Mit ‘Karl Valentin’ getaggte Artikel

Freitag, 29. November 2019, von Elmar Leimgruber

Volksoper: Es regiert zwar “König Karotte”, doch die Menschen sind “verzaubert”…

Dass die Wiener Volksoper seit vielen Jahrzehnten herausragende Produktionen auf die Bühne stellt, ist ja nichts Neues. Dass aber immer wieder auch der aktuellen Politik (schon vor Jahren “Der Kongress”) auf liebenswürdige Weise gedacht wird, ist wohl der Klugheit und dem immerdar kritischen Geist der Intendanz des Nestroy- und Valentin-Verehrers Robert Meyer zu verdanken.

Die komische Zauberoper “König Karotte” von Jakob (Jacques) Offenbach (Musik) und Victorien Sardou/Jean Abel (Text), welche am 23. November in der Wiener Volksoper ihre Premiere hatte, könnte zeitgemäßer kaum sein: Zwar stammt das Werk aus dem 19. Jahrhundert, aber die Parallelen zur Gegenwart sind (wohl bewusst) kaum zu übersehen:

Ein mehr auf sich achtender, prassender und zweifelhafter Regent (Politiker), der zudem Unmengen an Schulden anhäuft und deswegen auch eine sehr reiche Prinzessin ehelichen will, soll zum Wohle aller abgesetzt werden: “Student” Robin, der nebenher ein “guter Geist” ist, zieht die Fäden in seiner Hand  und verbündet sich mit einer bösen Hexe, welche nicht nur die Bevölkerung durch “Magie” verzaubert, sondern auch einen König aus der Unterwelt, König Karotte und weiteres Gemüse an die Macht im Land bringt. Dieser neue König hat zwar weder Konzepte noch Pläne, jedoch scheint das Land ihm nun vollends zu unterliegen, während der ehemalige Prinz keine Macht mehr hat. Dieser trachtet natürlich danach, die Herrschaft wiederzuerlangen…

Unter der grossartigen Regie von Matthias Davids ist mit diesem Stück, das übrigens auch musikalisch herausragend ist, ist der Wiener Volksoper ein Meisterwerk gelungen. Die einzelnen Hauptrollen sind hervorragend besetzt, vor allem Elmira Elmadfa als Robin, Johanna Arrouas als Rosee-du Soir, Julia Koci als Prinzessin Kunigunde, Sung Keun Park als König Karotte und Mirko Roschkowski als Prinz Fridolin. Besondere Erwähnung verdienen zudem Christian Graf als Hexe, die aussergewöhnlichen Kostüme von Susanne Hubrich sowei das Orchester der Wiener Volksoper unter der Leitung von Guido Mancusi.

Wer klassische Musik zwischen Wiener Walzer, Romantik und leichter Muse liebt und sich zudem mit viel Witz und Charme gern prächtig unterhalten lassen will, dem sei “König Karotte” an der Wiener Volksoper sehr empfohlen. Bitte mehr davon, liebe Volksoper.

Mittwoch, 31. Mai 2006, von Elmar Leimgruber

Burgschauspieler Robert Meyer wird Wiener Volksoperndirektor

Meine Freude ist groß, ist doch Robert Meyer seit Jahren mein Lieblingsschauspieler. Und nun wurde er von Kulturstaatssekretär Franz Morak offiziell zum neuen Volksoperndirektor ernannt.
Wie nach wie vor begeistert denke ich unter anderem an Meyers Solointerpretation von Nestroys “Häuptling Abendwind” und seinen Karl Valentin-Abend im Akademietheater sowie an seine Nestroy-Inszenierung letzthin im Burgtheater (siehe meinen Kommentar dazu vom 14.4.2006) zurück. Und wie gern erinnere ich mich auch an den singenden Meyer als “schönen Sigismund” im “Weisses Rössl” und als “Sancho Pansa” im “Mann von La Mancha” an der Wiener Volksoper.
Positiv überrascht bin ich von der politisch einheitlichen Zustimmung: sowohl Grüne als auch FPÖ (eine seltene “Allianz”) streuen ihm Vorschusslorbeeren. Die verdient der Burgschauspieler, Sänger und Denker auch allemal und zwar nicht nur von politischer Seite. Meyer ist einerseits ein mutiger Querdenker, der seine Meinung offen ausspricht und andererseits äußerst bodenständig: diese Kombination ist ideal für seine künftige Position als Volksopernchef.
Die Volksoper ist nicht nur ein sehr populäres Traditionshaus, sondern schwer leitbar, was vor allem auch dadurch sichtbar wird, wie schnell die Direktoren der letzten Jahre ihr Handtuch warfen. Robert Meyer aber ist eine beeindruckende Persönlichkeit mit eigenem Profil, das sicherlich der etwas verstaubten Volksoper gut tun wird. Ich wünsche ihm jedenfalls jetzt schon viel Geduld, Ausdauer, Durchsetzungsvermögen und Erfolg.