Mit ‘Gratis-Open-Air’ getaggte Artikel

Mittwoch, 8. Mai 2013, von Elmar Leimgruber

Jetzt oder nie: Wien, Wien nur du allein

Wien ist bekanntlich eine Kulturstadt, was in den folgenden Tagen und Wochen ganz besonders sichtbar sein wird. Erstmals geben am 8. Mai ab 19.30 Uhr die Wiener Symphoniker -anlässlich 68 Jahre Befreiung vom Nationalsozialismus- erstmals ein Gratis-Open-Air-Konzert am Wiener Heldenplatz. Und am Freitag 10. Mai beginnen unter dem Motto “Jetzt oder nie” die diesjährigen Wiener Festwochen mit dem gewohnten Gratiskonzert vor dem Wiener Rathaus. Die Eröffnung der Wiener Festwochen 2013 wird am Freitag ab 21.20 Uhr live in ORF 2 und 3sat und via Livestream im Internet (ORF III zeigt eine Aufzeichnung des Openings am Sonntag, dem 12. Mai, um 22.45 Uhr) übertragen.

Die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Bertrand de Billy interpretieren heute Abend die 7. Symphonie von Ludwig van Beethoven, sowie Werke von Walzerkönig Johann Strauß und von Jacques Offenbach. Die russische Sopranistin Julia Novikova steuert Stimmkunst auf höchstem Niveau bei und die österreichische Schauspielerin Katharina Stemberger übernimmt die Moderation.

Unter der Leitung von Intendant Luc Bondy mit Schauspieldirektorin Stefanie Carp und Musikdirektor Stéphane Lissner zeigen die Wiener Festwochen vom 10.5. bis 16.6.2013 ein umfangreiches Programm mit 41 Produktionen aus 36 Ländern. Den 200. Geburtstag von Giuseppe Verdi nehmen die Wiener Festwochen 2013 zum Anlass, die gegenseitige Faszination von Kunst und Macht in den Mittelpunkt ihres Musikprogramms zu stellen. “Il Trovatore” bildet den Abschluss der Verdi-Trilogie der Festwochen, die musikalische Leitung dieser Inszenierung des Film- und Opernregisseurs Philipp Stölzl liegt beim jungen israelischen Dirigenten Omer Meir Wellber. Mit Written on Skin von George Benjamin mit einem Text von Martin Crimp kommt eine Oper nach Wien, die beim Festival von Aix-en-Provence 2012 als sensationeller Erfolg gefeiert wurde. Die Uraufführungen der Musiktheaterprojekte JOIN! von Franz Koglmann (Musik) und Alfred Zellinger (Libretto) und Die Ballade von El Muerto bieten der innovativen zeitgenössischen Wiener Szene eine prominente Bühne. Die Reihe Into the City widmet sich dem Thema „music and politics” und stellt die gesellschaftliche Bedeutung von Musik in unserer Zeit heraus.

Im Bereich Schauspiel steht unter anderem Martin Kušejs Inszenierung von Miroslav Krležas In Agonie auf dem Programm. Krleža, einer der wichtigsten Autoren der jugoslawischen Literatur, beschreibt in seiner Trilogie den Untergang des alten Europa im Ersten Weltkrieg. Christoph Marthaler siedelt sein außergewöhnliches Musik-Theaterprojekt Letzte Tage. Ein Vorabend im historischen Sitzungssaal des Parlaments an, wo sich Musiker, Sänger und Schauspieler mit der europäischen Politik nach 1914 auseinandersetzen. Die Kinder von Wien oder Howeverstillalive ist eine Neuinszenierung nach dem satirischen Roman des jüdischen Romanciers Robert Neumann und zeigt einen Wiener Keller im Nachkriegsjahr 1946. Fünf Kinder hausen hier in einer Wohngemeinschaft des Schreckens, aber auch der anarchischen Freiheit.

Der Eröffnungsabend der Wiener Festwochen am Freitag, 10. Mai, am Wiener Rathausplatz spricht heuer die musikalische Sprache einer Stadt: Wienerisch. Unter dem Titel “Wien, Wien, nur du allein?” sind Die Strottern, Angelika Kirchschlager, Ernst Molden, die Philharmonia Schrammeln Wien, Willi Resetarits, Michael Schade und Fatima Spar live zu erleben. Als Moderator durch den Woinerlied-Abend führt der Schauspieler Nicholas Ofczarek. Stets im Dialekt vorgetragen, beschreibt das Wienerlied das Leben in der österreichischen Hauptstadt mit einer lebendigen Mischung aus bissiger Sozialkritik, kokettem Selbstmitleid und Lebensfreude. Für Konzept und Ablauf des Abends zeichnet Autor, Komponist und Kabarettist Gerald Votava verantwortlich, der im Rahmen der Pressekonferenz die Bandbreite des Eröffnungsprogramms sowie die Mitwirkenden vorstellte. “Ich freue mich, dass die Künstler/Innen sowohl historische Wienerlieder interpretieren werden, aber auch den gegenwärtigen Zustand der Stadt behandeln”.

Die Künstlerinnen und Künstler der diesjährigen Festwocheneröffnung haben sich in ihrem musikalischen Schaffen immer wieder mit Leidenschaft dem Wienerlied gewidmet: klassisch bis gegenwärtig, bösartig-bissig oder doch kokett-wehleidig, politisch-kabarettistisch oder weinselig-schunkelnd, das Leben verklärend oder dem Tod ins Auge blickend – am Ende möge ein kleines Stück Glückseligkeit im gemeinsamen Musizieren bleiben. Auch Präsentator Nicholas Ofczarek wird mit einem neu getexteten Nestroy-Couplet selbst einen künstlerischen Beitrag zum Abend leisten. Als Wienerlied-Sängerin wird “Schnell ermittelt”-Kommissarin Ursula Strauss, gemeinsam mit Ernst Molden und Walther Soyka, überraschen.

Freitag, 24. Juni 2011, von Elmar Leimgruber

Sicherheitsrisiko Donauinselfest?

Doppelte Absperrungen zum Donauinselfest-Gelände

Natürlich und zu Recht gibt es sie, die Sicherheitsvorschriften bei Konzerten und anderen Großveranstaltungen, vor allem, wenn sie in Räumlichkeiten wie Konzertsälen oder Stadien stattfinden. Und natürlich braucht es Absperrungen bei solchen Veranstaltungen (vor allem wenn sie im Innenbereich mit begrenzten Fluchtmöglichkeiten stattfinden): zum einen, um die Tickets zu kontrollieren und zum anderen um zu verhindern, dass mit Gegenständen die Veranstaltung besucht wird, die die Allgemeinheit dort gefährden könnten (wie Waffen und Ähnliches).

Wie sollten diese doppelten Absperrungen hunderttausende Menschen verkraften?

Die Donauinsel aber ist ein schier grenzenlos großes Open-Air-Gelände und das Donauinselfest findet dort auch schon seit Jahren erfolgreich statt ohne dass die Besucher beim Zu- und Abgang schikaniert wurden. Jetzt aber aber sind die Zu- und Abgänge auf die Donauinsel bis auf kleinste Flächen zur Gänze abgeriegelt. Natürlich kann man dies hier mit denselben Argumenten begründen wollen wie bei anderen (Bezahl-)Festivals, aber das trifft hier eben genau nicht zu: die gesamte Donauinsel ist Festivalgelände und es mehr als genug Platz für jeden. Und hier bei diesem Gratis-Open-Air, bei dem traditionell bis zu 3 Mio. Besucher kommen, solche Zugangs- und Abgangs-Engstellen einzurichten, kann sehr böse enden.

Hauptbühne Donauinselfest 2011

Was Engstellen im Notfall bedeuten (sie können nämlich Massen-Panik hervorrufen), zeigt die Tragödie der Loveparade im vergangenen Jahr. Aber anstatt daraus zu lernen, geht die Wiener SPÖ als Veranstalter offenbar den umgekehrten Weg und erschwert die freien Zu- und Abgang aufs Festivalgelände. Hält man dies wirklich für notwendig oder plant man künftig ein nicht mehr kostenfreies Donauinselfestund möchte dies heuer  im Bereich Personenkontrollen schon mal austesten. Tatsache ist: Diese künstlichen Engstellen “aus Sicherheitsgründen” sind ein Sicherheitsrisiko für die Besucher: diese können nicht Hunderttausende an Menschen verkraften.

Hauptbühne Donauinselfest 2010

Ich halte diese Zu- und Abgangs-Beschränkungen daher für äußerst problematisch, wenn nicht gar für fahrlässig und verantwortungslos. Aber natürlich kann man da auch unterschiedlicher Meinung sein. Aber im Nachhinein möge niemand kommen und sagen, dass niemand darauf aufmerksam gemacht hat.

P.S.: Ich habe unlängst darüber berichtet, dass das Donauinselfest 2011 bescheidener kommt: Das sieht man auch hier: die Festbühne 2011 wirkt um Einiges kleiner als die von 2010. Die Konzert-Highlights beim Donauinselfest 2011 sind übrigens hier abrufbar.