Mit ‘Journalismus’ getaggte Artikel

Montag, 2. August 2010, von Elmar Leimgruber

ÖJC fordert Sozialversicherung für Journalisten

Freie Journalisten müssen in die Künstlersozialversicherung mit einbezogen werden. Dies fordert der Österreichische Journalisten Club (ÖJC): Dies ist umso mehr notwendig, weil sich mittlerweile die Arbeitsverhältnisse in der Medienbranche immer mehr in Richtung freie Dienstnehmer und freiberufliche Journalisten entwickelt, so der ÖJC.

Der Österreichische Journalisten Club (ÖJC) sieht es als seine standespolitische Pflicht, anlässlich des zur Begutachtung aufliegenden Künstlersozialversicherungs-Strukturgesetzes eine Grundsatzdebatte über die sozialrechtliche Absicherung von Journalisten anzuregen.

Der Gesetzgeber soll daher ein Künstler-, Publizisten- und Journalisten Sozialversicherungsgesetz erlassen und einen Künstler-, Publizisten- und Journalisten Sozialversicherungsfond einrichten und eine sozialrechtliche Absicherung von freien Journalisten auch umzusetzen.,Eine entsprechende Stellungnahme des ÖJC wurde dem Präsidium des  Nationalrates und dem  Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (BMASK) übermittelt.

Samstag, 31. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

Europäisches Parlament fördert Medienprojekte

Die Europafahne am Wiener Rathaus
Foto: © Leimgruber

Das Europäische Parlament fördert Medienprojekte mit EU-Bezug. Für solche Projekte kann finanzielle Unterstützung beantragt werden, wie das Information des EU-Parlaments für Österreich mitteilt. Rund fünf Millionen Euro stehen 2011 demnach für die Förderung von Fernseh- und Radioprogrammen sowie für Internet-Projekte zur Verfügung.

Der Lissabonner Vertrag hat nicht nur die Rolle des Europäischen Parlaments in der EU-Gesetzgebung gestärkt, sondern auch neue Möglichkeiten der aktiven Teilnahme von EU-Bürgerinnen und EU-Bürgern am demokratischen Prozess eröffnet. Deshalb ist es ein zentrales Anliegen des Europäischen Parlaments, Kommunikationsprojekte zu fördern und damit die Partizipation an der europäischen Öffentlichkeit zu unterstützen.

Eine Teilfinanzierung durch das Europäische Parlament wird für Medienprojekte vergeben, die europäische Themen in besonderer Weise hervorheben und diskutieren. Dazu zählen insbesondere auch Projekte, welche die Rolle des Europäischen Parlaments als demokratisch gewählte Volksvertretung von Bürgerinnen und Bürgern aus 27 Mitgliedsstaaten zum Thema haben.

Die Ausschreibung ist im Internet unter www.europarl.europa.eu/tenders/grants.htm abrufbar. Projektvorschläge können noch bis 18. Oktober unter
http://www.europarl.europa.eu/tenders/subventions_call_proposal_2011.htm eingereicht werden. Die Bekanntgabe der geförderten Projekte erfolgt im Dezember.

Dienstag, 27. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

Loveparade: Deutscher Journalisten Verband fordert Sachlichkeit

Katastrophen wie jene in bei der Loveparade in Duisburg verleiten aus Schock, Trauer, Entsetzen und Ärger zuweilen auch Journalisten dazu, vorschnell “Schuldige” zu suchen, zu finden und zu vorverurteilen, was der Trauerbewältigung nicht hilft, aber nicht wieder gutzumachenden Schaden bewirken kann. Darauf weist der Deutsche Journalisten Verband (DJV) hin; die Stellungnahme im Wortlaut:

Auch wenn der überwiegende Teil der Medien nach Überzeugung des Deutschen Journalisten-Verbands angemessen über die Loveparade-Katastrophe berichtet hat: Den Deutschen Journalisten-Verband und den Deutschen Presserat haben dennoch zahlreiche Beschwerden erreicht. Diese betreffen vor allem eine große deutsche Boulevardzeitung und deren Onlineauftritt.

Die stellvertretende DJV-Bundesvorsitzende Ulrike Kaiser appellierte in dem Zusammenhang: “Die Informations- und Chronistenpflicht gilt auch für Boulevardzeitungen. Es gibt publizistische Grundsätze, die eingehalten werden müssen. Dazu zählt, dass die Presse auf eine unangemessen sensationelle Darstellung von Gewalt, Brutalität und Leid verzichtet.” Wer diesen Grundsatz missachte, beschädige die Glaubwürdigkeit der Medien nachhaltig. “Gerade bei derart tragischen Ereignissen müssen Medien ihrer besonderen Verantwortung nachkommen”, so Kaiser: “Es ist pietätlos gegenüber Opfern und Angehörigen, gezielt die Sensationslust zu bedienen.”

Freitag, 23. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

ORF: Mobbing, Machtkämpfe und Postenschacher

Die neue Ö1-Chefin Bettina Roither
Foto: orf.at

Die bisherige ORF-Radio-Chefredakteurin, die 51-jährige Oberösterreicherin Bettina Roither wird Nachfolgerin von Alfred Treiber und somit neue Ö1-Chefin. Generaldirektor Alexander Wrabetz begründete diese Entscheidung am Donnerstag damit, dass Roither “eine der versiertesten Journalistinnen und erfahrensten Radiomanagerinnen des Landes” sei.

“Österreich 1 ist für mich Österreich von seiner besten Seite, progressiv, innovativ und weltoffen, aber in der Qualität beständig – ich freue mich sehr darauf, mich nun ausschließlich mit diesem tollen Sender beschäftigen zu können,” und sie sehe es als Herausforderung, “dass Ö1 auch weiterhin der führende Kultur- und Informationssender in Europa bleibt,” reagierte Roither selbst auch die Ernennung.

Der bislang für die ORF-TV-Hauptabteilung “Religion” Verantwortliche Gerhard Klein wurde von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz auf Vorschlag von Informationsdirektor Elmar Oberhauser zum neuen Leiter der TV-Hauptabteilung “Bildung und Zeitgeschehen” bestellt. Klein (57) wird die Leitung der Wissenschaftsabteilung im Fernsehen zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Chef der ORF-TV-Hauptabteilung “Religion” übernehmen und die Funktion mit 9. August 2010 antreten. “Da der Bereich der Dokumentation zu den ganz besonderen Stärken des ORF zählt, bin ich davon überzeugt, dass mit der noch engeren Vernetzung der beiden Hauptabteilungen Religion und Wissenschaft künftig wichtige Synergien bestmöglich genutzt werden können, um unserem Publikum auch in Zukunft qualitativ hochwertiges Programm zu bieten.”

Auf Vorschlag von Hörfunkdirektor Willy Mitsche wurde zudem unlängst Werner Dujmovits, 38, als Chefproducer Hörfunk bestellt. Dujmovits ist seit Jänner 2010 interimistischer Leiter dieser Stabsstelle und wurde nun in dieser Funktion bestätigt.

Waltraud Langer wird indes Leiterin der ORF-TV-Hauptabteilung Magazine (FI 9). Langer, 49, zuletzt Infochefin von ORF 1 und Stellvertreterin des TV-Chefredakteurs, wurde auf Vorschlag von Informationsdirektor Elmar Oberhauser zur neuen Magazinchefin bestellt und tritt ihre Funktion umgehend an. Ursprünglich war ZIB-Chefin Lisa Totzauer für diesen Posten vorgesehen gewesen, welcher aber zum Zwecke ihrer Verhinderung öffentlich ÖVP-Nähe unterstellt wurde. Infochef Elmar Oberhauser drohte gar mit Rücktritt, sollte Totzauer diese Position erhalten, das wäre abzulehnende (schwarze) politische Einflussnahme. Dabei wäre die vom (grossmehrheitlich tiefroten) ORF-Stiftungsrat gewählten Mitglieder der Geschäftsführung für Ernennungen zuständig, so Oberhauser.

“Technologische Modernisierung, verbesserte Usability sowie Barrierefreiheit” wollen indes die seit 20. Juli überarbeiteten Webangabote von news.orf.at und sport.orf.at bieten. “Grundsätzlich hat sich an der inhaltlichen Gestaltung und an der Bedienung von news.ORF.at und sport.ORF.at nichts geändert,” schreibt der ORF. Aber: “Die News- und die Sportseite von ORF.at sind von nun an frameless und barrierefrei, Bild- und Textgrößen wurden an moderne Bildschirmauflösungen angepasst. Im Rahmen des an die Neuerungen angepassten Designs sind Texte durch die neuen Hintergrundfarben noch besser lesbar,” so der ORF.

Weiter Meldungen zum Thema ORF und politische Unabhängigkeit:

- Neuer ORF-Stiftungsrat gewählt

- SPÖ-manipulierter Publikumrat wählt SPÖ-Vorsitzenden und SPÖ-Stellvertreterin (Kommentar)

- Roland Adrovitzer wird ORF-Korrespondentenchef, Karl Amon wird APA-Vorstand (Beitrag)

- SOS ORF: Warum wehren sich die ORF-Redakteure nicht gegen Faymanns Bevormundung? (Kommentar)

- Ö1-Chef Treiber fordert: Aktive Politiker zurück in den ORF

- Politische Unabhängigkeit und wirtschaftliche Zwänge

- Journalisten sind manipiuliert, korrupt und Lügner

Mittwoch, 14. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

Donau-Uni und ÖJC bieten Journalisten-Seminare

Strategische Zusammenarbeit zwischen IJZ und ÖJC
Foto: ÖJC

Der Österreichische Journalisten Club (ÖJC) und das Internationale Journalismus Zentrum der Donau-Universität Krems (IJZ) kooperieren und bieten gemeinsame Journalistenseminare an. Unter dem Motto “Zündende Ideen für journalistische Karrieren” starten Seminare, welche ausserhalb der klassichen Redaktionsarbeitszeiten (morgens von 7 bis 9 Uhr und abends von 19 bis 21 Uhr) stattfinden.

Alle Seminare finden im Vienna International Press Center des ÖJC, Blutgasse 3, 1010 Wien statt. Alle Teilnehmer erhalten ein gemeinsames Zertifikat des Internationalen Journalismus Zentrums der Donau-Uni Krems und der Journalismus & Medien Akademie des ÖJC.

Im ersten Halbjahr werden ab September 2010 zehn Seminare für Berufssuchende (Berufsbild Journalist) über BerufsanfängerInnen (Journalistisches Schreiben, Recherche, Rechtliche Grundlagen für JournalistInnen) bis zu erfahrenen JournalistInnen (Redaktionsmanagement) angeboten. Das Thema “Visual Journalismus” wird in englischer Sprache durchgeführt.

Den Seminarteilnehmern stehen laut ÖJC unter anderem die folgenden Vortragenden zur Verfügung:  Reinhardt Badegruber, Christoph Guggenberger, Gottfried Korn, Waltraud Langer, Patricia McCracken, Kay Mühlmann, Rupert Putz, Michael Roither, Oliver Stohlmann, Fred Turnheim und Christoph Varga.

Das Seminarprogramm kann ab sofort beim ÖJC unter office@oejc.at oder bei der Donau-Uni Krems, IJZ unter michaela.hammerer@donau-uni.ac.at kostenlos angefordert werden.

Samstag, 10. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

UNO-Flüchtlingspreis für Fotojournalistin Alixandra Fazzina

Die britische Fotojournalistin Alixandra Fazzina erhält den diesjährigen Nansen-Flüchtlingspreis
Foto: unhcr.de

Die britische Fotojournalistin Alixandra Fazzina erhält den mit 100.000 US-Dollar dotierten diesjährigen Nansen-Flüchtlingspreis für ihren unermüdlichen Einsatz, das Leid des Krieges und dessen Folgen sowie die Notlage von Flüchtlingen und Vertriebenen im Bild festzuhalten. UN-Flüchtlingskommissär António Guterres, sagte zur Preisverkündung, Alixandra Fazzina sei unerschrocken und vom humanitären Gedanken geprägt. Sie habe durch die lebhafte Darstellung individueller Schicksale bemerkenswertes erreicht. Ihr besonderes Talent, ihr Einsatz und Mitgefühl machten sie zu einer beispielhaften Chronisten der Schutzlosen dieser Welt.

Alixandra Fazzinas Arbeit führte sie in den vergangenen zehn Jahren durch Osteuropa, Afrika, den Mittleren Osten und Asien, um von dort über menschlichen Tragödien zu berichten, die von vielen Medien vernachlässigt wurden. Fazzina verbrachte unter anderem zwei Jahre in Somalia und dokumentierte den Exodus von Migranten und Flüchtlingen aus Somalia auf die Arabische Halbinsel und das Schmuggelgeschäft im Golf von Aden. Ihr Buch, “A Million Shillings, Escape from Somalia”, wird im September 2010 veröffentlicht. Entlang der afrikanischen Küste riskierte sie ihr Leben, um aus erster Hand über das Leid und die Verzweiflung derer zu erfahren, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben versuchen, den Golf von Aden zu überqueren.

Über die Auszeichnung und Anerkennung durch UNHCR äußerte sich Alixandra Fazzina überwältigt und hocherfreut. Mit ihrer Arbeit möchte sie nach eigenen Angaben das Bewusstsein für Flucht, Vertreibung, Gewalt und Elend schärfen. Ihrer Meinung nach gehören der Verlust der Heimat und der Aufbau eines neuen Lebens zu den größten Herausforderungen, denen ein Mensch begegnen kann. Jedes Jahr haben Millionen von Menschen jedoch keine andere Wahl, als ihre Heimat zu verlassen.

Der Nansen-Preis wurde 1954 zu Ehren von Fridtjof Nansen, dem norwegischen Entdecker, Wissenschaftler und ersten Flüchtlingskommissar des Völkerbundes ins Leben gerufen. In Form einer Medaille wird der Preis jährlich an eine Person oder Organisation verliehen, die sich für Flüchtlinge engagiert hat. Der Nansen-Preis ist mit der Überreichung einer Medaille und 100.000 US-Dollar Preisgeld dotiert, das von der schweizerischen und norwegischen Regierung gestiftet wird. Der jeweilige Preisträger bestimmt, wofür die Summe eingesetzt werden soll. Die diesjährige Preisverleihung findet am 5. Oktober 2010 in Genf statt.

Freitag, 2. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

Sozial-Journalistenpreis ausgeschrieben

Die Wiener Caritas schreibt den siebten Prälat Leopold Ungar Journalistenpreis aus. Ausgezeichnet werden “herausragende journalistische Arbeiten, die sich mit Themen wie Armut, Wohnungslosigkeit, Flucht, Migration, Krankheit oder Diskriminierung auseinandersetzen und Toleranz sowie Verständnis im Umgang mit Menschen an den Rändern der Gesellschaft fördern”.

Namensgeber der Auszeichnung ist der langjährige Präsident der Caritas, Prälat Leopold Ungar, “der nie den einfachen Weg gegangen ist und der bekannt dafür war anzuecken”, erklärt Caritasdirektor Michael Landau. “Und das gehört auch zur Arbeit guter Journalistinnen und Journalisten, dass sie den Mut haben, anzuecken, auch unangenehme Wahrheiten auszusprechen und im besten Sinn des Wortes anwaltschaftlich zu sein.”

Journalistische Arbeiten aus den Bereichen Print, TV, Hörfunk und Onlinemedien, die zwischen 1. September 2009 und 31. August 2010 in
Österreich veröffentlicht wurden, können eingereicht werden. Die Einreichfrist endet am 1. September 2010 (Datum des Poststempels).
Pro Bewerber können maximal drei Beiträge eingereicht werden, die Bewerbungen sind in fünffacher Ausfertigung der Text-, Ton, oder Filmbeiträge einzureichen, bei Online-Beiträgen reicht eine Link-Angabe auf dem Einreichformular. Ausschreibung und Einreichformular sind unter
www.caritas-wien.at/ueber-uns/praelat-ungar-preis zum Download abrufbar.Erstmals wird heuer neben den etablierten Kategorien Print, TV und Radio ein Preis für Onlinejournalisten vergeben.

Die Preisträger werden am 10. November 2010 im KunstSozialRaum brunnen.passage der Caritas in Wien-Ottakring ausgezeichnet. Der bisher mit 15.000 Euro dotierte Medienpreis wurde von der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien auf 20.000 Euro aufgestockt.

Sonntag, 27. Juni 2010, von Elmar Leimgruber

Macht, Liebe und Versuchung: Kardinal Schönborn zelebrierte Requiem für Hans Dichand

Kardinal Schönborn zelebrierte das Requiem für Hans Dichand
Foto: © Leimgruber

Wer Macht hat, ist mehr als alle anderen versucht, das Wesentliche aus den Augen zu verlieren. Daher gelte es nach dem Tod Hans Dichands die Frage zu stellen: “Wie gehen wir mit der uns anvertrauten Macht um?” fragte Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn beim Requiem im Wiener Stephansdom für den einflussreichsten Medienmacher Österreichs seit Jahrzehnten.

Der am 17. Juni verstorbene Herausgeber der Kronenzeitung habe viel Macht gehabt in einer Zeit, da die vierte Macht im Staat – die Medien – oft zur ersten werde, erklärte Schönborn. Am “Zahltag” beim Tritt vor Gottes Richterthron aber zählten weder vorangegangene Wahltage noch die öffentliche bzw. veröffentlichte Meinung, sondern die nach Paulus entscheidende Frage für ein geglücktes, gottgefälliges Leben: “Hast du geliebt?”

Die Familie Dichand wurde von der Öffentlichkeit abgeschirmt in einer abgedunkelten Limousine vom Stephansplatz weggefahren
Foto: © Leimgruber

Hans Dichand habe seine Frau, seine Kinder, seinen Beruf und seine Zeitung ohne Zweifel sehr geliebt. Und er habe auch das Land Österreich leidenschaftlich geliebt “und oft auch aufgeregt”. Die Seelenmesse sei Ausdruck der christlichen Überzeugung, dass der Tod “nicht Ende, sondern Durchgang” sei, und zugleich Aufforderung, für die Seele dieses “großen, aber gewiss auch umstrittenen Österreichers” zu beten, sagte der Kardinal.

Dichand habe zudem ein gutes Gespür dafür gehabt, dass Religion und Glaube kostbare Sinnressourcen in einer Zeit seien, die diese dringend braucht. Schönborn wies darauf hin, dass der “Krone”-Chef offen für Anliegen der Caritas und Diakonie gewesen sei, und nannte es “nicht selbstverständlich”, dass Dichand dem Evangelium in seiner Zeitung allsonntäglich Platz gab: “Hat es die restlichen Seiten der Zeitung durchsäuert?”, fragte der Erzbischof in Anlehnung an das Bibelwort von Sauerteig und Brot.

Wer sich im Stephansdom ins Kondolenzbuch eintrug, erhielt Sterbebildchen des Verstorbenen

In einer ersten Stellungnahme nach dem Tod des Krone-Chefs hatte der Kardinal Dichand als einen “großen Publizisten und Zeitungsmacher” und als einen, “dem die Menschen mit ihren Sorgen und Freuden ein Anliegen waren,” gewürdigt: “Man musste nicht alle seine Entscheidungen und Vorlieben teilen”, so der Kardinal. “Aber eines stand außer Streit: seine Überzeugung, dass Religion zum Menschen gehört, dass die Geschichte Österreichs ohne die katholische Kirche nicht verständlich ist und dass die Botschaft des Evangeliums eine Antwort auf die Fragen des heutigen Menschen nach dem Woher, Wohin und Wozu des Lebens sein kann,” so der Wiener Erzbischof.

Am Trauergottesdienst für den erfolgreichen Publizisten, der ohne Leichnam stattfand (der Verstorbene war bereits vorher im privaten Kreis beigesetzt worden) und an dem Kameras nicht zugelassen waren, nahmen neben seiner Familie auch zahlreiche Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben teil, darunter Bundeskanzler Werner Faymann, Aussenminister Michael Spindelegger, Unterrichtsministerin Claudia Schmied, Umweltminister Nikolaus Berlakovich, Gesundheitsminister Alois Stöger, Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl, ORF-Generalintendant Alexander Wrabetz, die Landeshauptleute von Wien (Michael Häupl), Niederösterreich (Erwin Pröll) und Burgenland (Hans Niessl), Hannes Androsch, Ursula Stenzel, Dagmar Koller und Barbara Rosenkranz.

Weitere Meldungen zum Thema:

- Kardinal Schönborn gibt Medienempfang

- Hans Dichand ist tot -Lang lebe Hans Dichand

- Dichands Österreich und die EU

- Wolfgangs Österreich

Donnerstag, 24. Juni 2010, von Elmar Leimgruber

Wissenschaftspublizistik-Staatspreis für Martin Haidinger und Julia Schafferhofer

Die Preisträger Martin Haidinger und Julia Schafferhofer mit Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (Bildmitte)
Foto: Martina Draper (obs)

Der Ö1-Redakteur Martin Haidinger wurde heute mit dem Österreichischen Staatspreis für Wissenschaftspublizistik ausgezeichnet. Julia Schafferhofer, Redakteurin der Kleinen Zeitung erhielt den Förderpreis. Die Auszeichnung wird im Zwei-Jahres-Rhythmus vergeben und ist mit 5.500 Euro dotiert. Für den Förderungspreis (Höchstalter 35 Jahre) beträgt die Dotation 2.500 Euro.

“Mit Martin Haidinger und Julia Schafferhofer werden die Preise an zwei Persönlichkeiten verliehen, die nicht nur journalistisches Talent, sondern vor allem auch großes Fachwissen und Leidenschaft für ihren Beruf auszeichnet”, würdigte Wissenschafts- und Forschungsministerin Beatrix Karl die Ausgezeichneten: “Wir brauchen verstärktes Bewusstsein der Gesellschaft, wie wichtig Wissenschaft und Forschung ist.” Es sei wichtig, “komplexe Sachverhalte verständlich und spannend aufzubereiten,” denn “wissenschaftliche Inhalte schaffen es nur dann in die Medien und in die Öffentlichkeit, wenn engagierte Journalistinnen und Journalisten mit ihrer qualitätsvollen Arbeit dahinter stehen,” betonte die Ministerin.

Laut einer Lifestyle-Umfrage der GfK-Austria Sozialforschung im Auftrag des Wissenschaftsministeriums (BMWF) möchten 47 Prozent der Bevölkerung besser über aktuelle Forschungsergebnisse informiert werden. “Ich sehe das als klaren Auftrag für Wissenschaftsjournalisten.” Diese Umfrage bestätige auch sehr deutlich “die Bedeutung einer glaubwürdigen und kompetenten Wissenschaftskommunikation,” sagte Karl.

Martin Haidinger startete seine journalistische Laufbahn 1989 beim ORF-Fernsehen. Eine weitere Station in seiner Karriere war das ORF-Landesstudio Wien, wo er einer der ersten “rasenden Reporter” war. Seit 1993 ist er als Gestalter und Moderator in der Ö1-Hauptabteilung “Wissenschaft, Bildung, Gesellschaft” tätig, u. a. für Sendungen wie “Wissen Aktuell” und “Dimensionen”, sowie für die Ö1-”Journale”. Darüber hinaus ist Haidinger Autor mehrerer Sachbücher und Romane, zuletzt erschien “Unser Hitler und ihr Landsmann”, und als Literaturinterpret und Kabarettist tätig. Die Förderungspreisträgerin Julia Schafferhofer ist freie Wissenschaftsjournalistin bei der “Kleinen Zeitung” und dort seit 2007 auch für die “Wissen-Seite” im sonntäglichen “LebensArt”-Magazin verantwortlich.

Der Jury im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung gehören an: Clemens Hüffel (BMWF, Vorsitz), Martha Brinek (BMWF), Robert Buchacher (Profil, Preisträger 2006/2007), Gisela Hopfmüller-Hlavac (ehem. ORF), Christian Müller (APA), Elisabeth Juliane Nöstlinger (Vorsitzende des Klubs der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten) sowie Erich Witzmann (Die Presse).

Bereits gestern hatte Wissenschafts- und Forschungsministerin Beatrix Karl hohe staatliche Auszeichnungen an den Psychiater Siegfried Kaspar (Grosses Silbernes Ehrenzeichen der Republik), an den Professor für Judaistik Günter Stemberger (Grosses Silbernes Ehrenzeichen der Republik), an den Moraltheologen Günter Virt (Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse), an den Hydrologen Bernhard Schmid (Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst), an die Biographin Elisabeth Lebensaft (Ehrenprofessor) und an den Glücksspielforscher Gert Schmidt (Ehrenprofessor) verliehen. Die Ausgezeichneten decken eine breite Palette an Forschungsgebieten ab -von der Theologie über die Judaistik und Ethik bis hin zu Medizin, Neurowissenschaften und Technik.: “Mit ihrem wissenschaftlichen Engagement bereichern sie nicht nur den Wissenschaftsstandort Österreich – ihre Arbeit strahlt weit über die heimischen Grenzen hinaus”, betonte die Ministerin.

Sonntag, 20. Juni 2010, von Elmar Leimgruber

Heute ist Weltflüchtlingstag: Mehr als 43 Mio. Menschen auf der Flucht

Heute, Sonntag, ist der Weltflüchtlingstag 2010. Die UN-Vollversammlung hat diesen Tag ausgerufen, um den Menschen auf der Flucht zu gedenken. Und auch das humanitäre Drama in und um Kirgisistan zwingt uns, die Augen nicht vor den 43,3 Millionen Menschen zu verschließen, die auf der Flucht sind und Schutz suchen. UNHCR begeht diesen Tag mit zahlreichen Aktivitäten rund um den Erdball.

Das Motto des Weltflüchtlingstages 2010 heißt ‘Home’ und steht sowohl für ‘Heimat’ als auch für ‘Zuhause’. Die meisten Flüchtlinge, Binnenvertriebene, Asylsuchende und auch Staatenlose haben alles verloren und können aufgrund von Verfolgung oder Gewalt nur sehr selten wieder in ihr ‘Zuhause’ zurückkehren.

Der Weltflüchtlingstag ist das Resultat unserer gemeinsamen Anstrengungen. Dieser Tag ist den von Flucht Betroffenen auf der ganzen Welt gewidmet; vor allem, um ihre Hoffnungen und Sehnsüchte nach einem besseren Leben zu würdigen und ihr Bedürfnis nach einem besseren Leben zu respektieren.

Deutschland, Österreich und die Schweiz beteiligen sich an diesem Wochenende an zahlreichen Aktivitäten in zahlreichen Städten und Gemeinden, um 43,3 Millionen Menschen zu zeigen, dass wir sie nicht vergessen. Ähnlich, wie in den meisten westeuropäischen Industriestaaten zeigt sich dieses Engagement vor allem in den Medien, die angehalten sind, das Thema Flucht und Vertreibung entsprechend öffentlich zu machen und über das Leid von Millionen zu berichten.

Und so steht Südafrika in diesem Jahr nicht nur im Fokus der Fußball-Weltmeisterschaft, sondern auch im Mittelpunkt wegen der höchsten Zahl Asylsuchender weltweit. 222.000 Anträge in einem Land – das sind bald soviele wie in Westeuropa insgesamt.

UNHCR-Sonderbotschafterin Angelina Jolie und UN-Flüchtlingskommissar António Guterres haben sich in Videobotschaften an die Öffentlichkeit gewandt. Guterres gab zudem zahlreiche Interviews. Darüber hinaus berichtet UNHCR im Rahmen seines Webangebotes live aus den Krisenregionen der Welt, innerhalb dessen Flüchtlinge betroffen sind.

Das Schicksal der Flüchtlinge in Kirgisistan aber auch das derer aus Afghanistan, dem Irak, aus dem Südsudan, der DR Kongo oder Kolumbien bedarf mehr Öffentlichkeit. Nur wir gemeinsam können dazu beitragen, Flüchtlinge dauerhaft zu schützen – jeder mit seinen Mitteln – aber sicher jeder über den Weltflüchtlingstag hinaus.

Zum heutigen Weltflüchtlingstag lenkt Reporter ohne Grenzen (ROG) den Blick auf das ungewisse Schicksal vieler Medienschaffender, die in den vergangenen Monaten aus ihren Heimatländern flüchten mussten. In einem am 18. Juni veröffentlichten ROG-Bericht schildern Journalisten die Gefahren und Schwierigkeiten nach ihrer Flucht aus der Heimat. Bislang ist die internationale Unterstützung für Journalisten und Internetaktivisten, die nach Übergriffen, Todesdrohungen und Schikanen ihre Heimatländer verlassen müssen, völlig unzureichend.

Die Verfolgung vieler Medienschaffender endet nicht hinter den Staatsgrenzen ihrer Heimatländer. Mordattentate, gezielte Angriffe und Drohungen gehen auch nach der Flucht in Nachbarländer weiter. Für diese Menschen gibt es oftmals keine zügig greifenden Hilfsmaßnahmen: “Europäische Staaten wie Deutschland sollten ein wirksames Verfahren zur kurzfristigen Gewährung von Visa für Journalisten und Medienschaffende einführen, die in Ländern außerhalb der EU in Not sind”, fordert Alexandra Tryjanowski, Nothilfe-Referentin bei der deutschen ROG-Sektion. ROG plädiert zudem für eine Ergänzung der Genfer Flüchtlingskonvention. Der Vertrag sollte ein Notfall-Verfahren für Fälle von individuellen und gezielten Drohungen gegen Menschenrechtsverteidiger vorsehen, fordert ROG in dem Bericht. Ich hatte bereits im Februar 2010 über die ROG-Nothilfeinitiative für Journalisten berichtet.

Hier sind die in der EU-Qualifikationsgrundlinie festgelegten Kriterien für Personen, die internationalen Schutz benötigen, online.

Weitere Informationen über den Weltflüchtlingstag 2010 der UNHCR sind hier, und die UNHCR-Asyl-Studie 2010 ist hier zu finden.

Der vollständige Bericht von ROG ist hier (in englischer Sprache) verfügbar.