Mit ‘Papst’ getaggte Artikel

Freitag, 8. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Wohin will die Türkei?

Papst Benedikt XVI. erwartet sich von der Türkei die Anerkennung der Katholischen Kirche als “juristische Person”. Dies sei ein wichtiger Schritt hin zur vollen Religionsfreiheit, die auch von der Verfassung garantiert werde, sagte er beim Antrittsbesuch des neuen türkischen Botschafters im Vatikan.

Ich wünsche dem Papst, dass dieser “fromme” Wunsch – nicht nur am Papier, sondern auch in der Praxis- in Erfüllung gehen möge.

Und ich träume auch davon, dass sich die Türkei zunehmend in eine demokratische, der freien Welt entsprechende offene und liberale Gesellschaft entwickelt, aber sehr realistisch ist dieser Traum leider nicht:

Seit Jahren ist die EU darum bemüht, die Türkei in ihre Gemeinschaft zu integrieren. Doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein: Der eigentlich zur Abwehr von Radikalismus laizistisch gegründete Staat entwickelt sich von Wahl zu Wahl zunehmend immer mehr in eine bedenklich islamistische Richtung (mit gleichzeitiger Bekämpfung von religiösen, ethnischen und kulturellen Minderheiten, schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen, Unterdrückung von Meinungsfreiheit…), die dem Gedanken der Europäischen Union total entgegengesetzt ist und ihr daher -längerfristig betrachtet- noch einige Schmerzen und Probleme bereiten dürfte…

Samstag, 2. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Benedikt XVI. fordert: Legt die Waffen nieder!

Der 28. Dezember wird traditionell von der Katholischen Kirche als Tag der Unschuldigen Kinder, der 1. Jänner als Hochfest der Gottesmutter Maria und als Weltfriedenstag gefeiert. Papst Benedikt XVI. erklärte bei seiner Neujahrspredigt im Petersdom: “Die Gesichter der Kinder sind wie ein Abglanz der Sicht Gottes auf die Welt. Warum also ihr Lächeln auslöschen? Warum ihre Herzen vergiften?”.

Papst Benedikt XVI.
Papst Benedikt XVI.
Foto © vatican.va

Von klein auf sei es wichtig, zum Respekt vor dem Nächsten erzogen zu werden, “auch wenn er anders ist als wir”. Immer alltäglicher sei die Erfahrung von Schulklassen, die aus Kindern verschiedener Nationalitäten bestehen, aber “die Gesichter dieser Kinder sind wie eine Weissagung für die Menschheit, die zu bilden wir berufen sind: eine Familie aus Familien und aus Völkern”, erläuterte der Papst seine Vision der einen versöhnten Menschheit: “Gott im Herzen haben, dazu fähig, im Gesicht des anderen einen Bruder als Mitmenschen zu erkennen, kein Mittel zum Zweck, sondern ein Ziel in sich, keinen Rivalen und keinen Feind, sondern ein anderes Ich, eine Facette des unendlichen Geheimnisses des menschlichen Wesens.”

Die Wahrnehmung der Welt hänge wesentlich “ab von der Anwesenheit des Geistes Gottes in uns. Es ist eine Art „Echo“: Wer ein leeres Herz hat, nimmt nur flache Bilder ohne Tiefe wahr. Je mehr wir dagegen von Gott bewohnt sind, umso empfänglicher sind wir auch für seine Gegenwart in allem, was uns umgibt: in allen Geschöpfen, besonders in anderen Menschen.”

Dennoch sei es manchmal schwer, gerade das menschliche Gesicht, wenn es von der Härte des Lebens und des Bösen gezeichnet ist, als Offenbarung Gottes wertzuschätzen und wahrzunehmen. Jedoch: “Wenn wir einander anerkennen und respektieren wollen als das, was wir sind, nämlich als Geschwister, müssen wir uns auf das Antlitz eines gemeinsamen Vaters berufen, der uns alle liebt, trotz unserer Grenzen und unserer Fehler”, forderte Benedikt XVI.

Die Gesichter der unschuldigen Kinder, die gezeichnet seien von Hunger und von Krankheiten und entstellt von Schmerz und Verzweiflung, seien ein stiller Appell an unsere Verantwortung: “Gegenüber ihrer Wehrlosigkeit fallen alle falschen Rechtfertigungen des Kriegs und der Gewalt in sich zusammen. Wir müssen uns einfach bekehren zu Projekten des Friedens, müssen Waffen jeder Art niederlegen und uns alle zusammen einsetzen für eine Welt, die des Menschen würdiger ist.”

Es bestehe ein enger Zusammenhang zwischen der Achtung des Menschen und dem Schutz der Schöpfung und daher müsse zu einem “erweiterten und vertieften Verantwortungsbewusstsein” erzogen werden, das sich gründe auf dem Respekt des Menschen und seiner grundlegenden Rechte und Pflichten. “Nur so kann der Einsatz für die Umwelt wirklich eine Erziehung zum Frieden und eine Aufbau des Friedens werden”, erklärte der Papst.

Die vollständige bedenkenswerte Neujahrspredigt von Benedikt XVI. ist hier online abrufbar.

Freitag, 25. Dezember 2009, von Elmar Leimgruber

Die Frage nach der Sicherheit des Papstes

Gestern bei der Christmette im Vatikan ist es einer Frau gelungen, die Sicherheitsabsperrungen zu überwinden, und Papst Benedikt XVI. zu Boden zu ziehen.

Papst Benedikt XVI.
Papst Benedikt XVI.
(Foto: vatican.va)

Dass eine hundertprozentige Sicherheit vor allem bei Grossevents nicht gewährleistet werden könne, mag schon stimmen. Und nach Angaben der Vatikanpolizei war diese Frau geistig verwirrt und wollte angeblich den Papst nur umarmen.

Aber trotzdem: Was passieren kann, wenn es wer schafft, direkt zum Papst vorzudringen, das wissen wir spätestens seit dem Attentat auf Benedikts Vorgänger Papst Johannes Paul II.

Dieses Ereignis gestern muss ein Alarmzeichen für die Verantwortlichen in Rom sein: die Sicherheitsvorkehrungen für den Papst müssen erhöht werden.

Freitag, 18. April 2008, von Elmar Leimgruber

Das ÖVP-Kabarett

Beim diesjährigen Stadtfest der ÖVP in Wien Anfang Mai gibt es Nena live zu sehen; ansonsten wolle man das Fest heuer eher ruhiger und dafür kabarettistischer angehen, hies es. Dabei gibts Livekabarett eh seit Monaten in der Regierungsarbeit.
Humor scheint die ÖVP jedenfalls zu haben: Sterman und Grissemann werden beim ÖVP-Stadtfest auftreten.
Das ist ja so, wie wenn beispielsweise der Papst Marilyn Manson zu sich für ein Konzert einladen würde.

Sonntag, 27. August 2006, von Elmar Leimgruber

Bonifatius bringt auch heute reiche Frucht (gesehen am 23. August 2006)

Ich hatte es am 4. August hier angekündigt, und hier ist sie meine Kritik zum derzeitig wohl mutigsten Musicalprojekt Europas:
Bonifatius, ein gebürtiger Engländer, wird im 8. Jahrhundert von Papst Gregor II. damit beauftragt, das heidnische Deutschland zu missionieren. Unterstützung erhält er hierbei u.a. von seinem Schüler Sturmius und von den Söhnen Karl Martells.
Viele Anhänger des heidnischen Fürsten Radbod verlassen nach einer öffentlichen Konfrontation mit Bonifatius ihren Götterglauben und bekehren sich zum Christentum. Doch der Mainzer Bischof Gewilip, der durch Mord an den Bischofsstuhl kam, führt ein lasterhaftes Leben und beutet die Menschen aus. Bonifatius lässt ihn durch den Papst absetzen, wodurch er sich die Rache Gewilips zuzieht: Bonifatius wird in einen Hinterhalt gelockt und getötet.
Der in die schöne Wirtshaustochter Alrun verliebte Sturmius entscheidet sich angesichts der neuen Situation mit deren Unterstützung für ein klösterliches Leben als 1. Abt des Klosters Fulda.
Ein Musical über einen Heiligen: kann das funktionieren? Erstaunlich, aber ja: es kann: heuer bereits im dritten Jahr wird das Werk von Dennis deMartin und von Peter Scholz in Fulda aufgeführt und das ausverkauft. Und im Oktober übersiedelt “Bonifatius” in Musicaltheater Bremen.
Das Musical ist großartig, wenn der Musikkenner auch zuweilen Einflüsse vor allem von Vangelis, Sylvester Levay und Alan Menken heraushört.
Die Inszenierung ist mit Ausnahme der prächtigen und sehr passenden Kostüme eher spartanisch und vor allem auf Lichteffekte setzend. Aber genau das passt auch, um zu verhindern, dass “die Botschaft” des großartigen Werkes übersehen wird.
Ethan Freeman (Bonifatius) ist zweifelsohne gesanglich und schauspielerisch ein begnadeter Musialstar, er war aber im Vergleich zum einmaligen Reinhard Brussmann (Bonifatius-Urbesetzung) zumindest in der Aufführung am 23. August in Fulda zu wenig authentisch. Dabei liebe ich es vor allem in Musicals, wenn Funken der Begeisterung durch die Hauptdarsteller aufs Publikum überspringen.
Wirklich großartig in jeder Hinsicht und wie geschaffen für seine Rolle aber ist und bleibt Stefan Poslovski.
Sensationell gut interpretiert auch Daniel Dodd-Ellis den Heidenfürsten Radbod. Ebenfalls beeindruckend ist Simone Kerchner als “Mutter”: sie hat nicht nur eine überdurchschnittlich gute Stimme, sondern sie singt jeglichen Soul-Part im Musical so intensiv, dass ich dabei Gänsehaut bekam.
Bonifatius ist ein Werk, das jeder Musicalfan zumidnest einmal in seinem Leben gesehen haben sollte: viele Möglichkeiten dazu gibts derzeit allerdings nicht mehr: noch bis 6.9. im Schlosstheater Fulda und dann vom 12.-28. Oktober im Musicaltheater Bremen. Weitere Infos zum Musical und Tickets gibts hier. Im kommenden Juli startet übrigens das zweite ebenfalls mutige Musicalprojekt dieses Teams: Elisabeth von Thüringen.