Mit ‘Journalismus’ getaggte Artikel

Donnerstag, 21. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Ist das Journalismus oder Boulevard? “In eigener Sache” über redakteur.cc, meinsenf.net und kulturia.com

Sind meine Artikel und Kommentare billiger Boulevard oder hochwertiger Journalismus?

Manche finden, dass meine Artikel zu lang sind, manche andere finden sie zu kurz, wieder andere finden sie zu boulevardmässig, wieder andere für zu niveauvoll für eine breitere Schicht.

Es trifft alles irgendwie zu und auch wieder nicht: Es gibt auf meinen Seiten redakteur.cc, kulturia.com und meinsenf.net unterschiedliche Artikel und Kommentare und diese haben ein teils sehr unterschiedliches Niveau. Dies entspricht meiner Persönlichkeit und meinem Bedürfnis, auch mit verschiedenen Stilmitteln zu arbeiten:

Ich liebe es, sehr niveauvolle Beiträge zu schreiben (die vielleicht wenige lesen, aber dafür umso begeisterter), aber stehe genauso darauf, mir manchmal auch einfach schreibend loszugröhlen.

Und ich finde, dies alles hat im Journalismus Platz und die Buntheit macht es aus.

Ich empfinde mich selbst als schwarz, als weiss, als schwarz-weiss, aber auch als bunt: Und diese Vielfalt an mir und auch im Journalismus liebe ich. Und ich denke nicht daran, diese meine Buntheit hier in meinen eigenen Medien aufzugeben: es macht Spass das zu schreiben, was ich denke und es so zu schreiben, wie ich es empfinde. Das mag manche (sowohl jene, die gern nur hoch Niveauvolles lesen wollen als auch jene, die sich nur billig emotional aufschaukeln lassen wollen) enttäuschen oder frustrieren: aber ich bleibe dabei: meine Internetpräsenzen redakteur.cc, meinsenf.net und kulturia.com werden auch in Zukunft bunt bleiben in dem Sinne: Es wird weiterhin eher humorvolle oder bissige Kurz-Schmankerln für jene geben, die das lieben. Aber es wird genauso auch gutdurchdachte niveauvolle Kommentare zum (politischen und nichtpolitischen) Zeitgeschehen geben: und diese müssen auch auch etwas länger und ausführlicher sein.

Ich wünsche Ihnen weiterhin ein vielseitiges Vergnügen auf meinen Seiten und freue mich auf Ihr Feedback und Ihre Gedanken.

Herzlichst Ihr

Elmar Leimgruber

Dienstag, 19. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Was macht einen Terroristen aus?

Wodurch begeht man eine terroristische Straftat? Ist jede gesetzlich strafbare Handlung (z.B. eine Besetzung) oder auch eine Demonstration vielleicht automatisch potentiell schon eine terroristische Aktion?

Ist es erst dann ein terroristischer Akt, wenn man eine vorher definierte terroristische Tat tatsächlich auch selbst durchführt? Wie ist es, wenn man sie finanziert? Ist es bereits Terrorismus, wenn man öffentlich darüber nachdenkt, dass und/oder wie eine solche Tat zu begehen wäre? Und vor allem: Ist man bereits ein Terrorist, wenn man medial dafür mobilisiert oder auch nur damit sympathisiert oder wenn man sachlich korrekt darüber berichtet?

Vergangenen Freitag endete die Begutachtungsfrist zum so genannten österreichischen Terrorismuspräventionsgesetz 2010. Die Novelle sieht vor, künftig auch die Aufforderung zu terroristischen Straftaten sowie deren “Gutheißung” unter Strafe zu stellen. Daher meine obigen Fragen dazu.

Österreichs Spezialeinheit COBRA
Foto: BMI

Der Österreichische Rechtsanwaltskammertag (ÖRAK) tritt in einer Aussendung vor allem der beabsichtigten Erweiterung des Katalogs terroristischer Straftaten entschieden entgegen. “Bedenklich stimmt, dass abermals rechtsstaatliche Grundsätze unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung über Bord geworfen werden”, kritisiert ÖRAK-Präsident Dr. Gerhard Benn-Ibler:

Vor allem der Tatbestand der “Gutheißung” öffne potenziellem Missbrauch Tür und Tor. Laut Entwuf ist künftig der zu bestrafen, der eine terroristische Straftat in einer Art gutheißt, die geeignet ist, das allgemeine Rechtsempfinden zu empören oder zur Begehung einer solchen Handlung aufzurufen. “Diese Strafbestimmung ist geeignet, eine offene Diskussion der Erscheinungen des Terrorismus zu erschweren”, erklärt Benn-Ibler, “und stellt daher einen Angriff auf die Meinungsfreiheit in Österreich dar”.

Es bestehe dann die Gefahr einer Pönalisierung von Auseinandersetzungen über historische, wirtschaftliche oder kulturelle Ursachen von Terroranschlägen. “Die Pönalisierung des so genannten Gutheißens terroristischer Straftaten, so verwerflich diese auch sind, schafft jedenfalls eine Gefahr, die ihre denkbaren Vorteile überwiegt”, ist Benn-Ibler besorgt über die weitreichenden Folgen. Der vorliegende Entwurf findet daher nicht die Zustimmung der Rechtsanwaltschaft.

Auch der Österreichische Journalisten Club (ÖJC) brachte bei der Parlamentsdirektion und im Justizministerium eine Stellungnahme zur geplanten Gesetzesnovelle ein:

Er begrüßt zwar grundsätzlich den Willen des Gesetzgebers, die Vorbereitung einer terroristischen Handlung unter Strafe zu stellen. “Aus der Sicht der Journalisten bringen aber die angedachten Gesetzesänderungen einige Probleme mit sich. Besonders der § 278f „Anleitung zur Begehung einer terroristischen Straftat“ bringt eine dramatische Einengung der Berichtsmöglichkeit für Medienmitarbeiter und gleicht einer Zensurmaßnahme.” Diese Bestimmungen machten es Journalisten nahezu unmöglich, über Missstände zu berichten.

Aufgabe des investigativen Journalismus sei aber die Aufdeckung von Missständen, wozu zum Beispiel auch “die schlampige Handhabung von Sicherheitsmaßnahmen auf einem Flughafen” gehöre. Diese Aufdeckungen hätten in der vergangenen Zeit dafür gesorgt, “dass Schwachstellen aufgrund dieser Berichte dann tatsächlich verbessert wurden und in Folge dessen vielleicht sogar zur Verhinderung eines terroristischen Anschlags beigetragen haben”.

Die COBRA im Einsatztraining
Foto: BMI

Für den ÖJC ist dieser Paragraf im Zusammenspiel mit der geplanten Verschärfung des Medienrechtes “ein weiterer Versuch, die Arbeit des Journalisten zu kriminalisieren. Journalistische Berichterstattung über gefährliche Missstände im Sicherheitswesen können mit den Tatverdacht des nicht sachlich definierbaren Begriffs „Aufreizung“ zu einer Verurteilung eines Journalisten führen”, kritisiert der ÖJC. Fachmedien, die sich mit dem Sicherheitsthemen beschäftigen wäre zudem die Existenzgrundlage entzogen, wenn nicht anhand konkreter Tatsachen über Schwachpunkte von Sicherheitseinrichtungen berichtet werden darf.

Der Journalistenclub fordert daher “die ersatzlose Streichung des Paragrafen 278f StGB, da er einerseits die Pressefreiheit drastisch einschränkt und andererseits keine Straftat und deren Vorbereitung oder aber auch die Verleitung dazu verhindern wird können”.

Ich habe zu Beginn dieses Artikel bereits einige Fragen gestellt, die meines Erachtens vor der Verabschiedung eines Gesetzes beantwortet werden müssten und die, wenn es schon zu einer Gesetzesverschärfung kommt, auf jedem Fall auch im Gesetzestext klar genannt und geregelt sein sollten. Denn es kann nicht sein, sondern stellte wohl auch eine Überforderung dar, würde man von jedem Richter erwarten, selbst von Fall zu Fall entscheiden zu müssen, was Terror ist.

Tatsächlich terroristische Handlungen (z.B. Anschläge, Morde, bewafftete Gruppenbildungen, Überfälle…) medial zu bewerben oder gutzuheissen wäre meines Erachtens vollkommen unverantwortlich. Und im Zusammenhang mit dem sogenannten investigativen Journalismus erwarte ich mir schon auch mehr Verantwortungsbewusstsein anstelle von billiger Sensationslust von Seiten mancher Medien, gerade was “Sicherheitslücken” betrifft. Um das mit einem Beispiel zu belegen: Wenn ich als wichtiges Magazin darüber berichte, dass es erstaunlich ist, dass die hochprominente Familie XY nicht nur keine Leibwächter hat, sonderen deren Haus nicht einmal alarmanlagengeschützt ist, dann wird die betroffene Familie zwar wohl rasch für Sicherheitsmassnahmen sorgen (reicht es nicht, wenn ich die Betroffenen auf ihre Sicherheitslücken aufmerksam mache? Muss ich darüber berichten?), aber vielleicht kommen diese zu spät, weil meine Story sofort Verbrecher anlockt…

Andererseits: Nur sachlich korrekt darüber zu berichten, was geschieht, bedeutet keinesfalls eine Aufforderung oder Gutheissung dessen.

Zusammengefasst: Es muss im Interesse aller (auch aller Medien) liegen, echten Terrorismus (und zuvor muss definitiv abgeklärt werden, was da alles dazugehört) zu bekämpfen, und dem weder eine Plattform noch Werbemöglichkeiten zu bieten und ihn erst recht nicht gutzuheissen. Eine objektive und sachliche mediale Berichterstattung ist ja auch niemals eine Terrorismusförderung oder gar -gutheissung.

Die Bevölkerung hat das Recht auf unzensorierte Informationen. Die freie Meinungsäusserung und die Pressefreiheit sind Grundwerte einer demokratischen Gesellschaft und dürfen also niemals zugunsten des sogenannten “Kampfes gegen den Terror” geopfert werden. Und daher sind auch gesetzliche Versuche einer Internetzensur (wie aktuell beispielsweise im angeblich liberalen Frankreich) strikt abzulehnen.

Jeder aber, der publizistisch oder anderweitig (z.B. als Unterrichtender) an der öffentlichen Meinungsbildung mitwirkt, trägt eine überaus grosse Verantwortung, nicht nur für sich, sondern mit für all jene, die er erreicht und mitprägt. Dieser Verantwortung muss man sich -auch als Journalist- bewusst sein und gewissenhaft zugunsten des Allgemeinwohls (=das Wohl aller) handeln.

Freitag, 15. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

10 Jahre RTL Journalistenschule

Ausbildung in der RTL- Journalistenschule

Heuer feiert die RTL Journalistenschule ihr zehnjähriges Bestehen und mit heutigem Datum startet das Bewerbungsverfahren für den mittlerweile sechsten Jahrgang. Die zweijährige Ausbildung für TV-Journalisten beginnt am 3. Januar 2011 (erste Gruppe) beziehungsweise am 4. April 2011 (zweite Gruppe).

Die Ausbildung besteht aus Unterrichtseinheiten an der Schule, zahlreichen Praktika in den Nachrichten- und Magazinredaktionen von RTL, n-tv, VOX und RTL II sowie Praktika in Redaktionen eigener Wahl, beispielsweise bei öffentlich-rechtlichen Sendern oder Produktionsfirmen.Des Weiteren bildet die Arbeit als Onlineredakteur einen Schwerpunkt der Journalistenschule. Exkursionen führen die Journalistenschüler zu einem Politik-Workshop nach Berlin sowie nach Washington D.C. und New York. Dort erhalten sie einen interessanten Einblick in die US-amerikanische Medienlandschaft. Die 2009 erstmals organisierte Exkursion zu Institutionen der Europäischen Union nach Brüssel soll 2011 wiederholt und dauerhaft in das Ausbildungsprogramm integriert werden.

Interessierte können sich online vom 15. Januar bis zum 28. Februar 2010 registrieren und weiterführende Informationen abrufen. Gefordert ist die Einsendung einer Reportage mit Storyboard bis zum 28. Februar. Die 100 besten Kandidaten werden zu zwei Bewerbungstagen zwischen dem 18. und 21. Mai nach Köln eingeladen. Die Endauswahl der für die Schule zugelassenen Nachwuchsjournalisten trifft eine Jury, die sich aus Vertretern des Senders RTL und anderer Medienunternehmen sowie Experten der Medienausbildung zusammensetzt.

Im August 2000 hatte RTL die Gründung einer eigenen Journalistenschule für TV und Multimedia bekanntgegeben und startete anschliessend das erste Auswahlverfahren. Einen guten Monat später hatten sich bereits 2700 Interessierte online dafür beworben.

Freitag, 15. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Jetzt bewerben: Preise für Gesundheitsjournalismus ausgeschrieben

Noch bis 8. März können Arbeiten zum “Österreichischen Preis für Gesundheitsjournalismus 2010″ eingereicht werden. Journalisten, die sich in den Jahren 2008 und 2009 mit Themen des Gesundheitswesens und insbesondere der Spitäler in österreichischen Medien auseinandergesetzt haben, können sich mit ihren Arbeiten bewerben.

Der Preis wird von der Arbeitsgemeinschaft der Ordensspitäler Österreichs heuer bereits zum vierten Mal vergeben. “Die Ordensspitäler wollen damit auf die Bedeutung des Gesundheitsjournalismus für den öffentlichen Diskurs in diesem Bereich hinweisen und besondere publizistische Leistungen auszeichnen”, begründet Pater Leonhard Gregotsch OSCam, Leiter der Arbeitsgemeinschaft der Ordensspitäler Österreichs die Ausschreibung.

Eine hochrangige Jury mit Vertretern des öffentlichen Lebens und des Gesundheitswesens wird laut Aussendung die Einsendungen bewerten und die Gewinner des mit 5.000 Euro dotierten Preises ermitteln. Der alle zwei Jahre ausgeschriebene Preis wird im Laufe des Frühjahrs verliehen.

Mich beeindruckt besonders positiv, dass eine kirchlich-soziale Institution -die Ordensspitäler Österreichs stellen mit rund 20 Prozent der Krankenhausleistungen eine wesentliche Säule des heimischen Gesundheitswesens dar- einen Journalistenpreis ausschreibt, zeigt dies doch die Hochschätzung des Qualitäsjournalismus.

Bereits am 31. Jänner endet übrigens in Deutschland die Bewerbungsfrist für den “Europäischen Journalistenpreis” des Verbandes deutscher Medizinjournalisten (VDMJ) . Die eingereichten Arbeiten sollen sich laut Ausschreibung durch aktuelle Thematik, sachliche Richtigkeit und Verwendung unterschiedlicher Darstellungsmittel auszeichnen. Die sorgfältig recherchierten Beiträge müssen sich zudem kritisch, allgemeinverständlich und objektiv mit einem medizinischen oder gesundheitlichen Thema auseinandersetzen. Die Autoren müssen ihren Hauptwohnsitz in Europa haben und ihre Arbeiten müssen im Kalenderjahr 2009 erschienen sein . Der Preis ist mit 7.500 Euro dotiert und kann auch geteilt werden.

Dienstag, 12. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Journalist des Jahres: ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender – Redaktion des Jahres: “Die Zeit”

ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender
Foto: ZDF/Sauerbrei

Nikolaus Brender, Chefredakteur des ZDF, wird vom deutschen “medium magazin” am 14. Januar in Berlin als “Journalist des Jahres” ausgezeichnet. In der Begründung der Jury heisst es u.a. “Nikolaus Brender hat mit seinem konsequenten Beharren auf journalistische Unabhängigkeit Zeichen gesetzt, die über den eigenen Sender hinaus auf die ganze Medienbranche ausstrahlen”.

Als “Redaktion des Jahres 2009″ wird “DIE ZEIT” geehrt, “… weil sie mit Chefredakteur Giovanni di Lorenzo an der Spitze 2009 wie keine andere Zeitung der Medienkrise erfolgreich trotzte”.

Zudem wird der Preis “Journalist des Jahres” in zehn Fachkategorien vergeben. Die Gewinner sind:

  1. “Chefredakteur”: Bernd Ziesemer, “Handelsblatt”
  2. “Politik”: Volker Zastrow, “Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung”
  3. “Wirtschaft”: Beat Balzli, Klaus Brinkbäumer, Ullrich Fichtner, Hauke Goos, Thomas Hüetlin, Christoph Pauly ,”Spiegel”
  4. “Kultur”: Frank Berberich, “Lettre international”
  5. “Sport”: Ronny Blaschke, freier Journalist
  6. “Unterhaltung”: Kai Diekmann, Chefredakteur “Bild” als “videoblogger in Chief” /www.kaidiekmann.de (der die Entgegennahme allerdings abgelehnt hat)
  7. “Wissenschaft”: Werner Bartens, “Süddeutsche Zeitung”
  8. “Reporter”: Alexander Osang, “Spiegel”
  9. In der Kategorie Regionaler Journalismus / Chefredakteur und Autor geht der Preis als “Chefredakteur” an Sergej Lochthofen (“Thüringer Allgemeine”, bis 1.12.09) und an Michael Ohnewald (“Stuttgarter Zeitung”)
  10. “Newcomer”: Ines Pohl, “taz”

Außerdem wird für 2009 ein Sonderpreis für politische Berichterstattung vergeben an Stefan Kornelius (”Süddeutsche Zeitung”).

Donnerstag, 7. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Weissrussland startet Grossoffensive gegen das Internet

Die weissrussische Regierung plant offenbar, das Internet stärker zu überwachen. Dies berichtet Reporter ohne Grenzen (ROG). Demnach bestätigte Präsident Alexander Lukaschenko am 30. Dezember, dass seine Regierung letzte Details eines entsprechenden Gesetzentwurfs ausarbeitet.

In einem Land, in dem freie Meinungsäußerung jetzt schon eingeschränkt werde, gefährdeten die Regierungspläne die freie Rede im Internet und das Recht, Meinungen anonym und ohne Angst vor Repressionen kundzutun, kritisiert ROG. Nachdem das Regime fast sämtliche traditionellen Medien unter seine Kontrolle gebracht habe, starte es nun eine Offensive gegen die Neuen Medien.

Das Gesetz sieht laut ROG vor, sämtliche Online-Publikationen meldepflichtig und jeden Internet-Nutzer identifizierbar zu machen – sowohl in Internet-Cafés als auch in Privathaushalten. Kunden von Internet-Cafés müssten ihre Ausweise vorzeigen, um online gehen zu können. Internetdienstanbieter wären verpflichtet, persönliche Daten aus den Ausweispapieren der Polizei und den Gerichten zugänglich zu machen sowie speziellen Dienststellen, die in Weißrussland alle veröffentlichten Nachrichten beobachten. Beinhaltet eine Seite Material, das von der Regierung als „extremistisch“ eingestuft wird, könnten Provider auch ohne Gerichtsbeschluss gezwungen werden, die Seite zu blockieren. Zudem müsse jede Website in einem speziellen Verfahren registriert werden, das noch vom Kabinett und von einer direkt dem Büro des Präsidenten unterstellten Zentrale für Operationen und Analysen”, zu bestimmen ist. Die Behörde würde zudem für die Überwachung der Seiteninhalte zuständig, erläutert ROG die Pläne der weissrussischen Regierung.

“Das Gesetzesvorhaben sollte aufgegeben werden, sonst wird Weißrussland bald zusammen mit Ländern wie Nordkorea, China und Iran auf der ROG-Liste der ‚Feinde des Internets’ stehen”, kündigt Reporter ohne Grenzen an. Weißrussland falle bereits jetzt in die Gruppe jener Länder, die bei ROG “unter Beobachtung” stehen, da es dort nur einen Internetdienstanbieter gebe („Beltelekom“) und Websites von Oppositionsgruppen schon derzeit bei großen politischen Anlässen blockiert würden. Besitzer von Internetcafés seien zudem bereits nach einer Verordnung vom Februar 2007 dazu verpflichtet, die Polizei über Kunden zu informieren, die “sensible” Seiten besuchen. Sie müssten außerdem Aufzeichnungen über sämtliche, in den vergangenen zwölf Monaten von einzelnen Computern aufgerufene Websites aufbewahren und auf Nachfrage der Polizei zugänglich machen, erklärt ROG.

Als freier Journalist beunruhigen mich solche Entwicklungen zutiefst, wobei im Zusammenhang mit möglichem Terror seit Jahren auch im sogenannten freien Westen immer mehr unternommen wird, um freie Meinungsäusserung im Internet einzuschränken.

Presse- und Meinungsfreiheit und echte Meinungsvielfalt sind hohe Güter, die um jeden Preis geschützt werden müssen.

Donnerstag, 7. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Protest ist angesagt: China quält wieder Andersdenkende

Dhondup Wangchen <BR> Foto: freetibet.org
Der Verhaftete Tibeter Dhondup Wangchen
Foto: freetibet.org

Der tibetische Filmemacher Dhondup Wangchen ist am 28. Dezember 2009 zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Dies berichtet International Campaign for Tibet Deutschland (ICT).

Wangchen hatte im März 2008 den Dokumentarfilm “Leaving Fear Behind” veröffentlicht, in dem Tibeter in ungewöhnlicher Offenheit die Situation in Tibet kritisieren. Der 35-jährige Wangchen war am 26. März 2008 unmittelbar nach Veröffentlichung der Dokumentation in Haft genommen worden und seinem Anwalt Li Dunyong war laut ICT im Juli 2009 untersagt worden, den Tibeter gerichtlich zu vertreten. Sorge besteht auch über den Gesundheitszustand des Tibeters. Li Dunyong zufolge ist Wangchen in der Haft auch gefoltert worden. Berichten zufolge wurde das Urteil in Xining, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Qinghai, gesprochen.

Kai Müller, Geschäftsführer der International Campaign for Tibet Deutschland (ICT), äußerte heute, Donenrstag, seine Besorgnis über den Fall: “Wangchens Verurteilung widerspricht in eklatanter Weise internationalen Menschenrechtsstandards. Da er nichts anderes getan hat, als der berechtigten Kritik von Tibetern an der Situation in Tibet mit friedlichen Mitteln eine Stimme zu geben, fordern wir seine unverzügliche Freilassung.” Das Verfahren gegen Wangchen sei exemplarisch für das harte Vorgehen der chinesischen Behörden gegen abweichende Meinungen und Protest von Tibetern.

Müller verwies auf den Fall des angesehenen tibetischen Geistlichen Phurbu Rinpoche, der am 23. Dezember 2009 nach einem offenkundig unfairen Verfahren zu einer achteinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt worden war. Auch in diesem Fall hatten die Anwälte des Angeklagten, Li Fangping und Jiang Tianyong, von Folter und Misshandlung berichtet. Den Anwälten war ebenfalls im Zuge des Verfahrens untersagt worden, den Tibeter zu vertreten.

“Das harte Vorgehen der chinesischen Behörden in Tibet ist ungeeignet, eine Konfliktlösung herbeizuführen. Anstatt massiv internationale Menschenrechtsstandards zu verletzen, muss Peking die Kritik von Tibetern ernst nehmen und endlich in einen substantiellen Dialog mit den Vertretern des Dalai Lama eintreten”, so Müller abschließend.

Eine solche Praxis der chinesischen Regierung muss meines Erachtens nicht nur von Medienverbänden in aller Welt protestiert werden, sondern auch und vor allem von Seiten der Regierungs-Chefs der westlichen Welt. Aber ich verstehe schon: die Hand, die die eigene Wirtschaft füttert, verhätschelt man lieber…

Donnerstag, 31. Dezember 2009, von Elmar Leimgruber

Alarmsignal: 76 ermordete Journalisten 2009

Journalisten leben mancherorts sehr gefährlich: Gewalt und Repressionen gegen Journalisten haben im Jahr 2009 schwer zugenommen. Dies geht aus der der Jahresbilanz 2009 von Reporter ohne Grenzen (ROG) hervor, die am 30. Dezember veröffentlicht wurde.

Demnach sind mindestens 76 Journalisten in den vergangenen zwölf Monaten während ihrer Arbeit oder wegen ihres Berufs getötet worden. Das sind 16 mehr als im Jahr 2008. Eine größere Zahl von Journalisten wurde in diesem Jahr auch körperlich angegriffen oder bedroht. 1456 Medienmitarbeiter wurden in diesem Jahr Opfer dieser Form von Gewalt, im Vorjahr waren es noch 929. Ebenfalls deutlich erhöht hat sich die Zahl der zensierten Medien (2008: 353, 2009: 570). 33 Medienmitarbeiter wurden in diesem Jahr entführt (2008: 29).

Die um fast 27 Prozent erhöhte Todesrate unter Journalisten ist vor allem eine Folge des Mordes an 30 Journalisten auf der philippinischen Insel Mindanao im November 2009. Es ist das größte von ROG jemals dokumentierte Massaker an Medienmitarbeitern an einem Tag. Besonders gefährliche Länder für Journalisten waren außerdem Somalia (9 Todesfälle), Pakistan (5) und Russland (5).

In Kriegen und im Umfeld von Wahlen waren Journalisten im Jahr 2009 besonderen Bedrohungen ausgesetzt. „Über einen bewaffneten Konflikt zu schreiben erweist sich als immer gefährlicher für Journalisten: Sie geraten in die Schusslinie, werden gezielt ermordet oder entführt. Aber auch die Berichterstattung während Wahlperioden ist in einigen Ländern eine riskante Arbeit, die im Gefängnis oder im Krankenhaus enden kann“, sagt ROG-Generalsekretär Jean-François Julliard anlässlich der Veröffentlichung der Jahresbilanz 2009.

Die 30 Journalisten auf der philippinischen Insel Mindanao wurden im November ermordet, weil sie über die Wahlkampagne eines Kandidaten für das Gouverneursamt berichten wollten. In Tunesien wurde der Journalist Taouflik Ben Brik einige Tage nach der Wiederwahl von Präsident Ben Ali verhaftet. Im Iran werden viele Journalisten bis heute für ihre kritischen Berichte vor und nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl im Juni mit Verhören, Gefängnisstrafen, Schikanen und schweren Misshandlungen bestraft.

Die weltweite Zahl der Festnahmen von Journalisten ist um etwa ein Siebtel zurückgegangen. Dafür hat sich die Zahl der Festnahmen von Bloggern und Internetnutzern fast verdreifacht. Viele autoritäre Regierungen wie die chinesische, die iranische oder aserbaidschanische befürworten harte Strafen für Internetnutzer, weil sich das World Wide Web zu einem Motor demokratischer Proteste entwickelt hat.

Zum ersten Mal veröffentlicht ROG in seiner Jahresbilanz die Zahl von Journalisten, die in den vergangenen zwölf Monaten gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen: 2009 sind 157 Medienmitarbeiter ins Exil gegangen, weil ihr Leben oder ihre Freiheit bedroht wurde.

„Unsere größte Sorge ist in diesem Jahr der massive Exodus von Journalisten aus repressiven Staaten wie dem Iran oder Sri Lanka. Die Behörden in diesen Ländern fördern häufig bewusst eine Flucht von Journalisten und Bloggern, um damit den Pluralismus der Meinungen und Kritik zu unterdrücken“, sagt Jean-François Julliard.

Hoffen wir, dass das Jahr 2010 bessere Arbeitsbedingungen für Journalisten weltweit bringen möge.

Der komplette Jahresbericht 2009 von Reporter ohne Grenzen kann hier eingesehen werden.

Dienstag, 15. Juli 2008, von Elmar Leimgruber

Dichands Österreich und die EU

Ich schätze Hans Dichand sehr und halte ihn nicht nur für den mächstigsten und einflussreichsten Medienmann Österreichs, sondern ich habe auch grosse Achtung davor, wie feinfühlend er spürt, was die Bevölkerung denkt und will und wie geschickt er damit umgeht.
Aber natürlich schreibt er nicht nur, was gelesen werden will, sondern er macht auch aktive Politik, wenn er auch nicht Parteien fördert, sondern konkrete Politiker, besser gewisse politische Ideen oder Visionen.
Ich bin davon überzeugt, dass Hans Dichand ein überzeugter Europäer ist, vielleicht mehr als viele, die diese Idee lautstark von sich geben. Und dennoch ist er offenbar skeptisch einer EU gegenüber, die im Grossen über alle entscheidet, und dabei die Wünsche und Bedürfnisse kleinerer Staaten ignoriert.
Die Vision eines grossen geeinten Europas der Länder, Völker und Kulturen und die Beobachtung der realen europäischen Situation müssen kein Widerspruch sein. Vielleicht ist Europa ja auch noch nicht reif für seine Einheit, auch wenn ich mir diese sehnlichst wünsche. Vielleicht kann ein geeintes Europa ja auch nur funktionieren, wenn nicht drei bis vier Staaten beschliessen und alle anderen dem entsprechen, sondern wenn die Wünsche eines jeden Mitgliedslandes ernstgenommen und berücksichtigt werden und wenn im Gegenzug dazu auch die kleineren Mitgliedsstaaten bereit sind, vielleicht auch schmerzhafte Kompromisse einzugehen.
Aber zurück zu Dichand: Ja, er ist überzeugter Europäer, mit Sicherheit. Und ja, er spürt, dass die Bevölkerung aus berechtigten Gründen Zweifel an der derzeitigen EU hegt. Und ja, er wünscht sich sicherlich eine andere EU als die derzeitige. Aber die gibt es nicht, wenn ich mir auch sehnsüchtigst wünsche, dass sich Vieles zum Guten hin (viel weniger Bürokratie, mehr Rücksicht auf lokale Probleme…) ändern möge.
Ich bin davon überzeugt, dass Dichand keinen Austritt Österreichs aus der Europäischen Union will: Immerhin hat er sich seinerzeit mit der Kronenzeitung -zwar spät, aber doch- vor der Volksabstimmung für den Beitritt Österreichs ausgesprochen. Er will “nur” berechtigterweise eine andere EU und für diese tritt er auch ein.
Aber wenn jetzt nur noch 36 Prozent der österreichischen Bevölkerung ihre EU-Mitgliedschaft als positiv erachten, dann stimmt mich dies nachdenklich. Und wenn es auch unwillentlich sein mag: die Kronenzeitung mit Dichand trägt für dieses schlechte Ergebnis im Eurobarometer die Mitverantwortung.
Ich habe daher nicht nur die Vision einer besseren und gerechteren und rücksichtsvolleren EU, sondern auch die einer Kronenzeitung, die sich -aus Liebe zu Österreich- ihrer europäischen Verantwortung bewusst ist.

Da mir der europäische Gedanke und die europäische Einigung ausserordentlich wichtig sind, habe ich zu diesem Thema auch schon des Öfteren hier geschrieben, so unter anderem am 9.4.2008 (siehe ebenda!). Und auch mein Europa-Kommentar von Ende 2005 hat erstaunlicherweise immer noch Gültigkeit.

Donnerstag, 26. Juni 2008, von Elmar Leimgruber

“News” greift unter die Gürtellinie

Okok, ich gebs zu: Als Illustrierte muss man Schlagzeilen haben und sie eventuell auch auf die Titelseite setzen, um den Absatz zu erhöhen. Aber nicht um jeden Preis.
Das bunte österreichische Massenklatschblatt “News”, das seriösen Journalismus schon lange hinter sich gelassen hat, brachte letzthin einen Fussballer der österreichischen Nationalmannschaft auf der Titelseite mit Foto und zitierte dazu eine angebliche ex-Geliebte, dass dieser nicht gerade eine Sexbombe sei.
Erstens: Wen geht es was an, wer wie im Bett ist?
Zweitens: Was muss das für ein charakterloser Mensch sein, der intimes Wissen der Klatschpresse erzählt?
Und drittens und vor allem: Wie charakterlos muss man als Journalist sein, wenn man solch ein Verhalten auch noch durch Abdruck honoriert? Und was sagt die Veröffentlichung eines solchen Beitrags mit Bild auf der Titelseite über die Verantwortlichen eines Mediums aus?