Mit ‘Luis Durnwalder’ getaggte Artikel

Montag, 26. April 2010, von Elmar Leimgruber

Italienischer Ministerrat verabschiedet neue Zweisprachigkeits-Regelung für Südtirol

Das historische und aktuelle Südtiroler Landeswappen aus dem Jahr 1370 (Ursprünge 1190), wie es auf Schloss Tirol in Dorf Tirol in Südtirol abgebildet ist

Der italienische Ministerrat in Rom hat am Freitag nach Anhören von Südtirols Landeshauptmann Luis Durnwalder die Durchführungsbestimmung zum Autonomiestatut genehmigt, mit der der Nachweis der Zweisprachigkeit in Südtirol neu geregelt wird. Demnach wird es künftig Alternativen zum bisher einzig gültigen Nachweis in Form des Zweisprachigkeitsprüfungs-Diploms geben. Im historisch deutschsprachigen Land (mit ladinischen Minderheiten in Gröden und im Gadertal und einzelnen Italienern vor allem ganz im Süden) leben seit dessen Abtrennung von Österreich 1918 und der folgenden Zwangitalienisierung durch die italienischen Faschisten auch viele Italiener in Südtirol, vor allem in den Ballungsräumen. Seit 1992 gilt das sogenannte Autonomiestatut in Südtirol, das die Zweisprachigkeit (deutsch und italienisch) in Südtirol und auch die Vergabe von öffentlichen Stellen nach Sprachgruppenzugehörigkeit regelt.

Wie das Südtiroler Landespresseamt mitteilt, werden künftig die international anerkannten Sprachnachweise der Zweisprachigkeitsprüfung gleichgestellt. Es handelt sich hier etwa um die Diplome, die auf deutscher Seite das Goethe-Institut oder dessen italienisches Pendant, das Dante-Alighieri-Institut, verleihen. “Es gibt ein Verzeichnis der Institutionen, deren Diplome künftig anerkannt werden”, so Durnwalder. Sollte man mit einem solchen Diplom nur die Sprachkenntnisse in Deutsch oder Italienisch nachweisen können (und nicht in beiden Sprachen), muss man die Zweisprachigkeitsprüfung nur noch in der jeweils anderen Sprache ablegen.

Ebenfalls als Zweisprachigkeitsnachweis, und zwar als jener der Stufe “A”, gilt künftig, wenn jemand die Matura in einer Unterrichtssprache ablegt und danach ein Studium in der jeweils anderen Sprache abschließt. Selbiges gilt für jene, die ein Unistudium in der einen und danach ein darauf aufbauendes Studium, etwa einen Masterlehrgang, in der jeweils anderen Sprache abschließen. “Damit lösen wir das Problem des Sprachnachweises praxisnah, können wir doch davon ausgehen, dass jemand, der es schafft, die Matura in der einen und das Studium in der anderen Sprache zu absolvieren, die beiden Sprachen auch beherrscht”, so der Landeshauptmann, der sich erfreut darüber zeigt, dass mit der neuen Regelung auch die Forderung vom Tisch sei, allein die Matura als Zweisprachigkeitsnachweis anzuerkennen.

Durnwalder macht allerdings darauf aufmerksam, dass nicht der Ort des Studiums zähle, sondern die Sprache, die bei Vorlesungen und Prüfungen verwendet werde. “Studiert jemand in Italien, Vorlesungen und Prüfungen werden aber in Englisch abgehalten, gilt dieses Studium nicht als Sprachnachweis”, so der Landeshauptmann.

Bislang galt das Diplom der vom Land selbst organisierten Zweisprachigkeitsprüfungen in Südtirol als einziger offizieller Nachweis, der EU-Gerichtshof hatte allerdings Alternativen dazu eingefordert. Diese sind heute mit dem vom Ministerrat genehmigten, aus einem einzigen Artikel bestehenden Gesetzesvertretenden Dekret geschaffen worden. Mit dem Dekret werden fünf neue Absätze in die bestehende Regelung zum Nachweis der Zweisprachigkeit eingefügt, drei dieser Absätze stehen für jeweils eine neue Alternative zum bisherigen Nachweis. Bereits im Jahr 2000 hatte der Europäische Gerichtshof die bisherige Regelung des Nachweises der Zweisprachigkeit in Südtirol für unzulässig erklärt.

Weitere Meldungen über Südtirol (Auswahl):

- Merkel überraschend in Südtirol

- Südtirol jagt den inneren Schweinehund

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- Hans Karl Peterlini die Südtiroler Helden-Psyche

- Das Märchen von der Überetscher Bahn

- Südtirol: Welschnofen ist am teuersten, Pfalzen am billigsten

- Tiroler Gedenkjahr offiziell beendet

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- Österreich verweigert die Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler

- Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler

- Italienischer Botschafter in Wien zu Südtiroler Ortsnamenfrage

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Samstag, 17. April 2010, von Elmar Leimgruber

Deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel heute und morgen überraschend in Südtirol

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel
Foto: regierungonline, Grabowsky

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt heute abend, wie die deutsche Bundesregierung mitteilt, überraschend nach Südtirol. Dieser “Umweg” war aufgrund der “Vulkanwolke” über grossen Teilen Europas notwendig geworden, der Merkel und ihre Delegation dazu zwang, anstatt in Berlin in Lissabon zwischenzulanden. Nach einem Zwischenstop in der “ewigen Stadt” Rom ging es heute nachmittag dann weiter Richtung Bozen, wo Merkel auch übernachten wird.

Morgen soll die Reise der deutschen Bundeskanzlerin, die als grosse Südtirol-Freundin bekannt ist, dann -nach derzeitigem Stand- Richtung Polen fortgesetzt werden.

Ein offizieller Südtirol-Besuch eines amtierenden deutschen Bundeskanzlers wäre vermutlich sehr unrealistisch, obwohl Merkel schon des Öfteres auch privat in Südtirol war.

Dieser eigentlich ungeplante Südtirolbesuch ist für das Land Südtirol eine Jahrhundert-Chance, die sich die Südtiroler Landesregierung auf keinem Fall entgehen lassen sollte. Ich erwarte mir von Landeshauptmann Luis Durnwalder klare und offen ausgesprochene Wünsche im Namen der Südtiroler Bevölkerung an die deutsche Bundeskanzlerin.

Donnerstag, 8. April 2010, von Elmar Leimgruber

Gestern war Weltgesundheitstag: Wiener SPÖ, Grüne und ORF vergessen ihn. Und Südtirol jagt den Inneren Schweinehund

Der innere Schweinehund
Bild: stiftungvital.it

Der diesjährige Weltgesundheitstag steht unter dem Motto “Gesunde Städte”. An diesem von der Weltgesundheitsorganisation WHO ausgerufenen und gestern stattgefundenen Gedenktag waren die Städte weltweit dazu aufgerufen, sich aktiv an der Aktion “1000 Cities,- 1000 Lives” zu beteiligen. Mit dieser Kampagne  sollen sich die “gesunden Städte” als lebenswerte, sichere und dynamische Städte präsentieren können.

Aber obwohl Wien laut mehreren internationalen Untersuchungen die lebenswerteste Stadt der Welt ist: Auf den Seiten der Wiener Rathaus-Korrespondenz scheint gestern sonderbarerweise keine konkrete Wiener Aktion zum gestrigen internationalen Weltgesundheitstag auf.

Hat man bei der regierenden Wiener SPÖ doch tatsächlich diesen wichtigen Tag im Wahlkampf vergessen? *ggg* Und auch nicht mal die Wiener Grünen haben heuer an dieses Thema gedacht offenbar *zzz*.
Und ja selbst in den Hauptnachrichtensendungen des ORF-Fernsehens kam der internationale Weltgesundheitstag  (wegen des gestrigen Fussball-Schwerpunkts -nicht auf dem ORF-Sportkanal TW1, sondern bedauerlicherweise wieder mal auf ORF 1- oder wegen des gestrigen Türkei-Schwerpunkts auf ORF2?) nicht vor.

Dem inneren Schweinehund den Kampf angesagt haben hingegen gestern das Südtiroler Gesundheitsressort von Landesrat Richard Theiner und die Stiftung Vital. Mit der Verteilung von nicht weniger als 26.000 Schrittzählern will man die Südtiroler dazu motivieren, wieder mehr zu Fuß zu gehen. Den Startschuss zur Schweinehund-Kampagne hat man dabei nicht zufällig auf den Weltgesundheitstag gelegt. Die Schrittzähler können ab Mai in den Südtiroler Banken kostenlos abgeholt werden.

Wurde heute von LR Theiner, den Vertretern der Stiftung Vital sowie den Unterstützern der Kampagne enthüllt: Der innere Schweinehund (Foto: LPA/Pertl)

Gesundheitslandesrat Theiner (3. von rechts) und das Südtiroler Kampfteam gegen den Inneren Schweinehund
(Foto: LPA/Pertl)

Dank der Schrittzähler kann man Tag für Tag feststellen, wie nahe man den von Ärzten empfohlenen 10.000 Schritten täglich kommt und wie erfolgreich man damit im Kampf gegen den inneren Schweinehund ist. Auf einem eigens eingerichteten Webportal, das über die Homepage der Stiftung Vital erreichbar ist (www.stiftungvital.it), kann man ab Anfang Mai zudem Buch über die gezählten Schritte führen und mit etwas Glück sogar einen Geschenkskorb mit Südtiroler Qualitätsprodukten gewinnen.

Sogar ein Gesicht hat der viel zitierte aber bisher nie gesehene “innere Schweinehund” dank der Kampagne der Stiftung Vital bekommen – porträtiert vom Karikaturisten Jochen Gasser. Und doch ist der Kampf gegen den inneren Schweinehund nur eine von drei Säulen der Bewegungskampagne der Stiftung Vital: Säule Nummer zwei ist die Aktion “gesund wandern”, die es seit 2008 gibt, Säule Nummer drei das Projekt “Mit dem Rad zur Arbeit”. Ziel dieses Projektes ist, das Rad als gesundes und umweltschonendes Fortbewegungsmittel zu bewerben.

Dienstag, 23. März 2010, von Elmar Leimgruber

Die ewige Mär von der Überetscher Bahn

Die Leitner Mini-Metro
Foto: LPA

Die Firmen “Leitner”, “Seeste” und die römische “Società Italiana per le Condotte d’Acqua” haben der Südtiroler Landesregierung eine Studie vorgelegt, nach der künftig eine Mini-Metro Kaltern mit Bozen verbinden soll. Eine grundlegende Entscheidung der Landesregierung über diese Möglichkeit muss innerhalb von sechs Monaten fallen.

Die Studie sieht vor, dass eine seilgezogene, auf Gummirädern laufende “MiniMetro” zunächst Kaltern mit dem Bahnhof von Sigmundskron verbindet. Der zweite Abschnitt der Verbindung wäre jener von Sigmundskron bis zum Bozner Verdiplatz. “Von dieser Haupttrasse könnten auch Seitentrassen abzweigen, um etwa von der Eurac aus die Seilbahn nach Jenesien zu erreichen oder von Sigmundskron aus das Krankenhaus Bozen”, erklärte Landeshauptmann Durnwalder.

Vorgestellt wurde das Projekt heute von “Leitner”-Chef Michael Seeber und Ermenegildo Zordan, bei “Leitner” verantwortlich für urbane Verkehrsmittel. “Die Grundlage unserer Lösung bildet die historische Überetscher Bahn”, legte heute Zordan dar. So sollten, geht es nach der Studie, künftig “MiniMetro”-Züge im Sieben-Minuten-Takt Kaltern über Gand, Eppan und St. Pauls mit dem Bahnhof von Sigmundskron verbinden, der als “Mittelstation” angelegt würde. Diese Strecke ist rund 9,6 Kilometer lang und würde größtenteils entlang oder unter der bestehenden Radweg-Trasse verlaufen, um dann etwa auf der Höhe der MeBo-Kreuzung die Etsch zu überqueren. Die Fahrzeit würde sich auf rund 20 Minuten belaufen.

“Die Realisierungskosten für diesen Abschnitt würden rund 108 Millionen Euro betragen, die Kosten für Betrieb und Instandhaltung jährlich rund 4,1 Millionen Euro”, erklärte heute Zordan. “Mit 1,80 Euro an laufenden Kosten pro Kilometer wäre dieses Verkehrsmittel extrem günstig im Betrieb, wenn man bedenkt, dass der Kilometer per Bus rund 2,20 Euro oder per Trenitalia-Zug rund 13,50 Euro kostet”, so Landesrat Widmann.

Zweiter Abschnitt der Verbindung wäre jener von Sigmundskron bis zum Verdiplatz im Zentrum Bozens. Die Strecke würde großteils am Eisack entlang geführt, mit sieben Haltestellen an den Eisackbrücken und der Endstation etwa dort, wo das Parkhaus Bozen-Mitte steht. Dieser Abschnitt wäre rund fünf Kilometer lang, die Fahrzeit würde rund 16 Minuten betragen. “Diese Lösung wäre koppelbar mit einer Verbindung per Umlaufbahn zwischen der Eurac und der Talstation der Seilbahn nach Jenesien”, führte heute Zordan aus. Die Baukosten beliefen sich – inklusive Kabinenbahn – auf 88,8 Millionen Euro, die laufenden Kosten jährlich auf rund 5,4 Millionen Euro.

Angesichts der hohen Baukosten steht für ihn genauso wie für den Landeshauptmann indes fest, dass das Land diese nicht allein tragen könne. “Wir suchen nach einem innovativen Finanzierungskonzept, an dem sich Land und Gemeinden aber auch Private beteiligen sollen”, so Durnwalder. “Leitner”-Chef Seeber hat heute bereits den Vorschlag einer zehnprozentigen Beteiligung seines Unternehmens deponiert.

Grundsätzlich steht für Durnwalder, Widmann und Seeber fest, dass die Unternehmen eine enorme Vorleistung erbracht hätten, dass letztendlich aber noch keinerlei Entscheidung über eine Auftragsvergabe fallen könne. “Wir müssen die Studie nun im Detail überprüfen, uns über die technische Machbarkeit klar werden, Fragen, wie jene nach der Grundverfügbarkeit, klären, uns mit den Gemeinden einig werden und ein Finanzierungsmodell erarbeiten”, sagte Landesrat Widmann. Erst dann könne eine Grundsatzentscheidung fallen und nach dieser müsse eine europaweite Ausschreibung erfolgen. Allerdings sei einer der Vorteile des “MiniMetro”-Konzepts laut “Leitner”-Vertretern dessen schnelle Realisierbarkeit: Sie rechnen mit einer Bauzeit von rund drei Jahren, die Bahn könnte – theoretisch – also bereits im Frühjahr 2014 in Betrieb gehen.

Was mich fasziniert ist, dass das Thema Überetscher Bahn seit über 25 Jahren (!) in regelmässigen Abständen, nämlich meist im Zusammenhang mit Gemeinderatswahlen auftaucht, um nach den Wahlen wieder klammheimlich in der Versenkung zu verschwinden.

Es würde schon sehr viel für die Verwirklichung der Überetscher Bahn sprechen, aber eigentlich rechne ich nicht mehr wirklich damit: Wenn die Studie bereits vorliegt und es von den politischen Verantwortlichen nun heisst, die technische Machbarkeit müsse erst geklärt werden, dann klingt dies nach einem billigen Wahlkampf-Schmäh. Und die Frage nach der Grundverfügbarkeit zeigt, dass sich das Land offenbar bislang noch nicht wirklich mit der Thematik ernsthaft auseinandergesetzt hat.

Im Prinzip wäre so Vieles machtbar und wünschenswert. Aber eben nur, wenn man wirklich will.

Freitag, 12. März 2010, von Elmar Leimgruber

Südtirols Landespapa gibt sich derzeit besonders katholisch

Südtirols Landeshauptmann Durnwalder (am Foto mit Diözesanbischof Golser) will kirchliche Feiertage wiedereinführen

Foto: LPA/Pertl

Südtirols Landeshauptmann Luis Durnwalder will die Wiedereinführung zweier kirchlicher Feiertage, die unter dem christdemokratischen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti abgeschafft worden waren: In Schreiben an Ministerpräsident Silvio Berlusconi und an Kulturminister Sandro Bondi hat Landeshauptmann Luis Durnwalder erneut die Wiedereinführung von zwei abgeschafften Feiertagen gefordert: des Josefitags (19. März) sowie von Fronleichnam (am zweiten Donnerstag nach Pfingsten).

Der Wunsch nach einer Wiedereinführung der beiden Feiertage werde in Südtirol besonders gefühlt, weil beide Tage eine besondere Bedeutung für das Land hätten. So sei der Heilige Josef der Schutzpatron Südtirols und zahllose Kirchen seien ihm geweiht. Fronleichnam dagegen gehöre als wichtiges Fest in den kirchlichen Kalender und werde in Südtirols Städten und Dörfern seit jeher feierlich begangen, heisst es von Seiten des Landeshauptmanns.

Es spricht nichts dagegen, wenn kirchliche Feiertage auch weltlich als Feiertage gelten. In vielen Teilen Deutschlands gilt beispielsweise der Karfreitag als eine Art Feiertag, an dem jedenfalls die Geschäfte geschlossen halten.

Aber eigentlich… wäre nicht (auch) der Herz Jesu-Freitag, wenn es schon um spezielle kirchliche Feiertage geht, in besonderer Weise auch feiernswert in Südtirol?

Und irgendwie bin ich es auch nicht gewohnt, dass Durnwalder jetzt plötzlich so “religiös” auftritt: Alle Achtung, wenn es aus tiefster Überzeugung kommt.

Jedoch: Religion und religiöse Feste einfach nur inhaltsleer oder rein folkloristisch zu sehen und zu feieren wäre eindeutig zu wenig: das braucht im Prinzip niemand. Oder doch?

Sonntag, 21. Februar 2010, von Elmar Leimgruber

Tiroler Gedenkjahr in Mantua offiziell beendet

Die Landeshauptleute Durnwalder und Platter und Kulturlandesrat Panizza (v. r.n.l.) vor der neuen Andreas Hofer-Stele in Mantua
Foto: LPA/Pertl

Die Freiheitskämpfe von 1809 seien ausgetragen worden, um die Tiroler Identität zu verteidigen und die gelte es nach wie vor zu leben. Dies erklärte Südtirols Landeshauptmann Luis Durnwalder gestern anlässlich des 200. Todestages des Tiroler Landeshelden und Freiheitskämpfers Andreas Hofer in Mantua. “Heute tun wir dies selbstverständlich nicht mehr mit Waffen, sondern mit den Waffen des Geistes, mit denen wir versuchen, den Alpenraum zukunftsträchtig zu gestalten”, so Durnwalder. Neben Kranzniederlegungen wurde auch eine neue Stele am Eingang des Andreas-Hofer-Gedenkgartens enthüllt. An Andreas Hofers Heimathaus, dem Sandwirt in St. Leonhard in Passeier in Südtirol, war das Tiroler Gedenkjahr vor einem Jahr eingeläutet worden, in Mantua, wo Hofer am 20. Februar 1810 erschossen worden ist, ist es gestern offiziell abgeschlossen worden.

Kranzniederlegung vor dem Andreas-Hofer-Denkmal in Mantua
Foto: LPA/Pertl

“Wir sind ein Tirol und gehören zusammen”, hatte Landeshauptmann Durnwalder anlässlich der Tiroler Ehrenzeichen-Verleihung betont. Gestern ergänzte er: “Wenn wir das Gedenkjahr heute abschließen und sagen würden ‚Das war’s!’, wäre das Gedenkjahr umsonst gewesen”, betonte Durnwalder. Vielmehr sei dank der Beschäftigung mit Geschichte und Zukunft in diesem Jahr viel auf den Weg gebracht worden.

Ziel des Gedenkjahrs sei es nicht gewesen, “Eintagsfliegen” zu produzieren, sondern nachhaltige Projekte auf den Weg zu bringen: “Das Gedenkjahr war wie eine Tankstelle, an der wir unsere geistige Maschine aufgetankt haben, um uns den Herausforderungen der Zukunft stellen zu können”, so das Fazit des Landeshauptmanns.

“Wir sind am Ende des Gedenkjahrs am Beginn einer neuen Ära der Zusammenarbeit angekommen”, ergänzte der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter. “Das gemeinsame Tirol, die Europaregion, ist voller Leben, das es jetzt weiter zu nutzen gilt.” Für ihn sei Andreas Hofer ein Held, weil er Werte wie Glaube, Heimat, Demut und Solidarität vermittelt habe, bekannte Platter.

Der österreichische Botschafter in Rom, Christian Berlakovits wies insbesondere auf die identitätsstiftende Bedeutung Andreas Hofers für ganz Tirol hin. Die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino sei eine große Chance, die Vergangenheit zu überwinden und die Herausforderungen der Zukunft anzugehen, sagte Berlakovits.

Und hier ist der offizielle Videobericht zum Ereignis.

Weitere Meldungen und Kommentare zum Thema Südtirol:

- Was kratzt Österreich schon die Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler

- Südtirols Alt-Landeshauptmann Silvius Magnago 96

- Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler

- Italienischer Botschafter in Wien regt neues Toponomastik-Gesetz für Südtirol an

- Südtirol: Wo bleibt die Schutzmacht Österreich?

Sonntag, 7. Februar 2010, von Elmar Leimgruber

Dem Vater der Südtirol-Autonomie, Silvius Magnago, alles Beste zum 96. Geburtstag

Alt-Landeshauptmann Silvius Magnago stößt auf seine 96 Jahre mit Landeshauptmann Luis Durnwalder und Landesrat Richard Theiner an.
Südtirols Landeshauptmann Durnwalder (rechts) und SVP-Obmann Theiner (links) gratulieren Alt-Landeshauptmann Silvius Magnago (Bildmitte) zum 96. Geburtstag.
Foto: LPA

Südtirols Alt-Landeshauptmann Silvius Magnago feierte am Freitag seinen 96. Geburtstag. Luis Durnwalder, der aktuelle Südtiroler Landeshauptmann und Richard Theiner, der Obmann der Südtiroler Volkspartei (SVP), dessen Position Magnago ebenfalls innehatte, gratulierten dem Alt-Landeshauptmann.

Er habe, erklärte der Landeshauptmann, seinem Amtsvorgänger und dem Vater der Südtiroler Autonomie, den Dank und die Anerkennung für seine Verdienste für Südtirol auch vonseiten der Landesregierung und stellvertretend für die gesamte Bevölkerung ausgesprochen. Als Geschenk wurde Silvius Magnago unter anderem ein Korb mit Südtiroler Spezialitäten überreicht.

In den 50er-Jahren wehte ein eisiger Wind aus Rom Richtung Südtirol. Die österreichische Aussenpolitik versuchte vergeblich, die Umsetzung des sogenannten Pariser Vertrages (Gruber-De-Gasperi-Abkommen) einzufordern: Die römische Regierung sah das Südtirolproblem als innerstaatliche Angelegenheit an und den Pariser Vertrag bezüglich der Autonomie als erfüllt. Außerdem förderte die römische Regierung eine starke Zuwanderung von Italienern nach Südtirol und damit eine immer stärkere Italienisierung des Landes.

Daraufhin hielt die Südtiroler Volkspartei am 17. November 1957 eine Protestkundgebung auf Schloss Sigmundskron ab. Dort forderte der damalige Parteiobmann der SVP, Silvius Magnago mit dem “Los von Trient” eine eigene Autonomie für Südtirol. Nachdem die italienische Regierung abblockte und auch die Interventionen Österreichs nichts fruchteten, brachte der damalige österreichische Außenminister (und spätere Bundeskanzler) Bruno Kreisky das Südtirolproblem vor die Vereinten Nationen (UNO). Die UNO-Vollversammlung forderte 1960 und 1961 Österreich und Italien auf zu verhandeln und eine Lösung hinsichtlich der Durchführung des Pariser Vertrages zu finden. Daher ehrt die Südtiroler Geschichte Silvius Magnago als Vater der Autonomie bzw. des Südtirol-Paketes. Bis zur endgültigen Realisierung der Autonomie Südtirols dauerte es allerdings noch bis 1992, was aber bei weitem nicht alle Probleme zwischen Südtirol und Rom löste.

Österreich ist zwar nach wie vor offiziell Schutzmacht Südtirols. Im Gegensatz zu Kreisky, der Südtirol keinesfalls als inneritalienische Angelegenheit betrachtete, scheinen die aktuellen Probleme und Anliegen Südtirols beim offiziellen Österreich auf Gleichgültigkeit und Beschwichtigungen zu stossen. Dieses Desininteresse Österreichs sorgt in Südtirol zunehmend für Enttäuschung, Unmut und Frust.

Dienstag, 2. Februar 2010, von Elmar Leimgruber

Was kratzt Österreich schon die Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler

Österreichs Aussenminister Michael Spindelegger
Foto: BMA, Hopi-Media

Südtirols Landeshauptmann Luis Durnwalder, SVP-Chef Richard Theiner und Tirols Landeshauptmann Günther Platter sind am Dienstag mit dem österreichischen Außenminister Michael Spindelegger zusammengetroffen: Thematisch ging es um die neue Finanzregelung für Südtirol, den Wunsch nach der Verankerung der Schutzmachtklausel für Südtirol in der österreichischen Verfassung und jenen nach der doppelten Staatsbürgerschaft (italienisch und österreichisch) für die Südtiroler.

Vom Außenminister gab es zwar die Zusage, Fachleute einzuschalten, um den rechtlichen Rahmen für die von Südtirol geforderte Doppelstaatsbürgerschaft zu klären, sagte Durnwalder, aber die Umsetzung könne nicht von heute auf morgen geschehen.Österreich sei nämlich dem Europarats-Abkommen zur Staatsbürgerschaft beigetreten, das einen sehr sparsamen Umgang mit doppelten Staatsbürgerschaften vorsieht. Es seien also vorher internationale wie interne rechtliche Fragen zu überprüfen. “Nach dieser Klärung wird uns der Minister eine Antwort zukommen lassen: positiv oder negativ”, erklärte der Landeshauptmann.

Vorgebracht haben Durnwalder und Theiner heute auch den Südtiroler Wunsch, die Schutzmachtfunktion Österreichs für Südtirol in der Verfassung festzuschreiben. “Dies könnte in einer Präambel geschehen oder in der Verfassung selbst”, so der Landeshauptmann, der allerdings von Spindelegger darüber informiert worden ist, dass in nächster Zeit keine Änderung der Verfassung anstehe. “Es ist uns aber zugesagt worden, dass – wenn eine solche Änderung ansteht – auch der Südtiroler Wunsch nach einer Verankerung der Schutzmachtklausel überprüft wird”, erklärte Durnwalder.

In Bezug auf eine neue Finanzregelung für Südtirol teilte Durnwalder mit: “Wir konnten dem Minister mitteilen, dass wir ein Abkommen mit der römischen Regierung getroffen haben, das für uns durchaus akzeptabel ist”, so der Landeshauptmann nach dem Treffen. Spindelegger seinerseits hat angemerkt, dass auch Österreichs Einvernehmen notwendig sei, wenn die Finanzierung der Autonomie auf neue Beine gestellt werde. Er werde diesbezüglich, so sein Versprechen, mit Rom Kontakt aufnehmen. “Der Minister hat sich durchwegs zufrieden mit der neuen Finanzregelung gezeigt”, so Durnwalder.

Schließlich haben Landeshauptmann und Außenminister vereinbart, den Kontakt zu intensivieren. “Wir wollen sicherstellen, dass Österreichs Regierung stets auf dem Laufenden ist, was Südtirol betrifft”, so Durnwalder. Dafür sorgen sollen halbjährliche Treffen von Südtiroler Vertretern mit dem Außenminister. “So stellen wir sicher, dass der Informationsfluss in beide Richtungen nicht abreißt”, betonte der Landeshauptmann.

Eigentlich habe ich mir vom heutigen Treffen der Südtiroler Landesspitze mit Österreichs Aussenminister eh nicht viel erwartet: Die von Sorgen genährten Wünsche Südtirols wurden ja schon in den vergangenen Monaten vom offiziellen Österreich einfach ignoriert:

Österreich hat offiziell gegen die neuerliche Aufrechterhaltung von Faschismusgesetzen in Italien (was Südtirol sehr schadet) nicht protestiert, aber sich sehr wohl lautstark empört gezeigt, als ein österreichischer Politiker öffentlich das Selbstbestimmungsrecht der Südtiroler forderte.

Ich bin derzeit keineswegs für die Ausrufung des Selbstbestimmungsrechtes für Südtirol. Aber die teils heftigen, empörten, abwertenden und völlig überzeichneten negativen Reaktionen darauf seitens von österreichischen Politikern, die sich sonst gern als “Südtirolfreund” bezeichnen, haben bei vielen österreichfreundlichen Südtirolern (die derzeit ebenfalls keine Abstimmung wollen), für Verwunderung und schwere Enttäuschung darüber, von Österreich im Falle eines Falles im Stich gelassen zu werden, gesorgt.

Und auch die Erfüllung der heute vorgetragenen Wünsche des Landes Südtirol (Doppelstaatsbürgerschaft und Verankerung der Schutzmachtfunktion Österreichs für Südtirol in der österreichischen Verfassung) wird vom offiziellen Österreich nicht wirklich ernstgenommen, sondern -im Gegenteil- zwar schönformuliert, aber mit fadenscheinigen Argumenten vertagt, also eigentlich beinhart abgelehnt, wohl um aus falscher Rücksicht die wunderbare Österreich-Italien-Beziehung nicht zu gefährden. Dabei würde Italien auch bei Wunscherfüllung nicht wirklich was verlieren.

Und beide Südtiroler Wünsche sind weder unrealistisch noch unumsetzbar:

Immerhin gibt es Millionen von Europäern, die zwei Staatsbürgerschaften haben und die doppelte Staatsbürgerschaft für Südtiroler (natürlich nur für jene, die dies wollen) wäre daher ein Signal in Richtung Europa, “eine Lösung im europäischen Geiste”, wie es SVP-Obmann Theiner letzthin formulierte.

Und so “rücksichtsvoll” wie sich das offizielle Österreich derzeit im Fall der Fälle sicherheitshalber auf die Seite Italiens stellt, würde auch eine Verankerung der Schutzmachtfunktion Österreichs in der Verfassung die Solidarität mit und für Südtirol seitens Österreichs nicht verbessern. Dabei würde ich mir nur wünschen, wenn wenigstens ein einziges Mitglied der österreichischen Bundesregierung sich mit den aktuellen Anliegen Südtirol solidarisieren würde.

Das Thema Südtirol ist dem österreichischen Aussenminister Michael Spindelegger übrigens so wichtig, dass er auf seiner Homepage heute zwar über ein Filmabkommen mit Abu Dhabi und über eine österreichische Kunstschau in Podgorica berichtet, nicht aber über das Treffen mit den Südtirolern.
Das offizielle Österreich darf sich dann aber auch nicht wundern, wenn durch Ignorieren von berechtigten Anliegen, Ausweich- und Verzögerungstaktik und billigen Ausreden das Vertrauen der Südtiroler Bevölkerung Österreich gegenüber immer mehr schwindet. Aber wer weiss: vielleicht will man ja genau das…

Weitere Meldungen und Kommentare zum politischen Geschehen in Südtirol:

- Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler

- Italienischer Botschafter in Wien regt neues Toponomastik-Gesetz in Südtirol an

- Südtirol: Wo bleibt die Schutzmacht Österreich?