Mit ‘Bildung’ getaggte Artikel

Mittwoch, 26. Januar 2011, von Elmar Leimgruber

Landesschulamt Wien will Lese-Tests – Schülervertretung skeptisch

Wiens Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl will die SOKO Lesen und Lesetests an Schulen

Eine Folge des katastrophalen PISA-Ergebnisses in Wien ist die Einsetzung der SOKO Lesen durch das Landesschulamt Wien, die am Dienstag im Rahmen der PISA-Wien-Konferenz vorgestellt wurde. “Um die Qualität der Schulen zu heben und die Schlüsselkomptetenzen unserer SchülerInnen zu verbessern,” sollen “umfassende Lesetests für die vierte und achte Schulstufe noch in diesem Schuljahr” eingeführt werden, erklärte Wiens Amtsführende Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl. Zudem soll das “Projekt LesepatInnen” forciert werden: Diese Erwachsenen, grossteils im Seniorenalter, kommen zur “Lesestunde”, die ein fixer Bestandteil des Stundenplans in Volksschulen ist und helfen den Kindern beim Lesen.

Landesschulsprecher Dominik Bertagnol (l.) und Rene Jellitsch (r.), Mitglieder der Wiener Schülervertretung

Die Wiener Landesschülervertretung  begrüsst zwar die Lesepatenschaft, findet aber die geplanten Lesetests “weniger sinnvoll,” reagierten die an der Konferenz teilnehmenden BMHS Landesschulsprecher Dominik Bertagnol und BS Landesschulsprecher Rene Jellitsch (sie bilden gemeinsam mit AHS-Schulsprecherin Daryl Chou und ihren Teams die offizieller Wiener Landesschülervertretung) auf Anfrage gegenüber redakteur.cc. Diese würde unnötig viel kosten und zudem abschreckend wirken. Nicht die von Unterrichtsministerin Claudia Schmied forcierte “Neue Mittelschule” sei die passende Antwort auf die schlechten PISA-Ergebnisse, sondern bereits in den Volkschulen müssten die Deutschlehrer dazu motiviert werden, mehr mit den Kindern zu lesen, regt Bertagnol an.

Grundsätzlich sollten das Mitspracherecht der Schüler gestärkt werden und auch das lange geforderte Lehrer-Feedback auch endlich in die Tat umgesetzt werden. Das Lehrer-Feedback sollte verpflichtend eingeführt werden und Schülern die Möglichkeit bieten, online anonymisiert ihre Lehrer zu beurteilen, so Bertagnol und Jellitsch übereinstimmend. Die PISA-Tests seien zwar grundsätzlich sinnvoll, aber sie sollten, beispielsweise in Form von Prämien für die beteiligten Schüler, reformiert werden, wünscht sich Bertagnol. Die 28 Prozent Risikogruppe müsste mehr gefördert werden und auch die PISA-Tests selbst müssten sowohl von Lehrern als auch von Schülern ernster genommen werden, ergänzte Jellitsch.

Das Wiener PISA-Konferenz-Präsidium: (v.l.n.r.) Sabine Oberhauser (ÖGB-Vizepräsidentin), Brigitte Jank (Wiens Wirtschaftskammer-Präsidentin), Günter Haider (Direktor BIFIE Institut; PISA), Susanne Brandsteidl (Präsidentin Stadtschulrat Wien), Georg Kapsch (Präsident Industriellenkammer Wien), Renate Lehner (Vizepräsidentin Arbeiterkammer Wien)

Weitere Beiträge zum Thema Bildung:

- Kommentar: Pisa und das österreichische Bildungssystem

- Info und Kommentar: Wirtschaftkammer: Lehrlingskandidaten sind unqualifiziert

- Kommentar: Österreichs Unternehmen sollen Universitäten mitfinanzieren

- Info: Studium als Chance für Nichtakademiker-Kinder

- Info: Highlights des Studentenspiegels 2010

- Info: Studiengebühren schrecken offenbar nicht ab

- Info und Kommentar: Freier Hochschulzugang oder Zugangsbeschränkungen

- Info und Kommentar: TU-Rektor fordert 10.000 Euro Studiengebühren jährlich

- Info: Österreich liest: Bildung durch Lesen

Dienstag, 28. Dezember 2010, von Elmar Leimgruber

Dreikönigsaktion 2011 zugunsten Guatemalas

In diesen Tagen bekommen wir wiederum Besuch von den Sternsingern.
Foto: Markus Leodolter

Als Caspar, Melchior und Balthasar setzen 85.000 Sternsingerinnen und Sternsinger der Katholischen Jungschar mit ihrem Engagement in Österreich ein kraftvolles Zeichen für weltweite Gerechtigkeit. Ob landlose Kleinbauern und -bäuerinnen in Guatemala, Straßenkinder in Indien, engagierte Kirche im Kampf um Gerechtigkeit auf den Philippinen – jedes der an die 500 Sternsingerprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika ist ein Baustein für eine gerechtere Welt! Die Heiligen Drei Könige folgen dem Stern, der eine Vision symbolisiert: Eine Welt ohne Hunger und Ausbeutung.

Die Sternsingeraktion 2011 der Katholischen Jungschar kämpft für das Recht jedes Menschen auf ein menschenwürdiges Leben – und jeder Euro in einer Sternsingerkassa ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg. Mit kräftiger Unterstützung durch die österreichische Bevölkerung spannen die Sternsinger ein Netz der Solidarität um den Globus. Ob Afrika, Asien oder Lateinamerika: In rund 500 engagierten Projekten wird das gesammelte Geld wirksam verwendet: Für Schulbildung, medizinische Versorgung, Nahrungssicherung, sauberes Trinkwasser und für die Stärkung der Menschenrechte.


Eines der rund 20 Länder, in dem Sternsingerspenden zum Einsatz kommen, ist Guatemala. Die Gewalt im Lande hat eine neue Dimension erreicht. Durchschnittlich kommen täglich 17 Menschen durch Gewaltverbrechen ums Leben, mehr als zur Zeit des Bürgerkriegs. In Guatemala leben 74% der Bevölkerung in Armut bzw. extremer Armut. Die nach wie vor extrem ungerechte Landverteilung in Guatemala ist ein wesentlicher Grund für zahlreiche Menschenrechtsverletzungen. Im Jahr 2000 besaßen 1,5% der Bevölkerung rund 2/3 des Landes.

Sie kämpfen gegen Armut und Ungerechtigkeit und ersuchen uns um Unterstützung
Foto: Markus Leodolter

Positive Entwicklung ist nachhaltig wirksam, wenn die Menschen vor Ort ihre Sache selbst in die Hand nehmen. Die notwendigen Voraussetzungen dazu sind Bildung – Lesen, Schreiben, Rechnen – und der Erwerb von relevantem Wissen über Landwirtschaft, Gesundheit, Ernährung sowie über ihre politischen Rechte. Das sind die Werkzeuge, die helfen, den Teufelskreis von Armut und Ausbeutung zu durchbrechen.

Die strategischen Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit der guatemaltekischen Projektpartner/innen der Dreikönigsaktion sind auf folgende Themen ausgerichtet: Gerechte Landverteilung, Gewaltprävention, Jugendarbeit, Arbeits- und Menschenrechte. Derzeit werden 15 Projekte in einem Gesamtausmaß von rund 280.000 Euro in Guatemala mit Hilfe von Sternsingerspenden finanziert – überwiegend mit kirchlichen Partnern.

Auftakt der diesjährigen Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar war am Montag der Besuch einer Sternsingergruppe aus der Pfarre Guntramsdorf bei Kardinal Christoph Schönborn. Bundespräsident Heinz Fischer wird die “Sternsinger” am 30. Dezember empfangen. Am 28. Dezember werden die “Heiligen Drei Könige” Bundeskanzler Werner Faymann im Bundeskanzleramt am Ballhausplatz besuchen, am 10. Jänner sind sie bei Vizekanzler Josef Pröll in der VP-Zentrale in der Lichtenfelsgasse zu Gast. Das Treffen mit Außenminister Michael Spinedelegger ist für 31. Dezember im Außenministerium am Minoritenplatz vorgesehen.

Dienstag, 7. Dezember 2010, von Elmar Leimgruber

Pisa und das österreichische Schulsystem

Einerseits spricht ja Einiges für die gemeinsame Mittelschule (Neue Mittelschule) aller Kinder in Österreich: So sind die Erfahrungen jener Länder, die ähnliche Schulsysteme haben, nicht immer negativ (in Südtirol beispielsweise gibts die Mittelschule für alle bereits seit 1962). Dies ist auch insofern verständlich, weil die meisten Zehnjährigen noch nicht in der Lage sind, einen Schultypus zu wählen, der für ihren möglichen Beruf eventuell relevant sein könnte. Natürlich ist es daher sinnvoll, die Kinder erst mit 14 vor diese Wahl zu stellen.

Nur -und da beginnen die eigentlichen Probleme-: Die Einführung der gemeinsamen Mittelschule hätte, wie in anderen Ländern auch, vor Jahrzehnten erfolgen müssen, und das System würde so mittlerweile vermutlich auch funktionieren. Inzwischen aber leidet Österreich  -und hier in besonderer Weise Wien- dank jahrelanger unverantwortlicher und leichtsinniger SPÖ-Förderung unter vielen (vor allem durch “Familienzusammenführungen” bedingt) Zuwanderern,  die nicht oder unzureichend die deutsche Sprache beherrschen. Dies musste in Folge natürlich vor allem in klassischen Wiener Zuwanderungsbezirken dafür sorgen, dass das Schulniveau drastisch sank. Und dies mag auch mit ein Grund sein, warum Österreich beim aktuellen PISA-Test im Lesen vom 16. auf dem 31. Platz von ingesamt 34 abstürzte.

Eine verpflichtende Zusammenlegung aber von Gymnasien in der Unterstufe mit Niedrig-Niveau-Hauptschule in eine “Neue Mittelschule” würde aber vermutlich eher das Gesamt-Niveau nach unten ziehen als umgekehrt, vor allem auch weil es vier mal so viele (!) Hauptschüler als Gymnasiasten gibt. Es würde also wohl das Gegenteil von dem eintreten, womit die rote Unterrichtsministerin wirbt: weitere Bildungsniveau-Senkung und nicht -Hebung.

Zudem waren sowohl die Idee der Mittelschule als auch der Ganztagsschule seit jeher in vielen betroffenen Ländern ideologisch tiefrot besetzt und hatten das vorrangige Ziel, Kinder möglichst früh dem Erziehungseinfluss der Eltern zu entziehen um sie unter staatlicher Obhut als treue Gefolgsleute von linkem Gedankengut heranzuzüchten und zu missbrauchen. Dies darf natürlich nicht passieren, genau so wie eine aufgezwungene allgemeine Verpflichtung für alle, die Neue Mittelschule und die Ganztagsschulen einzuführen, kontrapoduktive Geldverschwendung wäre. Der aktuelle Schulen-Kompetenzstreit zwischen Bund und (nicht SPÖ-regierten) Ländern in Österreich, hat wohl auch diesen ideologischen Hintergrund.

Die Folge des aktuellen niederschmetternden PISA-Ergebnisses wird jedoch für Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) wohl leider (anstatt über ideologiefreie Reformen nachzudenken) sein, ihre ideologischen sogenannten “Reformen”als Antwort voranzutreiben, die da lauten: Neue Mittelschule und Ganztagsschule. Wenn auch positiv ist, dass die “Neue Mittelschule” den AHS-Unterstufen-Lehrplan (also den der Gymnasien) hat:

Doch die Neue Mittelschule -und dies muss in aller Deutlichkeit gesagt werden- ist nicht die eigentliche Lösung des Problems, dass Österreichs Kinder nach dem Pflichtschulabschluss Schlusslichter beim Lesen sind und auch sonst eher schlecht abschneiden. Dies belegt auch die Tatsache, dass bereits die aus der “Gesamtschule” Volksschule kommenden Kinder vielfach nicht mal die nötigsten Grundkenntnisse im Lesen mitbringen. Die verschiedenen Unterstufen in Österreichs sorgten zudem früher ja auch für ein Bildungsniveau, das für alle Absolventen des Pflichtschulbereich verantwortbar war. Das Problem muss also ganz wo anders liegen.

Vielmehr müssen die Lehrpläne endlich zeitgemäss konkret überarbeitet werden mit klaren Zielvorgaben, was die Schüler nach Abschluss eines Schuljahres können müssen.  Und der Schwerpunkt der Pflichtschulausbildung (inklusive Förderungen) muss ausnahmslos der sein, dass niemand die Volksschule verlässt, der nicht grundsätzlich lesen oder rechnen kann. Zudem wäre vielleicht neben der Leistungskontrolle von Schülern selbiges auch für Lehrer überlegenswert.

So lange aber wirklich notwendige Reformen (wie die bezüglich der Lehrpläne) nicht mal überlegt werden, kann man sich -vor allem in Zeiten des Sparens- Diskussionen über neue mehr oder weniger sinnvolle kostspielige Schulversuche wie der Neuen Mittelschule oder gar der Ganztagsschulen gern sparen.

Samstag, 6. November 2010, von Elmar Leimgruber

Über die “Gesundheit” von “gerechten Gesellschaften”

WIFO-Chef Karl Aiginger
Foto: © Leimgruber

Gesellschaften mit geringeren Unterschieden in der Bildung haben eine höhere Lebenserwartung, ein höheres Wachstum und auch mehr Beschäftigung. Dies erklärte der Leiter des Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), Karl Aiginger bei der Sozialstaatsenqueste zum Thema “Sind gerechtere Gesellschaften gesünder ?” im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. “Eine Erhöhung der Bildungschancen verringert die Einkommensdifferenzen, senkt die Gesundheitskosten, erhöht die Lebenserwartung und sichert die Beschäftigung. Den dadurch gewonnenen Vorteil hat die gesamte Gesellschaft und langfristig profitieren davon auch die Bezieher höherer Einkommen”, erklärte der WIFO-Chef.

“Erbschaften und Vermögen bestimmen mehr als das Einkommen aus Beschäftigung über die individuelle Position in der Verteilungshierarchie” betonte Giacomo Corneo von der Freien Universität Berlin. Für Kontinentaleuropa (hier besonders für Grossbritannien) gelte, dass das Privatvermögen in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) stärker steigt und die Einkommenskonzentration zunimmt. Diese Zunahme der Ungleichheit sieht Corneo durch die Entwicklung von Vermögen und Erbschaften zu einem Großteil mitbestimmt.

“In jenen Ländern, in denen die Einkommen gerechter verteilt sind (allen voran in den nordischen Ländern), gibt es weniger psychische Erkrankungen, weniger Alkohol-  und Drogensucht, eine geringe Säuglingssterblichkeit, weniger Fettleibigkeit, weniger Teenager-Schwangerschaften, eine geringere Selbstmordrate und weniger Gefängnisstrafen”. Dies behauptete Richard Wilkinson, Co-Autor des Buches “The Spirit Level” bei der Tagung.
Eine gerechtere Einkommensverteilung kommt demnach nicht nur jenen zugute, die sozial und ökonomisch benachteiligt sind, sondern allen Einkommensschichten. Für die Zukunft sprach er sich für große soziale Veränderungen aus, die nicht ein mehr an Konsum sondern ein mehr Freizeit bedeutet, und auch eine Verbesserung in der sozialen Umwelt erfordert, so Wilkinson.

Der Vorsitzende des Verbandsvorstandes im Hauptverband, Hans Jörg Schelling, betonte, dass die Gesundheitsausgaben Österreichs – immerhin rund 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – nur zu 20 Prozent die Gesundheit der Bevölkerung mitbestimmen. Der größere Teil wird von anderen Faktoren beeinflusst. “Um die Gesundheit in Österreich nach dem Motto “Länger leben bei guter Gesundheit” nachhaltig verbessern zu können, braucht es eine Gesundheitsorientierung in allen Politikbereichen (“Health in all politics”)”.

Die Wichtigkeit der Umverteilungsfunktion der öffentlichen Hand und den aktivierenden Sozialstaat als Startrampe betonte Sozialminister Rudolf Hundstorfer . Ohne Umverteilung des Staates würde das Armutsrisiko drei Mal so hoch sein als dieses gegenwärtig ist. Hauptmotor für mehr Verteilungsgerechtigkeit bleibe aber dennoch der Arbeitsmarkt: “In diesem Bereich werden wir auch in Zukunft verstärkt Maßnahmen setzen, die die Arbeitsmarktintegration von Arbeitslosen verbessern helfen”, versprach der Sozialminister.

Dienstag, 26. Oktober 2010, von Elmar Leimgruber

Österreich liest: Initiative für mehr Bildung durch Lesen

Vom 18. bis 24. Oktober fand das größte Literaturfestival Österreichs statt. Mit einem attraktiven Veranstaltungsprogramm und einer Inseratenkampagne, unterstützt von zahlreichen Prominenten aus Kultur, Sport, Politik, Wirtschaft und Kirche, konnten die Bibliotheken bei ihrem Festival “Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek” laut Veranstalter mehr als eine halbe Million Besucherinnen und Besucher verzeichnen.

“Fast ein Viertel der österreichischen Schülerinnen und Schüler verfügt am Ende der Pflichtschulzeit nur über rudimentäre Lesekenntnisse. Mit der Initiative ‘Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek’ wollen wir dieser dramatischen Entwicklung entgegenwirken”, erklärte Gerald Leitner, Geschäftsführer des Büchereiverbandes Österreichs (BVÖ) und Präsident der europäischen Bibliotheksverbände (EBLIDA):

“In fast 1.400 Gemeinden Österreichs können die Bürgerinnen und Bürger keine Bücher in ihrem Ort kaufen bzw. in einer Bücherei entlehnen. Das gehört verändert. Ansonsten wächst eine Generation heran, die keinen Zugang zu Literatur und zum Lesen hat.” Der Büchereiverband Österreichs hat die Aktion initiiert und ist für Organisation und Koordination verantwortlich.

Und wer Bücher lieber kauft als ausborgt, hat hier eine Riesenauswahl:

Montag, 25. Oktober 2010, von Elmar Leimgruber

Österreich wird sterben – Kommentar zum Budget 2011

Das neue -viel zu späte- Budget der österreichischen Bundesregierung stellt vor gedankliche Herausforderungen: Wir haben gewusst, dass wir nach den entscheidenden Wiener Wahlen alle zur Kasse gebeten werden: die einen mehr, die anderen weniger durch. Dass das Sparpaket weniger erschreckend ausfiel als erwartet, mag einerseits beruhigt aufatmen lassen, andererseits aber erfüllt es mich auch mit Sorge, vorallem, weil ich wieder mal den Eindruck habe, dass jegliche Massnahmen mit Blick auf die nächsten Wahlen entschieden werden:

Mal abgesehen davon, dass es ein Skandal ist, dass die Budgetsanierung (bislang bekannt) wieder mal ausschliesslich durch Steuern saniert werden soll anstatt den verstaubten roten und schwarzen Parteimachtblöcken ihre Privilegien zu entziehen und anstelle dessen mutige Strukturreformen durchzuführen. Der teils veraltete und unnötige Beamtenapparat (vor allem in höheren Rängen), der zuweilen auch nur deshalb aufrechterhalten wird, um wohlverdiente Parteifreunde oder Angehörige stattlich zu finanzieren, gehört mal kritisch durchleuchtet und von Privilegien und Freunderlwirtschaft befreit. Und natürlich sollten die Politiker die fähigsten, kompetentesten und verantwortungsbewusstesten Menschen in einem Staat sein. Und daher braucht es auch keinerlei Versorgungsposten für irgendwelche “wohlverdiente” Parteiponzen. Denn die freie Wirtschaft müsste sie als Beste der Besten nach ihrem Ausstieg aus der aktiven Politik umwerben: Leider wird aber auch das nur ein Traum von mir bleiben. Und nein: Ein Beamter ist im Allgemeinen ganz sicher kein Hackler und daher garantiert nicht privilegiert in Pension zu schicken.

Wirklich mutig in guten Sinne ist das Steuerpaket auch nicht, denn die im realen Hoch-Luxus Lebenden verschont geblieben (was aber leider zu erwarten war und was leider auch immer so bleiben wird, egal, welche Parteien gerade regieren, denn wer Überfluss an Geld hat, regiert direkt oder indirekt):

Damit meine ich nicht jene zwar nicht besitzlosen, aber dennoch unreichen Mittelständler mit ein bis zwei Häusern, deren effektiver Warenwert die Millionengrenze schnell überschreiten kann, obwohl sie sich mangels “flüssigem” Kapital auch nicht mehr leisten können als andere. Vielmehr meine ich damit jene Elite-Überreichen, die oft mehrere Gehälter kassieren und so zu Millionen an Euros Jahreseinkommen gelangen: Ganz abgesehen davon, dass es unmoralisch ist, Jahresgehälter von 500.000 Euro und mehr zu kassieren, wenn einfache Arbeiter und Angestellte mit 1000 Euro monatlich wirtschaften können müssen: die haben einfach, wenn sie schon glauben, was “Besseres” zu sein und für die Gesellschaft zu leisten, dies auch durch einen höheren finanziellen Beitrag an die Gesellschaft in Form von “Reichen-Steuern” zu leisten. Das ist keine Frage des Neides, sondern der Gerechtigkeit.

Dass Konzerne schärfer besteuert werden (wobei dies natürlich auch ein zweischneidiges Schwert ist) und die Bankensteuer nun kommt (wobei dafür wohl auch wieder indirekt die Kunden zur Kasse gebeten werden würften) und die Stiftungen und die Aktiengewinne nun besteuert werden sollen, ist aber schon mal ein guter Schritt in die richtige Richtung, obwohl ich hier für eine grundsätzliche Besteuerung von Aktien erst ab einer gewissen Grössenordnung bin.

Die rot-schwarze Regierung hat sich nun aber im Budget für sogenannte Massnahmen entschieden, die darauf abzielen, bei möglichst vielen Menschen gleichzeitig abzukassieren, wodurch der Einzelne im Verhältnis verhältnismässig wenig bezahlen muss, der Staat dafür aber umsomehr davon profitiert:

Dass die Steuer für Tabakprodukte erhöht wird, begrüsse ich ausdrücklich, weil es im Ermessen eines Jeden liegt, ob er dieses “Luxusgut” konsumiert oder nicht. Anders steht es mit der Besteuerung von Flugtickets, was weniger ökologische Ursachen hat, sondern viel mehr ein “billiger” von Deutschland kopierter Versuch ist, Geld zu lukrieren.

Etwas komplizierter ist es mit der Erhöhung der Treibstoffsteuer. So fern sich dies ausschliesslich auf Tankstellen-Sprit bezieht, ist es zwar schmerzhaft für einen Grossteil der Bevölkerung, zumal sie autofahrend unterwegs ist, aber durchaus einsichtig, und zwar nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern auch aufgrund des kleine Massnahme-grosse Wirkung-Prinzip, was das Lukrieren von Steuergeldern betrifft. Dennoch erwarte ich mir hier von der Bundesregierung, dass sie dann genauso auch für eine Senkung der Spritpreise bei den Benzinlieferanten stark macht. Und diese Steuer darf keinesfalls, obwohl sie dem Staat viel Geld bringt, auch auf Heizöl und Heizgas angewandt werden, zumal Heizung nun mal im Winter zum täglichen Bedarf gehört.

Dass der Bereich Bildung, Forschung und Entwicklung künftig mehr Geld erhalten soll (wenn auch die Universitäten leider nur 80 Mio. Euro mehr erhalten) ist zwar richtig, notwendig und auch sinnvoll. Aber dass im selben Atemzug die Förderungen für Familien, Kinder, Schüler und Studenten gekürzt und gestrichen werden werden (wofür sich die SPÖ stark machte), könnte man als schlechten Scherz auffassen, wenn es nicht so ernst wäre: Eine Gesellschaft, die nicht dafür Sorge trägt, dass sie genügend Kinder hat und die nicht nur dazu ermutigt, sondern auch finanziell tatkräftigt unterstützt, darf sich nicht wundern, wenn sie nicht nur nicht mehr in der Lage ist, die Pensionen zu bezahlen, sondern letztlich ausstirbt.

Unabhängig von allen ideologischen Diskussionen ist es also im Interesse der Allgemeinheit, kinderfreundlich zu sein und ideale Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Verantwortungsvolle Politiker denken hier nicht nur egoistisch an die nächsten Wahlen, sondern vor allem an die künftigen Generationen. Hier sei vor allem die ÖVP daran erinnert, dass Bundeskanzler Wolfgang Schüssel seinerzeit Wahlen gewann, weil er sich nicht nur zur Familie bekannte, sondern durch zahlreiche Förderungen und Unterstützungen der Öffentlichen Hand das Ja zu Kindern erst finanziell ermöglichte und dass das Abgleiten der “Volkspartei” unter Josef Pröll zu einem an die SPÖ billig verkauften und angeglichenen orientierungs- und willenslosen Haufen erst zu den schweren Misserfolgen der letzten Jahre führte.

Alles andere, was die aktuelle rot-schwarze Regierung im Budget geplant hat, kann ich -bei aller Kritik und Unzufriedenheit- noch irgendwie mittragen, obwohl es zusehr den Stempel der SPÖ trägt (daher ist auch der Gewerkschaftsbund nicht unzufrieden damit), die zum Nachteil des Landes leider sehr ideologisch denkt nach dem Motto: Karriere ist wichtiger als Familie. Genau dieses rein kurzsichtige Denken aber wird -ganz abgesehen davon, dass so schon recht wirtschaftlich betrachtet die Pensionen nicht mehr lange finanzierbar bleiben werden- letztlich zum Untergang unserer Gesellschaft führen wie wir sie heute kennen.

Dieses Budget ist zusammengefasst also einseitig und unterm Strich ungenügend: Manche Steuern sind vielleicht sogar sinnvoll, andere vollkommen Fehl am Platz. Dabei wäre schon aus Verantwortung für die künftigen Generationen echtes Sparen angesagt: an den Strukturen, am Machtapparat, an den Privilegien, an der sinnlosen Geldvernichtung für eigenbrötlerische Prestigeprojekte. Hingegen ausgabenmässig zu “sparen” durch das Aushungern von Familien und durch das Streichen und Kürzen von Familienbeihilfe und Pflegegeldern, kann man nur vollkommen fehlgeleitet, kurzsichtig und unmenschlich nennen.

Von der unter Werner Faymann immer auf die Wünsche der Kronenzeitung und auf die nächsten Wahlen schielenden Populismuspartei Nummer 1, der SPÖ, erwarte ich mir schon gar nichts mehr. Aber von der ÖVP erwarte ich mir und ich hoffe ich -gegen jede Hoffnung-, dass sie aus ihrem verstaubten Kusch-Eck hervorkriecht, sich an ihre christlichen Werte erinnert, sich daran aufrichtet und endlich wieder Farbe bekennt und die Politik des Landes bestimmt. Sonst wird es in ein paar Jahren das kleinste Problem sein, dass die ÖVP praktisch nicht mehr existiert: wer sollte eine an Bünde verpflichtete, aber im Grunde inhaltslose Partei auch wählen wollen?

Das eigentliche Problem ist aber: Österreich wird sterben. Ein Land ohne Kinder kann nicht überleben und hat keine Zukunft. Ausser vielleicht durch viele Migranten aus islamischen Ländern, bei denen viele Kinder ein Statussymbol darstellen. Aber vielleicht ist dies ja ganz im Sinne der SPÖ.

Weitere politische Kommentare (Auswahl):

- zum Wiener Wahlergebnis

- im Vorfeld der Wien-Wahl

- zur Machtergreifung der SPÖ im ORF

- über Freie Medien

- über die österreichische Bundesregierung

- über den Medienmacher Hans Dichand

- über HC Strache

- über SPÖ Niessl

- über Helmut Zilk

- über Bruno Kreisky

Freitag, 22. Oktober 2010, von Elmar Leimgruber

Studientitel-Anerkennung zwischen Österreich und Italien besiegelt

Südtirols Bildungslandesrätin Kasslatter Mur (rechts im Bild) auf Besuch bei Österreichs Wissenschaftsministerin Karl
Foto: LPA

Die für 1. November 2010 angekündigte Anerkennung beziehungsweise Gleichstellung verschiedener akademischer Grade und Titel zwischen Italien und Österreich ist nun fix, nachdem im österreichischen Bundesgesetzesblatt der entsprechende Notenwechsel veröffentlicht worden ist. Dies teilt das Südtiroler Landespresseamt (LPA) mit.

Rund ein Drittel aller Südtiroler Studenten besucht -wie berichtet- eine österreichische Universität. Dies führte in den vergangenen Jahren immer wieder zu Problemen in der Arbeitswelt, vor allem im Bereich der Öffentlichen Hand, weil hier gewisse Studienabschlüsse zwar erforderlich waren und aus Österreich auch vorlagen, jedoch von Italien nicht anerkannt wurden.

Dies soll sich nun ändern: “Das bedeutet für viele Südtiroler Studierende und Uni-Absolventen Sicherheit und Klarheit, insbesondere für jene, die in die Arbeitswelt eintreten,” erklärte Südtirols Bildungs-Landesrätin Sabina Kasslatter Mur, die sich heute, Donnerstag, in diesem Anliegen mit der österreichischen Wissenschaftsministerin Beatrix Karl in Wien getroffen hat

Landesrätin Kasslatter Mur sprach laut LPA im Namen der Südtiroler Landesregierung einen Dank für die gute Zusammenarbeit aus und bat Bundesministerin Karl gleichzeitig, bei den verantwortlichen Stellen im italienischen Wissenschafts- und Außenministerium einzuwirken, dass sich die Expertenkommission noch im Jahr 2010 trifft, um weitere Studien auf ihre Anerkennung zu überprüfen. Sabina Kasslatter Mur informierte die Bundesministerin über die Besonderheiten der Freie Universität Bozen mit ihrer dreisprachigen Ausbildung und internationalen Ausrichtung. Zudem wurden die Reformen der Lehrerausbildungen in Italien und Österreich bei der Aussprache erörtert.

Bei den akademischen Graden und Titeln geht es um die zwischen 2007 und 2010 verhandelten Vergleichstabellen der Bakkalaureats/Bachelor- und Magister/Masterstudien. Die ersten Tabellen des Notenwechsels, die am 1. Januar 2009 in Kraft getreten sind, enthalten 28 österreichische Bakkalaureatsstudien. Die Vergleichstabellen von weiteren 31 Bakkalaureats/Bachelorstudien und von 62 Magister/Masterstudien werden ab 1. November mit den entsprechenden italienischen “Classi di laurea” und “Classi di laurea specialistica/magistrale” gleichgestellt.

Der im Bundesgesetzesblatt veröffentliche Notenwechsel ist unter www.ris.bka.gv.at/ einzusehen. Informationen zum Notenwechsel erteilt die Studieninformation Südtirol in der Landesabteilung für Bildungsförderung, Universität und Forschung.

Montag, 18. Oktober 2010, von Elmar Leimgruber

EuroMedia Grand Award geht an “LUX: Visionary Thinkers about the Future” (Niederlande)

In Wien wurden kürzlich zum fünften Mal die Erasmus EuroMedia Awards für herausragende Medienprojekte verliehen, die Geschichte, Entwicklung und Werte Europas kritisch reflektieren. Dieses Jahr wurden insgesamt 38 Medienprodukte aus 17 europäischen Ländern nominiert, darunter sieben aus Österreich. Der Hauptpreis “Grand Award” geht an die TV-Serie “LUX: Visionary Thinkers about the Future” des niederländischen TV-Senders IKON.

Die Serie greift die grundlegenden Diskurse der europäischen Gesellschaften auf und diskutiert in vier Folgen Globalisierung, Diversität, Ethik und Zugehörigkeit. Mit tiefgründigen Interviews mit herausragenden Perönlichkeiten aus unterschiedlichsten kulturellen, konfessionellen und professionellen Hintergründen als Basis “findet “LUX” den notwendigen, zumutbaren Umgangston, dem Publikum komplexe Gedankengänge zu vermitteln”, so der Wiener Publizistik-Professor und Juryvorsitzender Thomas A. Bauer in seiner Laudatio. Die Produktion zeichnet sich zudem “durch eine klare Vision für ein zukünftiges, offenes Europa aus.”
Die weiteren Preisträger 2010:

* Special Award for Aesthetics & Design:Opinion Corner eine interaktive Webseite zu den Perspektiven auf Europa in der Welt, produziert von Mostra (Belgien)
* Special Award for Education & Ethics: Der 2. Weltkrieg, aufwendige TV-Doku-Serie der ORF Redaktion Zeitgeschichte (Österreich)
* Special Award for Discourse & Politics: Liikkumavara / Within Limits, eine Dokumentation über die Alltagswelt von PolitikerInnen von Illume Ltd, Finnland
* Sponsorship Award für Migration/Integration, gestiftet von Eco-C: Projekt Xchange von Okto Community TV (Österreich)

* Weiters wurden Produktionen aus Slovenien (“Boris Pahor”), Deutschland (“Einwanderungsland Deutschland”), der tschechischen Republik (“Dokweb.net”), Ungarn (“1956 Photgraphic Database”) und der Schweiz (Unleashed / Déchaînées”) mit Medals of Excellence ausgezeichnet. Informationen und Trailer zu allen Produktionen sind online.

Die Erasmus EuroMedia Awards sind die europäischen Medienpreise für herausragende Bildungsmedien zum Thema Europa und werden seit 1995 von der European Society for Education and Communication (ESEC) verliehen, deren Vorsitzender der Wiener Medienprofessor Thomas A. Bauer ist. Mit den Preisen werden Medienprodukte ausgezeichnet, die die soziale und kulturelle Integration Europas als bildungspolitisches Thema aufgreifen und bearbeiten, um so zur innereuropäischen Verständigung beizutragen.

Dienstag, 5. Oktober 2010, von Elmar Leimgruber

5. Oktober ist Internationaler Weltlehrertag

Millionen Lehrer und Erzieher begehen zusammen mit Kindern, Jugendlichen und Eltern aus aller Welt am 5. Oktober den Weltlehrertag. Darauf weist Education International (EI) hin. Der Weltlehrertag steht heuer unter dem Motto “Wiederaufschwung beginnt mit Lehrerinnen und Lehrern”. Dem Lieblingslehrer kann eine E-Grusskarte oder eine Twitter-Nachricht über den Tag #wtd2010 zugesandt werden.

Die Rolle der Lehrer war bei der globalen Wirtschaftskrise, die im letzten Jahr zahlreiche Entwicklungsländer an den Rand des Ruins brachte, bei humanitären Katastrophen wie dem Erdbeben in Haiti und den Überschwemmungen in Pakistan ein entscheidender Faktor für die soziale, wirtschaftliche und intellektuelle Wiederherstellung von Gesellschaftssystemen, in denen wir schliesslich alle leben.

Die EI, eine weltweite Vereinigung von 30 Millionen Mitarbeitern im Erziehungswesen, hat zusammen mit der ILO, UNDP, UNESCO und UNICEF eine offizielle Erklärung unterzeichnet und wird am 5. Oktober an einem offiziellen Ereignis in Paris teilnehmen, zu dem sich Lehrer aus Haiti, Lesotho, Mali, Laos, Frankreich und Israel treffen, um auf die Rolle der Lehrer beim Wiederaufbau ihrer Gesellschaft hinzuweisen. Das Jahresposter steht auf der Website http://www.5oct.org zum Download bereit.

Der General Secretary der EI, Fred von Leeuwen, meint: “Als Lehrer gehört man einer sehr schätzenswerten Berufsgruppe an. Wo Gesellschaften unter Druck geraten, stehen die Lehrer sofort an vorderster Front, um bei der Krisenbewältigung zu helfen. Leider werden Lehrer in vielen Ländern unzureichend bezahlt, unfair behandelt und schikaniert, manchmal befinden sie sich sogar in Lebensgefahr.”

“Trotz dieser Probleme leisten Lehrer unermüdlich ihren Beitrag für die Gesellschaft und verbessern die Lebenschancen von Millionen Lernender.” Die UNESCO betont: ‘Ohne die Tätigkeit der Lehrer, die Bildungsreformen erst ihre Gestalt verleiht, ist es unwahrscheinlich, dass Prozesse der Krisenbewältigung ihre Ziele erreichen.’

“Der Weltlehrer-Tag, der in eine Zeit fällt, in der sich die Welt einer nie da gewesenen Knappheit von Lehrern ausgesetzt sieht und mehr als 10 Millionen Lehrer angestellt und ausgebildet werden müssen, damit international vereinbarte Ziele über die Qualität der Ausbildung jedes Kindes erreicht werden können, ist nur eine kleine Geste des Respekts gegenüber Millionen wahrhafter Helden in unserer globalen Gesellschaft.”

Seit der Einführung des Weltlehrer-Tages im Jahre 1994 haben Mitglieder der EI Aktivitäten von Lehrern organisiert. Die Regierung Ugandas hat den 5. Oktober zum gesetzlichen Feiertag erklärt.

Sonntag, 3. Oktober 2010, von Elmar Leimgruber

Studiengebühren schrecken offenbar nicht ab

Weder schrecken Studiengebühren junge Leute vom Studium ab noch halten sie Studienberechtigte mit ausländischen Wurzeln oder aus Arbeiterfamilien von den Hochschulen fern. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Ländercheck des Stifterverbandes. Das Gebührenland Hamburg gehört demnach zu den Siegern des Länderchecks. Es konnte trotz Studiengebühren nicht nur besonders viele Studierende, sondern auch vermehrt Studierende aus benachteiligten Schichten an seine Hochschulen locken. Schlusslichter bei der Studierendenentwicklung sind hingegen die gebührenfreien Länder Bremen und Rheinland-Pfalz sowie das Gebührenland Niedersachsen.

“In den Zahlen der offiziellen Statistik lassen sich keine Hinweise darauf finden, dass Studiengebühren in Höhe von 500 Euro eine abschreckende Wirkung haben. Dies gilt sowohl für Studierende allgemein, als auch für Studierende aus bildungsfernen Schichten, aus ärmeren Elternhäusern oder aus Migrantenfamilien”, sagte der Generalsekretär des Stifterverbandes Andreas Schlüter bei der Vorstellung der Studie. In Deutschland steigen seit Jahren die Studienanfängerzahlen ganz gleich, ob ein Bundesland Studiengebühren erhebt oder nicht. Zum ersten Mal seit über 20 Jahren nimmt auch der Anteil von Studierenden mit einem schwierigen sozioökonomischen Hintergrund wieder zu, und zwar in Gebührenländern ebenso stark wie in Nichtgebührenländern.

“Die Studie widerlegt viele Argumente von Gebührenkritikern”, meint Schlüter und sieht sich in der Forderung nach Studiengebühren in moderater Höhe bestätigt. “Eine Abschaffung der Studiengebühren, wie sie in NRW geplant ist, bedeutet nicht, dass mehr Studierende aus allen sozialen Schichten an die Hochschulen kommen”, so Schlüter. “Sozial benachteiligte Studierende profitieren am meisten von einer Erhöhung des BAföGs. Für alle Studierenden ist eine gute Ausstattung ihrer Hochschulen wichtig. Studiengebühren leisten einen wichtigen Beitrag zu ihrer Finanzierung.”

Für den Vergleich der Bundesländer wurden acht Indikatoren berücksichtigt, mit denen sich Trends zwischen 2005 und 2009 erfassen lassen. Zu den Kennzahlen gehören die Entwicklung der Studierendenzahlen, Wanderungsbewegungen zwischen den Bundesländern, Übergangsquoten (Anteil der Studienanfänger an allen Studienberechtigten) oder der Anteil von Studenten mit niedriger oder mittlerer sozialer Herkunft oder ausländischen Wurzeln. Der Ländercheck Studienbeiträge und kompakte Sonderauswertungen für Nordrhein-Westfalen, die Nichtgebührenländer Ost und West, Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Hamburg und das Saarland ist online abrufbar.

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