Mit ‘Concordia’ getaggte Artikel

Mittwoch, 6. April 2011, von Elmar Leimgruber

ÖZIV Medienpreis und Concordia Journalistenpreise vergeben

Hugo Portisch erhält Concordia Journalistenpreis für sein Lebenswerk
Foto: CC Manfred Werner – Tsui

Die ORF-Journalisten Karim El-Gawhary und Peter Resetarits erhalten die diesjährigen Concordia-Journalistenpreise. Hugo Portisch wird für sein Lebenswerk geehrt. Die tunesische Radio-Journalistin und Aktivistin für Pressefreiheit Sihem Bensedrine erhält einen Sonderpreis. Die feierliche Preisübergabe sowie die Ehrung der Preisträger erfolgt am Vorabend des Tags der Pressefreiheit, am Montag, dem 2. Mai 2011 im Parlament. Die ÖZIV-Medienpreise 2011 gehen heuer an Andrea Zeidler (Online), Julia Ortner (Print) und Stefan H. Mey (Crossmedia).

Für sein Lebenswerk im Sinne der Ziele des Presseclub Concordia wird einer der bedeutendsten Journalisten Österreichs ausgezeichnet: Hugo Portisch, einst Chefredakteur des KURIER, Mitinitiator des ORF-Volksbegehrens, Auslandskorrespondent des ORF, Kommentator weltpolitischer Ereignisse, viel beachteter Verfasser von zeithistorischen Dokumentationen und Büchern.

In der Kategorie Menschenrechte wird der ORF-Journalist Peter Resetarits ausgezeichnet. Peter Resetarits hat vor allem mit seinen Sendungen Bürgeranwalt und Schauplatz Gericht eine publizistische Spezialform geschaffen. Darin gibt er jenen Menschen eine Stimme und die Möglichkeit, ihren Fall vorzubringen, die im normalen Alltag nicht in diesem Maße gehört werden. Menschen den Zugang zu „ihrem“ Recht zu erleichtern bzw. zu ermöglichen, ist eine Leistung im Dienste der Menschenrechte und wirkt Diskriminierungen entgegen.

In der Kategorie Pressefreiheit wird es heuer erstmals zwei Preisträger geben:

Karim El-Gawhary, der in seiner Berichterstattung über die Protestbewegungen in Tunesien und Ägypten aufzeigt, wie durch das Recht auf Presse- und Informationsfreiheit ein Fenster in eine andere Welt geöffnet und Verständnis und Interesse in Österreich für die Anliegen der Menschen im Norden Afrikas geweckt werden kann. El-Gawhary verabsäumt es auch nie – sei es in seinen Analysen für den ORF, in seinen Printartikeln für diverse Tageszeitungen oder in seinem web-Blog „Arabesken“ – auf die Möglichkeiten der Information trotz eingeschränkter Pressefreiheit hinzuweisen und zeigt, wie erste Ansätze einer freien Presse genützt werden.

Ein eigens gestifteter Sonderpreis ergeht an die tunesische Journalistin Sihem Bensedrine. Die Mitbegründerin des Online-Journals „Kalima“ und Chefredakteurin des gleichnamigen unabhängigen Radio-Senders ging 2009 ins Exil nachdem Radio „Kalima“ verboten wurde. Erst nach dem Rücktritt des vormaligen Präsidenten Ben Ali kehrt sie nach Tunesien zurück um ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Seit zehn Jahren setzt sich Bensedrine mit dem von ihr mitgegründeten Observatoire de la Liberté de la Presse, de L’Edition et de la Création (OLPEC) für die Pressefreiheit ein und war 2001 deshalb auch im Gefängnis.

Zum ÖVIZ-Mdienpreis: Der Beitrag im ORF Magazin Thema “Liebe mag ich sehr” von Andrea Zeidler gewann beim 5. ÖZIV Medienpreis den ersten Platz in der Kategorie elektronische Medien. Mit viel Fingerspitzengefühl beschreibt der Beitrag das Arbeits- und Berufsleben zweier Menschen mit Down Syndrom. Julia Ortners Artikel “Die Hilfsschülerin” gewann die Kategorie Print: Einfühlsam schreibt sie über das Leben von
Elisabeth Kopetzky, der ersten Studentin mit Down Syndrom an der Pädagogischen Hochschule in Baden. Die beiden Preisträgerinnen dürfen
sich über je 1000 Euro und die Statue Schuasch freuen. Erstmals wurde heuer ein Crossmedia Beitrag (Internet und Print) eingereicht. Dafür
erhielt Stefan H. Mey vom WirtschaftsBlatt eine Juryauszeichnung. Der 5. ÖZIV Medienpreis wurde bereits im Zuge einer feierlichen Gala im
Studio 44 der Österreichischen Lotterien übergeben.

Donnerstag, 15. Mai 2008, von Elmar Leimgruber

Für Verantwortung im Journalismus UND Pressefreiheit

Es war äusserst interessant, der Festrede von Österreichs Medienministerin Doris Bures bei der diesjährigen ÖJC-Soiree auf Schloss Belvedere in Wien zu lauschen: Eindringlich appellierte sie dafür, dass es in Österreich doch wieder eine selbstverordnete Zensur der Medien geben möge, die auf Ethik und Moral beruht.

Ich sage dazu: Nein, danke.

Fred Turnheim, Präsident des ÖJC (Österreichischer Journalistenclub) sprach in seiner anschließenden Rede im altehrwürdigen Marmorsaal des historisches Schlosses das aus, was sich wohl auch viele anwesende Journalisten dachten: Presserat gut und schön, aber eine solche Zensur- und Moralinstanz hätte keinen Sinn, wenn sie ausschließlich aus dem Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) bestehen würde. Hier hätten nämlich genau jene keine Stimme, die gerügt werden könnten, nämlich die Journalisten.

Und so forderte Turnheim, dass bei allfälligen Verhandlungen einer Neugründung des Presserates der ÖJC als größte Journalistenorganisation des Landes mitbeteiligt werden müsste, um die durch Gesetze der letzten Jahre immer wieder eingeschränkte Pressefreiheit weiter zu garantieren.

Ich bin für einen Ehrenkodex und für Verantwortungsbewusstsein im Journalismus -beides sollte selbstverständlich sein- (siehe dazu meinen Kommentar vom 29.4.2008 hier auf meinsenf.net) und auch für ein -allerdings objektives- Gremium, das dessen Einhaltung überwacht und bei schweren Übertretungen auch rügt. Aber in dieser Institution müssen vor allem jene vertreten sein, die recherchieren und berichten, eben die Journalisten selbst und Vertreter möglichst aller Medien des Landes, keinesfalls jedoch Politiker.

Die moralisch-ethischen Kriterien müssen zudem von vorne herein so definiert werden, dass die Pressefreiheit keinesfalls eingeschränkt wird und dass auch klar und unmissverständlich feststeht, welches Verhalten konkret als untragbar gilt und daher gerügt werden muss. Und diese Vereinbarungen müssen auch von möglichst allen Medien unterzeichnet werden, um die gemeinsame Bereitschaft zu bezeugen, sich freiwillig ethischen Kriterien im Journalismus zu unterwerfen.

Der Presserat in Deutschland besteht übrigens aus vier Organisationen: dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger, dem Verband deutscher Zeitschriftenverleger, dem Deutschen Journalistenverband und dem verdi-Fachbereich Medien (Gewerkschaft). Dessen oberste Ziele sind das Eintreten für die Pressefreiheit aber auch die Wahrung des Ansehens der deutschen Presse beispielsweise durch öffentliche Rügen.

Im alten österreichischen Presserat, der bis 2002 in dieser Form existierte und zu ständigem Streit und letztlich zur Auflösung führte, waren der VÖZ, die Journalistengewerkschaft, sowie Entsandte des Presseclub Concordia und des Zeitschriften-Fachverbandes vertreten.