Karikaturen eines Satiremagazins verhöhnen einen Religionsgründer, was zunächst zu Unruhen führt, schließlich zu Terror. Und jetzt kürzlich ein Schmähgedicht über einen totalitären Staatsführer, der im eigenen Land keine andere Meinung duldet und all seine lautstarken Kritiker jahrelang hinter Gitter bringt oder sie verschwinden gar von der Bildfläche. Und dieser “Staatsmann” fordert dann auch noch von der Bundesrepublik Deutschland, dass eben dieser Satiriker wegen Beleidigung eines benachbarten Staatsoberhauptes strafrechtlich verfolgt wird.
Daher die Frage: Was muss Kunst? Was darf Satire? Was darf sie nicht? Die Grenzen der Kunst: Gibt es welche?
Und meine klare Antwort dazu lautet eindeutig: Kunst und Satire dürfen alles mit einer einzigen Einschränkung: Ernsthafte Aufrufe zu Gewalt oder anderen schwerwiegenden Straftaten müssen eine Ausnahme darstellen. Alles andere jedoch darf und muss sogar erlaubt sein. Wenn ein so genannter Staatsmann sich “beleidigen lässt” (also Zensur ausüben möchte), dann spricht dies nicht für seine Macht und Stärke, sondern von Schwäsche und mangelendem Selbstbewusstsein und entspricht wieder genau jener Praxis in seinem Land, wo Kritiker einfach auf die eine oder andere Weise zum Schweigen gebracht werden.
Natürlich müssen wir auch darüber diskutieren, ob Kunst sich selbst zensurieren darf (also nicht von außen her verpflichet). Und auch hier sage ich in aller Klarheit: JA:
Jeder der öffentlichkeitswirksam tätig ist, der publiziert, trägt Verantwortung, auch wenn man zuweilen den Eindruck hat, dass man sich vor allem im Bereich der Satire um nichts dergleichen schert und einfach wild drauf losballert ohne Rücksicht darauf, ob wer in seiner Würde verletzt wird oder nicht. Das muss sich also natürlich ändern.
In einer zivilsierten Gesellschaft über massive Kritik und Satire den Bann zu erheben, widerspricht jedenfalls klar unseren europäischen Grundsätzen wie der Meinungs- und Pressefreiheit. Wir können inhaltlich selbst schwerwiegende Probleme mit irgendwelchen Satiren oder Karikaturen haben; dies rechtfertigt aber niemals einen Bann. Hier muss man klar und entschieden auch nur die leiseste Zensur bekämpfen.
Wenn unsere Gesellschaft damit beginnt, Zensur zu begrüßen, sind jeglichem Missbrauch damit Tor und Tür geöffnet. Dies darf somit in einer europäischen freiheitlichen Gesellschaftsordnung niemals akzeptiert werden, selbst dann wenn im konkreten Fall gerichtliches Eingreifen vernünftig erscheinen sollen. Also bitte sich hier niemals zum problematischen Einreissen unserer Freiheit verführen lassen. Europa darf hier keinesfalls undemokratie und Meinungsfreiheit-verachtende Denkweisen von wo auch immer importieren.
Und dann noch die letzthin vielfach diskutierte Frage: Warum lassen wir nicht die Gerichte entscheiden? Normalerweise würde ich sagen: Ja selbstverständlich. In diesem Fall aber nein. So lange es längst überholte Unrechtsparagraphen aus dem 19. Jahrhundert gibt, welche tatsächlich Verhöhnung von ausländischen Staatsoberhäuptern unter Strafe stellen, also: nein Danke. Sind diese Gesetze hingegen endlich Geschichte und es würde damit juristisch sehr schwer möglich sein, dass wer für eine Satire oder ein Kunstwerk bestraft wird, würde dem nichts entgegenstehen. Dem ist aber nicht so. Und daher zum aktuellen Zeitpunkt: Nein Danke zur Verurteilung von Vertretern der Meinungs- und Pressefreiheit!
Ich schätze die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sehr, zumindest im Prinzip. Aber dass sie hier -wohl unter massiven internationalem Druck- einer strafrechtlichen Verfolgung des Satirikers Jan Böhmermann wegen Beleidigung von Recep Tayyip Erdoğan, zustimmt, zeugt von Charakterschwäche und Duckmäusertum, das vor allem an der Spritze Deutschland und Europas untragbar und zutiefst demütigend ist. Öffentliche Buße zumindest im Sinne einer öffentlichen Entschuldigung bei der Bevölkerung wäre höchst angebracht.
Und bitte kämpfen wir für unsere europäischen Werte, allen voran Meinungsfreiheit und Pressefreiheit! Sonst werden unsere freien Tage schon bald gezählt sein.
416.366 Besucherinnen und Besucher beteiligten sich an der diesjährigen “ORF-Langen Nacht der Museen“. Damit gab es 2013 etwas mehr als 2011 (411.200), aber weniger als im vergangenen jahr 2012 (435.000). Bereits zum 14. Mal fand am Samstag, dem 5. Oktober 2013, die auf Initiative des ORF-Marketing ins Leben gerufene “ORF-Lange Nacht der Museen” in ganz Österreich sowie in Liechtenstein statt. In der Zeit von 18.00 bis 1.00 Uhr Früh präsentierten 695 Museen, Galerien und Kulturinstitutionen unter dem Motto “Nachtschwärmer” ihre Sammlungen.
Die meisten Besuche gab es laut ORF erwartungsgemäß in der Bundeshauptstadt Wien (197.990), gefolgt von Salzburg (38.826) und Kärnten (38.221). Das am meisten besuchte Haus war auch in diesem Jahr das Naturhistorische Museum Wien (14.203), gefolgt von der Albertina (14.023) und dem Kunsthistorischen Museum Wien (10.438). Seit dem Jahr 2000 weist die “ORF-Lange Nacht der Museen” laut Veranstalter insgesamt mehr als 4,6 Millionen Besuche auf.
Und hier folgen Eindrücke in Bildern (Fotos) der diesjährigen Langen Nacht der Museen in Wien:
Künstler und Autoren müssen auch in Zukunft von ihren Werken leben können. Und dafür müssen gesetzliche Grundlagen geschaffen werden. Dies fordern 33 Organisationen der Initiative Urheberrecht in Deutschland mit einem Manifest, das soeben veröffentlicht wurde.
Ihre veröffentlichten Werke und Leistungen sollten jedem interessierten Nutzer zugänglich sein, fordern die Unterzeichner. Der künftige Bundestag müsse aber endlich für eine faire Berücksichtigung ihrer Interessen auch im Verhältnis zu den Verwertern und Nutzern sorgen. Eine starke Kulturwirtschaft könne nur auf gesicherten rechtlichen Grundlagen auch für sie bestehen. Um die soziale Existenz von Urhebern und Künstlern zu stärken, sei zudem ein zukunftsfestes Künstlersozialversicherungsgesetz notwendig.
Damit erteilte die Initiative Urheberrecht unter dem Motto “Kreativität ist was wert”. allen Bestrebungen eine Absage, die die Aushöhlung der Künstlersozialversicherung zum Ziel haben. Mit Blick auf Europa fordert das Manifest, dass nicht das Copyright der Unternehmen, sondern ihre Rechte als Urheber und ausübende Künstler im Mittelpunkt der Debatte stehen müssten.
Aus Sicht der Initiative Urheberrecht muss sich der Bundestag in der jetzt beginnenden Legislaturperiode so schnell wie möglich der Aufgabe stellen, das Urheberrecht so zu modernisieren, dass die Lage von Urhebern und ausübenden Künstlern in der digitalen Gesellschaft krisenfester gemacht werde.
Hinter der Initiative Urheberrecht stehen unter anderem der Deutsche Künstlerbund, der Verband Deutscher Schriftsteller, der Deutsche Journalisten Verband (DJV), der Deutsche Komponistenverband sowie die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di . Hier ist das Manifest der Initiative Urheberrecht im Wortlaut abrufbar.
Das Wirken von Jesus Christus auf Erden hat die Kunst seit jeher nicht nur geprägt, sondern auch inspiriert. Künstler aller Jahrhunderte haben darum gerungen, ihre jeweilige Sicht der Menschwerdung Gottes in Skulpturen oder Malereien in der Literatur und in der Musik zu verewigen. Andrew Lloyd Webber (Texte: Tim Rice), welcher später selbst sogar ein christliches Requiem im Gedenken an seinen verstorbenen Vater schrieb und der wiederum später zusammen mit Jim Steinman (“Tanz der Vampire”) mit “Whistle Down The Wind” (vgl. dazu auch meine Kritik von 2006) ein weiteres “Jesus”-Musical schuf, komponierte nach der Adaptierung eines alttestamentlichen Themas (“Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat”) bereits 1970 die Rockoper “Jesus Christ Superstar”, welche nach wie vor zu den bekanntesten und meist aufgeführten Musicals überhaupt gehört. Zu klären, ob dieser Musical-Jesus auch dem christlichen entspricht, ist freilichs nicht Aufgabe meiner Kritik.
Die Bühne Baden bei Wien in Niederösterreich (NÖ) produziert neben zahlreichen vielbeachteten Operetten seit Jahren auch erfolgreich Musicals. So gabs unlängst die österreichische Erstaufführung von “Xanadu”. Und ebenfalls in diesem Jahr war am 10. August die Premiere von “Jesus Christ Superstar” in Baden unter der Regie von Hausherr Robert Herzl angesagt. Und diese ist eine gelungene und sehr sehenswerte Produktion -ein absolutes Highlightmit kleinen “Schönheitsfehlern”:
Es gibt wohl -zumindest im gesamten deutschen Sprachraum- wenige Musical-Stars, welchen diesen Titel wahrlich verdienen. Spätestens seit seiner Interpretation von Judas Ischariot in der Badener Inszenierung von Jesus Christ Superstar wird er von mir hiermit “geadelt”: Chris Murray. Selten zuvor habe ich auf der Musicalbühne jemanden erlebt, der nicht nur gesanglich sensationell ist, sondern auch in der Lage ist, seine Rolle so glaubwürdig zu spielen. Allein seiner Interpretation wegen lohnt sich bereits der Besuch der Rockoper in Baden (wird 2014 übrigens erneut ins Programm genommen, wie Intendant Herzl im Anschluss auf der Premierenfeier ankündigte).
Gesanglich und schauspielerisch ebenfalls außergewöhnlich der Südtiroler Erwin Windegger, welcher Pontius Pilatus so authentisch spielt, wie man dies kaum für möglich halten würde: er zweifelt und er kämpft, resigniert letztlich doch und fügt sich dem Willen der aufgehetzten Mengenmenge. Diese Rolle hatte Windegger übrigens bereits in der Saison 2004/2005 bei den Vereinigten Bühnen Bozen verkörpert, wo er auch für die Regie der Rockoper verantwortlich zeichnete.
Karin Seyfried hat zwar durchaus eine für ihre Rolle (Maria Magdalena) passable Stimme, scheitert jedoch leider schaupielerisch: sie wirkt -trotz gefälliger Kostüme (Ausstattung: Pantelis Dessyllas)- ausdrucksschwach und gefühllos, ja eher kalt und kein Liebesfunke wird sichtbar, wenn sie diese zu Jesus musikalisch umschreibt. Probleme mit den tiefen Tönen, welche diese Rolle geradezu auszeichnen, hat Artur Ortens als Hoherpriester Kaiphas, während Beppo Binder als Annas hervorragend agiert, so auch Stefan Bleiberschnig als Petrus und ganz besonders Markus Neugebauer als Simon Zelotes. Vollkommen lächerlich und gerade deswegen gleichermaßen auch genial und lustig interpretiert Thomas Markus den Herodes.
Darius Merstein MacLeod als Jesus leidet, weniger am Kruezestod, sondern vielmehr am Unverständnis der Menschen für seine Mission, welche doch eine göttliche und keine menschliche ist, am meisten jedoch daran, dass ausgerechnet einer seiner Auserwählten, ein Apostel, Judas ihn verrät. Merstein und Murray sind übrigens ein geiniales Künstler-Duo, wie sie auch schon als Jean Valejan und Javert in der Bedener Produktion von “Les Miserables” beweisen haben.
Merstein interpretiert Jesus musikalisch wie schauspielerisch großartig und äußerst würdig, ja manchmal beinahe schon “devot”. Umsomehr verwundert, dass er in der Inszenierung von Herzl plötzlich aus heiterem Himmel heraus mit einem Maschinengewehr durch die Gegend schießt, um die Händler aus dem Haus Gottes, dem Tempel zu vertreiben.
Das passt einfach nicht, genausowenig, wie die Erhängungs-Szene des Judas viel zu kurz angedeutet wird und so auch nicht wirken kann und ein leeres Kreuz während der Kreuzigung ist vielleicht auch nicht ganz ideal. Ansonsten aber ist Robert Herzl zu seiner Version von “Jesus Christ Superstar” in Baden sehr zu gratulieren und zu applaudieren.
Von der ursprünglich so komponierten Rockoper bleibt in Baden zwar wenig übrig, weil das Orchester unter der Leitung von Franz Josef Breznik zwar großteils gut musiziert, jedoch die rockigen Elemente vielfach fehlen, was auch an der Tontechnik in Baden liegen, welche bei der Premiere die Audioeinstellungen auch der Singmikrophone mangelhaft vorgenommen hatte und bedauerlicherweise oftmals nicht mal rechtzeitig die entsprechenden Mikrophone öffnete. Diese kleinen Mängel, welche jedoch das Hörvergnügen beeinträchtigen, werden hoffentlich rasch behoben werden können.
Das Premieren-Publikum war begeistert und gab Standing Ovations. Und: trotz meiner Kritikpunkte: Ich bin auch begeistert.
Also: nach Baden fahren und genießen.
Selten, vielleicht gar zu selten ,schreibe ich auch Kritiken über Filme. Ein guter Anlass, diese “Tradition” jetzt zu brechen, sind nicht nur zwei außergewöhnliche “Kunst”-Filme, welche aktuell im Kino zu sehen sind, sondern ist auch die Oscar-Verleihung 2013 in wenigen Tagen:
Auf dem Programm dieser Kino-Kurzkritik stehen “Lincoln” von Steven Spielberg und “Les Miserables” von Tom Hooper:
Ja es stimmt: Steven Spielberg hat sich in seinem Filmepos nicht wirklich an historische Fakten gehalten, gilt Abraham Lincoln -historisch betrachtet- doch als gemäßigter, aber keinesfalls als verbissener und energischer Gegner der Sklaverei, als der er im Film dargestellt wird. Aber wer ins Kino geht, um authentischen Geschichtsunterricht (und gibt es solchen überhaupt?) zu erhalten, ist dort wohl sowieso fehl am Platz:
Selbstverständlich hat ein Regisseur künstlerische Freiheiten bei dem, was er macht. Und es gibt wohl wenige Anliegen, die für Spielberg persönlich wichtiger wären, sie auch in seinen Werken zu vermitteln als die Menschenrechte und der Kampf gegen Sklaverei und Ungleichbehandlung von Menschen verschiedener Hauptfarbe, vor allem von Schwarzen (Filme: “Die Farbe Lila”, “Amistad” und jetzt “Lincoln”). Und da es Spielberg in seinen Filmen viel weniger um ein Hobby geht, sondern vielmehr darum, was zu vermitteln (Botschaft): warum sollte er dann in seinem aktuellen Film “Lincoln” nicht anhand eines US-Präsidenten, der es tatsächlich geschafft hat, zumindest auf dem Papier die Sklaverei, sein Anliegen noch mehr unterstreichen und betonen, als es historisch tatsächlich der Fall war?
Für mich ist “Lincoln” eindeutig in jeder Hinsicht der Film des Jahres und er verdient einen Oscar sowohl von der Regie und vom Drehbuch (Tony Kushner) her als auch als Film insgesamt. Den Oscar als besten Hauptdarsteller würde ich zwar dennoch nicht an Daniel Day-Lewis (in der Titelrolle des Films) vergeben, aber dafür unbedingt an Tommy Lee Jones, welcher in der Rolle des republikanischen Anti-Sklaverei-Polemikers Thaddeus Stevens köstlich für gehörigen Wirbel sorgt.
Der Film selbst ist zwar äußerst “langsam”, aber er lebt lobenswerterweise von intelligenten Dialogen. Und der Score (Filmmusik) von John Williams passt exzellent dazu. Mein Tip: Den Film anschauen, so lange er noch im Kino zu sehen ist.
Zugegeben: “Les Miserables”, dieses große Epos über wahre Liebe und Menschlichkeit, die selbst den drohenden Tod übersteigt, ist seit vielen Jahren mein Lieblingsmusical und daher war es Muss, dessen Verfilmung im Kino zu sehen. Die gesamte Handlung und auch das Drehbuch selbst sind von den Original-Autoren und Komponisten Alain Boublil, Herbert Kretzmer (zusammen mit William Nicholson) und Claude-Michel Schönberg und auch vom Original-Produzenten des Musicals, Cameron Mackintosh produziert. Dementsprechend ist -entgegen anderslautenden Kommentaren- die Verfilmung ganz im Sinne der Schöpfer des Original-Musicals.
Tom Hooper als Regisseur setzt den Inhalt des Musicals gut, jedoch nicht exzellent (noch zu wenig stimmig) um, dafür fehlt ihm wohl noch die nötige Erfahrung. Ich hätte vermutlich Baz Luhrmann mit der Regie beauftragt. Es fließen viele Tränen und Schmerz, Leiden, Armut, Ungerechtigkeit und Tod schmerzen teils aufgrund der Eindringlichkeit und des Pathos, mit welcher der Inhalt vermittelt wird: und das gefällt mir so: ein Musical muss mich berühren und eine Musical-Verfilmung natürlich mindestens genau so.
Hugh Jackman als Valejan ist verdient als bester Hauptdarsteller Oscar-nominiert und er verdient diesen auch zweifellos: Noch nie habe ich ihn vorher so genial erlebt sowohl als Schauspieler als auch überraschenderweise als großartiger (leider jedoch nicht in “Bring him Home”) Sänger. Ebenfalls ganz sensationell: Anne Hathaway als Fantine, welche sich eine Auszeichnung als beste Nebendarstellerin verdienen würde. Positiv aufgefallen ist mir (neben einem außergewöhnlich guten Orchester unter der Leitung des Londoner WestEnd-Dirigenten Stephen Brooker; die Orchestrierung stammt übrigens von der genialen Komponistin Anne Dudley) zudem Eddie Redmayne als Marius, welcher mal nicht wie viele seiner Vorgänger in Liebessülze versinkt. Valejans Gegenspieler Javert hingegen ist eine glatte Fehlbesetzung: Russel Crowe ist zwar ein exzellenter Schauspieler, aber dieses Musical ist offenbar nicht seine Welt: weder schauspielerisch und erst recht nicht gesanglich: warum gab man diese Rolle nicht dem gleichermaßen gesanglich wie schauspielerisch genialen Norm Lewis? Ebenfalls sehr schwach finde ich auch Sacha Baron Cohen und Helena Bonham Carter als Ehepaar Thénardier. Dafür hat mich die zumindest kleine Rolle als Bischof für den Original Jean Valejan aus dem Jahr 1985, Colm Wilkinson, im Film ganz besonders gefreut.
Wer das Musical “Les Miserables” oder überhaupt Musicalfilme liebt, kommt an diesem Film -trotz einiger Schwächen- nicht vorbei.
Und hier können Sie sowohl in die Filmmusik von “Les Miserables” als auch in den Score von “Lincoln” reinhören:
Die Streit um die so genannte Festplattenabgabe in Österreich eskaliert: Während die “Plattform für ein modernes Urheberrecht” feiert, dass die Elektro-Riesen Media Markt, Saturn und DiTech neu mit an Bord sind, ortet die IG Autoren zusammen mit anderen Verbänden billigen Populismus und wirft ihren Gegnern Panikmache und Falschinformation vor: “Das Urheberrecht eignet sich gut für Populismus und dazu, Leistungen zu verschenken, die einem nicht gehören,” betont die IG Autoren. Die Preisgestaltung habe sichtlich primär nichts mit der Festplattenabgabe zu tun:
“Der Handel hebt seit 2010 eine Urheberrechtsabgabe auf Festplatten ein, führt diese aber nicht an die Rechteinhaber ab.” Die Verkäufe und Beschäftigungszahlen seien deswegen nicht gesunken. Und auch in Deutschland, wo die Festplattenabgabe seit Jahren existiere, sei weder der Markt zusammengebrochen, noch gebe es höhere Endpreise als in Österreich. Und auch in Österreich verdienten die großen erwähnten Handelsriesen immer mehr, sie lebten auf Kosten der Autoren, während diese nicht berücksichtigt würden, so die IG Autoren.
“Das private Kopieren ist ein Hauptmotiv zum Kauf neuer Geräte und sichert deren Nachfrage. Ohne urheberrechtlich geschützten Content gäbe es keinen Bedarf an Geräten mit (hunderten) Gigabyte bzw. Terabyte – wie sie heute der Normalfall sind – und keine ständigen Umsatzsteigerungen und Gewinne im Elektrohandel.” Die Festplattenabgabe sei nur die pauschale Abgeltung der Privatkopie.
Für Konsumenten ist es “nicht einzusehen, dass man doppelt und dreifach belastet wird, indem man etwa legal erworbene und bezahlte Werke, etwa über Downloadplattformen wie i-Tunes kauft, herunterladet und dann noch für die notwendige Speicherung auf der Festplatte und einem Sicherungsmedium zusätzlich zur Kassa gebeten wird,” lautet hingegen der Standpunkt der Arbeiterkammer (AK) hierzu:
„Eine schlechte Methode zu prolongieren und immer neue Abgaben auf Speichermedien und Geräte zu fordern ist keine Antwort auf die Herausforderungen an ein modernes Urheberrecht. Es geht aber darum, dass es für alle Beteiligten zu einer akzeptablen Lösung kommen muss. Es muss jedenfalls mehr Transparenz und Klarheit geben. Dazu gehört auch, dass jede Art von Vergütungsmodellen von einer unabhängigen Instanz festgelegt und nicht von den Verwertungsgesellschaften autonom bestimmt werden können“, fordert Silvia Angelo, Leiterin der Abteilung Wirtschaftspolitik in der AK Wien, eine grundlegende Reform des Urheberrechts.
IG Autoren dazu: “Niemand zahlt bei der Festplattenabgabe “doppelt”. Das gekaufte Originalwerk ist nicht betroffen, hingegen jede Kopie vom Original. Diese Privatkopien sind zulässig, weil eben Gegenstand der pauschalen Vergütung. Entgeltliche Downloads auf Computern sind bereits in der Tarifhöhe berücksichtigt.” Und auch die von Wirtschaft und Handel vorgelegten Zahlen stimmten nicht: Der vereinbarte Preis pro Festplatte betrage 15 Euro (und nicht 30 Euro) und es sei mit Gesamteinnahmen von bis zu 10 Mio. und nicht mit 50 Mio. zu rechnen. Die IG Autoren wolle Gespräche mit Wirtschaftskammer und Handel, um “über zukunftsfähige Konzepte für eine Abgeltung des privaten Kopierens” zu verhandeln, diese Gespräche aber würden verweigert.
Und die eingegangenen Gelder gingen auch nicht ins Ausland und an Großkonzerne: “Gerade von der pauschalen Vergütung für die private Kopie profitieren junge österreichische Kunstschaffende. Aus 50 Prozent der Einnahmen der Leerkassettenvergütung werden Stipendien vergeben, soziale Notfälle finanziert, Nischenproduktionen gefördert oder Alterversorgungen für jene bezahlt, die sonst keine Versorgung und Unterstützung haben. Der Rest geht an die Kunstschaffenden als Urheber”, verspricht die IG Autoren. Die Festplattenabgabe diene zudem der Existenzsicherung der österreichischen Verlage mit rund 10.000 Beschäftigten. Dazu kommen 20.000 österreichische Autoren, Schriftsteller, Drehbuchautoren, Kabarettisten, Journalisten oder Wissenschaftler.
Der durchschnittliche Verwaltungsaufwand der österreichischen Verwertungsgesellschaften betrage zudem nur 11 Prozent: sie zählen zu den staatlich bestkontrollierten Einrichtungen in Österreich. 16.000 Mitglieder hat die Literar-Mechana, 18.000 Mitglieder haben die AKM und die austro mechana, 16.000 Mitglieder die Leistungsschutzgesellschaft LSG, 2.500 Mitglieder die Verwertungsgesellschaft Filmschaffende VDFS, ebenso wie die Verwertungsgesellschaft der Fotografen und Bildenden Künstler VBK.
Die Grundsatzerklärung der IG Autoren, welche hier abrufbar ist, stammt von den folgenden Verbänden der österreichischen Text-, Literatur- und Buchbranche : ARGE Österreichische Privatverlage, drehbuchFORUM Wien, Grazer Autorinnen Autorenversammlung, IG Autorinnen Autoren, IG Übersetzerinnen Übersetzer, KulturGewerkschaft GdG-KMSfB, Literar-Mechana, LVG-Literarische Vereinigung zur Wahrung der Urheberrechte, Musiker-Komponisten-AutorenGilde, Musikverleger Union Österreich, Österreichischer Schriftsteller/innenverband, Österreichischer Verlegerverband PEN-Club Österreich, Presseclub Concordia, Verband Dramatikerinnen Dramatiker, Verband der Bühnenverleger Österreichs. Und die Arbeiterkammer bietet hier einen Ratgeber zum Thema “geistiges Eigentum und Verbraucherschutz” im kostenlosen Download
Zugegeben: Wer sich den Original-Sound von ELO (Electric Light Orchestra) beim Musical “Xanadu” im Stadttheater Baden erwartet und den unbedingt hören will, wird wohl enttäuscht werden: den gibts nämlich nicht. Wer aber bereit sich, auf diese großartige Musik von Jeff Lynne und John Farrar (Buch: Douglas Carter Beane) neu einzulassen, der wird vermutlich genau so begeistert sein wie ich von den musikalischen Neuarrangements von Pavel Singer für klassisches Orchester -übrigens eine Weltpremiere, was diese Orchesterfassung betrifft. Selbstverständlich ist das Orchester der Bühne Baden (an diesem Abend) unter der gekonnten Leitung von Oliver Ostermann nicht das Electric Light Orchestra. Und das sollte man sich auch nicht erwarten: es ist eben weder eine Big-Band noch ein Pop-Orchester.
Ansonsten bin ich einfach hellauf begeistert: sowohl vom Musical selbst (spannend, humorvoll und geile Musik; und nicht jedes Musical muss unbedingt inhaltlich hochanspruchsvoll sein), als auch von dieser konkreten Produktion in Baden: Die Inszenierung von Ricarda Regina Ludigkeit ist gelungen, und die Ausstattung (Thomas Stingl), vor allem die Haarpracht der griechischen Götter ist ein optischer Hochgenuss.
Und auch die “Xanadu”-Besetzung in Baden kann sich sehen lassen: Andreas Wanasek spielt die technisch äußerst anspruchsvolle Hauptrolle, den Künstler Sonny Malone großartig: dieser junge Mann hat eindeutig ein großes Talent, sowohl schauspielerisch als auch im Tanzen als auch als Sänger: es gibt erstaunlich wenige (auch weit erfahrenere) in der Musical-Branche, die auch Falsett in einer solchen Perfektion singen können wie Wanasek. Ihm zur Seite steht Dagmar Bernhard als talentierte (mit einer verblüffend Olivia Newton-John ähnlichen Klangfarbe in der Stimme) rollschuhfahrende Muse, die gekommen ist, um dem jungen Maler zu inspirieren.
Vor Jahrzehnten hatte sie schon mal einen jungen Künstler (Danny Maguire, interpretiert von Martin Niedermair) inspiriert, der jedoch dann dem schnöden Mammon verfiel, weswegen er von ihr verlassen wurde. Und gerade jener soll nun den dem jungen Künstler die Chance bieten, im von ihm damals gebauten Theater Xanadu seine Träume zu verwirklichen. Vielleicht würde ja auch alles klappen, gäbe es da nicht die Eifersucht unter den Musen, welche zu problematischen Intrigen führt: Wenn das bloß gut geht, ist doch vor allem Tina Schöltzke eine so glaubhaft “böse Frau” (Kalliope) im Musical, dass einfach jeder fiese Plan gelingen muss (?) Ich habe noch selten eine so großartige Schauspielerin erlebt wie sie jetzt in “Xanadu”.
Wenn man ein Theater zufriedener und glücklicher verlässt als man es betreten hat, dann ist dem gesamten Ensemble Großartiges gelungen: Genau dies ist bei “Xanadu” in Baden der Fall: Intendant Robert Herzl (rechts am Foto mit Wanasek und Bernhard) kann stolz auf sein Team sein. “Xanadu” (deutsche Textfassung von Daniel Call mit englischen Original-Songs) in Baden ist so eine Produktion, von denen es leider viel zu wenige gibt: bitte mehr davon:-)
Also mein Urteil: Schauen Sie sich das Musical “Xanadu” (am Spielplan noch bis März) in Baden an: es hat höchsten Unterhaltungswert: Mögen die Musen mit Ihnen sein und Sie inspirieren!
Vollständige Hauptrollen-Besetzung (in alphabetischer Reichenfolge):
Dagmar Bernhard / Wilbirg Helml / Jing Kun / Miriam Mayr / Tina Schöltzke / Ariane Swoboda / Martin Niedermair / Kevin Perry / Benjamin Rufin / Marcus Tesch / Andreas Wanasek
Rund 435.000 Besuche nahmen in der Nacht von Samstag auf Sonntag an Österreichs größtem Kulturevent, der “Langen Nacht der Museen” teil. In der Zeit von 18.00 bis 1.00 Uhr Früh präsentierten 677 Museen, Galerien und Kulturinstitutionen unter dem Motto “Kultur, die beflügelt – ein Ticket, 677 Museen” ihre Sammlungen. Zum bereits 13. Mal fand am Samstag, dem 6. Oktober 2012, die “ORF-Lange Nacht der Museen” in ganz Österreich sowie in Liechtenstein statt.
Die meisten Besucherinnen und Besucher gab es erwartungsgemäß in der Bundeshauptstadt Wien (203.355 Besuche), gefolgt von der Steiermark (42.969 Besuche) und Salzburg (42.651 Besuche). Das am meisten besuchte Haus war auch in diesem Jahr das Naturhistorische Museum in Wien mit 13.009 Besuchen.
Hier sind einige Eindrücke in Bildern (Fotos) von der Langen Nacht der Museen mit meinen diesjährigen Highlights Bahnorama inklusive Hauptbahnhof, Schloss Belvedere mit dem Musical “Elisabeth” (Mark Seibert und Annemieke van Dam), das Altwiener Schnapsmuseum, das Quartier 21 und das Heeresgeschichtliche Museum:
Die Besucherzahlen der “ORF-Lange Nacht der Museen XIII” im Überblick:
Gesamt: 434.873
Burgenland: 9.879
Kärnten: 42.213
Niederösterreich: 16.204
Oberösterreich: 19.602
Salzburg: 42.651
Steiermark: 42.969
Tirol: 30.037
Vorarlberg: 27.983
Wien: 203.355
Die meistbesuchten Museen in den Bundesländern:
Burgenland:
1) Landesmuseum: 1.254
2) Österr. Jüdisches Museum 1.217
3) Schloss Esterházy / Glanzlichter: 921
Bereits zum 5. Mal vergibt das ORF-Kulturradio Ö1 in diesem Jahr ein Talentestipendium für bildende Kunst. Bewerbungen sind noch bis am 15. Mai möglich. Teilnahmeberechtigt sind alle Student/innen der vier österreichischen Kunst-Universitäten (Akademie der bildende Künste Wien, Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstuniversität Linz sowie Universität Mozarteum Salzburg), die zum Zeitpunkt der Einreichung als ordentliche Hörer/innen inskribiert und im 2. Studienabschnitt sind. Diese bisher in Österreich einzigartige Nachwuchs-Förderung ist mit 10.000 Euro dotiert.
Die Grundidee des Ö1 Talentestipendiums für bildende Kunst, das aus der Ö1 Talentebörse entstanden ist, basiert auf der Überlegung von Nachhaltigkeit. Diese Förderung soll der Stipendiatin/dem Stipendiaten ermöglichen, sich ein Jahr lang ausschließlich ihrer/seiner künstlerischen Arbeit widmen zu können. Aus Objektivitätsgründen sind in dem Gremium zur Ermittlung der/des Sieger/in keine Lehrenden einer Kunstuniversität vertreten, sondern die jeweilige Institution entsendet eine/n von ihr autonom bestimmte/n Juror/in. Alle Details zur Ausschreibung für das Ö1 Talentestipendium für bildende Kunst 2012 sind hier online abrufbar.
“Dass Ö1 die Talentebörse ins Leben gerufen hat, ist ein großer Glücksfall für die Studierenden der beteiligten Kunstuniversitäten”, erklärt Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst in Wien und zugleich Sprecher der Kunst-Universitäts-Rektoren, diese erfolgreiche Ö1 Initiative.: .”Ö1 gibt ihnen die Chance, sich und ihre Leistungen der Öffentlichkeit zu präsentieren und Kontakte zu knüpfen. Vor allem die mediale Begleitung durch die Talentebörse ist ein wichtiger Wettbewerbsvorteil. Dem kulturinteressierten Zielpublikum wiederum bietet die Plattform die Möglichkeit, die Entwicklungen und Ideen der jungen Generation zu beobachten.” Und Katja Erlach, Head of Events & Sponsorship der Bank Austria (BA) ergänzt namens des Hauptsponsors : “Die Förderung des künstlerischen Nachwuchses hat in der Bank Austria eine lange Tradition, da es für uns die nachhaltigste Form ist, das kulturelle Leben in Österreich zu fördern. Aus diesem Schwerpunkt heraus ist über die Jahre eine Reihe an schönen Kooperationen und Erfolgsgeschichten entstanden”.
„Kraftwerk wieder am Netz“ – so wird bisweilen gerne getitelt, wenn die Legenden der elektronischen Musik in Person einen ihrer raren Live Gigs gibt: Und wenn es auch sinnbildlich stimmig sein mag, es ist nicht korrekt. Kraftwerk waren ja im Grunde immer da, nie weg, stets als Musik-Arbeiter tätig. Qualitative Präsenz erstreckt sich ja nicht allein auf akkordgleiches Veröffentlichen von Alben, im Zweijahresrhythmus stattfindende Konzerttourneen oder Dauerpräsenz in Musikmagazinen. Präsenz hat auch eine geistige Ebene, künstlerische Komponente, Ästhetik der Verantwortung. In Düsseldorf etwa oder Köln, wo die elektronische Musik der Nachkriegszeit ihren Anfang nahm, hat man das schon früh erkannt und verfolgt diesen Weg konsequent bis heute. Die bewusst gewählte Distanz zur althergebrachten und „akzeptierten“ Kunst machten es den Pionieren auf diesem Gebiet nicht immer leicht. „Knöpfchendreher vom Rhein“ schrieb der „Spiegel“ einst.
Präsenz findet bei Kraftwerk im Alltagsleben statt. Seit Bekanntwerden der Trojaner-Affäre beweist „Computerwelt“ einmal mehr seine visionäre Kraft, nach Fukushima zeigt „Radioaktivität“ seine Zeitlosigkeit: Elektronische Volksmusik eben. Und seit ihrem Bestehen sind Kraftwerk nicht nur Produzenten, sondern auch Personifizierung von Kunst im besten Sinne. So ist es nur konsequent, dass das Lenbachhaus in München den vier Musikarbeitern eine Ausstellung widmet. Kurator Matthias Mühling meint, es sei zu Beginn nicht leicht gewesen, die als medienscheu geltenden Künstler für dieses Projekt zu gewinnen.
Den Zuseher erwartet eine, eigens von Ralf Hütter für diese Installation konzipierte, mehrkanalige 3D Video-Installation, die Kraftwerk auch abseits der Bühne für den Zuseher erlebbar macht. Dabei gewinnen die audiovisuellen Darbietungen im Zusammenspiel mit der ungewöhnlichen Örtlichkeit (der Kunstbau befindet sich in einem nicht mehr genutzten Abschnitt oberhalb eines Tunnels der Münchner U-Bahn) eine ganz neue Dimension und lässt den Betrachter in der konzentrierten Situation der Halle in eine hypnotische wie meditative Ebene eintauchen. Grossflächig projizierte Videosequenzen dimmen die Ausstellungshalle in ein Wechselspiel der Farben, während minimalistische Klangcollagen „Heimcomputer“ oder „Mensch Maschine“ aus den Lautsprechern gepulst werden. Rund eine Stunde dauert dieser Medienloop, zu dessen Betrachtung 3D Brillen der Infitec-Technologie benötigt werden. Eine raumgreifende, multimediale Erfahrung als Gesamtkunstwerk der Kraftwerk’schen Deutung unserer Zeit. Leibhaftig präsent sind, in den schon aus den Bühnenshows der vergangenen Jahre bekannten neongrünen Wireframe-Anzügen, auch die Kraftwerk-Doppelgänger. Stumm stehen sie auf ihrem Platz, gleichzeitig aber wachsam und scheinbar jederzeit bereit ihren Dienst anutreten: „Wir sind auf alles programmiert, und was Du willst wird aufgeführt“. Ralf Hütter, Henning Schmitz, Fritz Hilpert und Stefan Pfaffe, dem jüngsten Kraftwerk Mitglied. Massgeblich ihm sind die neuen, beeindruckenden dreidimensiuonalen Videosequenzen zu verdanken.
Parallel zur Videoinstallation fanden am 12. und 13. Oktober drei Konzerte (darunter ein Mitternachtskonzert) in der Alten Kongresshalle statt. Die aus allen Teilen des globalen Dorfes angereisten Fans – einige von ihnen sind seit über dreissig Jahren mit dabei – begeisterten Kraftwerk mit einer Neu-Konzeption ihres Mensch Maschine Konzepts. Die Kraftwerk’sche Videopräsenz hat sich auch hier in die dritte Ebene verlagert, mit dem Opener „Die Roboter“ treten die Mekanik-Doppelgänger dem Zuseher entgegen, scheinen aus der Leinwand heraus zu treten. Nachdem Kraftwerk in den vergangenen Jahren ihr musikalisches Euvre digital überarbeitet haben, war es nur eine konsequente Schlussfolgerung, auch die Videosequenzen einer zeitgemässen Interpretation zu unterziehen. Verblüffend, mit welcher Leichtigkeit die visuelle Umsetzung geschaffen wurde, hier wird nicht bewusst auf die inflationär grassierende 3D-Welle aufgesprungen, sondern Kraftwerk nutzen, synchron zu ihrem musikalischen Bildern, die Möglichkeiten von dreidimensionalen Möglichkeiten raffiniert aus: Da ist nichts zu viel, nichts aufdringlich. „Electric Cafe“, „Spacelab“ und „Techno Pop“ wurden ins Programm aufgenommen und frenetisch bejubelt, „Autobahn“ glänzt in seiner Langversion von 1981, und ganz allgemein gewinnt man den Eindruck, dass Kraftwerk präsenter denn je sind.
Klanglich präsentierten sich Kraftwerk in München erneut auf Referenzniveau, kristallklar und makellos (nicht zuletzt dank einer sehr guten Akustik der Halle), gäbe es doch nur die Möglichkeit sich ein vergleichbares Soundsystem ins Eigenheim zu stellen. Mit einer Leichtigkeit spielen sie ihre teils weit jüngeren Mitbewerber des elektronischen Zirkus an die Wand, beweisen mit magischem Minimalismus ihre Überlegenheit all den Ramsch-Techno und Volksschul-Elektronikern die des geschulter Hörers Ohr beleidigen. Wer die Etappen der „Tour de France“ mit einer derart Lockerheit und Professionalität bewältigt, braucht eben keine Laser ins Publikum schiessen, keinen Trockeneisnebel wabern zu lassen, keine stupides Herumgehopse auf der Bühne wie es bei diversesten Trance-Happenings in Sport- und Konzerthallen zum Brauch geworden ist.
Es darf davon ausgegangen werden, dass in den kommenden Jahren eine weltumspannende Tournee folgt, und Kraftwerk sind die zeitlose Sprache dieses globalen Dorfes im 21 Jahrhundert.
Information zur 3D Videoinstallation:
Lenbachhaus Kunstbau / München
15. Oktober – 13. November 2011 / Di – So 10 – 22 Uhr
Eintrittspreise: 5 Euro / ermäßigt 2,50 Euro