Mit ‘Suchtprävention’ getaggte Artikel

Montag, 24. Oktober 2011, von Elmar Leimgruber

VKI verklagt DocLX

Droge Alkohol
Foto: © Leimgruber

Rum und Wodka “jederzeit und überall” und dies für Maturanten: das geht eindeutig zu weit, findet der Verein für Konsumenteninformation (VKI) und verklagt daher  das Unternehmen DocLX Travel Events, welches in
Zusammenarbeit mit dem Reiseveranstalter Ruefa – Maturareisen nach Zypern an.

Während in den Schulen Suchtprävention betrieben wird, öffnen viele Schulen – offenbar ohne Kenntnis dieser aggressiven Alk-Werbung im speziellen Fall – den Maturareise-Anbietern Tür und Tor, um für ihre Maturareisen zu werben. Der VKI hat daher nunmehr gegen DocLX als Auftraggeber dieser Werbelinie Verbandsklage nach dem Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) eingebracht.

Im Prospekt und auf der Homepage des Event-Unternehmens wird laut VKI die Reise aggressiv damit beworben, dass es hochprozentigen Alkohol (Rum und Wodka) “jederzeit und überall und immer und alle Tage und die ganze Woche und rund um die Uhr und im gesamten Club 4 Free” gäbe. Diese Reisen werden in den Maturajährgängen österreichischer Schulen angeboten.Gleichzeitig ist in vielen Bundesländern den Schülern – nach den Jugendschutzbestimmungen – der Konsum solcher harten Getränke sogar noch verboten. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) geht daher gegen diese aggressive Alkohol-Werbung mit Verbandsklage nach dem UWG vor und klagt auf Unterlassung solcher Werbemaßnahmen.

DocLX bewirbt österreichweit in 700 Schulen in Maturajahrgängen (2.200 Klassen) von ihr veranstaltete Maturareisen nach Zypern mit  Prospekten, in denen die angebotenen Maturareisen prominent damit beworben werden, dass im Preis “24/7 Ottakringer, Bacardi und Eristoff” inbegriffen seien. So lautet der Werbeslogan: “AUF EUCH WARTET DIE BESTE PARTY EURES LEBENS” und weiter in Fettdruck: “Und das Beste. Erstmals gibt’s in der Geschichte von Event-Maturareisen Ottakringer Bier, Bacardi und Eristoff jederzeit und überall und immer und alle Tage und die ganze Woche und dauernd und rund um die Uhr und im gesamten Club 4 FREE!”

Weiter im Prospekt finden sich Fotos von fröhlich feiernden Mädchen vor Cocktailgläsern, die Fotografen mit Wodka-Flaschen zuprosten und strahlenden Mädchen, welche Rum-Flaschen küssen bzw. in die Kamera halten. Und wieder der Slogan: “IMMER UND ÜBERALL BACARDI RUM & ERSTOFF VODKA 4 FREE”.

“Während Mediziner besonders vor Alkohol für Jugendliche warnen und der Gesetzgeber daher auch  Werbeverbote im Fernsehen und Radio vorschreibt, werden hier Matura-Reisen als Alkohol-Spektakel zu verkaufen gesucht”, zeigt sich Peter Kolba, Leiter des Bereiches Recht im VKI empört. In mehreren Bundesländern ist den jeweiligen Jugendschutzgesetzen zufolge die Abgabe an und der Konsum von hochprozentigem Alkohol durch Minderjährige sogar verboten.”Wir verlangen die Unterlassung solcher Alk-Werbung insbesondere bei Maturareisen, weil gerade Jugendliche vor Alkoholsucht besonders zu schützen sind”, sagt Peter Kolba. “Wir betreten damit juristisches Neuland und hoffen, das Verbot aggressiver Werbung so mit Leben zu erfüllen.”

Donnerstag, 17. Februar 2011, von Elmar Leimgruber

VOLLFAN statt voll fett: Wiener Jugend-Alkohol-Präventions-Projekt startet

VOLLFAN statt voll fett
Foto: fk-austria.at

Das Institut für Suchtprävention der Sucht- und Drogenkoordination Wien startet gemeinsam mit den Wiener Fußballvereinen FK AUSTRIA Wien und SK RAPID Wien ein Pilot-Projekt, um junge Wiener Fußballfans zu verantwortungsvollem und maßvollem Umgang mit Alkohol zu motivieren. Unter dem Motto “VOLLFAN statt voll fett” fungieren junge Fans als Testimonials und thematisieren “als Gleichgesinnte” die Nachteile von übermäßigem Alkoholkonsum mittels Postern, Freecards und im Rahmen einer Facebook-Kampagne: Rapid und Austria. Außerdem werden für dieses Projekt speziell geschulte Peers, die aus den jeweiligen Fan-Szenen kommen, auf die Fans zugehen, um mit ihnen auf Augenhöhe über risikoreichen Alkoholkonsum ins Gespräch zu kommen.

Das Projekt stellt das Fan-Sein als wichtige Aufgabe in den Mittelpunkt und packt die jungen Stadionbesucher bei ihrer Ehre, ein richtiger Fan zu sein. Sie zeigt auf, dass die VOLLPROFIS am Rasen VOLLFANS auf der Tribüne brauchen, die bis zur allerletzten Minute genauso fit sind wie sie selbst. Jugendliche sollen – wenn überhaupt – maßvoll Alkohol konsumieren.

Das Wien Ernst Happel Stadion (Prater Stadion)
Foto: CC Freedom Wizard

Nach dem “Anpfiff” durch Alex Kristan alias “Hans Krankl & Toni Polster” – mit den SK RAPID Wien Spielern Steffen Hofmann und Mario Sonnleitner sowie Julian Baumgartlinger und Manuel Ortlechner vom FK AUSTRIA Wien, RAPID-Präsident Rudolf Edlinger, AUSTRIA Vorstand Markus Kraetschmer und jungen Fan-Testimonials im Ernst Happel-Stadion – startet das Projekt bereits am 19. Februar beim AUSTRIA-Match gegen Wr. Neustadt. Am 26. Februar erfolgt der VOLLFAN-Projekt-Anstoß dann im Hanappi-Stadion beim Spiel Rapid gegen Kapfenberg.

Das Projekt läuft von Mitte Februar bis Ende Oktober 2011 und thematisiert verantwortungsvollen Alkoholkonsum in jugendaffiner Fußballsprache in drei Wellen. Welle eins soll Problembewusstsein schaffen und hat die Fokussierung auf die Fan-Rolle zum Ziel. Welle zwei soll die Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsum, mit Augenzwinkern und dem Start der Mitmach-Projekte, fördern. Welle drei soll Jugendliche zur Zustimmung zur Verhaltensänderung motivieren, um langfristig den Alkoholkonsum in den Stadien zu minimieren. Das Projekt wird auch aus Mitteln des Fonds Gesundes Österreich gefördert.

Volksdroge Alkohol
Foto: © Leimgruber

Neben den Kommunikationsmaßnahmen werden auch Mitmach-Aktivitäten angeboten, um Jugendliche vor und nach einem Fußballspiel sowohl inhaltlich als auch sportlich zur Auseinandersetzung mit dem Thema Alkohol anzuregen. Ein VOLLFAN-Toto soll das Wissen über die Wirkung von Alkohol fördern, indem richtig “getippt” und eine Geschicklichkeitsaufgabe gelöst werden muss, um als Gratifikation einen vereins- und projektgebrandeten Fan-Schal zu erhalten. Mit dem Rauschbrillen-Pacours wird auf die Wirkung von Erfahrungslernen gesetzt: Spezial-Brillen simulieren eine Alkoholisierung, mit der verschiedene Geschicklichkeitsaufgaben, zum Beispiel mit einem Ball gaberln, zu lösen sind. Die einschränkende Wirkung von Alkohol wird so erfahrbar gemacht.

“Besonders wichtig ist es uns, auch alle Multiplikatorinnen und Multiplikatoren rund um das Setting Fußballstadion miteinzubeziehen, ganz besonders natürlich die Gastronomie”, verweist der Leiter des Instituts für Suchtprävention der Sucht- und Drogenkoordination Wien, Artur Schroers, auf eine wesentliche Zielsetzung des Projekts. Zur Einbindung aller Schlüsselkräfte werden vom ISP regelmäßige Info-Talks und Vernetzungstreffen organisiert. Damit werden auch die Vereins-MitarbeiterInnen, die Angestellten der Stadionbetreiber, die Gastro-Teams in den Stadien und in deren Umfeld, aber auch der Stab der Executive vor Ort, das Security-Personal in den Stadien, die Belegschaft der Sanitätsdienste sowie die Fanbetreuer und Sozialarbeiter über die Ziele und Details des Projekts informiert.

Freitag, 9. April 2010, von Elmar Leimgruber

Alkoholmissbrauch unter Schülern ist erschreckend hoch

Die neuesten Zahlen der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren zeigen, dass der Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen nach wie vor zu hoch ist und dass insbesondere das Komatrinken weiterhin ansteigt. Kontinuierliche und frühzeitige Prävention ist geeignet, dieser Entwicklung entgegenwirken. Das belegt eine Studie über die Wirkung des bundesweiten Gesundheitsförderungs- und Suchtvorbeugungsprogramms Klasse2000, das Kinder vier Jahre lang in der Grundschule begleitet.

Kinder, die an Klasse2000 teilgenommen haben, beginnen am Ende der vierten Klasse seltener mit dem Konsum von Alkohol als Gleichaltrige, die nicht bei dem Programm mitgemacht haben. Während 2,65 % der Klasse2000-Kinder im vierten Schuljahr zum ersten mal Alkohol getrunken haben, waren es bei der Kontrollgruppe, die nicht bei dem Programm mitgemacht hatte, über doppelt so viele, nämlich 5,74 %. Ein ähnlicher Effekt zeigte sich beim Thema Zigaretten: 4,17 % der Klasse2000-Kinder rauchten in der vierten Klasse erstmalig, in der Kontrollgruppe waren es mit 6,95 % deutlich mehr Kinder.

Mit Klasse2000 lernen Grundschulkinder vier Jahre lang ihren Körper kennen und erfahren, was sie selbst tun können, um sich wohlzufühlen – von Bewegung und gesunder Ernährung bis hin zum Umgang mit negativen Gefühlen, Möglichkeiten der Konflikt- und Problemlösung und Nein-Sagen zu Tabak und Alkohol. “Das Problem beginnt lange bevor die Sucht auftritt”, begründet Thomas Duprée, Geschäftsführer von Klasse2000, den Ansatz des Programms. “Wir vermitteln Kindern eine positive Einstellung zur Gesundheit und ihrem Körper, fördern Selbstbewusstsein und soziale Kompetenzen. Diese frühzeitige Stärkung von Lebenskompetenzen hilft Kindern, die Herausforderungen des Lebens ohne Sucht und Gewalt zu meistern.”

Zur Zeit beteiligen sich bundesweit 15.232 Klassen mit über 354.000 Kindern an dem Programm. Träger von Klasse2000 ist ein gemeinnütziger Verein.