Mit ‘ORF’ getaggte Artikel

Samstag, 9. Oktober 2010, von Elmar Leimgruber

Kommentar zur Wien-Wahl: Es muss anders werden!

Nein: Ich habe nicht grundsätzlich was gegen die SPÖ (Sozialdemokratische Partei Österreichs). Und ja: Ich habe ein schwerwiegendes Problem mit dieser aktuellen zutiefst undemokratischen, aber dafür zutiefst populistischen SPÖ. Und ja: Ich habe vor allem ein Problem mit der SPÖ Wien und hier konkret vor allem damit, dass eine einzige Partei Wien allein regiert. Dies ist -unabhängig davon, welche politische Farbe eine Partei auch immer haben mag- demokratiepolitisch höchst bedenklich und gefährlich.

Ich könnte jetzt natürlich -vollkommen zu Recht- darüber herziehen, dass seit einigen Jahren die Bundes-SPÖ zur österreichischen Wischi-Waschi-Kriecher-Populismuspartei Nummer 1 verkommen ist und soziales Gedankengut nur mehr dann vertritt, wenn auch die Kronenzeitung diesen Standpunkt vertritt, aber in der Flüchtlingsdebatte (wie unlängst im Burgenland) rechter steht als es die FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs) während ihrer Regierungszeit jemals war, aber das wäre konkret einen eigenen Kommentar wert. Dem Glauben fern, auch nur den Geringsten davon überzeugen zu können, dass es wirklich anders werden muss in Wien, bin ich dennoch ein unverbesserlicher Optimist, der entgegen besserem Wissen schreibt.

Und nein: “Es geht auch anders” reicht bei weitem nicht, liebe devote Häupl-Füsse leckende Wiener ÖVP (Österreichische Volkspartei). Wenn was anders laufen soll, muss man auch dafür kämpfen und dem derzeitigen Wiener Alleinherrscher die Stirn bieten. Aber bedauerlicherweise seit ihr durch ein paar lukrative Posten und ein bissi Teilhabe an der der Häuplschen Macht schnell ruhig zu stellen. Oh würden nur alle in Wien so kämpfen für ihre Bürger wie die Löwin Stenzel in ihrem Ersten Bezirk. Es geht also nicht nur anders, sondern es muss anders werden. Und vor allem hört endlich auf mit eurem ekelig-abstossenden Häupl-Kuscheln, damit auch ihr wählbar werdet. Und: “schwarz ist geil” ist äusserst ungeil, wenn es vor allem “Partymachen” und “High Society spielen” bedeutet, was sich viele Jugendliche schon rein finanziell einfach nicht leisten können: Da muss die JVP zurückfinden zur Realität.

Und nein ihr Grüne Wiener Träumer: Weder kommt die die von euch geforderte Citymaut, noch die Öffi-Jahreskarte um 100 Euro. Und wenn ihr schon auf dem Standpunkt steht, dass alle Einwanderer willkomemn sind, dann wohnt gefälligst in jenen betroffenen Wiener Bezirken anstatt in den Nobelhochburgen Wiens und schickt eure Kinder in öffentliche Schulen anstatt in Privatinstitute. Und wenn ihr schon am Häupelschen Kuchen mitnaschen wollt, dann werdet zuerst endlich glaubwürdig und realistisch und vor allem: Hört endlich auf, auch noch die letzten Intellektuellen aus euren Reihen zu verbannen, sonst nimmt euch bald überhaupt keiner mehr ernst. Dabei hättet ihr tatsächlich das Potential gehabt, was zu verändern in Wien. Aber anstatt den Van der Bellen als Bürgermeisterkandidaten zu nominieren, der auch für viele Rote, Schwarze, Liberale und Sonstige eine echte Alternative zu Häupl gewesen wäre, habt ihr euch für männerfeindliche Frauenpower, Egotrips und Mobbing entschieden. Die Wähler werden euch abstrafen. Und vielleicht wird es dann auch bei euch anders werden: ich hoffe es.

Und dann tritt hier auch noch die KPÖ zur Wahl an, die es offensichtlich immer noch nicht überrissen hat, dass der Kommunismus überall, wo es ihn gab, nicht funktioniert hat, weil er absolut nicht funktionieren kann, auch wenn nicht jede Idee schlecht ist. Selbst Castro hat hier schon umgedacht, nur in Wien träumt man weiterhin davon. Echt arm.

Und du, HC, bist der einzige Mutige im Wiener Wahlkampf, der einzige, der es wagt, als Bürgermeisterkandidat gegen den Übervater Häupl anzutreten. Respekt. Aber: auch wenn es die SPÖ vormacht, wie geil Populismus ist und wiesehr man dafür geliebt wird: Sei du ein besserer Herausforderer: Wer Bürgermeister sein will, sollte mit Kompetenz und mit mehrheitsfähigen Sachthemen punkten und nicht mit naiver Hetze. Und nur zur Info: Blut ist das, was alle Menschen verbindet, egal welcher Rasse, Religion, Herkunft. Und das ist bedingungslos zu akzeptieren!

Und euch, BZÖ (Bündnis Zukunft Österreich) hatte ich eigentlich schon längst nicht mehr weder wahr- noch ernstgenommen. Und siehe da: Euer Bundesobmann hat plötzlich nicht mal unvernünftige Standpunkte zu verschiedenen Themen und als Spitzenkandidaten habt ihr zudem einen nominiert, von dem ich bis dahin nicht wusste, dass er irgendwo politisch aktiv ist, der mir aber als ORF-Wirtschaftsredakteur äusserst sympathisch war, vermochte er es doch, schwierige wirtschaftliche Sachverhalte beeindruckend einfach und allgemein verständlich darzustellen. Ja mit dem Sonnleitner ist euch ein kluger Schachzug gelungen. Ob er erfolgreich ist, wird sich weisen. Ich fürchte nein, denn die roten, schwarzen, blauen und grünen Stammwähler werden -sofern sie nicht zu Hause bleiben- ihre Lieblinge wählen, und der Rest wird wohl fleissigst den einen wählen, um den anderen zu verhindern (Häupl und Strache und umgekehrt). Und da werden euch Orangen wahrscheinlich nicht mehr viele Stimmen bleiben…

Und die Moral von der Geschicht: Häupl bleibt in jedem Fall Wiener Bürgermeister. Aber vielleicht gelingt es ja doch via Wahlergebnis, die SPÖ zu einer Koaltion -mit wem auch immer- zu bewegen. Sinnvoll wäre dies. Aber dann darf man als kritischer Demokrat natürlich nicht SPÖ wählen, was demokratiepolitisch und für die lebenswerteste Stadt der Welt ein riesiger Schritt hin zu noch mehr Lebensqualität und Vielfalt und Pluralismus -auch in der Stadtregierung- wäre.

Eine Senkung der öffentlichen Gebühren (Wien Holding bzw. Wiener Stadtwerke) wie Trinkwasser, Energie, Abwasser, Müllabfuhr, Wiener Linien wäre höchst angebracht (aber keine der anderen wahlkämpfenden Parteien hat hier realistisch durchführbare Vorschläge), was aber unter einer weiteren SPÖ-Alleinregierung sicherlich nicht passieren wird. Im Gegenteil: Die sinnlosen Wiener Volksbefragungen und die vielen wählereinlullenden Gratis-Festln der Stadt Wien mit ihren Betrieben in den letzten Monaten haben insgesamt ein Vermögen gekostet. Und das muss wieder rein und das wird natürlich in Form von stark erhöhten Gebühren einkassiert werden, natürlich erst nach der Wahl. Und auch dazu sage ich: So soll und darf es nicht weitergehen in Wien!

Aber wie auch immer Sie werte Leserinnen und Leser über die einzelnen Parteien in Wien denken: Ich bin ein unverbesserlicher Demokrat. Also schimpfen oder auf wienerisch “raunzen” allein genügt nicht:

Wer etwas bewirken, verändern oder aber auch bewahren will, kann dies nur mit dem Gebrauch seines Wahlrechts:

Und auch wenn Wahlen selten was verändern: Gehen sie zur Wahl, bestimmen Sie Ihre Zukunft mit! Und entscheiden Sie mit, ob weiterhin eine einzige Partei mit Narrenfreiheit über Wien regieren soll oder nicht! Seien Sie ein mündiger und verantwortungsbewusster Staatsbürger und geben Sie am 10.10.2010 Ihre Stimme ab! Nur wer mitwählt, hat das Recht, auch zu kritisieren.

Ich wünsche Wien und allen seinen Bürgern von Herzen eine bessere Zukunft. Vielleicht wird das Ergebnis der Gemeinderatswahlen ja dazu beitragen.

Freitag, 1. Oktober 2010, von Elmar Leimgruber

Lange Nacht der Museen 2010 – Musik-Highlights

Wien Heldenplatz
Foto: ORF, Hans Leiter

Auch dieses Jahr laden zahlreiche Aussteller und Sammlungen in Wien zur langen Nacht der Museen. Am Samstag, 2.10. – von 18.00 bis 1.00 Uhr Früh – öffnen sich die Pforten von insgesamt 107 Museen und Kultureinrichtungen in Wien (und insgesamt 680 in ganz Österreich).  Treffpunkt ist der Heldenplatz. Das Ticket für alle Museen inklusive Shuttlebusse kostet 13 Euro (ermässigt 11 Euro) und ist in ganz Österreich gültig. Geboten wird – neben den eigentlichen Schausammlungen – ein umfangreiches Zusatzprogramm mit Musik und Events.

Dieses Jahr steht die Lange Nacht der Museen im Technischen Museum Wien ganz im Zeichen der Musik. Unter fachkundiger Betreuung können sich die Besucher in der neuen Ausstellung “macht musik” künstlerisch betätigen: z.B. Musik produzieren, akustische und elektronische Instrumente spielen, tanzen oder sich im Rockprobenraum austoben.

Gemeinsam mit dem Musiker und Komponisten Max Hoffmann werden mit neuesten elektronischen Instrumenten Gemeinschaftskompositionen erstellt – denn jeder kann sich in der Ausstellung im Komponieren versuchen. Wer lieber zuhört als selbst spielt, für den werden historische Musikautomaten und elektronische Instrumente zum Klingen gebracht.

Im Haus der Musik (1., Seilerstätte 30) beispielsweise spielen Marko Simsa & Safer Six ab 18.00 Uhr für die kleinen Gäste, danach folgen Herbstrock, die Präsentation der neuen CD von Francis International Airport sowie die Elektronik-Band Cluster. Auch im Wien Museum am Karlsplatz wird um 18.00 Uhr eine Kinderführung angeboten. Um 22.30 Uhr präsentiert Direktor Wolfgang Kos Highlights aus der Sammlung des Museums.

Im MUMOK bringen Herbert Gollini und Helmut Wolfguber, Protagonisten der elektronischen Musikszene in Österreich, bringen die Fassadenplatten des MUMOK (Stoned Tones) zum Klingen. Ihre Liveperformance basiert auf einem speziell für das Museumsgebäude entwickelten System, das sich den Klang der Mayener Basaltlavaplatten des Bauwerks zu eigen macht, der beim Anschlag der unterschiedlich großen, an die Fassade montierten Steinplatten entsteht.

Zudem wird rund um den Ring eine Oldtimer-Straßenbahn aus dem Jahr 1929 die Besucher im 15-Minunten-Takt um den Ring kutschieren, während Stadtverkehrsgeschichte hier hautnah erlebt werden kann.

Die Lange Nacht der Mussen findet neben Wien auch in den anderen Bundesländern statt. Auch spezielle kirchliche Einrichtungen laden zum Besuch: Die Diözesanmuseen von Graz, St. Pölten, Eisenstadt und Klagenfurt und das Salzburger Dommuseum sind ebenso eingebunden wie das Museum im Wiener Schottenstift, die Wallfahrtsbasilika Maria Taferl oder das Bibelzentrum am MuseumsQuartier Wien. Alle Infos zu veranstaltenden Museen und öffentlichen Verkehrsmitteln österreichweit sind online abrufbar.

Sonntag, 26. September 2010, von Elmar Leimgruber

Pressefreiheit bedeutet nicht journalistische Willkür

Elmar Leimgruber
Foto: © Leimgruber

Vorausgeschickt: Ja, die Pressefreiheit ist in Gefahr, und zwar nicht nur in irgendwelchen Entwicklungsländern, sondern auch in Europa und hier wie in Italien und in anderen Ländern auch in Deutschland und Österreich. Dies hat in erster Linie wirtschaftliche Gründe, denn rein durch Abonnement-Einnahmen können sich viele Medien nicht finanzieren, wodurch ein problematisches Spannungsfeld zwischen journalistischer Unabhängigkeit und wirtschaftlichen Zwängen entsteht.

Und dann gibt es in jedem Land auch noch so genannte staatsnahe Medien, die von der jeweiligen Regierung kontrolliert werden. So kam in Österreich unter der schwarz-blauen Regierung ein “schwarzer” Chefredakteur an die Spitze der “Wiener Zeitung” und wurde prompt von einem “roten” abgelöst, als der rote Faymann Bundeskanzler wurde. Und beim ORF ging es seit der letzten rot-schwarzen Regierung noch weit unverfrorener her:

In der schwarz-blauen-orangen Regierungszeit wurde nur versucht, ein gewisses politisches “Gleichgewicht” der einzelnen Parlaments-Parteien im ORF herzustellen, was jene Leute im ORF, die es gewohnt waren, politisch immer nur unter ihresgleichen zu sein, verstörte und die SOS ORF gegen die vermeintliche politische Vereinnahmung des ORF ins Leben rufen liess.

Was hingegen seit der Regierung des roten Kanzlers Faymann im ORF vor sich geht, hat mit Meinungsvielfalt und Demokratie nichts mehr gemeinsam: Nicht nur, dass er -wie berichtet- alle ihm -leider- per Gesetz zustehenden Publikumsräte ausschliesslich aus den Reihen seiner Partei der SPÖ rekruitierte, und damit das Sehervotum nicht nur ignorierte, sondern im Nachhinein zu seinem Vorteil manipulierte (und ich höre nach wie vor niemanden im ORF und kaum wen ausserhalb, der gegen eine solch haarsträubende politische Einflussnahme und Umfärbung auftritt), sondern alle wichtigen Umbesetzungen der Spitzenfunktionen der letzten Monate waren SPÖ-Sympatisanten. Gegen solche Vorgänge und Einmischungen müssten Journalisten und ihre Standesvertretungen protestieren, das passiert aber leider nicht. Es scheint fast, es herrscht chronische Blindheit auf dem einen Auge. Bezüglich ORF und Politik stehe ich übrigens nach wie vor (wenn ein politisch unabhängiger ORF schon nicht möglich und offenbar auch nicht erwünscht ist) für einen ORF, in dem alle Parlamentsparteien je nach ihrer Stärke vertreten sind.

Und dann gibts in Österreich noch die “Kronenzeitung”, die sich offenbar nicht zu schade dafür ist, nach den Treueschwüren der SPÖ-Spitze vor einiger Zeit dem Medium gegenüber, derlei aktiv Parteipropaganda für die SPÖ zu betreiben, dass deren Funktionäre schon gebeten wurden, der “Krone” passende Promotion-Artikel zukommen zu lassen.

Also nein: Es herrscht nicht wirklich Pressefreiheit, wenn reichweitenstärkste Medien eines Landes (ORF, “Krone”, “Österreich” und in letzter Zeit vermehrt auch “heute”) wohlwollende Hofberichterstattung für die SPÖ liefern (müssen). Und dies ist der eigentliche Skandal: dass das Medien- und Machtimperium in Österreich vor allem von einer einzigen Partei kontrolliert wird: der SPÖ.

Aber derzeit gegen die Wogen hoch im Zusammenhang mit zwei konkreten Rechts-Fällen, wo manche Journalisten ihre Befürchtung bestätigt sehen, dass die Pressefreiheit in Gefahr ist. Dabei handelt es sich hier um zwei grundunterschiedliche Ereignisse:

Im ersten Fall hatte vor einigen Tagen die Oberstaatsanwaltschaft Wien Journalisten der Nachrichtenmagazine “profil” und “News” im Rahmen einer Beschuldigteneinvernahme vernommen, weil diese aus dem Gerichtsdossier in der Causa “Hypo Alpe-Adria” berichtet hatten, was jedoch in Österreich nicht strafbar ist. Weil es hierbei aber um einen “Tatbestand” in Deutschland handelt, hatte die Staatsanwaltschaft München aber die Einvernahme der österreichischen Journalisten in Wien verlangt.

Bei allem Verständnis dafür, dass die Justiz -zu Recht- ein berechtigtes Problem mit eigenen “Maulwürfen” hat: Erstens ist das Zitieren aus Gerichtsakten in Österreich nicht strafbar und zweitens gilt das Redaktionsgeheimnis verbunden mit dem Schutz der jeweiligen Informanten. Es ist ist Aufgabe der Justiz, ihre “2undichten Stellen” selbst ausfindig zu machen und nicht Journalisten damit zu quälen. Geschieht es dennoch, handelt es sich auch für mich eindeutig um eine Gefährdung der Pressefreiheit.

Im zweiten Fall hatte bereits vor Monaten die “Am Schauplatz”-Redaktion des ORF eine Dokumentation über Skinheads vorbereitet und diese offenbar zu einer Veranstaltung von FPÖ-Chef Strache gebracht. Und hier stehen nun Aussage gegen Aussage: Strache behauptete, dass Redakteure die Skinheads zur Naziparolen anstifteten und erstattete Anzeige wegen “Wiederbetätigung”. Der ORF stellte sich schützend hinter seine Redakteure, die ihre Unschuld beteuerten. Die Staatsanwaltschaft forderte daraufhin sofort die Herausgabe des gefilmtes Materials. Erst viele Stunden später und erst am nächsten Tag übergab der ORF einen Teil des Filmmaterials. Der ORF verklagte daraufhin Strache.

Jetzt Monate später wurde mitgeteilt, dass laut einem Gutachter auf dem abgegebenen Filmmaterial keine Manipulationen erkennbar sind. Und wenige Tage später hob das Parlament die Immunität des FPÖ-Chefs auf, um ein Gerichtsverfahren gegen ihn eröfffnen zu können. Und in Folge wurde vom ORF durch Beschluss des OLG Wien auch die Herausgabe des restlichen Filmmaterials gefordert.

Der Aufstand des ORF und weiterer Medien war gross und man ortete einen schwerwiegenden Angriff gegen die Pressefreiheit und das Redaktionsgeheimnis.

Aber hier kann ich beim besten Willen nicht mit: Es überrascht und mich und erfüllt mich mit Sorge, dass ausgerechnet auch jene journalistischen Kollegen, die bei politischen Gegnern dauernd der Justiz Untätigkeit vorwerfen, wenn sie vermutliche “Skandale” über diese aufgedeckt haben, jetzt “Skandal” und “Rettet die Pressefreiheit” schreiben. Wäre ihr Gerechtigkeitssinn so ausgeprägt, wie sie ihn für sich selbst gern beanspruchen und einfordern, müssten sie auch in diesem konkreten Fall entschieden für die volle Aufklärung eintreten, schon ihrer eigenen Glaubwürdigkeit wegen:

Wenn mir als Journalist ein Politiker unverfroren vorwirft, ich manipuliere, dann lege ich mein Material sofort und vollständig und freiwillig vor Zeugen offen und überführe ihn der Verleumdung. Und das ist meines Erachtens in diesem Fall der einzig richtige Weg, wenn man “unschuldig” ist. Die “Am Schauplatz”-Redaktion und mit ihr der ORF haben sich hingegen für einen Weg entschieden, der Vertuschung vermuten lässt. Sich hier auf das Redaktionsgeheimnis und die Pressefreiheit zu berufen, klingt zumindest nach einer billigen Ausrede, weil man (zu Recht?) nicht zu dem stehen kann, was man als Journalist tut.

Und dass in diesem Fall auch noch durch Anzeige des ORF die Immunität eines Abgeordneten aufgehoben wurde, um ein gerichtliches Verfahren zu ermöglichen, kommt erschwerend dazu. Wie soll man ein Verfahren gegen wen führen können, wenn die Beweismittel nicht verwendet werden dürfen?

In diesem Fall bezüglich dieser so genannten “Skinhead-Affäre” halte ich den Schrei nach dem Schutz der Pressefreiheit nicht nur für eine Überreaktion, sondern für vollkommen unangebracht und unberechtigt. Hier sollen die Redakteure zu dem stehen, was sie produziert haben; das hätten sie sofort und ohne gerichtliches Urteil machen sollen, schon um ihre -sofern es diese gibt- Unschuld zu beweisen.

Ich bin hier für eine lückenlose und vollständige Aufklärung der Causa, und zwar ohne irgendwelche politischen oder sonstigen Rücksichten, weder auf Strache, noch auf die betreffende Redaktion.

Und obwohl ich in diesem Fall keinerlei Verletzung weder des Redaktionsgeheimnisses noch der Pressefreiheit feststellen kann, aber im zuerst genanntenFall sehr wohl und weil die Pressefreiheit ein unersetzbarer Wert für die demokratische Gesellschaft darstellt, nehme ich auch am einmaligen Krisen-Journalistentreff am Montag Abend teil, um mit besorgten Kolleginnen und Kollegen Massnahmen gegen die Aushöhlung der Pressefreiheit zu diskutieren.

Übrigens: es sollte zwar selbstverständlich sein, aber ich erinnere dennoch daran: Als Journalist tragen wir eine grosse Verantwortung: nicht nur nur dem Chefredakteur oder dem Verleger gegenüber, sondern vor allem uns selbst und den Menschen gegenüber, für die wir berichten, und natürlich auch jenen gegenüber, über die wir recherchieren. Dessen sollten wir uns immer bewusst sein.

Weitere Beiträge zum Thema:

Weitere Beiträge zum Spannungsfeld PR, Unabhängigkeit, Korruption und Glaubwürdigkeit der Medien:

- Deutsche Bundeskanzlerin Merkel plädiert für Pressefreiheit (Info)

- Mobbing, Machtkämpfe und Postenschacher im ORF (Info)

- Deutscher PR-Rat fordert Trennung von Redaktion und Werbung (Info + Kommentar)

- Journalisten und Juristen warnen: Meinungsfreiheit in Gefahr (Info)

- DJV und ROG kritisieren Sachsen-Sumpf-Urteil gegen Journalisten (Info)

- Kardinal Schönborn zum Thema Macht und Verantwortung am Beispiel Dichand

- Berlusconi und die Pressefreiheit (Info)

- Politische Unabhängigkeit und wirtschaftliche Zwänge (Kommentar)

- dpa klagt Verkehrsministerium (Info + Kommentar)

- Journalistenclub: Pressefreiheit braucht keine Fesseln (Info)

- SOS ORF: Warum wehren sich die ORF-Redakteure nicht gegen Faymanns Bevormundung? (Kommentar)

- Für Verantwortung im Journalismus UND Pressefreiheit (Kommentar)

- Verbrechen und journalistische Verantwortung (Kommentar)

- Deutscher Journalistenverband ortet Bedrohung des Journalistenberufs (Info)

- Journalisten sind manipiuliert, korrupt und Lügner (Info)

- dpa-Chefredakteur plädiert für mehr Mut im Journalismus (Info)

- Was macht einen Terroristen aus? (Kommentar)

- Press Freedom Award 2010 (Info)

Donnerstag, 2. September 2010, von Elmar Leimgruber

Stefan Ströbitzer wird ORF-Radio-Chefredakteur

ORF-Radio-Chefredakteur Stefan Ströbitzer
Foto: ORF

Der bisherige Info-Chef von ORF 2 und Sendungsverantwortliche der TV-Nachrichten “Zeit im Bild” (ZIB), Stefan Ströbitzer, übernimmt am 7. September die ORF-Radio Chefredaktion. Ströbitzer folgt Bettina Roither in dieser Funktion nach, die seit August 2010 Ö1-Chefin ist. Die Mehrheit der Radio-Inforedakteure hatte sich zuvor für Innenpolitikchef Hannes Aigelsreiter als Radiochefredakteur ausgesprochen.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz zu seiner Ernennung: “Stefan Ströbitzer ist ein Garant für unabhängigen öffentlich-rechtlichen Qualitätsjournalismus. Das hat er nicht nur als Info-Chef von Ö3, sondern auch in den vergangenen Jahren als Verantwortlicher der ‘ZiB’ in ORF 2 unter Beweis gestellt. Verlässliche, objektive und publikumsorientierte Information ist eines der Kernstücke der ORF-Radioflotte. Mit Stefan Ströbitzer als neuem Chefredakteur ist der Informationsvorsprung der ORF-Radios gegenüber den Privaten jedenfalls gesichert.”

Stefan Ströbitzer zu seiner neuen Funktion: “Unabhängige, aktuelle und rasche Information: dafür stehen die Nachrichtensendungen der ORF-Radios. Diese Stärken abzusichern und weiterzuentwickeln ist mein zentrales Ziel als neuer Chefredakteur der ORF-Radios. Gemeinsam mit den hochkompetenten Kolleginnen und Kollegen der Radio-Information werden wir die Qualitätsstandards fortschreiben, die unser Publikum gewohnt ist, und auf diese Weise einen wichtigen Beitrag zum Programmerfolg der ORF-Radios im zunehmenden Wettbewerb leisten. Ich freue mich auf diese Herausforderung!”

Stefan Ströbitzer (geboren am 26. Februar 1966 in St. Pölten) kam 1994 (bis 1997) als freier Mitarbeiter in den Aktuellen Dienst des ORF-Landesstudios Wien. Zuletzt arbeitete er dort als Chef vom Dienst von “Wien heute”. 1997 wechselte der studierte Jurist in die Ö3-Wortredaktion, ab März 1997 war er Wortchef bei Ö3. 1999 wurde Ströbitzer außerdem Ö3-Info-Chef und war als solcher für die Nachrichten und Journale auf Ö3 verantwortlich. 2007 wechselte er in die Fernsehinformation und wurde Info-Chef von ORF 2 sowie Sendungsverantwortlicher der “Zeit im Bild”.

Mittwoch, 25. August 2010, von Elmar Leimgruber

ORF startet Nachbar in Not für Pakistan – Elmar Leimgruber unterstützt Aktion

Der ORF hat seine Aktion “Nachbar in Not” zugunsten der Flutopfer in Pakistan gestartet. Unter nachbarinnot.ORF.at und unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 222 444 kann ab sofort gespendet werden. Elmar Leimgruber, für redakteur.cc verantwortet, unterstützt diese Aktion auf besondere Weise, indem er eine eigene Kurz-ZIB (Zeit im Bild) zu diesem Anlass produziert hat und auf Youtube gestellt hat. So sollen möglichst viele User auf die Spendenaktion aufmerksam gemacht werden:

Die Dimension der Flutkatastrophe in Pakistan hat ein unvorstellbares Ausmaß angenommen. Sechs Millionen Menschen brauchen Überlebenshilfe, und die Hilfsorganisationen bitten dringend um die dafür notwendigen Spenden. Aus diesem Grund haben ORF und “Nachbar in Not” am 18. August 2010, den Start der Hilfsaktion “Nachbar in Not – Flutkatastrophe Pakistan” bekanntgegeben und bitten um Spenden auf das Spendenkonto PSK 90 750 700 (BLZ 60000).

Am Dienstag 24.8. fand auf allen Medien des ORF (ORF 1, ORF 2, die Radiosender Ö3, Ö1,FM4, die ORF Regionalradios, sowie ORF.at) ein Aktionstag für “Nachbar in Not” statt. Laut ORF wurden bisher 1,5 Mio. Euro für diese “Nachbar in Not”-Aktion gespendet, davon allein 500.000 am Aktionstag.

“Die Österreicherinnen und Österreicher haben wiederholt bewiesen, dass sie spendenfreudig sind, wenn Hilfe gebraucht wird”, sagt Sissy Mayerhoffer, Leiterin des ORF-Humanitarian-Broadcasting. “Wir hoffen, dass das Vertrauen in die bewährte Marke ‘Nachbar in Not’ – durch die zuletzt Zehntausenden Menschen in Haiti geholfen werden konnte -, dazu beitragen wird, auch die notleidenden Menschen in Pakistan jetzt nicht zu vergessen, sondern durch so dringend notwendige Spenden zu unterstützen!”

Montag, 23. August 2010, von Elmar Leimgruber

ORF-Journalist Günter Schmidt verstorben

Günter Schmidt
Foto: ORF, ZIB

Der langjährige ORF-Journalist und Brüssel-Korrespondent Günter Schmidt ist tot. Er verstarb, wie der ORF mitteilt, vor wenigen Tagen im 69. Lebensjahr unerwartet an den Folgen einer Erkrankung.

Der gebürtige Wiener Günter Schmidt schloss 1967 sein Studium an der Hochschule für Welthandel als Diplomkaufmann ab. Bereits während des Studiums arbeitete er im Wiener Büro der Nachrichtenagentur Reuters als Assistent des Chefkorrespondenten. 1968 übersiedelte Günter Schmidt nach London, wo er für den deutschsprachigen Dienst der BBC London tätig war. Während seiner Zeit in London übernahm er nach Beendigung seiner Tätigkeit für die BBC die redaktionelle Leitung des deutschsprachigen Dienstes des Los Angeles Times/Washington Post News Service.

1972 wechselte Günter Schmidt zum ORF, wo er seit Jänner 1975 als leitender Redakteur/Reporter für Ausland und Wirtschaft sowie als langjähriger Moderator der “Zeit im Bild” (ZIB) tätig war. Von 1992 bis 2002 leitete Günter Schmidt das ORF-Korrespondentenbüro in Brüssel. 2002 wurde Günter Schmidt der Professoren-Titel verliehen, 2003 wurde er vom ORF und zahlreichen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft in den Ruhestand verabschiedet. Der ORF trauert:

“Besonders in den zehn Jahren als ORF-Korrespondent in Brüssel brachte Schmidt den Österreicherinnen und Österreichern den Europagedanken nachhaltig näher,” würdigte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz den langjährigen Mitarbeiter: “Für diese Vermittlung von Informationen zu allen Fragen der Europäischen Union war Günter Schmidt sowohl in Österreich als auch über die Grenzen des Landes hinaus hoch geschätzt. Wir verlieren eine der prägenden Persönlichkeiten der ORF-Information,” erklärte Wrabetz.

Freitag, 23. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

ORF: Mobbing, Machtkämpfe und Postenschacher

Die neue Ö1-Chefin Bettina Roither
Foto: orf.at

Die bisherige ORF-Radio-Chefredakteurin, die 51-jährige Oberösterreicherin Bettina Roither wird Nachfolgerin von Alfred Treiber und somit neue Ö1-Chefin. Generaldirektor Alexander Wrabetz begründete diese Entscheidung am Donnerstag damit, dass Roither “eine der versiertesten Journalistinnen und erfahrensten Radiomanagerinnen des Landes” sei.

“Österreich 1 ist für mich Österreich von seiner besten Seite, progressiv, innovativ und weltoffen, aber in der Qualität beständig – ich freue mich sehr darauf, mich nun ausschließlich mit diesem tollen Sender beschäftigen zu können,” und sie sehe es als Herausforderung, “dass Ö1 auch weiterhin der führende Kultur- und Informationssender in Europa bleibt,” reagierte Roither selbst auch die Ernennung.

Der bislang für die ORF-TV-Hauptabteilung “Religion” Verantwortliche Gerhard Klein wurde von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz auf Vorschlag von Informationsdirektor Elmar Oberhauser zum neuen Leiter der TV-Hauptabteilung “Bildung und Zeitgeschehen” bestellt. Klein (57) wird die Leitung der Wissenschaftsabteilung im Fernsehen zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Chef der ORF-TV-Hauptabteilung “Religion” übernehmen und die Funktion mit 9. August 2010 antreten. “Da der Bereich der Dokumentation zu den ganz besonderen Stärken des ORF zählt, bin ich davon überzeugt, dass mit der noch engeren Vernetzung der beiden Hauptabteilungen Religion und Wissenschaft künftig wichtige Synergien bestmöglich genutzt werden können, um unserem Publikum auch in Zukunft qualitativ hochwertiges Programm zu bieten.”

Auf Vorschlag von Hörfunkdirektor Willy Mitsche wurde zudem unlängst Werner Dujmovits, 38, als Chefproducer Hörfunk bestellt. Dujmovits ist seit Jänner 2010 interimistischer Leiter dieser Stabsstelle und wurde nun in dieser Funktion bestätigt.

Waltraud Langer wird indes Leiterin der ORF-TV-Hauptabteilung Magazine (FI 9). Langer, 49, zuletzt Infochefin von ORF 1 und Stellvertreterin des TV-Chefredakteurs, wurde auf Vorschlag von Informationsdirektor Elmar Oberhauser zur neuen Magazinchefin bestellt und tritt ihre Funktion umgehend an. Ursprünglich war ZIB-Chefin Lisa Totzauer für diesen Posten vorgesehen gewesen, welcher aber zum Zwecke ihrer Verhinderung öffentlich ÖVP-Nähe unterstellt wurde. Infochef Elmar Oberhauser drohte gar mit Rücktritt, sollte Totzauer diese Position erhalten, das wäre abzulehnende (schwarze) politische Einflussnahme. Dabei wäre die vom (grossmehrheitlich tiefroten) ORF-Stiftungsrat gewählten Mitglieder der Geschäftsführung für Ernennungen zuständig, so Oberhauser.

“Technologische Modernisierung, verbesserte Usability sowie Barrierefreiheit” wollen indes die seit 20. Juli überarbeiteten Webangabote von news.orf.at und sport.orf.at bieten. “Grundsätzlich hat sich an der inhaltlichen Gestaltung und an der Bedienung von news.ORF.at und sport.ORF.at nichts geändert,” schreibt der ORF. Aber: “Die News- und die Sportseite von ORF.at sind von nun an frameless und barrierefrei, Bild- und Textgrößen wurden an moderne Bildschirmauflösungen angepasst. Im Rahmen des an die Neuerungen angepassten Designs sind Texte durch die neuen Hintergrundfarben noch besser lesbar,” so der ORF.

Weiter Meldungen zum Thema ORF und politische Unabhängigkeit:

- Neuer ORF-Stiftungsrat gewählt

- SPÖ-manipulierter Publikumrat wählt SPÖ-Vorsitzenden und SPÖ-Stellvertreterin (Kommentar)

- Roland Adrovitzer wird ORF-Korrespondentenchef, Karl Amon wird APA-Vorstand (Beitrag)

- SOS ORF: Warum wehren sich die ORF-Redakteure nicht gegen Faymanns Bevormundung? (Kommentar)

- Ö1-Chef Treiber fordert: Aktive Politiker zurück in den ORF

- Politische Unabhängigkeit und wirtschaftliche Zwänge

- Journalisten sind manipiuliert, korrupt und Lügner

Donnerstag, 1. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

Stöger: Rauchverbot gilt auch bei Zeltfesten (+Kommentar)

Nichtraucherschutzdiskussion: (v.l.n.r.) Hansjörg Daritz, Alois Stöger, Klaus Webhofer, Eva Rossmann, Heinz Kammerer
Foto: © Leimgruber

Das Bewusstsein der Schädlichkeit des Rauchens muss sich von Jugend an durch Prävention ändern. Darin waren sich gestern abend die Teilnehmer einer hochkarätigen Diskussionsrunde im Rahmen der Ö1-Sendung “Im Klartext” einig. Auch ein generelles Rauchverbot im öffentlichen Raum hielt man für die vernünftigste Lösung. Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) darauf angesprochen meinte dazu, dass er persönlich das genauso sehe, dass ein generelles Rauchverbot aber “nicht mehrheitsfähig” sei. Und daher gebe es eben das aktuelle Tabakgesetz, das den “einzig möglichen Kompromiss” darstelle.

Das gesundheitspolitische Ziel laute aber trotzdem: “nicht mehr rauchen”: “Nichtrauchen soll Normalität werden,” sagte der Minister und wies daraufhin, dass das Tabakgesetz selbstverständlich auch für Volksfeste und in Zelten gelte: in unabgeteilten Zelten dürfe nicht mehr geraucht werden, so der Gesundheitsminister.

Heinz Kammerer will Tabakgesetz kippen
Foto: © Leimgruber

Dieses Gesetz schütze weder die Nichtraucher, noch sei es verfassungskonform. Er werde dieses Gesetz daher zum Kippen bringen, kündigte indes Heinz Kammerer, Gründer von Wein & Co an. Er sei für ein generelles Rauchverbot, aber die aktuelle “Stinke”-Kampagne des Gesundheitsministers halte er für menschenverachtend. Diese Aktion sei sofort einzustellen, sonst werde ihm bei den nächsten Wahlen die Rechnung der Raucher präsentiert werden, sagte Kammerer.

Dieser Einschätzung schloss sich auch Eva Rossmann, Autorin und Köchin und selbst Teilzeitraucherin an. Rossmann widersprach als Juristin auch dem Gesundheitsminister, als dieser betonte, dass das Gesetz ganz einfach und eindeutig sei. Und schon debattierten die beiden darüber, welcher nun der Hauptraum in einem Lokal sei, der laut Gesetz rauchfrei bleiben müsse: der grösste Raum, wie per Gesetz eigentlich vorgesehen oder jener Raum, in dem ausgeschenkt werde. Sie arbeite zwar in einem Lokal, in dem die Räumlichkeiten für Nichtraucher und Raucher räumlich optimal getrennt seien und mehr Leute reservierten für den Nichtraucherbereich, aber auch sie finde das aktuelle Gesetz “absurd”, auch weil es 4 von 5 Lokalen nicht betreffe, und sie halte daher “völliges Rauchverbot am sinnvollsten”, so Rossmann.

Südtirols HGV-Direktor Hansjörg Daritz im Gespräch mit dem österreichischen Gesundheitsminister Alois Stöger
Foto: © Leimgruber

Er wolle beruhigen, es sei alles nicht so schlimm, und Südtirol sei ausnahmesweise Österreich mal fünf Jahre voraus, erklärte Hansjörg Daritz, Direktor des Südtiroler Hotelier- und Gastwirteverbandes (HGV): Zumindest im Norden Italiens und in Südtirol klappe das seit fünf Jahren geltende generelle Rauchverbot in allen öffentlichen Räumen recht gut, und lediglich Pups und Diskotheken hätten anfänglich stärkere Einbußen zu verzeichnen gehabt. Das Gesetz habe zwar für ein verändertes Bewusstsein, was die Rücksichtnahme betrifft, geführt, aber trotzdem sei die Zahl der Raucher nicht zurückgegangen. “Repressionen bringen nichts,” die Diskussion laufe auf falscher Ebene ab, ergänzte Daritz, der selbst auch Raucher ist.

Die von Klaus Webhofer geleitete Diskussion “Im Klartext” wurde von Ö1 live übertragen und von TW1 aufgezeichnet. Die Ausstrahlungen im Fernsehen auf ORF TW1 finden heute um 12.05 Uhr und um 22.45 Uhr statt.

Ich erwarte ich mir von Gesundheitsminister Stöger, dass er nicht nur sagt, dass er ein generelles Rauchverbot will, sondern dass er dies auch entgegen allen Gegenstimmen (aus der SPÖ, der ÖVP, dem BZÖ, der FPÖ) unbedingt umsetzen will und wird. Das aktuelle Nichtraucherschutzgesetz ist nämlich, auch was die erzwungenen Umbauarbeiten in der Gastronomie betrifft, tatsächlich absurd.

Wenn die meisten Lokale, nämlich die, welche kleiner als 50 m2 sind, selbst entscheiden können, ob sie Raucher- oder Nichtraucherlokale sein wollen, dann kann man damit das angebliche Zeil des Gesundheitsministers, die Nichtraucher schützen zu wollen, nicht erreichen. Zudem wird eine Schlacht zwischen Nichtraucher- und Raucherlokalen beginnen, wobei vermutlich die Raucherlokale besonders dafür werben werden, dass man bei ihnen noch rauchen darf und bei anderen nicht.

Und was auf jedem Fall wichtig ist: Rücksicht. Und zwar der Raucher auf die Nichtraucher. So wie es bis jetzt vielfach praktiziert wird, gehts meines Erachtens nicht: Man setzt sich in ein Restaurant, achtet eigens darauf, dass man einen Tisch findet, wo in dessen Umgebung niemand raucht, beginnt dann gerade sein Essen zu geniessen und am Nachbartisch, wo man bereits zu Ende gegessen hat und gerade der Kaffee serviert wurde, rauchen plötzlich drei und verderben einen nicht nur den Appetit, sondern auch die Gesundheit. Und nein: Als Nichtraucher muss ich nicht Rücksicht darauf nehmen, dass wer durch sein Rauchen meine Gesundheit gefährden will.

Eine Kriminalisierung der Raucher ist hingegen auch der falsche Weg, zumal sogar viele von ihnen selbst unter ihrer Sucht leiden. Stehtische im Freien vor den Lokalen, wie das auch in Südtirol praktiziert wird (was übrigens auch im Winter genützt wird), sind eine sinnvolle Idee, um jenen, die dennoch rauchen wollen oder gar “müssen”, nicht ihr eigenes Leben zu verbieten. Es geht wirklich nicht darum, jemanden das Recht zu rauchen abzusprechen, aber dieses Recht gilt nur, wenn er niemanden anderen gefährdet damit, wenn er also nicht in Anwesenden von anderen, vor allem nicht in Innenräumen raucht.

Die derzeitige Lösung diskriminiert tatsächlich Nichtraucherlokale: “Wenn ich bei dir nicht rauchen kann, komme ich nicht mehr zu dir”. Die einzig sinnvolle Lösung im Sinne aller ist daher ein striktes Rauchverbot in allen öffentlichen Räumen, wie dies beispielsweise in Italien der Fall ist: Wenn man in keinem Lokal mehr rauchen darf, dann zwingt man die Gäste nicht dazu, sich auszuwählen, ob sie in ein Raucher- oder Nichtraucherlokal wollen, sondern man entscheidet sich für rauchfrei. Und das ist sehr gut so. Und vielleicht werden dann auch einige Raucher, die schon lange damit aufhören wollten, wenn sie dann nicht mehr von Rauchenden umgeben ist, die Kraft finden, diesen Entschluss zum Wohle ihrer Gesundheit auch in die Tat umsetzen.

Donnerstag, 24. Juni 2010, von Elmar Leimgruber

Wissenschaftspublizistik-Staatspreis für Martin Haidinger und Julia Schafferhofer

Die Preisträger Martin Haidinger und Julia Schafferhofer mit Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (Bildmitte)
Foto: Martina Draper (obs)

Der Ö1-Redakteur Martin Haidinger wurde heute mit dem Österreichischen Staatspreis für Wissenschaftspublizistik ausgezeichnet. Julia Schafferhofer, Redakteurin der Kleinen Zeitung erhielt den Förderpreis. Die Auszeichnung wird im Zwei-Jahres-Rhythmus vergeben und ist mit 5.500 Euro dotiert. Für den Förderungspreis (Höchstalter 35 Jahre) beträgt die Dotation 2.500 Euro.

“Mit Martin Haidinger und Julia Schafferhofer werden die Preise an zwei Persönlichkeiten verliehen, die nicht nur journalistisches Talent, sondern vor allem auch großes Fachwissen und Leidenschaft für ihren Beruf auszeichnet”, würdigte Wissenschafts- und Forschungsministerin Beatrix Karl die Ausgezeichneten: “Wir brauchen verstärktes Bewusstsein der Gesellschaft, wie wichtig Wissenschaft und Forschung ist.” Es sei wichtig, “komplexe Sachverhalte verständlich und spannend aufzubereiten,” denn “wissenschaftliche Inhalte schaffen es nur dann in die Medien und in die Öffentlichkeit, wenn engagierte Journalistinnen und Journalisten mit ihrer qualitätsvollen Arbeit dahinter stehen,” betonte die Ministerin.

Laut einer Lifestyle-Umfrage der GfK-Austria Sozialforschung im Auftrag des Wissenschaftsministeriums (BMWF) möchten 47 Prozent der Bevölkerung besser über aktuelle Forschungsergebnisse informiert werden. “Ich sehe das als klaren Auftrag für Wissenschaftsjournalisten.” Diese Umfrage bestätige auch sehr deutlich “die Bedeutung einer glaubwürdigen und kompetenten Wissenschaftskommunikation,” sagte Karl.

Martin Haidinger startete seine journalistische Laufbahn 1989 beim ORF-Fernsehen. Eine weitere Station in seiner Karriere war das ORF-Landesstudio Wien, wo er einer der ersten “rasenden Reporter” war. Seit 1993 ist er als Gestalter und Moderator in der Ö1-Hauptabteilung “Wissenschaft, Bildung, Gesellschaft” tätig, u. a. für Sendungen wie “Wissen Aktuell” und “Dimensionen”, sowie für die Ö1-”Journale”. Darüber hinaus ist Haidinger Autor mehrerer Sachbücher und Romane, zuletzt erschien “Unser Hitler und ihr Landsmann”, und als Literaturinterpret und Kabarettist tätig. Die Förderungspreisträgerin Julia Schafferhofer ist freie Wissenschaftsjournalistin bei der “Kleinen Zeitung” und dort seit 2007 auch für die “Wissen-Seite” im sonntäglichen “LebensArt”-Magazin verantwortlich.

Der Jury im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung gehören an: Clemens Hüffel (BMWF, Vorsitz), Martha Brinek (BMWF), Robert Buchacher (Profil, Preisträger 2006/2007), Gisela Hopfmüller-Hlavac (ehem. ORF), Christian Müller (APA), Elisabeth Juliane Nöstlinger (Vorsitzende des Klubs der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten) sowie Erich Witzmann (Die Presse).

Bereits gestern hatte Wissenschafts- und Forschungsministerin Beatrix Karl hohe staatliche Auszeichnungen an den Psychiater Siegfried Kaspar (Grosses Silbernes Ehrenzeichen der Republik), an den Professor für Judaistik Günter Stemberger (Grosses Silbernes Ehrenzeichen der Republik), an den Moraltheologen Günter Virt (Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse), an den Hydrologen Bernhard Schmid (Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst), an die Biographin Elisabeth Lebensaft (Ehrenprofessor) und an den Glücksspielforscher Gert Schmidt (Ehrenprofessor) verliehen. Die Ausgezeichneten decken eine breite Palette an Forschungsgebieten ab -von der Theologie über die Judaistik und Ethik bis hin zu Medizin, Neurowissenschaften und Technik.: “Mit ihrem wissenschaftlichen Engagement bereichern sie nicht nur den Wissenschaftsstandort Österreich – ihre Arbeit strahlt weit über die heimischen Grenzen hinaus”, betonte die Ministerin.

Mittwoch, 23. Juni 2010, von Elmar Leimgruber

27. Wiener Donauinselfest mit Roger Hodgson, Paul van Dyk, Adam Green, Milow und HIM

Donauinselfest Wien
Foto: © Leimgruber

Billy Idol, Ex-Supertramp-Frontman Roger Hodgson, HIM, Milow, Paul van Dyk, Pendulum, Hot Chocolate, Kim Wilde, Supermax, Anna F., Vincent Bueno & Band, Manuel Ortega, The Dubliners, Amy MacDonald, Seer, Rainhard Fendrich, Spider Murphy Gang, Geier Sturzflug, Alkbottle, Culcha Candela, Peter Kent, Thomas Anders (ex-Modern Talking), und Adam Green gehören zu den Highlights des diesjährigen 27. Wiener Donauinselfestes vom 25. bis 27. Juni.

Eine Analyse der Umwegrentabilität des Donauinselfestes hat laut Veranstalter ergeben, dass die Wiener Wirtschaft über 30 Millionen Euro aus dem Fest lukrieren kann. Alle Bühnen werden gesponsert: der Eintritt zu allen Konzerten ist daher kostenfrei.

Das schon traditionelle und seit Jahren sehr beliebte Konzert der Vereinigten Bühnen Wien (VBW) mit den Stars aus der Wiener Musicalszene findet heuer bedauerlicherweise nicht am Donauinselfest statt.

Donauinselfest Wien
Foto: © Leimgruber

Da Wien heuer schon zum zweiten Mal in Folge zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt wurde, startet am Donauinselfest die Initiative “I LOVE VIENNA” des Wiener Bezirksblattes und seiner Partner. So soll der Stadt die längste Liebeserklärung der Welt gewidmet sein, um über die Grenzen Wiens hinweg der Welt zu zeigen, dass wir stolz darauf sind, hier zu leben. Das Fest steht heuer unter dem Motto “Mit Respekt geht’s besser”. Auf der gesamten Insel werden daher Teams Gratis-Tattoos mit der Aufschrift “Zeig auch du Respekt” verteilen.

Also besonderen Service gibt es heuer ein kostenloses Service-App zum Donauinselfest für das iPhone sowie kostenlose mp3-Songs einiger auftretender Künstler (z.B. Atzen oder Anna F.) hier: Die ersten Free-Tracks von Anna F. (2-Track-Bundle!), den Disco Boys und den Seern sind bereits verfügbar. Am 25.06. folgen Bunny Lake und Dreieck zum kostenlosen Download.

Auf der Fest-Bühne wird am Freitag um 21.00 Uhr Kim Wilde die Bühne rocken, gleich danach um 22.30 Uhr darf man sich auf den Mega-Star Billy Idol freuen. Weiter geht’s am Samstag mit Supermax (20.45 Uhr) und der Rocklegende Roger Hodgson (22.30 Uhr). Am Sonntag sorgen die Seer um 20.15 mit ihrem unverwechselbaren Sound für Megastimmung und um 22.00 Uhr wird Rainhard Fendrich die Herzen des Publikums höher schlagen lassen.

Auf der Ö3-Bühne performen am Freitag u.a. Sunrise Avenue (21.00 Uhr) und Milow (22.20 Uhr) sowie Bunny Lake (23.40 Uhr), am Samstag werden Amy MacDonald (21.00 Uhr) und Thunderballs (22.20 Uhr) für absoluten Musikgenuss sorgen. Und am Sonntag rocken Aura Dione (21.30 Uhr) und Culcha Candela (22.40 Uhr).

Donauinselfest Festbühne
Foto: © Leimgruber

Das Ö1-Kulturzelt präsentiert ein hochkarätiges Angebot: Am Freitag um 19.30 Uhr werden mit “Welt Ahoi live” Maria Hofstätter, Thomas Maurer, “Kaiser” Robert Palfrader, Martin Puntigam und Hosea Ratschiller, am Samstag um 21.00 Uhr Jochen Distelmeyer und um 22.30 Uhr mit Alf Poier & die obersteirische Wolfshilfe die Lacher auf ihrer Seite haben. Am Sonntag um 19.30 Uhr wird Dolores Schmidinger für humorvolle Stimmung sorgen.

Auf der FM4/Planet.tt-Bühne kommen am Freitag Fans des Hip Hops mit Dead Prez (22.40 Uhr) voll auf ihre Kosten – Samstag und Sonntag stehen im Zeichen des Alternative/Indie Pops: Guadalajara (Samstag, 19.00 Uhr), Pendulum Live (Samstag 22.20 Uhr) und The Incredible Staggers (Sonntag 20.50 Uhr) sowie Adam Green (Sonntag 22.25 Uhr laden zum abwechslungsreichen Insel-Musik-Marathon.

Die ATV/Antenne Rock-Bühne lockt Musikfans am Freitag mit Kontrust (20.00 Uhr) und 20 Jahre Alkbottle (21.30 Uhr), am Samstag um 20.30 Uhr mit Wheatus und dem Super Highlight HIM (22.30 Uhr) und am Sonntag mit PHB Club (18.00 Uhr) und 3 Feet Smaller (19.30 Uhr).

Wieder mit dabei ist die MTV-Bühne – dort warten die besten nationalen und internationalen Top-Acts der House- und Techno-Szene mit treibenden Beats auf: am Freitag geht’s los mit DJ Tom Snow (20.15 Uhr), gefolgt von Terri B.!-live! (21.30 Uhr) und den Hamburgern The Discoboys (22.00 Uhr). Am Samstag wird der legendäre Paul van Dyk für ausgelassene Stimmung sorgen (22.00 Uhr), am Sonntag geben sich Falko Niestolik & Electronmike (20.00 Uhr) sowie DJ Antoine feat. MR. MIKE (21.30 Uhr) die Ehre.

Auf der Schlager & Volksmusik-Bühne werden am Freitag um 19.35 Uhr Marco Ventre, um 21.00 Uhr Andy Borg und um 22.10 Uhr Nordwand für unvergessliche Stimmung sorgen. Am Samstag um 21.00 Uhr wird Nik P. erwartet und am Sonntag um 16.30 Uhr geben Francine Jordi, um 20.15 Uhr das Nockalm Quintett und um 21.30 Uhr die Edlseer ihr Bestes. Auf der Country & Western-Bühne wird am Sonntag um 10.00 Uhr eine Open Air Gospel Messe abgehalten und die Insel der Menschenrechte wartet am Freitag ab 15.00 Uhr mit
Highlights aus dem legendären ost klub auf.

Nähere Informationen zum Donauinselfest 2010 sind hier, die Sieger des Rock The Island Contests hier abrufbar, der Inselplan ist hier downloadbar, und das detaillierte Programm der drei Tage hier.