Archiv für April 2008

Dienstag, 29. April 2008, von Elmar Leimgruber

Verbrechen und Journalistische Verantwortung

Natürlich würde man sich einerseits als guter Journalist wünschen, niemals über solch tragische Ereignisse berichten zu müssen, wie jene über Amstetten in diesen Tagen. Andererseits stellt gerade ein solcher Fall für uns “Newssüchtler” eine Herausforderung dar, besonders für das eigene Gewissen:

Da kann man als Journalist beweisen, ob man alles tut, um die eigene berufsbedingte Neugier und Sensationsgeilheit und die seines Publikums zu befriedigen, oder ob man sich angesichts eines solch sensibles Themas ausnahmsweise selbst zurücknimmt, ja im echten menschlichen Sinne Rücksicht nimmt. Zweiteres wünsche ich mir von meinen Kolleginnen und Kollegen, den Betroffenen zuliebe.

Und nein: Es ist (und das sage ich im klaren Gegensatz zu einer Tageszeitung), nachdem der Kidnapper von Natascha Kampusch nicht mehr am Leben ist und daher zusätzliche Infos sein Strafmaß nicht erhöhen können, nicht von Bedeutung für die Öffentlichkeit, sondern sogar unverantwortlich, jetzt öffentlich auszubreiten, was die Polizei in diesem Fall aus guten Gründen seinerzeit nicht den Medien mitgeteilt hat.

Montag, 28. April 2008, von Elmar Leimgruber

Der Kampf um Tirol

Es wird hart, sehr hart für Herwig van Staa: bei den Landtagswahlen am 8. Juni erwartet den Tiroler ÖVP-Landes-Chef nicht nur der Mitbewerb der anderen Parteien, sondern vor allem aktiver Widerstand aus den eigenen Reihen:
Tirols mächtiger Arbeiterkammerpräsident Fritz Dinkhauser, zwar ebenfalls ÖVPler, aber seit Jahren auf Kriegsfuß nicht nur mit der eigenen Partei, sondern vor allem mit Landeshauptmann Van Staa, tritt mit einer eigenen Liste bei den Wahlen an. Und an seiner Seite steht kein Geringerer als Tirols Transitform-Chef Gurgiser, der politisch eher im grünen Lager anzusiedeln ist.
Erklärtes Ziel der beiden “Rebellen” ist nicht nur der Kampf gegen “Ungerechtigkeit und Misstände” in Tirol, sondern auch die Ablöse von Van Staa als Landeshauptmann.
Fest steht, dass obwohl Tirol ein sehr traditionelles Wahlverhalten aufweist, Dinkhauser und Gurgiser dem derzeitigen Landeschef sehr viele Stimmen abnehmen werden. Ein Ergebnis wie vor fünf Jahren, wo die ÖVP noch knapp 50 Prozent der Stimmen erhielt, ist nach heutiger Einschätzung vollkommen unrealistisch. Derzeit gibt es in der Tiroler Landesregierung eine Koalition in der zwischen der ÖVP und der SPÖ.
Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt auf das Tiroler Wahlergebnis. Aber wie auch immer es ausfallen wird: ich spekuliere jetzt bewusst:
Es wird eine hart errungene Koalition zwischen der offiziellen ÖVP und der Liste von Dinkhauser geben. Dinkhauser aber will und wird nach meiner Einschätzung nicht Tirols Landeshauptmann werden, sondern nur den Kurs “seiner” Partei vor allem, was die Anliegen der Arbeiter und Angestellten betrifft, entscheidend mitbestimmen; er wird maximal Landeshauptmannstellvertreter, eher aber Soziallandesrat. Und Gurgiser wird gegen den erbitterten Widerstand Vieler Umweltlandesrat.
Es kann sich also einiges ändern in Tirol, aber es muss nicht.

Freitag, 25. April 2008, von Elmar Leimgruber

Künstlerleid, Downloads und das liebe Geld

Grönemeyer, Catterfield, Jürgens, Kollo und andere appellieren in einem offenen Brief an die deutsche Bundeskanzlerin, den Kampf gegen Raubkopierer im Internet zur Chefsache zu machen. Werden diese Herren und Damen der Kreativbranche sosehr unter Druck gesetzt durch ihre Musiklabels, dass sie sowas nötig haben?

Bei allem Verständnis für die berechtigten Anliegen – ich bin überzeugter Käufer von Original-CDs und DVDs und selbst legale Downloads nütze ich seltenst- aber: Die Musikindustrie ist so mächtig, dass sie nicht nur immer wieder Anbieter von illegalen Downloads zur Kasse bietet, was ja Rechtens ist, sondern auch noch europaweite Gesetzesänderungen zu ihren Gunsten durchsetzen konnte:

Schon seit Jahren muss jeder Konsument, der CD- oder DVD-Rohlinge, einen CD- oder DVD-Brenner, einen Satellitenempfänger, Videorekorder oder Computer kauft, einen nicht geringen Beitrag zusätzlich für das Produkt bezahlen (denn man könnte ja damit kopieren), der den Künstlern zugute kommt. Es wird also sowieso schon doppelt abkassiert: eienrseits, wenn man CDs oder DVDs kauft, andererseits aber auch, wenn man Geräte kauft.

Irgendwann muss es genug sein mit dem immer mehr Vielfach-Abkassieren und dem Immermehr-Nimmersatt:

Wenn Musik- und Video-Industrie und Künstler verhindern wollen, dass illegal downgeloadet wird (das habe ich übrigens schon 2002 in einem Kommentar geschrieben, nur hört ja leider keiner auf mich), dann hilft nur eines wirklich: CDs und DVDs so günstig wie möglich auf den Markt: dann ist die Produktion pro Stück günstig, der Verdienst hoch. Und bei 5-9 Euro pro neuer CD werden nach meiner Einschätzung die meisten bisherigen Musikpiraten zum Original zurückkehren.

Donnerstag, 24. April 2008, von Elmar Leimgruber

Nahrungsmittelknappheit, EU und Globalisierung

Zunächst hatte ich mich darüber gefreut, als die EU vor einigen Jahren beschloss, anstatt wie bisher Berge an Lebensmitteln zu vernichten, um die Preise hoch zu halten, an die Mitgliedsstaaten die Vorgabe zu erteilen, weniger Lebensmittel zu produzieren.
Doch die Folge dieser Maßnahme war nicht etwa, dass weniger Lebensmittel vernichtet wurden, sondern dass nur weniger davon produziert wurden. Und nun steigen die Lebensmittelpreise seit Jahren drastisch an, ja perverser noch, Lebensmittel werden als Kraftstoffe für Fahrzeuge angebaut.
Aber anstatt zuzugeben, dass nach wie vor Lebensmittel vernichtet werden, um die Preise hochzutreiben, nein mehr noch: man gibt der Globalisierung die Schuld an den Preissteigerungen.
Ich erwarte mir von den verantwortlichen Politikern Aufklärungsbereitschaft und dass die Verursacher dieser unverantwortlichen Misere zur Rechenschaft gezogen werden.
Ich verlange, dass in einer Zeit der Lebensmittelknappheit in Europa keine Lebensmittel mehr vernichtet werden, sondern dass alle Lebenmittel den Menschen zur Verfügung gestellt werden und dass auch wieder mehr angebaut werden darf.
Aber wie üblich geht es auch hier nicht um das Wohl der Menschen sondern einzig und allein darum, dass einige wenige auch in Zukunft immer noch mehr verdienen auf Kosten der Allgemeinheit, und dass die anderen daher immer noch mehr zahlen müssen für ihr täglich Brot.

Dienstag, 22. April 2008, von Elmar Leimgruber

Pater Udo verhängt den Kirchenbann

Wir erinnern uns: Pater Udo Fischer war einer der unnachgiebigsten Gegner von Bischof Kurt Krenn, dem damaligen Bischof von St. Pölten: er warf seinem Hirten seinerzeit u.a. Machtmissbrauch und einen diktaorischen Führungsstil vor. Bischof Krenn musste einige Jahre später seinen Hut nehmen.

Heute verhängt ausgerechnet dieser Pater Udo Fischer den Kirchenbann, eine Kirchenstrafe die im Laufe der Kirchengeschichte seltenst verhängt wurde. Sogar eine Exommunikation ist eine geringere Kirchenstrafe.

Und wogegen will der streitbare Pater so streng vorgehen? Gegen eine Sandverwertungsanlage, die laut P. Udo so viel Staub aufwirbelt, dass er sich Sorgen um die Menschen in der Umgebung macht.

Nun ja: bei allem Verständnis für sein Mitgefühl:
Jemand, der dereinst seinen eigenen Hirten einen autoritären Führungsstil vorgeworfen hat, sollte jetzt nicht ausgerechnet in einer so weltlichen Angelegenheit mit einer so hohen kirchlichen Strafe drohen. Man könnte ja direkt vermuten, dass es stimmt, dass jene, die sich am meisten gegen “Mächtige” zur Wehr setzen, wenn es ihnen möglich ist, selbst am liebsten Macht ausspielen.

Montag, 21. April 2008, von Elmar Leimgruber

Prinz William landet bei seiner Kate

Um für den Ernstfall (Kriegseinsatz im Irak oder sonsto in Krisengebieten) gerüstet zu sein, ist der britische Thronfolger Prinz William im Garten seiner geliebten Kate mit einem Militärhubschrauber (Einsatzkosten des Chinook pro Stunde: 20.000 Euro) gelandet.
Da stehen den Briten ja sehr bewegte und stürmische Zeiten bevor.

Freitag, 18. April 2008, von Elmar Leimgruber

Der ÖBB-Nichtspar-Tarif

Ok, wir wissen es: Es gibt Spartarife bei der Bahn und zwar vor allem auf internationalen Strecken dort, wo man auch mit Billigfliegern günstig hinkommt. Und es gibt Monatskarten für Pendler im Nachbereich von Bundesland-Hauptstädten.
Aber es gibt -und das hat mich heute beim Telefonat mit der ÖBB echt überrascht- keine bundesländerübergreifenden Bahn-Abos. Wer also regelmässig beispielsweise von Wien nach Salzburg möchte, der zahlt entweder Vollpreis oder mit der kostenpflichtigen Vorteilscard Halbpreis oder aber er kauft sich ein Jahresticket für die gesamte Bahn in ganz Österreich. Aber es gibt keine Abos für Pendler dafür.
Ich fürchte, da muss die ÖBB noch viel dazulernen, was Kundenaquisition betrifft.

Freitag, 18. April 2008, von Elmar Leimgruber

Das ÖVP-Kabarett

Beim diesjährigen Stadtfest der ÖVP in Wien Anfang Mai gibt es Nena live zu sehen; ansonsten wolle man das Fest heuer eher ruhiger und dafür kabarettistischer angehen, hies es. Dabei gibts Livekabarett eh seit Monaten in der Regierungsarbeit.
Humor scheint die ÖVP jedenfalls zu haben: Sterman und Grissemann werden beim ÖVP-Stadtfest auftreten.
Das ist ja so, wie wenn beispielsweise der Papst Marilyn Manson zu sich für ein Konzert einladen würde.

Dienstag, 15. April 2008, von Elmar Leimgruber

Italien hat -warum auch immer- Berlusconi wiedergewählt

Mir fehlen die Worte!

Freitag, 11. April 2008, von Elmar Leimgruber

Graz will uns mundtot

Vor ein paar Wochen schrieb ich hier über Köln, wo es verboten ist, in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu essen und konnte darüber nur verständnislos den Kopf schütteln.
Der Grazer Bürgermeister will nun aber ein Handy-Verbot in Öffis erlassen und sein Amtskollege in Linz will diesem Beispiel offenbar folgen. Und die Begründung des Grazer Bürgermeisters: “Die Menschen sehnen sich nach Stille”.
Ok, ich habe verstanden: in Zukunft darf man in Graz nicht mehr reden, zumindest nicht öffentlich und erst recht nicht in Öffis.
In welchem uralten Jahrhundert sind wir jetzt bloss gelandet!