Mit ‘Gott’ getaggte Artikel

Freitag, 31. Januar 2003, von Elmar Leimgruber

Barenboim am Dirigentenpult oder wie Musik zum Gottesdienst wird

Schumanns ist ansonsten nicht ganz meine Musik. Doch wenn dessen 3. Symphonie so interpretiert wird, wie am 30. Januar 2003 von der Staatskapelle Berlin unter Daniel Barenboim im Wiener Musikverein, dann bin ich dazu verleitet, gar noch ein Freund Schumanns zu werden:
Herrlich bewegt und erhebend war der Kulturgenuss an diesem Abend und wie schon am 28.1. schmolz auch an diesem Abend jegliches winterliches Eis zugunsten eines frischen starken Frühlings. Da überhört man gern die eine oder andere technische Unebenheit und Ungenauigkeit gegen Ende des Finalsatzes der Schumann-Symphonie.
Brahms 3. Symphonie im zweiten Teil des Konzerts war wiederum ein geistlicher Hochgenuss, ja mehr noch: je länger ich nach den passenden Worten ringe, um das zu beschreiben, was Barenboim in mir aus- und auflöst, desto sicherer werde ich mir: ihm zu lauschen und sich auf ihn einzulassen kommt einem Gottesdienst nahe. Oder wie mir der unvergessene italienische Dirigent Carlo Maria Giulini vor einigen Jahren in einem Interview sagte: Musik und Gott, Musik und Glauben sind eins. In Barenboim scheint diese Wahrheit Fleisch geworden zu sein…
In die Brahms Symphonie Nr.3 mit dem Chicago Symphony Orchestra unter Barenboim kann hier reingehört werden.

Donnerstag, 30. Januar 2003, von Elmar Leimgruber

Barenboim und das spirituelle Opfer

Während Schumanns 2. Symphonie eher oberflächlich dahinplätscherte, war die zweite von Brahms am 29. Januar 2003 ein Höhepunkt dieser Saison im Wiener Musikverein. Ersteres mag sicherlich weder am Dirigenten, Daniel Barenboim, noch am Orchester, der Staatskapelle Berlin liegen, sondern eher an der Komposition selbst.
Beide brachten in gewisser Weise in wunderbarer Harmonie irgendwie ein geistliches Opfer dar. Besser kann ich die übernatürliche Gabe und das übergrosse Talent des vielfach unterschätzten jüdischen Dirigenten nicht zum Ausdruck bringen. Ich bin mitgerissen von dessen Kraft und bewegt von seiner tiefen Spiritualität…
Es wird Zeit, dass Barenboim die vier Brahmssymphonien als Tondokumente nochmal verewigt, und zwar diesmal mit “seiner” Staatskapelle Berlin. In seine Aufnahme dieser Symphonie aus dem Jahr 1993 mit dem CSO kann hier reingehört werden.