Mit ‘Medien’ getaggte Artikel

Sonntag, 20. Juni 2010, von Elmar Leimgruber

Heute ist Weltflüchtlingstag: Mehr als 43 Mio. Menschen auf der Flucht

Heute, Sonntag, ist der Weltflüchtlingstag 2010. Die UN-Vollversammlung hat diesen Tag ausgerufen, um den Menschen auf der Flucht zu gedenken. Und auch das humanitäre Drama in und um Kirgisistan zwingt uns, die Augen nicht vor den 43,3 Millionen Menschen zu verschließen, die auf der Flucht sind und Schutz suchen. UNHCR begeht diesen Tag mit zahlreichen Aktivitäten rund um den Erdball.

Das Motto des Weltflüchtlingstages 2010 heißt ‘Home’ und steht sowohl für ‘Heimat’ als auch für ‘Zuhause’. Die meisten Flüchtlinge, Binnenvertriebene, Asylsuchende und auch Staatenlose haben alles verloren und können aufgrund von Verfolgung oder Gewalt nur sehr selten wieder in ihr ‘Zuhause’ zurückkehren.

Der Weltflüchtlingstag ist das Resultat unserer gemeinsamen Anstrengungen. Dieser Tag ist den von Flucht Betroffenen auf der ganzen Welt gewidmet; vor allem, um ihre Hoffnungen und Sehnsüchte nach einem besseren Leben zu würdigen und ihr Bedürfnis nach einem besseren Leben zu respektieren.

Deutschland, Österreich und die Schweiz beteiligen sich an diesem Wochenende an zahlreichen Aktivitäten in zahlreichen Städten und Gemeinden, um 43,3 Millionen Menschen zu zeigen, dass wir sie nicht vergessen. Ähnlich, wie in den meisten westeuropäischen Industriestaaten zeigt sich dieses Engagement vor allem in den Medien, die angehalten sind, das Thema Flucht und Vertreibung entsprechend öffentlich zu machen und über das Leid von Millionen zu berichten.

Und so steht Südafrika in diesem Jahr nicht nur im Fokus der Fußball-Weltmeisterschaft, sondern auch im Mittelpunkt wegen der höchsten Zahl Asylsuchender weltweit. 222.000 Anträge in einem Land – das sind bald soviele wie in Westeuropa insgesamt.

UNHCR-Sonderbotschafterin Angelina Jolie und UN-Flüchtlingskommissar António Guterres haben sich in Videobotschaften an die Öffentlichkeit gewandt. Guterres gab zudem zahlreiche Interviews. Darüber hinaus berichtet UNHCR im Rahmen seines Webangebotes live aus den Krisenregionen der Welt, innerhalb dessen Flüchtlinge betroffen sind.

Das Schicksal der Flüchtlinge in Kirgisistan aber auch das derer aus Afghanistan, dem Irak, aus dem Südsudan, der DR Kongo oder Kolumbien bedarf mehr Öffentlichkeit. Nur wir gemeinsam können dazu beitragen, Flüchtlinge dauerhaft zu schützen – jeder mit seinen Mitteln – aber sicher jeder über den Weltflüchtlingstag hinaus.

Zum heutigen Weltflüchtlingstag lenkt Reporter ohne Grenzen (ROG) den Blick auf das ungewisse Schicksal vieler Medienschaffender, die in den vergangenen Monaten aus ihren Heimatländern flüchten mussten. In einem am 18. Juni veröffentlichten ROG-Bericht schildern Journalisten die Gefahren und Schwierigkeiten nach ihrer Flucht aus der Heimat. Bislang ist die internationale Unterstützung für Journalisten und Internetaktivisten, die nach Übergriffen, Todesdrohungen und Schikanen ihre Heimatländer verlassen müssen, völlig unzureichend.

Die Verfolgung vieler Medienschaffender endet nicht hinter den Staatsgrenzen ihrer Heimatländer. Mordattentate, gezielte Angriffe und Drohungen gehen auch nach der Flucht in Nachbarländer weiter. Für diese Menschen gibt es oftmals keine zügig greifenden Hilfsmaßnahmen: “Europäische Staaten wie Deutschland sollten ein wirksames Verfahren zur kurzfristigen Gewährung von Visa für Journalisten und Medienschaffende einführen, die in Ländern außerhalb der EU in Not sind”, fordert Alexandra Tryjanowski, Nothilfe-Referentin bei der deutschen ROG-Sektion. ROG plädiert zudem für eine Ergänzung der Genfer Flüchtlingskonvention. Der Vertrag sollte ein Notfall-Verfahren für Fälle von individuellen und gezielten Drohungen gegen Menschenrechtsverteidiger vorsehen, fordert ROG in dem Bericht. Ich hatte bereits im Februar 2010 über die ROG-Nothilfeinitiative für Journalisten berichtet.

Hier sind die in der EU-Qualifikationsgrundlinie festgelegten Kriterien für Personen, die internationalen Schutz benötigen, online.

Weitere Informationen über den Weltflüchtlingstag 2010 der UNHCR sind hier, und die UNHCR-Asyl-Studie 2010 ist hier zu finden.

Der vollständige Bericht von ROG ist hier (in englischer Sprache) verfügbar.

Freitag, 18. Juni 2010, von Elmar Leimgruber

Hans Dichand ist tot – Lang lebe Hans Dichand!

Hans Dichands “Erinnerungen” in Buchform


Ja, er war mächtig. Sehr mächtig. Für viele viel zu mächtig. Und gar nicht wenige haben ihm schon lange den Tod gewünscht, was ich äusserst bedenklich finde, offenbart dies doch einen sehr menschenverachtenden Charakter gerade solcher Menschen, die gern ihre eigene “Mitmenschlichkeit” öffentlich zelebrieren.

Hans Dichand ist tot. Er war streitbar: ohne Zweifel. Ich war ihm gegenüber wohlwollend kritisch eingestellt:

Ich habe ihn einerseits bewundert: Er war für mich jener Journalist, der weit über Österreich hinaus nicht nur “Trends” erkannte, sondern der wie kein zweiter sein Ohr beim Volk hatte: Daher habe ich bereits vor knapp zwei Jahren auf meinsenf.net öffentlich über Hans Dichand nachgedacht.

Andererseits hat er sich -als österreichischer Patriot- in den letzten Jahren politisch, vor allem in EU-Fragen- sehr weit rausgelehnt: Es war vielleicht im Sinne Österreichs, ein grosses Fragezeichen hinter die EU-Mitgliedschaft zu stellen, aber es war sicher nicht im Sinne eines gemeinsamen Europa. Dadurch hat er sich sowohl in der EU viele Feinde gemacht, als auch in gewissen Kreisen in Österreich selbst. Aber er war ein Mensch mit einer eigenen Meinung. Und diese hat er auch vertreten. Und das ist sehr gut so. Mögen auch die meisten Politiker sich diesbezüglich ihn zum Vorbild nehmen.

Ich persönlich bin in der EU-Frage immer auf jenem (geänderten) Standpunkt Dichands knapp vor der Abstimmung Österreichs über den EU-Beitritt gestanden, dass es keine Alternative gibt: Österreich gehört -ohne wenn und aber- in die Europäische Gemeinschaft und Union (siehe dazu meinen Grundsatzkommentar über Europa).

Gefährliche Wolken über dem “Krone”-Haus in Wien
Foto: © Leimgruber


Wenn auch Hans Dichand in den letzten Jahren seinen Standpunkt zu Ungunsten der Europäischen Union sogar soweit verändert haben mag, dass selbst ein EU-Austritt Österreichs als Option möglich schien : Ich war und bin hier anderer Meinung und hielte vor ar allem dessen Propagierung für äusserst gefährlich. Aber es muss in einer Demokratie möglich sein, auch in dieser Frage ungestraft verschiedene Standpunkte zu vertreten.

Was mich aber dennoch störte, waren damit in Zusammenhang stehene Polemiken der Kronenzeitung gegen die EU, die meines Erachtens nur Schaden anrichteten, jedoch niemanden wirklich nützten.

Ja, Hans Dichand hatte grosse Macht. Und diese hat er auch genützt, aber nicht für sich selbst, sondern für sein Land, für Österreich und seine Menschen. Kritisiert wurde er vor allem dafür, dass er angeblich Politikern vorschrieb, welche Politik sie zu vertreten hätten, wofür sie dann seine wohlwollende Berichterstattung erzalten würden: Früher wurde von ihm des öfteren die Grünen-Bewegung lautstark unterstützt, dann auch immer wieder Hans Peter Martin. Lange Zeit hindurch wurde der inzwischen verstorbene Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (FPÖ) von Dichand gefördert, ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) soll ihm seinen Wahlsieg zu verdanken haben und dessen Nachfolger, der aktuelle SPÖ-Bundeskanzler Werner Faymann soll diesen Job erst aufgrund massiver Unterstützung durch den Königsmacher Dichand erhalten haben.

Und dennoch: Ist ein -zugegebenermassen mächtiger und einflussreicher- Medienmacher schuld daran, wenn (Möchtegern-)Spitzenpolitikern kein eigenes Profil haben, aber trotzdem so machtgeil und funktionsbessessen sind, dass sie sich von ihm kaufen lassen? Kann man das wirklich ihm zum Vorwurf machen?

Sicher: Seine Macht nicht in Verantwortungsbewusstsein auszuüben, sondern zu missbrauchen, wäre Unrecht. Aber wer handelt unmoralischer? Der, der ein unmoralisches Angebot macht oder der, der es annimmt? Ich finde, Zweiterer zeigt damit eindeutig seine Nichteignung als Spitzenpolitiker. Da aber Populisten vom unmündigen Wahlvolk immer brav gewählt und damit in ihrer Politik gestärkt werden und da jeder machtbesessene Poltiker wiedergewählt werden will, kann mans ihnen nicht mal wirklich verübeln, dass eigene Meinungen und Überzeugungen sowie Prinzipientreue nicht gerade ihren Charakter prägen.

Insofern muss man einfach sagen: jeder auch noch so einflussreiche Medienmacher hat nur so viel Macht, als man glaubt, dass er sie hat. So wie er immer seinen Standpunkt klar vertreten hat, so erwarte ich mir dies auch von den Politikern: Welche Achtung sollte ein Medienmacher auch vor Politikern haben, die ihn vergöttern?

Eva Dichand (hier im Bild mit “heute”-Co-Herausgeber Wolfgang Jansky
Foto: obs, AHVV Verlags GmbH, Elisabeth Kessler

Mit Hans Dichand verliert Österreich einen “Politiker”, der eine klare Linie und Ziele hatte: diese zu vertreten und zu erreichen, war sein Bestreben. Er war sich seiner Verantwortung für Österreich und seine Menschen bewusst. Und Macht nur der Macht willen anzustreben war ihm ein Greuel, weswegen ihn mit Möchtegern-Nachfolger Wolfgang Fellner nicht wirklich tiefe Freundschaft verband.

Ich trauere um ihn. Und ich befürchte, jene Medienschlacht, die schon vor Jahren um die Macht bei der Krone und in der Mediaprint begann, wird jetzt erst richtig beginnen: Und all die weniger Fähigen und daher rein Machtgeilen werden alles daran setzen, seine Nachfolge anzutreten.

Aber Hans Dichand ist unersetzbar. Er hat über 50 Jahre hindurch – und zwar meist sehr weise- als Kaiser im Hintergrund regiert. Aber eine Nachfolege muss es geben, und die sollte sehr vernünftig und sehr weise geregelt werden. Denn Eines ist sicher: Was Hans Dichand für Österreich und seine Menschen geleistet hat, darf jetzt mit seinem Tod nicht zu Ende sein. Und die im gesamten Medienbereich zu erwartende Schlacht um seine Nachfolge muss auch nicht sein.

Die wirklich sinnvolle Lösung ist diese: auch wenn ich mit diesem meinem Standpunkt schon ins x-te Fettnäpfchen dieses heutigen Beitrags trete: Das ist meine Meinung: Eva Dichand (erfahren, intelligent, besonnen, klug, zukunftsorientiert) ist die Richtige für diese Position: sie möge die Geschicke der Kronenzeitung (in welcher offiziellen Funktion auch immer) in Zukunft leiten, aber: Wer grosse Macht hat, trägt auch grosse Verantwortung.

Hans Dichand ist tot – Lang lebe Hans Dichand!

krone.at hat übrigens ein Online-Kondolenzbuch bereitgestellt.

Mittwoch, 16. Juni 2010, von Elmar Leimgruber

Studie: China wird drittgrösster Medien- und Unterhaltungsmarkt – Zweistelliges Wachstum für Onlinewerbung erwartet

Auch hochwertige Technologieprodukte werden zunehmend in China hergestellt
Foto: © Leimgruber

Das anhaltend starke Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern verschiebt die Gewichte in der globalen Medien- und Unterhaltungsindustrie, wie die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) im “Global Entertainment and Media Outlook: 2010 – 2014″ prognostiziert..China wird demnach bereits 2011 mit einem Branchenumsatz von voraussichtlich fast 95 Milliarden US-Dollar zum drittgrößten Medienmarkt hinter den USA (446 Milliarden US-Dollar) und Japan (171 Milliarden US-Dollar) aufsteigen und Deutschland (92 Milliarden US-Dollar) auf den vierten Rang verweisen.

Laut PwC steigt der weltweite Branchenumsatz 2010 nur leicht, wobei Mobiles Internet neue Wachstumsperspektiven eröffnet. Dem Onlinebereich prognostiziert das Beratungsunternehmen eine rosige Zukunft: Online-Werbeeinnahmen erreichen demnach 2014 über 100 Milliarden US-Dollar. Bis 2014 dürften laut Studie die Branchenerlöse in China um durchschnittlich 12 Prozent auf annähernd 134 Milliarden US-Dollar zulegen und damit weitaus stärker wachsen als in jedem anderen der führenden Medienmärkte.

Für die USA erwarten die PwC-Experten ein Wachstum von durchschnittlich 3,8 Prozent auf fast 517 Milliarden US-Dollar, während der Medienumsatz in Deutschland um schätzungsweise 3,3 Prozent pro Jahr auf gut 104 Milliarden US-Dollar und in Japan um lediglich 2,8 Prozent jährlich auf knapp 189 Milliarden US-Dollar zulegen wird.

“Chinas Medienmarkt bietet trotz staatlicher Zensur und weiterhin bestehender Probleme beim Schutz geistigen Eigentums ein enormes Potenzial. Westliche Konzerne sollten daher Geschäftsmodelle entwickeln, die den besonderen Marktbedingungen Rechnung tragen. Ein Rückzug aus China ist keine sinnvolle Option”, kommentiert Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC.

Im laufenden Jahr dürften die weltweiten Branchenerlöse auf Grund der nur moderaten Konjunkturerholung in den Industriestaaten lediglich verhalten steigen. Gegenüber dem Krisenjahr 2009 prognostiziert PwC ein Plus von 2,6 Prozent auf knapp 1,36 Billionen US-Dollar (Deutschland: plus 1,6 Prozent auf 89,9 Milliarden US-Dollar). Damit bliebe der Umsatz aus Werbeeinnahmen und direkten Verbraucherausgaben unter dem Wert von 2008. Im vergangenen Jahr waren die Erlöse der Medienbranche um 3,0 Prozent auf gut 1,32 Billionen US-Dollar gesunken (Deutschland: minus 0,6 Prozent auf 88,5 Milliarden US-Dollar).

Der “Global Entertainment and Media Outlook” von PwC untersucht weltweite Schlüsseltrends der Unterhaltungs- und Medienbranche und leitet Umsatzprognosen zu 13 Teilbranchen des Medienmarktes in 48 Ländern für die kommenden fünf Jahre ab. Zu den analysierten Segmenten zählen Internet (Werbeeinnahmen und Zugangsentgelte), Fernsehen (Werbung, Gebühren und andere Entgelte, beispielsweise für Pay-TV), Musik (u.a. Tonträgerverkauf und Downloads), Film (Kino, DVD-Verkauf und -Verleih sowie Downloads), Videospiele und Radio. Hinzu kommen die Verkaufs- und Werbeerlöse der klassischen, überwiegend nicht-elektronischen Medien (Zeitungen, Fach- und Publikumszeitschriften sowie Bücher) und Außenwerbung.

Während die Unterhaltungs- und Medienbranche in den Schwellenländern in erster Linie vom starken Wirtschaftswachstum und damit der wachsenden Kaufkraft profitiert, ist in den reifen Medienmärkten die fortschreitende Digitalisierung der wichtigste Wachstumstreiber.

Im vergangenen Jahr beliefen sich die digitalen Medienumsätze, die sich unter anderem aus Entgelten für den Internet-Zugang, Musik- und Filmdownloads sowie, Online-Werbeeinnahmen, aber auch Ausgaben für Video-on-Demand und E-Books zusammensetzen, auf rund 24 Prozent der weltweiten Branchenerlöse. Bereits 2014 dürften auf digitale Medien gut 33 Prozent des Gesamtumsatzes entfallen. Die Wirtschaftskrise hat die Digitalisierung in allen Märkten weiter beschleunigt. So sind die weltweiten Ausgaben für digitale Medien trotz Rezession im Jahr 2009 um 10,2 Prozent gestiegen, während die für traditionelle Medien weltweit um 6,4 Prozent gefallen sind.

Der Siegeszug des mobilen Internet dürfte den Trend zur Digitalisierung weiter beschleunigen. Gingen vor fünf Jahren schätzungsweise erst 100 Millionen Menschen auch unterwegs ins Internet, surften 2009 immerhin schon 500 Millionen mit Laptop, iPhone und Co. Für 2014 erwarten die PwC-Experten weltweit 1,4 Milliarden Nutzer mit mobilem Internet-Zugang.

“In naher Zukunft wird der Medienkonsum jederzeit und überall möglich und für viele selbstverständlich sein. Schon jetzt gibt es Angebote, die gegen eine monatliche Abogebühr das Streaming von Musiktiteln auf das Smartphone erlauben. Der Aufbau von Mobilfunknetzen der ’4. Generation’, der in Deutschland jüngst mit der Versteigerung der Frequenzen für mobiles Breitbandinternet begonnen hat, rückt auch die Echtzeit-Übertragung von TV-Sendungen, Videos und aufwändigen Online-Spielen in Reichweite”, erläutert Ballhaus.

Die Digitalisierung der Medien- und Unterhaltungsbranche schlägt sich laut PwC auch in der Verteilung der Werbeeinnahmen nieder. Während die Werbeerlöse 2009 insgesamt um annähernd zwölf Prozent auf knapp 405,6 Milliarden US-Dollar sanken, legte die Online-Werbung um 4,3 Prozent auf knapp 60,6 Milliarden US-Dollar zu. Bis 2014 erwarten die PwC-Experten ein durchschnittliches Wachstum der Werbeeinnahmen im Internet um 11,4 Prozent pro Jahr, während der Gesamtmarkt nur um geschätzt 4,2 Prozent pro Jahr zulegen dürfte. Mit Erlösen von 103,8 Milliarden US-Dollar wäre das Internet damit das weltweit zweitwichtigste Werbemedium hinter dem Fernsehen (195,7 Milliarden US-Dollar). Der Anteil an den Werbeeinnahmen läge bei 20 Prozent (2009: 15 Prozent, 2005: 6 Prozent).

Allerdings ist die Entwicklung der Werbemärkte von landestypischen Besonderheiten geprägt. In den USA beispielsweise steigen die Erlöse mit Online-Werbung bis 2014 zwar auf voraussichtlich 33,4 Milliarden US-Dollar (plus 7,7 Prozent pro Jahr), das Fernsehen allerdings bleibt mit Erlösen von rund 80,3 Milliarden US-Dollar (plus 5,3 Prozent pro Jahr) mit Abstand wichtigstes Werbemedium. Demgegenüber löst in Deutschland das Internet mit Werbeerlösen von gut 7,5 Milliarden US-Dollar das Fernsehen (5,9 Milliarden US-Dollar) bis 2014 ab, bleibt aber weiterhin hinter dem Zeitungsmarkt als wichtigstes Werbemedium in Deutschland zurück.

Samstag, 12. Juni 2010, von Elmar Leimgruber

For Media- and Tech-Freaks only: Sender Kahlenberg

Die Sendeanlagen (Radio, Fernsehen, Telekom…) am Wiener Kahlenberg mit Stephaniewarte und Klosterneuburg.
Achtung: Die Fotos sind urheberrechtlich geschützt: © Leimgruber: Keine ungenehmigte Bearbeitung oder Verwertung.

Mittwoch, 19. Mai 2010, von Elmar Leimgruber

Journalisten über Migration und Integration

Rund 85 Prozent der österreichischen Chronikjournalisten sind in bezug auf das Thema Migranten und mediale Integration “problembewusst” und “differenziert denkend”. Dies geht aus dem aktuellen Dossier des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) “nGrad8″ hervor.

Die Gruppe der “Problembewussten” bewertet demnach die Darstellung der Migranten in den österreichischen Medien als problematisch, weil diese häufig mit negativen Ereignissen wie Kriminalität (Drogen, illegale Zuwanderung, Raub, Mord, Schlepperbanden), Problemen im Bildungssystem, im Wohnungsbereich und mit fehlender Integrationswilligkeit in Verbindung gebracht werden.

Insgesamt wurden 26 MedienverteterInnen aus 13 Medien befragt, darunter die 10 reichweitenstärksten Tageszeitungen Österreichs, die APA, die Tageszeitung Österreich und die Wiener Zeitung. Integration wird von allen JournalistInnen als ein heikles und polarisierendes Thema gesehen.

81 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Migranten überwiegend negativ dargestellt werden, 8 Prozent meinen, die Darstellung sei neutral, der Rest meint überwiegend positiv. Die am häufigsten genannten Kontexte sind Kriminalität, soziale Themen, politische Konflikte, Einzelschicksale und Sprachprobleme. Auf die Frage, wie Migranten und Migrantinnen in Medien dargestellt werden, nehmen die meisten Befragten eine Differenzierung zwischen Boulevardzeitungen und Qualitätszeitungen vor.

Insgesamt bewerten 50 Prozent der befragten Journalisten die Berichterstattung über Migranten in den österreichischen Medien als zu wenig. 31 Prozent erklären, sie sei ausreichend. Argumente für die geringe Berichterstattung in den österreichischen Medien sind laut Studie Vorgaben der Führungsebene, ökonomische Überlegungen und Angst vor negativer Berichterstattung.

Das ÖIF-Dossier nGrad8 steht als Download auf http://www.integrationsfonds.at/wissen/oeif_dossier/oeif_dossiers/ zur Verfügung.

Sonntag, 9. Mai 2010, von Elmar Leimgruber

dpa-Chef plädiert für Mut zur Qualität im Journalismus und für das Internet

dpa-Chefredakteur Wolfgang Büchner
Foto: OBS/newsaktuell.de

Es ist wichtig, auch in Zukunft Mut zu Qualität und zur Recherche zu haben und sich auf die journalistischen Tugenden rückzubesinnen. Dies betonte der Chefredakteur der Deutschen Presse-Agentur (dpa), Wolfgang Büchner beim aktuellen media coffee der dpa-Tochter news aktuell zum Thema “Kommunikation 2020 – Aufbruch in ein neues Informationszeitalter?” im Frankfurter Museum für Kommunikation, an der etwa 250 Pressesprecher, PR-Fachleute und Journalisten teilnahmen. In der Rückbesinnung auf journalistische Tugenden bei gleichzeitiger intensiver Beschäftigung mit den neuen Informationsplattformen im Internet liegt ein Rezept für langfristig erfolgreiches Arbeiten von Medienunternehmen. Darin waren sich alle Gesprächsteilnehmer einig. Moderiert wurde der media coffee von Olaf Kolbrück, Reporter Internet & E-Business bei der Marketing- Fachzeitschrift “Horizont”.

Büchner riet den Medien dazu, sich insgesamt stärker über Qualität zu definieren. “Ich glaube an spannende Geschichten und starke Marken. Die Anforderung unserer Kunden ist es, die Agentur als Goldmine zu nutzen, aus der man sich eigene Dinge heraussucht.” Ein Großteil der Links im Internet führe heute zu den Inhalten der klassischen Medienmarken. Trotzdem plädierte der Chefredakteur der dpa dafür, dass Journalisten sich die Instrumente des Web 2.0 aneignen müssen. “Twitter ist ein Seismograph und bietet einen schnellen Überblick über Themen und Themenkonjunkturen. Ein tolles Korrektiv für unsere Arbeit,” so Büchner.

Ebenfalls sehr aufgeschlossen gegenüber Social Media zeigte sich Chefredakteur Christian Lindner von der Rhein-Zeitung. Trotzdem sieht er auch künftig Chancen für gut gemachte Tageszeitungen in Papierform. “Neben zehn iPads haben wir zwei neue Druckmaschinen gekauft. Wir glauben an die Zukunft von Print”. Seine Redaktion lebe in ständiger Herausforderung, nicht in ständiger Angst vor der Zukunft. Medien müssten jedoch stärker als bisher dialogbereit sein. Lindner, der als einer der wenigen deutschen Chefredakteure selbst aktiv twittert und bloggt, sieht Journalisten zunehmend als Dialogmanager, die auch unabhängig vom Medium in direkten Austausch mit dem Publikum treten. “Wie kriege ich es hin, nicht von Aldi sondern von der Akzeptanz meiner Leser abhängig zu sein”, brachte es der Chef der Rhein-Zeitung auf den Punkt.

Ulrike Langer, freie Journalistin und Bloggerin, prognostiziert eine zunehmende Fragmentierung des Publikums. “Wir werden es einerseits mit einem Teil der Bevölkerung zu tun haben, der sich nur noch berieseln lässt. Andererseits wird sich eine Informationselite herausbilden, die sich aktiv beteiligen möchte und die Medien zu Höchstleistungen auffordert.” Die Kluft zwischen “Informationspräkariat” und einem gebildeten anspruchsvollen Dialogpartner werde in Zukunft immer tiefer werden. Außerdem riet sie den Medien dazu, sich vom alten Portal-Denken zu verabschieden. “Man muss sich als Marke verteilen. Dahin gehen wo die Nutzer sind. Wenn die auf Facebook sind, geht man da auch hin”, so Langer.

Eine immer stärkere Fragmentierung des Medienmarktes sieht auch Werber Klaus Flettner von der Agentur Change Communication. Er will zwar auch in Zukunft nicht auf Print-Anzeigen verzichten, aber man müsse sich als Agentur heute sehr intensiv fragen, welche Wege für welche Themen wirklich relevant seien. “Ich sehe ein klares Revival von Special Interest-Angeboten”, so Flettner, der gleichzeitig auch Präsident des Kommunikationsverbandes Deutschland ist. Es entspreche nun mal dem Menschen, sich sehr individuell mit seinen Thematiken auseinander zu setzen. “Je individueller wir unser Leben gestalten, desto mehr wollen wir auf individualisierte Informationsangebote zugreifen”.

Weitere Meldungen zum Thema:

- Online-Videos als Quelle für Journalisten?

- Zum internationalen Tag der Pressefreiheit

- Deutscher Journalistenverband ortet Gefährdung des Journalistenberufs

- Journalistische Unabhängigkeit und wirtschaftliche Zwänge

- Wiener Journalisten sind übergewichtig

- Zeitungskongress diskutiert Zukunft der Medien

- Journalisten sind inkompetent, lügen und manipulieren

- ORF hat eine neue rotdominierte rot-schwarze Regierung

- ORF-Publikumsrat wählt rote Führung

- ORF Publikumsrat wird dank des Bundeskanzlers Eingreifen tiefrot

- Deutsche Presse Agentur (dpa) verklagt Verkehrsministerium wegen Nichtrausrücken von Informationen

- Über den Südtiroler Journalisten Hans Karl Peterlini und die Südtiroler Heldenpsyche

- Reporter ohne Grenzen bietet Hilfe für “Journalisten in Not”

- Was macht einen Terroristen aus?

- Alarmsignal: 76 ermordete Journalisten 2009

- Für Verantwortung im Journalismus UND Pressefreiheit



Donnerstag, 6. Mai 2010, von Elmar Leimgruber

Südtirol hat erstes deutschsprachiges terrestrisches HD-TV

Per Mausklick geben LH Durnwalder und LRin Kasslatter Mur den Startschuss für die Übertragung der HD-Programme und der neuen Kulturprogramme (FOTO:LPA/Pertl)
Südtirols HD-TV: rechts vorn Rudi Gamper, der dritte dahinter Elmar Oberhauser, links vorn Landeshauptmann Durnwalder, dahinter Kasslatter- Mur
Foto: LPA, Pertl

Südtirol ist das erste Land im deutschsprachigen Raum, in dem es nun hoch auflösendes Fernsehen, also HD-TV, terrestrisch gibt. Dies erklärte RAS-Präsident Rudi Gamper heute in Bozen. Den Startschuss für die Übertragung der Programme ORF1 HD, ORF2 HD und ZDF HD gab Landeshauptmann Luis Durnwalder heute, 6. Mai, am Sitz der Rundfunkanstalt Südtirol. Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter-Mur hat per Mausklick die Übertragung drei weiterer neuer Programme, nämlich ARTE, SRG, La 1 und 3Sat, aktiviert. ORF-Informationsdirektor Elmar Oberhauser sprach von einem kultur- und medienhistorischen Moment für Südtirol. Oberhauser verwies außerdem darauf, dass der ORF alle 64 Spiele der Fußballweltmeisterschaft live zeigen werde.

In Südtirol können alle Bürger die neuen Programme empfangen, die im entsprechenden Abdeckungsgebiet der RAS wohnen. Das sind rund 80 Prozent der Südtiroler. Um die neuen Programme La1, ARTE und 3sat zu empfangen, genüge es, einen Suchlauf am Fernseher zu starten, erklärte Johann Silbernagl, technischer Direktor der RAS. „Für den Empfang der HD-Programme braucht es eine Zusatzbox oder einen HD-Fernseher“, sagte Silbernagl. Zusatzbox oder Empfänger müssen den „MPEG4-Standard“ unterstützen. Das „HD ready“-Logo reicht nicht aus.

Hoch auflösendes Fernsehen High Definition-TV (HDTV) ermöglicht auf großformatigen Bildschirmen eine qualitätsvolle und detailgetreue Darstellung mit satten Farben. In Südtirol gehe der Trend eindeutig hin zu großen Bildschirmen, sagte Gamper. Laut RAS-Direktor Georg Plattner, wird sich das hoch auflösende Fernsehen schnell durchsetzen, denn die Nachfrage ist bereits groß. Die nächste Herausforderung heiße in einigen Jahren dreidimensionales Fernsehen, so Plattner.

“In jeder Bauernstube könnten die Bürger nun auch ohne Satellit mehr Programme bekommen und so Europa und andere Länder sehen, Sprachen lernen und noch bessere Europäer werden”, sagte Landeshauptmann Durnwalder bei der Freischaltung der neuen Fernsehprogramme. Die deutsche Minderheit in Südtirol brauche eine Nabelschnur zum deutschen Kulturraum, um sich weiter zu entwicklen, betonte Durnwalder. Durch Radio und Fernsehen habe es eine solche Verbindung gegeben, so der Landeshauptmann, der sich bei den Vertretern von ORF und ZDF dafür bedankte, dass sie in den vergangenen Jahren ihre Programme den Südtirolern ins Haus geliefert haben. Großer Dank gebühre auch der Rundfunkanstalt Südtirol (RAS), die daran arbeite die Qualität ständig zu verbessern und für einen zeitgemäßen technisch einwandfreien Fernsehempfang sorge, so Durnwalder.

Mittwoch, 5. Mai 2010, von Elmar Leimgruber

Online-Videos als Recherchequelle für Journalisten? (Infos + Kommentar)

Mehr als ein Drittel (34,3 Prozent) aller österreichischen Journalistinnen und Journalisten (aber über 24 Prozent nie) nutzt beruflich mindestens einmal pro Woche Online-Videos – hauptsächlich zu Recherche, aber häufig auch zur direkten Weiterverwendung im eigenen Medium. Dies zeigt eine aktuelle Online-Umfrage, die APA-OTS und Marketagent.com unter 324 Journalistinnen und Journalisten durchgeführt haben.

Die Journalistinnen und Journalisten nutzen demnach die Online-Videos hauptsächlich zur Recherche, ein Viertel nutzt das Material aber auch direkt für das eigene Online-Medium und 14 Prozent binden die Videos als Web-TV ein. Dabei wird am öftesten auf Videomaterial direkt aus Unternehmen, also PR-Videos und Material von Unternehmenswebsites, zurückgegriffen, gefolgt von Nachrichtenagenturen.

Der Großteil der Journalistinnen und Journalisten nutzt beruflich Wikis (79,3 Prozent) und Social-Media-Plattformen (59,3 Prozent). Bei den Social Networks sind Facebook, Xing und Twitter die Favoriten. Je nach Rechercheziel werden unterschiedliche Plattformen genutzt: Weblogs sind beliebt, um Trends ausfindig zu machen. Für Zusatzinformationen werden am häufigsten Wikis und Online-Foren konsultiert, zur Beobachtung von Themen Social Media. So gut wie alle Befragten geben an, dass sie den Wahrheitsgehalt der Inhalte im Web 2.0 noch überprüfen, wobei Wikis die höchste Glaubwürdigkeit genießen. Generell sehen zwei Drittel das Web 2.0 als Bereicherung für die journalistische Arbeit, für knapp zehn Prozent stellt es eine Bedrohung dar.

Videos sind laut dieser Umfrage bei den Medien vor allem deshalb begehrt, weil die bewegten Bilder und die transportierten Emotionen mehr Aufmerksamkeit hervorrufen und mehrere Sinne bei den Zusehern ansprechen. Die offenen Videoplattformen YouTube und Google sind dabei die am häufigsten genutzten Plattformen zur Videorecherche bei den Medienmacherinnen und -machern, APA-OTS folgt auf Platz drei. Am wichtigsten ist dabei für die Befragten die kostenlose Verfügbarkeit und Aktualität, danach kommen Videoqualität und Dauer (nicht zu lange). Als größte Störfaktoren wirken die fehlende Übersichtlichkeit und Durchsuchbarkeit von Videos, die durch Beschlagwortung und mehr Infos zu den Video-Inhalten verbessert werden kann.

Die Initiatorin der Umfrage, Karin Thiller, Geschäftsführerin von APA-OTS, erklärt: “Wir passen unsere Services und Plattformen laufend an die sich ändernden Bedürfnisse der Empfänger und der Branchen an. Die Studie hilft uns, den journalistischen Alltag noch besser zu verstehen und bestätigt auch unsere bestehenden Dienste für multimediale PR.”

Die vollständigen Umfrageergebnisse sind hier downloadbar.

Wenn auch Infovideos durchaus interessant sein könnten, etwas überrascht bin ich dennoch über den offenbar so hohen Stellenwert von Videos für Kolleginnen und Kollegen im journalistischen Bereich. Echt beruhigend an dieser Umfrage ist hingegen, dass das persönliche Gespräch nach wie vor mit über 94 Prozent immerhin nach dem Internet die zweite Hauptrecherche-Quelle für Journalisten darstellt.

Mittwoch, 5. Mai 2010, von Elmar Leimgruber

Stadt Wien relauncht Webpräsenz: Neuer Stadtplan, mehr Videos und Audios

Screenshot der neuen Homepage der Stadt Wien

Heuer feiert wien.at , das offizielle Onlineportal der Stadt Wien, seinen 15. Geburtstag und präsentiert sich dazu in einem neuen Erscheinungsbild und mit zahlreichen neuen Funktionen: “Ein modernes Design, eine klar erkennbare inhaltliche Gliederung, die BenutzerInnen – unabhängig welchen Weg sie gehen – schneller zu den Inhalten bringt und vermehrt multimediale Inhalte gehören zu den wichtigsten Neuerungen,” schwärmt die Rathauskorrespondenz.

“Unser Ziel war es, die vielfältigen Angebote, die mittlerweile über 100.000 Seiten umfassen, noch besser ins Licht zu rücken und ihre Auffindbarkeit zu verbessern”, erklärt Medienstadtrat Christian Oxonitsch. Dazu gehört eine verbesserte Navigationsführung ebenso wie direkt eingebundene Videos oder Stadtplanausschnitte. Der neue städtische Webauftritt ging heute, 5. Mai, online und nimmt im Laufe der Woche den Vollbetrieb auf.

“Die Webinhalte der Stadt können künftig nicht nur gelesen, sondern auch gehört werden. Die Texte werden dabei aber nicht von einer auf dem Markt erhältlichen bundesdeutschen Stimme, sondern von einer Original Wiener Stimme vorgelesen”, erläutert Medienstadtrat Christian Oxonitsch eine weitere Novität. Ö1-Sprecher Stephan Pokorny hat der Stadt Wien seine Stimme “geliehen”. Die wichtigsten Inhalte von wien.at wurden auch als Gebärdensprachevideos produziert. Der Internetauftritt der Stadt Wien kann zudem ab dem Sommer künftig auch am Handy bequem besucht werden.

“LL” bedeutet “Leicht Lesen”. Wenn dieses Zeichen angeklickt wird, kommt man auf Seiten, die so geschrieben worden sind, dass sie möglichst viele Menschen leicht verstehen können. Das gilt zum Beispiel für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Das gilt aber auch für Menschen, die schlecht lesen können oder auch für Menschen aus anderen Ländern, die nicht gut Deutsch sprechen.

“Der wien.at-Stadtplan zählt zu den meistbesuchten Seiten im Internetangebot der Stadt. 100.000 Abfragen täglich zeigen, wie gut dieses Service angenommen wird”, ist Planungsstadtrat Schicker über die hohe Akzeptanz erfreut. Zu seinem 15. Geburtstag präsentiert sich der digitale Stadtplan der Stadt Wien in einer neuen inhaltlich und technisch umfassend weiterentwickelten Version.

Das Webportal der Stadt Wien, www.wien.gv.at, ist seit März 2010 Mitglied der Österreichischen Webanalyse (ÖWA). Im März dieses Jahres verzeichnete wien.at 919.000 Unique Clients (Ein Unique Client ist ein Endgerät, wie etwa ein PC, PDA, Mobiltelefon etc.). Die Zugriffe auf wien.at werden von der ÖWA (Österreichischen Webanalyse) gezählt..

Dienstag, 27. April 2010, von Elmar Leimgruber

Journalistische Unabhängigkeit und wirtschaftliche Zwänge

Thomas Leif vom SWR
Foto: © Leimgruber

Ja, wenn man bloss nicht so abhängig wäre von diesen und jenen Einnahmequellen! Ja, dann könnte man unabhängigern und kritischen Journalismus pflegen. Und dann könnte man mehr und bessere Redakteure engagieren anstatt nur “Praktikanten” oder maximal Content-Füller. Ja, wenn es den Zeitungen bloss wirtschaftlich gut ginge, ja dann könnte man..

Da kommen dann schon äusserst interessante Ideen: Er habe “keine Ahnung, wohin der Zug fährt”, sagte da beispielsweise Charles E. Ritterband, NZZ-Kor­respondent in Wien beim heutigen 11. Europäischen Zeitungskongress im Wiener Rathaus : seine Zeitung habe schwerwiegende finanzielle Probleme; vielleicht könnte man ja subventionieren… Dazu: Tho­mas Leif, SWR-Chef­re­porter und Vorsitzender von Netzwerk Recherche: Ja, kritischer Journalismus müsste eigentlich subventiert werden.Aha, wie wer? Ob er sich das so vorstellt, wie das in Österreich traditionell gehandhabt wird, frage ich ihn. Ob er das für wünschenwert hält, dass der jeweilige Bundeskanzler je nach seiner politischen Farbe den Chefredakteur des Republik-Blattes “Wiener Zeitung” ersetzt oder dass er genauso auch durch die Bestellung seiner politischen Lieblinge Wahlergebnisse im ORF-Publikumsrat umkrempeln kann? Nein, das meine er nicht, antwortete Leif: Es müsste eine wirklich unabhängige Stiftung gegründet werden, hinter der Verleger, die Wirtschaft… stehen. Ziel müsse jedenfalls die Subventionierung von kritischem Journalismus sein.

Ich bin dafür, ja natürlich. Aber dann müssten wirklich alle wichtigen Medienhäuser miteinander darin vertreten sein, aber nicht deren Geschäftsführer, sondern vor allem Redakteure. Und natürlich gehören auch Journalistenvertretungen in das Entscheidungsgremium einer solchen Stiftung und in Österreich zudem auch noch Vertreter der Sozialpartner. Es müsste jedenfalls sichergestellt werden, dass wirkliche Unabhängigkeit in dieser Stiftung herrscht und dass die freie Meinungsäusserung, die Pressefreiheit und die kritische Berichterstattung ohne wirtschaftliche oder p0litische Zensur ermöglicht, gefördert und auch finanziell unterstützt werden.

Aber zu glauben, dass dies so kommen könnte, ist leider illusorisch. Denn letztlich zählen unterm Strich die harten Zahlen und Fakten und wer finanziert, will Einfluss nehmen. Dabei -und hier bin ich auch vollkommen einer Meinung mit Leif- : Echter Fortschritt einer Gesellschaft ist nur möglich, wenn die Mächtigen in Politik und Wirtschaft einer medialen “Kontrolle” unterstehen und wenn man als Medium aktiven kritischen Journalismus praktiziert, selbst dann, wenn Societynews viel mehr “Einschaltquoten” bringen.

Ich appelliere an alle Verantwortlichen in den Medien, sich durch niemanden unterdrücken oder erpressen zu lassen, weder durch jene, die Inserate schalten noch durch Politiker oder durch sonstwem. Journalismus muss wirklich frei und unabhängig sein. Wenn sich alle daran halten, wird sich was ändern. Ohne einen freien und kritischen Journalismus hingegen gibt es kein Wachstum und keinen Fortschritt. Es muss im Sinne aller Verantwortlichen sein, eine echte freie und unabhängige Berichterstattung zu ermöglichen, ja sogar zu fördern.

Die allgemein übliche Volksverdummung durch Massenmedien fortzusetzen ist unverantwortlich, denn “Journalismus ist nicht Konsumgut, sondern Kulturgut” (Ritterband). Es kann nicht so sein, wie es der deutsche Buch­­­autor Tom Schimmeck provokant formulierte: Journalisten sind oft in der Redaktion ohne Aussenkontakt “gefangen” und sind daher oft die Letzten, die wirklich mitbekommen, was “draussen” passiert. Und es braucht daher eine neue “Verantwortung im Journalismus” (Hilde Schwabeneder, Italien- und Vatikankorrespondentin des ORF), was natürlich auch eine Frage der Finanzierbarkeit ist (Moderator Michael Fleischhacker “Die Presse”: “Die Hauptbedrohung ist ökonomischer Natur”). Und schon stehen wir wieder am Anfang der Frage…

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