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Mittwoch, 10. Februar 2010, von Elmar Leimgruber

Mein Appell: Nehmt teil an der sinnlosen Volksbefragung in Wien!

Alle Bilder in diesem Artikel: wienwillswissen.at

In Wien findet in dieser Woche vom 11. bis 13. Februar eine sogenannte Volksbefragung statt. Der Zeitpunkt ist taktisch klug gewählt, gibt es doch in diesem Jahr auch Gemeinderats- und Landtagswahlen in Wien: Der Wiener Bürgermeister ist gleichzeitig auch Landeshauptmann von Wien.

Vorausgeschickt: Ich bin ein grosser Befürworter der direkten Demokratie. Und es wäre ein demokratiepolitischer Rückschritt, würde man Volksbefragungen grundsätzlich abschaffen oder verbieten wollen. Aber sollen diese nicht zu einer billigen Farce verkommen, bzw. wie in diesem Fall ein willkommene Wahlhilfe, dann braucht es wirklich Themen, die die Menschen bewegenund wo es der Stadt tatsächlich darum geht, die Anliegen der Bevölkerung zu hören, ernstzunehmen und auf ihre Wünsche einzugehen.

Bei aller Antipathie gewissen (Suggestiv-)Fragen gegenüber und trotz durchaus vorhandenen Gefühlen für einen Boykott dieser sinnlosen Wahl: Aus demokratiepolitischen Überlegungen plädiere ich hiermit dennoch, auf jedem Fall an der Volksbefragung teilzunehmen.

Zu den Fragen im Einzelnen (die Original-Fragen mit entsprechender “Wahlhilfe” durch die Stadt sind hier kursiv wiedergegeben):

“1. Im Jahr 2000 wurde durch den Bundesgesetzgeber die Möglichkeit abgeschafft, Hausbesorger/innen anzustellen. Eine bundesgesetzliche Neuregelung ist seither nicht zustande gekommen.
Sind Sie dafür, dass in Wien die Möglichkeit geschaffen wird, neue Hausbesorger/innen (mit modernem Berufsbild) einzustellen?”

Zum einen betrifft diese Frage sowieso nur Bewohner von Gemeindebauten der Stadt Wien, die nur einen Bruchteil der Bevölkerung ausmachen. Und zum zweiten wird hier nur von einer “Möglichkeit” gesprochen. Ermöglichen kann man Vieles, auch ohne Volksbefragung, wobei der Einleitungtext der Stadt eindeutig auf ein JA als Wunsch-Antwort deutet.


2. Internationale Studien zeigen, dass die Ganztagsschule der entscheidende Erfolgsfaktor für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie darstellt sowie das Bildungsniveau der Bevölkerung deutlich hebt.
Sind Sie für ein flächendeckendes Angebot an Ganztagsschulen in Wien?

Auch hier werden die Wähler entmündigt, indem ihnen im Vortext erklärt wird, dass ohne Ganztagsschulen kein Erfolg möglich ist, und dass daher natürlich auch in diesem Fall mit Ja gestimmt werden sollte. Wenn die Stadt schon auf diesem Standpunkt steht, erübrigt sich eine Befragung: dann soll sie eben die Ganztagsschulen flächendeckend in ganz Wien errichten. Mal abgesehen von den massiven Kosten und abgesehen davon, ob es die freie Wahl geben wird (was das einzige Erstrebenswerte ist): Wen sollte ein solches Angebot (wenn es wirklich nur ein zusätzliches Angebot ist) denn auch stören?


3. Einige Großstädte (z.B. London, Stockholm) haben zur Bewältigung des innerstädtischen Verkehrs eine Einfahrtsgebühr für das Stadtzentrum eingeführt (Citymaut). In Wien konnte durch die Verkehrspolitik (Ausbau öffentlicher Verkehr, Parkraumbewirtschaftung, Wohnsammelgaragen, Ausbau Radwegenetz) in den letzten Jahren der Autoverkehr in der Stadt deutlich reduziert werden.
Soll in Wien eine Citymaut eingeführt werden?

Hier wird den Befürwortern einer Citymaut schon im Vortext klargemacht, dass eine solches nicht notwendig ist, weil die Stadt eh schon alles getan hat, dass der Verkehr in Wien (angeblich) eh schon nicht mehr ein Problem darstellt. Hier möge man also, geht es nach dem Willen der Stadt, mit nein stimmen. Wenn man eine solche nicht haben will, soll man es laut und deutlich sagen und nichteine entsprechende Frage stellen und die Bevölkerung dabei dahingehend zu beeinflussen, dass sie sich dagegen ausspricht.


4. In Wien fahren täglich Nachtbusse von 0.30 bis 5.00 Uhr. Ein 24-Stunden-U-Bahn-Betrieb am Wochenende (Freitag und Samstag) kostet pro Jahr 5 Millionen Euro und bewirkt veränderte Fahrtrouten der Nachtbusse am Wochenende.
Sind Sie dafür, dass die U-Bahn am Wochenende auch in der Nacht fährt?

Die Frage nach einer 24-Stunden-U-Bahn am Wochenende scheint mir die für die Gesamtbevölkerung einzig Sinnvolle zu sein. Diesen Vorschlag hatte schon lange die Wiener Stadt-ÖVP eingebracht, er wurde allerdings zunächst von der regierenden SPÖ abgelehnt. Als später Bürgermeister Häupl (SPÖ) dennoch überraschend ankündigte, eine Volksabstimmung zu diesem Thema durchzuführen, planten die direkt betroffenen Wiener Linien bereits den 24-Stundendienst und gaben auch bekannt, dass dieser durchaus machbar wäre. Wieder später allerdings liess die Wiener SPÖ immer öfter verlauten, wie umständlich und vor allem wie teuer dieser Plan wäre. Und diesem Argument folgt auch der Hinweis-Text vor der Frage: Wer mit Ja stimmt, verschwendet Geld, weil dies 5 Mio. Euro mehr jährlich kostet und vor allem muss er dann damit rechnen, dass sein Nachtautobus dann nicht mehr fährt. Die Stadt erwartet sich hier, dass eine Mehrheit nein zur U-Bahn an Wochenenden sagt, da es ja eh Nachtautobusse gibt. Bezüglich der 5 Mio.: Diese Volksbefragung kostet angebliche 6,7 Mio. Euro, und für diese SPÖ-Wahlwerbung werden Steuergelder verbraten. Die Gruppe “Für 24h-Betrieb der Wiener Verkehrsbetriebe (U-Bahn, Busse, Straßenbahn)” im Social Network facebook hat übrigens über 27300 Mitglieder, obwohl sich hier die Forderungen nicht auf das Wochenende und auf die U-Bahnen allein beschränken.

5. Seit 2006 wird in Wien ein freiwilliger Hundeführschein angeboten. Der Hundeführschein ist eine fundierte Ausbildung für Hundehalter/innen, bei welcher der richtige Umgang mit Hunden gelehrt wird. Bei der Prüfung müssen Hundehalter/innen zeigen, dass sie den Hund auch in schwierigen Situationen im Griff haben.
Sind Sie dafür, dass es in Wien für sogenannte “Kampfhunde” einen verpflichtenden Hundeführschein geben soll?

Auch hier ist der Wunsch der Stadt eindeutig, dass nur Derjenige sogenannte Kampfhunde halten dürfen sollte, de durch einen Hundeführschein bewiesen hat, auch Herr dieser Hunde zu sein. Und auch hier gilt: wenn die Stadt auf diesem Standpunkt steht, soll sie nach einer klaren Definition dessen, wer ein Kampfhund ist, diesen Führschein eben einführen.

Zusammengefasst: Warum das Geld der eigenen Partei für Wahlwerbung verwenden, wenn man auch mit Steuergeldern eine wirksame Wahlwerbung betreiben kann, bei der man den Wählern vormacht, ihre Meinung ernstzunehmen. Und um sicher zu gehen, dass die Ergebnisse auch so kommen, wie man es sich wünscht, wird eben der Einleitungstext entsprechend manipulativ formuliert.

Und: Was mich am Rande bemerkt ebenfalls sehr nervt: Während man sich als in Wien lebender EU-Bürger sehr wohl an den Gemeinderatswahlen beteiligen kann (Wahl des Bezirksrats), ist man unabhängig davon, wie lange man schon in Wien lebt, von dieser Volksbefragung ausgeschlossen.

Dennoch: Ich appelliere an alle Wahlberechtigten (übrigens ab 16 Jahren), trotz der Sinnlosigkeit dieser Aktion an der Abstimmung teilzunehmen und sich dabei weder dazu hinreissen zu lassen, bewusst grundsätzlich gegen die jeweilige Wahlentscheidung der SPÖ zu entscheiden noch erst recht nicht, ihren Einflüsterungen blind zu entsprechen, sondern klar zu denken und zu überlegen, was das Sinnvollste für die Stadt und die Menschen in ihr ist und nach bestem Wissen und Gewissen seine Stimme abzugeben.

Und da ich als seit 1989 in Wien lebender und seit 2000 auch hauptsächlich hier wohnender EU-Bürger mich ja nicht an dieser Volksbefragung beteiligen darf, enthalte ich mich an dieser Stelle auch dessen zu sagen, wofür ich jeweils stimmen würde.

Eines sei aber noch gesagt: So sinnvoll Volksbefragungen auch als demokratiepolitisches Instrument sind: ich erwarte mir schon, dass es bei Volksbefragungen in Zukunft um die wirklich brennenden Themen der Bevölkerung geht, verbunden mit einem ehrlichen Bemühen der Politiker, als Volksvertreter auch die Anliegen der Bevölkerung zu vertreten. Und das sei am Rande auch nochmal im Zusammenhang mit einem möglichen dritten Asylerstaufnahmezentrum gesagt -und hier zitiere ich ORF-Innenpolitik-Chef Hans Bürger vor einigen Wochen in der ZIB -: “Eine Mehrheit darf niemals gegen eine Minderheit abstimmen”.

Dienstag, 26. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Nix ist Pink an Josef Pröll – Ehrenrettung naht:-)

Vizekanzler Josef Pröll mit “meiner” rosa Kravatte

Eigentlich hatte -wie berichtet- Vizekanzler und ÖVP-Chef Josef Pröll vor wenigen Tagen seiner neuen Superpraktikantin Reez Wollner öffentlich versprochen, an ihrem ersten Praktikumstag nicht nur mit pink-Kravatte zu erscheinen, sondern auch noch seine Socken der Farbe seiner Kravatte angepasst zu tragen.

Leider war dem bei ihrem gestrigen ersten Arbeitstag nicht so: Der Vizekanzler trug gestern eine dunkelblaue Kravatte.

Im Prinzip ist es ja keine grosse Sache. Aber auch ein Vizekanzler verliert nichts an seiner Autorität, wenn er an einem einzigen Tag anstatt einer “serösen” mal eine rosa Kravatte trägt, vor allem, weil er das vor etwa 1000 Leuten offiziell ankündigt hat. Und zudem haben wir ja Fasching derzeit auch:-)

Und auch wenn Reez eigentlich u.a. auch Hobbydesignerin ist und das sicher besser kann als ich: Ich habe den Vizekanzler rehabilitiert, indem ich für ihn sein Versprechen (zumindest symbolisch) eingehalten habe und ihm einfach eine pink Kravatte angezogen habe: Er möge mir diesen kleinen Scherz verzeihen:-)

Freitag, 22. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Reez Wollner ist Österreichs Superpraktikantin – Die Show heute abend auf ATV

Des Vizekanzlers Superpraktikantin Reez Wollner
Foto: superpraktikant.at

Ähnlich “Starmania”, “DSDS” und ähnlichen Casting-Shows fand gestern abend das Finale des Superpraktikanten-Wettbewerbs statt. Die fünf Finalisten mussten zunächst in der Show, die heute abend um 21.55 Uhr auf ATV ausgestrahlt wird, einige Aufgaben erfüllen. Die Jury kürte anschliessend die 26-jährige Reez Wollner zur Superpraktikantin, die ab Montag eine Woche lang den offiziellen Inititor des Wettbewerbs, Vizekanzler und ÖVP-Chef Josef Pröll, bei all seinen Unternehmungen begleiten wird. Am späten Abend liess der Vizekanzler dann verlauten, den anderen vier Finalisten Julia Holzer (15), Resul Recper (28), Felix Horvat (16) und Anna Susanna Roth (17) auch wenigstens jeweils einen Tag an seiner Seite zu gewähren.

Dem gestrigen Finale ging ein 10-wochenlanger Wahlkampf voraus, dem sich etwa 400 vor allem junge Bewerberinnen und Bewerber im Internet stellten. Es gab laut ÖVP in dieser Zeit über eine Mio. Zugriffe auf die Webseite und über 400.000 Votings.

Superpraktikant-Finale: Vizekanzler Josef Pröll, Moderatorin Dani Linzer, die Juroren und die Finalisten
Foto: © Leimgruber

Auf dem Programm der kommenden Arbeitswoche des Vizekanzlers mit seiner neuen Superpraktikantin stehen neben der Angelobung eines neuen Regierungsmitgliedes (dessen Namen Pröll an diesem Abend noch nicht nennen wollte) unter anderem Sitzungen des ÖVP-Führungsteams sowie des Ministerrates und des Parlaments. Gesellschaftliches Highlight ist ein Besuch des Jägerballs mit Josef Pröll und seiner Familie. Als Ausgleich für die arbeitsreiche Woche folgt für die Gewinnerin eine Woche Urlaub in Ischgl inkl. 500 Euro Urlaubgsgeld.In der tagenden Jury sassen übrigens ÖVP Generalsekretär Fritz Kaltenegger sowie Vertreter der Medienpartner, Karin Strobl (HEUTE), Martin Gastinger (ATV) und Anna Michalski (KroneHIT). Gekonnt, professionell, kritisch und humorvoll führte die KroneHit-Morningshow-Moderatorin Dani Linzer durch den Abend.

Ich muss sagen und es überrascht mich selbst: es hat einfach alles gepasst an diesem Abend: Es stand keineswegs die Politik im Vordergrund, obwohl es eigentlich um ein kurzfristiges politisches Engagement ging. Und es gab keine -wie sonst die politischen Veranstaltungen üblich- Sonntagsreden. Dafür hat die ÖVP bei diesem Event gezeigt, dass Politik manchmal auch Entertainment im guten Sinne (und damit meine ich nicht unfreiwillig komisch zu sein wie manch andere Politiker, die sich je nach Windlage und Befindlichkeit ideologisch von weit links nach ganz rechts bewegen) sein kann. Das passt schon so.

Die neue Superpraktikantin, die übrigens auch selbst schon Mode entwirft, meinte übrigens bevor sie diese Position erhielt, dass sie als erstes dem Vizekanzler eine pinkfarbene Kravatte empfehlen würde. Und dieser meinte nach ihrer Kür, dass er sich nicht nur eine pinkfarbene Kravatte zulegen werde, sondern auch dazupassende Socken. Na, ich bin gespannt:-)

Montag, 11. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

“Österreich” hetzt gegen Flüchtlinge

Als ob die höchst emotionale Diskussion in Österreich wegen mehreren Landtagswahlen im heurigen Jahr um ein drittes Asylerstaufnahmezentrum nicht schon schlimm genug wäre (siehe dazu u.a. meinen Kommentar hier vor ein paar Tagen): Die Zeitung “Österreich” gab ihrem Hauptaufmacher den zutiefst problematischen Titel “Die erste Umfrage: Mehrheit ist gegen weiteres Asyl-Lager” und auch der Artikel selbst hat dasselbe Unwort im Titel: “Österreicher gegen Asyl-Lager“. Kann man noch tiefer sinken? Im Zusammenhang mit Nicht-Verbrechern von einem “Lager” zu sprechen, noch dazu in Bezug auf -durch die UNO schutzwürdige- Flüchtlinge, ist höchst bedenklich und verabscheuungswürdig, ja Volksverhetzung, was gerade Medienmacher wissen und daher tunlichst vermeiden sollten.

Wen wunderts da, wenn Innenministerin Fekter (ÖVP) einerseits bei ihrem Plan, ein weiteres Erstaufnahmezentrum zu errichten, bleibt, aber die Flüchtlinge vor der Öffentlichkeit wegsperren will.

Und beim Scharfmacher-Auftreten von Kanzler Faymann und seinen Genossen in der Regierung gegen diesen im Koalitionsabkommen vereinbarten Plan: wen überrascht es da noch, dass sich laut der von “Österreich” zitierten Umfrage ausgerechnet 70 Prozent der bekennenden SPÖ-Wähler (nur die FPÖ-Wähler sind mit 81% noch geschlossener dagegen) gegen ein drittes Asylantenheim aussprechen…

Tja, um Wahlen zu gewinnen, verstösst man offenbar gern auch gegen eigene angeblich so wichtige Werte…

Samstag, 9. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Österreich: Weg mit den alten überholten Mietprivilegien!

Vermieter in Deutschland dürfen die Bandbreite, die die ortsübliche Vergleichsmiete hergibt, voll ausreizen. Dies teilt die Zeitschrift “ökotest” in ihrer aktuellen Ausgabe mit. Ergibt sich demnach die Mieterhöhung aus den Mieten vergleichbarer Wohnungen in dieser Umgebung, so muss nicht etwa ein Mittelwert geschätzt werden, wie zuvor noch auf Landesebene gerichtlich entschieden wurde. Der Vermieter kann sich durchaus an der höchsten Miete orientieren – das entschied nun laut ökotest der deutsche Bundesgerichtshof (Az. VIII ZR 30/09).
Solche vermieterfreundlichen gerichtlichen Entscheidungen gibt es in Österreich leider (noch) nicht. Es wird in den meisten Fällen zugunsten von Mietern entschieden. Und dies, obwohl vor allem in Wien noch der sogenannte Friedenszins verbreitet ist, der auf das ferne Jahr 1914 zurückgeht und Minimieten auch mit Nachfolgerecht im engen Familienkreis ermöglicht. Zudem gelten trotz einer kleineren Lockerung in diesem Punkt seit dem Jahr 2000 nach wie vor unbefristete Mietverträge nicht nur unbefristet und gehen auch nicht nur in dieser Form zudem an künftige Eigentümer über, sondern dürfen, auch wenn sie seinerzeit vom Voreigentümer -vielleicht aus Freundschaft -mit dem Mieter zu niedrig abgeschlossen wurden, nicht dem aktuellen üblichen Mietzinsniveau, sondern nur inflationsangepasst werden.
So gibt es in derselben Zone in Wien beispielsweise 60 Quatratmeter-Wohnungen, für die man als Neumieter netto 500 Euro bezahlt und die Mieter der Nebenwohnung zahlen aufgrund eines alten unbefristeten Mietvertrages 80 Euro (!). Dazu kommt, dass vor allem Altbauten, also alte Zinshäuser (Mietshäuser) sehr strengen Mietkriterien unterliegen und dem Vermieter -ebenfalls unabhängig von der Gegend- der maximal zu verlangende Mietzins vorgeschrieben wird, während bei Neubauten die Miethöhe fast frei (nach Gegend, Angebot und Nachfrage) entschieden werden kann.
Während aber Eigentümer von neuen Wohnhäusern zudem über Jahre hindurch keine neuen Investitionen tätigen müssen und die Mieteinnahmen daher bei ihnen verbleiben, werden die Eigentümer von Altbauten von Bund, Land und Stadt mit immer neuen zusätzlichen Vorschriften im (Um)Bau- und Renovierungsbereich gezwungen. Dadurch wird vielen Kleinvermietern -zu zusätzlichen Ausgaben gezwungen- und bedingt durch die mangelnden kostendeckenden Einnahmen aus unabänderlichen Altmietverträgen die Existenz geraubt, sodass sie nach Jahren des Frusts schlussendlich verkaufen müssen.
Da dieses Problem aber vor allem in Wien nicht nur Vermieter, sondern auch sehr viele (in vielen Fällen uneinsichtige und verständnislose ) Mieter, also Wähler betrifft, wagt es seit Jahren aus populistischen Gründen keine einzige Partei (nicht mal die ÖVP), diese alten Privilegien gesetzlich abzuschaffen und verhindert daher gerechte Mieten.
Der Zentralverband der Hausbesitzer fordert seit Jahren eine diesbezügliche Anpassung des Mietgesetzes, um die Zinshöhe zumindest den sowieso schon niedrigen Altbaumietzinssätzen anzupassen. Leider verhallen alle Appelle. Denn die verantwortlichen Politiker hören da lieber auf die weit populäreren – und medial ausgeschlachteten- Forderungen beispielsweise der Arbeiterkammer (AK), die vollkommen ohne objektive Grundlagen seit Jahren kritisieren, dass die Mieten in Wien zu hoch wären. Sachlich betrachtet ist Wien im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen sogar äusserst günstig. Und die eh nur sehr geringen Preissteigerungen am Mietmarkt in Wien sind einerseits inflationsbedingt, andererseits wird hier unseriöserweise der Bruttomietzinssatz (inklusive Betriebsspesen) über die Jahre hindurch verglichen.
Dabei sind bei genauerer Analyse nicht die Nettomietpreise so drastisch gestiegen: Die SPÖ-regierte Stadt Wien hat mit ihren hauseigenen Firmen die sogenannten Betriebsspesen drastisch in die Höhe schnellen lassen (Müllabfuhr, Abwasser, Strom und Gas wurden in den vergangenen Jahren immer wieder erhöht), was sich natürlich einschneidend auf die Gesamtmiete auswirkt: diese politische Verantwortung für höhere Gesamtmieten sollte auch zugegeben werden und nicht fälschlicherweise Vermietern unterstellt werden.
Ich persönlich stehe zudem auf dem Standpunkt, dass im Europa des 21. Jahrhunderts Ungleichheiten im Mietrecht abgeschafft gehören:
Es muss ein neues Mietrecht her, das zwar weiterhin die Mieter vor unrechtmässigen Kündigungen und auch vor Wucher schützt, aber genauso dafür garantiert, dass die Vermieter einen gerechten und ortsüblichen Mietzins erhalten, unabhängig vom Alter des Mietvertrages (und diese Änderung sollte auch alle unbefristeten Mietverträge betreffen, die älter als 10 Jahre alt sind).
Und die Altbauten verdienen auch dasselbe Mietrecht wie Neubauten, wo Zone, Angebot und Nachfrage die Höhe des Mietzinses automatisch regeln. So ist es anderswo in Europa und die freie Marktwirtschaft ist in Europa auch übliche Praxis, und Österreich darf sich da nicht weitehin international lächerlich machen mit seinen alten überholten Mietprivilegien, sondern es muss handeln.
Es ist ein überholtes Privileg und ungerecht, wenn ein Neumieter für eine Kleinwohnung die ortsüblichen und angemessenen 300 Euro monatlich bezahlt, und sein Nachbar als Altmieter im selben Haus und Stock für eine doppelt so grosse Wohnung nur 150 Euro zahlt. Und ich wünsche mir daher Politiker (egal welcher Partei), die dieses heisse unpopuläre Thema anpacken, und -vielleicht gerade ermutigt durch die aktuelle Entscheidung des deutschen Bundesgerichtshofs- diesen gesetzlichen Missstand endlich beseitigen, für Gerechtigkeit sorgen und so auch einen Beitrag dafür leisten, dass historische Altbauten weiter renoviert werden und für die Nachfahren erhalten bleiben.
Näher an diesem Thema Interessierte können hier die offiziell vorgesehenen niedrigen Kategoriemietzinssätze (diese gelten für alle Altbauten) der Stadt Wien einsehen.
Dienstag, 5. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Die SPÖ und die unwiderstehliche Versuchung des Populismus

Schon unlängst hatte ich über das von Innenministerin Fekter geplante Flüchtlingserstaufnahmezentrum in Eberau (Südburgenland) berichtet. Nun hat sich, wie ich schon in meinem Beitrag vom 22. Dezember befürchtete, die politische Konfrontation -natürlich aufgrund der dortigen Landtagswahlen im heurigen Jahr- drastisch verschärft:

Burgenlands Landeshauptmann Niessl (SPÖ)
Foto: burgenland.at

Gestern, Montag hat ausgerechnet SPÖ-Landeshauptmann Niessl, dessen Partei sonst immer der FPÖ vorwirft, gegen Ausländer zu hetzen, seine Bevölkerung darauf eingeschworen, bei seiner geplanten Volksabstimmung ja gegen dieses Zentrum zu stimmen. Ist ja echt amüsant zu sehen, wie hier SPÖ, FPÖ und BZÖ gemeinsam gegen Flüchtlinge mobilisieren. Und wie auf der anderen Seite die ÖVP die einzige Partei ist, die hier nicht populistisch agiert.

Ich gebe zu: die Situation ist verfahren: Ok, die Innenministerin hat autoritär und im Alleingang gehandelt und sie geht notfalls mit ihrem Vorhaben auch bis zum Höchstgericht. Und ok: im Burgenland finden Landtagswahlen statt. Und ja ok: Nachdem derzeit Kärnten sowieso der Rammbock der Nation ist, schlägt SPÖ-Chef Fayman natürlich Kärnten als Standort für ein solches Erstaufnahmezentrum vor, und schon ist das Thema für die SPÖ verdrängt und verschoben. Wäre da nicht auch noch Verteidigungsminister Darabos (auch SPÖ), der zwar ebenfalls das Koalitionsabkommen unterschrieben hat, in dem diesbezüglich steht, dass ein drittes Erstaufnahmezentrum “im Süden” errichtet werden soll, der aber jetzt vorschlägt, die betroffenen 300 Flüchtlinge könnten ja “mit gutem Willen aller” auch auf die bestehenden Zentren aufgeteilt werden.

Das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR hat übrigens indes die politisch Verantwortlichen in Österreich dazu aufgerufen, in der Diskussion um die Eröffnung einer Erstaufnahmeeinrichtung für Asylwerber in Eberau zu mehr Sachlichkeit zurückzukehren. Die öffentliche Polemik der letzten Tage sei “unvereinbar” mit der Asyltradition Österreichs, erklärte heute der UNHCR-Vertreter für Österreich und Deutschland, Michael Lindenbauer.

Einerseits ärgere ich mich, andererseits finde ich dieses Polit-Theater einfach nur lächerlich:

FPÖ und BZÖ vertreten ja ihren klassischen Anti-Ausländer-Standpunkt, was natürlich keine Überraschung ist: dafür werden sie auch gewählt. Dasselbe betrifft die Grünen, die von ihrer Wählerschaft auch dafür gewählt werden, dass sie einen sehr ausländerfreundlichen Standpunkt haben. Alle diese drei Parteien profitieren also von der derzeitigen Diskussion und stecken daher mitten im burgenländischen Wahlkampf. Die ÖVP kann mit ihrem Standpunkt derzeit im Prinzip eigentlich im Burgenland nur verlieren; es ist also mutig und antipopulistisch, was Fekter und ihre Partei die ÖVP derzeit praktizieren. Bei der SPÖ geht es bei dieser und bei der Wiener Landtagswahl (die ebenfalls heuer stattfindet) aber um Alles: Sie haben seit Jahren bei allen entscheidenden Wahlen drastisch verloren und im Burgenland und in Wien geht es nun darum, diesen Abwärtstrend nicht fortzusetzen.

Darum geht es beim Koalitionsstreit derzeit also eigentlich: darum, dass die SPÖ im Burgenland um jeden Preis an der Macht bleibt, was im Prinzip nix Neues ist bei der SPÖ: Um bei den letzten Nationalratswahlen nicht noch schlechter abzuschneiden, entschied man sich bei den Genossen plötzlich für einen EU-kritischen Kurs. Und jetzt initiiert die SPÖ im Burgenland nicht nur einen Anti-Ausländer-, sondern auch noch einen Antiflüchtlings-Wahlkampf: Also ich muss schon sagen: von sozialdemokratischen Idealen ist da nicht mehr viel übriggeblieben. Aber vielleicht ist die SPÖ ja glücklich, nach den Landtagswahlen mit -nach meiner Einschätzung- ziemlichen Stimmverlusten dann eine Koalition mit ihren derzeitigen Gesinnungsgenossen FPÖ und BZÖ eingehen zu müssen.

Montag, 28. Dezember 2009, von Elmar Leimgruber

24 Stunden-Betrieb der U-Bahnen in Wien wäre zeitgemäss

Wiens öffentliche Verkehrsmittel fahren zu Silvester (wie in der vergangenen Jahren und während der sogenannten Euro auch) wieder die ganze Nacht durch. Warum nicht immer?

Wiens U-Bahn bei Nacht
Foto: wienerlinien.at

Vorausgeschickt für Nicht-Wiener: U-, Strassenbahnen und Busse in Wien fahren zwischen 5 Uhr früh und 0.30 Uhr in der Nacht, anschliessend verkehren Nachtautobusse im Halbstundentakt auf den wichtigsten innerstädtischen Routen.

Als vor einigen Monaten die Stadt-ÖVP die Forderung erhob, man möge doch die U-Bahnen an den Wochenenden auch in der Nacht verkehren lassen, gabs prompt Feedback von der regierenden SPÖ: viel zu teuer. Doch nur kurze Zeit später kündigte Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) an, eine Volksbefragung darüber durchführen zu lassen. Offenbar ein billiges Wahl-Zuckerl (in Wien finden heuer Gemeinderats- bzw. Landtagswahlen statt und der Wiener Bürgermeister ist gleichzeitig auch Landeshauptmann), denn ich kenne niemanden in Wien, der sich nicht den U-Bahnbetrieb auch in der Nacht wünscht. Und auch die erst vor einer Woche entstandene Gruppe “Für 24h-Betrieb der Wiener Verkehrsbetriebe (U-Bahn, Busse, Straßenbahn)” hat jetzt schon über 19.000 Fans.

Nicht, dass es unbedingt kommen müsste (es gibt nach Nachtautobusse), aber der 24-Stundenbetrieb wenigstens der U- und Schnellbahnen in Wien wäre zumindest an den Wochenenden echt sinnvoll und auf jedem Fall zeitgemäss.

Dienstag, 22. Dezember 2009, von Elmar Leimgruber

SPÖ Wien spendet 250.000 Euro an Revolutionäre

Während immer mehr Kleinkunst- und Kabarettbühnen und Klein-Veranstalter, das renommierte Tuchelaubenkino und Kunstbeisln in Wien pleite gehen, weil die SPÖ angeblich kein Geld mehr für Förderungen hat, finanziert sie nun (gemeinsam mit den Grünen beschlossen) unter anderem das sogenannte Amerlinghaus in Wien mit 250.000 Euro. Dieses beherbergt u.a. zweifelhafte und linksextreme Vereine wie einen SadoMaso-Club, “Liga der Sozialistischen Revolution”, “Linkswende”, “revolte – Revolution macht glücklich”, “Gruppe für revolutionäre ArbeiterInnenpolitik”. Kein Wunder also, dass ÖVP und FPÖ gegen eine solche Entscheidung von Rot-Grün sturmlaufen.

Während wohltätige Vereine wie beispielsweise die Caritas oder der Vinzi-Verein oder Licht ins Dunkel alljährlich am Rande ihrer finanziellen Möglichkeiten auf Spendengelder angewiesen sind, um sich um die Ärmsten der Armen auch nur mit dem Notwendigsten zu versorgen, wird hier von den Stadtverantwortlichen einfach Geld verschleudert anstatt sinnvoll jenen zur Verfügung gestellt, die wirklich Gutes für die Allgemeinheit und für Bedürftige tun.

Dienstag, 22. Dezember 2009, von Elmar Leimgruber

Die stählerne Maria Theresia und die Genossen

Österreichs Innenministerin Maria Theresia Fekter (ÖVP)Österreichs Innenministerin Maria Theresia (wer denkt da nicht -was naheliegend ist- an die grosse gleichnamige Kaiserin) Fekter (ÖVP) sorgt wieder mal für politische Unwetter:

Österreichs Innenministerin Maria Theresia Fekter (ÖVP)

In Zusammenarbeit und mit Zustimmung des zuständigen Bürgermeisters soll im Südburgenland ein Erstaufnahmezentrum für Asylanten errichtet werden.

Da im Burgenland aber 2010 Landtagswahlen stattfinden (und gestern wurde durch die SPÖ auch die Landtags-Legislaturperiode frühzeitig aufgelöst; welch ein Zufall) “musste” natürlich Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) dagegen protestieren: Die Bevölkerung sei übergangen worden und er werde daher eine Volksabstimmung darüber abhalten lassen, auch weil dann aus Sicherheitsgründen mehr Polizei nötig sei, meinte er gestern im ORF Fernsehen.

Solch fremdenfeindliche Töne von einem Spitzen-SPÖ-Mann? Das überrascht mich wirklich.

Ich bin davon überzeugt, dass wo immer auch eine Volksabstimmung darüber stattfindet, ob ein Asylantenheim errichtet werden soll: die Mehrheit der betroffenen Bevölkerung wird -bei dieser aufgeheizten Stimmung- dagegen sein. Um das zu wissen, braucht man keine Volksabstimmung durchzuführen. Andererseits: Es braucht nun mal Flüchtlings-Heime. Und irgendwo müssen sie errichtet werden.

Und weil der Landshauptmann alles dran setzt, um dieses Zentrum im Südburgenland zu verhindern, wird die stählerne Lady Fekter die Höchstgerichte in dieser Causa anrufen…

Sonntag, 20. Dezember 2009, von Elmar Leimgruber

SPÖ stellt ideologische Ziele über Frauen-Gesundheit

Österreichs Gesundheitsminister Alois Stöger handelt ganz schön willkürlich und ideologisch: Einem langjährigen Wunsch seiner Genossen folgend setzte er es durch, dass nun die sogenannte “Pille danach”, von manchen auch Abtreibungspille genannt, rezeptfrei vergeben wird.

SPÖ Gesundheitsminister Alois Stöger<BR> Foto: Thomas Preiss
„Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ)
Foto: Thomas Preiss

Nicht nur deklarierte Abtreibungsgegner, die katholische Kirche, die ÖVP und die FPÖ halten Stögers eigenwilliges Verhalten für einen Fehler und sehen hierin eine grosse auch gesundheitliche Gefahr für die betroffenen Frauen und Mädchen.

Selbst die österreichische Ärztekammer (ÖÄK) warnt heute vor einer “leicht zugänglichen Pille danach” und zeigt sich in einer Aussendung entsetzt, hatte sie sich doch letzthin in der Rezeptfreigabekommission aus medizinischen Gründen gegen die Freigabe ausgesprochen.

Die Ärzte schreiben, dass ihre Experten vom Minister einfach übergangen worden seien und warnen eindringlich, das Nebenwirkungsrisiko zu unterschätzen. Die Hormondosis der “Pille danach” sei weitaus höher als bei der herkömmlichen Pille”, was unter nichtärztlicher Kontrolle schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben könne.

Aber Hauptsache, man kann seinen Ideologien frei fröhnen und sowohl die eigenen Genossen als auch die Grünen, die Stöger zu dieser Entscheidung drängten, mit diesem ungustiösen Weihnachtsschmankerl befriedigen…