Mit ‘Medizinische Universität Wien’ getaggte Artikel

Donnerstag, 18. April 2013, von Elmar Leimgruber

MedUni Wien plant europaweite Pollenflug-Belastungslandkarte – Gratis-App verfügbar

http://www.pollenwarndienst.at/gratis-pollen-app.htmlIn Zukunft könnte es ganz exakte, persönliche Reisewarnungen für Pollen-Allergiker geben – und das europaweit: Die Medizinische Universität (MedUni) Wien entwickelt eine europaweite Pollenflug-Belastungs-Landkarte. Mit Unterstützung einer neuen, personalisierten und kostenlosen Pollen-App für iPhone und Android-Smartphones (Download auf www.pollenwarndienst.at und www.polleninfo.org), die seit Mitte März für Österreich, und seit April auch in Deutschland und Frankreich funktioniert (künftig aber ebenfalls europaweit nutzbar sein soll) erfolgt zudem auf Basis von ganz persönlichen Allergie-Symptomdaten eine allgemeine Vorhersage für die bevorstehenden Tage (keine bis sehr hohe Belastung) direkt aufs Handy der Betroffenen. Dieser Heuschnupfen- und Pollenwarndienst-Service ist neben den Apps auch im Web für die Nutzer der Seiten von www.pollenwarndienst.at und www.polleninfo.org verfügbar.

Der Pollenwarndienst der MedUni Wien arbeitet an einer Pollenflug-Belastungslandkarte, um Allergiker besser warnen zu können.  Als ersten Schritt zur Pollen-Landkarte haben die Wissenschafter in Österreich, Frankreich und Serbien die Schwellenwerte für Ragweed (Ambrosia) anhand der Eintragungen der User im Pollentagebuch (www.pollendiary.com) erhoben. Ragweed oder auch beifußblättrige Ambrosie ist ein Unkraut, das von August bis Oktober blüht, Kreuzreaktionen mit Beifuß zeigt und Allergikern immer häufiger Probleme bereitet.

http://www.pollenwarndienst.atDas Resultat der Untersuchungen im Zeitraum zwischen 2009 und 2012: Bei den Allergiker in Serbien beginnen die körperlichen Probleme erst bei 37,7 Pollen pro Kubikmeter Luft, bei den Österreicher bereits bei 9,5 Pollen und bei den Franzosen und Französinnen schon ab 5,2 Pollen/Kubikmeter Luft. “Je höher die Pollenbelastung ist, der man sein bisheriges Leben lang ausgesetzt ist, desto toleranter wird man”, analysiert Katharina Bastl von der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten der MedUni Wien die Ergebnisse: “Möglicherweise gibt es sogar einen Anpassungseffekt, wenn man lange genug in einer Region mit höherer Belastung lebt.”

Mit Hilfe des Pollentagebuchs, das in den elf europäischen Ländern Österreich, Deutschland, Schweiz, Frankreich, Schweden, Finnland, Serbien, Türkei, Ungarn, Litauen und Slowenien bereits über 29.000 Betroffene nutzen, sollen nun auch weitere Schwellenwerte ermittelt werden. Nächstes Forschungsobjekt sind die Gräser-Pollen. Bastl: “Ziel ist es, bei allen für Pollenallergie relevanten Allergenen zu erheben, wo die Schwellenwerte in den einzelnen Ländern liegen, um Allergiker künftig europaweit ganz personalisiert warnen zu können.”

Die Allergologie bildet gemeinsam mit der Immunologie und Infektiologie einen der fünf Forschungscluster der MedUni Wien. In diesen und den anderen vier Fachgebieten werden in der Grundlagen- wie in der klinischen Forschung vermehrt Schwerpunkte an der Medizinischen Universität Wien gesetzt. Die weiteren vier Forschungscluster sind Krebsforschung/Onkologie, vaskuläre/ kardiale Medizin, Neurowissenschaften und Bildgebung (Imaging).

Donnerstag, 22. September 2011, von Elmar Leimgruber

Wiener Studie: Stress führt zu Leberkrebs

Auch Stress und Stoffwechselstörungen können zu Leberkrebs führen. Eine Forschungsgruppe des Ludwig Boltzmann Instituts (LBI) für Krebsforschung entdeckte nun einen wichtigen Zusammenhang zwischen chronischem Stress und der Entstehung von Leberkrebs. Leberkrebs ist weltweit der fünfthäufigste Krebs und die dritthäufigste tumorassoziierte Todesursache.

Ziel einer am LBI Krebsforschung durchgeführten mehrjährigen Studie war es, den Wirkmechanismus der hepatischen Signalmoleküle STAT5 und GR in der Entstehung von Fettleber bis hin zum Leberkrebs zu verstehen. Die Untersuchungen zeigen, dass diese Signalwege die Energiespeicher in der Leber regulieren und letztlich den Fett- und Zuckerstoffwechsel regulieren. Eine Beeinträchtigung der Signalwege führt auf Grund von unkontrollierter Neusynthese von Lipiden zu einer Verfettung der Leber sowie zu Diabetes-ähnlichen Krankheitsbildern.

Zudem werden Stresshormone in vermehrter Konzentration ausgeschüttet, was einen Zustand von chronischem Stress bewirkt, der die Freisetzung von Fettsäuren aus dem Fettgewebe zur Folge hat. Diese werden dann zusätzlich in der Leber eingelagert. Die enorme Verfettung der Leber bewirkt eine Verdoppelung des Organvolumens und es kommt durch schädigende Einflüsse von Sauerstoffradikalen und der Ausschüttung von Entzündungsmediatoren zu einer permanenten Schädigung der Leberzellen und der Leberzell-DNA. Hierdurch werden onkogene Signalwege aktiviert, die letztendlich zu der Enstehung von Leberkrebs führen.

Dieses Forschungsprojekt wurde durch den FWF (SFB-F28: Jak/Stat and Disease) gefördert. Die Durchführung verantwortete die Arbeitsgruppe von Richard Moriggl (Ludwig Boltzmann Institut für Krebsforschung) in enger Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien, der Veterinärmedizinischen Universität Wien, sowie dem Ludwig Boltzmann Institut für Traumatologie durchgeführt. Aufgrund des besonders hohen Stellenwertes wurde diese Arbeit kürzlich im international renommierten Journal “Hepatology” veröffentlicht.

Bislang galten vor allem Virusinfektionen wie Hepatitis B und C, aber auch übermäßiger Alkoholkonsum als Hauptauslöser für Leberkrebs. Heute treten allerdings immer häufiger Leberkrebsarten auf, die durch Stoffwechselstörungen gefördert werden. Vor allem ungünstige Ernährungsgewohnheiten können Diabetes oder Fettleibigkeit fördern und schließlich zu Leberkrebs führen.

Das Spektrum der Lebererkrankungen, die durch Stoffwechselstörungen verursacht werden, inkludiert die Fettleber sowie die nichtalkoholische Steatohepatitis mit einem hohen Grad der Entzündung des Lebergewebes. Die charakteristische Leberzellverfettung kann dabei auf den vermehrten Fluss von freien Fettsäuren und auf die gesteigerte Fettsynthese der Leberzellen selbst zurückgeführt werden.

Weitere Risikofaktoren bei der Entstehung von bösartigem Leberkrebs sind Übergewicht und Diabetes, die weltweit steigend sind. Die Regulation des Fett- und Glukosestoffwechsels wird unter anderem durch neuroendokrine Faktoren wie das Wachstumshormon und Glukokortikoide, so genannte Stresshormone kontrolliert. Physischer Stress stellt nun einen Sekretionsstimulus für die Ausschüttung dieser Hormone dar, um so die Energieversorgung des Körpers zu gewährleisten.

Unphysiologische Konzentrationen beider Faktoren und die damit verbundene Fehlfunktion der abhängigen Signalwege tragen allerdings
zur Entstehung von metabolischen Erkrankungen bei. Beide Faktoren spielen außerdem in der genetischen Regulation des sexuellen
Unterschiedes zwischen Frauen und Männern bei, was z.B. unterschiedliche Gerüche, Stoffwechselvorgänge, Hormonschwankungen
als auch ein unterschiedliches Größenwachstum bedingt. Hierzu interagieren die Signalmoloküle STAT5 und der Glukokortikoidrezeptor
über ihre Aktivierung durch Hormone in der Leber miteinander.

 

Samstag, 27. März 2010, von Elmar Leimgruber

Autofahren bei Müdigkeit ist lebensgefährlich

Die Raststation Hinterbrühl auf der A 21 (NÖ)
Foto: asfinag.at

Rund 16 Prozent der tödlichen Unfälle auf Österreichs Autobahnen- und Schnellstraßen sind laut Asinag  auf Übermüdung zurückzuführen. Schätzungen und internationale Untersuchungen  gehen demnach sogar von rund 30 Prozent aus: wer nachts nur vier Stunden Schlaf bekommt, reagiert danach im Auto als habe er 0,5 Promille im Blut. Schläft man eine ganze Nacht nicht, entspricht das 0,8 Promille.

Die Ergebnisse der Unfallforschung sprechen eine eindeutige Sprache, schreibt auch der ÖAMTC: Nur wer ausgeschlafen hinter dem Steuer sitzt, kann brenzlige Situationen im Straßenverkehr rechtzeitig erkennen und entsprechend darauf reagieren.

Ärzte und Schlafforscher, Psychologen, Fahrtechniker und Straßenbauer sind sich darüber einig, dass zu viele Lenker übermüdet hinter dem Steuer sitzen und damit gefährliche Situationen – nicht selten mit tödlichem Ausgang – heraufbeschwören. Inwieweit man dieser Gefahr der Übermüdung vorbeugen kann, war Thema eines Expertenforums, das der ÖAMTC in Kooperation mit der Asfinag, der Österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin ÖGSM/ASRA, dem Institut für Schlaf-Wachforschung (ISWF) und der Medizinischen Universität Wien durchgeführt hat.

“Die Menschen schlafen heute bis zu zwei Stunden weniger als noch vor hundert Jahren. Wer schläft, gilt mancherorts sogar als faul und unproduktiv – das Gegenteil ist aber der Fall”, erklärte der Schlafforscher Wolfgang Mallin, Oberarzt am LKH Hörgas-Enzenbach bei Graz und Leiter des dortigen Schlaflabors: “Es ist Aufgabe des Arztes, betroffene Patienten über ihre eingeschränkte oder fehlende Fahrtauglichkeit zu informieren”.

“Entgegen allen Beteuerungen der Werbung und Lifestyle-Blätter ist Schlaf nach wie vor die beste Methode, um Müdigkeit und Schläfrigkeit abzubauen”, sagt Gerhard Klösch von der Medizinischen Universität Wien und Vorsitzender des Instituts für Schlaf-Wach-Forschung (IWSF). Nicht Aufputschmittel oder laute Musik sind probate Hilfen um gegen Müdigkeit anzukämpfen, sondern kurze Schlafpausen, sogenannte Power-Naps von maximal 20 bis 30 Minuten Dauer.

Die Asfinag gestaltet als Antwort auf dieses Problem Raststationen und Rastplätze sukzessive moderner und attraktiver, um zum Anhalten und Ausruhen einzuladen. Weiters werden Verkehrskontrollplätze errichtet, wo unter anderem auch die Lenk- und Ruhezeiten kontrolliert werden können. Österreichweite Kampagnen sollen das Bewusstsein der Kraftfahrer schärfen wie z. B. mit der Aktion “Mach mal Pause!” Zudem sind im hochrangigen Straßennetz mittlerweile Randabsicherungen durch Leitschienen oder Rumpelstreifen üblich, die im Kontakt mit den Fahrzeugreifen ein warnendes Geräusch erzeugen.

Trotz all dieser Bemühungen sind wissenschaftliche Studien zum Themenbereich “Sekundenschlaf und Straßenverkehr” nach wie vor dringend notwendig”, sind sich alle Referenten einig. Hilfestellungen gibt es einige. “Letztendlich liegt es in der Verantwortung jedes einzelnen Lenkers, in welchem Zustand er sich ins Fahrzeug setzt”, sagte ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger abschließend.