Mit ‘Mozart’ getaggte Artikel

Sonntag, 28. September 2003, von Elmar Leimgruber

Mozart zum “Einnicken”

Vielleicht lag es ja an der nicht gerade beispielhaften Akustik im Eppaner Kultursaal (Südtirol), die das Mozart-Konzert des Haydn-Orchesters von Bozen und Trient am 29. 9.2003 so langweilig wirkte. Vielleicht war auch die erstaunlich geringe Zahl an Besuchern des Konzertes dafür mitverantwortlich, dass diese den Eindruck gewinnen mussten, dass sich die Begeisterung der Musiker, ihr Bestes zu geben, ziemlich in Grenzen hielt.
Sicher ist jedenfalls, dass Mozarts Jupiter-Symphonie selten so eintönig, akzentlos und langweilig klang wie bei dieser Aufführung. Und dies, obwohl sich der zweifellos begabte Dirigent Giancarlo Andreatta sichtlich alle Mühe gab, die Musiker zu motivieren.
Der erst 24-Jährige Bass-Bariton Andrea Patucelli glänzte zwar im ersten Teil des Konzertes mit Arien aus Mozarts “Don Giovanni”, seine Kollegin Rosanna Savoia aber tat sich schon schwer im Coloraturgesang.
Doch insgesamt gesehen war dieser Konzertabend mehr ein Zeitvertreib, denn ein Kunstgenuss und bestätigte wieder mal, dass das Haydn-Orchester von Bozen und Trient zwar mit passenden Dirigenten Höchstleistungen im Bereich der Romantik und der zeitgenössischen Klassik zu erbringen vermag, jedoch große Schwächen von typischen klassischen Werken hat.

Mittwoch, 28. Mai 2003, von Elmar Leimgruber

Hogwood mit der Academy of Ancient Music: Excellent, very excellent!

Ein Konzert der absoluten Superlative war am 27. Mai in St. John’s Smith Square in London zu erleben: Die Academy Of Ancient Music spielte auf historischen Instrumenten unter der Leitung ihres Gründers Christopher Hogwood Werke von Mozart und Haydn.
Mozarts Symphonie Nr. 25 wirkte ungewohnt hart, “aggressiv” und feierlich, während Haydns “Surprise”-Symphonie edler, spannender und eleganter niemals klingen könnte.
Der Solist des Abends, Christophe Coin, bewies, dass er nicht nur in Studioeinspielungen hervorragend treffsicher und seinem Instrument, dem Cello herrliche Klänge zu entlocken vermag, sondern dies -vielleicht noch besser- live vor Publikum.
Kurz zusammengefasst: ein herrlicher Konzertabend, von dem ich wohl noch länger zehren werde.
P.S.: Ein Hinweis für alle, die jetzt Christopher Hogwood auch mal live hören möchten: Im dem Konzert anschliessenden Gespräch verriet mir der Maestro, dass er im kommenden Jahr nach Wien kommen und da das Wiener Kammerorchester dirigieren wird. Sein eigenes Orchester hingegen wird bereits am 10. August im Theater an der Wien gastieren. Unter der Leitung von Paul Goodwin werden Werke von Beethoven zur Aufführung gebracht.
In das Haydn-Cellokonzert mit Christophe Coin und unter der Leitung von Christopher Hogwood kann HIER reingehört werden.

Montag, 24. Februar 2003, von Elmar Leimgruber

Gounods “Cäcilienmesse” unter Markevitch: Ein Meisterwerk an spiritueller Tiefe (CD-Besprechung)


Diese Einspielung aus den 60er Jahren ist zwar technisch keinesfalls einwandfrei. Zudem hat Irmgard Seefried zuweilen etwas Probleme, nach “oben” zu springen. Dennoch gibt es meines Erachtens keine bessere Aufnahme der Cäcilienmesse von Charles Gounod wie diese mit der Tschechischen Philharmonie unter Igor Markevitch:

Es gibt wenige Dirigenten, die besonders bei geistlicher Musik das entsprechende Einfühlungsvermögen und auch selbst die nötige Spiritualität besitzen, geistliche Musik “authentisch” zu interpretieren. Bei Brahms ist dies Daniel Barenboim (Markevitchs Schüler in jungen Jahren), bei Verdi und Mozart ist dies Carlo Maria Giulini, und bei Gounod ist dies eben Igor Markevitch: Die Seele öffnet sich und macht sich bereit für das Übernatürliche, für Gott, vor allem beim Hören des Benedictus.

Hier können Sie in diese Jahrhundertaufnahme hineinhören, sich selbst Ihre Meinung darüber bilden und bei Gefallen sich die CD auch gleich downloaden bzw. bestellen:

Donnerstag, 19. Dezember 2002, von Elmar Leimgruber

Rilling, der Mozart-Spiritualisierer


Mozart und geistliche Musik: beinahe ein Widerspruch in sich, obwohl der Komponist als Erzbischof Coloredos Hofmusiker doch unzählige Noten unter liturgische Texte setzte. Viel von der ursprünglichen Spiritualität und Begeistertung blieb jedenfalls nicht übrig, als Mozart seinerzeit das Hauptwerk seines hochverehrten und geschätzten “Musikgottes” Georg Friedrich Händel, den “Messias”, in ein laizistisches umarbeitete. Dennoch wagte es Helmuth Rilling im Wiener Musikverein am 18. Dezember den “Messias” in der Mozart-Bearbeitung zur Aufführung zu bringen.

Und ja, ich gebe es zu: ich bin überrascht, ja positiv beeindruckt: Rilling interpretierte mit seinem Stuttgarter Bach-Collegium und seiner Gächinger Kantorei dieses Werk im Sinne Händels und damit zutiefst spirituell. Rilling schaffte das schier Unmögliche: Ein profanisiertes Werk mit Tiefgang und -im eigentlichen Sinn- geistlich aufzuführen. Darüber kann ich nur staunen und dafür bin ich dankbar, besonders so kurz vor Weihnachten.

Ein hervorragender Genuss für Ohren und Seele war die Sopranistin Sybilla Rubens, die mit ihrer engelhaften Stimme verzauberte. Von ihr wird man sicher in Zukunft noch viel mehr hören. Schwachpunkt der Aufführung hingegen war Istvan Kovacs, dessen fehlende Kraft in der Stimme und bei Highlights des Oratoriums “Was toben die Heiden”und “Es schallt die Posaun” meine insgesamte Begeisterung von der Aufführung insgesamt leider etwas schmälert.