Mit ‘UNO’ getaggte Artikel

Sonntag, 1. August 2010, von Elmar Leimgruber

Welt Friedens Chor Fest Festival in Wien

Vom 3. bis 6. August in Wien findet in Wien erstmalig das Welt Friedens Chor Festival über die Bühne. Im Rahmen des Festivals werden Kinder- und Jugendchöre aus China, Kanada, Österreich und Tschechien gemeinsam musizieren. Das Galakonzert am 6. August um 16:00 im Wiener Konzerthaus,
bildet den Höhepunkt des Festivals. Alle teilnehmenden Chöre werden hier gemeinsam mit den Wiener Sängerknaben das Publikum verzaubern.

Musik ist jener Schatz den sich Menschen unterschiedlichster Kulturen teilen- der es vermag Menschen zu verbinden. Die jungen Musikerinnen und Musiker aus unterschiedlichen Kulturen kommen in Wien zusammen und können die Vielfältigkeit unserer Welt über Musik kennen lernen. Viele Kinderstimmen werden gemeinsam für Frieden in der Welt erklingen. Gesungen wird neben dem Konzerthaus an der Universität Wien, in der UNO, und auf der Wiener Rathausbühne.

Während dem Festival wird das artistische Komitee unter der Leitung von Gerald Wirth, dem musikalischen Leiter der Wiener Sängerknaben aus allen am Festival teilnehmenden Chören, besonders begnadete SängerInnen für den Welt Friedens Chor empfehlen. Der Welt Friedens Chor wird beim Auftritt im Wiener Konzerthaus seine Premiere feiern. Von Wien aus wird der Welt Friedens Chor in den kommenden Jahren durch die Welt reisen. Die erste Konzertreise bringt die jungen SängerInnen voraussichtlich zur Abschlussveranstaltung der EXPO 2010, nach China.

Und hier können Sie der Gesangeskunst der Wiener Sängerknaben lauschen:

Donnerstag, 15. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

World AIDS Conference in Wien -Verschiedene Standpunkte zum Thema

Life-Ball-Chef Gery Keszler und die Präsidentin der Österreichischen AIDS-Gesellschaft Brigitte Schmied
Foto: obs, Ian Ehm

Von 18. bis 23. Juli 2010 wird in Wien die “World Aids Conference” stattfinden, die rund 25.000 Diskutanten aus der ganzen Welt nach Wien bringen wird. Als prominente Gäste haben u.a. der frühere US-Präsident Bill Clinton, ex-Microsoft-Chef Bill Gates und die Sängerin Annie Lennox zugesagt.

Eine erstmals in Österreich in sämtlichen Altersgruppen durchgeführte Studie (GfK) über die Wahrnehmung von HIV/AIDS zeichnet indes ein ernüchterndes Bild, was Herr und Frau Österreicher über diese Viruserkrankung denken und wie mit der Problematik umgegangen wird. Zusätzlich gehen viele beim Schutz gegen sexuell übertragbare Infektionen sehr fahrlässig um – nur rund 50% der Befragten schützen sich.

Im Erhebungszeitrum (26. April bis 12. Mai 2010) wurden österreichweit 1.000 Personen rund um das Thema HIV/AIDS befragt und eines wird nachwievor sehr deutlich: Mit abnehmendem Bildungsniveau sinkt auch das Wissen über die Thematik. Dies teilt das Life-Ball-Komitee mit. Der diesjährige Life-Ball findet am kommenden Samstag im Wiener Rathaus statt.

Die Stadt Wien unterstützt AIDS 2010 nach Kräften und arbeitet nach eigenen Angaben danach intensiv daran, HIV und AIDS wieder mehr in das Bewusstsein der Menschen zu rücken. Die koordinative Zusammenarbeit erfolgt auch mit UNAIDS, dem UN-Programm, das sich mit Maßnahmen gegen HIV und AIDS befasst.

Als “einmalige Gelegenheit, der Welt zu zeigen, dass Toleranz und Offenheit keine Fremdworte für die Wienerinnen und Wiener sind”, bezeichnete Ärztekammerpräsident Walter Dorner die diesjährige Austragung der Internationalen AIDS Konferenz in Wien. Der Ärztechef kündigt eine Fortführung der Weiterbildungsoffensive im medizinischen Bereich an, um “Vorurteilen und Ängsten entgegenzutreten”. Aber, so der Ärztechef, “wir sind massiv dahinter, dem mittels Fort- und Weiterbildung zum Thema HIV/AIDS entgegenzuwirken und für eine adäquate medizinische Versorgung von Betroffenen zu sorgen”.

Einen Tag vor der Eröffnung der XVIII. Welt-Aids-Konferenz findet am 17. Juli in Wien eine internationale
Vorkonferenz der Glaubensgemeinschaften statt. Die Religionsgemeinschaften wollen damit religiös motivierte Antworten für den weltweiten Kampf gegen AIDS geben.

Die Tendenz zur Bagatellisierung von Aids und die geringe öffentliche Aufmerksamkeit für die Immunschwächekrankheit hat der Aids-Seelsorger der Erzdiözese Wien, der Trinitarierpater Clemens Kriz, kritisiert. HIV und Aids seien nach wie vor ein Realität, auch in Österreich und quer durch alle
Bevölkerungsgruppen, so Kriz in einem “Kathpress”-Gespräch.

Die Brisanz der Krankheit werde medial und gesellschaftlich aber nicht mehr wahrgenommen. Das treffe etwa auch auf den jährlichen Welt-Aidstag (1. Dezember) zu. Auch der Life-Ball werde letztlich fast nur noch als “großer Kostümball” dargestellt. Von der am kommenden Sonntag in Wien beginnenden Welt-Aids-Konferenz
erwarte er sich auf jeden Fall wieder mehr Aufmerksamkeit für die Krankheit, die vor allem in Entwicklungsländern “ganze Generationen dahinrafft”, so der Ordensmann.

Ein Hauptthema der Welt-Aids-Konferenz lautet “Universal Access” und erinnert an ein Versprechen der G8-Nationen auf ihrem Gipfeltreffen von 2005, dass die reichen Industrienationen bis 2010 allen Menschen, die es brauchen, Zugang zu einer Therapie zu verschaffen werden. Die ökumenische Vorkonferenz wird sich am 17. Juli damit befassen, wie sich die verschiedenen Glaubensgemeinschaften für einen gleichberechtigten Zugang zu Prävention, Behandlung und Unterstützung einsetzen können.

Nähere Informationen zum Programm der Vorkonferenz der Glaubensgemeinschaften bietet die Homepage des Lokalkomitees unter: www.aids2010.at. Anmeldung und Registrierung unter www.e-alliance.ch/en/s/hivaids/iac2010/

Rund ein Viertel der Hilfe für HIV/Aids-Kranke und deren Angehörige weltweit werden von katholischen Einrichtungen und Initiativen getragen. Darauf hat der Aids-Referent von Caritas Internationalis, Msgr. Robert Vitillo in Wien hingewiesen. Kirchliche Hilfsprogramme erhielten aber nur rund fünf Prozent der von der internationalen Öffentlichkeit zur Verfügung gestellten Gelder zur Bekämpfung von HIV/Aids, etwa aus dem “Global Fund”, der seit seiner Gründung 2002 rund elf Milliarden Dollar für Aids-Hilfe zur Verfügung stellte, bedauerte Vitillo.

HIV/Aids kann nur durch einen verantwortungsvollen Umgang mit Sexualität wirkungsvoll bekämpft
werden. Das war der Tenor einer Pressekonferenz kirchlicher Vertreter letzthin in Wien. Aids-Programme, die sich allein auf die massenhafte Verteilung von Kondomen beschränkten, hätten indes nicht die gewünschten Erfolge erzielt, so der Experte. Vitillo hob auch die katholische Lehre hervor, wonach sexuelle Kontakte der Ehe vorbehalten seien und in dieser das Prinzip der Treue gelte.

In manchen armen Ländern, besonders in Regionen des südlichen Afrika, betrage der Anteil der Kirche an der Aids-Hilfe bis zu 50 Prozent. Diese Hilfe umfasse medizinische Versorgung, Krankenpflege, Beratung, HIV-Tests, Sorge um Aids-Waisen, psychologische und spirituelle Betreuung sowie Prävention, erläuterte Vitillo beim “Jour fixe” des Verbandes Katholischer Publizisten. Der aus den USA stammende Geistliche ist seit 1987 in der Frage der kirchlichen Aids-Hilfe und der HIV-Prävention engagiert und gilt als einer der renommierten internationalen Experten in dem Bereich.

Während die Pharmaindustrie Milliarden-Geschäfte mit AIDS-Medikamenten macht und damit die öffentliche Meinung bestimmt, decken immer mehr prominente Wissenschaftler offensichtliche Widersprüche in der gängigen HIV Hypothese auf. Darauf weisst Science and AIDS hin. Doch kritische Reflexion, eine wesentliche Voraussetzung für wissenschaftlichen Fortschritt, hat in der Aids-Forschung wenig Platz: Andersdenkende werden gemobbt und bedroht, als “Aids-Leugner” diffamiert und auf Wikipedia verunglimpft, schreibt Scienece and AIDS. Trotzdem arbeiten sie weiter und präsentieren ihre Forschungsresultate am unabhängigen Wiener Aids Kongress, der von 16. bis 17. Juli in Wien stattfindet – parallel zur großen Internationalen HIV Konferenz.

An dieser alternativen AIDS-Konferenz im Wiener Museumsquartier und in den Hofstellungen, die für HIV-Positive kostenlos ist, nehmen unter anderem teil:

Prof. Peter Duesberg, Professor für Molekular- und Zellbiologie, Universität von Kalifornien, Berkeley: weltweit anerkannter Experte für Retroviren wie z.B HIV (er hat als erster deren Gencode beschrieben), Mitglied der Academy of Sciences, Krebsforscher und wohl der bekannteste Kritiker der herrschenden Aids-Theorie.

Claus Köhnlein, Facharzt für Innere Medizin, Kiel. Forschte an der Abteilung für Innere Medizin, Universität Kiel. Behandelt seit vielen Jahren erfolgreich HIV-positive Patienten, die der Aids Medikation kritisch gegenüber stehen. U.a. Mitautor des Buches “Virus-Wahn – Wie die Medizin-Industrie ständig Seuchen erfindet und auf Kosten der Allgemeinheit Milliarden-Profite macht.”

Joan Shenton, preisgekrönte Aufdecker-Journalistin, Großbritannien, hat zahlreiche kritische Dokumentar-Filme und TV-Beiträge zu HIV veröffentlicht, u.a. auf Channel 4, sowie einen caritativen Fonds für alternative Aids-Forschung gegründet.

Christian Fiala, Facharzt für Frauenheilkunde, Wien. Hat lange Zeit in Thailand und Afrika gearbeitet, gestaltet seit mehr als 20 Jahren die kritisch-wissenschaftliche und politische Diskussion über die epidemiologischen Aspekte von Aids mit. Mitglied des Beratergremiums des ehemaligen südafrikanischen Präsidenten zu Aids. Publiziert über Aids in Afrika und die unterschiedlichen Aids-Definitionen. Autor von “Lieben wir gefährlich? – Ein Arzt auf
der Suche nach den Fakten und Hintergründen von AIDS”, Deuticke Verlag 1997

Die Geschichte von Aids neu zu schreiben, das unternimmt der 5fach ausgezeichnete US-Film “House of Numbers”. Brent Leung hat in seiner akribisch recherchierten und aufwühlenden Dokumentation die major players der Aids Forschung befragt: 18 der anerkanntesten WissenschaftlerInnen und KritikerInnen der gängigen Aids-Theorie
kommen unzensiert zu Wort.

So kommt etwa der Nobelpreisträger und Entdecker des HI-Virus Luc Montagnier zu Wort, der die gängigen Lehrmeinungen über Aids auf den Kopf stellt: “Wer über ein gutes Immunsystem verfügt, kann HIV innerhalb weniger Wochen überwinden”, so der weltweit anerkannte Experte im Film – sein Interview ging mittlerweile mittels Youtube um die Welt. Mit präziser wissenschaftlicher Recherche, spannend wie ein Krimi inszeniert, rüttelt Leung an den Grundfesten der herrschenden Aids Theorie. Der Regisseur bringt Vernunft und Klarheit in eine Diskussion, die freie Meinungsbildung unter dem Druck der Pharmalobby unterbindet. (88 min/ EmdU) www.houseofnumbers.com. Dieser Film wird am DO 15.7., 20.00 Uhr und MO, 19.7., 20.00 Uhr im Schikaneder Kino, Wien, bei freiem Eintritt ausgestrahlt.

Die bewegende arte-Dokumentation “Aids: Die großen Zweifel” – Djamel Tahi (arte, D/F 1996) des franko algerischen Filmemachers Tahi aus dem Jahr 1996 wirft zahlreich, nach wie vor aktuelle unbequeme Fragen auf: Wie sicher ist der Aids-Test? Die Test-Kriterien sind in jedem Land anders. Eine in Frankreich getestete positive HIV-Blutprobe fällt in den USA womöglich negativ aus. Schlimmer noch:

Es zeigt sich, dass die US-Testresultate von einem Labor zum anderen unterschiedlich ausfallen. In Afrika wiederum sind die Test-Kriterien so niederschwellig angelegt wie in keinem einzigen westlichen Land. Das führte beispielsweise in Uganda regional zu einer HIV-Rate von bis zu 30% in den 90er Jahren. Seither ist die dortige Infizierten-Rate auf 5%-10% zurückgeschrumpft – indem der Test-Modus geändert wurde. Djamel Tahis präzise recherchiertes Werk läßt den Zuseher voller Zweifel an den bisher geglaubten Aids-Theorien zurück und kritisiert den dogmatischen herrschenden wissenschaftlichen Diskurs rund um HIV. (50min/D). Dieser Film wird am DO 15.7., 22.00 Uhr und am MO, 19.7., 22.00 Uhr im Schikaneder Kino, Wien, bei freiem Eintritt gezeigt.

Mit dem Slogan “Gut zu wissen” startete indes die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) heute das neue Portal aidshilfe.de: Das Angebot soll die erste Adresse zum Leben mit HIV und eines der führenden Informations- und Dialogportale zu allen Fragen rund um HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen werden.

Das Portal nutzt die ganze Klaviatur des Web 2.0. Im eigenen Blog liefert das DAH-Redaktionsteam z.B. Hintergründe zu aktuellen Themen und lädt zum Diskutieren ein. In einem passwortgeschützten Bereich
kann sich der Nutzer die Seite nach eigenen Bedürfnissen gestalten – mit den persönlich favorisierten Rubriken auf der Startseite. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) förderte den
Relaunch der neuen Website.

Der Start der neuen aidshilfe.de wird begleitet von der Aktion “HIV ist mir nicht egal!”. Unter diesem Motto ruft die DAH auf, ab sofort auf aidshilfe.de ein Zeichen für die HIV-Prävention und zur Solidarisierung mit Menschen mit HIV und Aids zu setzen. Ziel ist es, in vier Wochen mehr als eine Million Unterstützer zu zählen.

Samstag, 10. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

UNO-Flüchtlingspreis für Fotojournalistin Alixandra Fazzina

Die britische Fotojournalistin Alixandra Fazzina erhält den diesjährigen Nansen-Flüchtlingspreis
Foto: unhcr.de

Die britische Fotojournalistin Alixandra Fazzina erhält den mit 100.000 US-Dollar dotierten diesjährigen Nansen-Flüchtlingspreis für ihren unermüdlichen Einsatz, das Leid des Krieges und dessen Folgen sowie die Notlage von Flüchtlingen und Vertriebenen im Bild festzuhalten. UN-Flüchtlingskommissär António Guterres, sagte zur Preisverkündung, Alixandra Fazzina sei unerschrocken und vom humanitären Gedanken geprägt. Sie habe durch die lebhafte Darstellung individueller Schicksale bemerkenswertes erreicht. Ihr besonderes Talent, ihr Einsatz und Mitgefühl machten sie zu einer beispielhaften Chronisten der Schutzlosen dieser Welt.

Alixandra Fazzinas Arbeit führte sie in den vergangenen zehn Jahren durch Osteuropa, Afrika, den Mittleren Osten und Asien, um von dort über menschlichen Tragödien zu berichten, die von vielen Medien vernachlässigt wurden. Fazzina verbrachte unter anderem zwei Jahre in Somalia und dokumentierte den Exodus von Migranten und Flüchtlingen aus Somalia auf die Arabische Halbinsel und das Schmuggelgeschäft im Golf von Aden. Ihr Buch, “A Million Shillings, Escape from Somalia”, wird im September 2010 veröffentlicht. Entlang der afrikanischen Küste riskierte sie ihr Leben, um aus erster Hand über das Leid und die Verzweiflung derer zu erfahren, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben versuchen, den Golf von Aden zu überqueren.

Über die Auszeichnung und Anerkennung durch UNHCR äußerte sich Alixandra Fazzina überwältigt und hocherfreut. Mit ihrer Arbeit möchte sie nach eigenen Angaben das Bewusstsein für Flucht, Vertreibung, Gewalt und Elend schärfen. Ihrer Meinung nach gehören der Verlust der Heimat und der Aufbau eines neuen Lebens zu den größten Herausforderungen, denen ein Mensch begegnen kann. Jedes Jahr haben Millionen von Menschen jedoch keine andere Wahl, als ihre Heimat zu verlassen.

Der Nansen-Preis wurde 1954 zu Ehren von Fridtjof Nansen, dem norwegischen Entdecker, Wissenschaftler und ersten Flüchtlingskommissar des Völkerbundes ins Leben gerufen. In Form einer Medaille wird der Preis jährlich an eine Person oder Organisation verliehen, die sich für Flüchtlinge engagiert hat. Der Nansen-Preis ist mit der Überreichung einer Medaille und 100.000 US-Dollar Preisgeld dotiert, das von der schweizerischen und norwegischen Regierung gestiftet wird. Der jeweilige Preisträger bestimmt, wofür die Summe eingesetzt werden soll. Die diesjährige Preisverleihung findet am 5. Oktober 2010 in Genf statt.

Sonntag, 20. Juni 2010, von Elmar Leimgruber

Heute ist Weltflüchtlingstag: Mehr als 43 Mio. Menschen auf der Flucht

Heute, Sonntag, ist der Weltflüchtlingstag 2010. Die UN-Vollversammlung hat diesen Tag ausgerufen, um den Menschen auf der Flucht zu gedenken. Und auch das humanitäre Drama in und um Kirgisistan zwingt uns, die Augen nicht vor den 43,3 Millionen Menschen zu verschließen, die auf der Flucht sind und Schutz suchen. UNHCR begeht diesen Tag mit zahlreichen Aktivitäten rund um den Erdball.

Das Motto des Weltflüchtlingstages 2010 heißt ‘Home’ und steht sowohl für ‘Heimat’ als auch für ‘Zuhause’. Die meisten Flüchtlinge, Binnenvertriebene, Asylsuchende und auch Staatenlose haben alles verloren und können aufgrund von Verfolgung oder Gewalt nur sehr selten wieder in ihr ‘Zuhause’ zurückkehren.

Der Weltflüchtlingstag ist das Resultat unserer gemeinsamen Anstrengungen. Dieser Tag ist den von Flucht Betroffenen auf der ganzen Welt gewidmet; vor allem, um ihre Hoffnungen und Sehnsüchte nach einem besseren Leben zu würdigen und ihr Bedürfnis nach einem besseren Leben zu respektieren.

Deutschland, Österreich und die Schweiz beteiligen sich an diesem Wochenende an zahlreichen Aktivitäten in zahlreichen Städten und Gemeinden, um 43,3 Millionen Menschen zu zeigen, dass wir sie nicht vergessen. Ähnlich, wie in den meisten westeuropäischen Industriestaaten zeigt sich dieses Engagement vor allem in den Medien, die angehalten sind, das Thema Flucht und Vertreibung entsprechend öffentlich zu machen und über das Leid von Millionen zu berichten.

Und so steht Südafrika in diesem Jahr nicht nur im Fokus der Fußball-Weltmeisterschaft, sondern auch im Mittelpunkt wegen der höchsten Zahl Asylsuchender weltweit. 222.000 Anträge in einem Land – das sind bald soviele wie in Westeuropa insgesamt.

UNHCR-Sonderbotschafterin Angelina Jolie und UN-Flüchtlingskommissar António Guterres haben sich in Videobotschaften an die Öffentlichkeit gewandt. Guterres gab zudem zahlreiche Interviews. Darüber hinaus berichtet UNHCR im Rahmen seines Webangebotes live aus den Krisenregionen der Welt, innerhalb dessen Flüchtlinge betroffen sind.

Das Schicksal der Flüchtlinge in Kirgisistan aber auch das derer aus Afghanistan, dem Irak, aus dem Südsudan, der DR Kongo oder Kolumbien bedarf mehr Öffentlichkeit. Nur wir gemeinsam können dazu beitragen, Flüchtlinge dauerhaft zu schützen – jeder mit seinen Mitteln – aber sicher jeder über den Weltflüchtlingstag hinaus.

Zum heutigen Weltflüchtlingstag lenkt Reporter ohne Grenzen (ROG) den Blick auf das ungewisse Schicksal vieler Medienschaffender, die in den vergangenen Monaten aus ihren Heimatländern flüchten mussten. In einem am 18. Juni veröffentlichten ROG-Bericht schildern Journalisten die Gefahren und Schwierigkeiten nach ihrer Flucht aus der Heimat. Bislang ist die internationale Unterstützung für Journalisten und Internetaktivisten, die nach Übergriffen, Todesdrohungen und Schikanen ihre Heimatländer verlassen müssen, völlig unzureichend.

Die Verfolgung vieler Medienschaffender endet nicht hinter den Staatsgrenzen ihrer Heimatländer. Mordattentate, gezielte Angriffe und Drohungen gehen auch nach der Flucht in Nachbarländer weiter. Für diese Menschen gibt es oftmals keine zügig greifenden Hilfsmaßnahmen: “Europäische Staaten wie Deutschland sollten ein wirksames Verfahren zur kurzfristigen Gewährung von Visa für Journalisten und Medienschaffende einführen, die in Ländern außerhalb der EU in Not sind”, fordert Alexandra Tryjanowski, Nothilfe-Referentin bei der deutschen ROG-Sektion. ROG plädiert zudem für eine Ergänzung der Genfer Flüchtlingskonvention. Der Vertrag sollte ein Notfall-Verfahren für Fälle von individuellen und gezielten Drohungen gegen Menschenrechtsverteidiger vorsehen, fordert ROG in dem Bericht. Ich hatte bereits im Februar 2010 über die ROG-Nothilfeinitiative für Journalisten berichtet.

Hier sind die in der EU-Qualifikationsgrundlinie festgelegten Kriterien für Personen, die internationalen Schutz benötigen, online.

Weitere Informationen über den Weltflüchtlingstag 2010 der UNHCR sind hier, und die UNHCR-Asyl-Studie 2010 ist hier zu finden.

Der vollständige Bericht von ROG ist hier (in englischer Sprache) verfügbar.

Mittwoch, 21. April 2010, von Elmar Leimgruber

World Summit Youth Award für Kreative ausgeschrieben

Noch bis zum 20. Juni ist die Bewerbung für den diesjährigen World Summit Youth Award (WSYA) für Kreative möglich: Alle jungen Multimedia Designer, Blogger und e-Content Producer, die sich mit Hunger- und Armutsbekämpfung, Chancengleichheit, dem Recht auf Bildung und Gesundheitsversorgung beschäftigen, sind aufgerufen, ihre Online-Projekte für diesen weltweiten Wettbewerb einzureichen. Der WSYA ermittelt die besten e-Content Projekte und prämiert die außergewöhnlichsten Leistungen von jungen Kreativen unter 30 Jahren. Der Multimediawettbewerb richtet sich an junge Produzenten aller UN Mitgliedsstaaten, digitale Inhalte zu generieren, die in außergewöhnlicher und beeindruckender Weise die UN Millennium Development Goals (MDGs) für eine globale Zukunftssicherung adressieren.

“Die Millennium Entwicklungsziele der Vereinten Nationen sind gerade unter jungen Leuten weithin unbekannt. Regierungen werden aber nicht die notwendige Entschiedenheit zeigen, den Hunger der Welt konsequent zu bekämpfen, Armut bis 2015 zu halbieren oder Bildung für alle zu garantieren – wenn nicht junge Leute dafür kämpfen”, sagt Peter A. Bruck, Vorsitzender des World Summit Awards (WSA). “Der WSYA ist eine konzentrierte Initiative um junge Leute anzuregen, diese Ziele mit Medien wie Internet und Mobile Contents zu bewerben.”

Sechs Kategorien warten auf die Einreichung des Online-Projekts:

1. Fight Poverty, Hunger and Disease !

Sagt Armut, Hunger, Krankheit und der Verbreitung von Epidemien,
wie HIV/AIDS und Malaria den globalen Kampf an.

2. Education for all !

Setzt sich für die umfassende Schulbildung aller Mädchen und
Jungen ein, um ihnen ihre persönliche Entwicklung und Arbeitssuche zu
erleichtern und um ihr Verständnis für unsere globale
Informationsgesellschaft zu fördern.

3. Power 2 Women !

Thematisiert die Gleichberechtigung von Frau und Mann in allen
Lebensbereichen und widmet sich der Einbeziehung von Frauen in
politische Entscheidungsfindungen.

4. Create your Culture !

Spiegelt Hoffnungen, Ideen und Werte der jungen Bevölkerung wider
und fragt nach Kommunikationsplattformen und ihre kreative Nutzung.
Bewirbt die Sprachen- und Kulturenvielfalt und zeigt neue Formen zur
Erhaltung von indigenen Kulturen, Traditionen und Wissen auf.

5. Go Green !

Fokussiert Umweltthemen und die Integration von nachhaltigen
Entwicklungsmaßnahmen in nationalen Richtlinien und Programmen und
setzt sich für die Verhinderung von Ausbeutung natürlicher Ressourcen
und für die Förderung von Biodiversität ein.

6. Pursue Truth ! – NEW FOR WSYA 2010

Verfolgt die freie, wahrheitsgemäße und gezielte Berichterstattung
über die MDGs (Erfolge und Scheitern) mittels digitaler Medien und
neuen Formen des Journalismus. Richtet sich an alle Texter,
Schreiber, Blogger und junge Journalisten.

Die Anmeldung ist noch bis zum 20. Juni 2010 ONLINE möglich auf www.youthaward.org

Eine internationale Jury bestehend aus 12 ICT-Experten wird die eingereichten Projekte online evaluieren und drei Gewinner pro Kategorie ermitteln. Die Finalisten werden zu den viertägigen WSYA Winners Events im Rahmen der United Nations MDG Review Summit im September 2010 nach New York eingeladen. Dort treffen sie auf die UN Staatschefs, ICT Experten und Vertreter von Partnerorganisationen aller UN Mitgliedsländer und werden selbst Mitglieder dieses internationalen WSYA-Netzwerkes.

2010 findet der WSYA zum dritten Mal nach seiner Prämiere 2005 in Tunis statt. Der Jugendwettbewerb wird im Rahmen des World Summit Awards (WSA) und in Zusammenarbeit mit der Knight Foundation, sowie UN Organisationen (UNESCO, UNIDO, UN GAID), der Internet Society (ISOC) und weiteren Partnerorganisationen durchgeführt. Die Koordination obliegt dabei dem Internationalen Center für Neue Medien (ICNM) in Salzburg (unter ehrenamtlicher Leitung von Prof. Peter A. Bruck). Der WSYA gilt als offizieller Beitrag zum World Summit on the Information Society und seinem Aktionsplan 2015 und wird 2010 zum dritten Mal in Kooperation mit nationalen und internationalen Organisationen aus über 160 Ländern durchgeführt.

Montag, 1. März 2010, von Elmar Leimgruber

Im Gedenken an Bruno Kreisky

Bruno Kreisky (1911-1990)
Foto: unhcr.de

Heute vor genau 40 Jahren (1. März 1970) gewann Bruno Kreisky mit seiner SPÖ -knapp an der absoluten Mehrheit vorbei- die Nationalratswahlen in Österreich. Er gründete unter Duldung der FPÖ als Nachfolger des konservativen Kanzlers Josef Klaus (ÖVP) eine neue linksliberale Minderheitsregierung:

“Bruno Kreisky machte mit seiner legendären Aussage, dass ihm ein paar Milliarden Schulden weniger schlaflose Nächte bereiten, als ein paar hunderttausend Arbeitslose, deutlich, dass das Wohl der Menschen immer im Mittelpunkt seiner Politik stand. Im Sinne Kreiskys hat es für die Sozialdemokratie noch immer oberste Priorität gegen Arbeitslosigkeit und den Abbau von Sozialleistungen zu kämpfen”, schreibt dazu die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas.

Er war aber bei weitem nicht nur ein “Held”, wie ihn jetzt die Sozialdemokraten (SPÖ) darzustellen versuchen:Immerhin fallen jahrzehntelange Schuldenpolitik auf die künftigen Generationen zurück, was inzwischen offensichtlich ist. Er versuchte auch gar gegen den Willen der Nationalbank, den Schilling abzuwerten. Und er war zudem ein Gegner von Simon Wiesenthal, aber ein Freund von Muammar al-Gaddafi, der damals schon international umstritten war und erst vor wenigen Tagen zum “Dschihad gegen die Schweiz, den Zionismus und die ausländische Aggression” aufgerufen hatte. Auch sei die Frage erlaubt, ob die Einführung der sogenannten “Fristenlösung” durch Kreisky als “Fortschritt” und nicht eher als humanistischer Rückschritt zu Lasten der Schwächsten, nämlich der (ungeborenen) Kinder aufzufassen ist.

Aber schon in den 70er-Jahren (er blieb bis 1983 im Amt) wurden von Kreisky auch wichtige positive Massnahmen getroffen: der Zivildienst als Alternative zum Militärdienst und die Einführung des Pflichturlaubs, von Schülerfreifahrten und gratis Schulbüchern für Pflichtschüler.Und auch die Studiengebühren für die Universitäten -wie immer man auch zu diesen stehen mag- wurden von Kreisky abgeschafft.

Und Kreisky hat bereits als österreichischer Aussenminister auch Grossartiges für Südtirol geleistet: Als Italien entgegen dem Pariser Vertrag (Gruber-Degasperi-Abkommen) und entgegen den Protesten des offiziellen Österreich die Zwangsitalienisierung Südtirols fortsetzte, brachte Bruno Kreisky -selbst Flüchtling und daher wohl auch persönlich betroffen- das “Südtirol-Problem” vor die Vereinten Nationen (UNO). Die UNO-Vollversammlung forderte dann 1960 und 1961 Österreich und Italien auf zu verhandeln und eine Lösung hinsichtlich der Durchführung des Pariser Vertrages zu finden, was letztlich zur Autonomie in Südtirol führte.

Heute hat Südtirol übrigens wieder ähnliche Probleme, aber das heutige offizielle Österreich ist vollkommen taub und ignorant gegenüber den berechtigten Anliegen Südtirols. Es bräuchte heute auch wieder österreichische Politiker vor allem in der Regierung, die nicht nur vorgeben, Südtirol-Freunde zu sein, sondern die voll und ganz zu Südtirol als eigenes Land in Europa stehen und die genauso mutig wie seinerzeit Kreisky -bei Bedarf- auch gegen die italienische Regierung öffentlich Stellung beziehen.

Und wenn die SPÖ Kreisky heute schon feiert, dann sollte sie sich vor allem diesbezüglichan ihm orientieren: Es ist äusserst wichtig, auf das Volk zu hören, aber auf keinem Fall Populismus leben. Tja hat die SPÖ wohl noch Einiges zu lernen…

…mal ganz abgesehen davon, dass Kreisky in seinen letzten Jahren mit der SPÖ selbst nicht mehr wirklich konnte…

Sonntag, 7. Februar 2010, von Elmar Leimgruber

Dem Vater der Südtirol-Autonomie, Silvius Magnago, alles Beste zum 96. Geburtstag

Alt-Landeshauptmann Silvius Magnago stößt auf seine 96 Jahre mit Landeshauptmann Luis Durnwalder und Landesrat Richard Theiner an.
Südtirols Landeshauptmann Durnwalder (rechts) und SVP-Obmann Theiner (links) gratulieren Alt-Landeshauptmann Silvius Magnago (Bildmitte) zum 96. Geburtstag.
Foto: LPA

Südtirols Alt-Landeshauptmann Silvius Magnago feierte am Freitag seinen 96. Geburtstag. Luis Durnwalder, der aktuelle Südtiroler Landeshauptmann und Richard Theiner, der Obmann der Südtiroler Volkspartei (SVP), dessen Position Magnago ebenfalls innehatte, gratulierten dem Alt-Landeshauptmann.

Er habe, erklärte der Landeshauptmann, seinem Amtsvorgänger und dem Vater der Südtiroler Autonomie, den Dank und die Anerkennung für seine Verdienste für Südtirol auch vonseiten der Landesregierung und stellvertretend für die gesamte Bevölkerung ausgesprochen. Als Geschenk wurde Silvius Magnago unter anderem ein Korb mit Südtiroler Spezialitäten überreicht.

In den 50er-Jahren wehte ein eisiger Wind aus Rom Richtung Südtirol. Die österreichische Aussenpolitik versuchte vergeblich, die Umsetzung des sogenannten Pariser Vertrages (Gruber-De-Gasperi-Abkommen) einzufordern: Die römische Regierung sah das Südtirolproblem als innerstaatliche Angelegenheit an und den Pariser Vertrag bezüglich der Autonomie als erfüllt. Außerdem förderte die römische Regierung eine starke Zuwanderung von Italienern nach Südtirol und damit eine immer stärkere Italienisierung des Landes.

Daraufhin hielt die Südtiroler Volkspartei am 17. November 1957 eine Protestkundgebung auf Schloss Sigmundskron ab. Dort forderte der damalige Parteiobmann der SVP, Silvius Magnago mit dem “Los von Trient” eine eigene Autonomie für Südtirol. Nachdem die italienische Regierung abblockte und auch die Interventionen Österreichs nichts fruchteten, brachte der damalige österreichische Außenminister (und spätere Bundeskanzler) Bruno Kreisky das Südtirolproblem vor die Vereinten Nationen (UNO). Die UNO-Vollversammlung forderte 1960 und 1961 Österreich und Italien auf zu verhandeln und eine Lösung hinsichtlich der Durchführung des Pariser Vertrages zu finden. Daher ehrt die Südtiroler Geschichte Silvius Magnago als Vater der Autonomie bzw. des Südtirol-Paketes. Bis zur endgültigen Realisierung der Autonomie Südtirols dauerte es allerdings noch bis 1992, was aber bei weitem nicht alle Probleme zwischen Südtirol und Rom löste.

Österreich ist zwar nach wie vor offiziell Schutzmacht Südtirols. Im Gegensatz zu Kreisky, der Südtirol keinesfalls als inneritalienische Angelegenheit betrachtete, scheinen die aktuellen Probleme und Anliegen Südtirols beim offiziellen Österreich auf Gleichgültigkeit und Beschwichtigungen zu stossen. Dieses Desininteresse Österreichs sorgt in Südtirol zunehmend für Enttäuschung, Unmut und Frust.

Montag, 11. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

“Österreich” hetzt gegen Flüchtlinge

Als ob die höchst emotionale Diskussion in Österreich wegen mehreren Landtagswahlen im heurigen Jahr um ein drittes Asylerstaufnahmezentrum nicht schon schlimm genug wäre (siehe dazu u.a. meinen Kommentar hier vor ein paar Tagen): Die Zeitung “Österreich” gab ihrem Hauptaufmacher den zutiefst problematischen Titel “Die erste Umfrage: Mehrheit ist gegen weiteres Asyl-Lager” und auch der Artikel selbst hat dasselbe Unwort im Titel: “Österreicher gegen Asyl-Lager“. Kann man noch tiefer sinken? Im Zusammenhang mit Nicht-Verbrechern von einem “Lager” zu sprechen, noch dazu in Bezug auf -durch die UNO schutzwürdige- Flüchtlinge, ist höchst bedenklich und verabscheuungswürdig, ja Volksverhetzung, was gerade Medienmacher wissen und daher tunlichst vermeiden sollten.

Wen wunderts da, wenn Innenministerin Fekter (ÖVP) einerseits bei ihrem Plan, ein weiteres Erstaufnahmezentrum zu errichten, bleibt, aber die Flüchtlinge vor der Öffentlichkeit wegsperren will.

Und beim Scharfmacher-Auftreten von Kanzler Faymann und seinen Genossen in der Regierung gegen diesen im Koalitionsabkommen vereinbarten Plan: wen überrascht es da noch, dass sich laut der von “Österreich” zitierten Umfrage ausgerechnet 70 Prozent der bekennenden SPÖ-Wähler (nur die FPÖ-Wähler sind mit 81% noch geschlossener dagegen) gegen ein drittes Asylantenheim aussprechen…

Tja, um Wahlen zu gewinnen, verstösst man offenbar gern auch gegen eigene angeblich so wichtige Werte…

Sonntag, 10. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Asylfall Arigona Zogaj: Sachlichkeit ist gefragt

Ich habe mir lange überlegt, ob ich zu solch einem emotional so hochgeladenen Thema überhaupt Stellung beziehen soll. Da es aber dermassen die Gemüter auf beiden Seiten (“Gutmenschen” und Hardliner) erhitzt, halte ich es für angebracht, auch meinen Senf dazu abzugeben: Ich schicke voraus, dass ich grundsätzlich ein Befürworter des “humanitären Bleiberechts” bin: aber so wie in diesem konkreten Fall gehts absolut nicht:

Weil viele, die jetzt darüber diskutieren, offenbar nicht darüber informiert sind: zur Geschichte der Zogajs in Kürze (in Ausklammerung jener Menschen, die sich aus emotionalen Gründen für oder gegen deren Bleiberecht aussprechen): Arigona Zogajs Vater kam (nachdem er laut “News” unrechtmässig den LKW seines Arbeitgebers im Kosovo verkauft hatte) 2001, also zu einem Zeitpunkt, wo der Krieg im Kosovo schon längst zu Ende war, illegal (!) nach Österreich und suchte anschliessend um Asyl an. Obwohl sein Asylantrag bereits im Mai 2002 abgelehnt wurde, kamen im Herbst desselben Jahres auch seine Frau und seine fünf Kinder (ebenfalls illegal durch Schlepper) nach Österreich. Sowohl der Rekurs im Asylverfahren als auch der Antrag auf Erstniederlassung gingen für die Zogajs negativ aus und so wurde 2007 deren Ausweisung beschlossen. Und dem stimmte auch die Übergangsverwaltung der Vereinten Nationen (UNO), die für den Kosovo, der inzwischen übrigens sogar von der EU als selbständiger Staat anerkannt wird, zuständig war, zu.

Als die Polizei die Familie abholen wollte, liess Arigona ihre Familie im Stichund floh. Ihre Geschwister und ihr Vater wurden ausgewiesen und ihre Mutter durfte vorerst in Österreich verbleiben, um ihre Tochter zu suchen. Anstatt sich jedoch später wieder ihrer Familie anzuschliessen, wandte sie sich unter anderem in Form einer Videobotschaft mit Selbstmorddrohungen an die Öffentlichkeit und wollte so die Rückkehr ihrer Angehörigen nach Österreich erpressen, was zu mehreren Aufschüben ihrer Ausweisung führte.

Durch den öffentlichen massiven Druck bedingt durfte Arigona anschliessend bis zur Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs in ihrer Causa zusammen mit ihrer Mutter in Österreich bleiben. Ende 2007 bestätigte das Höchstgericht die bisherigen Urteile und entschied gegen ein Bleiberecht der Familie und so sollten auch Arigona und ihre Mutter (nicht sofort, sondern) nach Ende der Pflichtschule im Sommer 2008 ausgewiesen und wieder mit ihren Angehörigen im Kosovo zusammengeführt werden.

Mutter Zogaj unternahm dann 2008 einen Selbstmordversuch, was zu psychiatrischer Behandlung führte und Vater Zogaj verliess seine bisher mit ihm lebenden Kinder im Kosovo. Diese liessen sich durch Schlepper nach Ungarn bringen, stellten dort -nachdem sie von der Polizei aufgegriffen worden waren- einen Asylantrag und drei davon reisten daraufhin im Dezember 2008 wiederum illegal in Österreich ein. Innenministerin Fekter prüfte indes, ob aufgrund des Dublin-Abkommens eine Zusammenführung in Ungarn möglich wäre. Die zwei älteren Brüder Arigonas kündigten an, freiwillig in den Kosovo zurückzukehren und bei einem wurde bei der Ausreise ein Schlagring vorgefunden, der in Österreich unter das Waffengesetz fällt und wofür er bis zu einem Jahr Haft erhalten könnte. Und schon kurz darauf wurden die beiden erneut ein Österreich aufgegriffen und stellten wiederum einen Asylantrag; sie kamen daufhin in Schubhaft und reisten anschliessend freiwillig zurück in den Kosovo.

Im November 2009 kam dann der endgültige negative Asylbescheid für Arigona und der damit verbundene endgültige Abschiebebefehl. Und wieder gab es Selbstmorddrohungen von Seiten Arigonas.

Und nun zu meinem Standpunkt in dieser Causa: Ich bin im Grunde Befürworter eines “humanitären Bleiberechts”, aber nicht im Fall von Arigona Zogaj. Und voll allem ist sie keinesfalls -wie vom Magazin “profil” betitelt – “Mensch des Jahres 2008″: Was hat sie 2008 oder auch die Jahre vorher an Positivem für die Allgemeinheit, speziell für Österreich geleistet, um diese Auszeichnung zu verdienen?

In ihrem Fall bzw. bei ihrer Familie gab es im Gegenteil Jahr für Jahr neue Erpressungsversuche und ständig neue öffentlichkeitswirksame Aktionen, um anders behandelt zu werden als andere Asylwerber. Ohne diese vollkommen unnötigen Aktionen würde Arigona vermutlich schon lange ein humanitäres Bleiberecht in Österreich geniessen. Und dies, obwohl auch das diskriminierend gegenüber all jenen Asylwerbern wäre, die ein Bleiberecht vielleicht mehr verdienen, weil sie beispielsweise aus einem aktuellen Kriegsgebiet oder einem Land kommen, in dem nachweislich politisch verfolgt wird. Diese sind übrigens auch die einzigen Gründe, die nach aktuellem österreichischen Asylgesetz auch tatsächlich zu einem positiven Asylbescheid führen.

Die Schlussfolgerung muss also lauten: Die Republik Österreich darf sich auf keinem Fall, auch nicht in Asylfragen erpressen lassen. Und wenn man zudem bedenkt, dass Österreich aktuell europaweit laut eurostat nicht rigoros entscheidet, sondern im Gegenteil bei der Flüchtlingsanerkennungsrate (mit 62 Prozent Ja bereits in erster Instanz) im Spitzenfeld steht und die Zogajs daher wohl aus guten Gründen in allen Distanzen das Verfahren verloren haben, muss die Abschiebung der Zogajs nun auch umgesetzt werden, will man Justiz und Rechtsstaat nicht der Lächerlichkeit preis geben.

Es wäre zudem höchst an der Zeit, alles daranzusetzen, dass Asylverfahren nicht mehr jahrelang dauern und alle Beteiligten quälen, sondern rasch und zügig abgeschlossen werden. So wird jenen Asylwerbern, gegen deren Aufnahme entschieden werden muss, nicht unnötig lange Hoffnung gemacht, dass es klappen könnte. Und jene Einwanderer, die einen positiven Bescheid erhalten, könnten sich sofort in die österreichische Gesellschaft integrieren. Dazu ist es aber nötig, dass sie neben ihrer Aufenthaltsbewilligung auch sofort eine Arbeitserlaubnis erhalten.

Zum Thema Asyl in Österreich habe ich übrigens schon kürzlich hier schon geschrieben.