Mit ‘Textilien’ getaggte Artikel

Donnerstag, 14. Juli 2011, von Elmar Leimgruber

Greenpeace: Nike und Adidas arbeiten mit giftigen Chemikalien

“Schmutzige Wäsche” am Yangtze River Zhejiang
Foto: © Quiu Bo/Greenpeace

Nike und Adidas handeln mit “Schmutziger Wäsche” kritisiert die Umweltschutzorganisation Greenpeace, welche nun den internationalen Bericht “Schmutzige Wäsche” veröffentlicht hat. Dieser gibt einen Einblick in die Belastung chinesischer Flüsse durch die Textil-Produktion internationaler Markenhersteller. Demnach belegen Greenpeace-Analysen von Abwasser-Proben an zwei bedeutenden Textilfabriken im Jangtse- und Pearlfluss-Delta eine große Anzahl hormonell wirksamer oder giftiger Chemikalien.

Millionen Menschen beziehen ihr Trinkwasser aus den Flüssen, fischen und nutzen das Flusswasser für die Landwirtschaft. Beide Fabriken beliefern die Schwergewichte der Sportartikelbranche: Nike und Adidas sowie eine Reihe weiterer internationaler Marken. Greenpeace-Aktivisten protestierten daher gestern an den weltgrößten Geschäften von Adidas und Nike in Peking mit dem Kampagnenlogo “Detox our waters” (Entgiftet unsere Gewässer).  Greenpeace fordert die Marktführer auf, auch beim Umweltschutz sportlichen Ehrgeiz zu beweisen und gefährliche Chemikalien aus der Produktion zu verbannen.

Schmutzwasser einer Jeansproduktion in China
Foto: © Lu Guang/Greenpeace

“Wie viele andere bekannte Textilmarken werben Nike und Adidas mit der Kombination aus Sport und Wellness. Es hat jedoch herzlich wenig mit Gesundheit zu tun, hochgiftige Substanzen in chinesische Flüsse einzuleiten. Die betroffenen Markenhersteller müssen sofort aktiv werden und die problematischen Bestandteile aus ihrer Lieferkette und aus ihren Produkten entfernen”, fordert Claudia Sprinz, Greenpeace-Konsumentensprecherin. Diese Forderung resultiert aus einer über Jahre dauernden Recherche zur Wasserverschmutzung in China.

Die Bekleidungsindustrie ist eine der wasserintensivsten Branchen überhaupt. Für ein Kilo Stoff werden bis zu 100 Liter Wasser verbraucht. Textilien werden mehrmals gewaschen, bevor sie im Laden liegen. In T-Shirt oder Trikot sollen sich möglichst wenige Rückstände der mehreren tausend Chemikalien finden, die zum Färben, Bedrucken und Imprägnieren eingesetzt werden können. Diese zum Teil gesundheitsschädlichen Chemikalien bleiben im Abwasser der Fabrik. Selbst moderne Kläranlagen können sie nicht vollständig filtern.

Greenpeace hat in den Abwasserproben Azofarbstoffe, Schwermetalle und andere Schadstoffe mit gefährlichen Eigenschaften nachgewiesen. Unter anderem wurden organische Chemikalien wie Nonylphenol und perfluorierte Substanzen festgestellt, die hormonell wirksam sind und sich in der Nahrungskette anreichern können. Viele dieser Chemikalien dürfen in Europa nicht eingesetzt oder in Flüsse eingeleitet werden. Nicht eine einzige der im Report erwähnten Marken verfügt über einen lückenlosen Überblick, welche Chemikalien während des Produktionsprozesses der jeweiligen Produkte verwendet und frei gesetzt werden.

Millionen Menschen beziehen ihr Trinkwasser aus dem Jangtse und dem Pearlfluss, fischen und nutzen das Flusswasser für die Landwirtschaft. “Unsere Ergebnisse zeigen nur eine Momentaufnahme und sind beispielhaft für ein viel größeres Problem. Weltweit werden gefährliche Chemikalien von der Textilindustrie in die Gewässer eingeleitet. Das hat schwerwiegende, langfristige und weitreichende Auswirkungen auf Mensch und Natur”, sagt Claudia Sprinz.

Die Chemiefracht aus der Industrie in Chinas Gewässern ist hoch: 70 Prozent der Flüsse und Seen gelten als verschmutzt, Umweltauflagen
werden unzureichend kontrolliert. Erst durch öffentlichen Druck sind Textilfirmen dazu übergegangen, ihre Produktion ökologisch zu
optimieren. Einige wenige Substanzen stehen auf firmeneigenen schwarzen Listen. In der Praxis scheint die Abwasserproblematik jedoch ein blinder Fleck zu sein. “Die Lösung für das Problem wäre die Einführung eines umfassenden Chemikalien-Managements. Damit wären diese Unternehmen in der Lage, den Einsatz von gefährlichen Substanzen in ihrer Lieferkette systematisch zu beobachten, zu reduzieren und zu entfernen”, ergänzt Sprinz.

Freitag, 30. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

Konsumentenschützer fordern Umwelt- und Sozialstandards in Textilindustrie

Der Redakteur dieses Beitrags im extravaganten T-Shirt unterwegs in Wien: gekauft in Italien, hergestellt in Bangladesh
Foto: © Leimgruber

Viele Firmen im Textilhandel versprechen ihren Kunden mehr Umwelt- und Sozialverantwortung als sie einhalten. Das zeigt eine von der Stiftung Warentest veröffentlichte Untersuchung. “Die Politik muss dafür sorgen, dass dieser Etikettenschwindel ein Ende hat”, fordert der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) Gerd Billen. Hierfür sei ein entsprechender Auskunftsanspruch im Verbraucherinformationsgesetz (VIG) zu verankern. Darüber hinaus fordert der vzbv verbindliche Umwelt- und Sozialstandards für Baumwolle, die regelmäßig von unabhängiger Seite kontrolliert werden.

In der Untersuchung der Stiftung Warentest hatten besonders enttäuschend Hersteller von T-Shirts aus Bio-Baumwolle abgeschnitten. Sie konnten nicht nachweisen, ob die Baumwolle tatsächlich biologisch hergestellt wurde. “Wer Bio auf ein Produkt schreibt, muss auch in der Lage sein, die Herkunft und Qualität nachzuweisen. Im Lebensmittelhandel wäre es den Unternehmen längst untersagt, ihre Ware weiter als biologisch auszuloben”, kritisiert Billen.

Als völlig inakzeptabel kritisiert der vzbv zudem das Verhalten einiger Textilketten, die jegliche Auskunft gegenüber der Stiftung Warentest verweigerten. “Wer bei seinen Kunden mit Umwelt- und Sozialfreundlichkeit punkten will, der muss sich auch von unabhängigen Testern in die Karten gucken lassen”, so Billen.

Die Qualität von billigen T-Shirts ließ zu wünschen übrig, aber auch bei teuren Shirts gab es Reinfälle, heisst es in einem jetzt veröffentlichten Test der Stiftung Warentest. Untersucht wurden 39 Damen-Kurzarm-Shirts, darunter 19 mit Aufdruck.

Bei den Basic Shirts waren nur die drei T-Shirts von Esprit, Tom Tailor und hessnatur insgesamt “gut”. Billig-T-Shirts sind laut test “oft mit dem Leid der Näherinnen erkauft.”

Der Redakteur diesmal in einem in Indien produzierten und in Österreich gekauften T-Shirt und unterwegs in Meran/Südtirol
Foto: © Leimgruber

Im Textil aller untersuchten Shirts fanden die Tester zwar keine problematischen Substanzen, doch die Aufdrucke machen Sorge: Formaldehyd kann Allergien auslösen und steht im Verdacht, Krebs zu erzeugen. Die Aufdrucke von Esprit, Takko und Tom Tailor enthalten Zinnverbindungen, von denen einzelne die Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen beeinträchtigen oder ein Kind im Mutterleib schädigen können. Diese Verbindungen waren zwar nur in geringen Mengen vorhanden, haben dort aber nichts zu suchen. Nur die Hälfte der bedruckten T-Shirts war schadstofffrei.

Viele T-Shirts gerieten durch das Waschen aus der Form. Manche hatten schon vor dem Waschen defekte Nähte und Maschinenschäden und sahen bereits nach zehn Wäschen grau und lappig aus. Das satte Schwarz und Marineblau überstanden den Test nicht lange.

Die Stiftung Warentest schaute sich die 20 Anbieter von Basis-T-Shirts aus einem Produkttest auch hinsichtlich des Einsatzes für Umwelt und Beschäftigte und auch in Sachen Unternehmenspolitik, Verbraucherinformation und Transparenz genauer an. Das Ergebnis: Nur hessnatur zeigte sich stark engagiert.

Mexx, NKD und zero verweigerten die Auskunft, genau wie H&M – was erstaunt, zumal H&M seit Jahren an einem grünen Image feilt. Engagiert zeigten sich nur sechs Anbieter, der Rest lediglich in Ansätzen oder in bescheidenen Ansätzen. Oft können Fabrikarbeiter ihre Lebenskosten mit ihrem Lohn kaum decken, wie die Prüfung der Unterlagen und Gespräche vor Ort ergaben.

Bei C&A fiel positiv auf, dass sich beide indischen Fertigungsstätten durch eine weit entwickelte Sozial- und Umweltpolitik auszeichnen. Anbieter Otto konnte dagegen nicht nachweisen, dass sein T-Shirt tatsächlich aus Bio-Baumwolle besteht – und das, obwohl für jede Stufe vom Anbau bis zum Händler Zertifikate vorliegen müssten. Auch bei den Bio-Baumwoll-T-Shirts von armedangels, panda und trigema wissen die Tester nicht, ob beim Anbau Biokriterien eingehalten wurden.

“Dafür konnten sie feststellen, dass Ernsting’s family und Peek&Cloppenburg in Bangladesch in anständiger Weise produzieren lassen und neben den kargen Mindestlöhnen immerhin extra Boni zahlen” schreibt die Stiftung Warentest. Alle Ergebnisse im Detail sind in der Augustausgabe der Zeitschrift “Test” abgedruckt und (gegen Bezahlung auch) online verfügbar.