Freitag, 23. April 2010, von Elmar Leimgruber

Verbraucher finden: “Monte-Drink” von Zott ist “dreisteste Werbelüge des Jahres”

Bild: abgespeist.de

Die Verbraucher haben entschieden: Der “Monte Drink” von Zott ist die dreisteste Werbelüge des Jahres. So lautet das Ergebnis einer Online-Abstimmung auf www.abgespeist.de . Für seinen unverantwortlichen Versuch, eine Zuckerbombe wie eine gesunde “Zwischenmahlzeit” für Kinder zu bewerben, verlieh die Verbraucherrechtsorganisation foodwatch dem Hersteller als Negativ-Preis den Goldenen Windbeutel 2010 am Firmensitz im bayerischen Mertingen (Landkreis Donau-Ries).An zweite Stelle steht der “gelbe Zitrone-Physalis” des Vorarlberger Fruchsaftmachers Pfanner, der laut foodwatch keinen Physalis enthält. Den Goldenen Windbeutel 2009 erhielt übrigens “Actimel” von Danone für die dreisteste Lüge des Jahres.

“Der ‘Monte Drink’ ist Etikettenschwindel von A bis Zott”, sagte Anne Markwardt, Leiterin der foodwatch-Kampagne abgespeist.de: “Mehr Zucker als Cola und doppelt so viele Kalorien wie Fanta – da lässt sich nichts gesundwerben. Die Verbraucher haben durchschaut, dass der ‘Monte Drink’ nichts anderes ist als eine flüssige Süßigkeit und im Schulranzen von Kindern nichts verloren hat.”

81.451 Verbraucher haben bei der Internet-Wahl zum Goldenen Windbeutel 2010 ihre Stimme abgegeben. Die mit Abstand meisten ihnen sahen im “Monte Drink” den dreistesten Fall von Etikettenschwindel. Das Ergebnis:

1. Platz/Goldener Windbeutel: “Monte Drink” von Zott (30.563 Stimmen/37,5 Prozent)

2. Platz: “Der Gelbe Zitrone-Physalis” von Pfanner (15.185 Stimmen/18,6 Prozent)

3. Platz: “Duett Champignon Creme-Suppe” von Escoffier (12.419 Stimmen/15,2 Prozent)

4. Platz: “Beo Apfel & Heimat” von Carlsberg (11.958 Stimmen/14,7 Prozent)

5. Platz: “Bertolli Gegrilltes Gemüse” von Unilever (11.326 Stimmen/13,9 Prozent)

Die Wahl lief vom 22. März bis zum 22. April 2010 auf der Internetseite www.abgespeist.de. Mit dieser Kampagne entlarvt foodwatch, das sich unter anderem auch für eine Ampel-Kennzeichnung von Lebensmitteln einsetzt, die legalen Werbelügen der Lebensmittelhersteller anhand konkreter Beispiele. Auf abgespeist.de haben Verbraucher die Möglichkeit, ihren Ärger über Etikettenschwindel bei der Industrie loszuwerden, damit diese ihre irreführenden Werbepraktiken einstellt. Verbraucher können Protest-Mails direkt an die Hersteller senden – und jetzt dem Sieger des Goldenen Windbeutels 2010 Zott “gratulieren”.

Bereits 2007 schrieb ich hier zum Thema irreführende Werbung und darüber, dass die EU es ab 2009 vorsieht, dass Werbebotschaften auch zutreffen müssen. Doch nach wie vor wird unlauter geworben und der Himmel auf Erden versprochen: für Kinderbonbons, bei denen man kein schlechtes Gesundheits-Gewissen als Mutter haben müsste, weil ja eh so viele Vitamine darin vorkommen oder für irgendwelche Drinks, durch die man laut Werbung nichtz krank wird, wenn man sie nur regelmässig konsumiert.

Was nützen entsprechende Gesetze, wenn sich offenbar keine Behörde wirklich dafür zuständig hält, dass diese auch eingehalten werden?

Und eine “Ampel-Kennzeichnung” von Lebensmitteln wäre auch höchst an der Zeit.

Hier muss sich dringend was ändern: im Sinne der Konsumenten, im Sinne von uns allen.

Dienstag, 20. April 2010, von Elmar Leimgruber

Wiener Albertinaplatz wird Helmut Zilk Platz + Meine Würdigung

Helmut Zilk Platz
Foto: © Leimgruber

Die Fläche zwischen Augustinerstraße, Albertinaplatz, Tegetthoffstraße und Führichgasse hinter der Staatsoper im ersten Wiener Gemeindebezirk trägt ab heute den Namen Helmut Zilk Platz: Im Beisein von Bundeskanzler Faymann, etlichen Mitgliedern der Wiener Landesregierung und der österreichischen Bundesregierung sowie hochrangigen Vertretern von Bundesheer und Polizei wurde der bisherige Albertina-Platz am Dienstag Vormittag von Bürgermeister Michael Häupl offiziell zum “Helmut-Zilk-Platz” umbenannt.

Es sei eine bewegende und beeindruckende Stunde, die auch Helmut Zilk sehr gut gefallen hätte, der “diese Stadt und ihre Menschen zutiefst geliebt” habe, erklärte Häupl zu Beginn seiner Eröffnungsrede. Er sei es auch gewesen, der die Errichtung des Hrdlicka-Mahnmals gegen Krieg und Faschismus mit Konsequenz und Durchhaltevermögen durchgesetzt habe. Zeit seines Lebens sei Zilk für Werte der Freiheit, der Demokratie und der Gerechtigkeit eingetreten, deshalb symbolisiere dieser Platz auch sein inhaltliches Leben und werde so dem Andenken an den großen Wiener Bürgermeister gerecht, betonte Häupl.

Die Familie Zilks – allen voran Gattin, Kammersängerin Dagmar Koller – zeigte sich laut Rathauskorrespondenz gerührt von den stattfindenden Feierlichkeiten. Helmut Zilk war von 1984 bis 1994 Bürgermeister von Wien.

Es ist höchste Zeit, dass jenem Mann ein Denkmal gesetzt wird, der wie kein anderer Wien, wie wir es heute kennen und lieben, geprägt hat: Er war zwar Sozialdemokrat (war aber auf eigenen Wunsch hin als Wiener Bürgermeister nicht Wiener SPÖ-Chef), aber er ignorierte die engen Parteigrenzen zugunsten der Menschlichkeit und des Miteinander aller in Wien lebenden Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, von ihrer Religion oder ihrer Parteiangehörigkeit. Er hatte zwar einen klaren Standpunkt und vertrat diesen auch mutig und entschieden, aber er war dennoch ein versöhnter Mensch. Und auch ein grosser Teil des vielfältigen Kulturlebens in Wien geht auf Initiativen von Helmut Zilk zurück. Er war ein vorbildlicher Politiker, dem es (im Gegensatz zu vielen anderen) nicht zuerst um sich selbst und um seinen Machterhalt ging, sondern einer, dem immer seine geliebte Stadt Wien und seine Menschen am wichtigsten waren.

Wir leben heute in einem Wien, dessen schönste Seiten vor allem von ihm grundgelegt und geprägt wurden: Die Lebensqualität, die wir sie heute in Wien kennen und schätzen, ist vielfach sein Verdienst. Helmut Zilk gebührt daher weit über seinen Tod hinaus höchste Anerkennung und Dankbarkeit.

Dienstag, 20. April 2010, von Elmar Leimgruber

Deutsche Presse Agentur klagt Verkehrsministerium wegen Informationsverweigerung

Foto: dpa.de

Sowas kommt üblicherweise nicht vor, aber jetzt doch: Die Deutsche Presse-Agentur dpa hat beim Berliner Verwaltungsgericht eine Klage gegen das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) eingereicht. Es geht dabei um Informationen zum Zustand der Brücken und Tunnel deutscher Autobahnen und Bundesfernstraßen. Das Ministerium verweigert die Herausgabe eines Teils der Daten unter anderem mit Hinweis auf Sicherheitsinteressen. Die dpa beruft sich hingegen auf einen Auskunftsanspruch nach dem Informationsfreiheitsgesetz (IFG).

Seit zwei Jahren bemühen sich Rechercheure der Redaktion dpa-DataReporting vergeblich um Bauwerksdaten aus der Straßeninformationsbank. Diese enthält Informationen zur Lage, zur Konstruktion und zum Zustand der rund 40 000 Brücken und Tunnel. Die Auswertung dieser Daten soll in die Berichterstattung der dpa zur Verkehrsinfrastruktur einfließen.

Die Redaktion bat zunächst bei der Pressestelle des BMVBS, die Daten zu übermitteln. Das Ministerium verweigerte die Herausgabe jedoch mehrfach und lieferte nur zusammenfassende Berichte. Diese boten lediglich einen groben Überblick, dessen Schwerpunkte zudem das Ministerium festlegte. Eine unabhängige journalistische Arbeit ist aus Sicht der dpa auf Basis dieser Auskünfte nicht möglich.

Im Februar 2009 beantragte die dpa auf Grundlage des IFG offiziell die Herausgabe der Daten. Das Verkehrsministerium lehnte erneut ab, wesentliche Teile der nachgefragten Informationen, vor allem bezogen auf den Zustand der Bauwerke, zu übergeben. Als Begründung führte es unter anderem “sicherheitsrelevante Gründe” an. Es bestehe die Gefahr, dass die Veröffentlichung der Informationen “nachteilige Auswirkungen” auf “Belange der inneren und äußeren Sicherheit” haben könne. Die Daten seien langfristig für “Auswertungen mit terroristischem Hintergrund nutzbar”.

Aus Sicht der dpa geht diese Argumentation fehl, weil viele der angefragten Informationen durch Anschauen der Bauwerke erhoben werden könnten – nur dass dies kein Journalist bei 40 000 Bauwerken leisten kann. Zudem beruft sich das Ministerium auf Informationsvorbehalte in einem Verwaltungsrundschreiben aus dem Jahr 1997, das schon allein aufgrund seines Alters nicht als Rechtsgrundlage dienen kann. Das IFG trat 2006 in Kraft.

Da das Ministerium auch eine konkrete terroristische Gefährdung nicht ausreichend belegen kann, entsteht der Eindruck, dass mit Hilfe eines vorgeschobenen Sicherheits-Arguments das gesetzlich verbriefte Informationsrecht des Bürgers ausgehebelt werden soll. Fragen nach Detailinformationen zum Zustand der Infrastruktur sind nach Auffassung der dpa berechtigt und notwendig, wie nicht zuletzt die Katastrophe des Kölner Stadtarchivs und die Mängel beim U-Bahnbau in der Domstadt gezeigt haben.

Derartige Informationsbegehren können nicht mit einem allgemeinen Verweis auf mögliche Terroranschläge abgelehnt werden. Deshalb hat die dpa dem ablehnenden Bescheid im Mai 2009 widersprochen. Auf diesen Widerspruch hat das Verkehrsministerium formell bis heute nicht reagiert. Die dpa hat sich daher nun zur Klage vor dem Berliner Verwaltungsgericht entschlossen.

“Wir begrüßen die Entscheidung der dpa, sich mit einer Klage gegen die Informationsblockade des Verkehrsministeriums zu wehren”, sagt Manfred Redelfs, Vorstandsmitglied des Journalistenverbands Netzwerk Recherche. “Nur wenn große Medienhäuser ihre Rechte nutzen und bereit sind, Musterprozesse zu führen, wird die alte Verwaltungskultur, die vom Amtsgeheimnis geprägt ist, von einer Kultur der Transparenz abgelöst werden. Die dpa übernimmt hier eine Rolle, vor der freie Journalisten schon aus Kostengründen meist zurückschrecken.”

Das Verhalten des Ministeriums sei leider typisch, sagt Redelfs: “Die Beamten konzentrieren sich darauf, Gründe zu finden, warum eine Information angeblich nicht freigegeben werden darf. Dass es hier nicht um die Abwehr von Anschlagsgefahren geht, ist schon daran erkennbar, dass Tunnel und Brücken für jeden in der Landschaft erkennbar sind. Die vermeintliche Terrorismusgefahr soll hier als Freibrief für Informationsverweigerung herhalten.”

Sicher kann es Gründe geben, die dafür sprechen, dass von Ministerien in Einzelfällen Informationen “aus Sicherheitsgründen” nicht gegeben werden (z.B. bei Poliezeieinsätzen, bei der konkreten Terrorismus-Bekämpfung…), aber gerade wo es um die öffentliche Sicherheit geht, wie im Bereich Brücken, Tunnels und öffentliche Gebäude, gibt es wohl ein Recht auch der Bevölkerung, darüber zu erfahren.

Samstag, 17. April 2010, von Elmar Leimgruber

Deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel heute und morgen überraschend in Südtirol

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel
Foto: regierungonline, Grabowsky

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt heute abend, wie die deutsche Bundesregierung mitteilt, überraschend nach Südtirol. Dieser “Umweg” war aufgrund der “Vulkanwolke” über grossen Teilen Europas notwendig geworden, der Merkel und ihre Delegation dazu zwang, anstatt in Berlin in Lissabon zwischenzulanden. Nach einem Zwischenstop in der “ewigen Stadt” Rom ging es heute nachmittag dann weiter Richtung Bozen, wo Merkel auch übernachten wird.

Morgen soll die Reise der deutschen Bundeskanzlerin, die als grosse Südtirol-Freundin bekannt ist, dann -nach derzeitigem Stand- Richtung Polen fortgesetzt werden.

Ein offizieller Südtirol-Besuch eines amtierenden deutschen Bundeskanzlers wäre vermutlich sehr unrealistisch, obwohl Merkel schon des Öfteres auch privat in Südtirol war.

Dieser eigentlich ungeplante Südtirolbesuch ist für das Land Südtirol eine Jahrhundert-Chance, die sich die Südtiroler Landesregierung auf keinem Fall entgehen lassen sollte. Ich erwarte mir von Landeshauptmann Luis Durnwalder klare und offen ausgesprochene Wünsche im Namen der Südtiroler Bevölkerung an die deutsche Bundeskanzlerin.

Dienstag, 13. April 2010, von Elmar Leimgruber

TU-Rektor Skalicky fordert Studiengebühren von 10.000 Euro jährlich (Info+Kommentar)

TU-Rektor Peter Skalicky
Foto: Österreichische Zentralbibliothek für Physik

Österreichs Unis brauchen “ein umfassendes Stipendiensystem”, “kapazitätsabhängige Beschränkungen” und “hohe Studiengebühren von mindestens 10.000 Euro pro Jahr” , um die Finanzierung der Hochschulen sicherzustellen. Dies fordert Peter Skalicky, der Rektor der Technischen Universität Wien (TU). In einem Interview mit dem “Industriemagazin” erklärt Sakalicky zudem, warum er nationale Forschungsstrategie für überflüssig hält. Die Industrie wäre, so Skalicky, “gut beraten, ihr Innovationsniveau zu heben.” Und man müsse sich jetzt “Gedanken darüber machen, wie man mit dem Ansturm an Deutschen fertig wird”.

Andere TUs, wie beispielsweise die TU Aachen und der TU München, ETH Zürich und das Imperial College in London verfügten über das vierfache Budget. Einerseits würden Techniker zwar notwendig gebraucht, andererseits: “Fakt ist, dass die technischen und naturwissenschaftlichen Hochschulen unterfinanziert sind. Wir haben also entweder zu viele Hochschulen oder zu wenig Geld. Und eines von beiden wird man ändern müssen”, betont der Rektor im Interview. Skalicky bietet sich derzeit aus finanziellen Gründen mit seiner Uni der Industrie als Dienstleister in der Grundlagenforschung an und fährt zudem ein drastisches Einsparungsprogramm (Reduzierung der Institute, Nichtnachbesetzung von Professoren-Posten…). Das vollständige Interview mit dem TU-Rektor ist beim “Industriemagazin” abrufbar.

Ich bin auch dafür, dass die Unis ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung haben, um sich Forschung und Lehre nach wissenschaftlichen Kriterien auch leisten zu können. Aber dessen Finanzierung ist weder Aufgabe der Industrie (Manipulation muss weitgehendst ausgeschlossen werden: wer finanziert, bestimmt meist nicht nur das Tätigkeitsfeld, sondern oft auch die Forschungsergebnisse), noch der Studenten oder ihrer Eltern, sondern ist eindeutig Aufgabe der Öffentlichen Hand: des Staates und der Länder, auch indirekt aller Bürger in ihrer “Rolle” als Steuerzahler: Gutausgebildete und gewissenhafte Absolventen und Fachkräfte arbeiten ja letztlich auch wieder für die Allgemeinheit.

Es ist jedenfalls ganz sicher der falsche Weg, Studenten und deren Eltern 10.000 Euro jährlich an Studiengebühren abknöpfen zu wollen. Unis haben sicherlich irgendwie was Elitäres an sich, keine Frage. In Deutschland können beispielsweise fast nur mehr jene studieren, deren Schulergebnisse entsprechend gut sind. Schon das ist der falsche Weg: Bildung, auch Hochschulbildung muss grundsätzlich für jeden offenstehen.

Ich habe aber nicht grundsätzlich was gegen angemessene und gerechte Studiengebühren. Aber zum Einen müssen deren Einnahmen tatsächlich an die Unis fliessen und die Gebühren müssen für alle Studierwilligen auch leistbar sein.

Wenn aber künftig nur mehr jene studieren dürfen, die aus steinreichen Elternhäusern kommen (wer sonst kann sich 10.000 Euro jährlich für Sohnemann oder Tochter schon allein für Studiengebühren leisten), -wie vom TU-Rektor offenbar gewünscht- dann läuft hundertprozentig was falsch. Aber als Sohn des ehemaligen Siemens-Direktors hat man ja immer schon alles einfacher gehabt…

Samstag, 10. April 2010, von Elmar Leimgruber

Die Stadt Wien verkauft Müllautos – Jetzt wird versteigert:-)

Feuerwehrauto abzugeben
Foto: wien.gv.at

Das ist doch mal eine echt erheiternde Meldung: Die Stadt Wien mustert mehrmals im Jahr alte Fahrzeuge und Geräte, die am Ende ihrer Lebensdauer angelangt und für den städtischen Intensivbetrieb nicht mehr geeignet sind, aus. Diese werden jedoch nicht sofort verschrottet oder entsorgt, sondern zuerst zwei- bis dreimal jährlich privaten Interessenten zum Verkauf angeboten. Und nun findet wieder eine derartige Verkaufsaktion statt. Vom 12. bis 16. April 2010 können die Fahrzeuge und Geräte von 9.00 bis 13.00 Uhr am Lagerplatz Vösendorf, Triester Str. 6a (Anfahrt stadtauswärts nach der Ketzergasse, vor dem Wiener Tierschutzhaus) in Augenschein genommen werden:

Verkauf gebrauchter Fahrzeuge und Geräte, Foto: MA 48 - Klicken Sie auf das Bild und Sie erhalten das Foto in Druckqualität (698 kB)
Nutzfahrzeuge des Wiener MA 48
Foto: wien.gv.at

Dies empfiehlt sich jedenfalls, sind die Fahrzeuge und Geräte doch sämtlich reparaturbedürftig und amtlich nicht überprüft. Nach dem Verkauf dienen sie in der Regel als Ersatzteilspender, wobei auch hierfür mangels technischer Prüfung keine Gewähr geleistet werden kann. Die Highlights der jetzigen Aktion sind eine Drehleiter der Wiener Feuerwehr, Klein-Transporter, Müllabfuhr-LKWs und eine große Anzahl von Winterdienstgeräten, aber auch Ersatzteile und diverse Kleingeräte sind zu haben. Angebote für die Ausstellungsstücke müssen in einem verschlossenen Umschlag mit der Aufschrift “MA 48/V3-1660/10″ bis spätestens 21. April 2010, 13.00 Uhr in der Magistratsabteilung 48, 1050 Wien, Einsiedlergasse 2, 3. Stock, Zimmer 115 einlangen. Der Zuschlag erfolgt nach öffentlicher Angebotsabgabe an den Bestbieter.

Über eine eigene Kartei können sich Interessenten automatisch über die aktuellen, zum Verkauf gelangenden Gebrauchtfahrzeuge und -geräte informieren lassen. Alles, was dafür nötig ist, ist eine Registrierung über ein Online-Formular auf www.wien.gv.at/formulare/ma48/verkauf/. Alle weiteren Informationen über den Fahrzeugverkauf und eine Übersicht über die zum Verkauf angebotenen Geräte und Vehikel findet man im Internet unter: www.wien.gv.at/umwelt/ma48/fuhrpark/fahrzeugverkauf/index.html

Samstag, 10. April 2010, von Elmar Leimgruber

Über eine unschuldig-weisse Reise nach Bratislava und dann das:

Das neue Bratislava: das habe ich gesehen
Foto: © Leimgruber

Da freut man sich seit Wochen auf ein Grossereignis: Der Welt bester DJ, Armin van Buuren, live, der mit seiner Show “A State of Trance 450″ -neben Toronto und New York unter anderem auch- nach Bratislava kommen sollte. Und dann das:

Da versäumt man nicht nur den Zug, der einen nach Bratislava (für alle Nichtwiener: slowakische Stadt gleich hinter der österreichischen Grenze und etwa 80 km von Wien entfernt) fahren und wieder nach Wien zurückbringen soll mitten in der Nacht, sondern man entscheidet sich anschliessend auch, -unwillig aber doch- mit dem Auto hinzufahren (in der Nacht ca. eine Stunde Fahrtzeit pro Strecke). Und dann das:

Da ich es gewohnt bin, Tickets im Normalfall immer erst vor Ort zu kaufen, weil eine Abendkassa nun mal üblich ist, entscheide ich mich auch diesmal so. Aber keine Kassa ist weit und breit zu finden, als ich gegen 23.30 Uhr endlich am Messegelände Bratislava (Incheba Expo Aréna) ankomme und mich spontan dazu entscheide, auch kostenpflichtig direkt dort zu parken. Ich frage beim Einlass nach der Kasse, der Typ, der mir sichtlich weiterhelfen will, sagt, es gab nur Vorverkauf. Und dann das:

Und ihn hätte ich gern gesehn:
Armin van Buuren live

Darauf zücke ich einen meiner Presseausweise und frage, wo ich Pressetickets bekomme: Er verweist mich auf den VIP-Bereich an einem anderem Eingang. Auch dort kann sonderbarerweise niemand deutsch (auch nicht die Dame der internationalen Onlineticket-Organisation), weswegen ich mich auch hier in englisch zu verständigen suche. Nach einiger Wartezeit auf offenbar wen Wichtigen erscheint dieser mit auffälligem Funkgerät und mit unschuldig weissem “State Of Trance”- T-Shirt. Ich zeige ihm meinen Presseausweis und ersuche ihn um eine Pressekarte. Und dann das:


Er sagt, ich hätte mich akkreditieren müssen. Er fragt weder, für wen ich arbeite, für wen ich schreibe, noch aus welchem Land ich komme (da ich nicht slovakisch kann und auch nicht sprach, aber offensichtlich nicht aus der Slovakei, was bedeutet -und das stimmt ja auch- dass ich eigens nach Bratislava gefahren bin für dieses Event. Und nein jetzt gibts keine Pressekarte für mich. Dann verschwindet der Her im unschuldig-weissen T-Shirt wieder. Und dann das:

Ich schau mich um: Ja, dieses Bratislava ist ja echt schön… bei Nacht… und es sieht fast westlich aus mit all diesen leuchtenden Reclameschildern. Und ja, es wäre ja zu schön, wenn ich dieses Bratislava auch geniessen könnte, wie ich es vorhatte. Aber man wollte mir das ja nicht gönnen.

Ich bin ja schon Einiges gewohnt, auch von Veranstaltern: Die meisten sind aber -das muss ich lobend erwähnen- sehr flexibel, auch wenn man unangemeldet im letzten Moment erscheint und sich entsprechend qualifiziert ausweisen kann. Aber dass ich eigens wohinfahre und dann vor verschlossenen Türen stehe, das ist mir noch nie passiert.

Ich nehme an, dass der Herr im unschuldig-weissen T-Shirt der örtliche Veranstalter ist und er halt mal eben etwas überfordert war. Denn letztlich hat man als Veranstalter, wenn man grosszügig und freigiebig ist, ja nichts zu verlieren und vor allem schmerzt dies auch finanziell nicht, sondern man kann nur profitieren dadurch. Aber das hat sich offenbar bis nach Bratislava noch nicht durchgesprochen.

Wenn man als Journalist begeistert von einer Veranstaltung wäre (Vorausetzung hierfür ist natürlich, dass man sie sehen kann), dann gewinnt ja auch der Veranstalter dadurch und man selbst würde beispielsweise genauso grosszügig darüber hinwegsehen (Partnerschaften zwischen Veranstaltern und Medien sind sehr sinnvolle für beide Seiten: es ist ein gegenseitiges Nehmen und Geben und wer das nicht kapiert hat, dem ist nicht zu helfen), dass die gesamte Veranstaltung auch online und selbst auf facebook fast nur in slovakischer Sprache, aber überhaupt nicht im benachbarten Österreich vermarktet wurde, was bei einem solch internationalen Ereignis nicht angebracht ist und (nicht nur sprachlich) eigentlich nur Engstirnigkeit zum Ausdruck bringt.

Wie auch immer: Mich sieht Bratislava lang nicht mehr…

Und Armin: die nächste Show von dir kommt bestimmt. Und da komme ich eben in jene.

Und hier noch Musik von Armin van Buuren zur Auferbauung nach diesem tristen Erlebnis:

Freitag, 9. April 2010, von Elmar Leimgruber

Journalistenpreis der Ärztekammer Wien vergeben

Die Wiener Ärztekammer hat an Gerlinde Scheiber (ORF) sowie an Rainer Fleckl (Kurier) den “Pressepreis 2009 der Ärztekammer für Wien” verliehen. Ausgezeichnet wurden laut Aussendung “die hervorragenden medizinischen beziehungsweise gesundheitspolitischen Berichterstattungen der beiden Journalisten im vergangenen Jahr”.

Scheiber, die in der Gesundheitsredaktion des ORF tätig ist, erhielt den Pressepreis der Ärztekammer für Wien 2009 für ihre Beiträge über Osteoporose, Herztransplantationen, Hüftoperationen und Morbus Parkinson.

Der zweite Preisträger, Rainer Fleckl, konnte die Jury mit seinen ausführlichen Doping-Berichten im Kurier überzeugen, die er gemeinsam mit seinem Co-Autor Erich Vogl gestaltete. Der Pressepreis der Ärztekammer für Wien ist nicht Fleckls erste Auszeichnung: Bereits 2007 wurde er “Journalist des Jahres” und in den beiden darauffolgenden Jahren “Sportjournalist des Jahres”. 2009 erhielt er zudem den “Alfred-Worm-Preis für investigativen Journalismus” sowie den “Sportjournalistenpreis”.

Ärztekammerpräsident Walter Dorner, der die Preise verlieh, erneuerte seine Kritik an Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ), der angekündigt hatte, das Nichtraucherschutzgesetz entgegen anderen Ankündigungen nicht zu verschärfen: “Im Sinne der Gesundheitsvorsorge konsequent wäre ein generelles Rauchverbot – nicht zuletzt für die Beschäftigten in der Gastronomie”. Österreich liege an der europäischen Spitze, was die Zahl der erwachsenen Raucher angehe und sei – schlimmer noch – auch bei den jugendlichen Rauchern ganz vorn. “Prävention ist daher oberstes Gebot. Selbst die Türkei hat ein unlängst generelles Rauchverbot eingeführt” erläuterte Dorner.

Donnerstag, 8. April 2010, von Elmar Leimgruber

Gestern war Weltgesundheitstag: Wiener SPÖ, Grüne und ORF vergessen ihn. Und Südtirol jagt den Inneren Schweinehund

Der innere Schweinehund
Bild: stiftungvital.it

Der diesjährige Weltgesundheitstag steht unter dem Motto “Gesunde Städte”. An diesem von der Weltgesundheitsorganisation WHO ausgerufenen und gestern stattgefundenen Gedenktag waren die Städte weltweit dazu aufgerufen, sich aktiv an der Aktion “1000 Cities,- 1000 Lives” zu beteiligen. Mit dieser Kampagne  sollen sich die “gesunden Städte” als lebenswerte, sichere und dynamische Städte präsentieren können.

Aber obwohl Wien laut mehreren internationalen Untersuchungen die lebenswerteste Stadt der Welt ist: Auf den Seiten der Wiener Rathaus-Korrespondenz scheint gestern sonderbarerweise keine konkrete Wiener Aktion zum gestrigen internationalen Weltgesundheitstag auf.

Hat man bei der regierenden Wiener SPÖ doch tatsächlich diesen wichtigen Tag im Wahlkampf vergessen? *ggg* Und auch nicht mal die Wiener Grünen haben heuer an dieses Thema gedacht offenbar *zzz*.
Und ja selbst in den Hauptnachrichtensendungen des ORF-Fernsehens kam der internationale Weltgesundheitstag  (wegen des gestrigen Fussball-Schwerpunkts -nicht auf dem ORF-Sportkanal TW1, sondern bedauerlicherweise wieder mal auf ORF 1- oder wegen des gestrigen Türkei-Schwerpunkts auf ORF2?) nicht vor.

Dem inneren Schweinehund den Kampf angesagt haben hingegen gestern das Südtiroler Gesundheitsressort von Landesrat Richard Theiner und die Stiftung Vital. Mit der Verteilung von nicht weniger als 26.000 Schrittzählern will man die Südtiroler dazu motivieren, wieder mehr zu Fuß zu gehen. Den Startschuss zur Schweinehund-Kampagne hat man dabei nicht zufällig auf den Weltgesundheitstag gelegt. Die Schrittzähler können ab Mai in den Südtiroler Banken kostenlos abgeholt werden.

Wurde heute von LR Theiner, den Vertretern der Stiftung Vital sowie den Unterstützern der Kampagne enthüllt: Der innere Schweinehund (Foto: LPA/Pertl)

Gesundheitslandesrat Theiner (3. von rechts) und das Südtiroler Kampfteam gegen den Inneren Schweinehund
(Foto: LPA/Pertl)

Dank der Schrittzähler kann man Tag für Tag feststellen, wie nahe man den von Ärzten empfohlenen 10.000 Schritten täglich kommt und wie erfolgreich man damit im Kampf gegen den inneren Schweinehund ist. Auf einem eigens eingerichteten Webportal, das über die Homepage der Stiftung Vital erreichbar ist (www.stiftungvital.it), kann man ab Anfang Mai zudem Buch über die gezählten Schritte führen und mit etwas Glück sogar einen Geschenkskorb mit Südtiroler Qualitätsprodukten gewinnen.

Sogar ein Gesicht hat der viel zitierte aber bisher nie gesehene “innere Schweinehund” dank der Kampagne der Stiftung Vital bekommen – porträtiert vom Karikaturisten Jochen Gasser. Und doch ist der Kampf gegen den inneren Schweinehund nur eine von drei Säulen der Bewegungskampagne der Stiftung Vital: Säule Nummer zwei ist die Aktion “gesund wandern”, die es seit 2008 gibt, Säule Nummer drei das Projekt “Mit dem Rad zur Arbeit”. Ziel dieses Projektes ist, das Rad als gesundes und umweltschonendes Fortbewegungsmittel zu bewerben.

Sonntag, 4. April 2010, von Elmar Leimgruber

Ostern: Fest nicht nur des Todes sondern auch der Auferstehung der Kirche?

Jesus wäscht seinen Jüngern die Füsse. Wiesehr sind seine heutigen Jünger, bereit zu dienen, die Diener aller zu sein?
Foto: © Leimgruber

Der Karfreitag ist für Christen ein Tag der Buße und der Umkehr und heuer in besonderer Weise zudem ein Tag des Schmerzes, des Leidens und der Trauer: Zu viel ist in den vergangenen Jahrzehnten kirchenintern an Grausamkeiten geschehen und nicht wirklich aufgearbeitet und gelöst worden: Es war also nur eine Frage der Zeit, bis alles aufbrechen und offenbar werden würde.

Über Jahrhunderte gewachsene kirchliche Autorität und Machtspiele haben bei manchen kirchlichen Würdenträgern nicht nur dazu geführt, dass sie in ihrem Machtdenken und -streben alles unternehmen, um ihren Konkurrenten zu schaden, um dafür selbst die kircheninterne Karriereleiter nach oben zu klettern, sondern offenbar auch dazu, ihre Macht über ihnen anvertraute Kinder sexuell oder durch Einsatz von Gewalt zu missbrauchen.

Genauso wenig spricht es für die Wahrhaftigkeit der Katholischen Kirche, wenn man -was weit verbreitet ist- zwar inoffiziell Priester ihre Beziehungen leben lässt, ihnen aber sofort das Amt entzieht, sobald die “Affäre” medial bekannt wird. Das passt so einfach nicht. Auch hier muss man sich in der Kirche einfach der Wahrheit stellen. Bei allem Idealismus: Die Kirche muss sich der Realität stellen, die sie im Prinzip eh kennt: Priester sind nun mal keine Götter.

Dieses Machtdenken, das in der Kirche leider vielfach genauso häufig vorkommt wie im “weltlichen” Bereich ist die erste eigentliche Ursache der meisten Probleme, auch in der katholischen Kirche: Die kirchliche Hierarchie ist sinnvoll und auch notwendig. Aber sie darf weder dazu missbraucht werden, Machtdenken zu fördern oder Macht, Geld oder Einfluss anzustreben, und erst recht nicht dazu, Verbrechen zu decken: Wenn ein Priester beispielsweise erwiesenermassen ein Problem damit hat, die notwendigen Grenzen gegenüber Kindern einzuhalten, dann darf er nicht einfach woanders hin versetzt werden, ohne dass sicher gewährleistet ist, dass ihm nie wieder Kinder anvertraut werden.

Und die zweite Ursache der meisten Probleme auch in der katholischen Kirche ist die Verdrängung: Probleme, vor allem in der Persönlichkeit des konkreten Menschen tiefsitzende, lassen sich vielleicht zwar eine Zeitlang im Licht des Glaubens läutern oder reinigen, aber eine wirklich dauerhafte Lösung kann zu oft weder durch Kontemplation noch durch intensives Gebet herbeigeführt werden. Dies funktioniert vor allem dann nicht, wenn es sich hierbei um Selbsttäuschung und Verdrängung (auch wenn man das innerkirchlich oft fälschlich Selbstbeherrschung nennt) unter dem Mäntelchen des Glaubens handelt:

Wer also ein Problem mit seinem Sexualtrieb hat, diesem aber nicht im erwachsenen Sinn nachgehen kann, weil er sich im priesterlichen Dienst -zu Recht- an sein Enthaltsamkeitsversprechen gebunden fühlt, wird vielleicht früher oder später von diesem seinem Sexualtrieb in die Irre geführt, in dem er sich tragischerweise am Schwächsten in der Gesellschaft vergeht.  Daher besser vorher überlegen und entscheiden als sich mit einer überfordernden Lebensentscheidung belasten, die einen früher oder später erdrücken wird und möglicherweise auch Unschuldige in Mitleidenschaft zieht.

Wer aber aus tiefster Überzeugung Priester werden will oder es bereits ist, sollte seinen Weg ehrlich (vor allem sich selbst gegenüber als Grundlage für alles andere), konsequent und ohne Ausreden und ohne Verdrängungen und ohne Hintertürchen zu gehen bereit sein. Und die Priesterausbildung muss auch genau in diese Richtung gehen. Die Kirche und ihre Hirten werden authentisch leben müssen, was sie verkünden und vor allem werden sie viel Herz haben müssen für die Menschen, die ihnen anvertraut sind. Das ist einfach eine Frage der Glaubwürdigkeit, an der sich die Kirche immer mehr wird messen müssen.

Zurück zur Sexualität: Auch wenn der Mensch sich nicht über seine Sexualität definieren sollte: Diese gehört zum Menschen als Geschöpf Gottes einfach dazu. Das betrifft aber nicht nur das theoretische bzw. potentielle Vorhandensein, sondern zudem das Bedürfnis danach, Sexualität auch körperlich (und nicht nur platonisch, also rein spirituell) leben zu wollen. Wenn dies von Gott, der den Menschen so und nicht allers geschaffen hat, nicht so gewollt wäre, würden wir vermutlich alle nicht von unseren Eltern gezeugt worden sein und daher nicht am Leben sein.

Hier muss die Kirche endlich ihr uneingeschränktes JA zu diesem Geschenk Gottes an die Menschheit bekräftigen. Dies bedeutet keinesfalls Zügellosigkeit, Sexualität bedeutet immer auch -wie in anderen Bereichen genauso- verantwortungsbewusst zu leben, sowohl die Lehre der Kirche als leuchtendes Ideal zu sehen (ein solches darf und soll die Kirche auch bieten), als auch selbst aktiv und bewusst freie Entscheidungen, das eigene Leben betreffend zu fällen.

Letztlich kann es nur im Sinne Gottes sein, dass die Menschen ein möglichst sinnvolles und glückliches Leben führen können. Und die Aufgabe der Kirche Jesu Christi ist es daher auch, sie nicht daran zu hindern, sondern sie auf ihrem Weg des Glaubens, des eigenen Gewissens und der persönlichen Verantwortung zu begleiten und sie darin zu bestärken: und zwar ohne erhobenen Zeigefinger. Zu viele Menschen empfinden aber die Kirche als Hindernis zum Glücklichsein in ihrem Leben. Dabei handeln Menschen, denen Gott und die Kirche wichtig sind, meistens sowieso verantwortungsbewusst: das ist eine Tatsache.

Und auch wenn viele Priester, Bischöfe und Ordensleute liebevoll, pflichtgetreu, gewissenhaft und geduldig ihren Dienst an Gott und an den Menschen ausüben (und daher ein Generalverdacht nicht nur unangebracht wäre, sondern auch zutiefst ungerecht) und auch wenn hinter dem täglich neu bekanntwerdenden Missbrauchsfällen sicherlich eine Kampagne, ja ein offensichtlich über die gesamte westliche Welt erstreckendes System steckt (das zu ignorieren, grenzt an Naivität): einerseits sollte sich die Kirche niemals -von wem auch immer und wozu auch immer- erpressen lassen, und andererseits sollte  die Kirche diese aktuelle Krise als Herausforderung zur ernsthaften Umkehr und inneren Erneuerung sehen, aus ihrer Sündhaftigkeit zu lernen und authentischen Glauben zu leben.

Gerade angesichts der in letzter Zeit aufgekommenen Missbrauchsfälle ist eines ganz sicher: Je mehr man eine moralische Institution darstellt, wie sie die Kirche nun mal ist und je mehr man den Menschen vorschreiben will, wie sie leben “müssen”, umso mehr wird man auch an den eigenen Taten gemessen.

Und in diesem Fall fühlt man sich leider an jene harte Bibelstelle erinnert, die da sagt: Was ihr dem Geringsten meiner Brüder angetan habt, das habt ihr mir angetan.(Mt 25,40) Ja mehr noch: Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im tiefen Meer versenkt würde und hütet euch davor, einen von diesen Kleinen zu verachten. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht des himmlischen Vaters. (Mt 18,6; 18,10). Ganz zu schweigen vom Vertrauensmissbrauch und dem Schmerz, dem man hier Opfern zufügt, gerade als Kirche, die eigentlich Gottes Liebe vermitteln sollte. Und ja: Die gesamte Kirche leidet auch am Schmerz jedes Einzelnen mit. Denn alle Gläubigen haben Anteil an dem einen Leib Christi, der Kirche (vgl. 1 Kor 12,26-27).

Die Totenstimmung, die derzeit herrscht, kann durch die uneingeschränkte Erkenntnis der Wahrheit und das Lernen daraus zu einer wahren Auferstehung führen: Christus selbst hat nicht nur die Sünden der gesamten Menschheit auf sich genommen in seinem Leiden und in seinem Tod am Kreuz, er hat den Tod selbst besiegt. Und dank der Auferstehung des Erlösers kann auch die Kirche wiederauferstehen, und zwar nicht als noch mächtiger als je zuvor, sondern als demütige Magd ihres Herrn.

Wahre Grösse zeigt sich nicht am kirchlichen Amt, in dem man sich sonnt oder das man erstrebt, sondern am Grad der Demut, an der Bereitschaft zum Dienst, zum Kleinwerden für andere. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes “jesuitisch”: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch gross sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der erste sein will, soll der Sklave aller sein. (Mk 10,42-44). Und auch wenn es zutiefst unangenehm besonders für Priester und Bischöfe und andere Verantwortungsträger in der Kirche sein mag: Dieses warnende Wort Jesu gilt besonders für diese jene, die sich für besonders “fromm” und Gott in besonderer Weise nahe sehen und sich sogar selbst vormachen, in seinem Namen zu handeln: Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten und haben wir nicht in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht. Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. (Mt. 8,22-23)

Gerade Ostern ist aber das Zentrum der Frohen Christlichen Botschaft: Der Tod ist besiegt, auch der eigene Tod, auch die eigene Sünde, ein für alle Mal und seit Christi Tod und Auferstehung. Wir sind Menschen, die die Kraft der Auferstehung Jesu Christi in uns tragen und ein Leben in Fülle haben. Diese Frohe Botschaft muss verkündet werden: sie muss die Leidenden und die Traurigen trösten und aufbauen, ihnen zeigen, dass sie nicht allein sind in ihrem Schmerz, vor allem nicht in jenem, die sie vielleicht durch kirchliche Würdenträger erlitten haben. Nur die Wahrheit macht frei und offen. Definitiv!

Diess erfordert tiefe Demut und die Erkenntnis auch der eigenen Sündhaftigkeit, die man auch als kirchlicher Amtsträger gerne zugeben darf. Und: Milde anstatt Härte ist das Gebot der Stunde. Und zwar nicht nur die Gläubigen ihren Hirten gegenüber, sondern besonders die Hirten ihren Gläubigen gegenüber: Glaube muss konkrete Lebensorentierung und -hilfe bieten.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein wahres Fest der Auferstehung und unserer geliebten Kirche zudem einen ehrlichen und offenen Neubeginn im Sinne ihres Stifters Jesus Christus und im Sinne ihres eigenen Mottos “Ecclesia Semper Reformanda”: ohne falsche Scheu, zu seinen Sünden zu stehen, ohne Machtstreben, offen für das Wirken des Heiligen Geistes und im Dienste Gottes und der Menschen.

(Empfehlenswertes Buch zum Thema: “Die Beichte” von Felix Mitterer)