Archiv für August 2006

Sonntag, 27. August 2006, von Elmar Leimgruber

Bonifatius bringt auch heute reiche Frucht (gesehen am 23. August 2006)

Ich hatte es am 4. August hier angekündigt, und hier ist sie meine Kritik zum derzeitig wohl mutigsten Musicalprojekt Europas:
Bonifatius, ein gebürtiger Engländer, wird im 8. Jahrhundert von Papst Gregor II. damit beauftragt, das heidnische Deutschland zu missionieren. Unterstützung erhält er hierbei u.a. von seinem Schüler Sturmius und von den Söhnen Karl Martells.
Viele Anhänger des heidnischen Fürsten Radbod verlassen nach einer öffentlichen Konfrontation mit Bonifatius ihren Götterglauben und bekehren sich zum Christentum. Doch der Mainzer Bischof Gewilip, der durch Mord an den Bischofsstuhl kam, führt ein lasterhaftes Leben und beutet die Menschen aus. Bonifatius lässt ihn durch den Papst absetzen, wodurch er sich die Rache Gewilips zuzieht: Bonifatius wird in einen Hinterhalt gelockt und getötet.
Der in die schöne Wirtshaustochter Alrun verliebte Sturmius entscheidet sich angesichts der neuen Situation mit deren Unterstützung für ein klösterliches Leben als 1. Abt des Klosters Fulda.
Ein Musical über einen Heiligen: kann das funktionieren? Erstaunlich, aber ja: es kann: heuer bereits im dritten Jahr wird das Werk von Dennis deMartin und von Peter Scholz in Fulda aufgeführt und das ausverkauft. Und im Oktober übersiedelt “Bonifatius” in Musicaltheater Bremen.
Das Musical ist großartig, wenn der Musikkenner auch zuweilen Einflüsse vor allem von Vangelis, Sylvester Levay und Alan Menken heraushört.
Die Inszenierung ist mit Ausnahme der prächtigen und sehr passenden Kostüme eher spartanisch und vor allem auf Lichteffekte setzend. Aber genau das passt auch, um zu verhindern, dass “die Botschaft” des großartigen Werkes übersehen wird.
Ethan Freeman (Bonifatius) ist zweifelsohne gesanglich und schauspielerisch ein begnadeter Musialstar, er war aber im Vergleich zum einmaligen Reinhard Brussmann (Bonifatius-Urbesetzung) zumindest in der Aufführung am 23. August in Fulda zu wenig authentisch. Dabei liebe ich es vor allem in Musicals, wenn Funken der Begeisterung durch die Hauptdarsteller aufs Publikum überspringen.
Wirklich großartig in jeder Hinsicht und wie geschaffen für seine Rolle aber ist und bleibt Stefan Poslovski.
Sensationell gut interpretiert auch Daniel Dodd-Ellis den Heidenfürsten Radbod. Ebenfalls beeindruckend ist Simone Kerchner als “Mutter”: sie hat nicht nur eine überdurchschnittlich gute Stimme, sondern sie singt jeglichen Soul-Part im Musical so intensiv, dass ich dabei Gänsehaut bekam.
Bonifatius ist ein Werk, das jeder Musicalfan zumidnest einmal in seinem Leben gesehen haben sollte: viele Möglichkeiten dazu gibts derzeit allerdings nicht mehr: noch bis 6.9. im Schlosstheater Fulda und dann vom 12.-28. Oktober im Musicaltheater Bremen. Weitere Infos zum Musical und Tickets gibts hier. Im kommenden Juli startet übrigens das zweite ebenfalls mutige Musicalprojekt dieses Teams: Elisabeth von Thüringen.

Dienstag, 22. August 2006, von Elmar Leimgruber

Reinhold Messners Montain Museum

Obwohl ich kein Fan von Reinhold Messner bin (ich kann vor allem mit seiner “Philosophie” und seinem “Möchtegern-Prophet”-Gehabe sowie seiner extremen “Geld-Orientierung” (egal woher es kommt nix anfangen): sein Messner Montain Museum auf Schloss Sigmundskron bei Bozen in Südtirol ist sehenswert.
Ok, es herrscht Buddha, was dem eher tradionell christlichen Südtirol fremd vorkommen mag. Aber der Himalaja als höchster Berg der Welt liegt nun mal im Fernen Osten und dort herrschen Hinduismus und Buddhismus als Religionen vor.
Man betritt bei diesem Bergmuseum ein irgendwie andere, ja fremde Welt. Vielleicht war es auch die, die mich -neben dem wunderbaren Rund- und Fernblick auf das herrliche Südtirol- irgendwie faszinierte.
Etwas jedoch fehlt: es gibt keine wirklichen Wegweiser, was jedoch auch symbolische Bedeutung haben könnte: auch auf Berggipfel gibt es zuweilen verschiedene Wege mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden.
Wer Unkonventionelles mag, wird demnach seine Freude haben am Bergmuseum von Reinhold Messner auf Schloss Sigmundskron bei Bozen, der Hauptstadt Südtirols.

Montag, 21. August 2006, von Elmar Leimgruber

SOS ORF: Jetzt erst recht?

Die ORF-Verantwortlichen haben gewählt: den bisherigen Kaufmännischen Direktor Alexander Wrabetz zum künftigen Generaldirektor des ORF und damit zum Nachfolger von Monika Lindner. Mich erstaunt vor allem eines: die ansonsten seltene politische Allianz für den SPÖ-nahen Wrabetz von SPÖ, Grünen, BZÖ und FPÖ. Ob das jetzt ein unabhängiger ORF wird, den SOS ORF forderte?

Ich zweifle sehr daran. Zum einen freuen sich über den Wechsel an der ORF-Spitze vor allem jene Parteienvertreter, die jetzt hoffen, im Nationalratswahlkampf genügend Berichterstattung im wichtigsten Medium des Landes zu finden, allem voran die SPÖ und die Grünen, jedoch auch die FPÖ. “Königsmacher” im Umsturz jedoch wurde BZÖ-Chef Peter Westenthaler. Und wie sich schon kurz nach der Wahl des ORF-Generals zeigte, nicht ohne Gegenleistung zu erwarten. Und Verlierer dieser Wahl bleibt die ÖVP.

Ich bin für einen tatsächlich unabhängigen ORF (von Politik, Wirtschaft, Verbänden, Sozialpartnern, von wem auch immer), und zwar egal, woher der Einfuss auch immer kommen mag. Aber so lange politische Parteien maßgeblich darüber entscheiden können, wer dieses Unternehmen führt, so lange wird es auch niemals einen wirklich unabhängigen ORF geben.

Bei dieser Wahl des Generals kommt man jedoch in Versuchung zu glauben, es ging keinesfalls um Unabhängigkeit, sondern nur darum, den Kanzler- und ÖVP-Einfluss aus dem ORF zu verdrängen und dafür alle anderen politischen Kräfte in den ORF hineinzudrücken.

Schade wärs. Denn dann müsste es nun heissen: SOS ORF: jetzt erst recht!

Montag, 21. August 2006, von Elmar Leimgruber

Telemann in Eppan (Südtirol)

Der Kultur Kontakt Eppan lud ein und das Orchestra del Teatro Olimpico di Vicenza kam und interpretierte Georg Philip Telemann. Zu Beginn noch etwas unbeholfen und ungenau musizierend fand das Ensemble unter Leitung von Giancarlo De Lorenzo im Laufe des Konzerts sowohl seinen Rhythmus als auch seine präzisen Töne.
DAS Highlight des Abends in Eppan jedoch war die Fagottistin Laura Costa; sie spielt nicht nur präzise, sondern strahlt zudem auch musikalische Persönlichkeit aus, was die Solisten an der Oboe (Paolino Tona) und an der Blockflöte (Elena Contin) vermissen lassen. Von Costa wird man in Zukunft sicher noch viel hören und lesen.

Dienstag, 8. August 2006, von Elmar Leimgruber

Wenn die kan Almdudler ham, verklag i sie

Wehe jenen Wirten, die ihren Kunden eine “billige” Kräuter-Limo anstatt dem georderten Almdudler servieren.
Almdudler lässt derzeit nämlich angeblich in Lokalen Proben des “Kracherl” testen und untersuchen, um festzustellen, ob der originale Almdudler oder ein “Nachbau” angeboten wird. Verstöße gegen Almdudlers Gesetze werden natürlich streng geahndet.
Das Ganze wäre aber bei weitem nicht so amüsant, hieße es da nicht, dass man (zwecks Wiedererkennung) dem Original einen Zusatzstoff beigemischt habe. Gibt man da etwa ganz offen zu, dass “Billig-Limos” nicht nur eventuell gleich schmecken könnten, sondern auch aus denselben Bestandteilen bestehen könnten als das “Markenprodukt” Almdudler?

Audiobeitrag

Samstag, 5. August 2006, von Elmar Leimgruber

Callcenter gegen Sozialabsicherung von Mitarbeitern

Die Arbeitgeber in Callcenters sind nicht damit einverstanden, ihre freien Mitarbeiter regulär anzustellen. Damit müssten sie nämlich auch die Sozialabgaben zahlen. Würde so eine gesetzliche Verpflichtung kommen, würde man wohl nach Polen oder Tschechien übersiedeln. Dies schreibt Thomas Kloibhofer, Vorstand der Competence Call Center AG in einer Aussendung.
Echt vorbildlich für alle anderen Branchen des Landes ist die Einstellung des Herrn Kloibhofer: Lieber Gesetzgeber, komm ja nicht auf die Idee, Sozialleistungen durch Arbeitgeber zu fordern, sonst verlierst du weitere “10.000 Jobs” in Österreich.
Ich aber sage: das sind keine Jobs, das sind keine seriösen Arbeitgeber, die nicht bereit sind, ihre Mitarbeiter regulär anzustellen (es sei denn der Arbeitnehmer braucht und will keine reguläre Anstellung), sondern da werden Arbeitlose missbraucht, um selbst noch mehr abzucashen.

Freitag, 4. August 2006, von Elmar Leimgruber

Wolfgangs Österreich

Nein, damit meine ich nicht Wolfgang Schüssel, Österreichs Bundeskanzler, obwohl er seit zwei Legislaturperioden bereits Österreich prägt, was dem einen mehr, dem anderen weniger gefallen mag.
Ich meine Wolfgang Fellner, jenen Medienmann, der seit Jahren mit seinen Magazinen die Themen vorgibt und die Politik bestimmt und der im September seine Tageszeitung, namens “Österreich”, herausbringt.
Es stört ihn nicht, dass ihn “sein” News-Verlag nicht mehr haben will, denn seine ganze Aufmerksamkeit gehört nun seinem Traum: “Österreich wird neu”.
Ich wünsche mir ja auch, dass “Österreich” neu wird vor allem auch medienmäßig: Die Zeitungs-Verantwortlichen müssen sich endlich wieder für Qualität entscheiden: In der Auswahl ihrer “Redakteure” dürfen also nicht aus finanziellen Überlegungen Neulingen anstatt Profis der Vorzug gegeben werden. Und ich wünsche mir auch, dass Fellners Tageszeitung tatsächlich sachlich und objektiv anstatt marktschreierisch und skandalsüchtig wird, indem sie über Politik berichtet anstatt Politik zu betreiben. Aber nein, aus diesem Traum wird wohl nichts.
Wolfgang Fellner und Hans Dichand sind einander sehr ähnlich und zwar im klaren Erkennen und Vermarktung jener Themen, die für Menschenmassen (und daher auch für den Umsatz ihres Mediums) von Bedeutung sind. Beiden geht es um Österreich, aber Hans Dichand hat Ideale und sieht nicht nur Quoten und Macht. Wolfgang Fellner aber will die absolute Macht über Österreich. Die wird er haben, wenn es ihm gelingt, Hans Dichand davon zu überzeugen, ihm die Kronenzeitung als Erbe zu übergeben. Darum geht es Fellner mit seinem Tageszeitungsprojekt eigentlich: um die Herrschaft über die “Krone”: davon bin ich überzeugt.

Freitag, 4. August 2006, von Elmar Leimgruber

Bonifatius-Musical startet ins dritte Erfolgsjahr

Bereits im dritten Jahr startet heute das unabhängige Erfolgsmusical “Bonifatius” von Dennis DeMartin und Peter Scholz in Fulda. Musikalisch und inhaltlich beeindruckend und mit Ethan Freeman (bekannt u.a. aus Walt Disney’s Die Schöne und das Biest – Wiener Musical-Produktion und aus “Evita”) in der Hauptrolle wird diese Produktion auch heuer wieder viele Menschen nach Fulda führen, um zu erleben, wie ein guter Mensch letztlich sterben muss, weil er bösen Menschen ein Dorn im Auge ist.
“Bonifatius” ist noch bis 6. September in Fulda, live zu erleben, dann ab 12. September in Bremen. Um im kommenden Jahr wird dasselbe Team in Eisenach eine weitere Weltaufführung präsentieren, nämlich “Elisabeth”.
Ich kenne das Musical bisher nur von CD, bin jedoch zutiefst begeistert und werde es mir demnächst daher ebenfalls live ansehen und Ihnen davon berichten.

Dienstag, 1. August 2006, von Elmar Leimgruber

Udo war in New York, zum letzten Mal

Nein, nicht Udo Proksch; das wäre ja ein alter Hut, sondern unser aller hochgeschätzter Star von Generationen, Udo Jürgens landete in einem New Yorker Gefängnis. Welch eine Schandtat, ihm sowas anzutun. Dabei hat er ja eh nicht wirklich was verbrochen: nur sein Visum war offenbar abgelaufen. So landete Udo in amerikanischer Untersuchungshaft. Dafür versprach er, nie wieder nach Amerika zurückzukehren.
Ist schon schlimm, wenn internationale Stars im Vergleich zum gemeinen Fußvolk nicht überall Privilegien genießen.