Mit ‘Psyche’ getaggte Artikel

Dienstag, 9. Oktober 2012, von Elmar Leimgruber

10. Oktober: Welttag der psychischen Gesundheit

Volkswirtschaftliche Belastung in der EU durch Depressionen

Die Psyche ist das Sorgenkind der Österreicher: Österreich ist eines der Schlusslichter im Mental Health Index der OECD. Dies geht auch aus der Studie “Seelische Gesundheit in Österreich” hervor, welche anlässlich des morgigen Welttags der psychischen Gesundheit veröffentlicht wurde. Dies hat demnach unter anderem zur Folge, dass die volkswirtschaftlichen Kosten der Erkrankungen weiter steigen.

Obwohl laut Studie in Österreich sowohl Männer als auch Frauen eine im EU-Vergleich überdurchschnittlich hohe Lebenserwartung bei einer unterdurchschnittlichen Anzahl an gesunden Lebensjahren aufweisen, hat das Land innerhalb der Vergleichsländer die zweithöchste Suizidrate, wobei davon auszugehen ist, dass bei jedem erfolgten Suizid etwa 6 nahestehende Menschen mitbetroffen sind und professionelle Hilfe benötigen.

Dem Vergleich mit Ländern wie Italien, Deutschland, Finnland, Schweden, Dänemark und Norwegen hält Österreich nicht stand. Österreich ist beim Mental Health Index der OECD (basierend auf Daten der WHO und Erhebungen der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen zur Lebensqualität) gemeinsam mit Italien das Schlusslicht der Vergleichsländer, während Deutschland im Mittelfeld liegt und Norwegen die Spitzenposition innehat.

Und obwohl ein Anstieg der Erkrankungen prognostiziert ist, weist Österreich im Vergleich zu den anderen Ländern zersplitterte, zentralisierte Strukturen auf, die durch einen Mangel an Fachärzten für Psychiatrie gekennzeichnet sind und Betroffene in Schwerpunktspitälern isolieren. Die Ergebnisse der Studie “Seelische Gesundheit in Österreich”, die von der Integrated Consulting Group in Kooperation mit dem Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (BMASK) und der Pensionsversichungsanstalt (PVA) durchgeführt wurde, zeigen in einem Ländervergleich den niederen Rang Österreichs in der psychischen Versorgung sehr deutlich.

Die Kosten der Behandlung von psychischen Erkrankungen werden sich laut dem World Economic Forum bis zum Jahr 2030 weltweit mehr als verdoppeln und damit die Kosten von Erkrankungen wie Krebs und Diabetes um ein Vielfaches übersteigen. Produktivitätsverluste, hohe Arbeitslosenraten bei den Betroffenen und häufigere und längere Krankenstände sind weitere Auswirkungen dieser Entwicklung.

PsychotherapeutInnen, die in Institutionen wie Krankenhäusern, Heimen, Beratungsstellen, Instituten und kleinen Versorgungseinrichtungen tätig sind, finden dort nicht die Arbeitsbedingungen vor, die ihnen gesetzmäßig zustehen, kritisiert indes der Österreichische Berufsverband für Psychotherapie (ÖBVP). Die Arbeit mit Patienten erfordere Gegebenheiten, die Institutionen meist nicht erfüllen. Dabei geht es sowohl um das Arbeitsumfeld (z.B. eigene Praxisräume, Therapiematerialen, Rückzugsmöglichkeiten) als auch um angemessene Entlohnung und realistische Stundenberechnung. Die Psychotherapeuten fordern erneut das Recht auf kassenfinanzierte Psychotherapie und haben daher eine Unterschriftenaktion gestartet.

Die Prävention psychischer Erkrankungen am Arbeitsplatz ist Kernkompetenz von Arbeitspsychologen, betont der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP), der damit auf das öffentlich geäußerte Vorhaben der Ärztekammer, zur Vorbeugung von psychischen Erkrankungen, wie etwa Burnout, gezielt Arbeitsmedizinern einsetzen zu wollen, reagiert. Die im Begutachtungsentwurf der Verordnung über die arbeitsmedizinische Ausbildung von Ärzten (AMED) vorgesehene 30-stündige Aufschulung von Arbeitsmedizinern im Bereich der
Arbeitspsychologie darf keinesfalls mit der universitären Ausbildung samt postgradueller Zusatzqualifikation von Arbeitspsychologen gleichgestellt werden. Leidtragende wären Betroffene am Arbeitsplatz. Der BÖP wiederholt daher seine Forderung, die Arbeitspsychologie als 3. Säule in Prävention und Versorgung von Arbeitnehmern zu etablieren!

Samstag, 16. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Über das Monster Mensch

Thomas Müller:
“Bestie Mensch”

In jedem Menschen steckt auch ein Monster: “Derjenige, der noch nie daran gedacht hat, einen anderen umzubringen, der ist mir suspekt”. Damit schockte der prominente Kriminalpsychologe Thomas Müller bereits 2004 in einem Interview mit dem “Falter” anlässlich der Präsentation seines ersten Bestsellers “Bestie Mensch”.

In jedem Mensch steckt ein Sadist, ein Diktator, ein blinder Mitläufer. Dies behauptet nun auch das Wissenschaftsmagazin P.M. in seiner aktuellen Ausgabe. Den Beweis lieferten sogenannte “Monsterstudien”, in denen Psychologen in ausgeklügelten Versuchen die verborgenen Abgründe der menschlichen Natur aufdeckten.

Ihren Höhepunkt fanden laut P.M. die Psychoversuche mit dem Stanford-Prison-Experiment im Jahr 1971 (das übrigens 30 Jahre später verfilmt wurde). Kalifornische Psychologen wollten das Denken und Fühlen von Inhaftierten und ihren Aufsehern ergründen. Es wurden 24 männliche Studenten als Versuchspersonen aus mehr als 70 Bewerbern ausgewählt. Mit heimlichem Münzwurf wurde entschieden, wer Gefangener wurde, wer Wärter. Wen das schlechtere Los traf, wurde ohne Ankündigung verhaftet und in ein extra aufgebautes Gefängnis im Keller des Psychologischen Instituts der Stanford University gesperrt. Statt ihres Namens trugen sie nur noch eine Nummer. Jeden Morgen mussten sie zum Appell aus ihren kleinen Zellen treten.

Jedes Detail stimmte, sogar die Uniformen der Wärter und die Häftlingskleidung. Was dann geschah, schockierte alle. Aus dem Experiment wurde Wirklichkeit. Die Aufseher begannen laut P.M. die zunehmend verängstigten Gefangenen zu quälen, schlugen sie, erniedrigten sie sexuell, ließen sie auf dem nackten Betonboden schlafen. Aus braven Studenten wurden brutale Menschenquäler, weswegen dieses psychologische Experiment auch vorzeitig abgebrochen werden musste.

Ähnlich schaurige Ergebnisse wie die von Stanford Prison brachten auch die Untersuchungen von Stanley Milgram (aus dem Jahr 1974): Als er Freiwillige darum ersuchte, hatten diese keine Bedenken, -und dies ohne äusseren Zwang- andere Menschen auch mit (vermeintlichen) Stromschlägen zu töten. Wie das Journal “American Psychologist” berichtete, hat ein US-Psychologe diesen Milgram-Test übrigens im Jahr 2008 mit Freiwilligen wiederholt und es wurde ihnen vorher mitgeteilt, dass sie jederzeit aussteigen könnten. Auch hier ignorierten zwei Drittel der Testpersonen die Schreie und das Flehen der “Gequälten” und verabreichten ihren Opfern vermeintlich tödliche Stromschläge .

Im Zusammenhang mit dem Skandal um die Folterung und Demütigung irakischer Häftlinge im US-Gefängnis Abu Ghureib war zunächst auch nur von wenigen schwarzen Schaden die Rede. Laut dem Fachmagazin “Science” kommen Sozialpsychologen der Princeton University nach Auswertung von insgesamt 25.000 psychologischen Studien, die acht Millionen Fälle dokumentieren, zum eindeutigen Schluss: Eine strenge Hierarchie und die Duldung durch Vorgesetzte schalte wichtige Kontrollmechanismen in der Psyche aus und dadurch könnten auch sonst “normale” Menschen rasch zu Sadisten und Menschenquälern werden.

Nun, das sind beunruhigend und beängstigende Ergebnisse: Und meine Meinung dazu?

Im Grunde ist der Mensch an sich auf das Gute ausgerichtet und strebt von Natur aus auf das Gute hin. Dennoch gibt es jedem Menschen auch böse Seiten. Und es liegt in der Freiheit des Menschen, sich -auch in Extremsituationen- aktiv und bewusst gegen die Versuchung des Bösen und für das Gute zu entscheiden. Natürlich weiss niemand, wie er sich in gewissen Situationen mit Sicherheit verhalten würde. Aber ich hoffe darauf, dass ich stark genug wäre.

Und was denken Sie darüber? Schreiben Sie mir Ihre Meinung.