Freitag, 7. Oktober 2011, von Elmar Leimgruber

Philippe Jordan wird neuer Chefdirigent der Wiener Symphoniker

Der neue Chefdirigent der Wiener Symphoniker, Philippe Jordan
Foto: Andreas Ifkovits

Philippe Jordan wird ab der Saison 2014/2015 vorerst für fünf Jahre neuer Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Wiener Symphoniker, wie gestern Abend bekanntgegeben wurde. Bereits in der laufenden Saison 2011-12 wird das Wiener Traditionsorchester mit Jordan die traditionellen Konzerte zum Jahreswechsel im Wiener Konzerthaus bestreiten, im April 2012 folgen zwei weitere gemeinsame Auftritte im Musikverein Wien.

Nach seiner Tätigkeit als Assistent von Jeffrey Tate erlangte der 37-jährige gebürtige Schweizer vor allem durch sein Engagement an der Staatsoper Unter den Linden Berlin, wo er unter anderem als Assistent von Daniel Barenboim tätig war (1998 bis 2002) tätig war, internationale Bekanntheit. Ab der Spielzeit 2001/02 war er Chefdirigent des Grazer Philharmonischen Orchesters und des Grazer Opernhauses. Seit der Spielzeit 2009/10 ist er musikalischer Direktor der Opéra National de Paris. Zudem übernahm er ab der Spielzeit 2006/07 den Posten des Ersten Gastdirigenten an der Berliner Staatsoper Unter den Linden.

Philippe Jordan als Dirigent an der Pariser Oper
Foto: JF Leclercq

„Ich bin sehr glücklich, dass ich mich nun als Chefdirigent eng an dieses Orchester mit seinem enormen Potenzial binde. Für meine erste Saison an der Spitze der Wiener Symphoniker sind neun Abonnement-Programme mit jeweils zwei bis drei Konzerten in Wien sowie zwei Tournee-Projekte fix eingeplant. Die künstlerische Leitung des Konzertorchesters der Stadt Wien bildet eine ideale Ergänzung zu meinen Verpflichtungen als Musikdirektor an der Pariser Oper“, erklärte Philippe Jordan, der damit einen ersten Ausblick auf die zukünftige Arbeit mit dem Orchester bietet.

Die Wiener Symphoniker sind ein ausgezeichnetes Orhester, das den Vergleich mit weit bekannteren Orchestern, auch mit den Wiener Philharmonikern weltweit keinesfalls zu scheuen braucht. Aber fast alles liegt am Dirigenten:Exzellente Musiker brauchen kein Alibi-Hansl am Dirigentenpult, sondern einen Musikchef, der Talent, Begeisterung, Persönlichkeit und Mut zu Innovationen mitbringt, der sie fördert und fordert. Insofern wurde es höchste Zeit für Philippe Jordan als Chefdirigent und  künstlerischer Leiter der Wiener Symphoniker. Und das Orchester möge dankbar sein, dass dessen Vorgänger, der umstrittene Fabio Luisi (dessen Karriere in Österreich ich schon nicht nachvollziehen konnte und erst recht nicht seinen Gang an die MET), durch anderweitige Karrierepläne (und trotz seiner Verpflichtung als Chefdirigent bis 2013) nur mehr wenig Zeit mit ihnen verbringt: Farblose und inspirationslose Dirigenten (sogar mit internationalem Renommee) gibt es in Massen, Persönlichkeiten als Dirigenten nur sehr wenige (und diese sind die einzigen, die ein Orchester zu Glanzleistungen bringen können). Und ich gratuliere den Wiener Symphonikern (im Gegensatz zu den Wiener Philharmonikern, die sich bei ihrer Wahl bedauerlicherweise für den bequemen Weg entschiedenen haben) zu ihrem offensichtlichen Wunsch und Mut, besser werden zu wollen und dafür neue Herausforderungen gerne anzunehmen.

Dienstag, 4. Oktober 2011, von Elmar Leimgruber

Unterhaltsames, aber nichts Himmlisches im Wiener Ronacher

Nur wenige Musicals habe ich in Wien mit mehr Spannung und Neugier erwartet als Sister Act und am 3. Oktober 2011 war es soweit. Im Gegensatz zu manchen anderen Besuchern habe ich mir aber gar nicht die Musik von Marc Shaiman aus dem gleichnamigen Film erwartet und war daher auch nicht überrascht, sie nicht zu hören. Die Musik des Musicals vom Disney Haus- & Hofkomponisten Alan Menken erinnert jedoch an manchen Passagen ganz klar an den damaligen Original Score, jedoch finde ich, dass er schon schönere Musik komponiert hat (“Arielle”, “Glöckner”, Schöne und das Biest”, “Hercules”…). Auch die Story wurde an manchen Stellen etwas abgeändert (beispielsweise findet die Verfolgungsjagd nun nicht mehr in einem Casino statt, sondern direkt im Kloster). Da aber nicht nur das Musical denselben Titel wie der Film trägt und der Grundstrang der Story im Grunde derselbe ist und zudem auch noch die damalige Film-Hauptdarstellerin, nämlich Whoopi Goldberg , auch Co-Produzentin des Musicals ist, sind Vergleiche angebracht:

Und da fällt Eines schon ganz deutlich auf: Das filmische Haupt-Thema: Oberflächliche Disco-Queen landet durch Verfolgung im Kloster und findet dort ihre Läuterung und einen neuen Sinn im Leben, kommt im Musical nur sehr am Rande vor, im ersten Teil überhaupt nicht, was ich sehr bedauerlich finde, was jedoch an Glenn Slater (Liedtexte) sowie an Cheri & Bill Steinkellner (Buch) liegen dürfte. Außer der Mutter Oberin werden alle Klosterschwestern so dargestellt, wie wenn sie ihr Ordens-Leben nicht wirklich lieben würden. Und auch Monsignore O’Hara wirkt im Musical eher lächerlich und oberflächlich und ausschließlich an Geld und eigenem Prestige interessiert, jedenfalls nicht wie ein Mann Gottes. So verliert eine (durch im Film sinnvolle und tiefgehende und auch noch höchst erfolgreiche) Story im Musical leider an Gehalt und Tiefgang und verkommt zu einer zugegebenermaßen lustigen Unterhaltungs-Show von Tänzerinnen in kitschig glitzernden Nonnenkostümen. Aber mit dem Film “Sister Act” hat das Musical leider nur den oberflächlichen Erzählstrang gemeinsam.

Nichts desto Trotz: die Darstellerinnen und Darsteller der Wiener Produktion sind ausgezeichnet gecastet: allen voran Ana Milva Gomes als Deloris van Cartier und Suzanne Carey als Mutter Oberin: Gomes ist ein außergewöhnliches Talent im Singen, im Tanzen und im Schauspiel und sie ist die Idealbesetzung für diese Rolle und dasselbe trifft auch auf Carey zu: Die Frau hat eine unglaublich schöne Stimme und sie ist nicht die Mutter Oberin: sie ist sie: Dieser hat Alan Menken übrigens die meines Erachtens schönsten Melodien geschrieben, die teilweise sehr an seinen “Glöckner von Notre Dame” und “Die Schöne und das Biest” erinnern, aber einfach traumhaft sind.

Michael Schönborn, der Bruder des Wiener Erzbischofs Kardinal Christoph Schönborn, ist zwar sicher ein ausgezeichneter Schauspieler und beweist hier vor allem auch komödiantisches Talent als Monsignore O’Hara, doch aber bei aller Sympathie: ich würde diese Rolle nicht spielen wollen. Besonders positiv erwähnenswert seien noch Barbara Obermeier als faszinierend schön singende Novizin Sr. Mary Robert, komödiantisch hervorragend Sonja Atlas als Sr. Mary Patrick, Thada Suanduanchai als tollpatschiger Polizei Eddie (ein großartiges schauspielerisches Talent mit Vorzügen auch im gesanglichen Bereich) die drei “Unterweltganoven” Bernhard Viktorin, Peter Kratochvil und Arcangelo Vigneri und vor allem Kathy Tanner als Sr. Mary Lazarus, die für mich nach diesem Abend bereits eine Schauspiel-Legende ist. Das Orchster der Vereinigten Bühnen Wien unter der Leitung von Michael Römer musizieren -wie meistens- großartig, die Regiearbeit von Carline Brouwer ist gut durchdacht (wenn es mir teilweise auch zusehr glitzert) und das Bühnenbild von Klara Ziglerova passt ebenfalls.

Zusammengefasst: Wer sich also bei “Sister Act” ein religiöses oder gar tiefgehendes Musical erwartet, dürfte ziemlich sicher enttäuscht werden: Den Autoren sei an dieser Stelle empfohlen, ihre Texte (vor allem “Nonnen haben’s gut”) zu überarbeiten. Wer hingegen einfach nur einen lustigen Musicalabend, fernab von religiösen oder tiefgehenden Gedanken verbringen, will, wird damit in “Sister Act” bestens bedient. Und dasselbe trifft auch für jene Freunde von Musicals zu, die schöne Stimmen und fabelhafte Interpretationen auch im schaupielerischen Bereich zu schätzen wissen.

Und hier sind Eindrücke in Bilder vom Musical “Sister Act”, unter anderem von der Premiere am 15. September im Wiener Ronacher.
Fotos, auf denen nicht kulturia.com als Urheber aufscheint,  sind ©  Vereinigte Bühnen Wien (VBW)/ Ralf Brinkhoff/Birgit Mögenburg:

Montag, 3. Oktober 2011, von Elmar Leimgruber

Alle Preisträger des Klassik Echo und des Echo Jazz 2011

Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler aus dem Bereich der Klassischen Musik wurden am Sonntag, 2. Oktober  im Berliner Konzerthaus mit dem 18. Echo Klassik ausgezeichnet. Zu den diesjährigen Preisträgern gehören unter anderem Simone Kernes und Thomas Hampson als Sängerin und Sänger, Andris Nelsons als Dirigent, sowie Vittorio Grigolo als Nachwuchsssänger und Robin Ticciati als Nachwuchsdirigent des Jahres. Zubin Metha erhielt den Echo für sein Lebenswerk und der Pianist Lang Lang lieferte mit “Live in Vienna” den Bestseller des Jahres. Begleitet wurden die auftretenden Künstler in diesem Jahr vom Berliner Konzerthausorchester unter der Leitung des neuen Musikdirektors und Chefdirigenten Iván Fischer. Thomas Gottschalk moderierte diese bedeutendste Preisverleihung der Klassischen Musik.

Zu den Gewinnern des Echo Jazz 2011, welche bereits vor Monaten bekanntgegeben wurden, gehören unter anderem Brad Mehldau Trio, Lyambiko, Bobby McFerrin, Lee Ritenour, Thomas Quasthoff, Pat Metheny, Till Brönner und Tim Allhoff. Joachim und Rolf Kühn werden für ihr Lebenswerk ausgezeichnet, Herbie Hancock erhält den Sonderpreis für das globale Aufnahmeprojekt „The Imagine Project”. Insgesamt waren 242 Nominierungen für 129 Tonträger eingegangen, aus denen die Jury des ECHO Jazz die Preisträger ermittelt hat. Die Preisverleihung fand am 17. Juni 2011 in der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen in Dresden statt.

ALLE ECHO KLASSIK-PREISTRÄGER 2011

SÄNGERIN DES JAHRES:
Simone Kermes “Colori d’Amore”
SÄNGER DES JAHRES
Thomas Hampson “Des Knaben Wunderhorn”
INSTRUMENTALIST DES JAHRES (AKKORDEON)
Teodoro Anzellotti “The Goldberg Variations”
INSTRUMENTALISTIN DES JAHRES (VIOLINE)
Lisa Batiashvili “Echoes Of Time”
INSTRUMENTALIST DES JAHRES (GITARRE)
Frank Bungarten “Villa-Lobos: Sämtliche Werke für Gitarre”
INSTRUMENTALIST DES JAHRES (CELLO)
Truls Mørk “Bach: Cellokonzerte”
INSTRUMENTALIST DES JAHRES (KLAVIER)
Murray Perahia “Brahms”
DIRIGENT DES JAHRES
Andris Nelsons “Strawinsky: Der Feuervogel”
ENSEMBLE DES JAHRES (NEUE INSTRUMENTE)
Hagen Quartett “30″
ENSEMBLE DES JAHRES (HISTORISCHE INSTRUMENTE)
Hespèrion XXI “Dinastia Borgia”
ENSEMBLE DES JAHRES (VOCAL-MUSIK)
Huelgas Ensemble “PraeBACHtorius”
WÜRDIGUNG DES LEBENSWERKES
Zubin Mehta
NACHWUCHSKÜNSTLER (GESANG)
Vittorio Grigolo “The Italian Tenor”
NACHWUCHSKÜNSTLER (VIOLINE)
Ray Chen “Virtuoso”
NACHWUCHSKÜNSTLERIN (VIOLINE)
Vilde Frang “Bartok/ Strauss/ Grieg: Violinsonaten”
NACHWUCHSKÜNSTLER (CELLO)
Maximilian Hornung “Jump!”
NACHWUCHSKÜNSTLER (KLARINETTE)
Sebastian Manz (Mozart/ Gliere/ Korngold: Konzerte Für Klarinette, Harfe, Violine)
NACHWUCHSKÜNSTLER (OBOE)
Ramón Ortega Quero “Shadows”
NACHWUCHSKÜNSTLERIN (KLAVIER)
Anna Vinnitskaya “Prokofiev/ Ravel: Klavierkonzerte”
NACHWUCHSKÜNSTLERIN (KLAVIER)
Yuja Wang “transformation”
NACHWUCHSKÜNSTLER (DIRIGAT)
Robin Ticciati (BR‐Chor/ Bamberger SO/ Alice Coote)
“Brahms: Nänie/ Gesang der Parzen/ Alt-Rhapsodie/ Schicksalslied”
KLASSIK-OHNE-GRENZEN-PREIS
David Orlowsky/ Singer Pur “Jeremiah”
KLASSIK-OHNE-GRENZEN-PREIS
Spark “Downtown Illusions”
KLASSIK-OHNE-GRENZEN-PREIS
Rolando Villazón “Mexico!”
SINFONISCHE EINSPIELUNG DES JAHRES (INKL. 18. JH.)
Charles Mackerras/ Scottish Chamber Orchestra “Mozart: Sinfonien 29,31,32,35 & 36″
SINFONISCHE EINSPIELUNG DES JAHRES (19. JH.)
David Zinman/Tonhalle Orchester Zürich/WDR Rundfunkchor “Mahler: Sinfonie Nr. 8″
SINFONISCHE EINSPIELUNG DES JAHRES (20./21. JH.)
Pierre Boulez/ Wiener Philharmoniker “Szymanowski: Song of the Night”
KONZERTEINSPIELUNG DES JAHRES (INKL. 18. JH.)/ FAGOTT
Sergio Azzolini/ L’aura Soave Cremona “Vivaldi: Concerti per fagotto 1″
KONZERTEINSPIELUNG DES JAHRES (19. JH.)/ ORGEL
Stefan Bleicher/ Douglas Boyd/ Musikkollegium Winterthur “Rheinberger: Sämtliche Orgelkonzerte”
KONZERTEINSPIELUNG DES JAHRES (19. JH.)/ CELLO
Sol Gabetta “Elgar: Cello Concerto”
KONZERTEINSPIELUNG DES JAHRES (19. JH.)/ VIOLINE
Susanna Yoko Henkel “Tschaikowsky: Konzert für Violine und Orchester”
KONZERTEINSPIELUNG DES JAHRES (20./21. JH.)/ VIOLINE
Hilary Hahn “Higdon & Tchaikovsky: Violin Concertos”
OPERNEINSPIELUNG DES JAHRES (17./18. JH.)
Fabio Biondi/ Europa Galante “Vivaldi: Ercole sul Termondonte”
OPERNEINSPIELUNG DES JAHRES (20./21. JH.)
Stefan Blunier/ Beethoven Orchester Bonn/ Chor des Theaters Bonn “Eugen d’Albert: Der Golem”
OPERNEINSPIELUNG DES JAHRES (OPERNARIEN & DUETTE)
Bejun Mehta “Händel: Ombra Cara”
OPERNEINSPIELUNG DES JAHRES (OPERNARIEN & DUETTE)
René Pape “Wagner”
CHORWERK-EINSPIELUNG DES JAHRES (16./17. JH.)
Christina Pluhar/ L’Arpeggiata “Monteverdi: Vespro della Beate Virgine”
CHORWERK-EINSPIELUNG DES JAHRES (18./19. JH.)
Christoph Spering/ Das Neue Orchester/ Chorus Musicus Köln “Mendelssohn Bartholdy: Elias”
CHORWERK-EINSPIELUNG DES JAHRES (20./21. JH.)
Marcus Creed/ SWR Vokalensemble Stuttgart “Villa-Lobos: Chorwerke”
KAMMERMUSIK-EINSPIELUNG DES JAHRES (17./18. JH.)
Hille Perl/ Dorothee Mields/ Lee Santana “Loves Alchymie”
KAMMERMUSIK-EINSPIELUNG DES JAHRES (19. JH.)
Artemis Quartett “Beethoven: Streichquartette 130, 133″
KAMMERMUSIK-EINSPIELUNG DES JAHRES (19. JH.)
Viktoria Mullova/ Kristian Bezuidenhout “Beethoven: Violinsonaten 3, 9″
KAMMERMUSIK-EINSPIELUNG DES JAHRES (20./21. JH.)/ GEM. KAMMERENSEMBLE
musikFabrik “Sprechgesänge”
KAMMERMUSIK-EINSPIELUNG DES JAHRES (20./21. JH.)/ STREICHER
Quatuor Ebène “Fiction”
KAMMERMUSIK-EINSPIELUNG DES JAHRES (20./21. JH.)/ BLÄSER
Quintette Aquilon “Bohemian Wind Quintets”
SOLISTISCHE EINSPIELUNG DES JAHRES (17./18. JH.)/ KLAVIER
Alexandre Tharaud “Scarlatti: Sonaten”
SOLISTISCHE EINSPIELUNG DES JAHRES (19. JH.)/ KLAVIER
Piotr Anderszewski “Schumann: Klavierwerke”
SOLISTISCHE EINSPIELUNG DES JAHRES (20./21. JH.)/ ORGEL
Henrico Stewen “Reger: Various Organ Works”
LIEDEINSPIELUNG DES JAHRES
Diana Damrau “Strauss: Poesie”
EDITORISCHE LEISTUNG DES JAHRES
Ben van Oosten “Marcel Dupré: Orgelwerke (Gesamteinspielung/12 CDs)”
WELT-ERSTEINSPIELUNG DES JAHRES
Manfred Honeck/ Swedish Radio Symphony Orchestra “Braunfels: Jeanne D’Arc”
KLASSIK FÜR KINDER-PREIS
Thomas Honickel/ Christian Firmbach/ Beethoven Orchester Bonn “Komm, wir fahren nach Amerika”
SONDERPREIS DER JURY FÜR NACHWUCHSFÖRDERUNG IM BEREICH DER KLASSIK
Jugend musiziert
SONDERPREIS DER JURY FÜR NACHWUCHSFÖRDERUNG IM BEREICH DER KLASSIK
Musikalische Akademie des Bayerischen Staatsorchesters e.V. für ATTACCA
SURROUND-EINSPIELUNG DES JAHRES
Christian Zacharias/ Orchestre de Chambre de Lausanne “Klavierkonzerte/ Mozart”
MUSIK-DVD-PRODUKTION DES JAHRES (OPER)
Cecilia Bartoli “Halévy: Clari”
MUSIK-DVD-PRODUKTION DES JAHRES (DOKUMENTATION)
Peter Rosen “A Surprise In Texas / The 13th van Cliburn International Piano Competition”
MUSIK-DVD-PRODUKTION DES JAHRES (DOKUMENTATION)
Eric Schulz/ Frank Gerdes “Carlos Kleiber – Traces To Nowhere”
BESTSELLER DES JAHRES
Lang Lang “Live In Vienna”
SONDERPREIS FÜR SOZIALES ENGAGEMENT
José Antonio Abreu

 

ALLE ECHO JAZZ-PREISTRÄGER 2011

ENSEMBLE DES JAHRES NATIONAL
Wollny / Kruse / Schaefer “(em) live at jazzbaltica”
ENSEMBLE DES JAHRES INTERNATIONAL
Brad Mehldau Trio “Highway Rider”
SÄNGER DES JAHRES NATIONAL
Thomas Quasthoff “Tell It Like It Is”
SÄNGER DES JAHRES INTERNATIONAL
Bobby McFerrin “Vocabularies”
SÄNGERIN DES JAHRES NATIONAL
Lyambiko “Something Like Reality”
SÄNGERIN DES JAHRES INTERNATIONAL
Youn Sun Nah “Same Girl”
INSTRUMENTALIST DES JAHRES NATIONAL – PIANO/KEYBOARDS
Stefan Rusconi “It’s A Sonic Life”
INSTRUMENTALIST DES JAHRES INTERNATIONAL – PIANO/KEYBOARDS
Jason Moran “Ten”
INSTRUMENTALIST DES JAHRES NATIONAL – SAXOPHON/WOODWINDS
Heinz Sauer “If (Blue) Then (Blue)”
INSTRUMENTALIST DES JAHRES INTERNATIONAL – SAXOPHON/WOODWINDS
David Sanborn “Only Everything”
INSTRUMENTALIST DES JAHRES NATIONAL – DRUMS/PERCUSSION
Eric Schaefer “(em) live at jazzbaltica”
INSTRUMENTALIST/IN DES JAHRES INTERNATIONAL – DRUMS/PERCUSSION
(Wird nach Jurybeschluss nicht vergeben.)
INSTRUMENTALIST DES JAHRES NATIONAL – BASS/BASSGITARRE
Dieter Ilg “Otello”
INSTRUMENTALIST DES JAHRES INTERNATIONAL – BASS/BASSGITARRE
Charlie Haden Quartet West “Sophisticated Ladies”
INSTRUMENTALIST DES JAHRES NATIONAL – BLECHBLASINSTRUMENTE/BRASS
Nils Wogram “Listen To Your Woman”
INSTRUMENTALIST DES JAHRES INTERNATIONAL – BLECHBLASINSTRUMENTE/BRASS
Ray Anderson “Hear You Say”
INSTRUMENTALIST DES JAHRES NATIONAL – GITARRE
Heiko Fischer “Lucid”
INSTRUMENTALIST DES JAHRES INTERNATIONAL – GITARRE
Lee Ritenour “6 String Theory”
INSTRUMENTALIST/IN DES JAHRES NATIONAL – BESONDERE INSTRUMENTE
(Wird nach Jurybeschluss nicht vergeben.)
INSTRUMENTALIST DES JAHRES INTERNATIONAL – BESONDERE INSTRUMENTE
Pat Metheny “Orchestrion”
NEWCOMER DES JAHRES NATIONAL
Tim Allhoff “Prelude”
WÜRDIGUNG DES LEBENSWERKES
Joachim Kühn & Rolf Kühn
EDITORISCHE LEISTUNG DES JAHRES
(Wird nach Jurybeschluss nicht vergeben.)
BESTSELLER DES JAHRES
Till Brönner “At The End Of The Day”
BIG BAND-ALBUM DES JAHRES
Omar Sosa & NDR Bigband “Ceremony”
DVD DES JAHRES
(Wird nach Jurybeschluss nicht vergeben.)
FÖRDERER DES JAZZ
Manfred Eicher (ECM)
JAZZ-LABEL DES JAHRES
ACT
HÄNDLER DES JAHRES
Dussmann das KulturKaufhaus
LIVE-ACT DES JAHRES
Quadro Nuevo
SONDERPREIS
Herbie Hancock “Für das globale Aufnahmeprojekt ‘The Imagine Project’”

Sonntag, 2. Oktober 2011, von Elmar Leimgruber

411.200 Besucher für Lange Nacht der Museen 2011 – Eindrücke in Bildern

Über 411.200 Menschen tourten laut ORF durch die diesjährige fünfte “Lange Nacht der Museen” 2011. Die meisten Besucher des in ganz Österreich und Liechtenstein stattfindenden Events verzeichnete demnach Wien (191.600), gefolgt von Salzburg (41.350) und Kärnten (40.800). Mit 10.444 Besuchern war das Wiener Naturhistorische Museum das meistbesuchte der Nacht. In der Zeit von 18.00 bis 1.00 Uhr Früh präsentierten rund 660 Museen, Galerien und Kulturinstitutionen unter dem Motto “Kultur leicht gemacht – Ein Ticket, 660 Museen” ihre Sammlungen.

Hier sind -rein subjektive- Eindrücke in Bildern (Fotos) von einigen Museumsnacht-Highlights 2011 in Wien:

 

Dienstag, 27. September 2011, von Elmar Leimgruber

Der Papst als Bestseller im TV und im Buchhandel

Papst Benedikt XVI. in Deutschland: Marktanteile im TV
Grafik: media control

In der vergangenen Tagen war Deutschland -wie berichtet- im wahrsten Sinne des Wortes Papst. Und wie kontroversiell auch über sein Programm und über seine Aussagen in Deutschland diskutiert wurde und wird: Tatsache ist -und dafür muss man weder Katholik sein, noch seiner Meinung sein: er ist eine aussergewöhnliche Persönlichkeit, der seinen Standpunkt vertritt ohne Rücksicht auf Kritiker auch in den kircheneigenen Reihen. Dass Papst Benedikt XVI. die Menschen beindruckt, bewegt, provoziert, erzürnt oder zumindest mehr interessiert als viele andere, belegen unter anderem auch die aktuellen Daten der media control:

“Jesus von Nazareth – Band II” von Papst Benedikt XVI. ist in Deutschland das bislang meistverkaufte Buch des Jahres zum Thema Religion. Und: Je näher der Papst, desto größer ist auch die Neugier der Fernsehzuschauer: In Bundesländern, die Benedikt XVI. in den vergangenen Tagen bereiste, war das TV-Interesse während seines Aufenthalts vor Ort stets besonders hoch. So stiegen in Berlin und Thüringen die Marktanteile von Papst-Sondersendungen auf zweistellige Werte an, solange der Heilige Vater im jeweiligen Bundesland verweilte. An den anderen Tagen fielen die Werte nur einstellig aus, wie eine media control Auswertung ergab.

TV-Zuschauer beim Papst-Besuch nach Sinus-Milieus
Grafik: media control

Ein Beispiel: Die live aus Berlin übertragenen Sendungen “ZDF spezial: Der Papst in Berlin” (ZDF) sowie “Der Papst in Deutschland” (Das Erste) vom vergangenen Donnerstag holten in der Hauptstadt Marktanteile von 22,7 und 12,0 Prozent. In den Folgetagen rangierten die Werte nur noch zwischen 4,5 und 9,8 Prozent. Das “ZDF spezial: Der Papst in Erfurt” am Freitagmittag bescherte dem ZDF in Thüringen 14,2 Prozent Marktanteil, die Übertragung der Heiligen Messe auf dem Erfurter Domplatz am Samstagmorgen dem Ersten 15,6 Prozent. Höher als 9,6 Prozent ging es weder davor noch danach hinaus. Auch in Baden-Württemberg war die Tendenz sichtbar: Mit 22,6 Prozent erlangte hier der Marktanteil am Sonntag seinen Peak – bei dem vom ZDF übertragenen Gottesdienst aus Freiburg.

Bei einem Blick auf die Sinus-Milieus zeigt sich, dass Benedikt XVI. vor allem traditionell orientierte und konservativ-etablierte Bundesbürger erreichte. Einzig in diesen beiden Zielgruppen wurden Marktanteile von über 30 Prozent erzielt. Ebenfalls hoch: Die Werte in der bürgerlichen Mitte (dreimal über 15 Prozent) sowie bei den Sozialökologischen (zweimal über 15 Prozent).

Basis der media control Sonderauswertung sind die Einschaltquoten von zwölf Sondersendungen zum Papstbesuch. Diese liefen zwischen vergangenem Donnerstag und Sonntag im Ersten (ARD), im ZDF und auf Sat.1.

In der Hitliste der meistverkauften Bücher zum Thema Religion rangieren hinter “Jesus von Nazareth Band II”: “YouCat Deutsch, Jugendkatechismus der Katholischen Kirche” sowie die Einheitsübersetzung der “Bibel – Altes und Neues Testament”, herausgegeben von den Bischöfen aus Deutschland und Österreich sowie der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. Und auch auf dem vierten Platz der Hitliste hält sich Benedikt XVI. auf: Für “Licht der Welt”, das erste “Live-Interviewbuch” mit einem Papst überhaupt, nahm er zu kritischen Fragen des Journalisten und Vatikan-Kenners Peter Seewald Stellung – ungeschminkt, offen, persönlich.

Ein Schweizer Theologe und Papst-Kritiker tritt an fünfter und sechster Stelle auf den Plan: Während Hans Küng in “Ist die Kirche noch zu retten?” Vorschläge für eine umfassende Kirchenreform liefert, gibt er eine Position dahinter persönliche Einblicke in “Was ich glaube”.

Die Auswertung (für den Zeitraum Januar bis August 2011) bezieht mehrere Warengruppen zum Thema Religion mit ein. Sie berücksichtigt sowohl Hard- und Softcovertitel als auch Taschenbuchausgaben.

Freitag, 23. September 2011, von Elmar Leimgruber

Der Papst (im deutschen Bundestag) über den freiheitlichen Rechtsstaat

Der Maßstab und der Grund um Politiker zu sein, ” darf nicht der Erfolg und schon gar nicht materieller Gewinn sein”, betonte der aus Deutschland stammende Papst Benedikt XVI. (mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger) bei seiner mit Spannung erwarteten Rede im deutschen Bundestag am 22. September: “Die Politik muß Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Frieden schaffen”. Erfolg könne auch “Verführung sein und so den Weg auftun für die Verfälschung des Rechts, für die Zerstörung der Gerechtigkeit” erläuterte der Papst den Parlamentariern seine Gedanken: “Dem Recht zu dienen und der Herrschaft des Unrechts zu wehren ist und bleibt die grundlegende Aufgabe des Politikers”.

Das Christentum habe im Unterschied zu anderen Religionen nie eine staatliche Rechtsordnung aufgrund göttlicher Offenbarung vorgegeben. Eine (auch parlamentarische) Mehrheit könne zwar für “einen Großteil der rechtlich zu regelnden Materien ein genügendes Kriterium sein”. Dies gelte jedoch nicht in “den Grundfragen des Rechts, in denen es um die Würde des Menschen und der Menschheit geht”. geltendes Recht könne auch genauso Unrecht sein. In dieser Überzeugung hätten auch “Widerstandskämpfer gegen das Naziregime und gegen andere totalitäre Regime gehandelt und so dem Recht und der Menschheit als ganzer einen Dienst erwiesen”.

Bei der Suche nach der Wahrheit und nach den richtigen Antworten auf die aktuellen Probleme appellierte der Papst, “geöffnete Vernunft” (Gewissen) und Natur (beide begründet “in der schöpferischen Vernunft Gottes”) als Grundlagen und Rechtsquellen zu erkennen, die letztlich über die Jahrhunderte hindurch auch zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte geführt hätten, erklärte der Papst.

“Von der Überzeugung eines Schöpfergottes her ist die Idee der Menschenrechte, die Idee der Gleichheit aller Menschen vor dem Recht, die Erkenntnis der Unantastbarkeit der Menschenwürde in jedem einzelnen Menschen und das Wissen um die Verantwortung der Menschen für ihr Handeln entwickelt worden”. Die “zu ignorieren oder als bloße Vergangenheit zu betrachten, wäre eine Amputation unserer Kultur insgesamt und würde sie ihrer Ganzheit berauben. Die Kultur Europas ist aus der Begegnung von Jerusalem, Athen und Rom – aus der Begegnung zwischen dem Gottesglauben Israels, der philosophischen Vernunft der Griechen und dem Rechtsdenken Roms entstanden. Diese dreifache Begegnung bildet die innere Identität Europas. Sie hat im Bewußtsein der Verantwortung des Menschen vor Gott und in der Anerkenntnis der unantastbaren Würde des Menschen, eines jeden Menschen Maßstäbe des Rechts gesetzt, die zu verteidigen uns in unserer historischen Stunde aufgegeben ist” forderte Papst Benedikt XVI.

“Dramatisch” seien hingegen aktuelle Tendenzen die besagten: “Was nicht verifizierbar oder falsifizierbar ist, gehört danach nicht in den Bereich der Vernunft im strengen Sinn. Deshalb müssen Ethos und Religion dem Raum des Subjektiven zugewiesen werden und fallen aus dem Bereich der Vernunft im strengen Sinn des Wortes heraus.” Hierzu fordert der Papst eine öffentliche Diskussion. Das “positivistische Konzept von Natur und Vernunft” sei zwar “großartig” und gar “notwendig”, aber es reiche bei weitem nicht aus, sondern “verkleinert den Menschen” und “bedroht seine Menschlichkeit”. Als Antwort appelliert Benedikt XVI, die inneren Fenster zu öffnen und “die Weite der Welt, den Himmel und die Erde” zu sehen “und all dies recht zu gebrauchen lernen”. Hier gelte es auf die “Ökologie des Menschen” zu achten: “Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muß und die er nicht beliebig manipulieren kann.”

In Anlehnung an die weise Bitte König Salomons an Gott (im Alten Testament der Bibel), appellierte der Papst schließlich: “Ich denke, auch heute könnten wir letztlich nichts anderes wünschen als ein hörendes Herz – die Fähigkeit, Gut und Böse zu unterscheiden und so wahres Recht zu setzen, der Gerechtigkeit zu dienen und dem Frieden”.

Die Rede von Papst Benedikt XVI. im deutschen Bundestag im Wortlaut ist hier vollständig online und (inklusive Empfang und Begrüßung; Papstrede ab Minute 41) hier als Video abrufbar.

Dienstag, 20. September 2011, von Elmar Leimgruber

Heute ist Weltkindertag

Kinder in Ruanda
Foto: UNICEF/ HQ07-1374/Giacomo Pirozzi

Anlässlich des heutigen Weltkindertags (20.9.) und des Starts des Millenniumsgipfels der Vereinten Nationen (UNO) in New York fordert UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen  mehr Einsatz der Regierungen für die Rechte der Kinder. Zum Auftakt des Millenniumsgipfels der Vereinten Nationen ruft UNICEF die Regierungen dazu auf, ihre Versprechen zu halten und den Kampf gegen Armut und Unterentwicklung zu verstärken. Insbesondere müssten mehr Investitionen in die Grundbildung von Kindern gemacht werden. Über eine Milliarde Menschen lebten heute in extremer Armut – mehr als die Hälfte davon seien Kinder, so UNICEF.

Der Weltkindertag geht ursprünglich auf die Genfer Erklärung zum Schutz der Kinder vom August 1925 zurück. 1954 hat dann die Generalversammlung der Vereinten Nationen das Kinderhilfswerk UNICEF mit der Ausrichtung eines Weltkindertages (Universal Children’s Day) beauftragt. Die Vereinten Nationen selbst begehen den Weltkindertag am 20. November, während es den Staaten frei steht, welchen Tag im Jahr sie dafür auswählen. In Deutschland und Österreich findet der Weltkindertag alljährlich am 20. September statt.

Kinder in Moldavien
Foto: UNICEF/SWZK00198/ Giacomo Pirozzi

Nach einer aktuellen Studie von UNICEF sind zwar in den vergangenen Jahrzehnten Fortschritte bei der Armutsbekämpfung, beim Kampf gegen die Kindersterblichkeit und bei den Einschulungsraten zu verzeichnen. Doch diese sind sehr ungleich verteilt und gerade die ärmsten Kinder sind vielfach davon ausgeschlossen.

“Die ärmsten Kinder leiden am meisten unter Krankheiten, Hunger und Ausbeutung. Sie müssen im Mittelpunkt aller Anstrengungen stehen, sonst scheitern die Millenniumsziele. Investitionen in die ärmsten Kinder sind nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit. Sie sind der wirksamste Beitrag für nachhaltige Entwicklung und Sicherheit”, erklärt Jürgen Heraeus, Vorsitzender von UNICEF Deutschland.

Am heutigen Weltkindertag beginnt in New York der Millenniumsgipfel der Vereinten Nationen. Zehn Jahre nach ihrer Verabschiedung ziehen die Regierungen Bilanz über die Umsetzung ihres Versprechens, acht messbare Ziele zur Überwindung von Armut und Unterentwicklung bis zum Jahr 2015 zu verwirklichen:

Millenniumsziel 1: Halbierung von Hunger und Armut

Millenniumsziel 2: Grundbildung für alle

Millenniumsziel 3: Geschlechter gleichstellen

Millenniumsziel 4: Kindersterblichkeit um zwei Drittel senken

Millenniumsziel 5: Reduzierung der Müttersterblichkeit um drei Viertel

Millenniumsziel 6: Krankheiten wie AIDS und Malaria bekämpfen

Millenniumsziel 7: Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen

Millenniumsziel 8: Entwicklungshilfe ausbauen

Montag, 19. September 2011, von Elmar Leimgruber

Dolly ist wieder da: Hello:-)

Das Musical-Traumpaar Sigrid Hauser und Robert Meyer
Foto: Dimo Dimov/Volksoper

Musical kann zeitlos sein, wenn es gut geschrieben wurde, passend inszeniert ist und zumindest die Hauptdarsteller ideal besetzt sind. Dies beweist die Wiederaufnahme von Jerry Hermans musikalischer Komödie “Hello Dolly” am 17. September 2011 an der Wiener Volksoper:

Die Regiearbeit von Josef Ernst Köpplinger ist teilweise so übertrieben kitschig, dass sie einfach zu hundert Prozent zum Stück passt. Sigrid Hauser gibt eine Mrs Dolly Levi, wie sie idealer nicht besetzt könnte: Hauser ist Levi: sie glänzt sowohl schauspielerisch als auch gesanglich als auch optisch. Und Hausherr Volksoperndirektor Robert Meyer (vgl. weitere Kritiken hier auf kulturia.com), welcher vor allem mit seiner Mimik und seinem vorbildlichen komödiantischen Talent dem geizigen Sonderling Horace Vandergelder ein unverwechselbares Profil verpasst, mag zwar nicht mit der schönsten aller Gesangsstimmen ausgezeichnet sein, singt aber weitaus treffsicherer und präziser als viele seiner Kolleginnen und Kollegen im Opern- und Operettenbereich.

Das “Hello Dolly” Ensemble der Wiener Volksoper beim Schlussapplaus

Obwohl die weitere Besetzung (allen voran Katja Reichert als Irene Molloy, Jeffrey Treganza als Cornelius Hackl, Sulie Girardi als Ernestina Money und Gerhard Ernst als Richter) ebenfalls lobende Erwähung verdienen, lebt die gesamte Produktion vor allem von den erwähnten beiden charaktervollen Hauptdarstellern Hauser und Meyer. Großes musikalisches Lob aber verdienen an dieser Stelle auch das Wiener Staatsballett unter der Choreographie von Ricarda Regina Ludigkeit und das Orchester der Wiener Volksoper unter der Leitung von John Owen Edwards.

Wer großes Musical liebt, kommt in der Wiener Volksoper also wieder mal voll auf seine Kosten und verlässt das Theater mit Begeisterung in der Brust. “Hello Dolly” gelangt noch bis 4. Dezember 2010 in der Wiener Volksoper zur Aufführung.

Dienstag, 13. September 2011, von Elmar Leimgruber

EU-Rat verlängert Urheberschutz für Musikaufnahmen

Künftig sind Musikproduktionen wie diese zu Gunsten der Urheber 70 Jahre geschützt

Der Schutz der Rechte von ausübenden Künstlern und Tonträgerherstellern auf Musikaufnahmen wird innerhalb der EU von derzeit 50 auf 70 Jahre erhöht. Dies hat der Europarat am 12. September 2011 mit qualifizierter Mehrheit beschlossen. Konkret endet der Schutz nun 70 Jahre nach dem Tod des des letzten Urhebers an einem Musikprojekt: des Komponisten der Musik oder des Textautors.

Die belgische, tschechische, niederländische, luxemburgische, rumänische, slowakische, slowenische und schwedische Delegation stimmten laut EU-Pressemitteilung gegen den Antrag, die österreichische und die estnische Delegation enthielten sich der Stimme. Das Gesetz sieht zudem Maßnahmen vor, die dafür sorgen, dass Künstler, die ihre ausschließlichen Rechte an Tonträgerhersteller übertragen haben,  persönlich von der verlängerten Schutzzeit profitieren und ihre übertragenen Rechte unter bestimmten Bedingungen sogar zurückzuholen.

Durch die neue Richtlinie soll der rechtliche Schutz der ausübenden Künstler durch Anerkennung ihrer kreativen und künstlerischen Beiträgen verbessert werden. Um zu verhindern, dass ausübende Künstler im Laufe ihrer Lebenszeit ihre Musik-Rechte verlieren und damit auch eine Einkommenslücke am Ende ihres Lebens hätten, wurde das Schutzalter nun auf 70 Jahre hinaufgesetzt. So soll auch gewährtleistet werden, dass ihre Werke nicht noch zu ihren Lebzeiten verunstaltet werden dürfen.

Montag, 12. September 2011, von Elmar Leimgruber

Phädra an der Burg ist ein Hit

Oenone (Therese Affolter) und Phädra (Sunnyi Melles)
Foto: burgtheater.at/Tania Dorendorf

Der Inhalt ist bitter, geht es doch um die ganz große -natürlich unerfüllte- Liebe: “Phädra” von Jean Racine (17. Jh.), der den antiken griechischen Stoff in ein aussergewöhnliches Theaterstück verwandelte. Ebendieses wird derzeit am Wiener Burgtheater aufgeführt. Und wer jetzt das tragische Ende des Stücks nicht erfahren will, möge in dieser Besprechung zwei Absätze nach “unten” springen:

Theseus (Paulus Manker) und Phädra (Sunnyi Melles)
Foto: burgtheater.at/Tania Dorendorf

Da ist zunächst Hippolit, der Sohn der Amazonenkönigin Antiope und von Theseus, des Königs von Athen, welcher verbotenermaßen die Kriegsgefangene Arikia liebt. Von ihm jedoch in unstillbarem Verlangen angezogen wird  -was weitaus problematischer ist- Phädra, seine Stiefmutter, die Gemahlin des Theseus. Und als die Nachricht Athen erreicht, gesteht Phädra Hippolit ihre Liebe und trachtet vergeblich danach, ihn zu verführen.

Doch Theseus ist nicht tot, sondern kehrt wohlbehalten zurück nach Athen. Um ihre Herrin zu schützen, berichtetet ihre Vertraute Oenone dem König, dass Hippolith sich an Phädra vergangen hat, worauf hin dieser des Landes verweist und ihn verflucht. Als Hippolith im heldenhaften Kampf mit einem Ungeheuer stirbt, verstößt Phädra Oenone, die sich daraufhin das Leben nimmt. Von Schuldgefühlen geplagt nimmt Phädra Gift, bekennt anschließend ihrem Gemahl die ganze Wahrheit und stirbt ebenfalls.

Arikia (Sylvie Rohrer) und Hippolit (Philipp Hauß)
Foto: burgtheater.at/Tania Dorendorf

Ich mache es kurz und schmerzlos: Mit Ausnahme des “Trojanischen Boots” von und mit Mnozil Brass hatte ich noch nie so ein “Vergnügen”, in der Burg zu sein, wie am 10. September: Ok, der Inhalt ist bereits durch den Autor perfekt aufbereitet, aber dennoch: Ich habe noch selten eine zeitgenössische Regiearbeit (Matthias Hartmann) und vor allem Dramaturgie (Andreas Erdmann) erlebt, die so sowohl Liebe zum Detail als auch im richtigen Moment vermag, die nötige Spannung aufzubauen, wie hier.

Die Besetzung der Rollen ist einfach ideal: Vor allem die Hauptdarsteller könnten besser nicht sein: Paulus Manker, der ansonsten sicherlich nicht zu meinen Lieblingsschaupielern gehört, spielt den hintergangenen, enttäuschten und zornentbrannten griechischen König Theseus großartig, Sunnyi Melles spielt nicht, nein sie ist die labile und psychisch kranke verbotenliebende Phädra und Therese Affolter (die ich hier erstmals erlebte) ist vermutlich nicht nur in dieser Rolle (Oenone) eine Traumbesetzung: sie ist eine großartige Schauspielerin. Ebenfalls ganz besonders hervorheben muss ich hier auch Philipp Hauß (Hippolit), Sylvie Rohrer (Arikia) und der wunderbare Hans-Michael Rehberg (Theramenes).

Wer also einen spannenden Theaterabend mit hervorragenden Darstellern erleben will, sollte sich “Phädra” im Wiener Burgtheater nicht entgehen lassen.