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Freitag, 26. April 2013, von Elmar Leimgruber

Deutscher Musikautorenpreis 2013 für Klaus Huber, Die Toten Hosen und Deichkind

Der Schweizer Komponist und Kompositionslehrer Klaus Huber wurde gestern (25. April 2013) Abend mit dem deutschen Musikautorenprteis 2013 für sein Lebenswerk geehrt, der in seinen Werken vom Glauben an die Möglichkeit einer anderen, besseren Welt angetrieben war und ist. Die Auszeichnung bildete einen der Höhepunkte der festlichen Preisverleihung am 25. April in Berlin.

Unter dem Motto “Autoren ehren Autoren” wurden vor rund 300 Gästen aus Kultur, Wirtschaft und Politik u.a. Die Toten Hosen, Deichkind, Jörg Widmann, Annette Focks und Rainer Rubbert ausgezeichnet. Auch in diesem Jahr übernahm Staatsminister Bernd Neumann MdB, Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Schirmherrschaft.

Der Deutsche Musikautorenpreis ehrt Komponisten und Textdichter für die Qualität ihrer Werke – unabhängig von Chart-Platzierungen und musikalischem Genre. Auch in diesem Jahr wird der Preis in zehn Kategorien vergeben. Der von der GEMA initiierte Deutsche Musikautorenpreis ist Teil des Kulturauftrags der Verwertungsgesellschaft. Mit dem Preis, der seit 2009 jährlich verliehen wird, werden Komponisten und Textdichter für die herausragende Qualität ihrer Werke ausgezeichnet.

Das zutiefst humanistische Komponieren von Klaus Huber bezieht europäische Traditionen ebenso ein wie Elemente außereuropäischer Musik, z.B. arabische Skalenbildungen, und kommt zu einer eigenständigen gestischen und kommunikativen Musiksprache, die ihre widerständige Dimension aus konstruktiver Durcharbeitung und erschütternder Ausdrucksstärke gewinnt. Die Jury würdigt mit ihrer Entscheidung dieses verantwortungsvolle Komponieren von großer Komplexität und Offenheit, das auf der Bedeutung der Kunst und besonders der Gegenwartsmusik in der Gesellschaft beharrt und sich mutig und ergreifend Gewalt und Krieg widersetzt.

Am heutigen (26. April) Welttag des geistigen Eigentums tagt die Akademie Deutscher Musikautoren. Mitglieder der Akademie sind alle bisherigen Preisträger des Deutschen Musikautorenpreises, die Autorenvertreter im GEMA-Aufsichtsrat, der Vorsitzende der Berufsgruppe Musikverleger im GEMA-Aufsichtsrat und ein weiterer Vertreter der Musikverleger sowie der Vorstandsvorsitzende der GEMA. Die Akademie wählt die Jury des Deutschen Musikautorenpreises 2014. Die GEMA vertritt in Deutschland die Urheberrechte von mehr als 65.000 Mitgliedern (Komponisten, Textautoren und Musikverleger) sowie von über zwei Millionen Rechteinhabern aus aller Welt. Sie ist weltweit eine der größten Autorengesellschaften für Werke der Musik.

Die Preisträger des Deutschen Musikautorenpreis 2013 im Detail:

Kompositon Rock/Pop:
Die Toten Hosen
(Michael Breitkopf, Andreas Frege, Andreas von Holst, Andreas Meurer, Stephen George Ritchie)

Text Pop:
Stefan Stoppok

Komposition Sinfonik:
Jörg Widmann

Komposition Dance/Elektro:
Yann Peifer & Manuel Reuter

Komposition Kunstlied:
Rainer Rubbert

Komposition Filmmusik:
Annette Focks

Text Hip-Hop:
Deichkind (Henning Besser, Sebastian Dürre, Philipp Grütering, Sascha Reimann)

Nachwuchsförderung:
Torsten Goods & Jan Miserre

Erfolgreichstes Werk:
„Tage wie diese“ Die Toten Hosen (Andreas Frege, Andreas von Holst, Birgit Minichmayr)

Lebenswerk:
Klaus Huber

Der GEMA-Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Enjott (Norbert) Schneider fasste den Abend zusammen: “Musikautoren stehen traditionell als no names im Schatten der Sänger, Interpreten, Bands oder Dirigenten: sie heute zu feiern ist Ehrensache, denn sie sind die Schöpfer und Ideengeber!” Harald Heker, Vorstandsvorsitzender der GEMA, betonte: “Autoren ehren Autoren – das ist es, was den Deutschen Musikautorenpreis so besonders macht. Hier zählt nicht nur der kommerzielle Erfolg, hier wird der künstlerische Wert des kompositorischen Schaffens und der textlichen Qualität in seiner Bandbreite gewürdigt.”

Kulturstaatsminister Bernd Neumann MdB unterstrich: “Damit Komponisten, Textdichter – aber auch alle ausführenden Künstler – für ihre geistige Arbeit angemessen vergütet werden, brauchen wir starke Verwertungsgesellschaften. Die für den Musikautorenpreis der GEMA nominierten Künstler stehen für die gesamte Bandbreite des musikalischen Schaffens in Deutschland. Zu den wichtigen Rahmenbedingungen für ihre Arbeit, für die wir sorgen müssen, gehört mehr denn je ein wirksames Urheberrecht!”

Montag, 20. September 2010, von Georg Jajus

Woche der Filmmusik: Kritik: “Hollywood in Vienna”

Das ORF Radio Symphonie Orchester Wien interpretiert Meisterwerke der Filmmusik
Foto: © Georg Jajus

Mitte September Stand Wien ganz im Zeichen Hollywoods – über die “Woche der Filmmusik in Wien” wurde hierorts ja schon berichtet. Den Abschluss bildete der zum dritten Mal stattfindende “Hollywood in Vienna” Abend im Wiener Konzerthaus. Filmmusikkompositionen der “klassischen” Musik gleichberechtigt akzeptiert zu sehen, galt über viele Jahre ja als schweres Unterfangen, zu festgefahren war die gesellschaftlich akzeptierte Ansicht, dieses Prädikat nur der “ernsten” Musik zuzugestehen.

Dabei sind -historisch betrachtet- gerade Wien und seine angrenzenden Städte der österreichisch-ungarischen Monarchie die Wiege der symphonischen Filmmusik: Erich Wolfgang Korngold aus Brno/Brünn, Miklós Rózsa aus Budapest und schliesslich Max Steiner aus Wien eroberten mit ihren Filmkompositionen die goldene Ära Hollywoods, inspirieren mit ihren Inszenierungen fast alle heute tätigen Filmmusikkomponisten.

Howard Shore dirigiert das ORF Radio Symphonie Orchester Wien
Foto: © Georg Jajus

So bildeten “The Sea Hawk” (Korngold) und “Ben Hur” (Rózsa) dann auch den Auftakt, ehe das Programm mit “The Rocketeer” (James Horner) in die Neuzeit schwenkte und sich mit “Indiana Jones” und “Jurassic Park” (John Williams) auf schon Vielgehörtes fokussierte. Und das ist vielleicht ein Umstand, der – trotz aller Perfektion des ORF Radio Symphonie Orchesters Wien unter Dirigent John Axelrod – aus der Sicht des Cineasten kritisch hinterfragt werden könnte:

Warum nur Populäres, wieso nichts Neues? Gerade John Williams Repetoire ans Filmmusik ist breit gefächert, warum nichts aus “Minority Report”, “Amistad” oder “Empire of the Sun” (“Im Reich der Sonne”). Auch ein Auszug aus James Horners “Avatar” konnte im Anschluss nur mässig überzeugen, ob dieser Film und seine Musik das Potential zum Klassiker hat, wird erst die Zeit weisen. Die Welturaufführung von Klaus Badelts “Pirates of the Caribbean” Suite (“Fluch der Karibik”) setzte des Schlusspunkt des ersten Teils und überzeugte nicht nur druck- und schwungvoll inszeniert, sondern auch mit teils zum ersten Mal gehörten Variationen des Grundthemas: Von Klaus Badelt darf in den nächsten Jahren gewiss noch viel erwartet werden.

Hollywoodgrössen unter sich: Klaus Badelt, Rick Porras und Howard Shore
Foto: © Leimgruber

Der zweite Teil des Abends war Howard Shore gewidmet, dessen musikalisches Schaffen sich über unterschiedliche Genres und Regiesseuren wie David Cronenberg “The Fly” (“Die Fliege”), Jonathan Demme “Silence Of The Lambs” (“Das Schweigen der Lämmer”) über David Fincher (“The Game”) erstreckte, ehe er mit der Filmmusik zu Peter Jacksons “The Lord on the Rings” Trilogie (“Der Herr der Ringe”) jene Popularität und jene Wertschätzung zuteil wurde, die er schon früher verdient hätte. Ein Querschnitt seines musikalischen Schaffens wurde in Form eines Medleys präsentiert, gefolgt von der “Lord of the Rings – Grand Suite” (wie bei Fluch der Karibik ebenfalls eine Welturaufführung) ehe der 1946 in Toronto geborene Komponist mit dem “Max Steiner Award” geehrt wurde. Seinen Score zu “Lord of the Rings” dirigierte Howard zum Abschluss schliesslich selbst und bewies auch hier sein Können.

Zusammenfassend ein sehr gelungener Abend, welcher nicht zuletzt dank der äusserst positiven Publikumsresonanz auch im nächsten Jahr stattfinden dürfte. Und nachdem John Williams Kompositionen schon bei den vergangenen “Hollywood in Vienna” Konzerten vertreten waren, wäre er sicher ein möglicher würdiger Kandidat für den nächsten “Max Steiner Award”.

Donnerstag, 16. September 2010, von Elmar Leimgruber

Wiener Filmmusikpreis 2010 vergeben – Kompositions-Workshops mit Badelt und Kolonovits

Christof Unterberger gewinnt den Wiener Filmmusikpreis 2010

Der Wiener Cellist Christof Unterberger hat den Wiener Filmmusikpreis 2010 gewonnen. Er erhielt am 14. September die von der Stadt Wien gestiftete Auszeichnung in Höhe von 7.000 Euro im Rahmen der Film Composers Lounge, wo er seine musikalische Untermalung des Streifens “Der Räuber” auch live vortrug. Die beiden ex Equo am zweiten Platz sind Juan Manuel Abras und Wolfgang Rabl und der dritte Platz ging an den begnadeten Cellisten Thomas Reinhardt. Hintergründe und Infos zum von Reinhard Karger (Professor für Komposition an der Musikuniversität Wien) und Alexander Kukelka (Österreichischer Komponistenbund ÖKB) ausgeschriebenen Wiener Filmmusikpreis sind hier abrufbar.

Wolfgang Radl wird mit dem 2. Platz ausgezeichnet von Prof. Gerold W. Gruber und von Vize-Rektorin Claudia Walkensteiner-Preschl

Am Montag abend wurden die Nachwuchskünstler im Wiener Jazz-Lokal Porgy & Bess im Rahmen der Film Composers Lounge ausgezeichnet. Musikalische Einlagen boten die österreichischen Komponisten und Formationen Gerd Schuller, Mia Zabelka, Quin Huang & Alpar Balazs, Long (Chris Eckman und Rupert Huber), die Sofa Surfers, Lothar Scherpe, Walther Soyka & Karl Stirner sowie Gerhard Gruber, Adula Ibn Quadr und Peter Rosmanith. Fotos der Star-Performances sind hier abrufbar.

Juan Manuel Abras (2. Platz) mit Alexander Kukelka, Gruber und Walkensteiner-Preschl

Am 15. September fand an der Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst das International Film Music Symposium Vienna (Wiener Filmmusiksymposium) statt. Neben Vorträgen der Hollywoodkomponisten Howard Shore (“Lord of The Rings“, “Philadelphia”) und Klaus Badelt (“Pirates of The Caribbean – The Curse of the Black Pearl”) und dem Co-Produzenten des Films “Lord Of The Rings” Rick Porras, boten Christian Kardeis (Vienna Symphonic Library), Wolfgang Schlögl (Sofa Surfers), Klaus Badelt und der österreichische Dirigent, Arrangeur und Komponist Christian Kolonovits Kompositions-Workshop und trafen sich Kolonovits und die Regie-Legende Peter Patzak (“Kottan ermittelt”) zum öffentlichen Talk.

Thomas Reinhardt schafft den 3. Platz (hier mit Gruber und Walkensteiner-Preschl)

Howard Shore kündigte bei der Pressekonferenz die Veröffentlichung seines Scores für den teils in Wien gedrehten “Freud”-Film von David Cronenberg mit November 2010 an. Bei seinem Workshop für Komponisten und Filmmusik-Freaks erklärte Klaus Badelt, dass er es liebt “Fehler zu machen”, also Musik zu schreiben und diese immer wieder neu zu überarbeiten. Zuerst stehe die musikalische Idee, die lediglich 10 Prozent des Aufwandes bedeute, die anschliessende Feinarbeit hingegen würde die restliche Zeit bis zur Veröffentlichung benötigen. Sein Produktionsteam sei eine Art “Architektenteam” mit klaren Aufgabengebieten für jeden Mitarbeiter.

Hollywood-Komponist Klaus Badelt hielt einen Kompositions-Workshop

Der realistischste Weg zum Erfolg beginne als “Kaffeekocher” in einer Musikproduktionsfirma, so habe er auch nach seiner Zeit als Komponist in Deutschland für TV-Serien und Werbung in Kalifornien seine Tätigkeit bei Hans Zimmer begonnen. Zudem müsse man “sich selbst der grösste Kritiker sein”. Aber “Filmmusik zu schreiben kann man nicht lernen”.

Klaus Badelt beim Kompositionsworkshop

Er beginne einen Track meistens mit Strings oder mit Piano anschliessend würden dann unzählige Variationen programmiert und arrangiert und allen Beteiligten (Produzent, Regisseur…) online zur Verfügung gestellt, bis schliesslich zwischen 80 und 140 Spuren vorhanden sind und der Track bereit ist für die Orchesteraufnahme. Badelts persönlichen Lieblings-Kompositionen -auf deren Veröffentlichung er nach eigenen Angaben keinen Einfluss hat, auch weil die dafür nötigen Rechte meist die Filmproduktionsfirma innehat- sind übrigens “Pour Elle” (2008), “Der kleine Nick” (2009) und “The Promise” (2006).