Archiv für Januar 2010

Donnerstag, 21. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Musical-Show mit Günter Tolar am 27.1. in Wien

Günter Tolar moderiert das Musicalquiz am 27. Jänner in Wien

Am Mittwoch 27. Jänner um 19.30 Uhr findet im Wiener Theater Akzent eine einmalige Musical-Show statt. Gastgeber des Abends ist der frühere ORF-Star und Quizmaster Günter Tolar (Made in Austria).

Dem Publikum wird an diesem Abend nicht nur die Rolle des Zusehers zuteil, sondern Günter Tolar als „Mister MADE IN AUSTRIA” wird ins Geschehen als Quizpartner einbeziehen. Junge Talente aus der Abteilung für Musikalisches Unterhaltungstheater von der Konservatorium Wien Privatuniversität werden mit Highlights aus den Bereichen Musical, Chanson und Pop die künstlerischen und musikalischen Höhepunkte stellen. Ein spannender und unterhaltsamer Abend für Alt und Jung.

Künstlerische Leitung: Thomas Thalhammer
Musikalische Leitung: Lior Kretzer
Regie: Erhard Pauer

Nähere Informationen zum Abend beim Veranstalter; Tickets zwischen 16 und 28 Euro sind online buchbar.

Donnerstag, 21. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Welche moralische Autorität hat ein Staat, der seinen Menschen die medizinische Grundversorgung verwehrt?

Innerhalb der EU ist medizinische Grundversorgung selbstverständlich
Foto: aok.de

Wenn ein Staat im so genannten Osten oder Süden (von Europa aus betrachtet) seinen Menschen nicht elementarste Werte, wie die einer medizinischen Grundversorgung zuerkennt, dann betrachten wir ihn -wie ich finde zu Recht- als zumindest rückständig.

Die USA hingegen, die seit Jahrzehnten für sich in Anspruch nehmen, sowohl Weltrichter als auch moralische Instanz für die Welt zu sein, verweigern ihren Menschen genau diese Werte: Nur wer in den USA das nötige Geld hat, hat bislang auch einen Anspruch auf medizinische Grundversorgung, entweder über teure Privatversicherungen oder im Krankheitsfall durch direkte Bezahlung der anfallenden Kosten. Arme Menschen hingegen können es sich im wahrsten Sinne des Wortes aus finanziellen Gründen nicht “leisten” krank zu werden, weil es die staatliche Krankenversicherung, die in Europa glücklicherweise üblich ist, dort nicht gibt.

Und US-Präsident Barack Obama will dies -vollkommen zu Recht- ändern: Er will ein neues Gesetz, das nicht nur den Reichen, sondern allen Menschen in den USA eine medizinische Grundversorgung ermöglicht. Und siehe da: Das Selbstverständlichste vom Selbstverständlichen klappt nicht: Seine politischen Gegner, die Republikaner laufen seit Monaten Sturm gegen diese Pläne Obamas, und sein edles Ziel scheint zum Scheitern verurteilt.

Was steckt dahinter? Auch unter den Republikanern gibt es sicher nicht nur Reiche, sondern auch Arme: Warum verweigert man Menschen, die sowieso täglich um das Überleben kämpfen müssen, eine medizinische Grundversorgung? Entscheidet man hier über die Köpfe des Volkes hinweg? Ist es einfach eine Zweiklassen-Neidgesellschaft, dass man das, was man sich selbst leisten kann, anderen nicht auch gönnen will?

Ich verstehe diese Haltung der Republikaner in den USA genauso wenig wie ihren Standpunkt zum Thema Todesstrafe: Wer gibt einem Menschen das Recht, über das Leben eines anderen Menschen zu entscheiden? Beides hat auch mit dem Christentum nichts zu tun, auf das sie sich so gerne berufen: Im Gegenteil: Im Christentum gelten Werte wie Menschenwürde, Solidarität, Vergebung…

Was sind das bloss für Politiker, die sich sonst immer für ach so wertekonservativ geben, aber wo Solidarität gefragt ist, kneifen und alles nur egoistisch für sich selbst haben wollen?

Ich befürchte, dass es auch hier eigentlich nicht um das Thema Gesundheit geht, sondern dass es sich “nur” um ein politisches Problem handelt: dass die Republikaner einfach alles dransetzen, um den erfolgreichen neuen und anderen amerikanischen Weg von Barack Obama einzubremsen, ihn zu hindern, Reformen umzusetzen, und um die eigenen Anhänger zu mobilisieren, bei den nächsten Wahlen wieder republikanisch zu wählen. Es geht also leider wohl wieder und immer nur um Macht und nicht um das, worum es den politischen Verantwortlichen eigentlich gehen sollte und zwar weltweit: Um den Schutz der Menschenwürde für alle Menschen, um möglichst gute und gerechte Lebensbedingungen für alle Menschen, um die Solidarität aller Menschen miteinander und untereinander, um den weltweiten Frieden unter allen Menschen, um die Bewahrung der Schöpfung. Ja dann ginge es uns allen, der ganzen Menschheit, gut.

Donnerstag, 21. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Ist das Journalismus oder Boulevard? “In eigener Sache” über redakteur.cc, meinsenf.net und kulturia.com

Sind meine Artikel und Kommentare billiger Boulevard oder hochwertiger Journalismus?

Manche finden, dass meine Artikel zu lang sind, manche andere finden sie zu kurz, wieder andere finden sie zu boulevardmässig, wieder andere für zu niveauvoll für eine breitere Schicht.

Es trifft alles irgendwie zu und auch wieder nicht: Es gibt auf meinen Seiten redakteur.cc, kulturia.com und meinsenf.net unterschiedliche Artikel und Kommentare und diese haben ein teils sehr unterschiedliches Niveau. Dies entspricht meiner Persönlichkeit und meinem Bedürfnis, auch mit verschiedenen Stilmitteln zu arbeiten:

Ich liebe es, sehr niveauvolle Beiträge zu schreiben (die vielleicht wenige lesen, aber dafür umso begeisterter), aber stehe genauso darauf, mir manchmal auch einfach schreibend loszugröhlen.

Und ich finde, dies alles hat im Journalismus Platz und die Buntheit macht es aus.

Ich empfinde mich selbst als schwarz, als weiss, als schwarz-weiss, aber auch als bunt: Und diese Vielfalt an mir und auch im Journalismus liebe ich. Und ich denke nicht daran, diese meine Buntheit hier in meinen eigenen Medien aufzugeben: es macht Spass das zu schreiben, was ich denke und es so zu schreiben, wie ich es empfinde. Das mag manche (sowohl jene, die gern nur hoch Niveauvolles lesen wollen als auch jene, die sich nur billig emotional aufschaukeln lassen wollen) enttäuschen oder frustrieren: aber ich bleibe dabei: meine Internetpräsenzen redakteur.cc, meinsenf.net und kulturia.com werden auch in Zukunft bunt bleiben in dem Sinne: Es wird weiterhin eher humorvolle oder bissige Kurz-Schmankerln für jene geben, die das lieben. Aber es wird genauso auch gutdurchdachte niveauvolle Kommentare zum (politischen und nichtpolitischen) Zeitgeschehen geben: und diese müssen auch auch etwas länger und ausführlicher sein.

Ich wünsche Ihnen weiterhin ein vielseitiges Vergnügen auf meinen Seiten und freue mich auf Ihr Feedback und Ihre Gedanken.

Herzlichst Ihr

Elmar Leimgruber

Mittwoch, 20. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Wiener Opernball: Thomas Gottschalk berichtet für ATV; und der ORF..?

Thomas Gottschalk
Foto: zdf.de

Kaum hat der österreichische Privat-TV-Sender ATV eines seiner wichtigsten Publikumsmagnete, den High Society-Reporter Dominic Heinzl an den staatlichen Konkurrenten ORF verloren, und schon landet ATV einen echten Clou: Der bekannteste und beliebteste Moderator im deutschsprachigen Fernsehen, Thomas Gottschalk, macht das, was er am besten kann: er interviewt die so genannte High Society. Nicht wie gewohnt für das staatliche ZDF, beispielsweise für “wetten dass..?”, sondern für ATV:

Während im ORF der letzthin wegen seiner auf Österreich bezogenen “weil wir in einem verlogenen und verschissenen Land leben”-Aussagen in die Schlagzeilen geratene Alfons Haider (er erhält kolportierte 12.000 Euro für seine Moderation) beim Wiener Opernball sich wohl vornehm wie gewohnt im Bad der Reichen und Schönen und Mächtigen suhlen wird, wird Thomas Gottschalk seine Kollegen aus der Alt- und Neupromiszene auf gewohnt humorvolle Art und Weise interviewen.

Das ORF-Moderatorenteam beim Opernball 2009
Das ORF-Moderatorenteam des Wiener Opernballs 2009
Foto: orf.at

Der teuer von ATV abgeworbene Dominic Heinzl hingegen (er kostet dem ORF kolportierte 2,5 Mio. Euro pro Jahr), dessen neue nicht wirklich chilischarfe Society-Sendung auf ORF 1 zum Quotendisaster werden könnte, wartet indes noch vergebens auf seine “Funktion” am Wiener Opernball. Ihn wünscht sich ja Staatsoperndirektor Ian Hollaender schon seit Langem anstelle von Alfons Haider als Opernball-Moderator.

Ich selbst harre der Dinge und lasse mich überraschen.

Während der ORF den Opernball heuer wohl wieder stundenlang live übertragen wird, gibt es Gottschalks Opernball-Bericht auf ATV gleich dreimal zu sehen: am 12.2., am 13.2. und am 15.2.2010.

Wohl aus rechtlichen Gründen (um Gottschalks Hauptarbeitgeber, dem ZDF nicht in die Quere zu kommen) wird Gottschalks Sendung allerdings nur in Österreich zu empfangen sein. Wäre ja spannend zu wissen, was die TV-Doku des mehrmaligen Opernballbesuchers Gottschalk für ATV kostet…

Mittwoch, 20. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Rohölpreis am Tiefstand, aber Spritpreise am Hochstand

Seit Wochen sinkt der Einkaufspreis von Rohöl. Derzeit liegen die Kosten eines Barrels (159 Liter) für den Verkauf im Februar bei 78 Dollar.

Dennoch ist der Spritpreis in den vergangen Tagen in Österreich bei vielen Tankstellen -anstatt zu sinken- wieder in die Höhe gegangen, was sich nicht wirklich stichhaltig begründen lässt.

Erfahrungsgemäss reagieren aber die Spritanbieter nur dann, wenn die Autofahrerclubs geschlossen auftreten: Es ist also höchste Zeit, dass ÖAMTC und ARBÖ wieder mal einig gegen die hohen Spritpreise mobilisieren.

Mittwoch, 20. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Ö1 kontra Privatradios: Alles “Lu Lu” ausser Ö1. Und: Aktive Politiker zurück in den ORF

Ö1-Chef Alfred Treiber
Foto: Elmar Leimgruber

Für mich als bekennenden (fast nur) Ö1-Hörer überraschend spannend fiel die gestrige Podiumsdiskussion “Privatradio contra öffentlich/rechtliches Radio: Hat Qualitätsradio im Internetzeitalter noch eine Zukunft?” des Österreichischen Journalisten Club (ÖJC) aus: Die Fronten zwischen Ö1-Chef Alfred Treiber und dem Vorsitzenden des Verbandes Österreichischer Privatsender Christian Stögmüller blieben bis zum Schluss -ausser im Bereich Internet, das beide vor allem als Ergänzung zum UKW-Programm als Mittel der Kundenbindung für äusserst nützlich halten- verhärtet:

Dem ORF gehe es überhaupt nicht darum, “Kohle zu machen”, während die Privatsender nur aus Profitgründen bestünden, was er gänzlich ablehne, provozierte Treiber: “Das alles interessiert mich einfach nicht, das ist alles Lu Lu” und Ö3 sichere halt als kommerziell erfolgreichster Sender die Finanzierung von Ö1. Und der ORF verschwende schon lange kein Geld mehr, sondern im Gegenteil: Er finde es sogar “unsittlich”, wenn manche junge ORF-Mitarbeiter nur 700-800 Euro pro Monat verdienten, erklärte der Ö1-Chef.

Christian Stögmüller, Vorsitzender der Privatradios
Foto: Elmar Leimgruber

Niemand von den Eigentümern der Privatsender verdiene grosses Geld und deren Gründung hatte auch in erster Linie demokratiepolitische Gründe, entgegnete Stögmüller. Und laut Rechnungshof betrage das Durchschnittsgehalt eines ORF-Mitarbeiters 100.000 Euro.

Und die Redakteure im Privatradiobereich verdienten auch ein gutes Gehalt, weil “die schlechten nimmt niemand und die guten würden sonst abgeworben”, sagte Stögmüller. Er befürworte zudem die Vollfinanzierung des öffentlich-rechtlichen Radios durch Gebühren. Aber beispielsweise das Programm von Ö3 entspreche abgesehen von den Nachrichtenjournalen keineswegs dem öffentlich-rechtlichen Auftrag und daher müsste dieses Programm denselben finanziellen Voraussetzungen unterliegen wie private Programme, erklärte der Vertreter der Privatradios.

Kommerzielle Radios hätten nirgendwo Überlebensprobleme, Kulturradios hingegen schon und auch Ö1 müsse derzeit schon Kosten einsparen, was er bedauere, weil ein hochwertiges Programm nur mit einem gewissen Budget machbar sei, betonte Treiber. “Aber das duale System ist ein Blödsinn. Denn gute Information ist auch Unterhaltung.” Natürlich sei es aber notwendig, die Strukturen zu überdenken und publikumswirksamer zu agieren, erklärte der Ö1-Chef. “Trimedial ist sinnvoll”, entgegnete Stögmüller. In jedem Fall seien Unterhaltung und Information notwendig: “Wir leben von Lokalinformation,die wir bieten”.

Alfred Treiber kritisierte bei der gestrigen Podiumsdiskussion auch die sogenannte “Entpolitisierung” des ORF als reine Kosmetik: Die aktiven Politiker hätten den ORF zwar offiziell verlassen, doch an deren Stelle sässen nun Marionetten, die bei allen Entscheidungen bei den aktiven Politikern nachfragen müssten: dies mache schnelle Entscheidungen unmöglich. Er wünsche sich daher die Rückkehr der aktiven Politiker in den Stiftungsrat des ORF, erklärte der Ö1-Chef.

Die über zwei Stunden andauernde Podiumsdiskussion unter der Leitung von ÖJC-Präsident Fred Turnheim ist übrigens auch als Videopodcast online.

Dienstag, 19. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

elmadon jetzt auch bei amazon

In Kürze erschient die brandneue Maxi “Cry my Soul” (preview hier kostenlos downloaden) von elmadon aus dem Hause elmadonmusic.

Und spät aber doch ist die allererste Single von elmadonmusic, elmadon mit “Europe Awakening X-Mas Edition” (nach itunes, beatport, trackitdown, musicload und anderen) ab sofort auch bei amazon erhältlich:

Dienstag, 19. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Nackt-Scanner erkennen Sprengstoff nicht wirklich

Letzte Woche berichtete ich hier, dass der Strahlungsbeauftragte der deutschen Bundesregierung sich aus gesundheitlichen Gründen gegen den Einsatz von sogenannten Nacktscannern aussprach.

In der ZDF-Sendung “Markus Lanz” (übrigens ein gebürtiger Südtiroler) wurden diese Geräte nun getestet. Und der Wiener Physiker Werner Gruber war als Experte geladen.

Und siehe da: die ach so sicheren Anti-Terror-Geräte erkannten weder eindeutig ein Taschenmesser, das Gruber bei sich trug, noch ein Fläschchen hochexplosiven sprengstoffähnlichen Stoffs (Thermit) noch ein Feuerzeug und weitere potentielle Anschlagsutensilien.

Wenn dem so ist, dann sollte schnellstens darauf verzichtet werden, weiteres unnötiges Geld in solche Geräte zu verschwenden. Und wenn man schon der Bevölkerung weismachen will, dass alles ihrer Sicherheit dient, dann sollte man auch besser Massnahmen treffen, die mit Sicherheit dazu geeignet sind, Terroranschläge auch tatsächlich zu verhindern.

Und hier ist das Originalvideo des ZDF zu diesem Thema: http://hstreaming.zdf.de/zdf/300/100113_scanner_mla.mov

Dienstag, 19. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

ORF Publikumsrat fordert mehr jugendliche Servicesendungen auf ORF 1

Der ORF-Publikumsrat fordert nach seiner heutigen Plenarsitzung laut Aussendung die ORF-Geschäftsführung auf, bei der notwendigen programmstrategischen Weiterentwicklung von ORF 1 folgende Ansatzpunkte zu berücksichtigen:

- Servicesendungen für das jüngere Publikum (u. a. in den Bereichen Konsumententhemen, Bildung, Beruf, Arbeitswelt, Karriere, Gesundheit, Fitness, Mobilität, Lebensstil)

- Ausbau österreichischer Eigenproduktionen und Stärkung der regionalen Dimension von Unterhaltung und Berichterstattung

- neue, moderne Diskussionsformate

- Weiterentwicklung von ORF 1 in Abstimmung mit ORF 2 (stärkere Zusammenschau von ORF 1 und ORF 2)

Dem habe ich nichts hinzuzufügen.

Dienstag, 19. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Was macht einen Terroristen aus?

Wodurch begeht man eine terroristische Straftat? Ist jede gesetzlich strafbare Handlung (z.B. eine Besetzung) oder auch eine Demonstration vielleicht automatisch potentiell schon eine terroristische Aktion?

Ist es erst dann ein terroristischer Akt, wenn man eine vorher definierte terroristische Tat tatsächlich auch selbst durchführt? Wie ist es, wenn man sie finanziert? Ist es bereits Terrorismus, wenn man öffentlich darüber nachdenkt, dass und/oder wie eine solche Tat zu begehen wäre? Und vor allem: Ist man bereits ein Terrorist, wenn man medial dafür mobilisiert oder auch nur damit sympathisiert oder wenn man sachlich korrekt darüber berichtet?

Vergangenen Freitag endete die Begutachtungsfrist zum so genannten österreichischen Terrorismuspräventionsgesetz 2010. Die Novelle sieht vor, künftig auch die Aufforderung zu terroristischen Straftaten sowie deren “Gutheißung” unter Strafe zu stellen. Daher meine obigen Fragen dazu.

Österreichs Spezialeinheit COBRA
Foto: BMI

Der Österreichische Rechtsanwaltskammertag (ÖRAK) tritt in einer Aussendung vor allem der beabsichtigten Erweiterung des Katalogs terroristischer Straftaten entschieden entgegen. “Bedenklich stimmt, dass abermals rechtsstaatliche Grundsätze unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung über Bord geworfen werden”, kritisiert ÖRAK-Präsident Dr. Gerhard Benn-Ibler:

Vor allem der Tatbestand der “Gutheißung” öffne potenziellem Missbrauch Tür und Tor. Laut Entwuf ist künftig der zu bestrafen, der eine terroristische Straftat in einer Art gutheißt, die geeignet ist, das allgemeine Rechtsempfinden zu empören oder zur Begehung einer solchen Handlung aufzurufen. “Diese Strafbestimmung ist geeignet, eine offene Diskussion der Erscheinungen des Terrorismus zu erschweren”, erklärt Benn-Ibler, “und stellt daher einen Angriff auf die Meinungsfreiheit in Österreich dar”.

Es bestehe dann die Gefahr einer Pönalisierung von Auseinandersetzungen über historische, wirtschaftliche oder kulturelle Ursachen von Terroranschlägen. “Die Pönalisierung des so genannten Gutheißens terroristischer Straftaten, so verwerflich diese auch sind, schafft jedenfalls eine Gefahr, die ihre denkbaren Vorteile überwiegt”, ist Benn-Ibler besorgt über die weitreichenden Folgen. Der vorliegende Entwurf findet daher nicht die Zustimmung der Rechtsanwaltschaft.

Auch der Österreichische Journalisten Club (ÖJC) brachte bei der Parlamentsdirektion und im Justizministerium eine Stellungnahme zur geplanten Gesetzesnovelle ein:

Er begrüßt zwar grundsätzlich den Willen des Gesetzgebers, die Vorbereitung einer terroristischen Handlung unter Strafe zu stellen. “Aus der Sicht der Journalisten bringen aber die angedachten Gesetzesänderungen einige Probleme mit sich. Besonders der § 278f „Anleitung zur Begehung einer terroristischen Straftat“ bringt eine dramatische Einengung der Berichtsmöglichkeit für Medienmitarbeiter und gleicht einer Zensurmaßnahme.” Diese Bestimmungen machten es Journalisten nahezu unmöglich, über Missstände zu berichten.

Aufgabe des investigativen Journalismus sei aber die Aufdeckung von Missständen, wozu zum Beispiel auch “die schlampige Handhabung von Sicherheitsmaßnahmen auf einem Flughafen” gehöre. Diese Aufdeckungen hätten in der vergangenen Zeit dafür gesorgt, “dass Schwachstellen aufgrund dieser Berichte dann tatsächlich verbessert wurden und in Folge dessen vielleicht sogar zur Verhinderung eines terroristischen Anschlags beigetragen haben”.

Die COBRA im Einsatztraining
Foto: BMI

Für den ÖJC ist dieser Paragraf im Zusammenspiel mit der geplanten Verschärfung des Medienrechtes “ein weiterer Versuch, die Arbeit des Journalisten zu kriminalisieren. Journalistische Berichterstattung über gefährliche Missstände im Sicherheitswesen können mit den Tatverdacht des nicht sachlich definierbaren Begriffs „Aufreizung“ zu einer Verurteilung eines Journalisten führen”, kritisiert der ÖJC. Fachmedien, die sich mit dem Sicherheitsthemen beschäftigen wäre zudem die Existenzgrundlage entzogen, wenn nicht anhand konkreter Tatsachen über Schwachpunkte von Sicherheitseinrichtungen berichtet werden darf.

Der Journalistenclub fordert daher “die ersatzlose Streichung des Paragrafen 278f StGB, da er einerseits die Pressefreiheit drastisch einschränkt und andererseits keine Straftat und deren Vorbereitung oder aber auch die Verleitung dazu verhindern wird können”.

Ich habe zu Beginn dieses Artikel bereits einige Fragen gestellt, die meines Erachtens vor der Verabschiedung eines Gesetzes beantwortet werden müssten und die, wenn es schon zu einer Gesetzesverschärfung kommt, auf jedem Fall auch im Gesetzestext klar genannt und geregelt sein sollten. Denn es kann nicht sein, sondern stellte wohl auch eine Überforderung dar, würde man von jedem Richter erwarten, selbst von Fall zu Fall entscheiden zu müssen, was Terror ist.

Tatsächlich terroristische Handlungen (z.B. Anschläge, Morde, bewafftete Gruppenbildungen, Überfälle…) medial zu bewerben oder gutzuheissen wäre meines Erachtens vollkommen unverantwortlich. Und im Zusammenhang mit dem sogenannten investigativen Journalismus erwarte ich mir schon auch mehr Verantwortungsbewusstsein anstelle von billiger Sensationslust von Seiten mancher Medien, gerade was “Sicherheitslücken” betrifft. Um das mit einem Beispiel zu belegen: Wenn ich als wichtiges Magazin darüber berichte, dass es erstaunlich ist, dass die hochprominente Familie XY nicht nur keine Leibwächter hat, sonderen deren Haus nicht einmal alarmanlagengeschützt ist, dann wird die betroffene Familie zwar wohl rasch für Sicherheitsmassnahmen sorgen (reicht es nicht, wenn ich die Betroffenen auf ihre Sicherheitslücken aufmerksam mache? Muss ich darüber berichten?), aber vielleicht kommen diese zu spät, weil meine Story sofort Verbrecher anlockt…

Andererseits: Nur sachlich korrekt darüber zu berichten, was geschieht, bedeutet keinesfalls eine Aufforderung oder Gutheissung dessen.

Zusammengefasst: Es muss im Interesse aller (auch aller Medien) liegen, echten Terrorismus (und zuvor muss definitiv abgeklärt werden, was da alles dazugehört) zu bekämpfen, und dem weder eine Plattform noch Werbemöglichkeiten zu bieten und ihn erst recht nicht gutzuheissen. Eine objektive und sachliche mediale Berichterstattung ist ja auch niemals eine Terrorismusförderung oder gar -gutheissung.

Die Bevölkerung hat das Recht auf unzensorierte Informationen. Die freie Meinungsäusserung und die Pressefreiheit sind Grundwerte einer demokratischen Gesellschaft und dürfen also niemals zugunsten des sogenannten “Kampfes gegen den Terror” geopfert werden. Und daher sind auch gesetzliche Versuche einer Internetzensur (wie aktuell beispielsweise im angeblich liberalen Frankreich) strikt abzulehnen.

Jeder aber, der publizistisch oder anderweitig (z.B. als Unterrichtender) an der öffentlichen Meinungsbildung mitwirkt, trägt eine überaus grosse Verantwortung, nicht nur für sich, sondern mit für all jene, die er erreicht und mitprägt. Dieser Verantwortung muss man sich -auch als Journalist- bewusst sein und gewissenhaft zugunsten des Allgemeinwohls (=das Wohl aller) handeln.