Donnerstag, 20. Januar 2011, von Elmar Leimgruber

Österreichs Unternehmen sollen Unis mitfinanzieren

Haupt-Uni Wien

Während sich in Österreich nach wie vor viele eine Vollfinanzierung der Universitäten durch die öffentliche Hand erwarten, investieren in Deutschland bereits jetzt rund 60 Prozent der Unternehmen in Hochschulbildung. Dies teilt der deutsche Stifterverbund mit. Es ist also durchaus wünschenswert, wenn auch in Österreich viele Unternehmen in die Universitäten investierten. Sorgen um die Unabhängigkeit der Forschung wären meines Erachtens nur berechtigt, wenn einige wenige einflussreiche Unternehmen viel Geld in die Unis steckten.

Österreich aber ist anders: Jede Instituation mit viel Geld will ihr eigenes Süppchen kochen, weswegen es ja auch Unmengen an Fachhochschulen gibt, deren Sinnhaftigkeit (nicht grundsätzlich, aber dennoch konkret) angezweifelt werden kann und muss. Und natürlich kann man sich von Unternehmen, die bereits FHs finanzieren, nicht erwarten, dass sie auch noch Universitäten zusätzlich unterstützen. Aber letztlich geht es um die Universitäten in Österreich, die die eigentlichen Akademikerschmieden des Landes sind.

Und wenn diese -wie es heisst- nicht so ausbilden, dass nach dem Studienabschluss die Voraussetzungen für die Beschäftigung in den Unternehmen gegeben sind, dann sind die Lehrpläne falsch. Und dann müssen Unis inhaltlich reformiert werden. Sinnlose Eigenbrötlerei, auch in Form der Gründung ständig neuer FHs ist jedenfalls abzulehnen. Es muss im Sinne der Politik, der öffentlichen Hand und der Wirtschaft sein, dass die Universitäten ein hohes und effizientes Ausbildungsniveau bieten, das den Akademikern Türen und Tore zu ihrer beruflichen Zukunft öffnet.

Ich will damit keine Privatiniativen verbieten -natürlich soll die Gründung von FHs in einer Demokratie möglich sein- ob sie (in vielen Fällen) sinnvoll sind, ist eine andere Frage. Viel sinnvoller wäre es, wenn ähnlich wie in die Deutschland all jene Unternehmen, denen die Berufsausbildung ihrer künftigen Mitarbeiter wichtig ist (was hoffentlich so ist), in Ausbildungs-Stiftungen einzahlen, die damit direkt die Universitäten -neben der öffentlichen Hand- mitfinanzieren. Natürlich muss das Spektrum der Unternehmen möglichst breit sein, um zu verhindern, dass ein paar grosse Unternehmen über die Universitäten regierten. Das Geld zur Mitfinanzierung der universitären Ausbildung ist auch in Österreich vorhanden, nur wird  es hierzulande (als Privatvergnügen?) in Privat-Unis und in FHs investiert anstatt an die Unis.

Doch zurück zur soeben veröffentlichten deutschen Studie im Detail: Jedes fünfte deutsche Unternehmen hat in einer aktuellen repräsentativen Umfrage angegeben, dass es 2010 seine Ausgaben für akademische Bildung im Vergleich zum Vorjahr erhöht hat. Weniger als jedes zehnte Unternehmen habe dagegen seine Investitionen gesenkt. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) und des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft, die erstmals den Beitrag der Wirtschaft zu Studium und Hochschullehre ermittelt hat. Gefragt wurde unter anderem nach der Finanzierung von Stipendien, Stiftungsprofessuren, studentischen Praktika, dualen Studiengängen, Sach- und Finanzspenden an Hochschulen. Die Studie ist soeben zur Vorstandsitzung des Stifterverbandes mit den Spitzen der deutschen Wirtschaft erschienen und online abrufbar unter www.stifterverband.info .

Rund 60 Prozent der Unternehmen in Deutschland investieren in Hochschulbildung. Bei Unternehmen zwischen 50 und 250 Mitarbeitern ist es jedes zweite, bei Großunternehmen sind es sogar 75 Prozent. Insgesamt fördert die Wirtschaft Studierende und Hochschulen mit 2,2 Mrd. Euro.

Am stärksten unterstützen die Unternehmen die Studenten und ihre Ausbildung im Unternehmen: Dafür gaben Unternehmen 2009 insgesamt rund 1,5 Milliarden Euro aus, darunter 41 Millionen Euro für Stipendien. Für die Ausstattung der Universitäten und Fachhochschulen wurden 2009 fast 642 Millionen Euro – also ein gutes Viertel der gesamten Förderung – aufgewendet, wobei allein 485 Millionen Euro für Stiftungsprofessuren, den Bau neuer Gebäude oder als allgemeine Spende vorgesehen waren. Sachspenden machten immerhin 157 Millionen Euro aus.

Mittwoch, 12. Januar 2011, von Elmar Leimgruber

Über Miesmacher, die “kleine Herde” und die Gottesfrage

Kardinal Christoph Schönborn wünscht sich die Beschäftigung mit der Gottesfrage

87.000 Menschen traten im Jahr 2010 aus der Katholischen Kirche in Österreich aus. Dies teilte die Bischofskonferenz mit. Und ja, es stimmt, was der Vorsitzende der Bischofskonferenz Kardinal Christoph Schönborn dazu sagte: Glaube ist heute kein Mitläufertum mehr, weil es unattraktiv scheint, kirchlich gebunden zu glauben. Und es stimmt auch, dass es zunehmend mehr Erwachsene gibt, die sich nicht für einen individualisierten Glauben (einer der eigenen Lebenssituation angepasster, aber nicht wirklich kirchlicher Glaube), sondern bewusst für den aktiven katholischen Glauben entscheiden, was auch durch zahlreiche Erwachsenentaufen belegt wird. Insofern hat sich der Glaube tatsächlich von einem Traditionschristentum hin entwickelt zu einem Entscheidungschristentum, wie dies Kardinal Schönborn erklärte.

Dass sich der Wiener Erzbischof -und nicht nur er, sondern auch und vor allem der derzeitige Papst Benedikt XVI.- wünscht, dass seine “Schäfchen” nicht blinde Mitläufer sind, die sich durch Skandale erschüttern lassen, sondern fest im Glauben stehen, ist ja auch vollkommen nachvollziehbar. Vor allem Benedikt (damals noch Kardinal Ratzinger) ließ schon in seiner Zeit noch als Präfekt der Glaubenskongregation aufhorchen, als er sich in Interviews durchaus kritisch zum deutschen und österreichischen Kirchenbeitragssystem äusserte und meinte, dass dessen Aufhebung wohl zu einer Konzentration auf das “Wesentliche des Glaubens” führen würde. Und Kardinal Ratzinger war es auch, der immer wieder auch die Vision der “kleinen”, aber dafür streng gläubigen “Herde” proklamierte.

Papst Benedikt XVI. auf Besuch im Stift Heiligenkreuz, damals (1989) noch Kardinal Josef Ratzinger, Präfekt der Glaubenskongregation

Insofern ist auch die “schmerzliche Gelassenheit” von Kardinal Schönborn angesicht der grössten Kirchenaustrittswelle seit 1945 sehr nachvollziehbar. Was aber sowohl den Wiener Erzbischof als auch Papst Benedikt XVI. schon seit Jahren schwer verärgern dürfte, ist, dass kein Kirchenskandal wirklich jene zum Austritt aus der Kirche bewegen konnte, die zu den schärfsten kircheninternen Kritikern gehören und (aus hierarchischer Sicht) die “Miesmacher” innerhalb der Kirche sind. Es treten ja großteils Menschen aus der katholischen Kirche aus, die oft schon lange nicht mehr am kirchlichen Leben teilnehmen, jedoch meist nicht jene, die im kirchlichen Umfeld aktiv sind und “tiefgreifende kirchliche Reformen” einfordern.

Es mag schon stimmen, dass es sich hier teilweise um echte Miesmacher handelt. Vielleicht handelt es sich aber manchmal aber auch um Menschen, die tatsächlich ihrer Kirche zutiefst verbunden sind und dennoch ehrlich an ihr leiden: Ungläubigen Menschen beispielsweise wäre es wohl gleichgültig, wenn sie als Geschiedene keine neue -kirchlich akzeptierte- Beziehung haben dürfen. Und genauso wäre es wohl ungläubigen Homosexuellen egal, ob die katholische Kirche ihre Lebensituation akzeptiert oder nicht. Wenn Betroffene aber darunter leiden, dass sie in der katholischen Kirche nicht so angenommen werden, wie sie sind, dann zeigt dies wohl auch, dass sie sich als gläubige kirchlich-fühlende Menschen empfinden. Und was wäre das für eine wahre Kirche Jesu Christi, der nur die Anzahl der Gläubigen, aber nicht jeder einzelne Mensch wichtig wäre? Und wie würde der gute Hirte selbst wohl über seine Kirche urteilen, wenn Menschen, die aus tiefstem Herzen glauben, aber auch leiden, weil sie sich in der katholischen Kirche nicht zu Hause, geborgen und bedingungslos geliebt fühlen dürfen.

Aber im Grunde haben sowohl Papst Benedikt XVI. als auch Kardinal Schönborn in ihren Anliegen Recht: Mitläufertum ist -weil unzuverlässig- entbehrlich: Die katholische Kirche als anonyme, halbherzige und unbedeutende Massenansammlung ist langfristig betrachtet, uninteressant. Der erwünschte Frühling in der Kirche ist nur möglich, wenn sich einzelne Menschen aktiv und bewusst für den Glauben und für eine intensive Gottesbeziehung entscheiden. Dies aber hat mit (bestehenden und zu ändernden kirchlichen) Strukturen im Prinzip überhaupt nichts zu tun, sondern hier geht es letztlich um persönliche verantwortungsvolle Entscheidungen, denen man sich als reifer Mensch stellen sollte und zwar immer wieder. Diese aktiven und bewussten Entscheidungen bereichern unser Leben und zeigen auch, wofür wir stehen.

Samstag, 1. Januar 2011, von Elmar Leimgruber

Die redakteur.cc-Jahres-Charts 2010

www.redakteur.cc: Täglich neu und hintergründiger informiert.
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Vorweg: Ja, es ist enttäuschend, dass anspruchsvolle und wichtige Kommentare und Beiträge eher weniger gelesen wurden und dass ausgerechnet ein eher unwichtiger Artikel (über die Autobahnvignette 2011) der mit Abstand meistgelesenste auf redakteur.cc ist. Um so erfreulicher ist es freilich, dass in den Top 20 2010 immerhin etwa die Hälfte der meistgelesensten Beiträge Kommentare sind und dass gleich vier von 20 Charthits Südtirol betreffen. Dankeschön jedenfalls allen Leserinnen und Lesern.

Vorausgeschickt sei auch, dass die Home page (also redakteur.cc) weitaus am häufigsten (18 mal so häufig wie Einzelseiten) aufgerufen wurde, was belegt, dass es sehr viele Stammleser gibt, die täglich bzw. regelmässig hier zu Gast sind. An zweiter Stelle im Infobereich interessierte Persönliches, gefolgt von Aktuelle Unwetterwarnungen: Österreich, Südtirol, Deutschland, Schweiz, In eigener Sache, Radiowellness.at, Das aktuelle Europa-Wetter (mit Prognosen), Kontakt, Impressum und Disclaimer, V.I.P-Bereich und schliesslich EUROPA, JA BITTE! EU-Kommentar von Elmar Leimgruber.

Und hier sind sie nun im Detail: Die meistgelesensten Beiträge 2010 auf redakteur.cc, kulturia.com, meinsenf.net elmadon.com und magnamgloriam.com:

01. Autobahn-Vignette 2011 wird mango und teurer

02. FH-Ranking 2010: OÖ, Joanneum Graz und MCI Innsbruck führen an

03. Das sind die ORF-”HELDEN VON MORGEN”

04. Deutsche Fussball-Nationalmannschaft trainiert in Girlan (Südtirol) für die WM

05. Was kratzt Österreich schon die Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler

06. Die Stadt Wien verkauft Müllautos – Jetzt wird versteigert:-)

07. In Gedenken an Hans Hermann Kardinal Groer

08. Weltpremiere der Oper “Luther” von Roland Baumgartner und Rolf Rettberg in Hof

09. Österreichischer TV-Preis Romy 2010 am 17. April

10. Neue Bahnverbindung zwischen Moskau und Nizza über Bozen (Südtirol)

11. Mobiles Internet in Österreich: Datenstau statt Breitband

12. Österreich wird sterben – Kommentar zum Budget 2011

13. Nix ist Pink an Josef Pröll – Ehrenrettung naht:-)

14. Über den Wahrheitsgehalt von Werbeaussagen am Beispiel Danone

15. Wiener Linien senken Jahreskartenpreis auf 99 Cent pro Tag*

16. Österreich, Land der rauchenden Kinder – Öffentliches Bewusstein muss sich ändern

17. Wien: Italienischer Botschafter regt neues Toponomastik-Gesetz für Südtirol an

18. 4.+5. Juni: 31. Österreichisches Blasmusikfest 2010 in Wien

19. Reduzierter Sommerfahrplan der Wiener Linien (Info + Kommentar)

20. Proteste gegen Abriss der Wiener Baumgarten-Kapelle (Info + Kommentar)

Freitag, 24. Dezember 2010, von Elmar Leimgruber

Über das Christkind und seine Nachfolger

Tradionell mag das weihnachtliche Schenken wohl in Folge der Verehrung des heiligen Nikolaus von Myra (lebte und wirkte als Bischof im 4. Jahrhundert) begonnen haben, der durch Wohltätigkeit auszeichnete und aus reichem Hause stammend- sein gesamtes Vermögen verschenkte und dessen Verehrung als Heiliger daher auch sogleich nach seinem Tod einsetzte.

Es mag auch sein, dass der rebellische Martin Luther, dem jegliche Heiligenverehrung zuwider war, im 16. Jahrhundert, diese gute jahrhundertealte Tradition, sich am 6. Dezember im Gedenken an den heiligen Nikolaus gegenseitig zu beschenken, abschaffte und daher das Christkind “gründete”, um zurück zu Christus zu führen. Hätte Luther aber damit -wie dies manche Quellen behaupten- eine gänzlich neue unbiblische Person, ein Gott zur Seite stehendes weibliches engelhaftes Christus helfendes Wesen,”erfunden”,  würde dies genauso von Gott und von Christus ablenken; somit bezweifle ich dies.

Hat Luther aber mit der Bezeichnung Christkind tatsächlich auch das Kind Christus verstanden, dann würde dies wirklich auf das eigentliche christliche Zentrum von Weihnachten lenken und daher auch tatsächlich Sinn ergeben: Gott wird Mensch, ja Kind.

Wir beschenken uns zu Weihnachten gegenseitig. Wenn dies aus reinem Herzen und guter Absicht (also nicht aus Egoismus, Nützlichkeit oder gar Zwang) geschieht, also wirklich um einander Gutes zu tun und uns gegenseitig zu erfreuen, dann ist dies direkt oder indirekt eine gute Tat, die an das erinnert, was vor über 2000 Jahren geschah:

Der unendliche Gott ist Mensch geworden, der Gesalbte (Christus) wurde Kind, Gott wurde Christus, das Kind, das Christkind. Er hat uns zuerst beschenkt und so beschenken wir uns gegenseitig: hoffentlich nicht nur, aber besonders zu Weihnachten. Dann ergibt Weihnachten auch tiefen Sinn, Bedeutung für unser Leben.

Und was ist nun mit dem Weihnachtsmann? Die deutsche Bezeichnung unterscheidet sich ja leider massgeblich vom englischen Original Santa Claus. Und damit wären wir wiederum beim heiligen Nikolaus angelangt. Richtig populär und umrankt von zahlreichen Legenden (rote Kleidung, Nordpol, Rentiere…) wurde er allerdings erst im 20. Jahrhundert durch eine Getränkefirma, die ihn auch medial entsprechend vermarktete.

IDas Christkind in der Krippem Grunde sind also alle drei grossen Traditionen christlichen Ursprungs und haben so auch ihre Berechtigung.

Das eigentliche Zentrum aber ist und bleibt die einmalige Menschwerdung Gottes in seinem Sohn Jesus Christus, der sich auch nicht zu schade dafür war, einfaches Christkind für uns alle zu werden (also nicht als König oder gar Feldherr zu erscheinen) und uns so alle ein für alle Mal mit seiner Gnade zu beschenken.

In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern von redakteur.cc, kulturia.com und meinsenf.net besinnliche, friedliche, gesegnte, beschenkte und erholsame Weihnachtstage.

Elmar Leimgruber

Freitag, 17. Dezember 2010, von Elmar Leimgruber

Über die Autofahrer als Melk-Kuh aller (Info und Kommentar)

Nachtverkehr am Wiener Ring

Wer als Autofahrer in den letzten Tagen die nach oben steigenden Spritpreise wahrgenommen hat, dachte vielleicht daran, dass die Regierung ja eine Erhöhung der Benzinpreise durch Steuern beschlossen hat. Doch falsch gedacht: Das mit der Spritsteuererhöhung stimmt zwar, aber das kommt erst noch auf uns zu: Durch die Erhöhung der Mineralölsteuer werden ab Jänner um vier Cent je Liter Benzin und um fünf Cent je Liter Diesel (ohne Mehrwertsteuer) eingehoben. Aber jetzt schon ist Eurosuper um 8,8 Prozent (9,9 Cent) teurer als im Dezember des Vorjahres. Diesel kostet um 12,9 Prozent (13,2 Cent) mehr als im Dezember 2009. Das zeigt eine bundesweite AK Treibstoffpreis-Analyse von Anfang Dezember bei 1.474 Tankstellen.

Die Arbeiterkammer (AK) fordert daher jetzt eine sozial gerechte Pendlerpauschale und dass die bisherigen Freibeträge in Absetzbeträge umgewandelt werden. So würden auch jene entlastet, die weniger verdienen. Außerdem soll es bei den Spritpreisen mehr Klarheit geben. Bei der neuen Spritpreis-Verordnung ist der geplante neue Preisänderungs-Zeitpunkt zwölf Uhr nicht konsumentenfreundlich. Die AK verlangt neun Uhr – da hier der Spielraum für Preissenkungen bis hin zum Abend länger ist. Denn die Autofahrer haben sich jetzt schon daran gewöhnt, dass die Spritpreise abends am niedrigsten sind und so ihr Tankverhalten darauf abgestellt, sagt die AK.

Damit die Konsumenten noch mehr Klarheit bei den Spritpreisen haben, verlangt die AK eine bundeseinheitliche Produktenreihenfolge und Mindestschriftgröße an den Anzeigetafeln. Außerdem soll ein tägliches Spritpreis-Monitoring beim Wirtschaftsministerium eingeführt werden. Vor den Feiertagen sollte zudem die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) die Preispolitik der Mineralölfirmen genauer unter die Lupe nehmen, zum Beispiel durch Einrichtung eines “Feiertagszuschlag-Monitors”.

Die AK Treibstoffpreis-Analyse zeigt zudem: Diskonter sind günstiger als Markentankstellen: 3,3 Cent pro Liter bei Super und 3,7 Cent bei Diesel. Und an den Autobahn-Tankstellen sind die Preise extrem hoch – wenn möglich, sollten hier Stopps vermieden werden: hier beträgt der Preisunterschied 9 bzw. 10 Cent, was bei einer Tankfüllung bis zu 6 Euro mehr kosten kann, so die AK.

Die durchschnittlichen Preisunterschiede zwischen den “günstigeren” Bundesländern (Oberösterreich, Niederösterreich, Burgenland und Wien) und den teuersten Bundesländern (Vorarlberg und Tirol) betragen bei Eurosuper drei Cent pro Liter und bei Diesel 3,6 Cent pro Liter. Auch innerhalb von Wien und sogar innerhalb einzelner Bezirksgrenzen in Wien  sind die Preisunterschiede groß:

Autofahrer können sich bei Eurosuper zwischen dem teuren ersten Bezirk und dem fünften Bezirk 17,5 Cent pro Liter sparen, bei Diesel 19,2 Cent pro Liter. Innerhalb des zehnten Bezirks zum Beispiel gibt es für Eurosuper einen Preisunterschied bis zu 14 Cent pro Liter – immerhin mehr als acht Euro für eine Tankfüllung. Bei Diesel beträgt die Preisdifferenz allein im ersten Bezirk bis zu 16 Cent pro Liter – also fast zehn Euro für einen Tank.

ÖBB City Shuttle in Wien Meidling

Und hier gibts nun meinen Senf dazu:

Zum einen halte ich die Erhöhung der Sprit-Steuer  -wie bereits kommentiert- zwar für schmerzhaft, aber vor allem in Zeiten des Sparens nicht nur für gerechtfertigt, sondern auch für gerecht: Wer mehr mit dem Auto unterwegs ist, bezahlt auch mehr. Andererseits: Will man nicht nur mehr Steuern eintreiben, sondern auch was für die Umwelt (und nein liebe Grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou: Geschwindigkeitsbeschränkungen auf 30 km/h in Wien schützen nicht die Umwelt, sondern führen zur Dauerumweltbelastung durch Stau; und vor allem: Taxis sind keine zu fördernden öffentlichen Verkehrsmittel!) tun, ergibt es nicht wirklich einen Sinn, die Vielautofahrer mit Penderpauschalen zu belohnen. Da wäre es viel sinnvoller zu überprüfen, wer das Auto für die Fahrt in die Arbeit auch tatsächlich benötigt:

Wer eine Pendlerpauschale benötigt, weil auf der entsprechenden Strecke keine öffentlichen Verkehrsmittel in vernünftigen pendlerfreundlichen Intervallen verkehren können, braucht natürlich finanzielle Entlastungen. In allen anderen Fällen gehören zunächst die öffentlichen Verkehrsmittel massiv ausgebaut (hier müssen -bestensfalls durch die AK finanzierte sinnvolle Bedarfsanalysen her) und deren Intervalle den Bedürfnissen der Pendler angepasst. Dass Zug- und Bus-Strecken eingespart werden, ist aber oft gerade dort nicht nachvollziehbar, wo der Bedarf für Öffis zwar gegeben wäre, sie aber mangels sonderbarer Fahrtzeiten und Intervalle und anderer Anreize dennoch nicht genützt werden. Da muss sich ernsthaft und nachhaltig was ändern, übrigens auch was die vielen -dank gut ausgebautem Öffinetz- keinesfalls notwendigen (weil weder für Transporte benötigt, noch das passende Öffi fehlt) Autofahrten in Wien selbst betrifft.

Wo aber genügend -auch zeitlich passende- öffentliche Verkehrsmittel auf der Strecke vorhanden sind, und der Pendler zudem keinen “fahrenden” Beruf ausübt, gehören die Pendlerpauschalen gestrichen: Das klingt zwar hart, halte ich aber für richtig: Wer zwar die öffentlichen Verkehrmittel als Pendler benützen kann (weil ideale Intervalle und Abfahrszeiten gegeben sind) und ohne Notwendigkeit (das wären z.B. für Transporte) das eigene Auto für den Weg in die Arbeit verwendet, sollte dafür nicht auch noch mit einer Pendlerpauschale belohnt werden. Das ist zwar hart, halte ich aber für richtig so: Wer freiwillig nicht auf Bahn und Bus umsteigt, zahlt auch voll.

Und nun zum eigentlichen Spritpreis zurück: Es fällt echt schon auf, dass immer dann, wenn im Sommer die Hauptreisezeit beginnt oder im Winter die Kälte einbricht, aus heiterem Himmel die Spritpreise steigen. Und dies hat sehr oft nicht, wie man vermuten möchte, mit einer Erhöhung des Rohölpreises zu tun, sondern -wie es von Seiten der Erdöl-Firmen heisst- mit der steigenden Nachfrage.

Für mich klingt das zynisch, auch wenn Wirtschaft leider oft so funktioniert: Brauchst du etwas Sprit, zahlst du den üblichen Preis, brauchst du mehr Sprit, zahlst du pro Liter mehr und brauchst du ihn wirklich, dann zahlst du dich dumm und dämlich. Aber so kanns einfach nicht sein, vor allem nicht bei einem alltäglichen Gut: Es wäre ja auch undenkbar, dass die Preise für Milch und Brot dann steigen, wenn man besonders hungrig ist. Hier müsste der Wirtschaftsminister regulierend eingreifen und genau solches Ausbeuten der Bevölkerung durch die Erdölfirmen gesetzlich unterbinden. Auch hier gehe ich also mit meinem Standpunkt weiter als die Arbeiterkammer.

Einer Meinung bin ich hingegegen mit deren Forderung, dass die Preisschilder der Tankstellen einheitlich grösser sein müssen und dass -nicht wie jetzt vorgesehen- erst nach 12 Uhr der Sprit nicht mehr erhöht werden darf, sondern bereits ab 9 Uhr: das wäre wirklich konsumentenfreundlich. Dass aber die Autofahrer -wo man in Österreich zunächst schon durch die NOVA (“Luxus”-Steuer beim Kauf eines Fahrzeuges) bestraft wird und jetzt zudem die Spritsteuer erhöht wird- auch von Seiten der Erdölindustrie immer dann besonders abgezockt wird, wenn man den Sprit am nötigsten hat, das ist untolerierbar und muss ein Ablaufdatum haben.

Montag, 13. Dezember 2010, von Elmar Leimgruber

Wikileaks und die Folgen

Wikileaks-”Chef” Julian Assange
Foto: Espen Moe, CC Lizenz

Genaugenommen stehen weder das in die Schlagzeilen geratene Wikileaks noch dessen Gründer Julian Assange für die so bedeutsamen Begriffe wie Meinungs- und Pressefreiheit. Zum einen handelt es sich hier nicht um Meinungen im eigentlichen Sinn, sondern um unkommentierte Kopien von bestehenden Schriftwerken. Und zum anderen ist das reine Kopieren und Publizieren derselben auch nicht wirklich eine Pressetätigkeit, sondern maximal eine Publikation, allerdings ohne eigenen redaktionellen Verdienst.

Und trotzdem fasziniert mich Wikileaks und ich bin dankbar dafür, dass es existiert, denn es schafft und bewirkt eine Demokratisierung des Internets (wie schnell auch Assanges Fans auf seine Verhaftung- auf die ich bewusst nicht inhaltlich eingehe- reagierten, ist schon beeindruckend und zeigt, dass sich das Internet -Gott sein Dank- so leicht nicht zensurieren lässt), die offenbar selbst die USA beängstigt. Und ja: es spricht auch überhaupt nix dagegen, dass irgendwelcher diplomatischer Hick-Hack auf Wikileaks zu lesen ist. Ich finde dies teilweise sogar äusserst amüsant. Und wer schon in der Öffentlichkeit steht als Botschafter oder was auch sonst, sollte eben mehr als sonst wer darauf achten, was er sagt bzw. schreibt.

Ich trete also für diese Demokratisierung ohne wenn und aber ein: Wikileaks und auch andere ähnliche Webseiten (die WAZ, die letzthin Wikileaks Verantwortungslosigkeit vorgeworfen hatte, betreibt nun ein eigenes deutsches “Wikileaks”) sollen uneingeschränkt und frei agieren können. Jegliche Versuche der USA und anderer Staaten, über Geldtransaktionssperren und Ähnlichem Macht und Druck auszuüben, sind einer liberalen Gesellschaft nicht würdig. Druck von aussen ist daher strikt abzulehnen.

Und jetzt kommt trotzdem ein Aber, das sich allerdings nicht auf Vorgaben von aussen bezieht, sondern was Wikileaks selbst betrifft, also von innen her, von seinem Selbstverständnis her:

Wer weiss, welche Macht er hat, und diese nicht in Verantwortung ausübt, verliert meine Solidarität. Wikileaks hat mit der Veröffentlichung von besonders vor Terror schützenswerten Einrichtungen weltweit eine Grenze überschritten, die nicht zulässig ist. Die Veröffentlichung sollte nicht verboten werden, aber die Wikileaks-Betreiber selbst sollten den nötigen Anstand und das entsprchende Verantwortungsbewusstsein besitzen, auf solche und ähnliche Veröffentlichungen von sich aus zu verzichten. Werden hingegen weitherhin derart brisante Geheimdokumente veröffentlicht, dass damit die öffentliche und weltweite Sicherheit ernsthaft in Gefahr steht, bezweifle ich am “Heldentum” und an edlen Absichten.

Zudem beunruhigt mich, dass Russland von den bisherigen Wikilekas-Veröffentlichungen offenbar sehr begeistert ist, ein Land, wo in den letzten Jahren mehr als sonstwo gerade investigative Journalisten mit dem Leben bezahlen mussten. So erwarte ich mir in Zukunft also von Wikileaks neben mehr Verantwortungsbewusstsein mit Blick auf die Konsequenzen der Veröffentlichungen, aber auch, dass weit über den amerikanisch-westlichen und auch über jeglichen ideologischen Tellerrand hinaus ebenso interessante Dokumente veröffentlicht werden. Nun dann wird es auch den hohen Erwartungen von Demokratie und Transparenz gerecht.

Wenn beides eintritt, bin ich zuversichtlich, dass Wikileaks und ähnliche Seiten Regierungen und Institutionen (hoffentlich bald weltweit) mit ihren Veröffentlichungen dazu zwingen werden, immer unkorrumpierter und offener zu werden und Transparenz und Demokratie zu praktizieren. Das ist im Sinne aller, ausser von ein paar wenigen (derzeit viel zu) Mächtigen: Ich bin voll dafür.

Mittwoch, 8. Dezember 2010, von Elmar Leimgruber

Vom PISA-Rebell zum Polit-Aufsteiger

PISA-Rebell Nico Marchetti

Eigentlich wäre es ja nicht der Rede wert, darüber zu berichten, dass die Junge ÖVP im 10. Wiener Gemeindebezirk gestern Abend einen neuen Obmann gewählt hat: zu uninteressant und viel zu provinziell eigentlich für redakteur.cc, ein Medium, das für den gesamten deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz, Südtirol, Liechtenstein) Informationen bietet. Eigentlich. Wäre derjenige, der nun mit seinem neuen Team -übrigens einstimmig- gewählt wurde einfach irgend ein Neuer.

Hier handelt es sich jedoch um einen, der schon längst vorher nicht nur in seinem Bezirk als Bezirksgeschäftsführer bekannt war, sondern im vergangenen Jahr einen politischen Frontalangriff auf die rote Unterrichtsministerin Claudia Schmied initiierte: Als Chef der ÖVP-nahen Schüler-Union und als Bundesschulsprecher machte er öffentlichkeitswirksam auf die Anliegen und Bedürfnisse der Schüler aufmerksam und rief sogar zu einem Boykott des PISA-Tests auf, nach dem die Testbögen einfach unausgefüllt abgegeben werden sollten. Die Rede ist von Nico Marchetti.

Der bisherige Favoritner Bezirksjugendobmann Kurt Rothleitner (rechts) und sein Nachfolger Nico Marchetti, der bereits seinen Schatten vorauswirft

Er war damals nach eigenen Angaben als Bundesschulsprecher angetreten, damit die Schulpartnerschaft ernster genommen wird und damit sich die Bildungspolitik der Ministerin mehr nach den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler richtet als nach “Parteiideologien und Marketinggags  á la „Neue Mittelschule“”. Zudem machte er sich stark für die Einführung eines eigenständigen Unterrichtsfachs „Politische Bildung“ ab der Unterstufe.

Nach seinem Aufruf, die PISA-Tests zu boykottieren, bekam Marchetti nicht nur zivil- und strafrechtliche Klagen seiten des mit der in Österreich zur Durchführung der PISA-Studie beauftragten SPÖ-nahen BIFIE-Instituts, sondern auch seine eigene Partei, die ÖVP liess ihn irgendwie im Regen stehen.

Um so beeindruckender ist es, dass sich Marchetti durch diese öffentliche “Verheizung” nicht entmutigen liess, sondern weiterhin politisch aktiv blieb, wenn auch nicht mehr so in der Öffentlichkeit. Die gestrige Wahl zum “Team-Chef” der Jungen ÖVP Favoriten bieten dem inzwischen Wirtschaft Studierenden weitere Möglichkeiten, fruchtbare Ideen zu entwickeln für Favoriten (Wiens 10. Bezirk), für die gesamte Stadt Wien und vielleicht auch für “seine” Partei, die einerseits verwöhnte, andererseits orientierungslose ÖVP Wien.

Hilfreich kann dem Jugendbezirkschef unter anderem das sein, was FCG-Gewerkschafter Andreas Gjecaj beim Bezirkstag in seinem politischen Referat den jungen Schwarzen nahelegte: Die Säulen der Gesellschaft: Politik, Wirtschaft, Religion, Kultur und Wissenschaft haben ein Credo: den Menschen im Mittelpunkt. Diese Säulen müssen voneinander unabhängig sein und das Gemeinwohl im Blickpunkt haben und sie müssen in der Balance sein, sodass keine zu dominant ist, was derzeit aber bei der Wirtschaft der Fall ist, kritisierte Gjecaj.

Frischen kritischen Wind kann ja besonders die all zu an die regierende SPÖ angepasste Wiener ÖVP jedenfalls bestens gebrauchen. Wünschenswert wäre allerdings, dass die ÖVP nicht -wie “Altparteien” üblicher Weise reagieren- abblockt, sondern junge Ideen nicht nur anhört und ernstnimmt, sondern auch fördert: Immerhin wird es -längerfristig betrachtet- vor allem die Zukunft der jetzt Jungen in Wien und in Österreich sein, an die es heute schon zu denken gilt.

Dienstag, 7. Dezember 2010, von Elmar Leimgruber

Pisa und das österreichische Schulsystem

Einerseits spricht ja Einiges für die gemeinsame Mittelschule (Neue Mittelschule) aller Kinder in Österreich: So sind die Erfahrungen jener Länder, die ähnliche Schulsysteme haben, nicht immer negativ (in Südtirol beispielsweise gibts die Mittelschule für alle bereits seit 1962). Dies ist auch insofern verständlich, weil die meisten Zehnjährigen noch nicht in der Lage sind, einen Schultypus zu wählen, der für ihren möglichen Beruf eventuell relevant sein könnte. Natürlich ist es daher sinnvoll, die Kinder erst mit 14 vor diese Wahl zu stellen.

Nur -und da beginnen die eigentlichen Probleme-: Die Einführung der gemeinsamen Mittelschule hätte, wie in anderen Ländern auch, vor Jahrzehnten erfolgen müssen, und das System würde so mittlerweile vermutlich auch funktionieren. Inzwischen aber leidet Österreich  -und hier in besonderer Weise Wien- dank jahrelanger unverantwortlicher und leichtsinniger SPÖ-Förderung unter vielen (vor allem durch “Familienzusammenführungen” bedingt) Zuwanderern,  die nicht oder unzureichend die deutsche Sprache beherrschen. Dies musste in Folge natürlich vor allem in klassischen Wiener Zuwanderungsbezirken dafür sorgen, dass das Schulniveau drastisch sank. Und dies mag auch mit ein Grund sein, warum Österreich beim aktuellen PISA-Test im Lesen vom 16. auf dem 31. Platz von ingesamt 34 abstürzte.

Eine verpflichtende Zusammenlegung aber von Gymnasien in der Unterstufe mit Niedrig-Niveau-Hauptschule in eine “Neue Mittelschule” würde aber vermutlich eher das Gesamt-Niveau nach unten ziehen als umgekehrt, vor allem auch weil es vier mal so viele (!) Hauptschüler als Gymnasiasten gibt. Es würde also wohl das Gegenteil von dem eintreten, womit die rote Unterrichtsministerin wirbt: weitere Bildungsniveau-Senkung und nicht -Hebung.

Zudem waren sowohl die Idee der Mittelschule als auch der Ganztagsschule seit jeher in vielen betroffenen Ländern ideologisch tiefrot besetzt und hatten das vorrangige Ziel, Kinder möglichst früh dem Erziehungseinfluss der Eltern zu entziehen um sie unter staatlicher Obhut als treue Gefolgsleute von linkem Gedankengut heranzuzüchten und zu missbrauchen. Dies darf natürlich nicht passieren, genau so wie eine aufgezwungene allgemeine Verpflichtung für alle, die Neue Mittelschule und die Ganztagsschulen einzuführen, kontrapoduktive Geldverschwendung wäre. Der aktuelle Schulen-Kompetenzstreit zwischen Bund und (nicht SPÖ-regierten) Ländern in Österreich, hat wohl auch diesen ideologischen Hintergrund.

Die Folge des aktuellen niederschmetternden PISA-Ergebnisses wird jedoch für Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) wohl leider (anstatt über ideologiefreie Reformen nachzudenken) sein, ihre ideologischen sogenannten “Reformen”als Antwort voranzutreiben, die da lauten: Neue Mittelschule und Ganztagsschule. Wenn auch positiv ist, dass die “Neue Mittelschule” den AHS-Unterstufen-Lehrplan (also den der Gymnasien) hat:

Doch die Neue Mittelschule -und dies muss in aller Deutlichkeit gesagt werden- ist nicht die eigentliche Lösung des Problems, dass Österreichs Kinder nach dem Pflichtschulabschluss Schlusslichter beim Lesen sind und auch sonst eher schlecht abschneiden. Dies belegt auch die Tatsache, dass bereits die aus der “Gesamtschule” Volksschule kommenden Kinder vielfach nicht mal die nötigsten Grundkenntnisse im Lesen mitbringen. Die verschiedenen Unterstufen in Österreichs sorgten zudem früher ja auch für ein Bildungsniveau, das für alle Absolventen des Pflichtschulbereich verantwortbar war. Das Problem muss also ganz wo anders liegen.

Vielmehr müssen die Lehrpläne endlich zeitgemäss konkret überarbeitet werden mit klaren Zielvorgaben, was die Schüler nach Abschluss eines Schuljahres können müssen.  Und der Schwerpunkt der Pflichtschulausbildung (inklusive Förderungen) muss ausnahmslos der sein, dass niemand die Volksschule verlässt, der nicht grundsätzlich lesen oder rechnen kann. Zudem wäre vielleicht neben der Leistungskontrolle von Schülern selbiges auch für Lehrer überlegenswert.

So lange aber wirklich notwendige Reformen (wie die bezüglich der Lehrpläne) nicht mal überlegt werden, kann man sich -vor allem in Zeiten des Sparens- Diskussionen über neue mehr oder weniger sinnvolle kostspielige Schulversuche wie der Neuen Mittelschule oder gar der Ganztagsschulen gern sparen.

Dienstag, 16. November 2010, von Elmar Leimgruber

Wer rot-grün sät, wird tiefblau ernten

Wiens SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl und seine grüne Koalitionspartnerin Maria Vassilakou
Foto: © Elmar Leimgruber, redakteur.cc

Ja, ich gebe es zu: Ich hätte nicht gedacht, dass die Wiener SPÖ tatsächlich mit den Grünen eine Koalition in Wien bildet. Bis zum Schluss rechnete ich eher mit einem taktischen Schachzug Häupls, so lange mit den Grünen zu verhandeln, bis die Wiener ÖVP angekrochen kommt und um eine Regierungsbeteiligung bettelt.

Aber entweder die Wiener ÖVP hat sich schon damit abgefunden, dass die SPÖ mit den Grünen koaliert und hat daher auch -entgegen den Erwartungen Häupls- gar keine Versuche unternommen, doch noch in die Regierung zu kommen -was aber weniger mit Tapferkeit und Linie zu tun hat, sondern viel mehr mit Frust und Appetitlosigkeit, politisch tatsächlich was zu unternehmen und zu vollbringen. Und dieses Marionettenspiel Häupls ging daher nicht auf.

Oder aber, was genauso wahrscheinlich ist: Häupl hat in den Grünen das gefunden, was er vor den Wahlen angekündigt hat und auch nach den Wahlen umsetzt: er will allein regieren und niemanden neben ihn, der ihm da im Weg steht und “reinpfuscht”.

Wenn man Vizebürgermeisterin Renate Brauner kürzlich auf einer Pressekonferenz sagen hörte, dass das Wiener Budget, das soeben der Öffentlichkeit präsentiert wird, “natürlich ohne der Beteiligung der Grünen” entstanden ist (und man mit der Präsentation des Budgets nicht noch ein paar Tage zuwartet, bis die Koalition steht und es mit dem Koalitionspartner zumindest abspricht), dann sagt dies schon alles über die Qualität dieser rot-grünen Regierung aus.

Ja: Häupl hat in den Grünen offenbar das gefunden, was er suchte: einen Koalitionspartner, der alles, was ihn ausmacht und für seine Wähler wertvoll macht, aufgibt, nur um endlich auch mal regieren zu dürfen. Häupl kann also getrost seine Alleinherrschaft über Wien ausbauen und bei Bedarf in Verkehrsangelegenheiten hat er im Koalitionspartner sogar einen grünen Rammbock, um eigene Ziele und Ideen zu verfolgen.

Und genau so, wie die ÖVP jetzt schon mit Schmerz erkennen sollte, welche Wahlverluste  die Aufgabe der eigenen Prinzipien zugunsten des roten Übervaters (keine City-Maut mehr, keine Öffi-Jahreskarte um 100 Euro, dafür Ausbau der innerstädtischen Tiefgaragen…) bringt, so werden die Grünen spätestens bei den nächsten Wahlen erfahren, dass sie als Koalitionspartner von Häupls Gnaden auf Dauer ihre Anhänger in Scharen verlieren werden.

Die ÖVP hingegen kann Häupl von Herzen danken, dass er die Grünen zu seinem Anhängsel in Wien gemacht hat. Aber ich traue ihr leider zu, dass sie dennoch nicht aus ihren Fehlern lernt und dass im Gegenteil innerhalb weniger Jahre eine noch geringere Rolle in der Politik Wiens und in ganz Österreich (weil der Plan Häupl nach meiner Einschätzung auch da Richtung rot-grün geht) spielen wird, als sie jetzt schon abgesackt ist.

Bei den nächsten Wiener Gemeinderatswahlen in ein paar Jahren wirds also wohl -sofern sich das BZÖ inzwischen nicht kräftig erholt- nur mehr einen Zweikampf Häupl-Strache geben, sofern Zweiterem nicht inzwischen die Karriere beendet wird.

Und all jene, die sich seit Monaten für rot-grün in Wien stark machen, werden sich wundern, wie viele Wienerinnen und Wiener der rot-grünen Politik den Kampf ansagen werden und nicht schwarz oder orange wählen werden, sondern tiefblau ihren Protest ausdrücken werden. Und niemand möge dann jammern und sagen: ja warum hat uns das niemand gesagt?

Und ich werde dann antworten: Selbst schuld: Ihr wolltest ein rot-grünes Zeichen setzen. Und jetzt bekommt ihr die Antwort der Wähler darauf.

Freitag, 12. November 2010, von Elmar Leimgruber

Als der SPÖ-Chef im ORF seinen Rammbock abschoss

Seit Monaten habe ich mit eindringlichen Worten vor einer zunehmenden Besitzergreifung des ORF durch die SPÖ in Alleinherrschaft gewarnt, Aber zu diesem Zeitpunkt war dies offenbar allen anderen ausser mir gleichgültig. Im Prinzip habe ich also schon im Februar dieses Jahres alles Wichtige zu diesem Thema gesagt, bis auf das Folgende:

Alle meine Befürchtungen haben sich bewahrheitet: Alle redaktionell und inhaltlich wichtigen und entscheidenden Positionen im ORF wurden im Laufe des heurigen Jahres mit treuen SPÖ-Leuten (teils mit Sympathien zu noch weiter links) besetzt. Und obwohl ich manche der neuen Verantwortlichen durchaus für sehr fähige und gute und objektive Journalisten halte (was sie auch in ihren neuen Verantwortungsposten auch bleiben werden, so hoffe ich). Aber eine solche politische Umfärbung hin zu einer roten Diktatur wiederspricht jeglichem demokratischen Denken.

Und der streitbare Elmar Oberhauser hat sich mit seinen Vorschlägen immer durchgesetzt ausser zuletzt beim TV-Chefredakteur. Und Oberhauser war unter anderem auch massgeblich dafür verantwortlich, dass nicht Lisa Totzauer Radio-Chefredakteurin wurde, weil sie angeblich der ÖVP nahe steht, sondern der der SPÖ nahestehende Stefan Ströbitzer. Dabei hätte er damals nach den sonstigen roten Umfärbungen ein Zeichen setzen und sich in diesem Fall -schon um die politische Ausgewogenheit des ORF zu stärken- nicht für einen roten Wunschkandidaten aussprechen können.

Dass sich ausgerechnet Oberhauser jetzt medial als Opfer darstellt, den rot-grün abgewählt haben, weil er für die politische Unabhängigkeit des ORF steht, ist daher keinesfalls glaubwürdig. Oberhauser ist genauso wenig Opfer wie General Alexander Wrabetz Opfer ist. Beide sind Täter: Beide haben ihre Personalentscheidungen (vielleicht im einen oder anderen Fall auch subjektiv sachlich)  vor allem aus ideologischen Gründen getroffen und zwar genau so, wie von den SPÖ-Granden gewünscht. Darauf sollte niemand stolz sein, sondern sich abgrundtief schämen. Und jeder unabhängig denkende Journalist sollte dagegen aufstehen, unabhängig davon, wo er politisch steht.

Und ja: Oberhauser hat mit seiner öffentlichen Kritik dem Ansehen des ORF geschadet. Aber endlich mal hat jemand auch öffentlich gesagt, wie politisch alle Entscheidungen im ORF getroffen werden. Und: Der ORF selbst, allen voran Wrabetz und die SPÖ, aber auch der ach so “unabhängige” Oberhauser genauso haben den ORF zu dem politisch abhängigen link-linken Medium gemacht, der er heute ist. Und damit haben alle zusammen dem Ansehen des ORF geschadet.

Und warum kam es nun zur Abwahl Oberhausers durch die roten und grünen Mitglieder des Stiftungsrats? Weil es darum geht, jedermann zu zeigen, wer im ORF die Macht hat: nämlich rot-grün. Und die Ironie am Rande:  Der von Oberhauser vorgeschlagene TV-Chefredakteur Armin Wolf stünde doch ideologisch auch für rot-grün, wenn er auch vielleicht aufgrund seiner aussergewöhnlichen journalistischen Qualitäten und seines hervorragenden kritischen Denkens viel weniger leicht aktiv parteipolitisch zu dominieren wäre wie andere.

Letztlich aber geht es nur um zwei Machtprotze im ORF, der eine, der dank billigster politischer Anpassung Generalintendant wurde und der andere, dem es immer schon wichtig war, seinen Kopf durchzusetzen. Und beide haben sie sich gegenseitig “gekränkt”. Es geht also um nichts anderes als um verletzten Stolz, verbunden damit zu zeigen, wer das Sagen im ORF hat und dies vor allem aufgrund seiner Treue zu rot-grün. Dies sollte man als unabhängiger Beobachter nicht so schnell vergessen.

An dieser Stelle plädiere ich wieder mal für demokratisches Denken, nicht nur im ORF, sondern auch von ausserhalb her auf den ORF bezogen: Wir haben (derzeit) fünf Parlamentsparteien. Und alle redaktionellen Führungspositionen sind SPÖ-Wunsch-Kandidaten. Es wäre höchst an der Zeit -dass wenn schon niemand den Einfluss der aktuellen Politiker auf den ORF ernsthaft unterbinden will- dass neben den Sozialpartnern alle Parteien je nach ihrer Wählergunst nicht nur auch im ORF-Stiftungsrat vertreten sind, sondern auch personelle Entscheidungen für die redaktionellen Führungspositionen zu tragen und zu verantworten haben, und zwar mindestens mit 75%er Mehrheit. Nur so ist wirkliche Unabhängigkeit oder zumindest Ausgewogenheit in der Berichterstattung des ORF überhaupt erst möglich.

Und nun bleibt abzuwarten, ob die Wahl des ORF-Generals vorverlegt wird, wie von einigen Roten gewünscht oder ob sie doch kommendes Jahr im Herbst stattfinden wird. Und dann stellt sich die Frage: Wer wird es? Da der rote Kanzler ja -wie berichtet- alle von ihm zu ernennenden Mitglieder des Publikumsrates aus den Reihen seiner Parteigetreuen ernannt hat, wodurch er in Folge auch die politischen Karten im ORF-Stiftungsrat zu Gunsten seiner Partei neu gemischt hat, ist ein roter Wunschkandidat am Realistischsten. Und ich tippe auf Karl Amon. Ausser aber, alle anderen Parteien verbünden sich gegen einen roten Kandidaten. Und da könnte zum Einen (welche Überraschung) wieder Elmar Oberhauser genannt werden (dessen Chancen auf diesen Posten ich allerdings für nicht sehr realistisch halte) oder der jetzt verhinderte Armin Wolf. Oder vielleicht Roland Adrowitzer? Mit diesem Kompromisskandidaten als ORF-General könnten vermutlich alle Parteien leben, aber würden dann vermutlich auch alle Parteien zu intervenieren versuchen.