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Dienstag, 3. Januar 2012, von Elmar Leimgruber

Neujahrskonzert 2012: So muss Musik erklingen

Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker aus dem Wiener Musikverein
Foto: ORF/ Ali Schafler

Vorausgeschickt: Nein, es tut mir nicht leid, dass ich im vergangenen Jahr so manchen die musikalische Harmoniebedürftigkeit am 1. Jänner mit meiner harschen Kritik an Franz Welser-Möst verdorben habe. Welchen Sinn haben denn Kulturkritiken, welche einfach nur schleimend lobhudeln, weil es eben so sein muss, dass immer alle über das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker jubeln müssen, unabhängig davon, welche Qualität geboten wird?

Viel sinnvoller ist es doch wohl für alle -inklusive die Philharmoniker selbst- möglichst sachlich (wenn auch eine Kritik immer nur subjektiv sein kann) und durchdacht eine Kritik zu verfassen, die gegebenenfalls allen Beteiligten hilft, besser zu werden. Und dieses Anliegen verfolge ich hiermit auch mit meiner Kritik zum Neujahrskonzert 2012 unter Mariss Jansons. Doch zunächst ein paar Zahlen zum Event:

Die 54. ORF-Übertragung des “Konzerts der Konzerte” , des Neujahrskonzertes 2012 aus dem Goldenen Saal des Musikvereins, das zum zweiten Mal von Mariss Jansons geleitet wurde, “erreichte mit durchschnittlich 1,063 Millionen Zuseherinnen und Zusehern den besten Wert seit 2006 – auch damals stand Jansons, der seine Rolle als Publikumsmagnet somit heuer bestätigte, am Dirigentenpult”, berichtet der ORF. Mit dem Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker starteten am 1. Jänner 2012 demnach bis zu 1.214.000 Österreicherinnen und Österreicher in ORF 2 beschwingt in das neue Jahr. Via ORF 2 waren bei Teil zwei des Neujahrskonzerts durchschnittlich 1,147 Millionen Zuseherinnen und Zuseher dabei, der nationale Marktanteil betrug laut ORF 61 Prozent. Dieses Neujahrskonzert wird am 6. Jänner 2012 um 10.00 Uhr auf ORF 2 wiederholt.

Mariss Jansons
Foto: ORF/Ali Schafler

Und nun zu meiner Kritik: Ich gebe es gern zu: Ich war positiv überrascht vom heurigen Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker unter Mariss Jansons: Sie können ja tatsächlich auch musizieren, nicht nur dahindreschen. Aber wie bei vielen Traditionsorchestern ist es auch bei den Wiener Philharmonikern: Am Dirgentenpult ernstgenommen wird nur eine wirkliche Persönlichkeit, die intellektuell und spirituell inspiriert in der Lage ist, Musikerinnen und Musiker zu Präzision und zu Höchstleistungen zu animieren.

Dies alles geht üblicherweise selbstverständlich nicht aktiv vor sich, sondern passiv. So manchen -auch international hochgejubelten- Dirigenten fehlt genau diese Persönlichkeit, sodass deren bestbezahlte Jobs und deren Bekanntheitsgrad vielfach mehr mit für die Musik schädlichen Beziehungen als mit tatsächlichem Talent  zusammenhängen dürfte.


Der diesjährige Dirigent des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker, der Lette Mariss Jansons hingegen ist, wie dieses Konzertereignis eindrucksvoll bewies, eine starke Dirigentenpersönlichkeit, welche einfach “wirkt”. Die sicherlich intensive Probenarbeit hat sich bezahlt gemacht und siehe da: Plötzlich sind die Philharmoniker sogar beim Neujahrskonzert in der Lage, nicht nur beweisen zu wollen, dass sie laut spielen können, sondern dass sie sich auf Wunsch des Dirigenten und zum Wohle der Musik auch mal selbst zurücknehmen können: Dadurch kann die Musik der Strauss-Dynastie ihren Wiener Charme voll entfalten. So und nur so, wenn präzise mit Feingefühl musiziert wird, kann man sie auch in vollen Zügen genießen, was ja auch wieder zum Ruhm des Orchesters beiträgt.

Mariss Jansons
Foto: ORF/Ali Schafler

Unter Mariss Jansons spielt nicht nur jeder für sich sein Instrument, sondern  alle gemeinsam lassen sie die Musik erklingen, die das Herz erfreut und beseelt. Mit dem richtigen Dirigenten am Pult sind die Philharmoniker einfach das, wofür sie auch international bekannt sind: eines der besten Klangkörper der Welt.

Wenn hingegen jeder Musiker für sich bei einem Konzert sein eigenes Ding durchzieht, weil er die Musik ja kennt und vom Dirigenten weder Persönlichkeit noch ausreichendes Musikgespür hat, dann gibts sogar rhythmisch falsches musikalisches Chaos mit Instrumenten-Gedresche, was letztlich -mangels notwendiger musikalischer Herausforderung- letztlich auch dem Orchester selbst und seinem internationalen Ruf schadet.

Kirill Kourlaev und Maria Yakovleva (Wiener Staatsopernballet im Klimt-Outfit)
Foto: ORF/Günther Pichlkostner

Selten zuvor war auch die Zusammenstellung des Programms vielseitiger und abwechslungsreicher als bei diesem Neujahrskonzert. Und erstmals durfte heuer das Wiener Staasopernballett Ballett in den Ausstellungsräumen von Schloss Belvedere tanzen, wo Klimt und Schiele Jahr für Jahr für hohe Besucherzahlen sorgen.  Und es bewies auch heuer wieder sein großartiges Können. Der Italiener Davide Bombana war für die meisterhafte Choreographie verantwortlich, die exzellenten Kleider für das Ballett-Ensemble wurden von Christof Cremer kreiert.  Und großartig wie immer bei solchen Auftritten bewährten sich auch die Wiener Sängerknaben (was bei deren Tourneen leider nicht immer der Fall ist).

Das Neujahrskonzert 2013 der Wiener Philharmoniker wird wiederum der Wiener Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst geleitet: Manche Menschen wachsen ja durch ihr Amt, das sie bekleiden. Bleibt zu hoffen, dass dies auch bei Welser-Möst der Fall sein wird: Ich werde dem von ihm dirgierten Neujahrskonzert 2013 genauso aufmerksam und kitisch lauschen, wie seinem letzten und dem diesjährigen Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Und ich wünsche mir, ihm, und uns allen ein ebenso erfrischendes und wohltuendes Neujahrskonzert wie heuer auch im kommenden Jahr.

Und hier können Sie kostenlos in jeden Titel des Neujahrskonzertes 2012 reinhören:

Zum Vergleich seien meine Kritiken zum Neujahrskonzert 2010 (mit Georges Pretre) und zum Neujahrskonzert 2011 (mit Franz Welser-Möst) der Wiener Philharmoniker erwähnt. Und hier als Bonus für alle besonders Interessierten noch weitere Neujahrskonzerte (zum Anhören und Ansehen) im Vergleich und im Laufe der Zeit.

Montag, 2. Januar 2012, von Elmar Leimgruber

Schuldenbremse und Frieden im Neuen Jahr 2012

Kardinal Christoph Schönborn hielt seine Silvesteransprache 2011 auf der Orgelempore des Wiener Stephansdoms
Foto: ORF/Cinevision/Herbert Martinschitz

Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt und daher sei die Schuldenbremse auch dringend notwendig, betonte der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn bei seiner Silvesteransprache im ORF-Fernsehen. Die katholische Kirche sei für die Schuldenbremse, weil das soziale Netz unter der Last der Schulden zu zerreißen drohe.

Es sollten aber nicht die Armen den Gürtel noch enger schnallen müssen, sondern wer mehr habe, müsse auch bereit sein, mehr zu geben. Wer aber gibt, habe auch das Recht, dass der Staat mit seinem Geld sparsam und verantwortungsvoll umgehe, erklärte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz.

Die “Tugenden des Zusammenlebens: Verantwortungsbewusstsein, Gemeinschaftssinn und Maßhalten” seien in der aktuellen Krise ganz besonders wichtig. Dieses Maßhalten gelte auch im Umgang mit Politikern: Es sei in Mode gekommen, “in verächtlicher Weise über Politiker herzuziehen”. Konstruktive Kritik sei notwendig, aber “die, die das Steuer des Bootes in der Hand haben, bedürfen auch unserer Solidarität und unserer Wertschätzung”, so Schönborn.

Trotz allem aber sei Zuversicht für das neue Jahr 2012 angebracht, erklärte der Kardinal und zitierte Dietrich Bonhoeffer: “Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jeden neuen Tag.”

Papst Benedikt XVI.

Papst Benedikt XVI.
Foto: © vatican.va

 

Angesichts einer In seiner Neujahrsansprache forderte Papst Benedikt XVI. dazu auf, die Jugendlichen vor Intoleranz und Gewalt zu bewahren: Angesichts der wachsenden Globalisierung sei es heute notwendiger denn je, vor allem die jungen Menschen zu Dialogbereitschaft und gegenseitigem Respekt zu erziehen, sagte der Papst am Sonntag vor seinem tradionellen Segen “Urbi et Orbi” im Petersdom.

Nach den “Tragödien” der beiden Weltkriege sei die Notwendigkeit einer Erziehung zu Frieden und Gerechtigkeit verstärkt ins Bewusstsein der Menschheit getreten, sagte Benedikt XVI. in dem Gottesdienst zum Weltfriedenstag: Erziehung zu Frieden und Gerechtigkeit sei ein zentraler Bestandteil des kirchlichen Wirkens, ja die Botschaft Jesu selbst sei eine Botschaft des Friedens und der Gerechtigkeit.

Am 1. Jänner begeht die katholische Kirche seit 1968 den Weltfriedenstag. Der Weltfriedenstag steht in diesem Jahr unter dem Thema: “Die jungen Menschen zur Gerechtigkeit und zum Frieden erziehen”. Die Botschaft zum Weltfriedenstag war bereits am 16. Dezember veröffentlicht worden. Der Papst fordert darin, die Anliegen von Jugendlichen stärker zu berücksichtigen.

Dienstag, 13. Dezember 2011, von Elmar Leimgruber

Alle Jahre Bieber – Eine Kritik

Nein, nicht der Mädchen-Teenie-Schwarm Justin Bieber, der ja immerhin kürzlich eine Weihnachts-CD veröffentlicht hat, war gestern zu Gast in Wien. Sondern einer der bekanntesten Musical-Stars des deutschsprachigen Raums, Andreas Bieber, hatte Wien-Premiere mit seinem Weihnachtsprogramm “Alle Jahre Bieber”. Und obwohl ich Andi schon seit “Joseph” (woraus er übrigens leider nichts gesungen hat) sehr schätze: Gestern hat er eindrucksvoll bewiesen, dass er -im Gegensatz zu manchen anderen- ein absoluter Vollprofi ist, selbst wenn er den gesamten Abend beinahe allein gestelten muss:

Nach eigenen Angaben gesundheitlich angeschlagen lieferte er einen -nicht rein weihnachtlichen- Konzertabend, wie ich ihn mir von anderen auch wünschen würde. Er schlüpft problemlos in jede seiner zahlreichen Rollen und Stimmlagen an einem Abend und interpretiert nicht nur Musical-Songs, sondern auch Chansons und dies so, wie es besser wohl kaum geschehen könnte. Und auch die Arrangements und die Band (wenn auch unsicher) waren hervorragend.

Als Gäste kamen Drew Sarich, Caroline Vasicek (in Vertretung der erkrankten Ann Mandrella) und die Grand Dame des Musicals, Carin Filipcic (Foto). Und sie alle interpretierten nicht nur eigene Songs, sondern durften auch auf Andis Couch und es gab lockere Gespräche und auch das eine oder andere Duett. Ganz besonders heiter fand ich das “Weaner Lied”, welches Drew Sarich gemeinsam mit Andi Bieber interpretierte. Ganz besonders berührend war -wie gewohnt- der Sologesang von Carin Filipcic.

Und ganz besonders mutig war es von den Vier, ausgerechnet das abgedroschene “Stille Nacht, heilige Nacht” zu singen: Das “funktioniert” fast nie, weil es oft entweder zu kitschig oder zu gefühlsfern und meistens eigentlich auch nicht von wahren Profis gesungen wird, was diesem beliebten Weihnachtlied den innigen Charme raubt. Die vier gestern in Wien hingegen Bieber, Filipcic, Sarich und Vasicek lieferten auch hier ein Bravurstück, das keinesfalls peinlich oder kitschig war, sondern einfach nur weihnachtlich, innig und schön.

Die nächsten Sound Of Music-Konzerte in Wien finden übrigens am 20.4. und im Dezember 2012 mit Thomas Borchert (vgl. meine Beiträge dazu) statt. Weitere Konzerte mit großen Musical-Stars im deutschen Sprachraum sind neben Soloabenden unter anderem mit Andreas Bieber, Carin Filipcic und Jan Ammann unter dem “Musical Moments” sowie mit den bekanntesten Melodien aus Musicals von  Andrew Lloyd Webber und von Sylvester Levay geplant. Nähere Informationen zu geplanten Veranstaltungen sind online abrufbar.

Dienstag, 29. November 2011, von Elmar Leimgruber

Österreichischer Kabarettpreis 2011 an Sigi Zimmerschied und Louise Martini

Im Rahmen einer Gala wurde am Montagabend im Wiener Jazz-Lokal Porgy&Bess der “Österreichische Kabarettpreis” 2011 verliehen: Der Hauptpreis, dotiert mit 5001 Euro ging heuer an den Bayern Sigi Zimmerschied. Den Programmpreis, dotiert mit 4999 Euro erhielt Christof Spörk für sein erstes Solo-Programm “Lieder der Berge”.

Der heuer neu eingeführte Sonderpreis ging an die krankheitsbedingt nicht anwesende Louise Martini. Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny würdigte die Schauspielerin als “herausragendes künstlerisches Multitalent, dem es gelungen ist, mit Kabarettgrößen wie Gerhard Bronner, Georg Kreisler und Helmut Qualtinger auf Augenhöhe zu spielen”.

Sigi Zimmerschied
Foto: © Sigi Zimmerschied

Als “intellektuelles, bösartig komödiantisches Bühnengewächs” bezeichnete Werner Schneyder in seiner von Wolfram Berger vorgetragenen Laudatio den Ausnahmekünstler Sigi Zimmerschied. Der gebürtige Passauer gilt als einer der artikuliertesten und kompromisslosesten Kabarettisten des deutschen Sprachraums. Bei der Kabarettpreisverleihung erhielt das begeisterte Publikum einen Eindruck von seiner enormen Sprachkraft und Wortgewalt, seiner bemerkenswerten Mimik, seinem abgründigen Humor und parteiübergreifenden Witz.

Einen nicht weniger eindrucksvollen Ausschnitt aus seinem Musik-Kabarett-Programm “Lieder der Berge” bot der Steirer Christof Spörk. Abwechselnd sich selbst am Klavier und an der steirischen Harmonika begleitend, sang und palaverte er in bester österreichischer Spott- und Satire-Tradition über den Wiener Neid, über den Anstand in der Politik, über die Logorrhö der Schickeria oder seiner geplanten Lärmschutzwand-Erstbesteigung.

Louise Martini
Foto: © Louise Martini

“Das Kabarett ist wichtiger Bestandteil einer lebendigen Gesellschaft, es lebt vom Angriff, von der Ironie, vom Spott und es gedeiht nur in einem Klima der Furchtlosigkeit und Unabhängigkeit. In Wien fällt kritischer Humor und politische Satire auf besonders fruchtbaren Boden. Deshalb unterstützt die Stadt Wien aus voller Überzeugung den österreichischen Kabarettpreis und stellt damit sicher, dass anspruchsvolles und ambitioniertes Kabarett in dieser Stadt auch künftig eine entsprechende Würdigung erfährt”, betonte Mailath-Pokorny. Für den kabarettistischen Teil seiner Rede verdiente sich der Kulturstadtrat seine ersten zwei Euro auf einer Bühne, die ihm Christof Spörk spontan von seinem Preisgeld abtrat.

Ernst Stankovski gab nicht nur den “Gschupftn Ferdl” zum Besten, sondern hielt auch die Laudatio für die krankheitshalber abwesende Louise Martini, die mit dem neu eingeführten Sonderpreis geehrt wurde. Christoph Wagner Trenkwitz führte gewohnt gekonnt durch den Abend, der von der Musikkabarettgruppe “Die Dornrosen” musikalisch begleitet wurde. In diesem Jahr wurden bereits zum zwölften Mal Kabarettisten mit diesem einzigartigen Preis ausgezeichnet.

Donnerstag, 24. November 2011, von Elmar Leimgruber

Eröffnung BahnhofCity Wien West – Eindrücke in Bildern

Gestern Mittwoch wurde die BahnhofCity, ein Büro- und Einkaufszentrum, am Wiener Westbahnhof eröffnet. 17.000m² der insgesamt 30.000 m2 davon sind Verkaufsflächen auf drei Ebenen für 90 Geschäfts-, Gastronomie und Dienstleistungsbetriebe. Neben Vertretern der Politik wie Verkehrsministerin Doris Bures war auch Andreas Meyer, der Chef der Schweizer Bundesbahnen (SBB) zu Gast bei ÖBB-Chef Christian Kern. Meyer regte im anschließenden Pressegespräch die Einführung einer Mobilitäts-Card an, welche -wie in der Schweiz auch- in allen Öffis des Landes Gültigkeit hat. Dies sei in Österreich kaum umsetzbar, da es viele Verkehrsverbände gibt, reagierte Kern.

“Um die Bahn noch attraktiver zu machen, müssen wir den Fahrgästen modernste Infrastruktur und Top-Service bieten”, betonte Kern: “Der Ausbau und die Modernisierung des Westbahnhofs zu einem künftigen innerstädtischen Knotenpunkt des öffentlichen Lebens ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Es wurden Werte für Generationen geschaffen, 1.500 Arbeitsplätze sind errichtet worden. Von diesen Investitionen werden noch unsere Kinder und Enkel profitieren.”

Anlässlich der Eröffnung konnten Jung und Alt eine “ÖBB zum Anfassen” erleben – sei es im Führerstand eines railjets oder bei der Präsentation der Cats- und der Licht ins Dunkel Lok. Für Kurzweile war unter anderem mit einer Vorführung aus dem Musical „Cats“ (welches ab Ende Jänner in der Originalproduktion in Wien gastieren wird), einem Glücksrad mit Peter Rapp, einem Kasperltheater und einer Bastelecke für die jüngeren Teilnehmer gesorgt. Auch die beiden “Bahn-Botschafter” Christoph Fälbl und Ciro De Luca sowie Star-Doubles (z.B. Tina Turner) und die Polizei (mit einem Infostand) waren vor Ort.

Und hier sind Eindrücke in Bildern (Fotos) von der Eröfffnung der BahnhofCity Wien West:

 

 

Dienstag, 22. November 2011, von Elmar Leimgruber

Die Schuldenbremse und der falsche Weg

Eigentlich war ich überrascht und habe ich mich echt gefreut, als SPÖ und ÖVP vor einigen Tagen aus heiterem Himmel in ungewohnt trauter Zweisamkeit überraschend ankündigten, dass eine Schuldenbremse her muss. Nun kam dies sicherlich unter internationalem Druck zustande, dass Österreich das AAA Rating riskierte, wenn es nicht endlich wirklich Reformen umsetze.

Aber es gibt zwei Schwachpunkte:

- Der eine lautet: Ja, wir wollen zwar nicht sparen, aber wir müssen, und daher werden wir das nicht jetzt umsetzen, sondern erst kurz vor 2020. Und das ist ein Standpunkt, der so typisch ist für die aktuelle rot-schwarze Regierung.

- Und der andere Schwachpunkt ist noch weitaus schlimmer: Schuldenbremse nein, außer die Regierung macht das, was ich will: Das ist typisch für die aktuelle Opposition in Österreich (zu der ebenfalls typischerweise auch maßgebliche Kräfte innerhalb der SPÖ gehören). Und ganz besonders einer regelrechten Erpressung nahe kommt die Reaktion der Grünen: Entweder die Regierung führt die so genannte “Reichensteuer” ein oder wir stimmen gegen die Schuldenbremse.

Allen aktuellen österreichischen Politikern (angesichts des aktuellen Budgets wohl leider auch denen der ÖVP) ist offenbar der Ernst der Lage nicht bewusst: Offenbar ist es ihnen nicht klar, dass sie riskieren, mit dieser Verzögerungstaktik und Uneinigkeit das gesamte Land ins politische und wirtschaftliche Aus zu schiessen. Gibt es denn echt niemanden  in Österreich, der ein Machtwort spricht, den Bundespräsidenten beispielsweise (immerhin ist er das Staatsoberhaupt), der die Parteien an ihre Pflicht und an ihre Verantwortung für das Land erinnert? Amateurhaftes Kasperltheater ist das und nicht Politik!

Nun denn: dann verleihe wenigstens ich als einfacher Bürger und Journalist/Kolumnist meiner tiefsten Überzeugung Ausdruck und nehme hiermit meine bescheidene Verantwortung wahr:

Was die diesbezüglich vorbildliche österreichische Bundesregierung unter ÖVP-Kanzler Wolfgang Schüssel begonnen hat, nämlich Nulldefizite anzustreben und tatsächlich nicht nur in Bezug auf die nächsten Wahlen zu regieren, sondern in Verantwortung für die künftigen Generationen Staatsschulden abzubauen, fand leider anschließend ein jähes Ende. Und der diesbezügliche Standpunkt des in mancher anderen Hinsicht sicherlich großartigen SPÖ-Kanzlers Bruno Kreisky ist auch Jahrzehnte später bedauerlicherweise offenbar immer noch in vielen Genossenköpfen und bei ihren ideologischen Brüdern und Schwestern eingemeiselt: “Mir sind ein paar Milliarden Schilling Schulden lieber als ein paar hunderttausend Arbeitslose.” Dass es Österreich auch vor allem ihm, dem SPÖ-Langzeitkanzler zu verdanken hat (er trieb die Staatsschulden von 3 Mrd. Euro auf 27 Mrd. Euro innerhalb seiner Regierungszeit), dass es heute so hoch verschuldet ist, wird heute daher von den großteils links dominierten Medien leider verschwiegen.

Tatsache ist und bleibt heute aber: Es kann -beim besten Willen- mit den Staatsausgaben nicht mehr so weiter gehen wie bisher: Auch wenn das vielen Roten und Grünen nicht passt: Was für Privatpersonen und Unternehmen zutrifft, gilt auch für den Staat: Man kann nicht auf Dauer Geld ausgeben, das man nicht hat. Aber wieder mal gehts den Politikern -wie so häufig- um die eigenen engen Partei-Interessen und nicht um das Gemeinwohl und um das Große und Ganze.

Daher: Hier darf es nicht um parteiliche Eigenbefindlichkeiten, um Populismus oder um Wahlspekulation gehen, sondern um das, was Österreich wirklich braucht: Will es Österreich nicht riskieren, mittel- oder langfristig auch zu den Pleitestaaten der EU zu gehören, ist zum Wohle Österreichs von der Regierung mit Zustimmung der Opposition -obwohl es sehr schmerzhaft ist- Folgendes dringend zu erledigen:

 

- Das gesetzliche Pensionsalter bei 65 Jahren ist ok so, das effektive Durchschnittspensionsalter mit 58 Jahren ist nicht ok: Das muss sich ändern und zwar dringend, auch wenn die SPÖ damit rechnen muss, für so eine Maßnahme von ihren wichtigsten Stammwählern, den Pensionisten abgestraft zu werden. Die viel zu vielen Frühpensionen vor allem aus den Reihen der schwer defizitären ÖBB (die übrigens auch maßgeblich für das Staatsdefizit gesamt mitverantwortlich ist) kosten unzählige Milliarden an Steuergeldern: Das effektive Pensionsalter muss daher dort und auch in allen anderen Bereichen schrittweise dem gesetzlichen so angepasst werden, dass es finanziell kaum mehr leistbar ist, in Frühpension zu gehen.

- Die so genannte Verwaltungsreform muss endlich in die Tat umgesetzt werden: beispielsweise der so genannte Bundesrat ist mittlerweile nicht mehr notwendig. Und auch die Anzahl der Abgeordneten sowohl auf Bundes- wie auf Landesebene könnte problemlos drastisch gesenkt werden. Dasselbe gilt auch für Beamte (die Forderung nach einer Nullohnrunde für diese empfinde ich nach den hohen Lohnzuwächsen aller anderen Arbeitnehmer als Frechheit): Die von der Innenministerin kürzlich durchgeführte Polizei-Reform mit Einsparungen in der Führungsebene (aber nicht im Einsatz für die Menschen) ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Ähnliche Einsparungspotentiale gibt es sicherlich auch in anderen Ministerien und vor allem auch auf Landesebene. Und natürlich gibt es diese in der ÖBB und in anderen staatsnahen Betrieben genauso und zwar im teils antiquierten Verwaltungsapparat, jedoch nicht im Bereich Technik und Sicherheit und erst recht nicht in der Kundenbetreuung: Eine Reduktion der Zugbegleiter wäre jedenfalls kontraproduktiv für die Qualität und den Service der Bahn.
Und ja: Der Vorschlag vom Wissenschaftsminister, dass die Universitäten selbst Studiengebühren festlegen können und sollen, ist gut und -sozial abgefedert- sinnvoll: Jeder soll es sich finanziell leisten können, ein Studium zur Berufsvorbereitung zu absolvieren.
Einsparungspotentiale im Verwaltungsapparat und im Umfeld von Krankeneinrichtungen zu prüfen, ist zwar sicher auch sinnvoll, aber das “Einsparen” von notwendigem ärzlichem Personal -wie dies derzeit im Wiener AKH geplant ist- ist für viele Menschen lebengefährend und daher striktest abzulehnen.

- Und dann gehört mal auf Bundes- wie auf Landesebene die Subventionsvergabe einer unabhängigen kritischen Prüfung unterzogen: Warum beispielsweise bekommen im kulturellen Sektor einige wenige Institutionen und Vereine (ohne die Verpflichtung, möglichst kostendeckend zu arbeiten) den Großteil der öffentlichen Gelder, während andere ums nackte Überleben kämpfen müssen? Dasselbe gilt auch besonders für den Sport.
Und nur mal so als Idee: Was wäre, wenn der ORF sich wirklich weitgehend selbst finanzieren müsste: Nachdem der (trotz verpflichtenden Radiogebühren) reine Kommerzsender Ö3 schon immer damit gerechtfertigt wird, dass er notwendig sei, um den öffentlich-rechtlichen Auftrag des ORF, vor allem Ö1 finanzieren zu können: Dann möge es auch so sein. Und anstatt jetzt die GIS-Gebühren auf Wunsch des ORF um 7 Prozent anzuheben, wäre es sinnvoller, auch hier mal vorurteilslos alle, vor allem die höheren Positionen von ORF-Mitarbeitern (also nicht die der Anfänger und einfachen Mitarbeiter) auf ihren Bedarf und auf ihren effektiven Verdienst im Vergleich zu ihrer Leistung hin zu prüfen: Hier gibt es sicher auch jede Menge Reformbedarf und Einsparungspotential.
Und natürlich muss owohl auf Bundes- wie auf Landesebene Schluss damit sein, dass man eigene hochbezahlte “Versorgungsposten” für “verdiente” Parteisoldaten aufrecht erhält.

- Wenn schon Reichensteuer, dann muss es die wirklich Reichen treffen, nämlich jene 10 Prozent der Bevölkerung, die 58 Prozent des Vermögens in Österreich besitzen: die sollte man durchaus hoch besteuern. das würde viele staatliche Finanzlöcher stopfen.
Die populistischen Vorschläge aus den Reihen der SPÖ und der Grünen, nämlich beispielsweise jegliches Eigentum nochmals zusätzlich zu besteuern (aktuelle Forderung der Grünen), was einen Wert von 500.000 Euro übersteigt, bringt zwar in der Masse sehr viel Geld für den Staat, aber das liegt daran, dass nicht die 10 Prozent Superreichen dadurch besteuert werden (für jene sind die geforderten 0.5 % Peanuts), sondern die Nicht-Reichen, also weit mehr als die Hälfte der gesamten Bevölkerung Österreichs: Diese populistischen rot-grünen Forderungen treffen also vor allem den Mittelstand, also Familien mit Eigentumshäusern und zudem einen Großteil der Familienunternehmen in Österreich, die damit neben den sowieso schon hohen Einkommenssteuern noch zusätzlich zur Kasse gebeten werden sollen.
Dabei bezahlt bereits jetzt schon jeder Grundstück-Eigentümer beim Erwerb (und bei raschem Verkauf) von Immobilien hohe Steuern und zusätzlich jährlich Steuern für Grund und Boden. Wenn er seine Immobilie dann auch noch anderen Menschen in Form einer Miete zur Verfügung stellt, bezahlt er zusätzlich auch noch Eigentumssteuer. Eine neue Zusatzsteuer würde die meisten kleinen Vermieter dazu zwingen, ihre Zinshäuser zu verkaufen mit der Folge, dass auch hier wieder vor allem in Wien die großen steinreichen Baufirmen profitieren, die kaufen und das gesamte Stadtbild durch Neubauten zerstören.
Viel vernünftiger wäre in diesem Zusammenhang, im Gehalt die Obergrenze für Sozialabgaben zu streichen, so dass wer viel mehr verdient,  proportional dazu auch Sozialabgaben entrichtet. Oder aber es werden die wirklichen Einkünfte ab einer Obergrenze höher besteuert: das wäre auch sinnvoll.
Würde aber die neue Zusatzsteuer nicht nur für das Einkommen, sondern auch für Immobilien und Wertanlagen tatsächlich eingeführt, dann würden sich immer weniger Familien in Österreich ihr eigenes Haus leisten können und zahlreiche Klein- und Mittelbetriebe müssten zusperren oder verkaufen, was natürlich ein Vorteil für einige wenige steinreiche Großbetriebe wäre. Aber genau damit ruiniert man den Wirtschaftsstandort Österreich. Leistung muss sich (auch finanziell) lohnen. Und daher verdient, wer viel leistet, auch mehr zu haben, ohne durch Zusatzsteuern auf Raten enteignet zu werden.

- Dasselbe betrifft auch die ebenfalls von rot-grün geforderte Erbschaftssteuer: Es spricht nichts dagegen, die beispielsweise 100 reichsten Unternehmen in Österreich mit einer Erbschaftssteuer zu belegen, aber nur diese. Aber mal abgesehen davon: Wie kommen die Enkel dazu, steuerlich dafür bestraft zu werden, weil ihre Großeltern durch harte Arbeit und viele persönliche Opfer und Entbehrungen es geschafft haben, einen Betrieb aufzubauen und zu vererben? Grundsätzlich die Erbschaftssteuer wieder einzuführen, wäre der falsche Weg: Die Folge wären unzählige Firmen-Zusammenbrüche, weil dadurch viele Erben finanziell nicht mehr in der Lage wären, das Unternehmen weiter zu führen. Und wer würde auch in diesem Fall profitieren: wieder die obersten und reichsten Unternehmen, die sich dies leisten können.
Die populistischen Forderungen von SPÖ und Grünen nach Vermögens- und Erbschaftssteuer mögen also zwar schön klingen, aber bei genauerem Hinsehen wird klar erkennbar: Der jetzige Mittelstand würde sich sein Leben, seine Familie, sein Haus, seine Firma mittelfristig nicht mehr leisten können und dank dieser Steuerlast vielleicht auch nicht mehr wollen. Die Folge wäre, dass auch der Mittelstand zunehmend verarmen würde (was wiederum die Inanspruchnahme von erhöhten Sozialleistungen durch den Staat verursachen würde).
Und das Tragische daran: Die jetzt schon Superreichen wären die einzigen, die letztlich von der Zerstörung des Mittelstandes profitieren würden: niemand und erst recht nicht das Staatsdefizit würde saniert durch diese unsinnigen neuen Steuern, sondern im Gegenteil: Es gäbe noch viel mehr Arme als heute, zu Gunsten von jenen, die heute schon steinreich sind und die dann auch noch durch die Zwangsverkäufe des Mittelstandes profitieren würden.
Das muss hier also einfach mal klar so gesagt werden: Wer die geplanten Vermögenssteuern will, hilft direkt niemanden, auch nicht dem Staat, aber er stützt und fördert und mästet indirekt die Superreichen: und nur diese.

 

Wenn uns also nun schon jahrzehntelange ungebremste SPÖ-Regierungen diese hohen Schuldenberge hinterlassen haben, so muss jetzt endlich gehandelt werden: Die Schuldenbremse ist nicht bis 2020 irgendwann anzugehen, sondern muss ab sofort umgesetzt werden: nicht alles auf einmal, aber Schritt für Schritt: Und zwar so, dass die Menschen die notwendigen Sparmaßnahmen verstehen, nachvollziehen können und daher auch mittragen. Keinesfalls aber darf der Wirtschaftsstandort Österreich durch neue unsinnige Steuern gefährdet werden.

Die Schuldenbremse ist jetzt dringend notwendig. Politiker und Parteien jedoch, die den Ernst der Lage jetzt nicht erkennen wollen, und daher notwendige Reformschritte blockieren, haben in einer Regierung nichts verloren, weil sie nicht Willens sind, verantwortungsbewusst zu handeln.

Wer aber jetzt bereit ist, die notwendigen Sparmaßnahmen zu setzen, hat es zwar wohl schwer, die Gunst der Wähler zu gewinnen, aber er tut letztlich -unabhängig von sonst wohl zu erwartenden Sanktionen- das Richtige für die künftigen Generationen: er schützt sie vor dem Untergang und übernimmt so die Verantwortung für Österreich und seine Bevölkerung. Und genau so muss es sein!

Montag, 21. November 2011, von Elmar Leimgruber

Wiener Linien suchen Fahrgast-Beiräte – Facebook-Bim unterwegs

Die Wiener Linien suchen ab sofort wieder neue Mitglieder für den Fahrgastbeirat. Der Fahrgastbeirat ist als beratendes Organ “unabhängig” von den Wiener Linien und greift selbständig Themen auf bzw. sammelt Ideen, die von den Fahrgästen kommen, um sie gemeinsam mit den Wiener Linien und der Stadtverwaltung umzusetzen. Jetzt werden für die nächste vierjährige Arbeitsperiode neue Mitglieder gesucht.

Die Bewerbungsfrist läuft bis 31. Dezember 2011. Anfang 2012 folgt dann das Auswahlverfahren der Kandidaten. Die erste Sitzung des Fahrgastbeirates, an der die neuen Mitglieder teilnehmen, ist für März 2012 geplant. Die Bewerbungs-Unterlagen gibt’s online zum Download.

Bislang gingen unter anderem die Countdown-Anzeigen an den Haltestellen auf Initiativen des Fahrgastbeirats zurück. Neben vermeintlich “kleinen” Anliegen der Fahrgast-VertreterInnen wie bessere Reinigung der Kinder-Handläufe auf Stiegen oder Mistkübel auf Haltestellenmasten, konnten auch große Veränderungen im Netz wie die Neuordnung der Straßenbahn-”Ringlinien” 1 und 2 umgesetzt werden. Die neue Streckenführung brachte einen Fahrgastzuwachs von bis zu 15 Prozent.

Die Wiener Facebook-Bim
Foto: Wiener Linien

Die Fahrgäste haben durch den Beirat eine Vertretung, die eng mit dem Unternehmen zusammen arbeitet und so Anliegen wirksam einbringen kann. Für die Wiener Linien bietet sich die Gelegenheit, auf gestalterische Weise mit ihren Kunden in Kontakt zu treten, um Wünsche, Anregungen und Kritik direkt mit Betroffenen zu besprechen. Die derzeitigen Mitglieder des Fahrgastbeirates – es sind 16 – wurden mit Hilfe eines externen Beratungsbüros ausgewählt. Im Frühjahr 2012 wird planmäßig die Hälfte der Mitglieder des Fahrgastbeirates ihre nächste vierjährige Arbeitsperiode antreten. Mit diesem Wechsel wird Kontinuität gewahrt. Den Vorsitz im Fahrgastbeirat führt Univ. Prof. Hermann Knoflacher, der den Fahrgastbeirat auch nach außen vertritt.

Zwei Straßenbahnen der Wiener Linien werden übrigens in den kommenden drei Monaten, ganz besonders begutachtet werden:: die Facebook-Bim: Profilfotos von “Freunden” der Wiener Linien auf facebook schmücken nämlich diese: „Diese zwei Straßenbahnen sind unser Dankeschön an die aktive Facebook-Gemeinde der Wiener Linien. Der Facebook-Kanal ermöglicht Austausch, Dialog, Information und Service mit mittlerweile rund 16.000 Fans, die mit uns diskutieren, fachsimpeln oder mit Anfragen, Anregungen und Feedback auf uns zukommen“, erklärte Günter Steinbauer, Geschäftsführer der Wiener Linien.

 

Donnerstag, 17. November 2011, von Elmar Leimgruber

Südtiroler Volkspartei wirbt in Wiener Parlament für Vollautonomie

Die Spitze der Südtiroler Volkspartei (SVP) mit Obmann Richard Theiner (hellblaue Kravatte) und ÖVP-Clubobmann Karlheinz Kopf (Bildmitte)
Foto: SVP

Die Spitze der regierenden Südtiroler Volkspartei (SVP) war gestern, Dienstag, zu Gast im Hohen Haus in Wien. Einen Tag zuvor hatte sich die SVP im Rahmen einer Pressekonferenz für die “Vollautonomie” Südtirols ausgesprochen: „Unser Ziel ist der größtmögliche Ausbau der Autonomie und der Eigenständigkeit Südtirols“, unterstrich SVP-Obmann Richard Theiner: „Wir wollen mit dem Staat nicht verhandeln, welche Kompetenzen an Südtirol übergehen, sondern welche Kompetenzen beim Staat verbleiben sollen“.

SVP-Obmann Richard Theiner, Elmar Pichler-Rolle, Fraktionsvorsitzender im Südtiroler Landtag und Siegfried Brugger, Fraktionsvorsitzender im römischen Parlament trafen in Wien hochrangige Vertreter aller österreichischen Regierungsparteien, um sie über die aktuelle Lage in Südtirol zu informieren:  ÖVP-Clubobmann Karlheinz Kopf, SPÖ-Clubchef Josef Cap, FPÖ-Klubchef Heinz-Christian Strache, Grünen-Vertreter Alexander van der Bellen, BZÖ-Klubchef Josef Bucher sowie die jeweiligen Südtirol-Sprecher der im Nationalrat vertretenen Parteien.

„Es ging uns darum, die wichtigsten Themen mit allen Parteien im Nationalrat in einem offenen Gespräch zu klären“, sagte Obmann Theiner im Anschluss an die Gespräche in Wien: „Wir können ein positives Resümee ziehen, vor allem, weil wir darlegen und unterstreichen konnten, dass die großen Themen auf der Agenda nicht von parteipolitischen Interessen vereinnahmt werden dürfen“. Neben der Doppelstaatsbürgerschaft waren die Schutzmachtfunktion Österreichs und die Begnadigung der „Pusterer Buam“ wichtige Punkte der Gespräche. „Man hat uns zugesichert, alle Themen, die mit der Südtirol-Frage in Zusammenhang stehen, im Lichte einer Lösung im Sinne der Allgemeinheit anzugehen. Wir dürfen diese Themen nicht parteipolitischen Interessen ausliefern.“ Vor allem im Hinblick auf die doppelte Staatsbürgerschaft unterstrich Theiner, „dass es uns nie darum ging, die österreichischen Mehrheitsverhältnisse zu ändern oder am Sozialtisch mitzunaschen. Die doppelte Staatsbürgerschaft ist ein rein ideelles Anliegen.“

Viele Fragen zur italienischen Regierungskrise stellten hingegen die österreichischen Parteien an den Parlamentsabgeordneten Siegfried Brugger, welcher versuchte, die komplizierte Lage in Rom verständlich darzulegen: “Es war wichtig, heute die Kollegen in Österreich aus erster Hand über die Situation in Italien, und in diesem Zusammenhang über die Aussichten für Südtirol, unterrichten haben können.

Wieder mal waren jetzt Südtiroler Verantwortungsträger zu Gast in Österreich, diesmal sogar bei allen österreichischen Parlamentsparteien. Und wieder mal werden die Südtiroler Politiker zwar nett empfangen in Wien, aber offenbar von ihren österreichischen Kollegen nicht ernstgenommen. Wie schon des Öfteren, fand es auch diesmal nicht mal die ÖVP, die Schwesterpartei der in Südtirol regierenden Volkspartei der Mühe wert, die Medien über den Besuch aus Südtirol zu informieren. Das ist plamabel für ein Land, das sich “Schutzmacht Südtirols” nennt. Und noch plamabler ist es, dass bedauerlicherweise die FPÖ als einzige (!) österreichische Parlamentspartei jederzeit und immer auch öffentlich für die Anliegen Südtirols eintritt, während die übrigen österreichischen Parteien das Thema Südtirol -wohl aus falsch verstandener Freundschaft zu Italien- einfach ignorieren und auch medial totschweigen.

Wenn aber nicht einmal die so genannten “Freunde Südtirols” zu Südtirol stehen, darf man sich nicht wundern, wenn sich die Südtiroler Bevölkerung zunehmend von Österreich im Stich gelassen fühlt und daher auch nicht mehr die regierende Südtiroler Volkspartei wählt, sondern Oppositionsparteien, vor allem die Freiheitlichen. Wenn also vor allem der ÖVP was daran gelegen ist, dass die Südtiroler Volkpartei dort weiterhin langfristig die Geschicke lenkt, muss sie ihr den Rücken stärken anstatt zu bremsen und ist sie gut beraten, die berechtigten Südtiroler Anliegen endlich ernst zu nehmen und das wichtige Thema Südtirol nicht länger allein der FPÖ zu überlassen.

Dienstag, 15. November 2011, von Elmar Leimgruber

Turrini gegen der Regisseure Willkür

Peter Turrini erhält den Nestroy für sein Lebenswerk
Foto: CC Manfred Werner (TSUI)

Im Wiener Raimundtheater wurde gestern Abend der Nestroy 2011 vergeben, eine der wichtigsten Kultur-Auszeichnungen im im deutschsprachigen Bereich. Peter Turrini wurde hierbei mit dem Nestroy für sein Lebenswerk ausgezeichnet. In seiner Dankesrede ging der streitbare Provokateur scharf mit Regisseuren ins Gericht, welche literarische Texte nach eigenem Gutdünken umschreiben: es gelte das Urheberrecht der Autoren und wenn man glaube, man könne so gut schreiben, möge man gefälligst seine eigenen Werke schreiben und nicht Werke von anderen verunstalten. Vieles im Theater heute sei “plem plem”, besipielsweise wenn Dramaturgen oder Regisseure einfach Dichtersprache mit heuttiger Umgangssprache vermischten, wetterte Turrini.

Schon vor der diesjährigen 12. Nestroy-Verleihung wurden einige Änderungen angekündigt, welche Kritiker auf den Plan riefen. So startete eine Initiative “Rettet den Nestroy Theaterpreis”, welche dem Veranstalter, dem Verein Wiener Theaterpreis, unter anderem vorwirft, “burglastig” zu sein und andere Theater zu vernachlässigen. Und Burg-Chef Matthias Hartmann fand es sogar öffentlich “blöd”, dass – wie erwünscht- jedes Theater plötzlich seinen Publikumsliebling selbst nominieren sollte und verweigerte die Zusammenarbeit. Der Nestroy Theaterpreis ist nach dem Wiener Schauspieler, Sänger, Schriftsteller und Satiriker Johann Nepomuk Nestroy (1801-1862) benannt.

Die aktuellen Änderungen im Detail:
- In den Kategorien “Beste Schauspielerin”, “Bester Schauspieler” und “Beste Nebenrolle” sind ab heuer jeweils fünf statt bisher drei Nominierungen vorgesehen. “Wir wollen damit die Schauspieler stärker in den Vordergrund rücken”, sagt dazu Karin Kathrein, die Vorsitzende der Kritiker-Jury des Nestroy.
- Stärker ins Scheinwerferlicht gerückt wird auch die Kategorie Off-Theater. Hier werden erstmals, statt nur einem, drei interessante Bühnen/Ensembles/SolistInnen präsentiert.
- Erstmals gibt es 2011 einen Bundesländer-Nestroy, um dem reichen Theaterleben außerhalb Wiens noch mehr als bisher gerecht zu werden.
Völlig neu konzipiert wurde der Publikumspreis, der zu einem spannenden Ländermatch zwischen Lieblingen der Wiener Bühnen und der Bühnen in den Bundesländern werden sollte.

Alle Nestroy 2011-Preisträger 2011 im Detail:

Beste Schauspielerin: Sarah Viktoria Frick
Bester Schauspieler: Max Mayer
Beste Regie: Andrea Breth
Beste Ausstattung: Thomas Schulte-Michels
Bestes Stück – Autorenpreis: Peter Handke
Beste Nebenrolle: Udo Samel
Bester Nachwuchs: Franziska Hackl
Beste Off-Produktion: Ganymed Boarding
Spezialpreis: Franz Wittenbrink für “Eh Wurscht”
Beste Bundesländer Aufführung: Amerika
Beste deutschsprachige Aufführung: Die Weber
Lebenswerk: Peter Turrini
Publikumspreis: Eleonore Bürcher

Freitag, 4. November 2011, von Elmar Leimgruber

“Missbrauch” und “Terror” von Viennale ausgezeichnet

Markus Schleinzer und Igor Hauzenberger erhielten den Wiener Filmpreis 2011
Foto: © Robert Newald

Mit der Verleihung des Wiener Filmpreises ging die diesjährige 49. Viennale, das internationale Filmfestival Wien zu Ende. Zum dritten Mal wurde der «Wiener Filmpreis» gesondert in den Kategorien «Spielfilm» und «Dokumentarfilm»  vergeben. Es gibt zwei gleichwertige Auszeichnungen, von denen jede mit Geldspenden und Sachwerten in der  Höhe von 12.000 Euro dotiert ist.

Als bester Spielfim wurde  “Michael” (über Missbrauch) von Markus Schleinzer, als bester Dokumentarfilm “Der Prozess” (über den Prozess gegen geschäftsschädigende Tierschützer nach dem Terror-Paragraphen) von Gerald Igor Hauzenberger ausgezeichnet. Die Viennale 2011 ging mit dem Abschlussfilm “The Ides of March” von George Clooney zu Ende.

Viennale 2011
Foto: © Alexander Tuma

Eine lobende Erwähnung geht an “David Wants to Flyvon” von David Sieveking, der Viennale-Standard-Publikumspreis an “El lugar más pequeño” von Tatiana Huezo Sánchez aus Mexiko, der Fipresci-Preis (Preis der internationalen Filmkritik) an “Yatasto” von Hermes Paralluelo aus Argentinien 2011, während der MehrWERTFilmpreis der Erste Bank (bestehend aus einem Aufenthaltsstipendium in New York)  ebenfalls an “Der Prozess” von Gerald Igor Hauzenberger vergeben wird.

Weil Kurzfilme in der Kette von Vertrieb und Verleih generell benachteiligt sind, vergibt die Erste Bank auf Empfehlung der Jury zudem einen Kurzfilmpreis (dotiert mit je 2.000 Euro) an den Kreis Wiener Neustadt, Johann Lurf sowie an Schneiderei (Vaginale VI) und Sommerurlaub (Vaginale VII) von Kurdwin Ayub.

Das Festival zählte heuer laut Veranstalter 96.700 Besucher bei 347 Vorstellungen, und die Gesamtauslastung lag bei 79,9%. Die gemeinsam mit dem Filmmuseum veranstaltete diesjährige Retrospektive «Chantal Akerman»verzeichnete 4.500 Besucher, allein die Premiere des neuen Films von Chantal Akerman im Gartenbaukino sahen über 500 Menschen. Internationale Gäste der Viennale waren in diesem Jahr waren unter anderem David Cronenberg, Nanni Moretti, Harry Belafonte, Jeremy Thomas, André Wilms Valérie Massadian, Laura Citarella, Nadav Lapid, Alex Ross Perry, Bertrand Bonello, Stefano Savona, Mathieu Demy, Azazel Jacobs, Klaus Lemke und Ruth Klüger.