Mit ‘Journalismus’ getaggte Artikel

Donnerstag, 15. Mai 2008, von Elmar Leimgruber

Für Verantwortung im Journalismus UND Pressefreiheit

Es war äusserst interessant, der Festrede von Österreichs Medienministerin Doris Bures bei der diesjährigen ÖJC-Soiree auf Schloss Belvedere in Wien zu lauschen: Eindringlich appellierte sie dafür, dass es in Österreich doch wieder eine selbstverordnete Zensur der Medien geben möge, die auf Ethik und Moral beruht.

Ich sage dazu: Nein, danke.

Fred Turnheim, Präsident des ÖJC (Österreichischer Journalistenclub) sprach in seiner anschließenden Rede im altehrwürdigen Marmorsaal des historisches Schlosses das aus, was sich wohl auch viele anwesende Journalisten dachten: Presserat gut und schön, aber eine solche Zensur- und Moralinstanz hätte keinen Sinn, wenn sie ausschließlich aus dem Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) bestehen würde. Hier hätten nämlich genau jene keine Stimme, die gerügt werden könnten, nämlich die Journalisten.

Und so forderte Turnheim, dass bei allfälligen Verhandlungen einer Neugründung des Presserates der ÖJC als größte Journalistenorganisation des Landes mitbeteiligt werden müsste, um die durch Gesetze der letzten Jahre immer wieder eingeschränkte Pressefreiheit weiter zu garantieren.

Ich bin für einen Ehrenkodex und für Verantwortungsbewusstsein im Journalismus -beides sollte selbstverständlich sein- (siehe dazu meinen Kommentar vom 29.4.2008 hier auf meinsenf.net) und auch für ein -allerdings objektives- Gremium, das dessen Einhaltung überwacht und bei schweren Übertretungen auch rügt. Aber in dieser Institution müssen vor allem jene vertreten sein, die recherchieren und berichten, eben die Journalisten selbst und Vertreter möglichst aller Medien des Landes, keinesfalls jedoch Politiker.

Die moralisch-ethischen Kriterien müssen zudem von vorne herein so definiert werden, dass die Pressefreiheit keinesfalls eingeschränkt wird und dass auch klar und unmissverständlich feststeht, welches Verhalten konkret als untragbar gilt und daher gerügt werden muss. Und diese Vereinbarungen müssen auch von möglichst allen Medien unterzeichnet werden, um die gemeinsame Bereitschaft zu bezeugen, sich freiwillig ethischen Kriterien im Journalismus zu unterwerfen.

Der Presserat in Deutschland besteht übrigens aus vier Organisationen: dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger, dem Verband deutscher Zeitschriftenverleger, dem Deutschen Journalistenverband und dem verdi-Fachbereich Medien (Gewerkschaft). Dessen oberste Ziele sind das Eintreten für die Pressefreiheit aber auch die Wahrung des Ansehens der deutschen Presse beispielsweise durch öffentliche Rügen.

Im alten österreichischen Presserat, der bis 2002 in dieser Form existierte und zu ständigem Streit und letztlich zur Auflösung führte, waren der VÖZ, die Journalistengewerkschaft, sowie Entsandte des Presseclub Concordia und des Zeitschriften-Fachverbandes vertreten.

Dienstag, 29. April 2008, von Elmar Leimgruber

Verbrechen und Journalistische Verantwortung

Natürlich würde man sich einerseits als guter Journalist wünschen, niemals über solch tragische Ereignisse berichten zu müssen, wie jene über Amstetten in diesen Tagen. Andererseits stellt gerade ein solcher Fall für uns “Newssüchtler” eine Herausforderung dar, besonders für das eigene Gewissen:

Da kann man als Journalist beweisen, ob man alles tut, um die eigene berufsbedingte Neugier und Sensationsgeilheit und die seines Publikums zu befriedigen, oder ob man sich angesichts eines solch sensibles Themas ausnahmsweise selbst zurücknimmt, ja im echten menschlichen Sinne Rücksicht nimmt. Zweiteres wünsche ich mir von meinen Kolleginnen und Kollegen, den Betroffenen zuliebe.

Und nein: Es ist (und das sage ich im klaren Gegensatz zu einer Tageszeitung), nachdem der Kidnapper von Natascha Kampusch nicht mehr am Leben ist und daher zusätzliche Infos sein Strafmaß nicht erhöhen können, nicht von Bedeutung für die Öffentlichkeit, sondern sogar unverantwortlich, jetzt öffentlich auszubreiten, was die Polizei in diesem Fall aus guten Gründen seinerzeit nicht den Medien mitgeteilt hat.

Freitag, 1. September 2006, von Elmar Leimgruber

Der Ausverkauf Österreichs

“Ausverkauft” hieß es gestern überall, als der interessierte Leser gegen Mittag doch noch ein Exemplar der Fellner-Tageszeitung “Österreich” ergattern wollte. Dabei wurden am Vormittag sogar an belebten Straßen und Plätzen Wiens Gratisexemplare davon verteilt.
Ich gehe mal davon aus, dass absichtlich zu wenige Exemplare vorhanden waren, weil man sonst ja nicht diese Schlagzeile hätte, die selbst bis zum Ö1 Mittagsjournal durchdrang.
Dennoch: Ein Ausverkauf startet üblicherweise, wenn die Lager geräumt werden müssen und man die viel zu vielen Waren sonst nicht los wird.
Was soll man sich also im Fall von Fellners “Österreich” (siehe dazu auch meinen Kommentar dazu vom 4.8.2006) denken, wenn der Ausverkauf schon am ersten Tag beginnt?

Audiobeitrag

Freitag, 4. August 2006, von Elmar Leimgruber

Wolfgangs Österreich

Nein, damit meine ich nicht Wolfgang Schüssel, Österreichs Bundeskanzler, obwohl er seit zwei Legislaturperioden bereits Österreich prägt, was dem einen mehr, dem anderen weniger gefallen mag.
Ich meine Wolfgang Fellner, jenen Medienmann, der seit Jahren mit seinen Magazinen die Themen vorgibt und die Politik bestimmt und der im September seine Tageszeitung, namens “Österreich”, herausbringt.
Es stört ihn nicht, dass ihn “sein” News-Verlag nicht mehr haben will, denn seine ganze Aufmerksamkeit gehört nun seinem Traum: “Österreich wird neu”.
Ich wünsche mir ja auch, dass “Österreich” neu wird vor allem auch medienmäßig: Die Zeitungs-Verantwortlichen müssen sich endlich wieder für Qualität entscheiden: In der Auswahl ihrer “Redakteure” dürfen also nicht aus finanziellen Überlegungen Neulingen anstatt Profis der Vorzug gegeben werden. Und ich wünsche mir auch, dass Fellners Tageszeitung tatsächlich sachlich und objektiv anstatt marktschreierisch und skandalsüchtig wird, indem sie über Politik berichtet anstatt Politik zu betreiben. Aber nein, aus diesem Traum wird wohl nichts.
Wolfgang Fellner und Hans Dichand sind einander sehr ähnlich und zwar im klaren Erkennen und Vermarktung jener Themen, die für Menschenmassen (und daher auch für den Umsatz ihres Mediums) von Bedeutung sind. Beiden geht es um Österreich, aber Hans Dichand hat Ideale und sieht nicht nur Quoten und Macht. Wolfgang Fellner aber will die absolute Macht über Österreich. Die wird er haben, wenn es ihm gelingt, Hans Dichand davon zu überzeugen, ihm die Kronenzeitung als Erbe zu übergeben. Darum geht es Fellner mit seinem Tageszeitungsprojekt eigentlich: um die Herrschaft über die “Krone”: davon bin ich überzeugt.