilig günstigste Präparat mit diesen Inhaltsstoffen. Dagegen macht nun die Standesvertretung der Ärzte mobil. Warum? Welche Sorge müsste ein Arzt haben, seinen Vertrag mit der Krankenkasse zu verlieren, wenn er gewissenhaft und gut arbeitet?
Diese Angst ist meines Erachtens unberechtigt. Oder geht es vielmehr darum, dass bisher viele Ärzte durch die großen Pharmafirmen hofiert werden und sie teils kostenlos, teils sehr günstig Medikamente überlassen bekamen und mit dieser lukrativen Zusatzeinnahme nun Schluss ist?
Ich kritisiere hier keinesfalls die sehr vielen guten gewissenhaften Ärzte, denen es um das Wohl der Menschen geht und nicht um ihren eigenen Reichtum. Diese Ärzte würden auch keinesfalls das Vertrauensverhältnis, das ihre Patienten zu ihnen haben, ausnützen, um immer noch mehr zu verdienen zu Lasten ihrer Patienten.
Aber ich habe derzeit sehr wohl ein schwerwiegendes Verständnisproblem mit deren Standesvertretung, der Ärztekammer:
Gegen die geplante Gesundheitsreform wollen sie während der Euro streiken, aber sie halten es offenbar nicht für notwendig, sich in aller Klarheit und Deutlichkeit von einem Lebensmittelhersteller zu distanzieren, der auf seinen Werbeplakaten schreibt, dass über die Hälfte der österreichischen Ärzte sein Produkt für gesund und empfehlenswert hält. Hier lässt man sich wohl sehr eindeutig instrumentalisieren. Und von wem sonst noch?…
Die Lange Nacht der Kirchen in ganz Österreich
Abschalten, entspannen, besinnen, Musik hören, Gott und den Mitmenschen begegnen: Dazu laden die christlichen Kirchen Österreichs am kommenden Wochenende am 30. Mai ein: Die Lange Nacht der Kirchen, die heuer unter dem Motto steht: Ein Tag sagt es dem andern, eine Nacht tut es der andern kund – Ps 19,3:
600 Kirchen aller christlichen Konfessionen in ganz Österreich sind an diesem Freitag bis um 1 Uhr in der Nacht geöffnet und allein in den 172 Gotteshäusern Wiens sind über 1000 Programmpunkte geplant.
In der Erzdiözese Wien, wo die “Lange Nacht” bereits zum vierten Mal stattfindet, beginnt das Ereignis um 18 Uhr mit der ökumenischen Eröffnungsfeier in der Schottenkirche an der Freyung. Vertreter aller christlichen Kirchen, allen voran der katholische Weihbischof Helmut Krätzl, der orthodoxe Metropolit Michael Staikos und der evangelische Superintendent Hansjörg Lein feiern mit den Anwesenden die ökumenische Vesper zum Thema: “Bemüht euch um das Wohl der Stadt”.
Das Zisterzienser-Stift Heiligenkreuz, das mit seiner CD-Einspielung gregorianischer Gesänge “Chant-Music for Paradise” soeben in die britischen Top-Charts eingestiegen ist, öffnet an diesem Abend übrigens auch seine Tore, allerdings nicht im Stammhaus in NÖ bei Baden, sondern im Heiligerkreuzerhof in Wien: Das Programm sehen Sie hier.
Information als Event: So klappt’s.
Wie vermittelt man komplexe Inhalte allgemeinverständlich? Und wie hält man geladene Businessgäste bei guter Laune, die wohl vor allem wegen der möglichen Geschäftskontakte und des anschließenden Buffets (Anmerkung: es war tatsächlich hervorragend) ein Multimedia-Event besuchen?
Man bietet Fernsehen vom Feinsten, live und abwechslungsreich. Und vor allem: man bekocht sie: so geschehen beim diesjährigen APA-Onlinetag im ORF-Zentrum:
Hier wurden die verschiedensten APA-Produkte anschaulich -und von Chefredakteur Michael Lang als erfrischend humorvoller Moderator massiv untermauert- gänzlich ohne Powerpoint-Präsentation- dargelegt und zwar in Form von ORF-Sendungen:
“Im Zentrum” wurde wie gewohnt diskutiert, in der “ZIB” wurde informiert und -was ich besonders wohltuend empfand- in “Frisch gekocht” wurde tatsächlich gekocht und sogar aufgetischt.
So müssen Businessveranstaltungen sein: kreativ, abwechslungsreich und humorvoll. Die APA hat hier eine neue Ära der Kommunikation begonnen: Ich gratuliere herzlich.
Klage gegen EU-Reformvertrag
Mit dem Inkrafttreten des Lissaboner EU-Reformvertrages, dem kürzlich auch die Regierungen Österreichs und Deutschland zustimmten, würden die Einzelstaaten Europas zu europäischen Bundesstaaten ähnlich den USA. Dies behauptet Franz-Joseph Strauss-Ziehsohn Peter Gauweiler (CSU) und will bei der obersten Gerichtsinstanz Deutschlands, dem Bundesverfassungsgericht, dagegen klagen. Gauweiler hofft darauf, dass seine Klage zum Erfolg führt, weil nach seinen Angaben dieser EU-Vertrag auch zur Auflösung genau dieser Behörde führen würde.
Da es bei der Umwandlung der Bundesrepublik Deutschland in einen europäischen Bundesstaat und bei der Entmachtung des Bundesverfassungsgerichtes (zugunsten eines zentralen EU-Gerichtshofs) um äußerst entscheidende Verfassungsänderungen geht, bezweifelt Gauweiler die Rechtmäßigkeit einer reinen Regierungsentscheidung ohne Volksabstimmung: Dies stelle eine eklatante Verletzung des unantastbaren Kerns des deutschen Grundgesetzes dar, das es zu verteidigen gelte.
Ich finde diese Klage Gauweilers zwar interessant, die Chancen aber, dass Deutschland oder auch andere EU-Länder wieder aus diesem Vertrag herauskommen, halte ich für äußerst gering, weil letztlich ja genau die großen EU-Mitgliedsstaaten eben diesen Vertrag geplant haben. Daran würde auch ein anderslautendes Urteil der Karlsruher Höchstrichter nichts ändern; dies würde den Prozess der europäischen Zentralisierung höchstens etwas verzögern.
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Goldene Palme für Laienfilm “Entre Les Murs”
Das nenne ich eine mehrfach mutige Entscheidung, die wir wohl dem diesjährigen Juryvorsitzenden in Cannes Sean Penn zu verdanken zu haben: Die Goldene Palme 2008 geht an den französischen Film “Entre les murs”.
Zum einen ist die Produktion von Laurent Cantet eine Dokumentation, zum anderen wurde sie mit Laien gedreht: Der Film erzählt mit echten Schülern und Lehrern in improvisiertem Stil die Dramen eines Schuljahres in einem multikulturellen Umfeld.
Sean Penn, den ich seit Jahren gleichermaßen als Schauspieler (Dead Man Walking) wie als Regisseur (Das Versprechen) ausserordentlich schätze, nannte die Auseinandersetzung mit der Gegenwart -man müsse wissen, in welchen politischen Zeiten man lebe- als entscheidend für die Preisvergabe.
Die meisten Preise wandern heuer nach Italien, während Wim Wenders mit seinem Film “Palermo Shooting” und sein Hauptdarsteller Campino (Die Toten Hosen) leer ausgingen.
Weitere wichtige Auszeichnungen:
Regiepreis: Nuri Bilge Ceylan (Türkei) für “Üc Maymun”
Großer Preis der Jury: “Gomorra” (Matteo Garrone, Italien)
Preis der Jury: “Il Divo”(Paolo Sorrentino, Italien)
Bestes Drehbuch: “La silence de Lorna” (Jean-Pierre und Luc Dardenne, Belgien)
Spezialpreis für das Lebenswerk: Cathérine Deneuve (Frankreich)
Bester Schauspieler: Benicio Del Toro für “Che” (Steven Soderbergh, USA)
Beste Schauspielerin: Sandra Corveloni für “La ligna de passe” (Walter Salles, Brasilien)
Caméra d’or für den besten Debütfilm: “Hunger” (Steve McQueen, Großbritannien)
Goldene Palme für den besten Kurzfilm: “Megatron” (Marian Crisan, Rumänien)
Die tiefe Kluft zwischen oben und unten
Während Herr und Frau Österreicher im letzten Jahr knapp über 27.000 Euro brutto verdienten, lagen die Gehälter von ATX-Vorständen (Chefs der großen börsennotierten Unternehmen in Österreich) bei durchschnittlich 1,3 Mio. Euro.
Die bestbezahlten Vorstände sitzen -bei immer höherer Belastung der Kunden- in der OMV (3,1 Mio. Euro pro Vorstand), gefolgt von Andritz und Erste Bank.
Die Arbeiterkammer (AK) fordert nun bei einem Gehalt, das den Durchschnitt um mehr als 20-fach übersteigt (derzeit werden manche bis zu 48x so hoch bezahlt), dass diese Einkommen nicht mehr als Betriebsausgabe steuerlich absetzbar sein sollen und dass die aktiennotierten Gesellschaften gesetzlich verpflichtet werden, die Vorstandsgehälter einzeln aufzudecken.
Meines Erachtens liegt derzeit eine zu große Kluft zwischen denen “da oben” und uns “da unten”. Obwohl in Deutschland Höchstmanager noch um einiges mehr verdienen als in Österreich, ist es nicht zu rechtfertigen oder zu verstehen, dass sie hier das bis zu 48-Fache eines Durchschnittseinkommens einstreifen.
Genausowenig ist es nachvollziehbar, dass sich Nationalratsabgeordnete ihre Gehälter schon wieder erhöhen, wo man in so mancher Branche froh sein muss, nicht gekündigt zu werden, geschweige denn eine Gehaltserhöhung zu bekommen.
Dennoch bin ich mir sicher, dass viele “da oben” aus eigennützigen Gründen Ex-Finanzminister Hannes Androsch (SPÖ) zustimmen, der sich in diesem Zusammenhang mit der geforderten Offenlegung von zu hohen Gehältern gegen eine “Neiddebatte” wehrt.
Auf zum Weiberaufstand in Lindabrunn/Baden
Die Komödie “Weiberaufstand” nach der antiken Vorlage von Aristophanes “Die Frauen in der Volksversammlung” gelangt vom 27.-30. August in Lindabrunn/Baden zur Aufführung.
Den antiken Chor liefert Lucy van Org mit ihrer Band Übermutter, die in den 90ern als Lucilectric für Furore sorgte u.a. mit ihren Hits “Weil ich ein Mädchen bin” und “Hey Süsser”.
Unter der Regie von Thomas Thalhammer, der auch für die Neuberabeitung des Aristophanes-Stückes verantwortlich zeichnet, spielen zudem Dagmar Schwarz, Michaela Christl, Helga Leitner, Saskia Bade, Alexander Donesch und Max Mayerhofer.
Senkt die hohen Treibstoffpreise!
Tag für Tag steigen die Treibstoffpreise in Österreich und im Rest Europas. Dies wird mit dem hohen Rohölpreis gerechtfertigt.
Dabei ist gerade der Dieselpreis, der in gewisser Weise ein “Abfallprodukt” darstellt, in den letzten Monaten drastisch gestiegen und hat sogar den Superbenzin überholt. Und dabei haben die großen Erdölunternehmen weltweit noch nie so hohe -nicht Umsätze- sondern Gewinne einfahren können wie in den letzten Monaten, natürlich auf Kosten aller Autofahrer.
Dies belastet uns nicht nur direkt beispielsweise beim Autofahren, sondern indirekt auch durch höhere Lebensmittelpreise, weil Nahrungsmittel natürlich auch transportiert werden müssen.
Mit der ganzen Maßlosigkeit der Obersten muss endlich mal Schluss sein: die führenden Politiker weltweit, zumindest europaweit, sind gefordert, einerseits den Größenwahn der Erdölkonzerne gesetzlich einzuschränken und andererseits Maßnahmen zu ergreifen, um die Bevölkerung zu stützen, einerseits durch Förderung einheimischer Produkte (die durch weniger Wegzeit auch weniger Sprit benötigen), andererseits durch das Einbremsen zumindest eigener Ölgesellschaften.