Donnerstag, 14. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler

Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler: Willkommen?

Seit die italienische Regierung gegen Ende letzten Jahres die längst fällige Aufhebung faschistischer Gesetze in Bezug auf die Südtirolfrage im letzten Moment verweigert hat und das offizielle Österreich die Sorgen der Südtiroler Bevölkerung ignoriert, gehen die politischen Wogen südlich des Brenners hoch:

Die regierende Südtiroler Volkspartei (SVP) fordert einmal mehr eine Verankerung der Schutzmachtfunktion für Südtirol in der österreichischen Verfassung und hat hierbei auch die Rückendeckung durch die deutschsprachige Opposition und selbst durch einige politische Vertreter Österreichs. Italien lehnt dies allerdings strikt ab.

Andererseits -und so sehe ich das- solange es das offizielle Österreich -aus diplomatischer Freundschaft zu Italien- nicht einmal in der Ortsnamenfrage (mir geht es hier nicht darum, die im 20. Jh. im Faschismus in Südtirol eingeführten italienischen Ortsnamen abzuschaffen, sondern den seit über 1200 Jahren bestehenden deutschen Ortsnamen nicht die rechtliche Grundlage zu entziehen; siehe dazu auch die Stellungnahme von Massimo Spinetti, des italienischen Botschafters in Wien) wagt, sich für die Anliegen der Südtiroler einzusetzen würde auch eine Verankerung der Schutzmachtfunktion in der österreichischen Verfassung Südtirol nicht wirklich viel bringen.

Und dieselbe SVP will nun auch eine Volksabstimmung in Südtirol darüber abhalten lassen, ob -wie von ihr vorgeschlagen- die Doppelstaatsbürgerschaft (italienische und österreichische) kommen soll. Dieser Idee können selbst die Grünen -die politisch sowohl die deutsche als auch die italienische Sprachgruppe in Südtirol vertreten und für deren friedliches Zusammenleben stehen- was Positives abgewinnen: “Die doppelte Staatsbürgerschaft in Grenzregionen ist ein guter Ansatz und eine durchaus europäische Lösung, um Grenzen durchlässiger zu machen und mit erweiterten Staatsbürgerrechten auch plurale Identitäten zu fördern”.

Und auch wenn sich das offizielle Österreich diesbezüglich derzeit kaum und wenn doch, eher skeptisch dazu äussert: Wie auch immer diese Abstimmung in Südtirol ausfällt: sie könnte der “Schutzmacht Österreich” eine wertvolle “Orientierungshilfe” in der Südtirol-Frage sein. Auch von daher ist eine solche Volksabstimmung sehr zu begrüssen.

Es geht ja auch nicht darum, dass jeder Südtiroler nach einer Volksabstimmung zugunsten der Doppelstaatsbürgerschaft auch automatisch auch österreichischer Staatsbürger werden müsste, aber die Wahlmöglichkeit, die Freiheit dazu sollte gegeben sein. Und eigentlich würde in einem vereinten Europa die Vergabe der Doppelstaatsbürgerschaft an Südtiroler weder Österreich noch Italien schaden: es spricht also im Grunde nichts dagegen.

Der Nachrichtendienst “Südtirolnews” hat heute übrigens eine Onlineabstimmung zu diesem Thema gestartet.

Donnerstag, 14. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Nackt-Scanner, medizinisch durchleuchtet

Strahlungs-Fachmann Prof. Rolf Michel
Foto: ssk.de

Sogenannte Nackt-Scanner sind in aller Munde. Um die Sinnhaftigkeit von deren Einsatz zur Terrorbekämpfung könnte man sicher unendlich streiten; das soll also jetzt nicht mein Thema hier sein. Doch in jedem Fall wichtig erscheint mir, bei dieser ganzen Debatte zumindest diese Frage zu stellen: Sind solche Geräte, die übrigens auch für den Flughafen Wien geplant sind, -medizinisch betrachtet- unschädlich oder bedenklich? Also wie stark belasten die Terahertzstrahlungen, die möglicherweise bald auf vielen europäischen Flughäfen eingesetzt werden, unsere Gesundheit?

“Wir wissen von der aktiven Terahertzmethode noch zu wenig – gerade was die Langzeitfolgen betrifft”, aber “von der Röntgenstrahlung wissen wir, dass sie karzinogen ist (= zur Bildung von Tumoren führen kann), und wir setzen sie nur dann ein, wenn eine medizinische Indikation (= medizinisch gerechtfertigt) gegeben ist. Dies betont Rolf Michel, Vorsitzender der Strahlenschutzkommission in Deutschland und Leiter des Zentrums für Strahlenschutz und Radioökologie der Universität Hannover gegenüber dem Fachmagazin “ÄrzteWoche” und warnt davor, “aus Ängstlichkeit zum erstbesten Verfahren zu greifen”.

Körper-Scanner kann der Fachmann jedenfalls “aus heutiger Sicht nicht empfehlen”: Beim Nackt-Scannen werden drei verschiedene Scan-Arten verwendet: Röntgenstrahlen sowie die aktive und passive Terahertzmethode. Die ionisierenden Röntgenstrahlen sind die aggressivste Strahlenform. Beim “Körper-Scannen” ist die Strahlenbelastung zwar geringer als in der Medizin, gesundheitliche Nachteile sind aber laut Michel nicht auszuschließen. Und auch bei der aktiven Terahertzmethode ist der Körper einer elektromagnetischen Strahlung ausgesetzt. Lediglich die passive Terahertzmethode ist unbedenklich, weil sie die natürliche Strahlung des Menschen nutzt, diese ist dafür aber weniger sicher.

Das gesamte Interview der ÄrzteWoche mit dem Strahlungs-Fachmann ist hier online verfügbar.

Und meine Frage dazu lautet: Wenn dem -medizinisch durchleuchtet- so ist: Wer will schon auf eine Art und Weise den “Kampf gegen den Terror” unterstützen, die möglicherweise zur Bildung eines Tumors oder andere gesundheitliche Verschlechterungen mit sich bringen kann? Und vielleicht gibt es ja auch viel effizientere und nachhaltigere Mittel der Terrorismusbekämpfung, als von vorne herein in jedem Fluggast einen potentiellen Attentäter zu sehen…

Dienstag, 12. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

What about “Frau Europa” Angela Merkel?

Time: “Frau Europa” Angela Merkel
Foto: Time/Laif/Butzmann

Sie ist vom renommierten amerikanischen “Time-Magazine” zur “Frau Europa” gekrönt worden: Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Niemand in Europa (und wohl auch darüber hinaus) hat es in den letzten Jahren so bravourös geschafft, den (künftigen) Kurs der Europäischen Union nicht nur entscheidend mitzuprägen, sondern weitgehend sogar vorzugeben. Daher ist Angela Merkel ohne Zweifel “Frau Europa” und sie verdient diesen Titel daher auch.

Doch seit Wochen hört man nichts von ihr. Und das ist besorgniserregend, orientieren sich doch die anderen Staatschefs seit Jahren an der grossen Angela. Was ist los mit der deutschen Bundeskanzlerin? Ich wage eine Deutung:

Mit den letzten Bundestagswahlen in Deuschland entschied sich Merkel, aus der laufenden Koalition mit der SPD auszusteigen und eine neue Koalition mit der FDP einzugehen. Und siehe da: die Wählen bestätigten den Willen der Staatschefin umzusteigen und ermöglichten ihr diese neue Regierungszusammenarbeit mit der FDP.

Und was Merkel vermutlich vollkommen unterschätzt hat ist, dass FDP-Chef Guido Westerwelle nicht nur aus Sympathie ihr gegenüber in die Regierung eingetreten ist, sondern auch um tatsächlich seine eigenen politischen Ziele -vor allem in den wichtigen Positionen als Vizekanzler und Aussenminister- umzusetzen.

Diesbezüglich dürfte die Kanzlerin Westerwelle wohl falsch eingeschätzt haben. Und der junge Neue bewegt und bestimmt inzwischen die Politik und die Themen in Deutschland, stellt Forderungen und entwickelt Pläne und er zeigt sein Profil auch der restlichen Welt, indem er andere Länder besucht.

Und die Reaktion von Angela Merkel darauf? Nichts, rein gar nichts.

So kennen wir die grosse Frau Europa nicht. Was ist geschehen?

Für amtsmüde halte ich sie keinesfalls, eher für deprimiert und freustriert angesichts ihrer derzeitigen neuen politischen Rolle, in der sie ausgerechnet von demjenigen demontiert und ihrer Macht enthoben wurde, der ihr seine Macht verdankt (wie das im Laufe der Geschichte so häufig vorkommt). Angela Merkel kann diese neue Situation vermutlich immer noch nicht so richtig fassen, nicht nachvollziehen, wie das passieren konnte, wo sie doch üblicherweise jene ist, die alles bedenkt und klare Entscheidungen trifft, die fast jeder mittragen und dank ihrer natürlichen Autorität auch mittragen will.

Und plötzlich bestimmt ihr Günstling Guido die gesamte Politik. Das muss enttäuschen, das muss Selbstzweifel nähren und das führte Frau Merkel wohl auch in eine Art politische Midlifecrisis. Nur von daher lässt sich ihre aktuelle Passivität -die keinesfalls mit Gleichgültigkeit oder Desinteresse zu verwechseln ist- erklären. Und sie braucht daher sicher ihre Zeit, um zu überlegen, wie es weitergehen soll und muss: Diese Zeit sollte man ihr auch zugestehen.

Eines aber ist sicher: Mittelfristig muss Angela Merkel eine klare Entscheidung treffen: Hält sie sich nun für altes Eisen, das man besser entsorgt oder will sie weiterhin Verantwortung für Deutschland und Europa tragen. Es gibt nur diese beiden Alternativen für die Kanzlerin. Denn ein Schattendasein unter dem gewachsenen neuen Vizekanzler Westerwelle zu führen, ist zutiefst unbefriedigend und auch unwürdig für Merkel.

Ihr Rücktritt würde mich zwar persönlich enttäuschen, weil ich sie nicht für einen schwachen Menschen halte, der aufgibt, wenn es schwierig wird: Bitte nicht vergessen: Merkel hat bis vor Kurzem noch jede “unmögliche” Situation gemeistert und sie hat Europa auch (zumindest vorübergehend) massgeblich aus der Wirtschaftkrise herausgeholt. Aber besser, sie tritt zurück und geniesst ihren wohlverdienten Ruhestand als dass sie ihre Führungsrolle für ein geeintes Europa aufgeben muss und nur noch zu einer Hintergrundschachfigur verkommt.

Die “Time” schreibt am Cover: “Angela Merkel hat mehr Power als jeder Leader am Kontinent: Was wird sie damit machen?” Und weil ich das genauso sehe, bevorzuge ich eine starke Angela Merkel, die sich rasch von ihren Enttäuschungen erholt und in ihre politische Verantwortung für Deutschland und Europa zurückkehrt. Ich wünsche mir für mich, für Deutschland und für Europa eine Angela Merkel, die einen klaren Weg in die Zukunft sieht und ihn mutig vorauszugeht. Ich will eine Bundeskanzlerin Angela Merkel, die auch bereit ist, koalitionsinternen Streit zu riskieren, wenn es der gemeinsamen europäischen Zukunft und dem Wohle aller dient.

Wenn die Bundeskanzlerin wieder bereit ist, klare Visionen einer besseren Welt und Zukunft zu haben und Ihre Führungs- und Verantwortungsfunktion für Europa pflichtbewusst wahrzunehmen, also erneut Frau Europa zu sein, dann werden ihr nicht nur ihre eigene Partei, die CDU, und die anderen europäischen Länder folgen, sondern auch ihr Koalitionspartner: davon bin ich überzeugt.

Daher: Bitte Angela komm zurück und zeig uns deine Power und dein Herz für Europa!

Montag, 11. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Schüler produzieren “Crazy Apples”

Äpfel einmal anders: Das Fruchtgummi der Schüler der Fachschule Laimburg

Das ist doch mal was Innovatives: Am Anfang stand eine Aufgabe für die Schüler der 4. Klasse der Landesfachschule für Obst-, Wein- und Gartenbau Laimburg in Südtirol: jene, ein innovatives, nichtalkoholisches Produkt aus Apfelsaft herzustellen. Das Ergebnis waren “Crazy Apples”, ein Fruchtgummi aus Apfelpektin, gänzlich ohne Gelatine und daher rein pflanzlich, entwickelt und produziert an der Schule: nach eigenem Rezept, mit eigenem Logo und einer eigens ausgearbeiteten Vermarktungsstrategie.

“Crazy Apples”, Fruchtgummi aus Apfel-Pektin
Foto: LPA

Die Aufgabenstellung lautete, ein Apfelsaft-Produkt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene herzustellen. Die Wahl fiel auf einen von den Schülern kreierten Fruchtgummi: Es galt, die erforderlichen Pektine zu beschaffen und zusammen mit der Küche der Schulmensa der Laimburg, an der Rezeptur zweier Varianten des Fruchtgummis zu tüfteln: einer aus Apfelsaft, einer zweiten aus Apfelsaftkonzentrat.

Damit die Fruchtgummis auch Absatz finden würden, wurde in einem nächsten Schritt mit den Lehrkräften für Marketing und Informatik eine eigene Vermarktungsstrategie samt Logo und Fragebogen zur Kundenzufriedenheit ausgearbeitet.

“Wir haben im Rahmen dieses Projekts interessante Reaktionen bei den Schülern feststellen können”, heißt es bei den Projekt-Verantwortlichen. So sei jede freie Minute genutzt worden, um neue Rezepte für Fruchtgummis zu erarbeiten, zu testen und zu verfeinern. Zudem hätten die Schüler auch bereits an einer Verpackung ihrer Fruchtgummis gearbeitet”, heisst es aus der Laimburg.

Ich liebe Fruchtgummi (ohne künstliche Farben und Aromastoffe): So bleibt mir nur noch, den Schülern zu wünschen, dass ihre Idee und ihr Produkt sich auch auf Dauer wirklich gut verkaufen lässt: und dieser mein Artikel soll ein erster kleiner Schub in diese Richtung sein:-)

Montag, 11. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

“Österreich” hetzt gegen Flüchtlinge

Als ob die höchst emotionale Diskussion in Österreich wegen mehreren Landtagswahlen im heurigen Jahr um ein drittes Asylerstaufnahmezentrum nicht schon schlimm genug wäre (siehe dazu u.a. meinen Kommentar hier vor ein paar Tagen): Die Zeitung “Österreich” gab ihrem Hauptaufmacher den zutiefst problematischen Titel “Die erste Umfrage: Mehrheit ist gegen weiteres Asyl-Lager” und auch der Artikel selbst hat dasselbe Unwort im Titel: “Österreicher gegen Asyl-Lager“. Kann man noch tiefer sinken? Im Zusammenhang mit Nicht-Verbrechern von einem “Lager” zu sprechen, noch dazu in Bezug auf -durch die UNO schutzwürdige- Flüchtlinge, ist höchst bedenklich und verabscheuungswürdig, ja Volksverhetzung, was gerade Medienmacher wissen und daher tunlichst vermeiden sollten.

Wen wunderts da, wenn Innenministerin Fekter (ÖVP) einerseits bei ihrem Plan, ein weiteres Erstaufnahmezentrum zu errichten, bleibt, aber die Flüchtlinge vor der Öffentlichkeit wegsperren will.

Und beim Scharfmacher-Auftreten von Kanzler Faymann und seinen Genossen in der Regierung gegen diesen im Koalitionsabkommen vereinbarten Plan: wen überrascht es da noch, dass sich laut der von “Österreich” zitierten Umfrage ausgerechnet 70 Prozent der bekennenden SPÖ-Wähler (nur die FPÖ-Wähler sind mit 81% noch geschlossener dagegen) gegen ein drittes Asylantenheim aussprechen…

Tja, um Wahlen zu gewinnen, verstösst man offenbar gern auch gegen eigene angeblich so wichtige Werte…

Sonntag, 10. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Asylfall Arigona Zogaj: Sachlichkeit ist gefragt

Ich habe mir lange überlegt, ob ich zu solch einem emotional so hochgeladenen Thema überhaupt Stellung beziehen soll. Da es aber dermassen die Gemüter auf beiden Seiten (“Gutmenschen” und Hardliner) erhitzt, halte ich es für angebracht, auch meinen Senf dazu abzugeben: Ich schicke voraus, dass ich grundsätzlich ein Befürworter des “humanitären Bleiberechts” bin: aber so wie in diesem konkreten Fall gehts absolut nicht:

Weil viele, die jetzt darüber diskutieren, offenbar nicht darüber informiert sind: zur Geschichte der Zogajs in Kürze (in Ausklammerung jener Menschen, die sich aus emotionalen Gründen für oder gegen deren Bleiberecht aussprechen): Arigona Zogajs Vater kam (nachdem er laut “News” unrechtmässig den LKW seines Arbeitgebers im Kosovo verkauft hatte) 2001, also zu einem Zeitpunkt, wo der Krieg im Kosovo schon längst zu Ende war, illegal (!) nach Österreich und suchte anschliessend um Asyl an. Obwohl sein Asylantrag bereits im Mai 2002 abgelehnt wurde, kamen im Herbst desselben Jahres auch seine Frau und seine fünf Kinder (ebenfalls illegal durch Schlepper) nach Österreich. Sowohl der Rekurs im Asylverfahren als auch der Antrag auf Erstniederlassung gingen für die Zogajs negativ aus und so wurde 2007 deren Ausweisung beschlossen. Und dem stimmte auch die Übergangsverwaltung der Vereinten Nationen (UNO), die für den Kosovo, der inzwischen übrigens sogar von der EU als selbständiger Staat anerkannt wird, zuständig war, zu.

Als die Polizei die Familie abholen wollte, liess Arigona ihre Familie im Stichund floh. Ihre Geschwister und ihr Vater wurden ausgewiesen und ihre Mutter durfte vorerst in Österreich verbleiben, um ihre Tochter zu suchen. Anstatt sich jedoch später wieder ihrer Familie anzuschliessen, wandte sie sich unter anderem in Form einer Videobotschaft mit Selbstmorddrohungen an die Öffentlichkeit und wollte so die Rückkehr ihrer Angehörigen nach Österreich erpressen, was zu mehreren Aufschüben ihrer Ausweisung führte.

Durch den öffentlichen massiven Druck bedingt durfte Arigona anschliessend bis zur Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs in ihrer Causa zusammen mit ihrer Mutter in Österreich bleiben. Ende 2007 bestätigte das Höchstgericht die bisherigen Urteile und entschied gegen ein Bleiberecht der Familie und so sollten auch Arigona und ihre Mutter (nicht sofort, sondern) nach Ende der Pflichtschule im Sommer 2008 ausgewiesen und wieder mit ihren Angehörigen im Kosovo zusammengeführt werden.

Mutter Zogaj unternahm dann 2008 einen Selbstmordversuch, was zu psychiatrischer Behandlung führte und Vater Zogaj verliess seine bisher mit ihm lebenden Kinder im Kosovo. Diese liessen sich durch Schlepper nach Ungarn bringen, stellten dort -nachdem sie von der Polizei aufgegriffen worden waren- einen Asylantrag und drei davon reisten daraufhin im Dezember 2008 wiederum illegal in Österreich ein. Innenministerin Fekter prüfte indes, ob aufgrund des Dublin-Abkommens eine Zusammenführung in Ungarn möglich wäre. Die zwei älteren Brüder Arigonas kündigten an, freiwillig in den Kosovo zurückzukehren und bei einem wurde bei der Ausreise ein Schlagring vorgefunden, der in Österreich unter das Waffengesetz fällt und wofür er bis zu einem Jahr Haft erhalten könnte. Und schon kurz darauf wurden die beiden erneut ein Österreich aufgegriffen und stellten wiederum einen Asylantrag; sie kamen daufhin in Schubhaft und reisten anschliessend freiwillig zurück in den Kosovo.

Im November 2009 kam dann der endgültige negative Asylbescheid für Arigona und der damit verbundene endgültige Abschiebebefehl. Und wieder gab es Selbstmorddrohungen von Seiten Arigonas.

Und nun zu meinem Standpunkt in dieser Causa: Ich bin im Grunde Befürworter eines “humanitären Bleiberechts”, aber nicht im Fall von Arigona Zogaj. Und voll allem ist sie keinesfalls -wie vom Magazin “profil” betitelt – “Mensch des Jahres 2008″: Was hat sie 2008 oder auch die Jahre vorher an Positivem für die Allgemeinheit, speziell für Österreich geleistet, um diese Auszeichnung zu verdienen?

In ihrem Fall bzw. bei ihrer Familie gab es im Gegenteil Jahr für Jahr neue Erpressungsversuche und ständig neue öffentlichkeitswirksame Aktionen, um anders behandelt zu werden als andere Asylwerber. Ohne diese vollkommen unnötigen Aktionen würde Arigona vermutlich schon lange ein humanitäres Bleiberecht in Österreich geniessen. Und dies, obwohl auch das diskriminierend gegenüber all jenen Asylwerbern wäre, die ein Bleiberecht vielleicht mehr verdienen, weil sie beispielsweise aus einem aktuellen Kriegsgebiet oder einem Land kommen, in dem nachweislich politisch verfolgt wird. Diese sind übrigens auch die einzigen Gründe, die nach aktuellem österreichischen Asylgesetz auch tatsächlich zu einem positiven Asylbescheid führen.

Die Schlussfolgerung muss also lauten: Die Republik Österreich darf sich auf keinem Fall, auch nicht in Asylfragen erpressen lassen. Und wenn man zudem bedenkt, dass Österreich aktuell europaweit laut eurostat nicht rigoros entscheidet, sondern im Gegenteil bei der Flüchtlingsanerkennungsrate (mit 62 Prozent Ja bereits in erster Instanz) im Spitzenfeld steht und die Zogajs daher wohl aus guten Gründen in allen Distanzen das Verfahren verloren haben, muss die Abschiebung der Zogajs nun auch umgesetzt werden, will man Justiz und Rechtsstaat nicht der Lächerlichkeit preis geben.

Es wäre zudem höchst an der Zeit, alles daranzusetzen, dass Asylverfahren nicht mehr jahrelang dauern und alle Beteiligten quälen, sondern rasch und zügig abgeschlossen werden. So wird jenen Asylwerbern, gegen deren Aufnahme entschieden werden muss, nicht unnötig lange Hoffnung gemacht, dass es klappen könnte. Und jene Einwanderer, die einen positiven Bescheid erhalten, könnten sich sofort in die österreichische Gesellschaft integrieren. Dazu ist es aber nötig, dass sie neben ihrer Aufenthaltsbewilligung auch sofort eine Arbeitserlaubnis erhalten.

Zum Thema Asyl in Österreich habe ich übrigens schon kürzlich hier schon geschrieben.

Samstag, 9. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Moi, wie süss: Skispringer Martin Koch…

Skispringer Martin Koch
Bild: ORF TV

Heute hat mal nicht Simon Ammann, Gregor Schlierenzauer, Thomas Morgenstern oder Andreas Kofler das Skispringen gewonnen, sondern Martin Koch. Und der trat auch -wie es sich für einen Sieger gehört- anschliessend vor die Kameras.

Und er sah soooooo süss aus in seinem putzigen Outfit mit diesem auffälligen rosa Manner Kappi…

*ggg*

Samstag, 9. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Aufwärmen mit Alkohol ist gefährlich

Die deutschen Apotheker wünschen alles Gute und viel Gesundheit
Foto: abda.de

Alkohol erweitert zwar die Blutgefäße in der Haut, gleichzeitig zieht der Körper aber das Blut von den inneren Organen ab. Im Extremfall werden diese nicht mehr ausreichend versorgt, eine Unterkühlung droht. Wer friert, sollte daher auf Alkohol verzichten, denn Glühwein oder Schnaps wärmen nur kurzfristig, warnt die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA).

Wintersportler sollten sich demnach besser mit alkoholfreien Getränken aufwärmen: Ingwertee etwa fördert die Durchblutung und wärmt durch seine Schärfe. “Bei Unterkühlungen oder Erfrierungen auf keinen Fall Alkohol zu trinken geben!” Über die richtigen Erste-Hilfe-Maßnahmen sollten sich Wintersportler genau informieren, denn hier passieren aus Unwissenheit leicht Fehler”, erklärt Erika Fink, Präsidentin der ABDA: “Die Betroffenen zuerst in Decken einwickeln und etwas Warmes zu trinken geben.” Beim Verdacht auf eine Erfrierung sollte zudem sofort der Notarzt gerufen werden.

Eine Unterkühlung zeige sich unter anderem durch Müdigkeit oder Steifwerden der Arme und Beine. Bei extremer Kälte sind Erfrierungen möglich. Erfrorene Körperstellen sind weiß-grau, später bilden sich Blasen. Ohren, Nase, Zehen oder Finger sind besonders gefährdet. Erfrorene Körperteile dürfen nicht massiert oder mit Schnee abgerieben werden. Das könnte die Gewebeschäden verstärken. Erfrierungen sollten grundsätzlich so langsam wie möglich aufgetaut werden. Durch eine zu schnelle Erwärmung könne es zu einem Kreislaufkollaps kommen, warnt die Apothekenkammer.

Tja, da heisst sumdenken und umlernen: schadet aber nie.

Samstag, 9. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Österreich: Weg mit den alten überholten Mietprivilegien!

Vermieter in Deutschland dürfen die Bandbreite, die die ortsübliche Vergleichsmiete hergibt, voll ausreizen. Dies teilt die Zeitschrift “ökotest” in ihrer aktuellen Ausgabe mit. Ergibt sich demnach die Mieterhöhung aus den Mieten vergleichbarer Wohnungen in dieser Umgebung, so muss nicht etwa ein Mittelwert geschätzt werden, wie zuvor noch auf Landesebene gerichtlich entschieden wurde. Der Vermieter kann sich durchaus an der höchsten Miete orientieren – das entschied nun laut ökotest der deutsche Bundesgerichtshof (Az. VIII ZR 30/09).
Solche vermieterfreundlichen gerichtlichen Entscheidungen gibt es in Österreich leider (noch) nicht. Es wird in den meisten Fällen zugunsten von Mietern entschieden. Und dies, obwohl vor allem in Wien noch der sogenannte Friedenszins verbreitet ist, der auf das ferne Jahr 1914 zurückgeht und Minimieten auch mit Nachfolgerecht im engen Familienkreis ermöglicht. Zudem gelten trotz einer kleineren Lockerung in diesem Punkt seit dem Jahr 2000 nach wie vor unbefristete Mietverträge nicht nur unbefristet und gehen auch nicht nur in dieser Form zudem an künftige Eigentümer über, sondern dürfen, auch wenn sie seinerzeit vom Voreigentümer -vielleicht aus Freundschaft -mit dem Mieter zu niedrig abgeschlossen wurden, nicht dem aktuellen üblichen Mietzinsniveau, sondern nur inflationsangepasst werden.
So gibt es in derselben Zone in Wien beispielsweise 60 Quatratmeter-Wohnungen, für die man als Neumieter netto 500 Euro bezahlt und die Mieter der Nebenwohnung zahlen aufgrund eines alten unbefristeten Mietvertrages 80 Euro (!). Dazu kommt, dass vor allem Altbauten, also alte Zinshäuser (Mietshäuser) sehr strengen Mietkriterien unterliegen und dem Vermieter -ebenfalls unabhängig von der Gegend- der maximal zu verlangende Mietzins vorgeschrieben wird, während bei Neubauten die Miethöhe fast frei (nach Gegend, Angebot und Nachfrage) entschieden werden kann.
Während aber Eigentümer von neuen Wohnhäusern zudem über Jahre hindurch keine neuen Investitionen tätigen müssen und die Mieteinnahmen daher bei ihnen verbleiben, werden die Eigentümer von Altbauten von Bund, Land und Stadt mit immer neuen zusätzlichen Vorschriften im (Um)Bau- und Renovierungsbereich gezwungen. Dadurch wird vielen Kleinvermietern -zu zusätzlichen Ausgaben gezwungen- und bedingt durch die mangelnden kostendeckenden Einnahmen aus unabänderlichen Altmietverträgen die Existenz geraubt, sodass sie nach Jahren des Frusts schlussendlich verkaufen müssen.
Da dieses Problem aber vor allem in Wien nicht nur Vermieter, sondern auch sehr viele (in vielen Fällen uneinsichtige und verständnislose ) Mieter, also Wähler betrifft, wagt es seit Jahren aus populistischen Gründen keine einzige Partei (nicht mal die ÖVP), diese alten Privilegien gesetzlich abzuschaffen und verhindert daher gerechte Mieten.
Der Zentralverband der Hausbesitzer fordert seit Jahren eine diesbezügliche Anpassung des Mietgesetzes, um die Zinshöhe zumindest den sowieso schon niedrigen Altbaumietzinssätzen anzupassen. Leider verhallen alle Appelle. Denn die verantwortlichen Politiker hören da lieber auf die weit populäreren – und medial ausgeschlachteten- Forderungen beispielsweise der Arbeiterkammer (AK), die vollkommen ohne objektive Grundlagen seit Jahren kritisieren, dass die Mieten in Wien zu hoch wären. Sachlich betrachtet ist Wien im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen sogar äusserst günstig. Und die eh nur sehr geringen Preissteigerungen am Mietmarkt in Wien sind einerseits inflationsbedingt, andererseits wird hier unseriöserweise der Bruttomietzinssatz (inklusive Betriebsspesen) über die Jahre hindurch verglichen.
Dabei sind bei genauerer Analyse nicht die Nettomietpreise so drastisch gestiegen: Die SPÖ-regierte Stadt Wien hat mit ihren hauseigenen Firmen die sogenannten Betriebsspesen drastisch in die Höhe schnellen lassen (Müllabfuhr, Abwasser, Strom und Gas wurden in den vergangenen Jahren immer wieder erhöht), was sich natürlich einschneidend auf die Gesamtmiete auswirkt: diese politische Verantwortung für höhere Gesamtmieten sollte auch zugegeben werden und nicht fälschlicherweise Vermietern unterstellt werden.
Ich persönlich stehe zudem auf dem Standpunkt, dass im Europa des 21. Jahrhunderts Ungleichheiten im Mietrecht abgeschafft gehören:
Es muss ein neues Mietrecht her, das zwar weiterhin die Mieter vor unrechtmässigen Kündigungen und auch vor Wucher schützt, aber genauso dafür garantiert, dass die Vermieter einen gerechten und ortsüblichen Mietzins erhalten, unabhängig vom Alter des Mietvertrages (und diese Änderung sollte auch alle unbefristeten Mietverträge betreffen, die älter als 10 Jahre alt sind).
Und die Altbauten verdienen auch dasselbe Mietrecht wie Neubauten, wo Zone, Angebot und Nachfrage die Höhe des Mietzinses automatisch regeln. So ist es anderswo in Europa und die freie Marktwirtschaft ist in Europa auch übliche Praxis, und Österreich darf sich da nicht weitehin international lächerlich machen mit seinen alten überholten Mietprivilegien, sondern es muss handeln.
Es ist ein überholtes Privileg und ungerecht, wenn ein Neumieter für eine Kleinwohnung die ortsüblichen und angemessenen 300 Euro monatlich bezahlt, und sein Nachbar als Altmieter im selben Haus und Stock für eine doppelt so grosse Wohnung nur 150 Euro zahlt. Und ich wünsche mir daher Politiker (egal welcher Partei), die dieses heisse unpopuläre Thema anpacken, und -vielleicht gerade ermutigt durch die aktuelle Entscheidung des deutschen Bundesgerichtshofs- diesen gesetzlichen Missstand endlich beseitigen, für Gerechtigkeit sorgen und so auch einen Beitrag dafür leisten, dass historische Altbauten weiter renoviert werden und für die Nachfahren erhalten bleiben.
Näher an diesem Thema Interessierte können hier die offiziell vorgesehenen niedrigen Kategoriemietzinssätze (diese gelten für alle Altbauten) der Stadt Wien einsehen.
Freitag, 8. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Wohin will die Türkei?

Papst Benedikt XVI. erwartet sich von der Türkei die Anerkennung der Katholischen Kirche als “juristische Person”. Dies sei ein wichtiger Schritt hin zur vollen Religionsfreiheit, die auch von der Verfassung garantiert werde, sagte er beim Antrittsbesuch des neuen türkischen Botschafters im Vatikan.

Ich wünsche dem Papst, dass dieser “fromme” Wunsch – nicht nur am Papier, sondern auch in der Praxis- in Erfüllung gehen möge.

Und ich träume auch davon, dass sich die Türkei zunehmend in eine demokratische, der freien Welt entsprechende offene und liberale Gesellschaft entwickelt, aber sehr realistisch ist dieser Traum leider nicht:

Seit Jahren ist die EU darum bemüht, die Türkei in ihre Gemeinschaft zu integrieren. Doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein: Der eigentlich zur Abwehr von Radikalismus laizistisch gegründete Staat entwickelt sich von Wahl zu Wahl zunehmend immer mehr in eine bedenklich islamistische Richtung (mit gleichzeitiger Bekämpfung von religiösen, ethnischen und kulturellen Minderheiten, schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen, Unterdrückung von Meinungsfreiheit…), die dem Gedanken der Europäischen Union total entgegengesetzt ist und ihr daher -längerfristig betrachtet- noch einige Schmerzen und Probleme bereiten dürfte…