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Dienstag, 19. Februar 2013, von Elmar Leimgruber

20. Februar: Welttag der sozialen Gerechtigkeit

Der 20. Februar wird alljährlich als Welttag der sozialen Gerechtigkeit begangen. Die “Ungleichheit untergräbt die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft, Millionen Menschen aus der Armut herauszuholen und eine gerechtere Welt zu schaffen,” erklärte UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon in seiner Botschaft zum Gedenktag und plädiert für “nachhaltige Entwicklung” – basierend auf Dialog, Transparenz und sozialer Gerechtigkeit”. Der 20. Februar wurde von der Generalversammlung der Vereinten Nationen zum Welttag der Sozialen Gerechtigkeit ernannt und 2009 zum ersten Mal begangen.

Die Botschaft von UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon zum diesjährigen Welttag der sozialen Gerechtigkeit (20. Februar 2013) im Wortlaut:

Wir begehen den Welttag der sozialen Gerechtigkeit und doch gibt es immer noch viel zu viele Orte auf der Welt, an denen sich nur wenige Menschen über ein Mehr an Möglichkeiten freuen können, die meisten Menschen aber unter wachsender Ungleichheit zu leiden haben.

Diese Ungleichheit untergräbt die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft, Millionen Menschen aus der Armut herauszuholen und eine gerechtere Welt zu schaffen.

Die Verwerfungen werden sichtbar, wenn wir auf sinkende Löhne für Frauen und junge Menschen oder auf den eingeschränkten Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung oder anständiger Arbeit blicken.

Wir müssen Institutionen stärken und aufbauen bzw. Programme entwickeln, die inklusive Entwicklung vorantreiben.

Als sich die Staats- und Regierungschefs der Welt auf die Millenniums-Entwicklungsziele einigten, verpflichteten sie sich, auf eine Welt hinzuarbeiten, in der es gleichberechtigter und gerechter zugeht. Wir müssen unsere Bemühungen forcieren, um diese Ziele bis zur gesetzten Frist 2015 zu erreichen. Gleichzeitig sollten wir schon jetzt damit beginnen, über dieses Datum hinaus zu blicken und neue Ziele der nachhaltigen Entwicklung definieren.

Im Rahmen unserer Bemühungen hin zu einer Welt, wie wir sie wollen, lassen Sie uns unsere Anstrengungen intensivieren, um einen integrativeren, faireren und nachhaltigeren Weg der Entwicklung zu beschreiten – basierend auf Dialog, Transparenz und sozialer Gerechtigkeit.

Dienstag, 12. Februar 2013, von Elmar Leimgruber

Papst Benedikt XVI. und das “Unvermögen”, das Petrusamt fortzusetzen

Papst Benedikt XVI., nach seinem Amtsverzicht bald wieder Kardinal Ratzinger; hier ist er bei einem sehr zahlreichen Besuchen als Präfekt der Glaubenskongregation in Brixen (Südtirol) zu sehen.Wie der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, auf einer Pressekonferenz bestätigte, setzt Papst Benedikt XVI. einen einmaligen historischen Akt: Noch nie bisher in der Kirchengeschichte hat ein über Jahre hinweg amtierender Papst seinen Amtsverzicht erklärt: Benedikt setzte dieses Zeichen in der “Gewissheit”, dass seine “Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben”.

Für die meisten Menschen kam dieser Schritt überraschend, selbst Menschen, die ihm über Jahrzehnte hindurch nahestanden, wussten nicht von diesem Schritt: Der Wiener Erzbischof und Joseph Ratzinger kennen und schätzen sich gegenseitig seit 41 Jahren; dennoch erfuhr Schönborn -wie er im Rahmen der Pressekonferenz betonte- davon gestern auch erst gegen 11.45 Uhr. Er sei überrascht und schwanke zwischen einerseits “Bewunderung für den Mut” des Papstes und andererseits “Bedauern” für diesen Schritt, erklärte Schönborn. Und mutig ist das Bekenntnis zur eigenen (Alters-)Schwäche allemal.

Eines ist sicher: Papst Benedikt XVI. wird mit diesem einmaligen Akt in die Kirchengeschichte eingehen. Und neben einem neu zu wählenden Papst (Konklave voraussichtlich Mitte März) wird es dann für einige Zeit einen “ex”-Papst und einen neuen Nachfolger Petri am Papststuhl geben, ein Gedanke, der Kardinal Schönborn äußerst sympathisch ist, habe er es doch seinerzeit auch sehr geschätzt, mit seinem Vorvorgänger Kardinal König immer wieder Gespräche zu führen, so der Kardinal gestern.

Auf meine Frage an Schönborn am Rande der Pressekonferenz, ob nach diesem Rücktritt Benedikt XVI. bei der Wahl seines Nachfolgers mitbestimmen könne, reagierte dieser sinngemäß, dass Benedikt als 85-Jähriger schon rein rechtlich (Altersgrenze beträgt 80 Jahre) nicht mehr am Konklave teilnehmen kann. Diese meine Frage könnte nämlich auch neben den vom Papst selbst angegebenen gesundheitlichen Gründen mit eine Rolle bei seiner Entscheidung gespielt haben: Noch nie vorher war ein noch lebender Papst durch seine bloße Existenz so prägend (wenn auch nicht in der Sixtinischen Kapelle, jedoch eben als ex-Papst) für die Wahl seines Nachfolgers, was durchaus auch Bestandteil seiner zutiefst empfundenen Verantwortung für die Kirche Jesu Christi sein könnte. Ein konkretes Kirchengesetz im Konklave hat sogar er persönlich noch abgeändert: Seither muss der Papst in jedem Fall über eine Zweidrittelmehrheit im Kardinalskollegium verfügen. Kommt diese nicht zustände, muss nun so lange gewählt werden, bis sie zustande kommt. Damit soll eine tatsächlich breite Mehrheit und Loyalität für den neuen Papst gewährleistet werden.

Nicht beeindruckt hingegen bin ich über die Aussagen von Pfarrerinitiative-Chef Helmut Schüller, der spekulierte, dass es ein “Putsch der Konservativen” gewesen sein könnte, der den Papst zum Rücktritt gezwungen habe. Dafür, dass Schüller niemals einen Hehl gemacht hat, dass er Ratzinger nicht für reformorientiert hält, klingt die jetzige Aussage doch zumindest zynisch. Vor allem: Eines kann man (entgegen manchen so genannten “Vatikan-Experten”) Benedikt XVI. garantiert nicht vorwerfen: Mangelnde Charakterstärke und Durchsetzungsvermögen: dies wäre eine großes Unrecht dem großen Theologen und Philosophen gegenüber: Wohl niemand vor ihm hatte soviele auch kircheninterne Probleme (VatiLeaks, Missbrauchsfälle, …) zu meistern wie er, und er erwies sich jederzeit als starke Führungspersönlichkeit.

Und auch wenn es Machtkämpfe und Intrigen außerhalb und innerhalb des Vatikans geben mag (was zwar allzu menschlich, aber keineswegs kirchlich und erst recht nicht im Sinne Jesu Christi, des Stifters der Kirche wäre): Wegbegleiter Benedikts wie eben der Wiener Erzbischof sind felsenfest davon überzeugt, dass der Papst seinen Rücktritt aus tiefster Überzeugung freiwillig gewählt hat: Die Freiwilligkeit der Handlung ist zur Gültigkeit ja auch notwendig, wie im Kirchenrecht, im Codex Iuris Caninici (CIC) wörtlich zu lesen ist: “Falls der Papst auf sein Amt verzichten sollte, ist zur Gültigkeit verlangt, dass der Verzicht frei geschieht und hinreichend kundgemacht, nicht jedoch, dass er von irgendwem angenommen wird.” (Can. 332 §2)

Und was den neuen Papst betrifft: Ja, es wäre sinnvoll (wenn auch nicht notwendig), wen zum Papst zu wählen, der nicht aus Europa kommt, sondern beispielsweise aus Südamerika. Benedikts Vorgänger, Papst Johannes Paul II. wurde verdientermaßen seliggesprochen: er hat prophetisch die katholische Kirche durch seine zahlreichen Pastoralreisen, den Selig-und Heiligsprechungen und den anschließenden zahlreichen Bischofs- und Kardinalsernnennungen weltweit zu dem gemacht, was sie im Grunde immer schon war: Weltkirche. Weltkirche zu sein und noch mehr zu werden, wird auch ihre künftige Aufgabe sein: Diener aller Menschen aller Hautfarben und Rassen weltweit im Dienste Jesu Christi zu sein. Und wer auch immer der neue Papst sein mag: sicher wäre jetzt auch wieder mehr ein Seelsorger als Papst sinnvoll. Wichtiger sind jedoch die Hoffnung und das Vertrauen, dass die 118 Kardinäle, die sich Mitte März im Vatikan zur Papstwahl versammeln werden, fernab von jedem Taktieren, von Machtspielchen und von Eigeninteressen nur den Willen Gotten für seine Kirche suchen und entsprechend handeln: zur größeren Ehre Gottes und zum Segen der Kirche und der gesamten Menschheit.

 

Und hier ist die Rede von Papst Benedikt XVI. zu seinem Amtsverzicht an die zu einem Konsistorium in Rom versammelten Kardinäle in der offiziellen deutschen Übersetzung des Vatikan im Wortlaut:

“Liebe Mitbrüder!

Ich habe euch zu diesem Konsistorium nicht nur wegen drei Heiligsprechungen zusammengerufen, sondern auch um euch eine Entscheidung von großer Wichtigkeit für das Leben der Kirche mitzuteilen. Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des
vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben.

Ich bin mir sehr bewusst, dass dieser Dienst wegen seines geistlichen Wesens nicht nur durch Taten und Worte ausgeübt werden darf, sondern nicht weniger durch Leiden und durch Gebet. Aber die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind, hin- und
hergeworfen. Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Körpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen.

Im Bewusstsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten, so dass ab dem 28. Februar 2013, um 20 Uhr, der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus, vakant sein wird und von denen, in deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur Wahl des neuen Papstes zusammengerufen werden muss.

Liebe Mitbrüder, ich danke euch von ganzem Herzen für alle Liebe und Arbeit, womit ihr mit mir die Last meines Amtes getragen habt, und ich bitte euch um Verzeihung für alle meine Fehler. Nun wollen wir die Heilige Kirche der Sorge des höchsten Hirten, unseres Herrn Jesus Christus, anempfehlen. Und bitten wir seine heilige Mutter Maria, damit sie den Kardinälen bei der Wahl des neuen Papstes mit ihrer mütterlichen Güte beistehe. Was mich selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft der Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen.”

 

Und hier ist die schriftliche Stellungnahme des Wiener Erzbischofs Kardinal Christoph Schönborn und Vorsitzenden der österreichischen Bischofskonferenz zum Amtsverzicht im Wortlaut:

“Der Rücktritt Papst Benedikt XVI. ist ein welthistorisches Ereignis. Es ist ein Augenblick, an dem die ganze, über eine Milliarde Menschen zählende katholische Welt, den Atem anhält und zugleich im dankbaren Gebet mit dem 265. Nachfolger Petri verbunden ist. Und nicht nur wir Katholiken, auch viele andere Christen und Nichtchristen. Ich danke etwa dem Vorsitzenden des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, dem rumänisch-orthodoxen Bischofsvikar Nicolae Dura, der in einer ersten Stellungnahme die „zutiefst christliche Haltung“ des Papstes gewürdigt hat. Es ist ein Moment, in dem die Kirche ihren Blick sowohl in die Vergangenheit wie auch in die Zukunft richtet und sich dabei in der Güte dessen geborgen weiß, der nach dem christlichen Glauben die Kirche leitet – Jesus Christus.

Seit über 700 Jahren, seit Cölestin V. im Jahr 1294, ist es zum ersten Mal wieder der Fall, dass ein Papst zurücktritt. Der Schritt Benedikts XVI. ist zugleich demütig und groß. Er entspricht der Persönlichkeit dieses Menschen, der mit seiner Bescheidenheit und Gewissenhaftigkeit immer wieder beeindruckt hat.

Über dem Pontifikat Benedikts, ja schon über seinem Wirken davor, könnte als Leitmotiv stehen: Sammlung, Besinnung auf das Wesentliche. Benedikt XVI. war schon als Theologe immer einer, der das Innerste des christlichen Glaubens erschließen wollte, der das Wesentliche von den bloßen Zeitumständen trennen wollte, und der in dieser Konzentration auf den Kern des Evangeliums völlig vorbehaltlos und ohne Scheu auf andere Konfessionen, Religionen und auch der modernen, säkularen Gesellschaft zugehen konnte. Er ist ein Brückenbauer im Bewusstsein, dass man weite Bögen nur auf festen Pfeilern bauen kann.

Heute ist genau diese Auseinandersetzung um das Wesentliche in der katholischen Kirche in vielfältiger Weise präsent. In Europa etwa sucht die Kirche ein neues Verhältnis zur Gesellschaft. In vielen Ländern Asiens und Afrikas erlebt sie zugleich einen ungeheuren Aufbruch. Hier gilt es Weichen zu stellen, und Benedikt hat nun klar gemacht, dass dies Aufgabe für einen Papst im Vollbesitz seiner Kräfte sein muss.

Benedikt XVI. ist ein großer Freund Österreichs, wie sich besonders bei seinem Besuch 2007 gezeigt hat. Das Motto dieser Pilgerreise, „Auf Christus schauen“ ist auch der bleibende Auftrag für die ganze Kirche. Noch bei einem Gespräch am vergangenen Donnerstag war er – wie immer – bestens informiert über die Situation in Österreich und voller Wohlwollen.

Das bleibende Motto seines Pontifikats ist wohl der Titel seiner ersten Enzyklika „Deus Caritas Est“ – „Gott ist die Liebe“. Das ist Auftrag und Zukunft der Kirche.”

 

Und hier noch die Erklärung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zur Ankündigung des Rücktritts von Papst Benedikt XVI. im Wortlaut:

“Die Nachricht vom Rücktritt unseres Heiligen Vaters bewegt mich zutiefst. Papst Benedikt gibt aller Welt ein leuchtendes Beispiel wirklichen Verantwortungsbewusstseins und lebendiger Liebe zur Kirche. Christus hat ihm durch die Kardinäle das Petrusamt anvertraut. In der Stunde, in der seine Kräfte zu gering werden, um der Kirche den erforderlichen Dienst zu erweisen, legt er dieses Amt zurück in Gottes Entscheiden. Es ist eine große menschliche und religiöse Geste. Wir deutschen Bischöfe danken dem Heiligen Vater für seinen Dienst auf dem Stuhl Petri und sind erfüllt von großem Respekt und von Bewunderung für seine Entscheidung.

Wer Papst Benedikt in den zurückliegenden Jahren persönlich erleben durfte und seine Botschaft aufmerksam aufnahm, der spürte deutlich, worin er seinen wichtigsten Dienst sieht und worum es ihm zuerst und im Innersten geht: um Gott und damit um den Menschen. Kurz und prägnant kommt dies im Leitwort zum Ausdruck, dass er für seine Apostolische Reise nach Deutschland im September 2011 wählte: „Wo Gott ist, da ist Zukunft!“

Papst Benedikt ist ein großer Lehrer unserer Kirche. Dabei hat Joseph Ratzinger ein bleibendes Anliegen, das sich gleichsam wie ein roter Faden durch sein Leben und Wirken zieht. Er will Glaube und Vernunft miteinander versöhnen. Ja, Papst Benedikt ist in vielerlei Hinsicht ein Pontifex: Er wollte Brücken bauen zwischen Glaube und Vernunft, Brücken hin zu Gott, Brücken zwischen Konfessionen und Religionen, um so dem Frieden der Welt den Weg zu bereiten und dem Reich Gottes Wachstum zu schenken.

Papst Benedikt ist ein überzeugter und überzeugender Hirte seiner Kirche. Um was er bei seinem Gebet an der Mariensäule in München im Jahr 2006 die Gottesmutter für alle Gläubigen bat, das zeichnete ihn aus: „Hilf uns, geduldig und demütig zu werden, aber auch frei und mutig“.

Das Bild des Hirten hat ihn als Papst geprägt. Unvergessen sind seine drei Besuche bei uns in Deutschland: anlässlich des XX. Weltjugendtages 2005 in Köln und ein Jahr später in seiner bayerischen Heimat. Im September 2011 kam er zu einem offiziellen Besuch: Berlin, Erfurt, das Eichsfeld und Freiburg bleiben unvergessliche Momente einer Pilgerreise, die die Kirche in Deutschland tief berührt hat. Wir sehen dankbar Bilder vor uns, wie er Menschen segnet, Kinder umarmt, sich seinen Gesprächspartnern zuwendet und in der großen Gemeinschaft des Glaubens Liturgie feiert. Der Hirte seiner Herde ist demütig im Auftritt, authentisch im Zeugnis und überzeugend in den Worten, die er wählt.

Die Religionen haben den Papst gehört, die Politik hat ihn um seine Meinung gebeten. Nicht zuletzt seine drei Enzykliken sind der deutlichste Garant dafür, worum es dem Papst ging: Eine gerechte, solidarische und friedliche Welt, die sich ihrer Verantwortung vor Gott und den Menschen stellt. Gerade in seiner Enzyklika „Caritas in veritate“ hat uns der Heilige Vater eine Magna Charta einer gelingenden Globalisierung hinterlassen, die sich um sozialen Ausgleich und die Bewahrung der Schöpfung mit aller Kraft bemüht.

Die Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz sind Papst Benedikt zutiefst dankbar für sein Wirken und sein unermüdliches Engagement. Der deutsche Papst wird nun das Ruder der Kirche weitergeben. Er wird uns fehlen. Aber es wird viel von ihm bleiben, denn Theologie und Kirche hat er nachhaltig geprägt, als Brückenbauer, als Hirte seiner Herde, als Wissenschaftler und Lehrer. Wir wissen, dass er seine Lebenskraft weiterhin in den Dienst der Menschen stellen wird. Wir wünschen ihm dazu die nötigen Kräfte und empfehlen ihn dem Segen Gottes, in dem er geborgen ist. Die Deutsche Bischofskonferenz wird im Gebet in besonderer Weise den Heiligen Vater begleiten.”

 

Weitere Stellungnahmen zum Amtsverzicht von Bendikt XVI.:

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (Wortlaut)

Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck (Wortlaut)

Internationale Stellungnahmen gesammelt von Radio Vatikan

Dienstag, 5. Februar 2013, von Elmar Leimgruber

Heino: Wenn eine Schlager-Legende mit Rocksongs punktet


Mit volkstümlichen Hits wie “Blau blüht der Enzian”, “Die schwarze Barbara” oder “Schwarz-braun ist die Haselnuss” wurde Heino bekannt (wer im deutschsprachigen Raum kennt nicht zumindest seinen Namen?). Schon vor vielen Jahren coverte er unter anderem “Sierra Madre” von Ronny oder “Griechischer Wein” von Udo Jürgens. Seine aktuelle CD “Mit freundlichen Grüßen” aber stellt alles Bisherige -nicht nur musikalisch- in den Schatten: Seine Stimme ist nach wie vor großartig und selbst die Musik-Arrangements sind alles andere als kitschig oder geschmacklos.

Mit dem “Verbotenen Album”, auf dem er Rock-, Pop- und Hip Hop-Hits  unter anderem von Rammstein, Herbert Grönemeyer, Nena, Peter Fox, den Fantastischen Vier (Fanta4), den Sportfreunden Stiller, Oomph, Clueso, Westernhagen, und den Ärzten (“Junge” in der Heino-Version ist ganz besonders empfehlenswert) covert, stellt er einen deutschen Download-Rekord auf: Kein Wunder auch: der im Vorfeld vor allem über die “Bild”-Zeitung wohl inszenierte “Skandal”  musste zwangsläufig zum Erfolg führen: So sieht geniales Marketing aus. Und eines ist sicher: Heino ist wieder da!

Der Schlagerstar veröffentlichte am Freitag sein neues Album und erobert jetzt “Mit freundlichen Grüßen” den ersten Platz der offiziellen Download-Trend-Charts von media control. Doch die Spitzenposition reicht dem Kultsänger noch lange nicht. Mit 74 Jahren legt er hierzulande gleich einen neuen Digitalrekord hin: Noch nie wurde ein Album eines deutschen Künstlers in den ersten drei Tagen so häufig legal heruntergeladen wie seine neue Scheibe. Im internationalen Vergleich waren einzig Coldplay mit “Mylo Xyloto” (2011) zum Start noch erfolgreicher. Insgesamt setzte “Mit freundlichen Grüßen” zwischen Freitag und Sonntag mehr Einheiten ab als die Positionen zwei bis 25 zusammengerechnet.

Drei Heino-Songs schaffen zusätzlich den Sprung unter die erfolgreichsten 100 Download-Tracks der letzten Tage. Das Ärzte-Cover “Junge” rangiert auf der 25, während “Sonne” (im Original von Rammstein) auf 89 und “Haus am See” (ursprünglich von Peter Fox) auf 99 unterkommen. Die Download-Trends basieren auf den Verkaufsmeldungen sämtlicher großen Download-Händler in Deutschland. Die Marktabdeckung liegt bei repräsentativen 96 Prozent.

Und hier können Sie in jeden Song des neuen Albums “Mit freundlichen Grüßen” von Heino und in die jeweiligen Originalsongs kostenlos reinhören: Viel Vergnügen damit:-)

Sonntag, 3. Februar 2013, von Elmar Leimgruber

Goldene Kamera 2013 für Didi, Joe Cocker und Al Pacino


Goldene Kamera von Hörzu    Foto: Goldene KameraCharly Hübner, Claudia Michelsen, Claus Kleber, Max von der Groeben, Unheilig, Lang Lang, Clive Owen und Sigourney Weaver wurden am 2. Februar 2013 im Berliner Axel-Springer-Haus mit der 48. Goldenen Kamera von Hörzu ausgezeichnet. Zudem erhielten Joe Cocker, Al Pacino und Didi (Dieter Hallervorden) die begehrte Trophäe für ihr Lebenswerk. Hape Kerkeling moderierte die live im ZDF übertragene Gala-Veranstaltung:

Alle Preisträger 2013 in der Übersicht:

Bester deutscher Fernsehfilm: “Das Ende einer Nacht” (ZDF) Laudatio: Hape Kerkeling

Beste deutsche Schauspielerin: Claudia Michelsen Laudatio: Anna Loos und Jan Josef Liefers

Bester deutscher Schauspieler: Charly Hübner Laudatio: Anna Loos und Jan Josef Liefers

Beste Information: Claus Kleber Laudatio: Sabine Christiansen

HÖRZU Leserwahl “Beste Unterhaltungsshow”: “Wetten, dass..?” (ZDF) Laudatio: Christian Hellmann

HÖRZU Nachwuchspreis: Max von der Groeben Laudatio: Hape Kerkeling


Beste Musik National: Unheilig (Auftritt mit dem Song “Stark”) Laudatio: Helene Fischer


Beste Musik International: Lang Lang (Auftritt mit der Etude Op. 25, Nr. 1 von Chopin und dem chinesischen Neujahrslied “Gong Xi, Gong Xi”) Laudatio: Markus Lanz

Beste Schauspielerin International: Sigourney Weaver Laudatio: Heino Ferch

Bester Schauspieler International: Clive Owen Laudatio: Axel Milberg

Lebenswerk International: Al Pacino Laudatio: Thomas Kretschmann

Lebenswerk Musik: Joe Cocker (Auftritt mit dem Song “I Come In Peace” und im Duett mit Jennifer Warnes “Up Where We Belong”) Laudatio: David Garrett

Lebenswerk: Dieter Hallervorden Laudatio: Hans-Dietrich Genscher

Freitag, 25. Januar 2013, von Elmar Leimgruber

Urheberrecht und Populismus: Streit um Festplattenabgabe

Die Streit um die so genannte Festplattenabgabe in Österreich eskaliert: Während die “Plattform für ein modernes Urheberrecht” feiert, dass die Elektro-Riesen Media Markt, Saturn und DiTech neu mit an Bord sind, ortet die IG Autoren zusammen mit anderen Verbänden billigen Populismus und wirft ihren Gegnern Panikmache und Falschinformation vor: “Das Urheberrecht eignet sich gut für Populismus und dazu, Leistungen zu verschenken, die einem nicht gehören,” betont die IG Autoren. Die Preisgestaltung habe sichtlich primär nichts mit der Festplattenabgabe zu tun:

“Der Handel hebt seit 2010 eine Urheberrechtsabgabe auf Festplatten ein, führt diese aber nicht an die Rechteinhaber ab.” Die Verkäufe und Beschäftigungszahlen seien deswegen nicht gesunken. Und auch in Deutschland, wo die Festplattenabgabe seit Jahren existiere, sei weder der Markt zusammengebrochen, noch gebe es höhere Endpreise als in Österreich. Und auch in Österreich verdienten die großen erwähnten Handelsriesen immer mehr, sie lebten auf Kosten der Autoren, während diese nicht berücksichtigt würden, so die IG Autoren.

“Das private Kopieren ist ein Hauptmotiv zum Kauf neuer Geräte und sichert deren Nachfrage. Ohne urheberrechtlich geschützten Content gäbe es keinen Bedarf an Geräten mit (hunderten) Gigabyte bzw. Terabyte – wie sie heute der Normalfall sind – und keine ständigen Umsatzsteigerungen und Gewinne im Elektrohandel.” Die Festplattenabgabe sei nur die pauschale Abgeltung der Privatkopie.

Für Konsumenten ist es “nicht einzusehen, dass man doppelt und dreifach belastet wird, indem man etwa legal erworbene und bezahlte Werke, etwa über Downloadplattformen wie i-Tunes kauft, herunterladet und dann noch für die notwendige Speicherung auf der Festplatte und einem Sicherungsmedium zusätzlich zur Kassa gebeten wird,” lautet hingegen der Standpunkt der Arbeiterkammer (AK) hierzu:

„Eine schlechte Methode zu prolongieren und immer neue Abgaben auf Speichermedien und Geräte zu fordern ist keine Antwort auf die Herausforderungen an ein modernes Urheberrecht. Es geht aber darum, dass es für alle Beteiligten zu einer akzeptablen Lösung kommen muss. Es muss jedenfalls mehr Transparenz und Klarheit geben. Dazu gehört auch, dass jede Art von Vergütungsmodellen von einer unabhängigen Instanz festgelegt und nicht von den Verwertungsgesellschaften autonom bestimmt werden können“, fordert Silvia Angelo, Leiterin der Abteilung Wirtschaftspolitik in der AK Wien, eine grundlegende Reform des Urheberrechts.

IG Autoren dazu: “Niemand zahlt bei der Festplattenabgabe “doppelt”. Das gekaufte Originalwerk ist nicht betroffen, hingegen jede Kopie vom Original. Diese Privatkopien sind zulässig, weil eben Gegenstand der pauschalen Vergütung. Entgeltliche Downloads auf Computern sind bereits in der Tarifhöhe berücksichtigt.” Und auch die von Wirtschaft und Handel vorgelegten Zahlen stimmten nicht: Der vereinbarte Preis pro Festplatte betrage 15 Euro (und nicht 30 Euro) und es sei mit Gesamteinnahmen von bis zu 10 Mio. und nicht mit 50 Mio. zu rechnen. Die IG Autoren wolle Gespräche mit Wirtschaftskammer und Handel, um “über zukunftsfähige Konzepte für eine Abgeltung des privaten Kopierens” zu verhandeln, diese Gespräche aber würden verweigert.

Und die eingegangenen Gelder gingen auch nicht ins Ausland und an Großkonzerne: “Gerade von der pauschalen Vergütung für die private Kopie profitieren junge österreichische Kunstschaffende. Aus 50 Prozent der Einnahmen der Leerkassettenvergütung werden Stipendien vergeben, soziale Notfälle finanziert, Nischenproduktionen gefördert oder Alterversorgungen für jene bezahlt, die sonst keine Versorgung und Unterstützung haben. Der Rest geht an die Kunstschaffenden als Urheber”, verspricht die IG Autoren. Die Festplattenabgabe diene zudem der Existenzsicherung der österreichischen Verlage mit rund 10.000 Beschäftigten. Dazu kommen 20.000 österreichische Autoren, Schriftsteller, Drehbuchautoren, Kabarettisten, Journalisten oder Wissenschaftler.

Der durchschnittliche Verwaltungsaufwand der österreichischen Verwertungsgesellschaften betrage zudem nur 11 Prozent: sie zählen zu den staatlich bestkontrollierten Einrichtungen in Österreich. 16.000 Mitglieder hat die Literar-Mechana, 18.000 Mitglieder haben die AKM und die austro mechana, 16.000 Mitglieder die Leistungsschutzgesellschaft LSG, 2.500 Mitglieder die Verwertungsgesellschaft Filmschaffende VDFS, ebenso wie die Verwertungsgesellschaft der Fotografen und Bildenden Künstler VBK.

Die Grundsatzerklärung der IG Autoren, welche hier abrufbar ist, stammt von den folgenden Verbänden der österreichischen Text-, Literatur- und Buchbranche : ARGE Österreichische Privatverlage, drehbuchFORUM Wien, Grazer Autorinnen Autorenversammlung, IG Autorinnen Autoren, IG Übersetzerinnen Übersetzer, KulturGewerkschaft GdG-KMSfB, Literar-Mechana, LVG-Literarische Vereinigung zur Wahrung der Urheberrechte, Musiker-Komponisten-AutorenGilde, Musikverleger Union Österreich, Österreichischer Schriftsteller/innenverband, Österreichischer Verlegerverband PEN-Club Österreich, Presseclub Concordia, Verband Dramatikerinnen Dramatiker, Verband der Bühnenverleger Österreichs. Und die Arbeiterkammer bietet hier einen Ratgeber zum Thema “geistiges Eigentum und Verbraucherschutz” im kostenlosen Download

Donnerstag, 24. Januar 2013, von Elmar Leimgruber

Österreichischer Filmpreis 2013 für Ulrich Seidl


Ulrich Seidl ist der große Gewinner des diesjährigen Österreichischen Filmpreises: “Paradies: Liebe” (Teil eins seiner Paradies-Trilogie) wurde gleich dreimal: als bester Film, Seidl als bester Regisseur und Margarethe Tiesel als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Drei Statuetten (von Valie Export) erhielt auch Florian Flicker für seinen Film “Grenzgänger”, darunter für das beste Drehbuch. Als bester Schauspieler wurde Karl Merkatz in “Anfang 80″ geehrt.

Der 3. Österreichische Filmpreis wurde gestern (23. Jänner 2013)  zum ersten Mal in 14 Kategorien vergeben. Neu ist die Kategorie „Bester Kurzfilm“. Die kurzweilige Verleihung fand heuer erstmals im Festsaal des Wiener Rathauses statt. Regisseur, Schauspieler und Kabarettist Rupert Henning führte durch den Abend. Ursula Strauss und Thomas Schubert, Preisträger aus dem vorangegangenen Jahr, übergaben die Preisskulpturen.

Der Österreichische Filmpreis wurde von der Akademie des Österreichischen Films, dessen Präsidenten Barbara Albert und Karl Markovics sind, ins Leben gerufen. Der Film “Atmen” von Markovics, der 2012 in gleich 6 Kategorien (darunter: Bester Film und Beste Regie) ausgezeichnet wurde, wird am 24. Jänner im Rahmen der “Langen Nacht des österreichischen Films” um 20.15 Uhr auf ORF 1 ausgestrahlt. Der österreichische Filmpreis zeichnet herausragende Leistungen des voran gegangenen österreichischen Filmjahres aus und wird nunmehr in 14 Kategorien verliehen.

Österreichischer Filmpreis 2013: Die Preisträger im Detail:

Österreichischer Filmpreis: Statuette von Valie Export. Foto: eSelBESTER SPIELFILM
Paradies: Liebe P: Ulrich Seidl
R: Ulrich Seidl
BESTER DOKUMENTARFILM
Der Prozess P: Michael Seeber, Gerald Igor Hauzenberger
R: Gerald Igor Hauzenberger
BESTER KURZFILM
Unser Lied  Catalina Molina
BESTE WEIBLICHE DARSTELLERIN
Margarethe Tiesel Paradies: Liebe
BESTER MÄNNLICHER DARSTELLER
Karl Merkatz Anfang 80
BESTE REGIE
Ulrich Seidl Paradies: Liebe
BESTES DREHBUCH
Florian Flicker Grenzgänger
BESTE KAMERA
Martin Gschlacht Grenzgänger
BESTES KOSTÜMBILD
Thomas Oláh Die Vermessung der Welt
BESTE MASKE
Monika Fischer-Vorauer, Michaela Oppl Die Vermessung der Welt
BESTE MUSIK
Eva Jantschitsch Grenzgänger
BESTER SCHNITT
Monika Willi Die Lebenden
BESTES SZENENBILD
Katrin Huber Kuma
BESTE TONGESTALTUNG
Nils Kirchhoff, Bernhard Maisch, Dieter Meyer More than Honey

Mittwoch, 23. Januar 2013, von Elmar Leimgruber

Arbeiterkammer (AK) gegen EU-Parlament: Grundversorgung muss in Öffentlicher Hand bleiben

Wasserversorgung und soziale Dienste müssen in Öffentlicher Hand bleiben. Auf diesem Standpunkt steht die österreichische Arbeiterkammer (AK) und kritisiert entsprechende Privatisierungspläne durch das EU-Parlament. „Der Privatisierung von öffentlichen Dienstleistungen darf nicht zugestimmt werden“, sagt AK Präsident Herbert Tumpel zur Abstimmung im Binnenmarktausschuss des EU-Parlaments am 24. Jänner über eine Richtlinie, mit der europaweite Regeln für die Vergabeverfahren von Dienstleistungskonzessionen geschaffen werden. Das Problem: Öffentliche Dienstleistungen sind im Entwurf nicht ausgenommen. Für die AK ebnet die Richtlinie dadurch den Weg zur Privatisierung der Grundversorgung.

In einem Schreiben an die EU-Abgeordneten im Ausschuss Binnenmarkt und Verbraucherschutz appellieren AK und ÖGB (Österreichischer Gwerkschaftsbund), gegen die von der Kommission vorgeschlagene Richtlinie zu stimmen. Die bisher von mehreren Fraktionen ausverhandelten Kompromisstexte gehen für die AK nicht weit genug. Sollte die Richtlinie nicht abgelehnt werden, müssten zumindest Daseinsvorsorge und soziale Dienstleistungen gänzlich ausgenommen werden.

In der Vergangenheit hat sich der Verkauf des ‚Tafelsilbers‘ meist als schlechtes Geschäft für Städte, Gemeinden und Bürgerinnen und Bürger herausgestellt, so Tumpel. Er spricht sich deshalb deutlich für die Ablehnung der Richtlinie aus. „Trinkwasser, Gesundheit und soziale Dienstleistungen: Bereiche wie diese müssen leistbar und flächendeckend zugänglich sein. Privatisierungen führen aber regelmäßig zu Qualitätsverschlechterungen, steigenden Preisen sowie Verschlechterungen im Arbeitsrecht und niedrigeren Einkommen.“

Zahlreiche Änderungsanträge von EU-Abgeordneten zeigen, dass der Kommissionsvorschlag bereits auf Widerstand stößt. Für die AK gehen die von mehreren Parlamentsfraktionen verhandelten Kompromisse aber nicht weit genug. Sollte die Richtlinie beschlossen werden, muss aus Sicht der AK mindestens dafür gesorgt werden, dass Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse gänzlich davon ausgenommen sind.

Das betrifft insbesondere die Bereiche Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, Abfallbeseitigung, Gesundheitswesen, soziale Dienstleistungen, soziale Sicherheit, Bildung, Bahn und öffentlichen Nahverkehr (Öffis), kommunale Dienstleistungen, Kultur und Kulturförderung sowie audiovisuelle Medien. Auch soziale Dienstleistungen wie Rettungs- und Krankentransportdienste und Dienstleistungen der Feuerwehren sollen zur Gänze vom Beschluss ausgeklammert werden, fordert die Arbeiterkammer.

Kritik übt die AK auch an der öffentlichen Auftragsvergabe. Hier sollen soziale, ökologische und qualitative Kriterien mehr Gewicht bekommen. Außerdem sollen nationale Arbeits-, Sozial- und Kollektivvertragsvorschriften eingehalten werden. Gefordert wird auch eine Beschränkung der Subunternehmerkette: Der Brief an die EU-Abgeordneten von AK und ÖGB steht hier als Download zur Verfügung.

Donnerstag, 17. Januar 2013, von Elmar Leimgruber

Deutschland: 100 Mio. legale Musikdownloads 2012

Mehr als 100 Millionen legale Musikdownloads gabs im Jahre 2012 in Deutschland: Wie der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) und media control mitteilen, kletterte die Anzahl der Musikdownloads von rund 94 Millionen im Jahr 2011 auf knapp 115 Millionen legal heruntergeladene Songs und Alben im Jahr 2012. Dies entspricht einem Anstieg um 22,4 Prozent.

Die Zahl der Einzeltrack-Downloads stieg im Jahresvergleich um 22,9 Prozent auf insgesamt 97 Millionen Songs an. Bei den Alben-Downloads, mit denen rund 55 Prozent der Downloadumsätze generiert werden, konnte ein Anstieg um 20,6 Prozent auf 16 Millionen verzeichnet werden. Single-Bundles, darunter z.B. Maxi-Singles, machten im Übrigen zusätzlich 1,5 Millionen Downloads in 2012 aus (+ 12,8 Prozent). Die gesamten Marktzahlen werden nach finaler Auswertung des physischen Geschäfts sowie des noch jungen Segments der Streaming-Dienste im Rahmen der Jahrespressekonferenz Ende März 2013 mitgeteilt.

Florian Drücke, Geschäftsführer des Bundesverbands Musikindustrie: “Musikdownloads stellen heute einen zentralen Pfeiler im Vertriebsportfolio von Musik dar und tragen maßgeblich zur aktuellen Marktstabilisierung bei. Dass dabei das Album als Gesamtwerk eines Künstlers bzw. einer Band nach wie vor die zentrale Rolle einnimmt, freut uns natürlich ganz besonders.” Der Erfolg des legalen Downloads sei auch dem Engagement der Online-Anbieter zu verdanken, die in den letzten zehn Jahren im Schulterschluss mit den Musikfirmen trotz eines gestörten Markts im Internet in die Attraktivität und Nutzerfreundlichkeit der Plattformen investiert hätten:

“Die erfreulichen Download-Zahlen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass das legale Musikangebot im Netz nach wie vor mit massenhaften illegalen Gratisangeboten konkurrieren muss. Hier liegt auch im Jahr 2013 die größte Wachstumsbremse für die weitere Entwicklung des legalen Musikmarkts im Internet und damit auch die zentrale Herausforderung für alle, die am legalen Vertrieb kreativer Inhalte partizipieren.”

Ulrike Altig, Geschäftsführerin media control: “Ob Michel Telós “Ai Se Eu Te Pego”, Cros “Raop” oder Rihannas “Diamonds”: 2012 war ein Jahr voller Download-Rekorde. Aber nicht nur Popveröffentlichungen, sondern auch TV-Compilations, Klassikprodukte und Musik aus dem Kinderbereich verzeichneten digital große Zuwächse. Wir sind gespannt, welche Chartbreaker uns dieses Jahr erwarten.”

 

 

Montag, 7. Januar 2013, von Elmar Leimgruber

Papst fordert von Bischöfen “Mut zum Widerspruch”


Bischöfe müssen “Mut zum Widerspruch” gegen den herrschenden Zeitgeist haben. Dies erklärte Papst Benedikt XVI. am 6. Jänner 2013 bei der Weihe von vier neuen Vatikanpriestern zu Bischöfen. Wer den Glauben lebe und verkünde, stehe in vielen Punkten “quer zu den herrschenden Meinungen”.

Papst Benedikt XVI. hat am Sonntag im Petersdom einen dreistündigen Gottesdienst zum Dreikönigsfest (Epiphanie) geleitet und dabei neben drei anderen auch den päpstlichen Privatsekretär Georg Gänswein zum Bischof geweiht. Er wurde Erzbischof des Titularerzbistums Urbisaglia 160 Kilometer nördlich von Rom.Gerade angesichts einer verbreiteten “höchst intoleranten” Skepsis gegenüber allen religiösen Wahrheitsansprüchen sei eine solche Standhaftigkeit besonders vordringlich. Die Zustimmung der herrschenden Meinungen dürfe nicht zum obersten Maßstab werden. Bischöfe müssten tapfer sein und damit rechnen, dass sie für ihr Festhalten an der Wahrheit “immer wieder auf moderne Weise verprügelt werden”.

Ein tapferes Auftreten der Bischöfe bedeute nicht, dass sie “Dreinschlagen” oder aggressiv Auftreten sollten, hob Benedikt XVI. hervor. Die wahre Tapferkeit bestehe vielmehr “im Sich-schlagen-Lassen und im Standhalten gegenüber den Maßstäben der herrschenden Meinungen”. Ein Bischof dürfe auch nicht provozieren. Er müsse die Menschen in die “Freude der Wahrheit” einladen.

Zugleich hob Benedikt XVI. hervor, dass das Bischofsamt mehr als ein bloßer “Job” sei. “Ein Bischof muss ein Mensch sein, dem die Menschen am Herzen liegen, den das Geschick der Menschen bewegt.” Dies sei nur möglich, wenn er von der “Unruhe Gottes” für den Menschen ergriffen sei, so der Papst.

Freitag, 21. Dezember 2012, von Elmar Leimgruber

Friedensreich Hundertwasser lebt im Wiener Pygamalion Theater – Musical-Kritik

“Hundertwasser” Martin Ganthaller mit seiner “Muse” Hiroko Takeuchi

Es gibt so ganz besondere Menschen: Wenn die eine Bühne betreten, fühlt man sich als Zuschauer einfach rundum wohl: so ein Mensch, ich möchte fast sagen, eine Legende ist Helmuth Seufert. Er hat in seinem Leben schon in zahlreichen Operetten und Theaterstücken gespielt, darunter in “My Fair Lady” und den Kaiser Franz Joseph im “Weißen Rössl”. Diesen großartigen Schauspieler und Mensch live zu sehen, sollte sich niemand entgehen lassen und die Chance hat man jetzt für kurze Zeit (noch bis 5. Jänner 2013): Die meines Erachtens wichtigste Rolle seines Lebens (ohne Näheres darüber verraten zu wollen) spielt Seufert aktuell (Premiere war gestern Donnerstag, 20.12.2012) im Wiener Pygmalion Theater als “Saubermacher” im Musical “Hundertwasser: The Play of Songs” von Roland Baumgartner:

“Saubermacher” Helmuth Seufert

Dieses Musical war 2005 zwar schon in Wien visavis vom Hundertwasser-Haus vertreten, aber damals noch als reine Multimedia-Produktion. Heute im Pygmalion-Theater unter der Regie von Hausherr Geirun Tino ist das Musical erstmals live zu erleben: Die heutige Inszenierung ist zwar “einfach”, aber gerade deswegen nach einer anfänglichen Ratlosigkeit einfach gelungen: Die Menschen der Zukunft leben beherrscht von Computern und -da ohne Natur, Pflanzen und Bäume- fernab jeglichen Lebens. Nur ein Baum, noch dazu ein sprechender (Helmuth Seufert) hat überlebt und berichtet über die Geschichte, über längst vergangene Zeiten und über einen Visionär: Friedensreich Hundertwasser.Ganz herausragend im Ensemble dieses Musicals sind neben Seufert vor allem der gebürtige Südtiroler Martin Ganthaler und die Münchenerin Micaela di Catalano. Di Catalano hat eine so außergewöhnliche, klare und kraftvolle Opernstimme, dass man in Zukunft sicher noch oft von ihr hören und über sie schreiben wird: ihr steht wohl eine große Zukunft als Sängerin bevor.

Und Ganthaler ist einfach der ideale Hundertwasser: jung, energiegeladen, optimistisch, lebendig und mit Ausstrahlung. Und zudem ist Ganthaller nicht nur schauspielerisch großartig, sondern auch als Sänger: Auch für ihn hat eine große musikalische Zukunft soeben im Pygmalion Theater begonnen.

Aber was wäre Hundertwasser, ein großer Künstler, ohne seine Muse, hier dargestellt von der bildhübschen Asiatin Hiroko Takeuchi und von einer zweiten Muse -diesmal an der Panflöte- Andreea Chira. Und Jenny Bell, die 2005 in der Videoproduktion des Musicals den Finalsong “He is a friend” sang, wird in der aktuellen Produktion ein Denkmal gesetzt, indem der Song von ihr gesungen eingespielt wird.

Kurzum: es lohnt sich sehr, ein paar Stunden den Alltag zu verlassen und einzusteigen in eine scheinbar vollkommen fremde Welt, sich inspirieren zu lassen und sich zu sehnen nach der heilen Welt, nicht nach einer kitschigen volkstümlichen, sondern nach einer echten authentischen heilen Welt, wo Mensch und Natur in Harmonie miteinander leben. Diese Inspiration bietet das “Hundertwasser – The Play Of Songs”, das nun übrigens auch einige neue Songs enthält. Roland Baumgartner, der Autor und Komponist des Musicals, hat neben mystisch-verklärten Melodien auch richtige Ohrwürmer geschrieben, vor allem: “Aufwiedersehn”, “Tanzt mit den Farben”, “He is a Friend” und das Liebesduett “Gib mir die Farben”. Wer sich ispirieren lassen will, der möge das durch einen Besuch dieses Musicals tun.