Mit ‘Medizin’ getaggte Artikel

Donnerstag, 8. September 2011, von Elmar Leimgruber

Wissenschaft: Bluttests verraten bevorstehende Krebserkrankung

Andreas Keller, Bioinformatiker an der Universität Saarbrücken und Director Biomarker Discovery Center
Foto: uni-sb.de

Hoffnung auf eine neue Form der Früherkennung von Krebs nährt eine neue wissenschaftliche Studie. Gemeinsam mit Kollegen aus ganz Deutschland haben saarländische Wissenschaftler spezielle Moleküle im Blut untersucht, die neue Möglichkeiten für die Diagnose schwerer Krebserkrankungen wie zum Beispiel Lungen- und Prostatakrebs eröffnen.  Sie haben dazu bestimmte Signaturen identifiziert, die sich aus einer Kombination von Nukleinsäuren im Blut zusammensetzen. Auf dieser Grundlage könnten Mediziner in einigen Jahren etwa schwer zu entdeckende Tumore mit einfachen Bluttests bereits in frühen Stadien nachweisen. Bei Tumorerkrankungen ist eine frühe Diagnose besonders wichtig, da so die Chancen auf eine Heilung steigen.

In einem kooperativen Forschungsprojekt zwischen dem Heidelberger „Biomarker Discovery Center“ unter Federführung von Andreas Keller (Geburtsjahrgang 1982), der Humangenetik in Homburg, namentlich Petra Leidinger und Eckart Meese , der Heidelberger Firma febit und weiteren Wissenschaftlern wurden so genannte Biomarker untersucht, die Ärzten helfen sollen herauszufinden, ob ein Patient unter einer bestimmten Krankheit leidet. Dafür wurden spezielle Nukleinsäuren, die microRNAs, auf ihre Verwendbarkeit als Biomarker getestet. Die Forscher haben dabei keine einzelnen microRNAs untersucht, wie es bisher üblich war. Ihr neuer Ansatz lautete, gleich ganze Gruppen dieser Nukleinsäuren zu untersuchen, welche dann eine spezifische Signatur ergeben.

Werden solche für eine Krankheit spezifischen Signaturen bei einem Patienten festgestellt, könnten sie helfen, eine Diagnose bereits in einem frühen Stadium zu ermöglichen, und zwar mit einem einfachen Bluttest. Die untersuchten Krankheiten, beispielsweise Tumore der Lunge, der Prostata und des Magen-Darm-Traktes, waren alleine aufgrund der microRNA-Signaturen nicht nur im Vergleich zu gesunden Kontrollgruppen, sondern auch von anderen Krankheitsbildern diagnostisch gut voneinander zu unterscheiden. „Dies ist für Tumorerkrankungen besonders relevant, da mit einer frühen Diagnose eine größere Aussicht auf Heilung verbunden wird”, bewertet Petra Leidinger das Ergebnis der Forschungen. Eckart Meese sieht auch Vorteile in der deutlich einfacheren Untersuchung: „Mit diesen Arbeiten wurde ein Grundstein dafür gelegt, mit einem einzigen Bluttest eine Vielzahl von Erkrankungen durch microRNA-Expressionsmessungen mit hoher Zuverlässigkeit zu diagnostizieren“, so der Professor für Humangenetik an der Uni des Saarlandes.

Darüber hinaus bergen microRNA-Signaturen die Möglichkeit, als so genannte prognostische Marker zu dienen, um bei einzelnen Patienten die Wirkung von Medikamenten besser vorhersagen zu können. Damit würden microRNA-Signaturen  zur Entwicklung einer „personalisierten Medizin“ beitragen, deren Ziel es unter anderem ist, anhand individueller genetischer Merkmale eine optimale Therapie für den einzelnen Patienten zu erreichen. Dies sind aber sicherlich Perspektiven, deren Realisierung noch viel Zeit und auch finanziellen Aufwand erfordern wird.

Montag, 5. September 2011, von Elmar Leimgruber

Kaffee und seine Wirkung auf die Gesundheit

Ist Kaffee gesundheitsschädlich oder nützlich. Ist er eine Droge oder wirkt er überhaupt nicht? Über Kaffee gibt es die verschiedensten Untersuchungen. An dieser Stelle gibts einen kurzen Einblick in einige Forschungsergebnisse zu diesem Thema, die von der “Apotheken Umschau” veröffentlicht werden, welche in den deutschen Apotheken und bei vielen Ärzten im deutschsprachigen Raum kostenlos aufliegt:

So haben jetzt Wissenschaftler der US-Universität Harvard heraus, als sie Daten von 50000 Männern analysierten, die 22 Jahre lang regelmäßig zu ihrem Kaffeekonsum befragt wurden, dass wer mindestens sechs Tassen am Tag zu sich nahm, im Schnitt gegenüber Abstinenzlern ein um 20 Prozent niedrigeres Risiko für Prostatakrebs hatte. Am Koffein liegt dies aber nicht, da koffeinfreier Kaffee den gleichen Effekt erzielte. Demnach scheinen Männer, die regelmäßig Kaffee trinken, einen gewissen Schutz gegen Prostatakrebs aufzubauen. Je mehr Kaffee sie trinken, umso deutlicher sinkt ihr Risiko, berichtet die aktuelle “Apotheken Umschau”.

Auch ob hoher Kaffeekonsum das Darmkrebsrisiko erhöht, war bisher unklar. Mediziner der Harvard School of Public Health (USA) sahen Studien mit insgesamt 731000 Teilnehmern durch. Ergebnis: Für Kaffee geben die Ärzte Entwarnung. Selbst bei knapp 1,5 Litern Konsum täglich fanden sie keinen Zusammenhang mit erhöhtem Darmkrebsrisiko. „Die Meinung, dass Kaffee dem Körper Wasser entzieht, beruht auf falsch interpretierten Daten früherer Studien“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin und Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) Antje Gahl im Gesundheitsmagazin “Apotheken Umschau”. Bislang waren sich die Fachleute einig, dass zu jeder Tasse Kaffee mindestens die gleiche Menge Wasser getrunken werden sollte, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, der angeblich durch Kaffee bewirkt werde.

Gesunde Menschen erhöhen laut der “Apotheken Umschau” auch durch Kaffeetrinken nicht ihr Risiko für Herzrhythmusstörungen. Das Blatt berichtet über US-Studien mit mehr als 130000 Personen, die zu diesem Ergebnis kamen. Wer regelmäßig Kaffee trinkt, hat demnach sogar ein niedrigeres Risiko, wegen einer Herz-Rhythmusstörung in ein Krankenhaus zu müssen, als jene, die auf das koffeinhaltige Getränk verzichten. Die Forscher betonen jedoch, dass sich aus diesen Beobachtungen auch nicht schließen lasse, dass Kaffee das Herz schützt.

Wer aber ein Antibiotikum einnehmen muss, sollte in dieser Zeit koffeinhaltige Getränke wie Kaffee oder Cola meiden, und keinesfalls das Medikament damit herunter spülen, rät die Zeitschrift: Manche Antibiotika verstärken nämlich die Koffeinwirkung so sehr, dass es zu Herzflattern, Kopfschmerzen und Schwindel kommen kann.

Und “Entzugserscheinungen” gibts es bei gewohnheitsmäßigen Kaffeetrinkern tatsächlich auch: Wie die “Apotheken Umschau” unter Berufung auf US-Forscher schreibt, falle bei plötzlichem Entzug des Koffeins dessen gefäßverengende Wirkung weg, und das Gehirn werde stärker durchblutet. Auch die Hirnstromkurven im EEG veränderten sich. Diese nachweisbaren physiologischen Reaktionen könnten zu Kopfschmerzen, Müdigkeit und verminderter Aufmerksamkeit führen.

Montag, 29. August 2011, von Elmar Leimgruber

Studie prüft Wirksamkeit von Vitaminpräparaten

Foto: © Leimgruber

Nur unter speziellen Voraussetzungen können Vitaminpräparate sogar lebensverlängernd wirken. Im Rahmen eines paneuropäischen Untersuchungsprojektes untersuchten Wissenschaftler für das deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg 23.943 Frauen und Männer (1). Es gebe Hinweise dafür, dass Vitamine bei der Prävention dieser Krankheiten eine wichtige Rolle spielen könnten.

Die Beobachtungsstudie lieferte demnach folgende Ergebnisse: Teilnehmer, die bereits zu Beginn der Untersuchung regelmäßig antioxidative Vitamine (Vitamine C und E sowie das Provitamin A (Beta-Carotin)) einnahmen, wiesen ein signifikant niedrigeres Risiko für eine tödlich verlaufende Krebserkrankung sowie eine geringere allgemeine Sterblichkeit auf als Probanden, die keine Multivitaminpräparate verwendeten.

Die Für und Wider von Vitaminen und Mineralstoffen als Nahrungsergänzung zum Schutz vor Zivilisationskrankheiten wie Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder erhöhtem Sterblichkeitsrisiko sind seit längerer Zeit Gegenstand zahlreicher Forschungsarbeiten und werden immer wieder kontrovers diskutiert. Da die Prävention und Entwicklung solcher chronischer Erkrankungen von zahlreichen Faktoren abhängen kann, ist es in der Regel schwierig nachzuweisen, was hauptsächlich vorbeugend gewirkt hat. Höchstwahrscheinlich sind es die Summe der verschiedenen Elemente eines Lebensstils und genetische Faktoren, die die Lebenserwartung beeinflussen. In der Studie zeigte sich, dass Personen, die Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, offenbar grundsätzlich gesundheitsbewusster und aktiver leben.

Für die Widersprüchlichkeit von Studien auf diesem Gebiet führen Forscher mehrere Gründe an. Neben dem grundsätzlichen Problem,
präventive Effekte von Mikronährstoffen nicht so einfach wie therapeutische Wirkungen von Medikamenten in klinischen Studien messen oder gar nachweisen zu können, ist möglicherweise  auch die Vitaminversorgungslage der Probanden zu Beginn einer Studie entscheidend: Bei Teilnehmern, die bereits von Anfang an eine ausreichende Vitaminversorgung aufweisen, zeigt sich durch eine zusätzliche Vitamingabe kein gesteigerter präventiver Effekt. Nahrungsergänzungsmittel sind daher möglicherweise nur für Menschen mit Vitamin-Defiziten von gesundheitlichem Nutzen.

Auch genetische Faktoren können die Wirksamkeit und den Bedarf von Vitaminen beeinflussen. Neuere Studien zeigen, dass Menschen mit
bestimmten Genvarianten (Polymorphismen) für Enzyme, die für die Verstoffwechslung von Vitaminen verantwortlich sind, diese
Mikronährstoffe nur eingeschränkt nutzen können (2,3). Entsprechend können Menschen mit diesen nicht seltenen Genvarianten einen erhöhten Vitaminbedarf aufweisen und somit von einer gesteigerten Vitaminzufuhr profitieren.

Für die Interpretation von Studienergebnissen, die auf den ersten Blick auf einen möglichen Zusammenhang zwischen erhöhter Vitaminzufuhr und gesundheitsschädlichen Effekten hinweisen könnten, sei es nötig, weitere potenzielle Auslöser sowie den Zeitpunkt des Auftretens von Krankheiten zu berücksichtigen, so die Experten. In der aktuellen Studie zeigten beispielsweise Teilnehmer, die mit der Einnahme von Vitaminen erst nach Beginn der Untersuchung begannen, eine geringere Lebenserwartung. Nach Ansicht der Wissenschaftler war dies nicht auf die Wirkung der Vitamine zurückzuführen, sondern auf die Tatsache, dass die Teilnehmer erst zu Vitamin-Präparaten griffen, nachdem sie bereits erkrankt waren. So konnten die Präparate ihrepräventive Wirkung nicht rechtzeitig entfalten.

Dienstag, 9. August 2011, von Elmar Leimgruber

Lebensstil ändern – Migräne vorbeugen

Foto: Uta Herbert / Pixelio.de

Gewitter lösen nicht Migräne aus, vielmehr sei die entsprechende Erwartungshaltung “das Wetter schlägt um, da bekomme ich sicher Migräne”  maßgeblich verantwortlich für die Bildung von Migräne. Dies geht aus einer Studie hervor, welche den Zusammenhang zwischen dem Wetter und Migräne untersuchte. Diese wurde an der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Wien am AKH Wien in Zusammenarbeit mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) an 238 PatientInnen durchgeführt.

 

Das Ergebnis der Studie ist überraschend. Weder einzelne Wetterfaktoren, wie Temperatur, Luftdruck, Niederschlag oder Sonnenscheindauer noch die typischen in Wien vorkommenden Großwetterlagen hatten einen Einfluss auf das Auftreten oder die Dauer von Migräneattacken oder anderen Kopfschmerzen. Besonders auffällig war, dass auch ein Wetterwechsel nicht zu einer Zunahme der Migräne oder Kopfschmerzen führte. Ganz klar zeigte sich jedoch, dass andere Faktoren zur Auslösung von Migräneattacken beitragen: Menstruation oder psychische Anspannung.

Neurologen am Allgemeinen Krankenhaus Wien (AKH) Wien empfehlen daher eine Migräne-Vorbeugung durch Überdenken des Lebensstils. Das Wetter kann ja auch nicht beeinflusst werden. Wenn aber die Erwartung “bei Wetterwechsel bekomme ich Migräne” im Vordergrund steht, wird sie sich auch erfüllen. Daher ist eine erfolgreiche Strategie zur Vermeidung von Migräneattacken ein Überdenken des Lebensstils, so die Neurologen.

Montag, 8. August 2011, von Elmar Leimgruber

Zucker-Ersatz Stevia vor Zulassung in der EU?

Stevia-Pflanze (Stevia Rebaudiana)
Foto: CC Sten Porse

Der in der Europäischen Union (EU) über Jahrzehnte verpöhnte und verbotene Zuckerersatzstoff Stevia könnte schon bald in Europa offiziell als solcher zu haben sein. Die  EU-Mitgliedstaaten haben nun einen Vorschlag der EU-Kommission angenommen, den Süßstoff in mehreren Lebensmittelprodukten einzusetzen. Produkte die den Zuckersatz Stevia erhalten, könnten demnach vielleicht schon im kommenden Jahr europaweit  auf den Markt gelangen. Bislang aber ist die Nutzung von Stevia-Blättern oder Teeauszügen als Süßungsmittel in Lebensmitteln in der EU nicht zugelassen und daher auch der Handel mit dergleichen Produkten verboten.

Und der österreichische Verein für Konsumenteninformation (VKI) warnt: “Bevor Sie sich damit Ihren Tee versüßen: Das Kraut stand lange unter Verdacht, krebserregend und erbgutverändernd zu wirken. Für die Reinsubstanzen, die in einem aufwendigen Verfahren extrahiert werden, gibt es diese Gesundheitsbedenken nicht mehr. Für die möglicherweise enthaltenen Begleitsubstanzen bleiben sie bestehen, hier sind die Forschungen noch nicht abgeschlossen. Daher bitte keine Ernährungsexperimente mit Stevia aus dem eigenen Blumentopf!”

Die süßenden Substanzen der südamerikanischen Stevia-Pflanze sind bis zu 300 mal so intensiv wie herkömmlicher Zucker und könnten daher anstelle des bislang meist verwendeten umstrittenen Aspartam (E 951) als natürlicher Süßstoff in kalorienreduzierten Softdrinks eingesetzt werden. Während Befürworter von Stevia lange Zeit hindurch in einer “Verschwörung” der “Zuckerlobby” den Grund für eine Nichtzulassung des Süssstoffs vermutete (obwohl ausgerechnet der Megakonzern Coca Cola bereits 2007 24 Patente auf der Basis von Stevia als Süßstoff eingereicht hatte), hielten sie Kritiker für gesundheitsschädlich und auch aufgrund ihres aufdringlichen Eigengeschmacks für ungeeignet als Lebensmittel. Tatsächlich aber wurde die Zulassung im Bereich der EU deswegen so lange verweigert, weil Steviolglykoside lebensmittelrechtlich zu den Lebensmittelzusatzstoffen gehören und laut der strengen EU-Gesetzgebung im Lebensmittelrecht ein Lebensmittelzusatzstoff für den Verbraucher einen Nutzen bringen muss.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hatte die ursprünglich aus Paraguay stammende (und dort übrigens als Süßstoff auch erst seit 2007 zugelassene) Stevia bereits 2010 als gesundheitlich unbedenklich bewertet, die empfohlene tägliche unbedenkliche Aufnahme jedoch auf vier Milligramm Steviol-Glykosiden pro Kilogramm Körpergewicht begrenzt. Nach der Entscheidung auf der Ebene der Mitgliedstaaten wird sich das Europäische Parlament mit dem pflanzlichen Süßungsmittel befassen. Eine Zulassung könnte Ende des Jahres erfolgen.

 

Donnerstag, 26. Mai 2011, von Elmar Leimgruber

Stiftung Warentest gibt Tipps gegen EHEC-Virus

Das Darmbakterium EHEC breitet sich inzwischen -vor allem in Norddeutschland- fast schon epidemieartig (über 400 Verdachtsfälle) aus. Und Dieser bösartige Durchfallerreger, dessen Infektionsquelle bislang noch unklar ist, führte bisher schon zu einigen Todesfällen. Wichtig zur Vorbeugung: Gute Hygiene in der Küche. Und wer blutigen Durchfall bekommt, sollte zum Arzt gehen, empfiehlt die Stiftung Warentest.

EHEC steht für „Enterohämorrhagische Escherichia coli“ und bezeichnet Bakterien, die schwere Darminfektionen verursachen. Typische Symptome: wässriger oder blutiger Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen. Darüber hinaus kann eine Untergruppe der EHEC zu Komplikationen führen, dem sogenannten hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS). Die Symptome zeigen sich hier innerhalb einer Woche nach Beginn des Durchfalls. HUS führt unter anderem zu Nierenversagen und kann tödlich enden.

Derzeit sind nach Behördenangaben gesichert etwa 80 Menschen an EHEC-Infektionen erkrankt. Davon leiden über 40 an der gefährlichen Form, teilt das Robert-Koch-Institut (RKI) der deutschen Bundesregierung mit. Diese Häufung sei sehr ungewöhnlich und die Patientengruppe- vor allem Frauen- untypisch. Normalerweise erkrankten vor allem Kinder an HUS. Das RKI empfiehlt: Personen mit blutigem Durchfall sollten umgehend einen Arzt aufsuchen. Ärzte sollten dann einen EHEC-Nachweis (im Stuhl) anstreben und bei den ersten Anzeichen von HUS an geeignete Behandlungszentren, etwa Kliniken, überweisen.

Noch ist unklar, wo die Erreger eigentlich herkommen, schreibt die Stiftung Warentest: Mögliche Quellen sind Tierkot, vor allem von Rindern, Schafen, Ziegen, verunreinigtes Trinkwasser und belastete Lebensmittel. Frühere Infektionswellen ließen sich oft auf rohes Fleisch oder Rohmilch zurückführen. Aber dafür gibt es diesmal laut Robert-Koch-Institut keine Hinweise. Als mögliche Infektionsquellen gelten derzeit frisches Obst oder Gemüse.

Eine Bekämpfung des Erregers durch Antibiotika ist nicht erfolgversprechend, da schnell Resistenzen auftreten, die Ausscheidung der Bakterien verlängert oder der Krankheitsverlauf durch eine erhöhte Toxinbildung verschlimmert werden kann. Die Behandlung erfolgt symptomorientiert. Die Komplikationen (HUS und TTP, s.o.) müssen intensiv behandelt werden, beispielsweise durch Blutwäsche in Form von Hämofiltration und Eiweißaustausch. In Deutschland sind der Verdacht oder Nachweis einer EHEC-Infektion nach § 6 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) meldepflichtig, wenn entweder a) ein HUS vorliegt, b) zwei oder mehr Personen erkrankt sind, oder c) ein Erkrankter im Lebensmittel- oder Gaststättengewerbe tätig ist. Laborärzte müssen jeden Nachweis eines EHEC-Stammes bei der zuständigen Behörde (Gesundheitsamt) unverzüglich melden.

Tipps der Stiftung Warentest: Wichtig zur Vorbeugung ist eine gute Hygiene in der Küche. Waschen Sie Rohkost, wie etwa Salat, Tomaten und Karotten vor dem Verzehr gründlich ab. Wenn möglich sollten Sie zudem Lebensmittel vor dem Verzehr ausreichend erhitzen. Es gilt: Die Lebensmittel sollten eine Kerntemperatur von mindestens 70 Grad Celsius für 10 Minuten erreichen. Auch Schneidebrettchen und Messer sollten Sie nach dem Benutzen gründlich reinigen. Und nicht vergessen: Nach der Zubereitung und vor dem Verzehr von Essen gründlich die Hände waschen. Denn einer 2010 veröffentlichten Auswertung im Fachjournal „Lancet“ zufolge trägt häufig schlechte Händehygiene die Schuld am Ausbruch von EHEC-Infektionen. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung gibt online Tipps für den Schutz vor EHEC-Infektionen.

Donnerstag, 28. April 2011, von Elmar Leimgruber

Ernährungsfehler bei Kleinkindern führen zu Fettleibigkeit

Der Expertenkreis Kleinkindernährung (v.l.n.r.:) Jürgen König, Nadja Haiden, Karl Zwieauer
Foto: essentiell/Bernhard Noll

Lässt man Kleinkinder einfach am Essen der Erwachsenen teilnehmen, ernähren sie sich unausgewogen. Zu diesem Schluss kommt der interdisziplinäre, österreichische Expertenkreis Kleinkindernährung, der nun klare Ernährungsempfehlungen für 1- bis 3-Jährige erarbeitet und durch praktische Tipps ergänzt hat. Demnach zeigen neue Erkenntnisse, dass sich die Folgen dieser frühen Ernährungsfehler erst Jahre später zeigen. So kann eine hohe Eiweißzufuhr zwischen dem 6. und 24. Lebensmonat das Risiko für Übergewicht im Schulalter erhöhen. Eine inadäquate Eisenzufuhr vor dem dritten Geburtstag kann zu schlechten Mathe-Noten in der Schule führen.

Während die Zusammensetzung von Anfangs- und Folgenahrung sowie Beikost für Säuglinge mittels Verordnungen gesetzlich verankert ist, gibt es für das Kleinkindesalter (Alter von 1 bis 3 Jahren) bislang kaum Richtlinien und Empfehlungen. Verzehrsdaten zeigen aber, dass bereits Kleinkinder zu viel, zu süß, zu fett, zu eiweiß- und salzreich essen, was später zu Übergewicht führen kann. “Dieses ungünstige Ernährungsmuster hinterlässt Spuren bei der Nährstoffversorgung. So nimmt ein Kleinkind mehr als doppelt so viel Eiweiß als nötig auf. Die Empfehlungen für die Zufuhr essenzieller Fettsäuren werden hingegen bei weitem nicht erreicht. Der Süßigkeitenverzehr und damit die Zuckerzufuhr mit all seinen negativen Folgen für Gewicht und Zähne verdoppeln sich zwischen 1 und 3 Jahren. Bei den Mikronährstoffen gibt es Lücken vor allem bei Eisen und einigen Vitaminen – im Fall von Vitamin D erreichen gar nur zwei von zehn Kindern die Zufuhrempfehlungen.”, so Jürgen König vom Department für Ernährungswissenschaften der Universität Wien.

Studien haben zudem gezeigt, dass die Entwicklung von Übergewicht durch eine erhöhte Aufnahme von tierischem Eiweiß (das im Kleinkindalter
insbesondere aus Wurst und Milchprodukten stammt) in den ersten Lebensjahren begünstigt wird. Der Pädiater Karl Zwiauer erklärt dieses Phänomen wie folgt: “Ein erhöhter Eiweißkonsum führt zu einer verstärkten Sekretion eines Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktors, insbesondere nach dem Verzehr von zu viel Milcheiweiß. Dieser Wachstumsfaktor (IGF-1) fördert die Bildung von Fettzellen sowie die Fettspeicherung.” Zwiauer hat in den letzten Jahren eine Verdopplung der Zahl übergewichtiger Kleinkinder beobachtet.

Bei Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen stellt sich die Versorgung mit Eisen, Folsäure und Vitamin D als unzureichend dar. Insbesondere im Hinblick auf Eisen zeigen sich Experten besorgt, denn die Aufnahme unterschreitet die Empfehlungen um ca. ein Drittel:
“Eine ausreichende Eisenzufuhr ist insbesondere während Phasen sehr schnellen Wachstums bis zum Alter von 2 Jahren wichtig. Eine
Unterversorgung im Säuglings- und Kleinkindesalter kann langfristige Folgen für Schulkinder – wie eingeschränkte Merkfähigkeit, geringere
mathematische Fähigkeiten, verminderte kognitive Entwicklung -haben.”, so  Nadja Haiden, von der Medizinischen Universität Wien.

Die Wissenschaftler geben folgende 10 Tipps zur Verbesserung einer gesunden Nährstoffzufuhr im Kleinkindalter:

- Leitungswasser ist das Getränk erster Wahl.
- Maximal an 3 Tagen pro Woche Fleisch oder Wurst.
- 1 – 2 x wöchentlich Fisch (fettarm zubereitet) und/oder Zuchtpilze.
- 3 Milchportionen pro Tag, vorzugsweise kindgerecht eiweißreduzierte und eisenangereicherte Milch.
- Täglich folsäurereiche Gemüsesorten (z. B. Erbsen, Brokkoli, Spinat) sowie Vollkornprodukte.
- Geriebene Nüsse oder Samen z. B. ins Müsli schließen Nährstofflücken.
- 1 x wöchentlich Hülsenfrüchte als Basis einer warmen Hauptmahlzeit.
- Mindestens 1-2 Eier pro Woche, bei vegetarisch ernährten Kindern sogar mehr.
- Raps-, Sonnenblumen- oder Maiskeimöl zum Kochen und für Salat verwenden.
- Salzreiche Lebensmittel selten und in bewusst kleinen Mengen.

Freitag, 22. April 2011, von Elmar Leimgruber

Akuter Apothekermangel in Österreich

Pharmaziestudierende im Labor
Foto: ABDA

Das Problem ist bekannt: zu viele Interessenten stehen -vor allem in Wien- zu wenigen Universitätsstudienplätzen im Bereich Medizin gegenüber. Dabei gibt es offenbar ausgerechnet in Österreich einen Mangel an medizinisch ausgebildeten Fachkräften, zwar nicht im ärztlichen Bereich, jedoch im pharmazeutischen: Österreichweit sind mehr als 130 offene Stellen für studierte Apotheker nicht besetzt, klagt Präsident des Österreichischen Apothekerverbandes, Friedemann Bachleitner-Hofmann. Dabei sei der Job sicher, werde gut entlohnt und sei mit tollen Aufstiegschancen verbunden.

Im Vormonat März waren 130 offene Akademiker-Stellen in Österreichs öffentlichen Apotheken gemeldet. Besonders gravierend ist die Situation in Ober- und Niederösterreich. “In Niederösterreich werden derzeit 38 Apotheker gesucht. Absolventen des Pharmazie-Studiums könnten sofort eine der 11 offenen Ausbildungs-Stellen als “Aspiranten” antreten. In Oberösterreich fehlen derzeit 25 Pharmazeuten, zusätzlich sind 11 Aspiranten-Stellen zu haben”, berichtet Österreichs oberster selbstständiger Apotheker.

Der deutsche Apothekerverband wirbt um Studenten
Foto: ABDA

In Wien, Graz und Innsbruck kann man Pharmazie studieren. “Wir fordern auch für Linz einen pharmazeutischen Lehrstuhl und werden uns an den neuen Wissenschaftsminister Töchterle wenden”, kündigt Bachleitner-Hofmann an. Denn: Mehr Ausbildungsstätten bringen mehr Absolventen. “Das Studium der Pharmazie verlangt den jungen Menschen alles ab. Es ist lang und schwer. Viele wählen nach dem Uni-Diplom den Weg in die Forschung. Um unser Service für die Patienten aufrecht zu erhalten, brauchen wir aber dringend akademischen Nachwuchs in den Apotheken”, erklärt Bachleitner-Hofmann.

Was zukünftige Apotheker während des Pharmaziestudiums lernen, darüber informiert die deutsche Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) im Internet: unter anderem stehen Informationsvideos zur Verfügung: Nach dem ersten Video zur Teildisziplin Klinische Pharmazie ist jetzt ein zweites zu Pharmazeutischer Chemie abrufbar. Weitere Videos zu den Teildisziplinen Pharmazeutische Biologie, Pharmazeutische Technologie sowie Pharmakologie sind in Vorbereitung.

Herausforderung Pharmaziestudium
Foto: ABDA

Deutschlandweit studieren etwa 12.000 junge Menschen an einer der 22 Universitäten Pharmazie. Das Studium dauert acht Semester, es schließt sich ein einjähriges praktisches Jahr an. Die Berufsaussichten im Anschluss an das Pharmaziestudium sind laut Apothekerverband exzellent. Tätigkeitsfelder für Apothekerinnen und Apotheker sind neben den öffentlichen Apotheken die Krankenhausapotheken, die pharmazeutische Industrie, wissenschaftliche Einrichtungen oder die Verwaltung.

Die Kampagne “Studier’ Pharmazie!” der ABDA besteht seit Juni 2010. Schüler, die sich für ein Pharmaziestudium interessieren, finden unter www.studier-pharmazie.de unterhaltsam aufbereitete Informationen. Hier finden Interessenten unter “Pharmazie on tour” einen Kalender für Informationsveranstaltungen in verschiedenen Städten. Wer sich für den Arbeitsplatz Apotheke interessiert, kann unter “Dein Apothekenpraktikum” nach einer Apotheke in seiner Nähe suchen.

Montag, 28. März 2011, von Elmar Leimgruber

Tipps gegen die Frühjahrsmüdigkeit

Die längeren Tage im Frühling und mehr Licht und Sonne vertreiben zwar Depressionen, weil sie die Produktion von Serotonin ankurbeln. Mit den schönen Frühlingsgefühlen kommen zu oft aber Schlaflosigkeit und Frühjahrsmüdigkeit. Dieses schlapp und lustlos Fühlen und die Tagesschläfrigkeit kommen davon her, dass gleichzeitig mit einem Überschuss an Serotonin die Ausschütttung von Melatonin hemmt, schreibt die Wiener Gesundheitsförderung. Dies bringt unseren Schlafrhythmus durcheinander.

Um dieser Frühjahrsmüdigkeit möglichst sinnvoll zu begegnen, empfiehlt die Wiener Gesundheitsförderung, so viel Tageslicht wie möglich zu genießen und dabei aber nicht auf häufiges Durchlüften zu vergessen. So wird das Gehirn mit Sauerstoff versorgt, die Leistungsfähigkeit steigt. Ein paar Dehnungs- oder Streckübungen vor dem offenen Fenster sind ebenfalls zu empfehlen.

Bewegung sollte ja das ganze Jahr über auf dem Plan stehen. Gerade im Frühjahr verlegen wir unsere Aktivitäten gerne wieder ins Freie. Ob ausgedehnte Spaziergänge, Nordic Walken oder Radausflüge – Bewegung sorgt nicht nur für Fitness und Ausdauer, es stärkt auch das Immunsystem. Wir haben dadurch wieder mehr Energie für den Alltag.

Auch über die Ernährung können wir der Frühjahrsmüdigkeit entgegen Wirken, rät Judith Blachfelner, Ernährungsexpertin in der
Wiener Gesundheitsförderung: “Salate, Radieschen oder Jungzwiebeln sind meist die ersten Frühlingsboten und bieten neben den Vitaminen auch Mineralstoffe und wichtige bioaktive Inhaltsstoffe, die unser Immunsystem ankurbeln.” Doch solange die frischen Vitaminlieferanten auf sich warten lassen, versorgen uns auch noch die Winter- und Lagergemüse – wie Kohl, Kraut, Karotten, Zwiebeln usw. – mit ausreichend Nährstoffen, so die Wiener Gesundheitsförderung..

Sonntag, 6. März 2011, von Elmar Leimgruber

Ärztekammer fordert mehr Kompetenzen für Hausärzte

Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie des Gallup-Instituts liegen Hausärzte mit 8,1 von zehn möglichen Punkten an der Spitze des Vertrauensindex. “Dieses Ergebnis ist für uns hoch erfreulich” betont der stellenvertretende Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien, Rudolf Hainz. Er fordert nun eine Neupositionierung des Hausarztes durch mehr Kompetenz:

Ständig werde von notwendigen Einsparungen im Gesundheitswesen gesprochen. “Dass eine Stärkung der Kompetenzen der Hausärzte Effizienz mit sich bringt, sollte den politisch Verantwortlichen langsam bewusst werden”, so Hainz. Gerade in der aktuellen Diskussion rund um die überlasteten Spitalsambulanzen sei es “höchst an der Zeit”, die Rolle der Hausärzte aufzuwerten. Für die Patienten sei es enorm wichtig, einen fixen Ansprechpartner konsultieren zu können, wenn sie gesundheitliche Probleme hätten. “Hausärzte, die ihre Patienten jahrelang betreuen und über deren Krankengeschichte genau Bescheid wissen, können eine persönliche Zuwendungsmedizin auch umsetzen”, sagt Hainz.

Darüber hinaus könne der Hausarzt die wichtige Rolle der Drehscheibe im “gesundheitlichen Versorgungsdschungel” übernehmen. Hainz zufolge gehe unnötigerweise “viel Zeit und Geld verloren, wenn Patienten auf eigenen Verdacht hin Spitalsambulanzen konsultieren, ohne vorher mit ihrem Hausarzt gesprochen zu haben”.

Schon lange fordert die Ärztekammer, dass Hausärzte die Befunde ihrer Patienten verpflichtend übermittelt bekommen. “Wenn dem Hausarzt alle Befunde vorliegen, ist auch die Elektronische Gesundheitsakte, deren Implementierung eine Menge Geld kostet, überflüssig”, meint Hainz. Würden beim Hausarzt alle Informationen zusammenlaufen, könnten diese an die Kolleginnen und Kollegen aus anderen Fachrichtungen entsprechend weitergeleitet werden und wären dabei immer “in sicheren Händen”.

Besonders in Hinblick auf die jüngsten Diskussionen rund um die Wiener Spitalsambulanzen und den Warnungen der Spitalärzte vor drohenden Leistungskürzungen im Spitalsbereich weist Hainz auf die Dringlichkeit der Stärkung des niedergelassenen Bereichs – und hier insbesondere der Hausärzte – hin: “Die Zeit drängt. Wenn nicht jetzt gehandelt wird, wird es, so wie es bereits in den ländlichen Regionen absehbar ist, auch in Wien zu einem Mangel an Hausärzten kommen.”