Mit ‘Konjunkturerholung’ getaggte Artikel

Dienstag, 10. Mai 2011, von Elmar Leimgruber

AK: Dividendenkürzungen statt Stellenabbau

Die gute Wirtschaftslage führt zu mehr Reichtum bei den wichtigsten Unternehmen Österreichs: Umsatzzahlen und Gewinne legen deutlich zu,
zeitgleich sprudeln Managergehälter und Dividenden, analysiert die Arbeiterkammer (AK). Die Gagen der ATX-Vorstände liegen demnach bereits jetzt auf Vorkrisenhöhe: Ein ATX-Vorstand verdiente laut AK im Jahr 2010 durchschnittlich 1,15 Millionen Euro, um ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Und auch die Aktionäre profitieren enorm von der günstigen Wirtschaftslage: Für das laufende Jahr werden die Eigentümer der ATX Unternehmen mit 2,1 Milliarden Euro Dividende belohnt, damit liegt das Volumen wieder am Vorkrisen-Niveau.  Gleichzeitig aber geht der Personalabbau weiter, kritisiert die AK.

Das Gagen-Ranking der Spitzenmanager
Quelle: arbeiterkammer.at

„Aus dem Aufschwung für Manager und Aktionäre muss ein Aufschwung für alle werden“, sagt AK Präsident Herbert Tumpel. „Es kann nicht sein, dass nur einige wenige von der Konjunkturerholung profitieren, während die Beschäftigten mit Sparmaßnahmen und Personalabbau unter Druck gesetzt werden.“ Ein Top-Vorstand erhält laut AK-Analyse aktuell das 41-fache eines durchschnittlich Beschäftigten an Gage, vor zehn Jahren war es noch das 20-fache. Vgl. dazu meinen Kommentar.

Während die Zahlungen von Boni an die Manager um fünf Prozent gestiegen sind, wurden die Grundgehälter in der Vorstandsetage um beinahe 20 % erhöht und darüber hinaus enorme Abfindungen bezahlt. Am meisten verdienen die Vorstandsmitglieder der OMV (durchschnittlich 2,2 Millionen Euro pro Kopf), gefolgt von Semperit (2,1 Millionen, vor allem durch hohe Abfertigungen und Abfindungen), Andritz (1,9 Millionen), Raiffeisen Bank International (1,5 Millionen) und Erste Group (1,4 Millionen). Auf Personen bezogen (siehe Grafik) verdienen laut AK-Analyse die ex-OMV-Vorstände Langanger, Ruttensdorfer und Roiss sowie Erste Bank-Chef Treichl und Strabag-Boss Haselsteiner mit weit über 2 Mio. Euro jährlich am meisten.

Und auch die Aktionäre profitieren enorm von den steigenden Gewinnen. Die Eigentümer der Top Börseunternehmen werden im Jahr 2011 bereits wieder mit 2,1 Milliarden Euro für ihr „Engagement“ entlohnt: Rund 20 Prozent der Lohn- und Gehaltssumme fließen damit an die Aktionäre. Das Ausschüttungsvolumen erreicht bereits im heurigen Jahr das Vorkrisenniveau: Den Dividendenreigen führen die Telekom Austria (332 Millionen Euro), die OMV (299 Millionen) sowie die Erste Group an (265 Millionen).

Umgekehrt geht in den ATX-Konzernen der Personalabbau weiter: 2009 verloren 20.000 Beschäftigte ihren Job, 2010 bauten die Firmen 4.000 Beschäftigte ab. „Personalabbau auf der einen Seite, Top-Gagen und Spitzendividenden auf der anderen Seite: So darf das nicht weitergehen, betont die Arbeiterkammer. Alleine bei einer Reduktion des Ausschüttungsvolumens um ein Viertel könnten rd. 13.000 Arbeitsplätze finanziert werden. Die AK stellt daher folgende Forderungen:

1. Aus Sicht der AK sollten gerade die Leitunternehmen ihre Gewinnsteigerungen investieren, Arbeitsplätze sichern und ausbauen, statt einzig mit hohen Dividendenzahlungen um die Gunst der Aktionäre zu buhlen. Die rasche wirtschaftliche Erholung wäre nicht ohne die Einsatzbereitschaft der MitarbeiterInnen denkbar: Weniger Beschäftigte erzielen mehr Gewinn, auch im Vergleich zu 2008. Nun muss die Kooperationsbereitschaft mit steigenden Löhnen und Gehältern honoriert werden.

2. Längst überfällig ist eine staatliche Bremse für die Managergagen: Unternehmen sollen nicht mehr als 500.000 Euro Vorstandsgage pro Kopf
von der Steuer absetzen können.

3. Überdies fordert die AK gesetzlich verbindliche Regeln für Vorstandsgehälter: Boni sollen nicht an die Steigerung des Aktienkurses geknüpft werden, sondern sich an nachhaltige Kriterien wie etwa Qualifizierungsmaßnahmen oder die Schaffung neuer Arbeitsplätze orientieren.

4. Außerdem müssen die Managergehälter in einem angemessenen Verhältnis zu den Löhnen und Gehältern der Beschäftigten stehen.

5. Und um endlich die Transparenz der Vergütungs-Berichterstattung zu erhöhen, muss es ein Gesetz geben, das die individuelle Veröffentlichung der Managergehälter verbindlich regelt.

Mittwoch, 16. Juni 2010, von Elmar Leimgruber

Studie: China wird drittgrösster Medien- und Unterhaltungsmarkt – Zweistelliges Wachstum für Onlinewerbung erwartet

Auch hochwertige Technologieprodukte werden zunehmend in China hergestellt
Foto: © Leimgruber

Das anhaltend starke Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern verschiebt die Gewichte in der globalen Medien- und Unterhaltungsindustrie, wie die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) im “Global Entertainment and Media Outlook: 2010 – 2014″ prognostiziert..China wird demnach bereits 2011 mit einem Branchenumsatz von voraussichtlich fast 95 Milliarden US-Dollar zum drittgrößten Medienmarkt hinter den USA (446 Milliarden US-Dollar) und Japan (171 Milliarden US-Dollar) aufsteigen und Deutschland (92 Milliarden US-Dollar) auf den vierten Rang verweisen.

Laut PwC steigt der weltweite Branchenumsatz 2010 nur leicht, wobei Mobiles Internet neue Wachstumsperspektiven eröffnet. Dem Onlinebereich prognostiziert das Beratungsunternehmen eine rosige Zukunft: Online-Werbeeinnahmen erreichen demnach 2014 über 100 Milliarden US-Dollar. Bis 2014 dürften laut Studie die Branchenerlöse in China um durchschnittlich 12 Prozent auf annähernd 134 Milliarden US-Dollar zulegen und damit weitaus stärker wachsen als in jedem anderen der führenden Medienmärkte.

Für die USA erwarten die PwC-Experten ein Wachstum von durchschnittlich 3,8 Prozent auf fast 517 Milliarden US-Dollar, während der Medienumsatz in Deutschland um schätzungsweise 3,3 Prozent pro Jahr auf gut 104 Milliarden US-Dollar und in Japan um lediglich 2,8 Prozent jährlich auf knapp 189 Milliarden US-Dollar zulegen wird.

“Chinas Medienmarkt bietet trotz staatlicher Zensur und weiterhin bestehender Probleme beim Schutz geistigen Eigentums ein enormes Potenzial. Westliche Konzerne sollten daher Geschäftsmodelle entwickeln, die den besonderen Marktbedingungen Rechnung tragen. Ein Rückzug aus China ist keine sinnvolle Option”, kommentiert Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC.

Im laufenden Jahr dürften die weltweiten Branchenerlöse auf Grund der nur moderaten Konjunkturerholung in den Industriestaaten lediglich verhalten steigen. Gegenüber dem Krisenjahr 2009 prognostiziert PwC ein Plus von 2,6 Prozent auf knapp 1,36 Billionen US-Dollar (Deutschland: plus 1,6 Prozent auf 89,9 Milliarden US-Dollar). Damit bliebe der Umsatz aus Werbeeinnahmen und direkten Verbraucherausgaben unter dem Wert von 2008. Im vergangenen Jahr waren die Erlöse der Medienbranche um 3,0 Prozent auf gut 1,32 Billionen US-Dollar gesunken (Deutschland: minus 0,6 Prozent auf 88,5 Milliarden US-Dollar).

Der “Global Entertainment and Media Outlook” von PwC untersucht weltweite Schlüsseltrends der Unterhaltungs- und Medienbranche und leitet Umsatzprognosen zu 13 Teilbranchen des Medienmarktes in 48 Ländern für die kommenden fünf Jahre ab. Zu den analysierten Segmenten zählen Internet (Werbeeinnahmen und Zugangsentgelte), Fernsehen (Werbung, Gebühren und andere Entgelte, beispielsweise für Pay-TV), Musik (u.a. Tonträgerverkauf und Downloads), Film (Kino, DVD-Verkauf und -Verleih sowie Downloads), Videospiele und Radio. Hinzu kommen die Verkaufs- und Werbeerlöse der klassischen, überwiegend nicht-elektronischen Medien (Zeitungen, Fach- und Publikumszeitschriften sowie Bücher) und Außenwerbung.

Während die Unterhaltungs- und Medienbranche in den Schwellenländern in erster Linie vom starken Wirtschaftswachstum und damit der wachsenden Kaufkraft profitiert, ist in den reifen Medienmärkten die fortschreitende Digitalisierung der wichtigste Wachstumstreiber.

Im vergangenen Jahr beliefen sich die digitalen Medienumsätze, die sich unter anderem aus Entgelten für den Internet-Zugang, Musik- und Filmdownloads sowie, Online-Werbeeinnahmen, aber auch Ausgaben für Video-on-Demand und E-Books zusammensetzen, auf rund 24 Prozent der weltweiten Branchenerlöse. Bereits 2014 dürften auf digitale Medien gut 33 Prozent des Gesamtumsatzes entfallen. Die Wirtschaftskrise hat die Digitalisierung in allen Märkten weiter beschleunigt. So sind die weltweiten Ausgaben für digitale Medien trotz Rezession im Jahr 2009 um 10,2 Prozent gestiegen, während die für traditionelle Medien weltweit um 6,4 Prozent gefallen sind.

Der Siegeszug des mobilen Internet dürfte den Trend zur Digitalisierung weiter beschleunigen. Gingen vor fünf Jahren schätzungsweise erst 100 Millionen Menschen auch unterwegs ins Internet, surften 2009 immerhin schon 500 Millionen mit Laptop, iPhone und Co. Für 2014 erwarten die PwC-Experten weltweit 1,4 Milliarden Nutzer mit mobilem Internet-Zugang.

“In naher Zukunft wird der Medienkonsum jederzeit und überall möglich und für viele selbstverständlich sein. Schon jetzt gibt es Angebote, die gegen eine monatliche Abogebühr das Streaming von Musiktiteln auf das Smartphone erlauben. Der Aufbau von Mobilfunknetzen der ’4. Generation’, der in Deutschland jüngst mit der Versteigerung der Frequenzen für mobiles Breitbandinternet begonnen hat, rückt auch die Echtzeit-Übertragung von TV-Sendungen, Videos und aufwändigen Online-Spielen in Reichweite”, erläutert Ballhaus.

Die Digitalisierung der Medien- und Unterhaltungsbranche schlägt sich laut PwC auch in der Verteilung der Werbeeinnahmen nieder. Während die Werbeerlöse 2009 insgesamt um annähernd zwölf Prozent auf knapp 405,6 Milliarden US-Dollar sanken, legte die Online-Werbung um 4,3 Prozent auf knapp 60,6 Milliarden US-Dollar zu. Bis 2014 erwarten die PwC-Experten ein durchschnittliches Wachstum der Werbeeinnahmen im Internet um 11,4 Prozent pro Jahr, während der Gesamtmarkt nur um geschätzt 4,2 Prozent pro Jahr zulegen dürfte. Mit Erlösen von 103,8 Milliarden US-Dollar wäre das Internet damit das weltweit zweitwichtigste Werbemedium hinter dem Fernsehen (195,7 Milliarden US-Dollar). Der Anteil an den Werbeeinnahmen läge bei 20 Prozent (2009: 15 Prozent, 2005: 6 Prozent).

Allerdings ist die Entwicklung der Werbemärkte von landestypischen Besonderheiten geprägt. In den USA beispielsweise steigen die Erlöse mit Online-Werbung bis 2014 zwar auf voraussichtlich 33,4 Milliarden US-Dollar (plus 7,7 Prozent pro Jahr), das Fernsehen allerdings bleibt mit Erlösen von rund 80,3 Milliarden US-Dollar (plus 5,3 Prozent pro Jahr) mit Abstand wichtigstes Werbemedium. Demgegenüber löst in Deutschland das Internet mit Werbeerlösen von gut 7,5 Milliarden US-Dollar das Fernsehen (5,9 Milliarden US-Dollar) bis 2014 ab, bleibt aber weiterhin hinter dem Zeitungsmarkt als wichtigstes Werbemedium in Deutschland zurück.