Mit ‘Kammerorchester Basel’ getaggte Artikel

Dienstag, 10. April 2012, von Elmar Leimgruber

NÖ-Tonkünstler glänzen unter Christopher Hogwood

Wenn DER Pionier der historischen Aufführungspraxis, der englische Musikwissenschaftler und Dirigent Christopher Hogwood (leider viel zu selten) zu Gast in Österreich ist, dann darf ich nicht fehlen. Längst schon hat er auch die musikalischen Grenzen des Barock durchbrochen und mit seiner Academy of Ancient Music (von ihm 1973 gegründet) nicht nur mit der Wiener Klassik Referenz-Gesamtaufnahmen der Symphonien Ludwig van Beethovens und Mozarts veröffentlicht, sondern auch romantische Werke interpretiert und vor einigen Jahren mit dem Kammerorchester Basel auch Werke des 20. Jahrhunderts eingespielt.

Am Ostersonntag dirigierte Christopher Hogwood das NÖ Tonkünstler Orchester auf Schloss Grafenegg in Niederösterreich. Am Programm standen die Symphonie “La Passione” (Hob. I: 49) von Joseph Haydn und die Messe in C-Moll (KV 427/Bearbeitung: Helmut Eder) von Wolfgang Amadeus Mozart.   Die beiden Sopransolistinnen Camilla Tilling und Iano Tamar waren genauso wie der Bariton Mathias Hausmann hervorragend in der Interpretation, was man vom Tenor Daniel Behle bedauerlicherweise nicht nicht behaupten kann: er sang viel zu unsicher, zu leise und zu gequält, was -bei dessen doch ansehnlicher Musikbiografie- an diesem Abend wohl auf mangelnde Vorbereitung schließen lässt.

Eine gewaltige musikalische Wucht im positiven Sinn hat der in Österreich weniger bekannte (aber bereits von Karajan eingesetzte) Tölzer Knabenchor (Leitung: Gerhard Schmidt-Gaden) zu bieten, was er auch an diesem Abend glaubhaft unter Beweis stellte. Christopher Hogwood dirigierte mit viel Emotion und Präzision: eine edle Kombination, welche leider die wenigsten Dirigenten beherrschen. Leider aber gingen die NÖ Tonkünstler, die sicherlich großes musikalisches Potential haben, etwas zu wenig mit seinen musikalischen Visionen der Werke Haydns und Mozarts ein, was besonders in der Dynamik, speziell im zwar teils notwendigen, aber da fehlenden piano (es gibt nicht nur forte!) hörbar wurde. Und dennoch haben neben den Tölzer Sängerknaben auch die Tonkünstler an diesem Ostersonntag mehrmals (besonders beim Gloria der Mozartmesse) Gänsehaut bei mir ausgelöst: Ich liebe es, wenn mich Musik zuinnerst tief berührt.

Und mir gefällt nach wie vor mein bereits während des Osterkonzerts aufkommender Gedanke sehr: wie wäre es, könnte Hogwood viel öfter und vor allem intensiver mit den Tonkünstlern arbeiten. Das ist zwar nicht sehr realistisch, da Hogwood sehr viel zwischen London, Bonn, Zürich und sonstwo dirigiert, was sicherlich auch reizvoll ist. Aber -vorausgesetzt, die Tonkünstler und er wären dazu ernsthaft bereit -das wäre nach meiner Einschätzung großartig: zwar eine Herausforderung für beide, aber eine lohnende: für das Orchester, für Hogwood, das Management und natürlich auch für das Publikum.

In Grafenegg gibts übrigens auch heuer wieder mit den NÖ-Tonkünstlern den beliebten Musiksommer mit der traditionellen vom ORF übertragenen Sommernachtsgala und anschließend das Musikfestival. Ansonsten sind die Tonkünstler neben Grafenegg auch in St. Pölten und im Wiener Musikverein live zu erleben.

Freitag, 16. Juni 2006, von Elmar Leimgruber

Paul McCreesh, der junge Hogwood

Im fernen Jahr 1973 gründete der Musikwissenschaftler und -Pädagoge Christopher Hogwood die Academy of Ancient Music, eine Formation von hochtalentierten jungen Musikern, die sich nicht nur rhythmisch und geschwindigkeitsmäßig auf die authentische Interpretation alter Musik spezialisieren sollten, sondern auch durch die Verwendung historischer Instrumente aus jeder Zeit, in der die Werke komponiert wurden.
Seither versuchten sich viele Künstler in demselben Genre (u.a. Roger Norrington, Nikolaus Harnoncourt, John Eliot Gardiner, William Christie, Trevor Pinnock, Paul Goodwin), Hogwood, das Original, blieb hingegen unerreicht.
In der Zwischenzeit wuchs eine neue Generation von Musikern heran: einer von diesen, Andrew Manze, ist heute der Nachfolger von Trevor Pinnock als Chef des English Concert. Vorher war er im Orchester Hogwoods als Solist an der Violine und als Dirigent tätig und wurde innerhalb kürzester Zeit Co-Chef der Academy. Auch die Bekanntheit von Cecilia Bartoli ist übrigens maßgeblich Christopher Hogwood zu verdanken, der sie schon in seinen frühen Einspielungen musikalisch verewigte.
Neben Andrew Manze ist DER musikalische Newcomer einer neuen Generation Paul McCreesh. Genauso wie Hogwood seinerzeit geht McCreesh heute einen ganz neuen Interpretationsweg im Bereich der sogenannten Alten Musik. Er interpretiert noch frischer, noch lebendiger, noch aufmüpfiger als Hogwood und es ist ein musikalischer und künstlerischer Hochgenuß, beispielsweise seine Einspielung von Händels “Messias” zu hören.
McCreesh hat mit seinem Ensemble Gabrieli Consort in diesem Jahr sein Spektrum erweitert und in London ein von der großen Öffentlichkeit beinahe unbemerktes Mozart-Konzert* gegeben, dem ich am 14. Juni beiwohnen durfte.
McCreesh ist ein großartiger und feinfühlender Musiker und Orchesterleiter und er interpretiert lebendig und begeistert, so dass der Kulturliebhaber sich nur ebenfalls begeistert freuen kann. Paul McCreesh ist heute DER musikalische und künstlerische Innovator, der seit 1973 Christopher Hogwood war.
Und was ist mit Hogwood heute? Ist er ausgelaugt, müde?
Nein, keinesfalls, er ist das, was ein großer Musiker und Wissenschaftler immer ist, weiter innovativ und auf neuen, vollständig anderen Ufern unterwegs: Er, der bisher nur bekannte Experte für Alte Musik, veröffentlicht seit einigen Jahren u.a. zusammen mit dem Kammerorchester Basel zahlreiche CDs mit Uraufführungen von Musik aus dem 20. Jahrhundert. Zudem führte er mit seiner Academy Of Ancient Music (deren Leitung übergibt er ab Herbst einem der neuen Generation: an Richard Egarr) romantische Werke beispielsweise von Mendelssohn-Bartholdi auf und auch in dessen Interpretation ist Hogwood wieder mal seiner Zeit weit voraus. Kein Wunder, dass Hogwood neben kleinen Meisterensembles mittlerweile einige der besten großen Orchester weltweit wie beispielweise das Tonhalle Orchester Zürich, das RAI-Orchester Mailand oder das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks dirigiert.
Qualität und Innovationsdenken überstehen eben alle Zeiten.
*Von Hogwood gibts übrigens auch eine neue CD, und zwar mit -wie sollte es im Mozartjahr auch anders sein- unbekannten Werken Mozarts: “The secret Mozart”.

Freitag, 16. September 2005, von Elmar Leimgruber

Dringend: Christopher Hogwood morgen in Eisenstadt

Christopher Hogwood, der “Erfinder” der historischen Aufführungspraxis kommt für einen Gastauftritt nach Österreich.
Auf Schloss Esterhazy in Eisenstadt (Burgenland) gelangen Werke von Prokofiew, Haydn und Mozart zur Aufführung. Christopher Hogwood, der sich in den letzten Jahren neben seinem Spezialgebiet, der Alten Musik, zunehmend Werken des 20. Jahrhunderts widmete, dirigiert das Kammerorchester Basel ab 19.30 Uhr. Werde vor Ort sein und über dieses einzige Hogwood-Konzert in Österreich berichten.
Restkarten in Höhe von 59,- 53,- 47,- 42,- 36,- 29,- 22,- Euro sind online und an der Abendkasse erhältlich.
Am Sonntag um 11.00 Uhr und um 15.00 Uhr bringt zum Abschluss der Haydn Festspiele 2005 die Österr.-Ung. Haydn Philharmonie unter der Leitung von Adam Fischer Werke von Mozart und Haydn zur Aufführung.