Mit ‘Katholische Kirche’ getaggte Artikel

Freitag, 19. November 2010, von Elmar Leimgruber

Deutsche Caritas und Diakonie starten “grünen Einkauf”

Einen neuen “grünen” Schwerpunkt setzen die beiden deutschen kirchlichen Sozialinstitutionen Caritas (katholisch) und Diakonie (evangelisch): Mit 850.000 Mitarbeitern und 35.000 Einrichtungen gehören die Caritas und die Diakonie zu den größten Arbeitgebern Deutschlands. Setzen sie in ihrem Einkauf stärker auf Nachhaltigkeit, ergibt sich daraus ein enormes Umweltentlastungspotenzial, heisst es in einer gemeinsamen Pressemitteilung. In einem ökumenischen Modell-Verbundprojekt wollen Einrichtungen von Caritas und Diakonie ihren Einkauf von Produkten und Dienstleistungen nach ökologischen und sozialen Standards optimieren.

Das Ökologische Managementsystem soll für mehr Nachhaltigkeit sorgen: Neben Energie und Lebensmitteln soll ein Schwerpunkt auf dem Kauf von Textilien sowie von Pflege- und Hygieneprodukten liegen. Initiiert vom Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen (IKG) aus Schwerte unterstützt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) das Vorhaben mit 400.000 Euro. Den Förderbescheid überreichte heute DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde in Osnabrück an den Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Alfred Buß.

Für rund 60 Milliarden Euro kaufen die Kirchen schätzungsweise im Jahr ein. Etwa 80 Prozent davon entfallen allein auf Caritas und Diakonie. “Wer einkauft, entscheidet mit, wie die Weichen für die Zukunft gestellt werden: ob Wälder abgeholzt, ausbeuterische Löhne gezahlt oder das Klima geschützt und die Armut gelindert werden kann. Wir sollten die geballte Kaufkraft, die wir als ‘Kunde Kirche’ haben, nicht unterschätzen. Das gilt besonders für unsere Großeinrichtungen der Diakonie. Sie haben das Potenzial, Märkte zu beeinflussen”, betonte Präses Buß. Und DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde hob hervor: “Kaufen die kirchlichen Institutionen verstärkt nachhaltige Produkte und fördern umweltschonende Dienstleistungen, kann damit der Ressourcenverbrauch systematisch gesenkt werden.”

Ziel des Projektes, für das Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), und Kathrin Göring-Eckhardt, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Schirmherrschaft übernehmen, sei es, ein ökofaires integriertes Managementsystem zu entwickeln, das sich auch auf andere Sozial- und Pflegeeinrichtungen übertragen lasse, sagte Klaus Breyer, Leiter des IKG. “Wir wollen aber nicht nur möglichst umweltfreundliche Waren einsetzen. Gleichzeitig sollen auch die Hersteller motiviert werden, mittelfristig ihr Angebot für diesen Dienstleistungssektor unter ökologischen und sozialen Gesichtspunkten weiter zu verbessern”, so Breyer.

Das Projekt wird vom IKG getragen und von einem ökumenischen Netzwerk bestehend aus Caritas und Diakonie umgesetzt. In einem ersten Schritt sollen aktuelle Produkte und Dienstleistungen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit geprüft werden. Dann sollen Standards für den Einkauf entwickelt und in 30 Pflegeheimen sowie Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe modellhaft beim täglichen Einkauf umgesetzt werden. Praxispartner vor Ort sind unter anderem die Caritasverbände Hildesheim, Osnabrück und Rottenburg-Stuttgart sowie die Diakonien in Ruhr-Hellweg, Dortmund, Recklinghausen und ‘Dienste für Menschen’ in Stuttgart. Darüber hinaus sind weitere überregionale Partner in das Projekt eingebunden, die für das Anliegen bundesweit werben sollen – zum Beispiel die Ökumenische Wirtschaftsgesellschaft der Kirchen in Deutschland (WGKD) und der Evangelische Entwicklungsdienst (EED). Informationsveranstaltungen und Schulungen der Beschäftigten sind neben einer deutschlandweiten Kommunikationsoffensive zentrale Bestandteile des Vorhabens. Erste Ergebnisse sollen auf dem Evangelischen Kirchentag 2011 in Dresden und dem Katholikentag 2012 in Mannheim präsentiert werden.

Das Vorhaben basiert auf den positiven Erfahrungen aus dem Projekt “Zukunft Einkaufen”, das die DBU ebenfalls mit 400.000 Euro gefördert hat. In diesem Vorgängerprojekt wurden bereits Kriterien für den nachhaltigen Einkauf von Produkten für kirchliche Verwaltungs- und Bildungseinrichtungen erarbeitet und umgesetzt. Diese sollen nun auf die Großunternehmen Caritas und Diakonie angepasst und um neue Produktgruppen erweitert werden. Ein Schwerpunkt soll etwa auf dem Kauf und Reinigen von Textilien liegen sowie dem Erwerb von Pflege- und Hygieneprodukten. Für den DBU-Generalsekretär wird damit “eine Lücke im nachhaltigen Einkauf geschlossen”. Und der Direktor des Caritasverbandes der Diözese Osnabrück, Franz Loth, betonte: “Wir setzen uns als Caritasverband seit Jahren für mehr Nachhaltigkeit ein und wollen mit gutem Beispiel vorangehen. Mit dem neuen Projekt können wir unseren Einkauf systematisch auf der Basis ökologischer und sozialer Kriterien bündeln und kontinuierlich verbessern.”

Mittwoch, 8. September 2010, von Elmar Leimgruber

Christliche Kirchen gratulieren zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schanah

“Möge Gott Ihnen und ganz Israel inneren und äußeren Frieden schenken”. Mit diesen Worten gratulierte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch anlässlich des jüdischen Neujahrsfestes Rosch ha-Schanah am Mittwoch den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern. In seiner Grußbotschaft stellte er das gemeinsame biblische Erbe von Juden und Christen heraus:

“Umkehr bestimmt auch das Verhältnis der Kirche zur jüdischen Gemeinschaft in den vergangenen Jahrzehnten. Nach vielen Jahrhunderten der Missverständnisse und der Vorurteile, der versteckten und oft auch offenen Feindschaft gegenüber den Juden hat die katholische Kirche … einen unwiderruflichen Weg des Dialogs, der Brüderlichkeit und der Freundschaft eingeschlagen”, erklärte Zollitsch. “Ein aufrichtiger Dialog setzt den Respekt vor dem anderen voraus. Deshalb werden wir auch künftig gegen jede Form von Antijudaismus und Antisemitismus eintreten und der Leugnung der Schoah entschieden widersprechen“, versprach der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Es sei sein herzlicher Wunsch, dass die “jüdischen Menschen in unserer Stadt und unserem Land” im Neuen Jahr 5771 “Segen, Wohlergehen und Eintracht erfahren und im Schutz des Höchsten und in Seinem Frieden gedeihen”, betonte der Wiener Erzbischof und Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn in seinem Glückwunschschreiben an den Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg. Wörtlich stellte der Wiener Erzbischof fest: “Rosh ha-Schana als Tag der Erinnerung an die Schöpfung und Jom Kippur als Versöhnungstag enthalten Botschaften, die mit dem Volk des Bundes alle Menschen angehen. In einer Zeit, in der manche Schatten der Vergangenheit wieder deutlicher sichtbar werden und die Zukunft viele Fragen aufwirft, betrachte ich Ihre Treue zum Gesetz Gottes als besonders wichtig” so Kardinal Schönborn.

“Möge der am Tag der Erinnerung erklingende Schofar nicht nur die jüdische Gemeinde, sondern uns alle daran erinnern, dass wir gemeinsam zusammenstehen im Ringen um ein friedliches Miteinander und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft, ” wünschte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider der Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch: “Der Abend ist von alters her eine Zeit des Ausatmens, des zur Ruhe Kommens und der Befriedung. Es wird wohl auch in dem neuen Jahr nicht nur in Deutschland eine große Sehnsucht nach Frieden im Nahen Osten geben. So wollen wir Gott bitten, dass Psalm 147, 14 zum Zuge kommt: ,Er schafft deinen Grenzen Frieden und sättigt dich mit dem besten Weizen.’ ” Außerdem gab der Ratsvorsitzende seiner Hoffnung Ausdruck, dass es “sehr bald” zu einer Begegnung zwischen dem Rat der EKD und dem Zentralrat der Juden kommen möge.

שנה טובה

Sonntag, 18. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

Bischof Schwarz und die leise Praxiskrise des Glaubens

Bischof Alois Schwarz
Foto: kath-kirche-kaernten.at

Die “Stimme der Kirche” sei heute “manchmal zu leise geworden” und ihre Sprache “zu wenig differenziert im Vermitteln des Sinnangebotes”. Das betonte der Kärntner Bischof Alois Schwarz in einem Interview für die Kärntner Kirchenzeitung “Der Sonntag”. Schwarz sprach dabei von einer “Praxiskrise des Glaubens”: Der Glaube werde oftmals nicht mehr als “alltäglich präsente Lebenswirklichkeit”, sondern als “Sonderbereich” wahrgenommen. Darauf gelte es von Seiten der Kirche mit neuen kreativen seelsorglichen Ansätzen zu reagieren und so die Relevanz des Glaubens für die “Alltagspraxis” aufzuzeigen.

War bislang der sonntägliche Kirchgang das zentrale Messinstrumentarium für die Kirchlichkeit der Menschen, so müsse man heute auch alle jene Formen eines Lebens nach dem Evangelium in Betracht ziehen, die sich außerhalb der Sonntagsgemeinde abspielten, so Schwarz. Dies bedeute für Priester nicht selten auch eine Überforderung – ein Problem, dem man sich gerade nach der jüngsten Pfarrerstudie in Kärnten besonders zuwenden werde, kündigte der Bischof an.

Im Blick auf die jüngst in Mariazell von den österreichischen Bischöfe beschlossene neue Rahmenordnung zum Thema Missbrauch sagte Schwarz, dass man in Kärnten “immer schon das offene Gespräch in großer Vertraulichkeit” mit Betroffenen gesucht habe. Dies sei mit dem “Kärntner Weg” gemeint: “Es wird nichts vertuscht oder unter den Teppich gekehrt.”

“Priester sind starke, gottgeprägte Biografien mit großer Erdung und einem starken Herz für die Menschen”, sagte Schwarz indes beim Festgottesdienst im Dom zu Gurk zum Abschluss des “Jahres des Priesters” und er dankte den Priesterjubilaren und allen Priestern für ihren treuen Dienst:

“Der Ruf Gottes führt in die Weite” und Priester seien “Zeugen der Liebe Gottes, die Zukunft nicht als Utopie verstehen, sondern als erfüllte Verheißung”. Aufgabe der Priester sei es, Menschen im Schauen auf Jesus Christus zu sammeln und in der Feier der Eucharistie zusammen zu führen, so Schwarz.

Für den Kärntner Diözesanbischof Alois Schwarz, der in der Bischofskonferenz unter anderem auch zuständig für die Allgemeine Pastoral und das Laienapostolat ist, sind die Ergebnisse der letzthin vorgelegten Studie des Pastoraltheologen Paul Michael Zulehner zum Denken und Wollen der Priester “Anlass für Diskussion und Nachdenklichkeit und gleichzeitig eine Bestärkung, auch nach Beendigung des “Jahres der Priester” auf weltkirchlicher Ebene die Sorgen, Nöte und Anliegen der Priester weiterhin auf der Agenda zu haben“.

Er habe, so Bischof Schwarz, bereits veranlasst, dass diese Studie im Priesterrat und in der Dechantenkonferenz der Diözese Gurk-Klagenfurt im Herbst diesen Jahres ausführlich analysiert, diskutiert und eine weitere Vorgehensweise gemeinsam mit den Priestern entwickelt werde.

Donnerstag, 15. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

World AIDS Conference in Wien -Verschiedene Standpunkte zum Thema

Life-Ball-Chef Gery Keszler und die Präsidentin der Österreichischen AIDS-Gesellschaft Brigitte Schmied
Foto: obs, Ian Ehm

Von 18. bis 23. Juli 2010 wird in Wien die “World Aids Conference” stattfinden, die rund 25.000 Diskutanten aus der ganzen Welt nach Wien bringen wird. Als prominente Gäste haben u.a. der frühere US-Präsident Bill Clinton, ex-Microsoft-Chef Bill Gates und die Sängerin Annie Lennox zugesagt.

Eine erstmals in Österreich in sämtlichen Altersgruppen durchgeführte Studie (GfK) über die Wahrnehmung von HIV/AIDS zeichnet indes ein ernüchterndes Bild, was Herr und Frau Österreicher über diese Viruserkrankung denken und wie mit der Problematik umgegangen wird. Zusätzlich gehen viele beim Schutz gegen sexuell übertragbare Infektionen sehr fahrlässig um – nur rund 50% der Befragten schützen sich.

Im Erhebungszeitrum (26. April bis 12. Mai 2010) wurden österreichweit 1.000 Personen rund um das Thema HIV/AIDS befragt und eines wird nachwievor sehr deutlich: Mit abnehmendem Bildungsniveau sinkt auch das Wissen über die Thematik. Dies teilt das Life-Ball-Komitee mit. Der diesjährige Life-Ball findet am kommenden Samstag im Wiener Rathaus statt.

Die Stadt Wien unterstützt AIDS 2010 nach Kräften und arbeitet nach eigenen Angaben danach intensiv daran, HIV und AIDS wieder mehr in das Bewusstsein der Menschen zu rücken. Die koordinative Zusammenarbeit erfolgt auch mit UNAIDS, dem UN-Programm, das sich mit Maßnahmen gegen HIV und AIDS befasst.

Als “einmalige Gelegenheit, der Welt zu zeigen, dass Toleranz und Offenheit keine Fremdworte für die Wienerinnen und Wiener sind”, bezeichnete Ärztekammerpräsident Walter Dorner die diesjährige Austragung der Internationalen AIDS Konferenz in Wien. Der Ärztechef kündigt eine Fortführung der Weiterbildungsoffensive im medizinischen Bereich an, um “Vorurteilen und Ängsten entgegenzutreten”. Aber, so der Ärztechef, “wir sind massiv dahinter, dem mittels Fort- und Weiterbildung zum Thema HIV/AIDS entgegenzuwirken und für eine adäquate medizinische Versorgung von Betroffenen zu sorgen”.

Einen Tag vor der Eröffnung der XVIII. Welt-Aids-Konferenz findet am 17. Juli in Wien eine internationale
Vorkonferenz der Glaubensgemeinschaften statt. Die Religionsgemeinschaften wollen damit religiös motivierte Antworten für den weltweiten Kampf gegen AIDS geben.

Die Tendenz zur Bagatellisierung von Aids und die geringe öffentliche Aufmerksamkeit für die Immunschwächekrankheit hat der Aids-Seelsorger der Erzdiözese Wien, der Trinitarierpater Clemens Kriz, kritisiert. HIV und Aids seien nach wie vor ein Realität, auch in Österreich und quer durch alle
Bevölkerungsgruppen, so Kriz in einem “Kathpress”-Gespräch.

Die Brisanz der Krankheit werde medial und gesellschaftlich aber nicht mehr wahrgenommen. Das treffe etwa auch auf den jährlichen Welt-Aidstag (1. Dezember) zu. Auch der Life-Ball werde letztlich fast nur noch als “großer Kostümball” dargestellt. Von der am kommenden Sonntag in Wien beginnenden Welt-Aids-Konferenz
erwarte er sich auf jeden Fall wieder mehr Aufmerksamkeit für die Krankheit, die vor allem in Entwicklungsländern “ganze Generationen dahinrafft”, so der Ordensmann.

Ein Hauptthema der Welt-Aids-Konferenz lautet “Universal Access” und erinnert an ein Versprechen der G8-Nationen auf ihrem Gipfeltreffen von 2005, dass die reichen Industrienationen bis 2010 allen Menschen, die es brauchen, Zugang zu einer Therapie zu verschaffen werden. Die ökumenische Vorkonferenz wird sich am 17. Juli damit befassen, wie sich die verschiedenen Glaubensgemeinschaften für einen gleichberechtigten Zugang zu Prävention, Behandlung und Unterstützung einsetzen können.

Nähere Informationen zum Programm der Vorkonferenz der Glaubensgemeinschaften bietet die Homepage des Lokalkomitees unter: www.aids2010.at. Anmeldung und Registrierung unter www.e-alliance.ch/en/s/hivaids/iac2010/

Rund ein Viertel der Hilfe für HIV/Aids-Kranke und deren Angehörige weltweit werden von katholischen Einrichtungen und Initiativen getragen. Darauf hat der Aids-Referent von Caritas Internationalis, Msgr. Robert Vitillo in Wien hingewiesen. Kirchliche Hilfsprogramme erhielten aber nur rund fünf Prozent der von der internationalen Öffentlichkeit zur Verfügung gestellten Gelder zur Bekämpfung von HIV/Aids, etwa aus dem “Global Fund”, der seit seiner Gründung 2002 rund elf Milliarden Dollar für Aids-Hilfe zur Verfügung stellte, bedauerte Vitillo.

HIV/Aids kann nur durch einen verantwortungsvollen Umgang mit Sexualität wirkungsvoll bekämpft
werden. Das war der Tenor einer Pressekonferenz kirchlicher Vertreter letzthin in Wien. Aids-Programme, die sich allein auf die massenhafte Verteilung von Kondomen beschränkten, hätten indes nicht die gewünschten Erfolge erzielt, so der Experte. Vitillo hob auch die katholische Lehre hervor, wonach sexuelle Kontakte der Ehe vorbehalten seien und in dieser das Prinzip der Treue gelte.

In manchen armen Ländern, besonders in Regionen des südlichen Afrika, betrage der Anteil der Kirche an der Aids-Hilfe bis zu 50 Prozent. Diese Hilfe umfasse medizinische Versorgung, Krankenpflege, Beratung, HIV-Tests, Sorge um Aids-Waisen, psychologische und spirituelle Betreuung sowie Prävention, erläuterte Vitillo beim “Jour fixe” des Verbandes Katholischer Publizisten. Der aus den USA stammende Geistliche ist seit 1987 in der Frage der kirchlichen Aids-Hilfe und der HIV-Prävention engagiert und gilt als einer der renommierten internationalen Experten in dem Bereich.

Während die Pharmaindustrie Milliarden-Geschäfte mit AIDS-Medikamenten macht und damit die öffentliche Meinung bestimmt, decken immer mehr prominente Wissenschaftler offensichtliche Widersprüche in der gängigen HIV Hypothese auf. Darauf weisst Science and AIDS hin. Doch kritische Reflexion, eine wesentliche Voraussetzung für wissenschaftlichen Fortschritt, hat in der Aids-Forschung wenig Platz: Andersdenkende werden gemobbt und bedroht, als “Aids-Leugner” diffamiert und auf Wikipedia verunglimpft, schreibt Scienece and AIDS. Trotzdem arbeiten sie weiter und präsentieren ihre Forschungsresultate am unabhängigen Wiener Aids Kongress, der von 16. bis 17. Juli in Wien stattfindet – parallel zur großen Internationalen HIV Konferenz.

An dieser alternativen AIDS-Konferenz im Wiener Museumsquartier und in den Hofstellungen, die für HIV-Positive kostenlos ist, nehmen unter anderem teil:

Prof. Peter Duesberg, Professor für Molekular- und Zellbiologie, Universität von Kalifornien, Berkeley: weltweit anerkannter Experte für Retroviren wie z.B HIV (er hat als erster deren Gencode beschrieben), Mitglied der Academy of Sciences, Krebsforscher und wohl der bekannteste Kritiker der herrschenden Aids-Theorie.

Claus Köhnlein, Facharzt für Innere Medizin, Kiel. Forschte an der Abteilung für Innere Medizin, Universität Kiel. Behandelt seit vielen Jahren erfolgreich HIV-positive Patienten, die der Aids Medikation kritisch gegenüber stehen. U.a. Mitautor des Buches “Virus-Wahn – Wie die Medizin-Industrie ständig Seuchen erfindet und auf Kosten der Allgemeinheit Milliarden-Profite macht.”

Joan Shenton, preisgekrönte Aufdecker-Journalistin, Großbritannien, hat zahlreiche kritische Dokumentar-Filme und TV-Beiträge zu HIV veröffentlicht, u.a. auf Channel 4, sowie einen caritativen Fonds für alternative Aids-Forschung gegründet.

Christian Fiala, Facharzt für Frauenheilkunde, Wien. Hat lange Zeit in Thailand und Afrika gearbeitet, gestaltet seit mehr als 20 Jahren die kritisch-wissenschaftliche und politische Diskussion über die epidemiologischen Aspekte von Aids mit. Mitglied des Beratergremiums des ehemaligen südafrikanischen Präsidenten zu Aids. Publiziert über Aids in Afrika und die unterschiedlichen Aids-Definitionen. Autor von “Lieben wir gefährlich? – Ein Arzt auf
der Suche nach den Fakten und Hintergründen von AIDS”, Deuticke Verlag 1997

Die Geschichte von Aids neu zu schreiben, das unternimmt der 5fach ausgezeichnete US-Film “House of Numbers”. Brent Leung hat in seiner akribisch recherchierten und aufwühlenden Dokumentation die major players der Aids Forschung befragt: 18 der anerkanntesten WissenschaftlerInnen und KritikerInnen der gängigen Aids-Theorie
kommen unzensiert zu Wort.

So kommt etwa der Nobelpreisträger und Entdecker des HI-Virus Luc Montagnier zu Wort, der die gängigen Lehrmeinungen über Aids auf den Kopf stellt: “Wer über ein gutes Immunsystem verfügt, kann HIV innerhalb weniger Wochen überwinden”, so der weltweit anerkannte Experte im Film – sein Interview ging mittlerweile mittels Youtube um die Welt. Mit präziser wissenschaftlicher Recherche, spannend wie ein Krimi inszeniert, rüttelt Leung an den Grundfesten der herrschenden Aids Theorie. Der Regisseur bringt Vernunft und Klarheit in eine Diskussion, die freie Meinungsbildung unter dem Druck der Pharmalobby unterbindet. (88 min/ EmdU) www.houseofnumbers.com. Dieser Film wird am DO 15.7., 20.00 Uhr und MO, 19.7., 20.00 Uhr im Schikaneder Kino, Wien, bei freiem Eintritt ausgestrahlt.

Die bewegende arte-Dokumentation “Aids: Die großen Zweifel” – Djamel Tahi (arte, D/F 1996) des franko algerischen Filmemachers Tahi aus dem Jahr 1996 wirft zahlreich, nach wie vor aktuelle unbequeme Fragen auf: Wie sicher ist der Aids-Test? Die Test-Kriterien sind in jedem Land anders. Eine in Frankreich getestete positive HIV-Blutprobe fällt in den USA womöglich negativ aus. Schlimmer noch:

Es zeigt sich, dass die US-Testresultate von einem Labor zum anderen unterschiedlich ausfallen. In Afrika wiederum sind die Test-Kriterien so niederschwellig angelegt wie in keinem einzigen westlichen Land. Das führte beispielsweise in Uganda regional zu einer HIV-Rate von bis zu 30% in den 90er Jahren. Seither ist die dortige Infizierten-Rate auf 5%-10% zurückgeschrumpft – indem der Test-Modus geändert wurde. Djamel Tahis präzise recherchiertes Werk läßt den Zuseher voller Zweifel an den bisher geglaubten Aids-Theorien zurück und kritisiert den dogmatischen herrschenden wissenschaftlichen Diskurs rund um HIV. (50min/D). Dieser Film wird am DO 15.7., 22.00 Uhr und am MO, 19.7., 22.00 Uhr im Schikaneder Kino, Wien, bei freiem Eintritt gezeigt.

Mit dem Slogan “Gut zu wissen” startete indes die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) heute das neue Portal aidshilfe.de: Das Angebot soll die erste Adresse zum Leben mit HIV und eines der führenden Informations- und Dialogportale zu allen Fragen rund um HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen werden.

Das Portal nutzt die ganze Klaviatur des Web 2.0. Im eigenen Blog liefert das DAH-Redaktionsteam z.B. Hintergründe zu aktuellen Themen und lädt zum Diskutieren ein. In einem passwortgeschützten Bereich
kann sich der Nutzer die Seite nach eigenen Bedürfnissen gestalten – mit den persönlich favorisierten Rubriken auf der Startseite. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) förderte den
Relaunch der neuen Website.

Der Start der neuen aidshilfe.de wird begleitet von der Aktion “HIV ist mir nicht egal!”. Unter diesem Motto ruft die DAH auf, ab sofort auf aidshilfe.de ein Zeichen für die HIV-Prävention und zur Solidarisierung mit Menschen mit HIV und Aids zu setzen. Ziel ist es, in vier Wochen mehr als eine Million Unterstützer zu zählen.

Freitag, 25. Juni 2010, von Elmar Leimgruber

Kardinal Schönborn wünscht sich mehr Höhenflüge – Küberl: Alle Menschen sind gleich

Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien, beim Medienempfang
Foto: © Leimgruber

Am Donnerstag abend ist von Kardinal Christoph Schönborn und Bundespräsident Heinz Fischer das Kardinal König Archiv eröffnet worden, das neben der Bibliothek des Kardinals rund 2.000 Archivschachteln der Jahre zwischen 1958 und dem Tod Kardinal Königs 2004 mit persönlichen Dokumenten, Fotos, Briefen aber auch zahlreichen Gegenständen enthält. Bevor Kardinal Schönborn dann zum traditionellen Sommerempfang für Medienvertreter lud, wurde vom Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari, der auch Präsident der Kardinal König-Stiftung ist, an die Caritas und die Diakonie der diesjährige Kardinal König Preis in Würdigung ihrer Verdienste um “die Menschen an den Rändern der Gesellschaft” übergeben.

Auch ein säkularer Mensch könne religiös sein, erklärte Kardinal Schönborn beim Medienempfang und verwies dabei auf das Buch “A Secular Age” (“Ein säkulares Zeitalter”) des kanadischen Politikwissenschaftlers und Philosophen Charles Taylor. Er äusserte sich besorgt, dass christliche Zeichen und Symbole nicht mehr selbstverständlich seien und dass in der Klasse einer Wiener Schule mangels christlicher Kinder kein katholischer Religionsunterricht mehr stattfinden könne. Er wünsche sich “mehr Höhenflüge und mehr Niveau in den Debatten,” so der Wiener Erzbischof, der ankündigte, dass er am Samstag nachmittag im Wiener Stephansdom um 16.30 Uhr ein Requiem für den verstorbenen Herausgeber der Kronenzeitung, Hans Dichand, zelebrieren wird.

(v.l.n.r.) Landau, Chalupka, Kapellari, Küberl und Siegrist
Foto: © Leimgruber

Kardinal König stand für die Weite und auch für die Ökumene, sagte Wiens Caritas-Direktor Michael Landau in seinen Dankesworten für die Verleihung des Kardinal König Preises. Als Christ brauche man sich “vor nichts und vor niemanden fürchten” oder “die Knie beugen”. Es gelte im Gegenteil, die “Maßeinheit Mensch” zu sehen und den “Grundwasserspiegel der Menschlichkeit” zu heben, forderte Landau. Man müsse es immer wieder betonen: “Alle Menschen sind gleich!” erklärte Caritas-Präsident Franz Küberl, der an seinen dank an die Mitarbeiter der Caritas auch die Bitte an die vielen Förderer die Bitte um weitere Unterstützung richtete.

Unter den Ehrengästen der Veranstaltung waren neben den Vertretern der katholischen Caritas (Küberl und Landau) und der evangelischen Diakonie (Pfarrer Michael Chalupka und Präsident Roland Siegrist) der russisch-orthodoxe Metropolit in Wien Michael Staikos, Weihbischof Helmut Krätzl, Diözesanarchivarin Annemarie Fenzl (massgeblich für das Kardinal König Archiv verantwortlich) und der Präsident der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Anas Schakfeh.

Am Medienempfang nahmen unter anderem Weihbischof Stephan Turnovszky, Abt Gregor Henckel Donnersmarck vom Stift Heiligenkreuz, Dompfarrer Toni Faber, Anton Gatnar von Radio Stephansdom, sowie die Kolumnisten Claus Pandi (Kronenzeitung) und Engelbert Washietl teil.

Samstag, 17. April 2010, von Elmar Leimgruber

Bischofskonferenz und Justizministerium gemeinsam gegen Kindesmissbrauch

Die katholische Kirche in Deutschland und in Österreich und das jeweilige Justizministerium arbeiten künftig enger zusammen. Dies geht aus Presseerklärungen der Bischofskonferenzen und der Justizministerien hervor. In Deutschland wollen Kirche und Justiz die vergangenen Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch gemeinsam aufklären und künftig auf diesem Gebiet noch intensiver zusammenarbeiten. Beide Seiten waren sich demnach bei einem Gespräch zwischen Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch darin einig, dass es das vorrangige Ziel der katholischen Kirche und der staatlichen Stellen ist, in enger Kooperation miteinander und mit den Betroffenen alles zu tun, um eine umfassende Aufklärung der vergangenen Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch in den kirchlichen Einrichtungen entschlossen voranzutreiben. “Im Mittelpunkt dieser Aufarbeitung müssen dabei immer die Opfer stehen, denen großes Leid zugefügt worden ist und die zum Teil als Erwachsene bis heute darunter leiden. Sie haben ein Recht auf eine ehrliche Aufklärung,” heisst es in der gemeinsamen Aussendung.

Erzbischof Zollitsch erläuterte die von der katholischen Kirche ergriffenen Maßnahmen. Die Bistümer haben bereits seit längerem jeweils eigene Ansprechpartner benannt, an die sich Betroffene mit ihren Anliegen wenden können. Seit dem 30. März 2010 steht den Opfern sexuellen Missbrauchs eine bundesweite kostenfreie Telefon-Hotline zur Verfügung. Diese Hotline ist in den letzten Tagen bereits von vielen Betroffenen in Anspruch genommen worden. Zudem werden schon unabhängige Berater eingesetzt. Erzbischof Zollitsch berichtete von den kürzlich veröffentlichten Klarstellungen des Vatikans zum Umgang mit Missbrauchsfällen in der Kirche. Dort wird insbesondere auf der strikten Einhaltung des staatlichen Rechts bei der Aufarbeitung der Fälle bestanden. Die zuständigen Gremien arbeiten zudem bereits an einer Änderung der innerkirchlichen Leitlinien von 2002 zum Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs, um deutlich zum Ausdruck zu bringen, dass Staatsanwaltschaften bei Verdachtsfällen frühzeitig eingebunden werden. Erzbischof Zollitsch bekräftigte zudem, dass dem Opferschutz eine besondere Bedeutung beigemessen werde.

Die deutsche Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger begrüßte die von der katholischen Kirche bereits ergriffenen Maßnahmen. Sie machte deutlich, dass die in Arbeit befindliche Änderung der Leitlinien zum Ausdruck bringen müsse, dass innerkirchliche Maßnahmen die Aufnahme und Durchführung staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen weder verzögern noch behindern dürften. Staatliche Behörden seien bei Missbrauchsverdacht einzuschalten. Sie begrüßte die Erklärung der Freisinger Bischofskonferenz zur Zusammenarbeit mit den staatlichen Stellen.

Der vom Bundeskabinett am 24. März 2010 eingesetzte Runde Tisch und die Berufung der ehemaligen Bundesfamilienministerin Christine Bergmann als unabhängige Beauftragte werden nach Auffassung beider Seiten einen wertvollen Beitrag dazu leisten, dass unter Beteiligung aller betroffenen Akteure eine nachhaltige Aufarbeitung der vergangenen Missbrauchsfälle gelingt und gleichzeitig Möglichkeiten der wirksamen Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch für die Zukunft entwickelt werden. Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger betonte, dass der Einsatz unabhängiger Berater zur Überwindung der Hemmschwellen der Opfer, erlittenen Missbrauch mitzuteilen, hilfreich sei.

Anlässlich des Gesprächs wurde vereinbart, dass sich die Deutsche Bischofskonferenz auch an der Unterarbeitsgruppe aktiv beteiligen wird, die sich unter dem Vorsitz des Bundesministeriums der Justiz mit der rechtlichen Aufarbeitung befasst. Neben der Durchsetzung des staatlichen Strafanspruchs wird eine der zentralen Fragen dieser Unterarbeitsgruppe sein, wie das Leid der Opfer in den Fällen, die bereits verjährt sind, angemessen anerkannt werden kann.

In Österreich sind sich die österreichische Justizministerin Bandion-Ortner und Kardinal Christoph Schönborn darin einig, dass Gewalt und sexueller Missbrauch ein gesamtgesellschaftliches Problem sei, dem es gelte in Zusammenarbeit mit allen gesellschaftlichen Kräften entgegenzutreten. Justizministerin Claudia Bandion-Ortner verwies darauf, dass staatliche Stellen auf Basis von Medienberichten oder Anzeigen tätig würden und Ermittlungsverfahren ganz unabhängig davon eingeleitet werden, aus welchem Bereich die Täter stammen.

Kardinal Schönborn verwies seinerseits darauf, dass staatliche Gesetze zur Meldung von Vergehen natürlich stets und überall befolgt werden sollen, wie dies auch in einem vor kurzem veröffentlichten päpstlichem Schreiben festgehalten ist. Jedenfalls kommt es kirchlicherseits zur Anzeige, wenn dies das Opfer wünscht oder eine Anzeige im Sinne der Prävention notwendig ist, so Schönborn.

Laut dem Nachrichtenmagazin “Profil” sind derzeit übrigens neun Priester in Österreich wegen Missbrauchsvorwürfen ausser Dienst.

Weitere Meldungen zu diesem Thema:

- Ostern, Auferstehung der Kirche?

- Vom Recht der Kinder, Nein zu sagen

- EU will strengere Gesetze gegen Menschenhandel und Kindesmissbrauch

Sonntag, 4. April 2010, von Elmar Leimgruber

Ostern: Fest nicht nur des Todes sondern auch der Auferstehung der Kirche?

Jesus wäscht seinen Jüngern die Füsse. Wiesehr sind seine heutigen Jünger, bereit zu dienen, die Diener aller zu sein?
Foto: © Leimgruber

Der Karfreitag ist für Christen ein Tag der Buße und der Umkehr und heuer in besonderer Weise zudem ein Tag des Schmerzes, des Leidens und der Trauer: Zu viel ist in den vergangenen Jahrzehnten kirchenintern an Grausamkeiten geschehen und nicht wirklich aufgearbeitet und gelöst worden: Es war also nur eine Frage der Zeit, bis alles aufbrechen und offenbar werden würde.

Über Jahrhunderte gewachsene kirchliche Autorität und Machtspiele haben bei manchen kirchlichen Würdenträgern nicht nur dazu geführt, dass sie in ihrem Machtdenken und -streben alles unternehmen, um ihren Konkurrenten zu schaden, um dafür selbst die kircheninterne Karriereleiter nach oben zu klettern, sondern offenbar auch dazu, ihre Macht über ihnen anvertraute Kinder sexuell oder durch Einsatz von Gewalt zu missbrauchen.

Genauso wenig spricht es für die Wahrhaftigkeit der Katholischen Kirche, wenn man -was weit verbreitet ist- zwar inoffiziell Priester ihre Beziehungen leben lässt, ihnen aber sofort das Amt entzieht, sobald die “Affäre” medial bekannt wird. Das passt so einfach nicht. Auch hier muss man sich in der Kirche einfach der Wahrheit stellen. Bei allem Idealismus: Die Kirche muss sich der Realität stellen, die sie im Prinzip eh kennt: Priester sind nun mal keine Götter.

Dieses Machtdenken, das in der Kirche leider vielfach genauso häufig vorkommt wie im “weltlichen” Bereich ist die erste eigentliche Ursache der meisten Probleme, auch in der katholischen Kirche: Die kirchliche Hierarchie ist sinnvoll und auch notwendig. Aber sie darf weder dazu missbraucht werden, Machtdenken zu fördern oder Macht, Geld oder Einfluss anzustreben, und erst recht nicht dazu, Verbrechen zu decken: Wenn ein Priester beispielsweise erwiesenermassen ein Problem damit hat, die notwendigen Grenzen gegenüber Kindern einzuhalten, dann darf er nicht einfach woanders hin versetzt werden, ohne dass sicher gewährleistet ist, dass ihm nie wieder Kinder anvertraut werden.

Und die zweite Ursache der meisten Probleme auch in der katholischen Kirche ist die Verdrängung: Probleme, vor allem in der Persönlichkeit des konkreten Menschen tiefsitzende, lassen sich vielleicht zwar eine Zeitlang im Licht des Glaubens läutern oder reinigen, aber eine wirklich dauerhafte Lösung kann zu oft weder durch Kontemplation noch durch intensives Gebet herbeigeführt werden. Dies funktioniert vor allem dann nicht, wenn es sich hierbei um Selbsttäuschung und Verdrängung (auch wenn man das innerkirchlich oft fälschlich Selbstbeherrschung nennt) unter dem Mäntelchen des Glaubens handelt:

Wer also ein Problem mit seinem Sexualtrieb hat, diesem aber nicht im erwachsenen Sinn nachgehen kann, weil er sich im priesterlichen Dienst -zu Recht- an sein Enthaltsamkeitsversprechen gebunden fühlt, wird vielleicht früher oder später von diesem seinem Sexualtrieb in die Irre geführt, in dem er sich tragischerweise am Schwächsten in der Gesellschaft vergeht.  Daher besser vorher überlegen und entscheiden als sich mit einer überfordernden Lebensentscheidung belasten, die einen früher oder später erdrücken wird und möglicherweise auch Unschuldige in Mitleidenschaft zieht.

Wer aber aus tiefster Überzeugung Priester werden will oder es bereits ist, sollte seinen Weg ehrlich (vor allem sich selbst gegenüber als Grundlage für alles andere), konsequent und ohne Ausreden und ohne Verdrängungen und ohne Hintertürchen zu gehen bereit sein. Und die Priesterausbildung muss auch genau in diese Richtung gehen. Die Kirche und ihre Hirten werden authentisch leben müssen, was sie verkünden und vor allem werden sie viel Herz haben müssen für die Menschen, die ihnen anvertraut sind. Das ist einfach eine Frage der Glaubwürdigkeit, an der sich die Kirche immer mehr wird messen müssen.

Zurück zur Sexualität: Auch wenn der Mensch sich nicht über seine Sexualität definieren sollte: Diese gehört zum Menschen als Geschöpf Gottes einfach dazu. Das betrifft aber nicht nur das theoretische bzw. potentielle Vorhandensein, sondern zudem das Bedürfnis danach, Sexualität auch körperlich (und nicht nur platonisch, also rein spirituell) leben zu wollen. Wenn dies von Gott, der den Menschen so und nicht allers geschaffen hat, nicht so gewollt wäre, würden wir vermutlich alle nicht von unseren Eltern gezeugt worden sein und daher nicht am Leben sein.

Hier muss die Kirche endlich ihr uneingeschränktes JA zu diesem Geschenk Gottes an die Menschheit bekräftigen. Dies bedeutet keinesfalls Zügellosigkeit, Sexualität bedeutet immer auch -wie in anderen Bereichen genauso- verantwortungsbewusst zu leben, sowohl die Lehre der Kirche als leuchtendes Ideal zu sehen (ein solches darf und soll die Kirche auch bieten), als auch selbst aktiv und bewusst freie Entscheidungen, das eigene Leben betreffend zu fällen.

Letztlich kann es nur im Sinne Gottes sein, dass die Menschen ein möglichst sinnvolles und glückliches Leben führen können. Und die Aufgabe der Kirche Jesu Christi ist es daher auch, sie nicht daran zu hindern, sondern sie auf ihrem Weg des Glaubens, des eigenen Gewissens und der persönlichen Verantwortung zu begleiten und sie darin zu bestärken: und zwar ohne erhobenen Zeigefinger. Zu viele Menschen empfinden aber die Kirche als Hindernis zum Glücklichsein in ihrem Leben. Dabei handeln Menschen, denen Gott und die Kirche wichtig sind, meistens sowieso verantwortungsbewusst: das ist eine Tatsache.

Und auch wenn viele Priester, Bischöfe und Ordensleute liebevoll, pflichtgetreu, gewissenhaft und geduldig ihren Dienst an Gott und an den Menschen ausüben (und daher ein Generalverdacht nicht nur unangebracht wäre, sondern auch zutiefst ungerecht) und auch wenn hinter dem täglich neu bekanntwerdenden Missbrauchsfällen sicherlich eine Kampagne, ja ein offensichtlich über die gesamte westliche Welt erstreckendes System steckt (das zu ignorieren, grenzt an Naivität): einerseits sollte sich die Kirche niemals -von wem auch immer und wozu auch immer- erpressen lassen, und andererseits sollte  die Kirche diese aktuelle Krise als Herausforderung zur ernsthaften Umkehr und inneren Erneuerung sehen, aus ihrer Sündhaftigkeit zu lernen und authentischen Glauben zu leben.

Gerade angesichts der in letzter Zeit aufgekommenen Missbrauchsfälle ist eines ganz sicher: Je mehr man eine moralische Institution darstellt, wie sie die Kirche nun mal ist und je mehr man den Menschen vorschreiben will, wie sie leben “müssen”, umso mehr wird man auch an den eigenen Taten gemessen.

Und in diesem Fall fühlt man sich leider an jene harte Bibelstelle erinnert, die da sagt: Was ihr dem Geringsten meiner Brüder angetan habt, das habt ihr mir angetan.(Mt 25,40) Ja mehr noch: Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im tiefen Meer versenkt würde und hütet euch davor, einen von diesen Kleinen zu verachten. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht des himmlischen Vaters. (Mt 18,6; 18,10). Ganz zu schweigen vom Vertrauensmissbrauch und dem Schmerz, dem man hier Opfern zufügt, gerade als Kirche, die eigentlich Gottes Liebe vermitteln sollte. Und ja: Die gesamte Kirche leidet auch am Schmerz jedes Einzelnen mit. Denn alle Gläubigen haben Anteil an dem einen Leib Christi, der Kirche (vgl. 1 Kor 12,26-27).

Die Totenstimmung, die derzeit herrscht, kann durch die uneingeschränkte Erkenntnis der Wahrheit und das Lernen daraus zu einer wahren Auferstehung führen: Christus selbst hat nicht nur die Sünden der gesamten Menschheit auf sich genommen in seinem Leiden und in seinem Tod am Kreuz, er hat den Tod selbst besiegt. Und dank der Auferstehung des Erlösers kann auch die Kirche wiederauferstehen, und zwar nicht als noch mächtiger als je zuvor, sondern als demütige Magd ihres Herrn.

Wahre Grösse zeigt sich nicht am kirchlichen Amt, in dem man sich sonnt oder das man erstrebt, sondern am Grad der Demut, an der Bereitschaft zum Dienst, zum Kleinwerden für andere. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes “jesuitisch”: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch gross sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der erste sein will, soll der Sklave aller sein. (Mk 10,42-44). Und auch wenn es zutiefst unangenehm besonders für Priester und Bischöfe und andere Verantwortungsträger in der Kirche sein mag: Dieses warnende Wort Jesu gilt besonders für diese jene, die sich für besonders “fromm” und Gott in besonderer Weise nahe sehen und sich sogar selbst vormachen, in seinem Namen zu handeln: Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten und haben wir nicht in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht. Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. (Mt. 8,22-23)

Gerade Ostern ist aber das Zentrum der Frohen Christlichen Botschaft: Der Tod ist besiegt, auch der eigene Tod, auch die eigene Sünde, ein für alle Mal und seit Christi Tod und Auferstehung. Wir sind Menschen, die die Kraft der Auferstehung Jesu Christi in uns tragen und ein Leben in Fülle haben. Diese Frohe Botschaft muss verkündet werden: sie muss die Leidenden und die Traurigen trösten und aufbauen, ihnen zeigen, dass sie nicht allein sind in ihrem Schmerz, vor allem nicht in jenem, die sie vielleicht durch kirchliche Würdenträger erlitten haben. Nur die Wahrheit macht frei und offen. Definitiv!

Diess erfordert tiefe Demut und die Erkenntnis auch der eigenen Sündhaftigkeit, die man auch als kirchlicher Amtsträger gerne zugeben darf. Und: Milde anstatt Härte ist das Gebot der Stunde. Und zwar nicht nur die Gläubigen ihren Hirten gegenüber, sondern besonders die Hirten ihren Gläubigen gegenüber: Glaube muss konkrete Lebensorentierung und -hilfe bieten.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein wahres Fest der Auferstehung und unserer geliebten Kirche zudem einen ehrlichen und offenen Neubeginn im Sinne ihres Stifters Jesus Christus und im Sinne ihres eigenen Mottos “Ecclesia Semper Reformanda”: ohne falsche Scheu, zu seinen Sünden zu stehen, ohne Machtstreben, offen für das Wirken des Heiligen Geistes und im Dienste Gottes und der Menschen.

(Empfehlenswertes Buch zum Thema: “Die Beichte” von Felix Mitterer)

Mittwoch, 17. Februar 2010, von Elmar Leimgruber

Fastenzeit: Aktion Verzicht 2010: “Weniger ist mehr” – Einladung zur inneren Erneuerung


(Meine Gedanken zu diesem Thema finden Sie am Ende dieses Beitrags in kursiv geschrieben)

Brauchen wir, was wir haben? Haben wir, was wir brauchen?

Zum sechsten Mal findet heuer während der Fastenzeit von heute Aschermittwoch bis Karsamstag 03.04.10 die organisations- und länderübergreifende “Aktion Verzicht” in Südtirol und verschiedenen österreichischen Bundesländern (getragen u.a. von Familienverbänden, Caritas, Schulämter, Jugenddiensten) statt. Ziel ist die bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Gewohnheiten und Verhaltensmustern und der freiwillige Verzicht auf bestimmte “geliebte” Konsumgüter (z.B. Alkohol, Zigaretten, Süssigkeiten…). Sich von diesen eine Zeit lang zu distanzieren, verbessert das Gespür für sich selbst; die Sensibilität für die eigene Lebensweise steigt, schreiben die Initiatoren in ihrer Aussendung. Diese Selbstprüfung und Suche nach einem ausgeglichenen Maß wirft eine interessante Frage auf: Inwieweit ist es einem möglich, die eigenen Wünsche und Handlungen zu kontrollieren? Das Durchhaltevermögen wird auf die Probe gestellt.

Ergebnisse der modernen Gehirnforschung und Lernpsychologie belegen laut Aussendung der Initiatoren, dass durch den zeitweiligen Aufschub einer Belohnung die Fähigkeit zur Selbstregulierung trainiert wird. Die Fastenzeit bietet eine gute Gelegenheit dafür. All jene, die sich an der Aktion beteiligen, werden in ihrem Verzichtsversuch neben den Mitmachaktionen der Projektträger durch Aufkleber mit dem Motto der Aktion: „Weniger ist mehr“ unterstützt. Diese können – als sichtbares Bekenntnis zum Verzicht und als Erinnerung an den guten Vorsatz – auf persönlichen Verzichtsgegenständen platziert werden. In Südtirol gehört die „Aktion Verzicht“ übrigens zu den Begleitmaßnahmen der Kampagne “Alkoholprävention in Südtirol”. Und die “Aktion Verzicht” ist jetzt als “Event” auch auf facebook vertreten.

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Bischof Alois Schwarz
Foto: Diözese Gurk-Klagenfurt/ Neumüller

Die Fastenzeit lädt zur inneren Erneuerung und zur Unterstützung der Notleidenden ein, schreibt Diözesanbischof Alois Schwarz (Gurk-Klagenfurt) in der Einleitung zu seinem Fastenhirtenbrief 2010: “Dazu können das Lesen in der Heiligen Schrift, die Mitfeier der hl. Messe sowie die Feier des Bußsakramentes eine wertvolle Hilfe sein”, schreibt der Kärntner Bischof. Die Fastenzeit ermögliche “einen persönlichen Weg der Erneuerung”, so Bischof Schwarz, der dazu aufruft, “die einzelnen Fastensonntage wie geistliche Rastplätze auf dem Weg zur Auferstehung zu verstehen” und “mit dem Evangelium die persönliche Berufung zum Christ-Sein zu stärken”.

Bereits im Jänner dieses Jahres hielt Bischof Schwarz, der vor seiner Ernennung zum Kärntner Diözesanbischof gleichzeitig Pfarrer und Pastoralamtsleiter und anschliessend Weihbischof in der Erzdiözese Wien war, einen viel beachteteten Vortrag: Er appellierte dafür, Mut zum öffentlichen Bekenntnis des Glaubens aufzubringen. “Wir leben heute in einer Welt, in der die Menschen erfahren und sehen wollen, dass der Glaube Sinn macht und Sinn stiftet auf Zukunft hin”, sagte Schwarz bei einem Vortrag in der Kärntner Pfarre St. Leonhard im Lavanttal. Die Gottesbeziehung sei entscheidend für das Leben der Menschen, sagte der Gurker Bischof: “Wenn Gott uns abhanden kommt, verliert der Mensch die Kontrolle über sich selbst und unsere demokratische Gesellschaft wird hilflos”. Ein Abschied von Gott in der Gesellschaft führe zum Verlust der “Sprache der Hoffnung” und der “Sprache des Trostes”. Alle Christen seien dafür verantwortlich, “Gott in dieser Welt gegenwärtig zu halten”, appellierte Bischof Schwarz.
Der 32 Seiten umfassende Fastenhirtenbrief von Diözesanbischof Alois Schwarz ist in Broschürenform, der auch in slowenischer Fassung aufgelegt wird, ist kostenlos im Behelfsdienst der Diözese Gurk-Klagenfurt und in den Kärntner Pfarren erhältlich sowie hier kostenlos downloadbar.

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Das offizielle katholische Fastengebot schreibt übrigens ein striktes Fleischverbot am Aschermittwoch und an allen Freitagen der Fastenzeit vor.

Der Aschermittwoch und der Karfreitag gelten bei den Fastengeboten zusätzlich auch noch als sogenannte Abstinenztage, an denen nur eine einmalige Sättigung am Tag erlaubt ist.

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Wir dürsten manchmal in dieser Zeit des Überflusses nach mehr, nach etwas, das trotz allem Verfügbarem, vielleicht unsere tiefsten Sehnsüchte stillen könnte. Vielleicht ist weniger manchmal tatsächlich mehr, vielleicht wäre es sinnvoll, mal einfach “Neues” bzw. über die Jahre und Jahrzehnte Verlerntes wieder neu auszupobieren, um unseren inneren Hunger zu stillen. Vielleicht wirkt es ja tatsächlich.

Aber niemand “muss” ja fasten oder verzichten. Zwang ist immer verkehrt und führt teilweise zum genauen Gegenteil dessen, was man will. Besonders problematisch ist hier der innere Zwang, den man sich zuweilen auch selbst auferlegt und der einen erdrücken kann. Einmal pro Woche auf Fleischgenuss zu verzichten, schadet jeodch nicht.

Ich begrüsse daher auch solche Aktionen: Einladungen zu Verzicht und zu innerer Erneuerung sind unbedingt sinnvoll, zumal es ja unsere persönliche Freiheit ist, die es uns ermöglicht, Angebote anzunehmen oder abzulehnen.

Und ja: Man darf sich bewusst und freiwillig für Verzichten und Fasten entscheiden.

Dienstag, 2. Februar 2010, von Elmar Leimgruber

Runde Sache: Recycling für CDs und DVDs

Die Sammelbox für CDs und DVDs der KJÖ
Foto: KJÖ Michaela Willisch

CDs und DVDs können recycelt werden. Darauf weisst die Katholische Jugend Österreich (KJÖ) hin: Die Disks bestehen zu einem überwiegenden Teil aus dem wertvollen Kunststoff Polycarbonat, der zu nahezu 100 Prozent recycelt und z.B. wieder für die CD-Produktion verwendet werden kann. Kaputte Silberlinge sollten daher nicht länger im Müll landen, regt die KJÖ an.

Laut Schätzungen landen bislang 95 Prozent der gebrauchten Datenträger im Wiener Restmüll. Durch den Aufbau eines CD-Recycling-Systems in Wien durch “runde sache” will die KJÖ auf dieses Informationsdefizit aufmerksam machen, wertvolle Ressourcen schonen und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Ab sofort werden daher in Wien und Umgebung insgesamt 250 Sammelboxen an verschiedenen Orten wie Schulen aufgestellt, die stark von Jugendlichen frequentiert werden. Diese können über die Homepage rundesache.at bestellt werden. Die gewünschte Boxenanzahl wird im Wiener Raum gratis per Post geliefert. Unter dem Titel “runde sache” hat das entwicklungspolitische Netzwerk der KJÖ, “Enchada”, das Recycling-Projekt gemeinsam mit sieben ehrenamtlich engagierten Jugendlichen auf die Beine gestellt.

Zudem leistet die Jugendorganisation der Katholischen Kirche laut Aussendung auch umwelt- und entwicklungspolitische Bildungsarbeit in Form von Workshops, einer Methodensammlung und einem Kreativwettbewerb. Damit soll aufgezeigt werden, was die CD zu Hause mit der Öl- und Ressourcenausbeutung und schlechten Arbeitsbedingungen in den sogenannten Entwicklungsländern zu tun hat.

Unterstützt wird das Projekt “runde sache” von der österreichischen Post, finanziert wird es über das Programm “Jugend in Aktion” der Europäischen Kommission.

Das finde ich eine sehr gute und wertvolle Arbeit zum Schutz der Schöpfung über eine Generation hinaus.

Samstag, 23. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Seid mir gegrüsst und geehrt, grosse weibliche und männliche Söhne der Heimat!

Mal abgesehen davon, dass man nicht gleich mit Klage drohen muss, wenn man seine Rechte verletzt sieht:

Ja ich finde, dass Autoren (und wenn sie schon verstorben sind, auch ihre Rechtenachfolger ) die Möglichkeit haben müssen, darauf zu bestehen, dass der Text so bleibt, wie er geschrieben wurde.

Und abgesehen davon, dass Mozart (oder war es doch wer anderer?), von dem die Melodie der österreichischen Bundeshymne stammt, nicht im 20., sondern schon vor Jahrhunderten verstorben ist (und wer weiss, vielleicht würde er sie heute wirklich ganz anders komponieren): Gegen musikalische Neuarrangements spricht überhaupt nichts (und noch lebende Komponisten schneiden sogar noch finanziell mit: bei genehmigten Arrangements: 75% und bei ungenehmigten erhalten sie sogar 100 Prozent der Tantiemen). Texte hingegen verfälschen zu leicht die Intentionen von Autoren: Daher muss Literatur auch so bleiben, wie sie ist.

Der Text der österreichischen Bundeshymne wurde 1947, also Mitte des 20. Jahrhunderts geschrieben, also zu einem Zeitpunkt, wo es bereits zahlreiche bedeutende Frauen (z.B. Bertha von Suttner, die Kaiserinnen Elisabeth und Maria Theresia, Marie von Ebner-Eschenbach;) also “Töchter” gab, die auch durch diese Hymne geehrt werden sollten und wurden und werden.

Ich unterstelle es niemanden, aber der Verdacht liegt nahe, dass solche Aussagen einem Minderwertigkeitsgefühl (das Geschlecht jenes Menschen, der Grosses vollbringt, ist doch sowas von egal: er ist Mensch) entspringen, wenn man behauptet, sich als Frau nicht angesprochen oder geehrt zu fühlen, wenn in der Hymne von der “Heimat grosser Söhne” die Rede ist. Alle grossen Frauen in der Geschichte prägten ihre Zeit nachhaltig und wussten auch oft über ihre grosse Bedeutung als Söhne ihrer Heimat Bescheid, obwohl sie vielleicht manchmal zu ihren Lebzeiten zu wenig beachtet wurden.

Und das sage ich, obwohl ich schon zu oft die Erfahrung gemacht habe, dass viele Menschen nicht in der Lage sind, über dieses Thema sachlich (es hat aber auch nicht im Geringsten was mit Gleichberechtigung oder gar Geringschätzung zu tun) diskutieren, sondern sehr empfindlich auf dieses eigentlich rationale Thema reagieren. Leider.

Mich erinnert diese ganze derzeitige Situation an jahrelange Diskussionen innerhalb der katholischen Kirche, wo nach zahlreichen Interventionen sogar biblische Texte, die selbstverständlich immer schon sowohl an männliche als auch weibliche Brüder gerichtet waren, plötzlich Brüder und Schwestern als ausdrücklich genannte (und damit gedoppelte) Adressaten hatten. Wenn jemand die klassische Ansprache nicht versteht und sich psychologisch akzeptierter fühlt, weil es mittlerweile halt schon anders üblich ist: bitte, mir solls recht sein: notwendig ist es keinesfalls.

Aber jetzt geht die selbe unsinnige Diskussion im Zusammenhang mit der Bundeshymne schon wieder los, natürlich losgetreten von der streitbaren Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) und unterstützt durch ihre Kollegin Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (ebenfalls SPÖ), die den Text der Bundeshymne sogar grundsätzlich textlich abändern möchte. Echt kurios in diesem Zusammenhang: Auch ÖVP-Familienministerin Maria Rauch-Kallat wollte vor 5 Jahren, als sie noch in Amt und Würden war, diese Textzeile abändern lassen. Aber aus Respekt vor literarischen Texten sollte man diese niemals abändern.

Dabei gehört Christina Stürmer zweifelsohne -zumindest in der Gegenwart- zu den grossen Söhnen der Heimat. Dennoch, und das muss ich an dieser Stelle ebenfalls kritisieren: in einer Ehrung der Grossen des Landes historische (und über teils Jahrhunderte geehrte) Persönlichkeiten wie Siegmund Freud, Wolfgang Amadeus Mozart auch aktuelle Persönlichkeiten wie z.B. Christl, Didi Constantini und Brigitte Ederer reinzunehmen (die rein subjektiv ausgewählt wurden und vielleicht mal in die Geschichte Österreichs eingehen werden oder auch nicht): also auch das geht nicht. Und ich wundere mich darüber, dass das vor mir noch niemand kritisiert hat.

Wie minderwertig und unterdrückt muss man sich doch selbst als Ministerin fühlen, wenn man ein Problem damit hat, bedeutende Frauen der österreichischen Geschichte genauso als grosse Söhne der Heimat zu sehen wie ihre männlichen Kollegen: Gerade die Bezeichnung Söhne macht keinen Unterschied, ob eine Frau oder ein Mann Grossartiges geleistet hat: Und genau das ist meines Erachtens das einzig Sinnvolle.

Dasselbe trifft auch auf die biblische Ansprache “Brüder” zu: sie gilt für Männer und Frauen gleichermassen: sowohl was die Lehre betrifft als auch die Gebote. Und sonderbarerweise verlangt da auch niemand, dass beispielsweise das Gebot: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau auch ergänzt wird durch: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Mann: Es ist eben selbstverständlich, dass allgemein alles (wenn nicht ausdrücklich anders angegeben) für Männer und für Frauen in gleicher Weise gilt.

Die ganze Diskussion derzeit ist mühsam , langweilig und überflüssig: Mal abgesehen davon, dass die Textautorin der Bundeshymne ja selbst eine (sicher sogar sehr selbstbewusste) Frau (Paula von Preradović) war und sich wohl auch als literarischer Sohn ihrer Heimat gesehen hat (sonst hätte sie diesen Text wohl nicht so geschrieben):

Fehlt nur noch, dass morgen noch wer fordert, dass weil der Mensch ja auch einen männlichen Artikel hat, das Wort Mensch durch Menschin oder so was Ähnliches ergänzt wird, weil da könnten sich ja eventuell gewisse Frauen ja auch nicht angesprochen oder ernstgenommen fühlen. Warum muss man alles komplizierter machen als es ist?

Wenn wir alle gleich sind als Menschen in unserem Denken und Bewusstsein, Männer wie Frauen, wie Kinder (natürlich auch weiblich und männlich), ist es am Besten: Dann ist nicht nur jede Differenzierung überflüssig, sondern schadet sogar dem gemeinsamen Anliegen aller, eben Menschen zu sein, unabhängig von ihrem Geschlecht.

Hier ist ein musikalisches Neuarrangement der österreichischen Bundeshymne vom Wiener Musiklabel magnam gloriam zu hören und zu sehen:

Die Melodie rockiger (oder wie auch immer anders als klassisch) zu arrangieren ist also durchaus ok (das hat übrigens Hubert von Goisern mit der alten österreichischen Kaiserhymne auch schon vor Jahren gemacht), das passt. Aber einen bestehenden literarischen Text einfach abzuändern: das geht nicht.

Wenn aber -so wie es scheint- die Unterrichtsministerin und ihr Gefolge schon nicht zur Einsicht zu bringen ist, dass alle Menschen gleich sind, ohne dass man sie in Mann und Frau dividiert, dann schlage ich vor, dass -wie in der Nachkriegszeit- ein Wettbewerb für eine gänzlich neue Hymne (musikalisch und textlich) ausgeschrieben wird. Und dann sollte im Rahmen einer Volksabstimmung (da -und nicht dort, wo man die Antworten vorher schon weiss- wäre sie mal wirklich sinnvoll) die gesamte Bevölkerung Österreichs über die neue Bundeshymne abstimmen und entscheiden können.

Und hier folgt noch der vollständige Text der österreichischen Bundeshymne:

Land der Berge, Land am Strome,
Land der Äcker, Land der Dome,
Land der Hämmer, zukunftsreich!
Heimat bist du großer Söhne,
Volk, begnadet für das Schöne,
Vielgerühmtes Österreich,
Vielgerühmtes Österreich.

Heiß umfehdet, wild umstritten,
Liegst dem Erdteil du inmitten
Einem starken Herzen gleich.
Hast seit frühen Ahnentagen
Hoher Sendung Last getragen,
Vielgeprüftes Österreich,
Vielgeprüftes Österreich.

Mutig in die neuen Zeiten,
Frei und gläubig sieh uns schreiten,
Arbeitsfroh und hoffnungsreich.
Einig lass in Brüderchören,
Vaterland, dir Treue schwören.
Vielgeliebtes Österreich,
Vielgeliebtes Österreich.