Mit ‘Johann Kalliauer’ getaggte Artikel

Donnerstag, 3. Dezember 2015, von Elmar Leimgruber

Arbeiterkammer: Arbeit kann Ihre Gesundheit gefährden

Arbeit kann Ihre Geundheit gefährden. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Arbeitsgesundheitsmonitor der Arbeiterkammer (AK). Die aktuelle Auswertung widerlegt demnach die vor allem in Unternehmerkreisen weit verbreitete Ansicht, dass vor allem der persönliche Lebensstil der Beschäftigten für deren gesundheitliche Probleme verantwortlich sei.

So fällt auf, dass Beschäftigte, die vorwiegend körperliche Arbeit verrichten, ihre gesundheitliche Verfassung konstant schlechter bewerten als jene, die nur selten oder nie körperlich arbeiten. Die Daten des Arbeitsgesundheitsmonitors zeigen aber auch, dass gutes Führungsverhalten der Vorgesetzten und sinnvolle Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung positive Auswirkungen auf die Gesundheit der Arbeitnehmer/-innen haben.

Beschäftigte in Gastronomie und Hotellerie, Reinigungskräfte sowie Textilarbeiter/-innen schätzen ihre gesundheitliche Verfassung am schlechtesten ein. So geben 38 Prozent der im Gastgewerbe Beschäftigten an, ihr derzeitiger gesundheitlicher Zustand sei mittelmäßig bis schlecht. Diese Aussage trifft auch auf 37 Prozent der Textilarbeiter/-innen und auf 36 Prozent der Reinigungskräfte zu. Tendenziell zeigen die Daten des Arbeitsgesundheitsmonitors, dass sich Beschäftigte in Arbeiterberufen häufiger gesundheitlich belastet fühlen, während z.B. Wissenschaftler/-innen und Angestellte in Berufen wie IT/EDV, Banken oder Fitness/Wellness ihre derzeitige gesundheitliche Verfassung zu über 90 Prozent als gut bis sehr gut einschätzen.

Häufig körperliche Beschwerden
Deutlich stehen bei den Arbeitern/-innen die körperlichen Beschwerden im Vordergrund: 61 Prozent der Gastronomiebeschäftigten, 67 Prozent der Reinigungskräfte und 68 Prozent der Textilarbeiter/-innen nennen sogar mehrfache körperliche Belastungen. Aber auch viele Bauarbeiter/-innen (64 Prozent) und Fabrikarbeiter/-innen (55 Prozent) haben mehrfache physische Beschwerden.

63 Prozent der im Gastgewerbe Beschäftigten und 59 Prozent der Reinigungskräfte klagen häufig über Kopfschmerzen. Fast 40 Prozent der Textilarbeiter/-innen sagen, sie haben hohen Blutdruck, mehr als die Hälfte (59 Prozent) nennt Rückenschmerzen als gesundheitliches Problem. Ein Viertel beklagt Hautausschläge, was eher spezifisch für die Textilbranche ist, denn dieses Problem wird von Beschäftigten anderer Berufsgruppen kaum genannt. Schlafstörungen kommen bei 46 Prozent der im Gastgewerbe Beschäftigten vor, was mit der häufigen Abend- und Nachtarbeit zusammen hängt.

Guter Führungsstil und betriebliche Gesundheitsvorsorge wirken „Zwei Erkenntnisse des aktuellen Arbeitsgesundheitsmonitors sind wesentlich“, erklärt AK-Präsident Johann Kalliauer: „Erstens, ein guter Führungsstil wirkt sich positiv auf die Gesundheit der Mitarbeiter/-innen aus. Beachtliche 28 Prozent der Beschäftigten, die mit ihrer Führungskraft zufrieden sind, nennen keine körperlichen Beschwerden. Zweitens, die manchmal nicht ganz ernst genommene betriebliche Gesundheitsförderung hat ebenso positive Auswirkungen auf das Befinden der Beschäftigten. Schon einzelne Maßnahmen, wie z.B. ergonomische Büromöbel oder Förderung von Fitnesstraining, verbessern die Gesundheit der Mitarbeiter/-innen“.

Arbeitsinspektion ausbauen, vorbildliche Betriebe belohnen
„Der klassische Arbeitnehmerschutz muss ernster genommen werden“, appelliert AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer an die Arbeitgeber/-innen. Für die Kontrolle der Einhaltung der Arbeitnehmerschutzbestimmungen muss die Arbeitsinspektion mehr Kompetenzen und Ressourcen bekommen. Mehr zum Thema unter ooe.arbeiterkammer.at/arbeitsklima

Freitag, 28. Dezember 2012, von Elmar Leimgruber

Österreichischer Arbeitsgesundheitsmonitor: Psychische Erkrankungen steigen

Knapp 40 Prozent der Arbeiterinnen und Arbeiter in Österreich sind psychisch stark belastet: Die aktuelle Auswertung des Österreichischen Arbeitsgesundheitsmonitors zeigt, dass die Hauptbetroffenen von psychischen Belastungen im Job nicht – wie so oft vermutet – leitende Angestellten oder Lehrer/-innen sind. Vielmehr sind es Bau- und Fabrikarbeiter/-innen sowie Kassen- und Reinigungskräfte, die vor allem unter ständig steigendem Zeitdruck, monotonen Arbeitsabläufen und unsicheren Zukunftsaussichten leiden.

Der ständig steigende Leistungsdruck führt im Zusammenspiel mit der andauernden Wirtschaftskrise zu einer wachsenden Zahl psychisch belasteter Arbeitnehmer/-innen. Es gibt derzeit mehr als eine Million Betroffene. Bereits 29 Prozent aller Beschäftigten in Österreich sind als psychisch höher belastet einzustufen, zehn Prozent davon als sehr hoch. Als psychische Belastungsfaktoren wurden im Österreichischen Arbeitsgesundheitsmonitor definiert: Stressempfinden/Druck, Demotivation, Unfähigkeit abzuschalten, Depressivität, Gefühl der Erschöpfung und Überlastung, Gereiztheit und Gefühl der Sinnleere. Erfasst werden diese Faktoren durch mehr als 20 Fragen.

Starke psychische Beeinträchtigungen haben 39 Prozent der Arbeiter/-innen – gegenüber 28 Prozent der Beschäftigten im
öffentlichen Dienst und 27 Prozent der Angestellten. Vor allem Bauarbeiter/-innen zählen zu den Hauptbetroffenen: 41 Prozent sind stark oder sehr stark psychisch belastet, gefolgt von Fabrikarbeitern/-innen (39 Prozent), Kassierern/-innen (38 Prozent), Installateuren/-innen (36 Prozent) und Reinigungskräften (34 Prozent). Abteilungsleiter/-innen findet man erst dahinter mit 33 Prozent Belasteten.

Der steigende Zeitdruck spielt eine große Rolle: 40 Prozent der Beschäftigten, die unter Zeitdruck stehen, weisen mehrfache psychische Belastungen auf. Arbeiter/-innen nehmen ihre Jobs zunehmend als monoton und sinnentleert wahr. Die wirtschaftliche Entwicklung empfinden immer mehr Beschäftigte als undurchschaubar, ihre berufliche Zukunft als unsicher. Erschöpfungssymptome und Depressionen (oft als “Burn-Out” bezeichnet) nehmen stetig zu. Seit 1994 hat sich die Zahl der Krankenstandstage wegen psychischer Erkrankungen fast verdreifacht. Die körperlichen Folgen sind
dramatisch: 75 Prozent haben Muskelverspannungen und/oder Rückenschmerzen, 67 Prozent fühlen sich erschöpft. 62 Prozent leiden unter Kopfschmerzen, 58 Prozent haben Schlafstörungen und 53 Prozent werden von Nervosität geplagt.

AK-Präsident Johann Kalliauer: “Die Novelle des ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes, die eine Evaluierung von psychischen Belastungen am Arbeitsplatz verlangt, ist voranzutreiben. Die daraus resultierenden Verbesserungsvorschläge sind in den Betrieben verpflichtend umzusetzen.”

Dienstag, 10. August 2010, von Elmar Leimgruber

Arbeiterkammer fordert 1300 Euro Mindestlohn

Die oberösterreichische Arbeiterkammer (AK) fordert einen kollektivvertraglich geregelten Mindestlohn von 1.300 Euro, um die Massenkaufkraft zu stärken, denn “in Österreich sind 247.000 Menschen armutsgefährdet, obwohl sie arbeiten”. Mit Mindestlöhnen werde Armut verhindert, die Einkommenskluft zwischen Männern und Frauen verringert und die private Nachfrage angekurbelt, sagen die Befürworter. Höhere Mindestlöhne wirkten zudem durch die Stärkung der Massenkaufkraft sogar beschäftigungsfördernd, verspricht die AK.

Die Behauptung der Gegner, dass Mindestlöhne negative Beschäftigungseffekte haben und der Niedriglohnsektor ein Sprungbrett in höher entlohnte Beschäftigung bedeute, sei mittlerweile durch mehrere Studien widerlegt. Trotzdem wurde die Senkung der Mindestlöhne in einigen Ländern als gezieltes Instrument zur Bekämpfung der Krise gefordert. “Tatsächlich sind aber jene Länder, die 2009 die Mindestlöhne angehoben haben, teilweise besser über die Krise hinweggekommen, als jene, die auf der Bremse standen”, argumentiert AK-Präsident Johann Kalliauer. Die Erhöhung des Mindestlohns auf 1.300 Euro sei daher “nicht nur verteilungspolitisch gerecht, sondern auch wirtschaftspolitisch sinnvoll”.

Mindestlöhne seien zudem die einfachste Variante, Arbeitnehmern/-innen ein ausreichendes Einkommen zu ermöglichen. Bei Kombilohnmodellen hingegen bestünde die Gefahr, dass Arbeitgeber/-innen Kosten auf die öffentliche Hand abwälzen. “Damit wird die verteilungspolitische Auseinandersetzung von der betrieblichen Ebene hin zum Wohlfahrtsstaat verlagert. Die Betriebe versuchen, sich aus ihrer Verantwortung für Einkommensgerechtigkeit zu stehlen”, kritisiert Kalliauer. Damit zudem auch Personen mit prekären Beschäftigungsverhältnissen profitieren können, müssten auch die Rahmenbedingungen der Mindestlohnbestimmungen verbessert werden. Es sei höchste Zeit, den Arbeitnehmerbegriff an die aktuellen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt anzupassen. “Verstärken könnte man die Wirkung von Mindestlöhnen im Hinblick auf eine gerechtere Einkommensverteilung durch mehr Einkommenstransparenz”, so Kalliauer.