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Donnerstag, 28. April 2011, von Elmar Leimgruber

Ernährungsfehler bei Kleinkindern führen zu Fettleibigkeit

Der Expertenkreis Kleinkindernährung (v.l.n.r.:) Jürgen König, Nadja Haiden, Karl Zwieauer
Foto: essentiell/Bernhard Noll

Lässt man Kleinkinder einfach am Essen der Erwachsenen teilnehmen, ernähren sie sich unausgewogen. Zu diesem Schluss kommt der interdisziplinäre, österreichische Expertenkreis Kleinkindernährung, der nun klare Ernährungsempfehlungen für 1- bis 3-Jährige erarbeitet und durch praktische Tipps ergänzt hat. Demnach zeigen neue Erkenntnisse, dass sich die Folgen dieser frühen Ernährungsfehler erst Jahre später zeigen. So kann eine hohe Eiweißzufuhr zwischen dem 6. und 24. Lebensmonat das Risiko für Übergewicht im Schulalter erhöhen. Eine inadäquate Eisenzufuhr vor dem dritten Geburtstag kann zu schlechten Mathe-Noten in der Schule führen.

Während die Zusammensetzung von Anfangs- und Folgenahrung sowie Beikost für Säuglinge mittels Verordnungen gesetzlich verankert ist, gibt es für das Kleinkindesalter (Alter von 1 bis 3 Jahren) bislang kaum Richtlinien und Empfehlungen. Verzehrsdaten zeigen aber, dass bereits Kleinkinder zu viel, zu süß, zu fett, zu eiweiß- und salzreich essen, was später zu Übergewicht führen kann. “Dieses ungünstige Ernährungsmuster hinterlässt Spuren bei der Nährstoffversorgung. So nimmt ein Kleinkind mehr als doppelt so viel Eiweiß als nötig auf. Die Empfehlungen für die Zufuhr essenzieller Fettsäuren werden hingegen bei weitem nicht erreicht. Der Süßigkeitenverzehr und damit die Zuckerzufuhr mit all seinen negativen Folgen für Gewicht und Zähne verdoppeln sich zwischen 1 und 3 Jahren. Bei den Mikronährstoffen gibt es Lücken vor allem bei Eisen und einigen Vitaminen – im Fall von Vitamin D erreichen gar nur zwei von zehn Kindern die Zufuhrempfehlungen.”, so Jürgen König vom Department für Ernährungswissenschaften der Universität Wien.

Studien haben zudem gezeigt, dass die Entwicklung von Übergewicht durch eine erhöhte Aufnahme von tierischem Eiweiß (das im Kleinkindalter
insbesondere aus Wurst und Milchprodukten stammt) in den ersten Lebensjahren begünstigt wird. Der Pädiater Karl Zwiauer erklärt dieses Phänomen wie folgt: “Ein erhöhter Eiweißkonsum führt zu einer verstärkten Sekretion eines Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktors, insbesondere nach dem Verzehr von zu viel Milcheiweiß. Dieser Wachstumsfaktor (IGF-1) fördert die Bildung von Fettzellen sowie die Fettspeicherung.” Zwiauer hat in den letzten Jahren eine Verdopplung der Zahl übergewichtiger Kleinkinder beobachtet.

Bei Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen stellt sich die Versorgung mit Eisen, Folsäure und Vitamin D als unzureichend dar. Insbesondere im Hinblick auf Eisen zeigen sich Experten besorgt, denn die Aufnahme unterschreitet die Empfehlungen um ca. ein Drittel:
“Eine ausreichende Eisenzufuhr ist insbesondere während Phasen sehr schnellen Wachstums bis zum Alter von 2 Jahren wichtig. Eine
Unterversorgung im Säuglings- und Kleinkindesalter kann langfristige Folgen für Schulkinder – wie eingeschränkte Merkfähigkeit, geringere
mathematische Fähigkeiten, verminderte kognitive Entwicklung -haben.”, so  Nadja Haiden, von der Medizinischen Universität Wien.

Die Wissenschaftler geben folgende 10 Tipps zur Verbesserung einer gesunden Nährstoffzufuhr im Kleinkindalter:

- Leitungswasser ist das Getränk erster Wahl.
- Maximal an 3 Tagen pro Woche Fleisch oder Wurst.
- 1 – 2 x wöchentlich Fisch (fettarm zubereitet) und/oder Zuchtpilze.
- 3 Milchportionen pro Tag, vorzugsweise kindgerecht eiweißreduzierte und eisenangereicherte Milch.
- Täglich folsäurereiche Gemüsesorten (z. B. Erbsen, Brokkoli, Spinat) sowie Vollkornprodukte.
- Geriebene Nüsse oder Samen z. B. ins Müsli schließen Nährstofflücken.
- 1 x wöchentlich Hülsenfrüchte als Basis einer warmen Hauptmahlzeit.
- Mindestens 1-2 Eier pro Woche, bei vegetarisch ernährten Kindern sogar mehr.
- Raps-, Sonnenblumen- oder Maiskeimöl zum Kochen und für Salat verwenden.
- Salzreiche Lebensmittel selten und in bewusst kleinen Mengen.