Freitag, 21. Dezember 2012, von Elmar Leimgruber

Friedensreich Hundertwasser lebt im Wiener Pygamalion Theater – Musical-Kritik

“Hundertwasser” Martin Ganthaller mit seiner “Muse” Hiroko Takeuchi

Es gibt so ganz besondere Menschen: Wenn die eine Bühne betreten, fühlt man sich als Zuschauer einfach rundum wohl: so ein Mensch, ich möchte fast sagen, eine Legende ist Helmuth Seufert. Er hat in seinem Leben schon in zahlreichen Operetten und Theaterstücken gespielt, darunter in “My Fair Lady” und den Kaiser Franz Joseph im “Weißen Rössl”. Diesen großartigen Schauspieler und Mensch live zu sehen, sollte sich niemand entgehen lassen und die Chance hat man jetzt für kurze Zeit (noch bis 5. Jänner 2013): Die meines Erachtens wichtigste Rolle seines Lebens (ohne Näheres darüber verraten zu wollen) spielt Seufert aktuell (Premiere war gestern Donnerstag, 20.12.2012) im Wiener Pygmalion Theater als “Saubermacher” im Musical “Hundertwasser: The Play of Songs” von Roland Baumgartner:

“Saubermacher” Helmuth Seufert

Dieses Musical war 2005 zwar schon in Wien visavis vom Hundertwasser-Haus vertreten, aber damals noch als reine Multimedia-Produktion. Heute im Pygmalion-Theater unter der Regie von Hausherr Geirun Tino ist das Musical erstmals live zu erleben: Die heutige Inszenierung ist zwar “einfach”, aber gerade deswegen nach einer anfänglichen Ratlosigkeit einfach gelungen: Die Menschen der Zukunft leben beherrscht von Computern und -da ohne Natur, Pflanzen und Bäume- fernab jeglichen Lebens. Nur ein Baum, noch dazu ein sprechender (Helmuth Seufert) hat überlebt und berichtet über die Geschichte, über längst vergangene Zeiten und über einen Visionär: Friedensreich Hundertwasser.Ganz herausragend im Ensemble dieses Musicals sind neben Seufert vor allem der gebürtige Südtiroler Martin Ganthaler und die Münchenerin Micaela di Catalano. Di Catalano hat eine so außergewöhnliche, klare und kraftvolle Opernstimme, dass man in Zukunft sicher noch oft von ihr hören und über sie schreiben wird: ihr steht wohl eine große Zukunft als Sängerin bevor.

Und Ganthaler ist einfach der ideale Hundertwasser: jung, energiegeladen, optimistisch, lebendig und mit Ausstrahlung. Und zudem ist Ganthaller nicht nur schauspielerisch großartig, sondern auch als Sänger: Auch für ihn hat eine große musikalische Zukunft soeben im Pygmalion Theater begonnen.

Aber was wäre Hundertwasser, ein großer Künstler, ohne seine Muse, hier dargestellt von der bildhübschen Asiatin Hiroko Takeuchi und von einer zweiten Muse -diesmal an der Panflöte- Andreea Chira. Und Jenny Bell, die 2005 in der Videoproduktion des Musicals den Finalsong “He is a friend” sang, wird in der aktuellen Produktion ein Denkmal gesetzt, indem der Song von ihr gesungen eingespielt wird.

Kurzum: es lohnt sich sehr, ein paar Stunden den Alltag zu verlassen und einzusteigen in eine scheinbar vollkommen fremde Welt, sich inspirieren zu lassen und sich zu sehnen nach der heilen Welt, nicht nach einer kitschigen volkstümlichen, sondern nach einer echten authentischen heilen Welt, wo Mensch und Natur in Harmonie miteinander leben. Diese Inspiration bietet das “Hundertwasser – The Play Of Songs”, das nun übrigens auch einige neue Songs enthält. Roland Baumgartner, der Autor und Komponist des Musicals, hat neben mystisch-verklärten Melodien auch richtige Ohrwürmer geschrieben, vor allem: “Aufwiedersehn”, “Tanzt mit den Farben”, “He is a Friend” und das Liebesduett “Gib mir die Farben”. Wer sich ispirieren lassen will, der möge das durch einen Besuch dieses Musicals tun.

Dienstag, 11. Dezember 2012, von Elmar Leimgruber

Hundertwasser-Musical “The Play of Songs” ab 19. Dezember live in Wien

Hundertwasser-Ensemble (ohne Helmuth Seufert): (v.l.n.r.:) Ingeborg Mammerler, Micaela di Catalano, Martin Ganthaler, Hiroko Takeuchi, Reinhold Gugler, Bogdan Gabriel Popescu

Am 15. Dezember wäre der Wiener Maler und Visionär Friedensreich Hundertwasser 84 geworden. Um seiner zu gedenken, bringt das Wiener Pygmalion-Theater ab 19. Dezember das Musical “Hundertwasser! The Play of Songs” von Roland Baumgartner live auf die Bühne. Hundertwassers ökologisch humanistischen Ideen sind in einem unterhaltsamen dramaturgischen Konzept mit passender Musik aufgearbeitet. Phantasievolle Szenen, die dem Geist Hundertwasser entsprechen, wechseln sich mit biographischen Sequenzen seiner Lebensgeschichte ab. Der Finalsong aus dem Musical, “He Is a Friend”, gesungen von Jenny Bell, ist hier als Video abrufbar.

Das Hundertwasser Multimedia-Musical “Hundertwasser! The Play of Songs” erzählt live unter der Regie von Geirun Tino in eindrucksvoller Darstellung die Lebensgeschichte, Träume und Visionen des berühmten österreichischen Malers, Architekten, Visionärs und Querdenkers Friedensreich Hundertwasser. Bereits 2005 wurde das Hundertwasser-Musical von Roland Baumgartner visavis vom Hundertwasserhaus in Wien gezeigt, allerdings in einer reinen Multimedia-Videoproduktion. Die Hauptrollen hatten damals Johannes Rödhammer (Hundertwasser) und Domino Blue (Muse) inne. In weiteren Rollen waren Chris Lohner, Gerald Pichowetz, Jenny Bell, Joachim Moser und Helmuth Seufert zu sehen.

Information und Entertainment werden in einem eigens für dieses Musical adaptierten Theater, dem Theater Pygmalion im achten Wiener Bezirk, zu einem außergewöhnlichen Hundertwasser-Erlebnis verschmolzen. Die Zuschauer werden in die Gedanken- und Kunstwelt von Friedensreich Hundertwasser entführt und verzaubert. Die Inszenierung ist eine Symbiose zwischen Erleben der Natur und schauspielerisch-gesanglich-tänzerischer Präsentation der emotionalen und intellektuellen Welt dieser allround-künstlerischen Ausnahmeerscheinung Friedensreich Hundertwasser.

Es sind aktuell nur wenige Vorstellungen (allesamt zum Einheitspreis von nur 20 Euro) geplant: Wer das Musical also live im Pygmalion Theater in Wien erleben will, muss sich daher beeilen.

 

Besetzung:

Friedensreich Hundertwasser: Martin GANTHALER

Muse: Hiroko TAKEUCHI

Panflöten-Muse: Andreea CHIRA

Strassenkehrer/Baum: Helmuth SEUFERT

Ensemble:

Sopran: Micaela DI CATALANO,

Alt: Ingeborg MAMMERLER

Tenor: Bogdan Gabriel POPESCU

Bass: Reinhold GUGLER

Sonntag, 9. Dezember 2012, von Elmar Leimgruber

10. Dezember: Wiener Fackelzug gegen Christenverfolgung

Weil die Christenverfolgungen ständig zunehmen und die staatlichen Verantwortlichen in den jeweiligen Ländern nichts bis wenig dagegen unternehmen, findet am Montag, 10. Dezember in Wien ein Fackelzug gegen Christenverfolgung. In 50 Ländern – darunter Ägypten, Pakistan, Nigeria und Syrien – würden Christen diskriminiert oder verfolgt, heißt es in dem Folder mit dem Logo einer Hand und den Worten “Stopp Christenverfolgung”.

Verwiesen wird aber auch auf Diskriminierungen in Europa durch rechtliche Einschränkungen der Gewissensfreiheit und der Elternrechte, wie sie das auf Europa spezialisierte Dokumentationsarchiv – einer der Demo-Mitveranstalter – auflistet (www.IntoleranceAgainstChristians.eu).

Eine ökumenische Plattform aus 20 Menschenrechtsorganisationen unter Koordination von “Christian Solidarity International (CSI) -Österreich” ruft zur Teilnahme an der Demonstration am Montag auf. Der Fackelzug startet am 10. Dezember – dem UN-”Tag der Menschenrechte” – , 17.15 Uhr, bei der Staatsoper und führt durch
die Kärntner Straße zum Stephansdom. Dort findet dann ein ökumenischer Wortgottesdienst mit dem Wiener Weihbischof Franz Scharl statt.

Zum Selbstverständnis der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) gehört auch Widerstand und Protest gegen Staaten und politische Systeme, in denen Menschenrechte und Religionsfreiheit massiv verletzt werden. Deshalb wird sich die AKV – sie ist der freiwillige Zusammenschluss von 20 der bedeutendsten
katholischen Laienorganisationen Österreichs zu einem Dachverband – am 10.12.2012 ebenfalls am Fackelzug gegen Christenverfolgung im Rahmen der “Plattform gegen Christenverfolgung” beteiligen, erklärt der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) ex-Staatssekretär Helmut Kukacka.

Mehr denn je werden Christen in vielen Staaten an der Ausübung ihres Glaubens mit schweren Repressalien oder unter Androhung von Gewalt, Folter oder gar Tod gehindert. Weltweit sind 80 Prozent aller wegen ihres Glaubens verfolgter Menschen Christen. Mehr als 100 Millionen Christen in Ägypten, China, Indonesien,
Irak, Iran, Indien, Nigeria, Nordkorea, Türkei, Pakistan, Sudan, Saudi-Arabien und vielen anderen Ländern leiden unter Unterdrückung und Verfolgung. “Insbesondere läuft der arabische Frühling in manchen Ländern Gefahr, sich für die Christen zu einem kalten Wintersturm zu entwickeln. Diesen Tendenzen müssen wir uns öffentlich entgegenstellen. Wir sehen es deshalb als unseren Auftrag an, ein Zeugnis unserer Solidarität mit verfolgten Christen abzulegen, die Öffentlichkeit zu mobilisieren und die internationale Politik aufzufordern, die Christen vor Repressalien zu schützen”, so Kukacka.

Die AKV fordert nachhaltige Maßnahmen der Europäischen Union, um die betreffenden Staaten zur Einhaltung der Menschenrechte und der Gewährung der vollen Religionsfreiheit anzuhalten. “Dort wo sich eine blutige Spur der Unterdrückung und Gewalt zieht, sind die politischen Verantwortungsträger in Europa aufgerufen, wirtschaftliche und politische Sanktionen bis hin zur Streichung der Entwicklungshilfe-Gelder für solche Staaten durchzusetzen”, fordert Kukacka.

 

Freitag, 7. Dezember 2012, von Elmar Leimgruber

Reflexionen über ein (nicht)konzertantes “Phantom der Oper”

Christian Alexander Müller (Phantom), Lisa Antoni (Christine), Aleksandar Savija (Tänzer)
Foto: © VBW/Moritz Schell

Eigentlich ist es ja weder Fisch noch Fleisch, wenn man zwar eine konzertante Aufführung ankündigt und dann erwartet die Besucher des Wiener Ronacher weder konzertant noch eine Bühnenproduktion. Bei der “konzertanten” Aufführung des “Phantoms der Oper” anlässlich 25 Jahre dieses Meistermusicals von Andrew Lloyd Webber ist genau dies der Fall: Einerseits gibts zwar keine Kulissen im eigentlichen Sinn und das Orchester spielt (übrigens bravourös unter der Leitung von Koen Schoots) auf der Bühne. Aber es gibt immer wieder Videoproduktionen, welche die aktuellen Szenen untermalen und der Kronleuchter stürzt zwar nicht auf die Bühne, sorgt aber unter der Regie von Andreas Gergen dennoch für einiges Aufsehen. Und auch die Affen-Spieluhr gibts in dieser “konzertanten” Aufführung. Auf der Bühne und im Publikum ist man viel in Bewegung und selbst die passenden Kostüme sind vielfach da.

Und was es mit der Maske des Phantoms auf sich hat, ist -auch weil vorhersehbar- nicht wirklich eine Meisterleistung. Man muss aber diese Art von “Inszenierung” nicht unbedingt in der Luft zerreißen, man kann sie sich ja auch einfach mal geben und auf sich wirken lassen. Ähnliches gilt übrigens auch für die Choreographie von Pascale-Sabine Chevroton: Braucht es diese in einer konzertanten Aufführung oder ist sie vor allem an manchen Stellen nicht nur unschlüssig oder überflüssig, sondern gar störend? Manchmal -gerade bei “konzertant”- wäre vielleicht weniger mehr.

Schlussapplaus: Emilio Ruggerio (Ubaldo), Siphiwe McKenzie (Carlotta), Lisa Antoni (Christine), Christian Alexander Müller (Phantom), Oliver Arno (Raoul), Reinhard Brussmann (Monsieur Firmin)

Eine wirkliche Offenbarung hingegen ist die Besetzung der Christine Daae mit Lisa Antoni: Während ich sie bisher als für Hauptrollen in großen Musicals eher für entbehrlich gehalten habe, bin ich hier absolut positiv überrascht: Das ist die Rolle ihres Lebens. Noch selten zuvor (und ich habe auch das “Phantom der Oper” oft live erlebt, nicht nur in Wien, sondern auch in Essen und in London) war ich zutiefst so berührt von einer Sängerin wie vor: Sie singt nicht Christine: Lisa Antoni ist Christine Daae: sie geht ganz aus sich heraus, wodurch endlich auch ihre bislang vermisste wunderschöne Stimme zur Geltung kommt. Allein ihretwegen muss man dieses “Phantom der Oper” in Wien gesehen haben: einfach: wow. Ich hoffe sehr, dass auch die Veröffentlichung einer CD genehmigt wird.

Christian Alexander Müller, das aktuelle Wiener Phantom, wird zwar seiner Rolle großteils gerecht, aber dennoch gibts Schwächen vor allem in der unsensiblen Interpretation der Hauptarie “Musik der Nacht”, was den Genuss dieses großartigen geheimnisvollen Songs leider schmälert. Er hat zwar diese Rolle noch nie gesungen, aber gerade an diesem Abend habe ich mir dann nur noch ihn gewünscht: Reinhard Brussmann als “Phantom der Oper”. Der großartige Sänger, Charakterdarsteller und Regisseur, der mich bereits seinerzeit als Jean Valejan im Wiener “Les Miserables” zu Tränen gerührt hat, hat als Monsieur Firmin im Phantom leider eine viel zu kleine Rolle, wie ich finde. Während ansonsten auch kleine Rollen im Wiener Phantom durchaus gut besetzt sind, ist Oliver Arno als Raoul auch stimmlich einfach überfordert.

So bald aber wird das “Phantom der Oper” wohl in Wien leider nicht mehr live zu erleben sein. Also nütze man die Zeit, die man noch hat dafür: nur noch bis 9. Dezember läuft die “konzertante” Aufführung.

Mittwoch, 5. Dezember 2012, von Elmar Leimgruber

Weihnachten: Schenken Sie doch heuer ein Kamel!

Mit einem Kamel wird nachhaltig wirksam eine bessere Zukunft für Familien in Kenia geschaffen.
Foto: Konstantin Bolotinsky, iStockphoto.com, Caritas

“Schenken mit Sinn” bereitet nicht nur geliebten nahen Menschen Freude, sondern auch Menschen in Not eine Freude. Die Caritas lädt alljährlich mit einer provokanten Aufforderung zum Nachdenken und Spenden ein. “Schenken Sie doch heuer ein Kamel!” lautet der diejährige Spruch:

“Ob ein Kamel für Nomaden in Kenia, ein Esel für eine äthiopische Familie, ein Babystartpaket für eine notleidende Mutter in Österreich oder einen Schlafsack für einen obdachlosen Menschen: Ihr Geschenk macht Sinn – und doppelt Freude.” Und für die Spende kommt auf Wunsch ein  T-Shirt, per Post ins Haus. Dadurch lässt sich Ihre gute Tat “anfassen” und weiterschenken – an Ihren Vater, Ihre Schwester, Ihre Oma oder wen auch immer Sie beschenken möchten. So macht Schenken Sinn.” Nähere Infos sind unter Tel. 03512/71642 erhältlich und online abrufbar.

Einige sinnvolle Caritas-Geschenksideen:

375 Euro: Ein Neustart mit einem Kamel:
Ein Kamel bedeutet für Nomaden in Kenia Hoffnung, Zukunft und Leben. Dambala Galggallo lebt mit ihrem Mann und ihren sieben Kindern im Norden Kenias. Sie sind Nomaden und ziehen mit dem Vieh von einer Weide zur nächsten. Zwischen 2010 und 2011 herrschte in der Region eine verheerende Dürre. Der Verlust des einzigen Kamels traf die Familie hart. Denn Kamelmilch versorgt nicht nur eine ganze Familie, sondern der Überschuss kann auch am Markt verkauft und der Erlös in die Ausbildung der Kinder investiert werden. Die Caritas verteilt an benachteiligte Familien Kamele und sichert so ihre Zukunft.

Eine Grundausstattung für Babys hilft notleidenden Familien in Österreich.
Foto: Caritas

20 Euro: Babypaket für einen guten Start:
Viele der schwangeren Frauen, werdenden Väter und Familien, die sich an die Sozialberatungsstellen der Caritas wenden, leben unter der Armutsgrenze und können die grundlegenden Bedürfnisse ihrer Kinder nicht sichern. Um diesen Familien zu helfen, unterstützt die Caritas sie mit Decken, Bodys, Strampelanzügen, Windeln und anderen notwendigen Babyartikeln. Das Babypaket stellt für Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, eine unglaublich große Entlastung dar.

50 Euro: Ein Schlafsack für einen obdachlosen Menschen:
Das Wohnzimmer von Franz ist die Straße. Die Passanten sind sein Fernsehprogramm. Mit dem Wetter arrangiert er sich, und wenn es ganz schlecht ist, weicht er in eine Notschlafstelle aus. Einfach heimkommen gibt es nicht, ebenso wenig regelmäßige Mahlzeiten. Mit 50 Euro schenken Sie einem obdachlosen Menschen einen Schlafsack und warmes Essen und sichern so sein Überleben.

45 Euro: Ein Esel für den Fortschritt:
Täglich holen die Frauen der Gemeinde Meja Lalu (Äthiopien) Feuerholz und Wasser, um ihre Familien zu versorgen und nehmen dabei stundenlange Fußmärsche auf sich. Ein Esel bedeutet für diese Frauen, die bis zu 18 Stunden täglich arbeiten und schwere Lasten schleppen, eine große physische Entlastung. Doch die meisten Familien haben zu wenig Geld, um ein Tier zu kaufen. Das Nutztierprojekt der Caritas unterstützt Frauen finanziell bei der Anschaffung von Eseln und entlastet sie damit bei ihrer täglichen Arbeit.

120 Euro: Eine Nähmaschine fürs Leben:
Thérèse aus der Demokratischen Republik Kongo erkrankte im Alter von vier Jahren an Meningitis und verlor dadurch ihr Gehör. Heute wird sie wie über 100 andere Kinder und Jugendliche von eigens ausgebildeten LehrerInnen in der Gehörlosenschule in Kasenga unterrichtet. In der Schule erlernen die Jugendlichen verschiedene Berufe wie Schneider, Schuster, Tischler oder Maurer und können nach ihrem Abschluss für sich selbst sorgen. Thérèse möchte Schneiderin werden. Für den Start in die berufliche Selbständigkeit benötigen die AbsolventInnen der Gehörlosenschule in Kasenga ein Startpaket. Auch Thérèse bekommt eine Nähmaschine, wenn sie ihre Ausbildung abgeschlossen hat. Damit kann sie im erlernten Beruf arbeiten und unabhängig werden.

30 Euro: Wärme für eine Familie in Not:
Frau M. ist verzweifelt. Sie ist Alleinerzieherin eines dreijährigen Sohnes, der Ex-Mann will keine Alimente zahlen und der Halbtagsjob als Sprechstundenhilfe ist auch Geschichte. “Am schlimmsten war die Angst dass wir aus der Wohnung rausmüssen oder ich nicht einmal das Kinderzimmer heizen kann”, sagt die junge Mutter. 313.000 Menschen in Österreich können ihre Wohnung nicht angemessen heizen. Die Gründe: zu wenig Einkommen bei steigenden Energiepreisen, unsanierte Wohnungen sowie veraltete Heizungs- und Elektrogeräte. Die 36 Sozialberatungsstellen der Caritas kümmern sich um diese Menschen und sorgen nicht nur für Wärme, sondern auch für eine umfassende Sozialberatung.

Dienstag, 4. Dezember 2012, von Elmar Leimgruber

Ab 9. Dezember: Neue Wiener U-Bahnstimme – Wiener Linien an den Einkaufssamstagen

Angela Schneider, die neue Stimme der Wiener Linien mit ihrem Vorgänger Franz Kaida
Foto: Wiener Linien

Die neue Stimme der Wiener Linien, Angela Schneider sowie gänzlich neue Signaltöne werden erstmals am 9. Dezember und fortan in den Wiener U-Bahnen zu hören sein. Mit dem Einsatz der neuen Wiener-Linien-Stimme werden die bisherigen Ansagen von Franz Kaida in U-Bahn, Bim und Bus abgelöst. Über 40 Jahre waren die von Kaida gesprochenen Ankündigungen ein fester Bestandteil in den Öffis. Und so klingt Angela Schneider.

Der Wiener Walzer wird künftig im Zentrum des neuen Klangbilds der Wiener Linien stehen. Mit der Implementierung der neuen Durchsagen und Klänge im U-Bahn-Netz schreiten die Arbeiten für die Ausbreitung auf den Oberflächenverkehr mit Straßenbahn und Autobus weiter voran. Bis Mitte 2013 sollen die Umstellungen im gesamten Netz und auf allen Kanälen abgeschlossen sein.

An den Weihnachts-Einkaufstagen (1., 15. und 22.12.) verkehren laut den Wiener Linien die U-Bahnen U1, U3 und U6 sowie zahlreiche Bim- und Buslinien in noch kürzeren Intervallen als sonst. Am 8. Dezember gilt zwar grundsätzlich der Feiertagsfahrplan. Da dieser Tag von vielen Wienern als zusätzliche Einkaufsmöglichkeit vor Weihnachten genutzt wird, sind auch hier U1, U3 und U6 sowie einige Straßenbahn- und Autobuslinien verstärkt im Einsatz.

Die Autobuslinien 1A, 2A und 3A auf Grund der Verkehrsverhältnisse in der Innenstadt werden hingegen nur bis etwa 14 Uhr unterwegs sein. Die Linie 2A wird wegen der Sperre der Mariahilfer Straße an diesen Tagen kurzgeführt. Davon betroffen ist auch die Autobuslinie 13A, die an den drei Samstagen von ca. 9 Uhr bis ca. 19.30 Uhr geteilt geführt wird: Die Busse fahren zwischen Südbahnhof und Mariahilfer Straße/Neubaugasse bzw. zwischen Alser Straße und Westbahnstraße.

Die Wiener Linien gestalten nach eigenen Angaben ihre Fahrgastkommunikation neu und schaffen damit ein einheitliches Klangbild. Mit dem Start der neuen Durchsagen in der U-Bahn kommen gleichzeitig auch neue Signaltöne zum Einsatz. Fünf Durchsagengongs werden bereits beim Ertönen zu erkennen geben, welche Art der Fahrgastinformation folgen wird. Die Umstellung betrifft alle Unternehmensbereiche: So werden beispielsweise auch noch im Dezember die Telefonwarteschleifen an das neue Klangkonzept angepasst.

Bei den Wiener Linien ist die Stadt Wien nicht nur Teil der Namensgebung sondern bildet auch das Kernstück des zukünftigen Klangs. Musikalisch wird Wien in erster Linie mit dem weltberühmten “Wiener Walzer” in Verbindung gebracht, der neben dem Wiener Dialekt auch einer der Hauptidentitätsträger der Stadt ist. Der berühmte Sechsachtel-Takt ist das Basiselement im neuen Soundkonzept. Im Fokus steht dabei die sichere, rücksichtsvolle und angenehme Information der Fahrgäste.

Im U-Bahn-Bereich werden die Fahrgäste mit einer neuen Abfertigungsdurchsage über das Schließen der Türen informiert. Ab 9. Dezember heißt es dann für die Fahrgäste “Steigen Sie nicht mehr ein” – das Aus- und Einsteigen ist ab diesem Zeitpunkt aus Sicherheitsgründen verboten. Dieser Hinweis ersetzt das bisherige “Zurückbleiben, bitte”. Damit entsprechen die Wiener Linien auch dem Wunsch zahlreicher Fahrgäste.

Montag, 3. Dezember 2012, von Elmar Leimgruber

Kritik: “Chuzpe” in Wien: Generationenkonflikt gelöst:-)

 

Edek (Otto Schenk) bringt seine Tochter Ruth (Sandra Cervik) mit Chuzpe außer Rand und Band
Foto: © Sepp Gallauer

Wenn Publikumslieblinge wie Otto Schenk und Sandra Cervik gemeinsam live im Theater auftreten, ist beste Unterhaltung schon mal vorprogrammiert. Dies trifft selbstverständlich auch auf “Chuzpe” zu, die Adaptierung des Bestsellerromans “You Gotta Have Balls” von Lily Brett von Dieter Berner (Dramatisierung: Eva Demski) für die Wiener Kammerspiele (Intendanz: Herbert Föttinger). Und ganz besonders trifft auch der deutsche Titel dieses Romans zu:

Mit einer außergewöhnlichen Chuzpe (“Dreistigkeit”) zieht der 87-jährige Vater Edek (Schenk) nicht nur unerwartet von Australien weg zu seiner Tochter Ruth (Cervik) nach New York, sondern bringt auch noch seine beiden polnischen Reisebekanntschaften Zofia (Grazyna Dylag) und Walentyna (Gabriele Schuchter) mit. Und Edek bringt die “heile” Welt der erfolgreichen Leiterin eines Korrespondenzbüros durcheinander: zunächst macht er sich in ihrem Büro “nützlich” und besorgt “Schnäppchen” für sie und dann plant auch er noch mit seinen Freundinnen die Eröffnung eines Fleischbällchen-Restaurants mit dem klingenden Namen “You Gotta Have Balls”. Und alle Welt, selbst ihre beste Freundin Sonja (Alexandra Krismer) und ihre Empfangsdame Max (Daniela Golpaschin), scheinen sich plötzlich gemeinsam mit Edek gegen sie, die erfolgreiche Geschäftsfrau, verschworen zu haben: Ruth ist dem Nervenzusammenbruch nahe…

Sandra Cervik und Otto Schenk

Zugegeben: Die Hauptthematik “Generationenkonflikt” ist zwar nicht wirklich was Neues, so auch nicht der jüdische Hintergrund der Beiden (mit Diskussionen auch im Stück darüber), welcher die Autorin übrigens ebenfalls biographisch betrifft: Lily Brett (eigentlich Lilijahne Breitstein bzw. Luba Brajsztajn) wurde als Tochter polnischer Juden in Deutschland geboren. Nachdem ihre Eltern zunächst im KZ Auschwitz getrennt wurden, wanderte die Familie 1948 nach Australien aus.

(v.l.n.r.:) Gabriele Schuchter (Walentyna), Grazyna Dylag (Zofia), Sandra Cervik (Ruth und Erzählerin), Otto Schenk (Edek), Alexandra Krismer (Sonja), Daniela Golpaschin (Max)

Ganz großes Lob geht jedoch -ohne Details vorwegnehmen zu wollen- an die Regie (Dieter Berner): Gute Ideen sind vorbildlich umgesetzt. Und es beeindruckt sehr, dass hier mal ein modernes heutiges Stück auf die Bühne kommt, das auch in der Gegenwart spielt, wo also Depressionen, Kalorienzählen, Hektik und Smartphones sich gegenseitig ein ständiges Duell liefern. Und der Alltag ist im Grunde langweilig, verstaubt und prüde.

Wiesehr müsste man also eigentlich dankbar sein, wenn ausgerechnet ein 87-Jähriger beweist, was es bedeutet, kreativ zu sein bewusst zu leben. Und ja: “You Gotta Have Balls” trifft einfach zu: und zwar nicht nur auf die Fleischbällchen, sondern auch im vielfachen übertragenen Sinn. In diesem Sinne: Schauen Sie sich “Chuzpe” in den Wiener Kammerspielen an: Es ist zwar eher “Populärliteratur” denn hochgeistige, aber dennoch äußerst unterhaltsam und absolut sehenswert, schon dank der exzellenten Hauptdarsteller Schenk und Cervik (welche übrigens Ruth und die Erzählerin interpretiert). Und es ist ein lobenswertes Plädojer für ein konstruktives Miteinander von alt und jung und es ermutigt dazu, unabhängig vom Alter “Balls” zu haben und Klischees zu brechen.

Die Urauffuehrung von “Chuzpe” fand am 22.11. übrigens in Anwesenheit von Lily Brett in den Wiener Kammerspielen statt. Und am 25.11. las die Autorin in einer Matinée im Theater in der Josefstadt aus ihrem neuen Roman „Lola Bensky“. Weitere Aufführungen sind  für den 7., 8., 9. (15h u. 20h), 13., 14., 23. (15h u. 20h) Dezember 2012 in den Wiener Kammerspielen geplant.

Sonntag, 2. Dezember 2012, von Elmar Leimgruber

Michael Haneke räumt Europäischen Filmpreis 2012 ab

Gleich 5 Statuetten des Europäischen Filmpreises 2012 gehen an “Amour” von Michael Haneke
Foto: C EFA/Rene Rossignaud

Gestern, Samstag Abend wurde auf der Insel Malta der 25. EUROPÄISCHE FILMPREIS vergeben. Alle entscheidenden Preise gingen an den Film “Amour” von Michael Haneke aus Österreich: bester Film, beste Regie, bestes Drehbuch und beste Hauptdarsteller Emmanuelle Riva und Jean-Louis Trintignant. 2012 hatte Haneke bereits die Goldene Palme von Cannes für den Film “Amour” (“Liebe”) gewonnen. Und der Film ist offizieller österreichischer Beitrag für die Oscar-Nominierung als  “Bester fremdsprachiger Film”. kulturia.com gratuliert herzlich.

Für sein Lebenswerk wurde der italienische Regisseur Bernardo Bertolucci ausgezeichnet. Mehr als 2.700 Mitglieder der European Film Academy haben über die Europäischen Filmpreise 2012 abgestimmt. Die Höhepunkte der Jubiläumsgala werden im Rahmen eines Themenabends am heutigen 2. Dezember um 22:10 Uhr bei ARTE ausgestrahlt.

Die Preiträger im Detail:

EUROPÄISCHER FILM 2012
LIEBE (Amour), Frankreich/Deutschland/Österreich
Drehbuch & Regie: Michael Haneke
Produktion: Margaret Menegoz, Stefan Arndt, Veit Heiduschka & Michael Katz

EUROPÄISCHER REGISSEUR 2012
Michael Haneke für LIEBE (Amour)

EUROPÄISCHE SCHAUSPIELERIN 2012:
Emmanuelle Riva in LIEBE (Amour)

EUROPÄISCHER SCHAUSPIELER 2012:
Jean-Louis Trintignant in LIEBE (Amour)

EUROPÄISCHES DREHBUCH 2012:
Michael Haneke für LIEBE (Amour)

CARLO DI PALMA EUROPÄISCHER KAMERAPREIS 2012:
Sean Bobbitt für SHAME

EUROPÄISCHER SCHNITT 2012:
Joe Walker für SHAME

EUROPÄISCHES SZENENBILD 2012:
Maria Djurkovic für DAME KÖNIG AS SPION (Tinker Tailor Soldier Spy)

EUROPÄISCHE FILMMUSIK 2012:
Alberto Iglesias für DAME KÖNIG AS SPION (Tinker Tailor Soldier Spy)

EUROPEAN FILM ACADEMY DOKUMENTARFILM 2012 – PRIX ARTE
WINTERNOMADEN, Schweiz
Regie: Manuel von Stürler
Buch: Claude Muret & Manuel von Stürler
Produzenten: Elisabeth Garbar & Heinz Dill

EUROPÄISCHE ENTDECKUNG 2012
KAUWBOY, Niederlande
Regie: Boudewijn Koole
Buch: Boudewijn Koole & Jolein Laarman
Produziert von: Jan van der Zanden & Wilant Boekelman

EUROPEAN FILM ACADEMY ANIMATIONSFILM 2012
ALOIS NEBEL, Tschechische Republik/Deutschland/Slowakei
Regie: Tomáš Luňák

EUROPEAN FILM ACADEMY KURZFILM 2012
SUPERMAN, SPIDERMAN SAU BATMAN (Superman, Spiderman or Batman), Rumänien
Regie: Tudor Giurgiu

KOPRODUKTIONSPREIS PRIX EURIMAGES 2012
Helena Danielsson, Schweden

PREIS FÜR EIN LEBENSWERK 2012
Bernardo Bertolucci, Italien

EUROPÄISCHER BEITRAG ZUM WELTKINO 2012
Helen Mirren, Großbritannien

PUBLIKUMSPREIS – BESTER EUROPÄISCHER FILM 2012
HASTA LA VISTA (Come as you are)
Regie: Geoffrey Enthoven
Drehbuch: Pierre de Clercq
mit Robrecht van den Thoren, Gilles de Schryver, Tom Audenaert, Isabelle de Hertogh

Sonntag, 25. November 2012, von Elmar Leimgruber

2012 und das Ende der Welt


Am 21. Dezember 2012 findet der Weltuntergang statt. Und die zunehmenden Naturkatastrophen (Erdbeben, Vulkanausbrühe, Sturmfluten, Tornados…), verbunden mit dem Klimawandel und den zahlreichen Kriegen und Hungersnöten in der Welt belegen dies auch. Davon sind viele Menschen weltweit -auch bezugnehmend auf Nostradamus und vor allem auf einen Maya-Kalender- überzeugt.

Natürlich wird es den Weltuntergang, den “End Of Days” geben: Irgendwann. Aber dass dies zu unseren Lebzeiten geschieht, ist um ein Vielfaches unwahrscheinlicher als dass es erst in Millionen oder Milliarden von Jahren passieren wird. So betrachtet ist natürlich Vieles bei der diesbezüglichen Panikmache nichts als ein lukratives Geschäft mit der Angst.

Gewiss ist die Apokalypse sogar biblisch vorhergesagt. Doch es steht da genauso geschrieben, dass  kein Mensch weder den Tag noch die Stunde weiß, wann das geschehen wird. Dies sollten auch gewisse christliche Kreise ernstnehmen, die sonst auch immer so genau hinschauen, was geschrieben steht. Weltuntergangs-Prognosen gabs zu allen Zeiten (und wird es vermutlich auch immer geben) und -seien wir beruhigt- trotzdem ist er bislang niemals geschehen, der letzte Tag. Und -das mag jetzt besonders auf Aberglaube Ansprechende schockieren-: dass am 21.12.2012 die Welt untergeht, glauben nicht einmal die Maya selbst. Den Planeten Nibiru, der zum selben Zeitpunkt mit der Erde kollidieren soll, gibt es -wissenschaftlich betrachtet- nicht, und auch Polsprünge, Sonnenstürme oder die Prophezeiungen des Nostradamus werden im Dezember nicht zum Ende der Welt führen.

Alle diese Szenarien gehen vor allem auf den Erfindungsreichtum westlicher Esoteriker zurück, wobei die aktuell zu beobachtende “apokalyptische Lagerfeueratmosphäre” für einzelne Personen durchaus gefährliche Züge aufweisen kann. Das war der Tenor eines von der österreichischen Bundesstelle für Sektenfragen initiierten Vortragsabends letzthin in Wien.

“Man wird am 22.12.2012 nicht aufwachen und die Kompassnadel zeigt nach Süden”, klärt der renommierte Buchautor und Wissenschaftsjournalist Bernd Harder in seinem Versuch auf, verschiedene Endzeitszenarien für das Jahr 2012 wie den angeblichen Polsprung aufzuzeigen und wissenschaftlich zu widerlegen. Wichtig ist für den Skeptiker vor allem, dass man, bevor man nach Erklärungen sucht, schauen muss, ob die zugrunde liegenden Behauptungen überhaupt stimmen. Als Beispiel dazu führt er die fälschlicherweise angenommene Zunahme von Erdbeben an, die sich auf die steigende Anzahl von Messstationen zurückführen lassen.

Auch den Endzeitmythos um das Ende des Maya-Kalenders weiß Harder zu entkräften. Denn wie jeder Kalender zeigt auch das komplizierte Kalendersystem der Mayas “nur” Tage an und prophezeit nichts: “Der Adventkalender ist der einzige Kalender der endet.” Der Weltuntergang 2012 gründet nicht auf uralten Weissagungen, sondern auf den Ideen westlicher Esoteriker. An diesen stört Harder vor allem die Passivität, dass alles von außen kommen soll: “Wenn sie die Welt verändern wollen, sollen sie bei sich selbst anfangen.”

Beispiele und Erklärungen für die Faszination und Attraktivität des Themas Weltuntergang lieferte die Psychologin und Psychotherapeutin Ulrike Schiesser und stellte klar, dass es vor allem um Emotionen geht. Aus ihrer Beratungsarbeit an der Bundesstelle weiß sie auch, dass sich Erwachsene, die sich Sorgen machen, verstärkt in Internetforen treffen, Vorräte anhäufen oder sich nach alternativen Energiequellen umschauen. Beunruhigend kann das Spiel mit dem kleinen Schaudern dabei auch besonders für Kinder sein.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Geschäft mit der Apokalypse. “Das Internet ist eine Spielwiese der Weltuntergangsprophezeiungen und der dahinterstehende Industriezweig sehr aktiv”, so die Mitarbeiterin der Bundesstelle für Sektenfragen. Von Rasenmähern bis zu Tickets für die rettende Arche könne man auf sogenannten “Survival-Seiten” so ziemlich alles kaufen, um für den Untergang gerüstet zu sein. “Besinnliche Endzeitstimmung in jedes Wohnzimmer” bringt dann noch der “Maya-Adventkalender”, der bis zum 21.12. für jeden Tag ein kleines Katastrophenszenario bietet.

Dass die Aussicht auf einen Weltuntergang in so gut wie allen Religionen existiert, berichtete der Religionswissenschafter Franz Winter. Vor dem Hintergrund des Klassiker-Szenarios der Sintflut und hinduistischen Traditionen stellte der Religionsexperte und Mitarbeiter der Bundesstelle dem linearen Verlauf der Welt den
zyklischen gegenüber. Zwar befindet sich die Welt in der hinduistischen Kosmologie momentan im Zeitalter des Verfalls und Verderbens, dem letzten von vier Zeitaltern, aber auf das goldene wird man wohl noch warten müssen: nämlich genau 426.987 Jahre (so zumindest nach einem bekannten Berechnungsmodell).

Die Bundesstelle für Sektenfragen bietet sachliche Informationen und individuelle Beratung zum Themenbereich “sogenannte Sekten” und Weltanschauungsfragen. Dazu gehören unter anderem alternative religiöse Bewegungen, Esoterik, Guru-Bewegungen oder Satanismus. Sie agiert als zentrale Anlaufstelle sowohl für Privatpersonen, als auch für Institutionen und staatliche Einrichtungen. Die Schwerpunkte liegen auf objektiver Information und Dokumentation sowie der kostenlosen und vertraulichen Beratung von Betroffenen, Angehörigen und Bezugspersonen. Die Bundesstelle ist konfessionell ungebunden und weltanschaulich neutral.

Mittwoch, 21. November 2012, von Elmar Leimgruber

Caritas: Armut in Österreich nimmt zu

Die Zahl der “manifest armen Menschen” in Österreich nimmt stetig zu: Die schon bekannten Daten von EU-SILC (statistics on income and living conditions) 2010, rund eine Million Menschen sind armutsgefährdet (12,1 Prozent), 511.000 Menschen sind manifest arm (6,2 Prozent), spiegeln sich in den Caritas-Einrichtungen wider, zeigt sich Caritas-Präsident Franz Küberl besorgt:

“Die Zunahme der manifesten Armut ist deshalb so dramatisch, weil es hier um die täglichen Lebensbedingungen der Menschen geht: Manifest arm zu sein heißt konkret, dass sich Menschen nicht ordentlich ernähren können, ihre Wohnung nicht angemessen warm halten oder auch notwendige Zahnarztbesuche aus Kostengründen nicht wahrnehmen können.”

Franz Küberl sieht bei den Wohn- und Sonderbedarfen sowie bei den arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen die zentralen Herausforderungen bei der Bedarfsorientierten Mindestsicherung (BMS):  Die Probleme gestalten sich komplexer, die Notlagen sind existenzieller geworden. Je länger ein Mensch arm ist, desto knapper werden auch die persönlichen Ressourcen und desto schwieriger wird es, aus dieser Situation heraus zu kommen: Erst fällt die Arbeit weg, dann kann die Miete nicht mehr bezahlt werden, Geld wird bei Verwandten oder Freunden ausgeliehen und so nimmt die Abwärtsspirale ihren Lauf. “Hoffnungslosigkeit, psychische Probleme und soziale Ausgrenzung sind oft die Konsequenzen. Lang andauernde Armut ist für den Menschen entsetzlich, drängt ihn in die Einsamkeit und ist für den Staat gefährlich und teuer”, verweist Franz Küberl auf Folgeerscheinungen wie zusätzliche Ausgaben für Gesundheit, Arbeitsmarktpolitik und Sicherheit.

Sollte der Trend zu steigender und dauerhafter Armut anhalten, müsste man über die existenzsichernde Funktion der BMS ebenso neu nachdenken wie über die in der BMS verankerten Mechanismen zum Ausstieg aus der Armut. Die Bekämpfung von Armut kann nur mehrdimensional erfolgen, um den komplexen Notlagen effektiv entgegen zu wirken. Investitionen in die Bildung, der Ausbau sozialer Dienstleistungen, leistbarer Wohnraum, insbesondere die Wiedereinführung der Zweckbindung der Wohnbauförderungsmittel um den sozialen Wohnbau anzukurbeln, könnten Armut abfangen, ist Küberl überzeugt.