Mozartkugeln und Marzipan: Wolfgang Amadeus Mozart verkommt mal wieder zu Kitsch. Und auch die Stadt Wien feiert Wolferls 250. Geburtstag zwischen dem 27. und 29. Jänner mit einem großen Fest: nicht nüchtern und rationell, sondern genau so, wie er -von wenigen lobenswerten Ausnahmen abgesehen- viele Touristen bringt und die Herzen vor allem der Wirtschaft erfreut.
Wenigstens einige wenige Kulturtreibende machen sich Gedanken über den echten Mozart und seine Musik, hier vor allem einer, der lange genug verschmäht und endlich gewürdigt wird: Nikolaus Harnoncourt.
Das Echte, ja das Authentische ist es letztlich, was einer der größten Söhne Österreichs, Wolfgang Amadeus Mozart, sich ja auch verdient hat.
In diesem Zusammenhang verweise ich auf die Gesamtaufnahme der Mozart-Symphonien mit der Acamedy Of Ancient Music (auf historischen Instrumenten) unter dem Dirigenten und Musikwissenschaftler Christopher Hogwood. Hier hören Sie Mozart unverfälscht, authentisch, rationell, manchmal gar “unklassisch”, ja zuweilen sogar leidenschaftlich, jedoch nie unbeherrscht.
Wer Mozart dennoch lieber in zeitgemäße Musik gepackt wissen möchte, dem sei das Musical “Mozart” von Sylvester Levay
mit Einschränkungen zu empfehlen, das übrigens auch in Wien seine Welt-Uraufführung erlebte.
Mit ‘Musik’ getaggte Artikel
Wien feiert Fest für Mozart
Wien: Mozarts Musik in Malereien
Mozarts Musik in Bilder gesetzt hat die deutsche Künstlerin Christel Bak-Stalter. Im Haus der Musik sind ihre Bilder vom 17. Jänner bis 17.Dezember im überdachten Innenhof bei freiem Eintritt zu sehen, teilt das Haus der Musik mit.
Die Künstlerin malte zu verschiedenen Sinfonien Mozarts wie der Jupitersinfonie, zu einem Flötenkonzert, dem Credo aus der großen Messe und den Divertimenti. Die Bilder entstanden beim simultanen Hören des jeweiligen Werkes, wobei abwechslungsreiche Bildkompositionen entstanden.
Das Haus der Musik, 1., Seilerstätte 30, ist täglich von 10 bis 22 Uhr geöffnet. http://www.hdm.at/
Dringend: Christopher Hogwood morgen in Eisenstadt
Christopher Hogwood, der “Erfinder” der historischen Aufführungspraxis kommt für einen Gastauftritt nach Österreich.
Auf Schloss Esterhazy in Eisenstadt (Burgenland) gelangen Werke von Prokofiew, Haydn und Mozart zur Aufführung. Christopher Hogwood, der sich in den letzten Jahren neben seinem Spezialgebiet, der Alten Musik, zunehmend Werken des 20. Jahrhunderts widmete, dirigiert das Kammerorchester Basel ab 19.30 Uhr. Werde vor Ort sein und über dieses einzige Hogwood-Konzert in Österreich berichten.
Restkarten in Höhe von 59,- 53,- 47,- 42,- 36,- 29,- 22,- Euro sind online und an der Abendkasse erhältlich.
Am Sonntag um 11.00 Uhr und um 15.00 Uhr bringt zum Abschluss der Haydn Festspiele 2005 die Österr.-Ung. Haydn Philharmonie unter der Leitung von Adam Fischer Werke von Mozart und Haydn zur Aufführung.
Vorweihnachtliches in NÖ
Traditionelle Weihnachtslieder in neu arrangierten Instrumentalversionen unter dem Titel “Still” präsentieren Otto Lechner, Klaus Trabitsch und Band morgen, Donnerstag, 16. Dezember, um 19.30 Uhr im Rahmen des Wiener Neustädter Kulturherbstes im Stadttheater Wiener Neustadt. Nähere Informationen und Karten beim Stadttheater Wiener Neustadt unter 02622/295 21 und www.kulturherbst.com.
Im VAZ-Komplex in St. Pölten startet das Veranstaltungsprogramm dieser Woche ebenfalls morgen, Donnerstag, 16. Dezember, mit einer “FH Club Night No. 4 X-MAS Special” um 21 Uhr im Warehouse. Am Freitag, 17. Dezember, folgt um 21 Uhr im Warehouse “Urban Art Forms presents ADAM F & GQ – Breakbeatkaos UK”, am Samstag, 18. Dezember, um 20 Uhr im VAZ “Melting Pot Episode III”. Nähere Informationen und Karten beim VAZ/Warehouse unter 02742/714 00-621, e-mail mark.unterberger@w-house.at, www.w-house.at und www.vaz.at.
Im TAM, dem Theater an der Mauer in Waidhofen an der Thaya, steht am Freitag, 17. Dezember, um 20 Uhr ein “Xmas Special” mit Jazz- und Soul-Standards, aber auch nicht alltäglichen Songs zum Thema auf dem Programm. Es spielen Susanne Koch und Martin Schuster. Nähere Informationen und Karten beim TAM unter 02842/529 55, e-mail theater@tam.at und www.tam.at.
“Swinging Christmas” heißt es hingegen am Freitag, 17. Dezember, um 19.30 Uhr im Stadtmuseum Wiener Neustadt bei einem Abend mit “Sheila Edwards and Friends” (Josef Schultner, Hans Czettel, Manfred Klaus und Simon Reinthaler). Nähere Informationen und Karten beim Stadtmuseum Wiener Neustadt unter 02622/373-950.
“Es weihnachtet sehr” nennt sich ein Galakonzert zu Gunsten von “Kunst auf Rädern” für Senioren-, Kranken- und Pflegeheime am Samstag, 18. Dezember, um 19.30 Uhr im Congress Casino Baden. Gestaltet wird der Abend von Eva Lind, Paul Armin Edelmann, Thomas Sigwald, Madoka Inui, Prof. Dietmar Grieser, den Wiltener Sängerknaben u. a. Nähere Informationen beim Verein “Kunst auf Rädern” unter 02252/429 29; Karten beim Congress Casino Baden unter 02252/444 96-444.
Auch der “STARnightCLUB Vol. 9″ am Samstag, 18. Dezember, ab 21 Uhr im Ursin Haus Langenlois orientiert sich an >>>Weihnachten<<<, allerdings unter dem Motto “Es wei(h)n-achtelt”. Bis 4 Uhr früh kann zu Klängen von den siebziger Jahren bis heute geshakt werden. Nähere Informationen und Karten beim Ursin Haus unter 02734/2000-13 und www.ursinhaus.at bzw. beim STARnightCLUB unter www.starnightclub.at.
Im Stadttheater St. Pölten findet am Sonntag, 19. Dezember, um 15 Uhr das letzte der heurigen Adventkonzerte statt. Das Ensemble und die “Sinfonia Piccola” spannen dabei einen Bogen von klassischen Instrumentalnummern über Erzählungen und Gedichte rund um den Heiligen Abend bis zu bekannten Volksliedern und Weihnachtsgesängen. Nähere Informationen und Karten beim Stadttheater St. Pölten unter 02742/35 20 26-19 und www.stadttheater.info.
Unter dem Titel “Mein Mund, der singt” gestaltet der Kremser Singkreis “Viva la Musica” unter Lisbeth Hellerschmid am Sonntag, 19. Dezember, um 17 Uhr bei freiem Eintritt ein Konzert in der Evangelischen Heilandskirche in Krems. Nähere Informationen unter 02732/735 44.
In der Stiftskirche Melk wird der letzte Teil des “Internationalen Adventsingens 2004″ am Sonntag, 19. Dezember, um 14 Uhr von “The West Virginia University Choir” (USA) bestritten. Der Eintritt ist frei; nähere Informationen beim Stift Melk unter 02752/555-225, e-mail kultur.tourismus@stiftmelk.at und www.stiftmelk.at.
Symposium: Musik in Diktaturen des 20. Jahrhunderts
“Musik in Diktaturen des 20. Jahrhunderts” war das Thema eines Symposiums an der Bergischen Universität Wuppertal am 28. und 29. Februar 2004. Im Mittelpunkt stand dabei die Auseinandersetzung mit Musik in diktatorischen Staatssystemen: In Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus, in Italien unter Mussolini, in Spanien unter Franco, in der ehemaligen DDR, in der ehemaligen Sowjetunion und in China während der Kulturrevolution.
Die Auseinandersetzung mit Musik in diktatorischen Staatssystemen hat sich erst seit wenigen Jahren als Feld musikwissenschaftlicher Forschung etablieren können. Mit dem Symposium griffen die Universität Wuppertal und die Bundeszentrale für politische Bildung das Thema wieder auf:
Experten untersuchten, wie einerseits in autoritären politischen Systemen ein kulturelles Umfeld geschaffen wird, das kreative Kräfte in den Bann politischer Agitationen stellt – und wie andererseits durch Instrumentalisierung auch künstlerische Gegenkräfte evoziert werden, die sich ihr auf ästhetischer Ebene entziehen wollen.
Seit dem 1995 an der Universität Wuppertal durchgeführten Symposium “Die dunkle Last: Musik und Nationalsozialismus”, das verschiedene Aspekte eines einzigen diktatorischen Herrschaftssystems beleuchtete, wurden musikalische Phänomene im Fokus verschiedener Diktaturen analysiert und verglichen.
Während sich diese Forschungsprojekte jedoch entweder ausdrücklich auf faschistische oder staatssozialistische Herrschaftssysteme konzentrierten, untersuchte das Wuppertaler Symposium Musik im Kontext faschistischer und staatssozialistischen Diktaturen. Neben vielen Unterschieden wurden auch signifikante Ähnlichkeiten in der Musikproduktion deutlich gemacht.
Veranstalter des Symposiums war das Fach Musikpädagogik der Uni Wuppertal in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung und gefördert wurde es von der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Die Gesamtleitung hatten Dr. Oliver Kautny und Dr. Helmke Jan Keden.
Das Gehirn des Musikers – funktionelle Unterschiede bei Berufsmusikern
Unterscheidet sich die Gehirnaktivität eines Profi-Violinisten gegenüber dem eines Amateurgeigers beim Spielen des gleichen Violinkonzertes? Können sich auch Amateure das Spiel auf der Geige vorstellen – ein bei professionellen Spielern häufig benutztes Trainingsverfahren – und was passiert dabei in ihrem Gehirn? Dies wurde in einer Studie* des Instituts für Medizinische Psychologie Tübingen von der Arbeitsgruppe um Dr. Martin Lotze erforscht, die jetzt in NeuroImage erschienen ist. Dabei zeigten sich deutliche Differenzen in den Gehirnaktivitäten von Berufsmusikern und Amateuren.
Acht Profi-Violinisten und acht Amateure wurden beim Spielen des Violinkonzertes in G Dur von W. A. Mozart (KV 216) mit funktioneller Kernspintomographie (fMRT) untersucht. Mit diesem Verfahren wird durch starke Magnetfelder die Hirnaktivität dargestellt ohne gesundheitliche Belastung für den Untersuchten.
Da es in der Kernspinröhre sehr eng und laut ist, eignet sich das fMRT nicht besonders gut für Studien, in denen es um Musik geht. Um dennoch Musiker zu untersuchen, wurde auf das Spiel mit dem tatsächlichen Instrument verzichtet, und die Seitengreifbewegungen der linken Hand ohne den Geigensteg durchgeführt. Während der fMRT-Untersuchung wurde zudem die Stärke der Muskelbewegung mittels Elektromyographie dargestellt. Bei dieser Untersuchung zeigten die Profis eine signifikant erhöhte Aktivität der Zielmuskeln. Sie leisten also effektiv mehr beim Spiel des Stückes. Im fMRT hingegen zeigten sie viel ökonomischere Aktivierungen des Gehirns. Diese verteilen sich nicht so stark wie bei den Amateuren über eine Vielzahl von Gehirnregionen, sondern konzentrieren sich vor allem auf drei Regionen: Erstens auf das kontralaterale primäre motorische Zentrum, das die präzise Bewegung steuert, zweitens auf die primäre akustische Hörrinde. Hier hat sich durch das jahrzehntelange Üben mit dem Instrument eine feste Verarbeitungsschleife gebildet, die automatisch beim Fingerspiel – auch ohne tatsächlich hörbare Musik – ein inneres Mithören aktiviert. Und drittens auf übergeordnete Areale im oberen Parietallappen, die motorische Bewegungsprogramme und sensorisches Feedback integrieren. Alle drei verstärkt aktivierten Gehirnregionen dürften für die erhöhte Qualität der Aufführung im Gegensatz zu den unökonomisch aktivierenden Amateuren mitverantwortlich sein.
Die gesteigerte Aktivität sowohl der taktilen als auch der auditiven Komponenten spiegeln eine bereits aus der Musikerforschung aufgezeigte verbesserte sensorische Kontrolle der Fingerbewegungen bei Profimusikern wider. Eine Ökonomisierung der motorischen Steuerung schafft dafür die notwendig Kapazität.
Auch beim vorgestellten Spiel des Musikstückes zeigen Amateurmusiker die für sie charakteristische unökonomische weit verteilte Gehirnaktivierung im Gegensatz zu den Profis. Interessanterweise sind jetzt die vorher beobachteten Verarbeitungsschleifen zwischen dem primären akustischen und dem motorischen Areal nicht aktiv – ein Hinweis darauf, dass dieser Verarbeitungsweg dem ausgeführten Musikspiel vorbehalten ist.
Luciana Serra, Prima Donna Assoluta Coloratissima
Dass die in Genua geborene und an der Akademie der Mailänder Scala lehrende Koloratursopranistin Luciana Serra nicht nur in den 80ern auf CD-Produktionen brillierte, sondern nach wie vor DIE Prima Donna Assoluta ist, bewies sie am 15. November 2003 bei einem Livekonzert in Bozen.
Begleitet vom Nuovo Insieme Strumentale Italiano gab die weltweit bekannte Star-Sopranistin einen Rossini-Abend und begeisterte Kritik wie Publikum gleichermaßen. Serras Stimme ist mittlerweile reifer und um einiges voller als noch vor Jahren. Ihre weltweit einmalige Präzision im Gesang ist jedoch nach wie vor beispielgebend.
Wenn Serra auch nach ihrer Coloratissima-Zeit in den letzten Jahren zunehmend langsamere Arien bevorzugt, so auch an diesem Abend, so bewies sie mit ihrer Zugabe, dass sie nach wie vor auch die höchsten Töne gekonnt und einmalig schön erreichen kann. Hierfür sang sie die Arie “Una voce poco fa” aus dem Barbier von Sevilla (Rossini).
Ensemble-Leiterin Elena Bellario hatte für diesen Konzertabend verschiedenste Arien und Lieder von Gioacchino Rossini für Flöte (Giuseppe Nova), Cello (Sergio Patria) und Klavier (Bellario) gekonnt bearbeitet und auch deren Interpretaion überzeugte vollends.
Kurz zusammengefasst: Schade für jeden Musikliebhaber, der Serra noch nie oder seit Jahren nicht mehr live hören konnte! Schade vor allem und enttäuschend, dass das einmalige Talent Luciana Serra seit Jahren in Wien nicht mehr live zu hören ist.
Reinhören in die vielen CDs von Luciana Serra können Sie HIER und hier: