Mit ‘Zweiter Weltkrieg’ getaggte Artikel

Dienstag, 5. Juli 2011, von Elmar Leimgruber

R.I.P. Otto von Habsburg – Ein Nachruf

Otto von Habsburg-Lothringen (1912-2011)
Foto: CC Nvpswitzerland

Ein ganz großer Europäer ist tot: Otto von Habsburg-Lothringen. Er verstarb im Alter von 98 Jahren am 4. Juli 2011.

Es spielt sicherlich auch mit eine Rolle, dass er der vorgesehene Thronfolger des letzten Kaisers von Österreich-Ungarn, des seligen Karl war. Aber ihn darauf zu beschränken und dabei in Nostalgiegedanken zu schwelgen, würde seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit nicht gerecht:

Nach dem Sturz der Monarachie lebte die Familie Habsburg in ärmsten Verhältnissen und anschließend auch von den Nationalsozialisten ausser Landes verwiesen, offenbarte Otto sich in den USA als einer, dem sein Land Österreich ein Herzensanliegen war: er setzte sich dort unter anderem gegen die Bombardierung Österreichs im zweiten Weltkriegs ein. Otto war auch maßgeblich für den Fall des Eisernen Vorhangs mitverantwortlich, war er doch zeitlebens nicht nur ein energischer Gegner des Nationalsozialismus, sondern auch des Kommunismus.  Trotzdem verweigerte ihm die SPÖ selbst lange Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg noch die Einreise nach Österreich.

Otto von Habsburg 1998 vor dem Wiener Belvedere
Foto: Gryffindor

Otto der Große hat zwar für sein Land Österreich gelebt, aber noch viel über die Grenzen hinweg für Europa, für ein geeintes Europa: Schon lange, bevor andere an Europa dachten, stand er für die Paneuropa-Bewegung. Und er war darüber froh, in jedes europäische Land zu reisen, wo es keine Staatsgrenzen mehr gab: Schengen war ein großes Erfolgserlebnis für ihn. Den großen europäischen Gedanken pflegte Habsburg auch über 20 Jahre hindurch als Mitglied des Europäischen Parlaments für die bayerische CSU. Und jetzt wenige Tage vor seinem Tod, wurde von den österreichischen Parteien ein Gesetz aufgehoben, das es Mitgliedern von europäischen Herrscherhäusern bislang verbot, für politische Ämter zu kandidieren.

Otto von Habsburg wird am Samstag, den 16. Juli, in der Wiener Kapuzinergruft beigesetzt. Nach Requien in den kommenden Tagen in Pöcking, München,  Mariazell, Wien und Budapest erfolgt am 14. und 15. Juli die Aufbahrung von Otto und Regina von Habsburg in der Kapuzinerkirche am Neuen Markt in Wien. Schließlich feiert Kardinal Christoph Schönborn, der auch über den Hochadelsorden vom Goldenen Vlies tief mit langjährigen Großmeister Otto von Habsburg verbunden ist, am Samstag, 16. Juli, um 15.00 Uhr, das feierliche Requiem im Stephansdom. Es folgt ein Trauerkondukt durch die Wiener Innenstadt bei dem die  sterbliche Hülle von Otto von Habsburg zur Kapuzinerkirche gebracht wird. In der Kapuzinergruft werden dann Otto und Regina von Habsburg beigesetzt.

Vieles von dem, was Otto von Habsburg für Österreich und für Europa geleistet hat, wird vermutlich erst Jahrzehnte nach seinem Tod offenbar werden. Tatsache ist aber: er war ein großer Österreicher und ein großer Europäer, dem sowohl Österreich als auch Europa zu tiefer Dankbarkeit verpflichtet sind. Er möge in Frieden ruhen und von Gott, dem er sich zeitlebens als überzeugter Katholik verpflichtet fühlte, für sein Wirken reich belohnt werden.

Samstag, 8. Mai 2010, von Elmar Leimgruber

Wer weiss, was am 8. Mai 1945 geschah?

Bild: pixelio.de A. Dengs

Wissen Sie, was heute vor 65 Jahren gschah? stern.de, die Onlineausgabe des Hamburger Magazins “Stern” liess dazu durch das Forsa-Institut eine Umfrage unter 1006 Teilnehmern durchführen. Knapp die Hälfte der Deutschen (45 Prozent) hat demnach keine Ahnung, was am 8. Mai 1945 in Deutschland geschah. Besonders groß ist demnach die Unwissenheit unter den Jüngeren: Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der 18- bis 29-Jährigen wussten nicht, dass an diesem Tag der Zweite Weltkrieg beendet wurde. Besser informiert sind die Älteren (hier wussten es nur 35 Prozent nicht) und die Ostdeutschen (28 Prozent).

Wenn auch vergleichsweise viele Deutsche nicht spontan sagen können, was der 8. Mai 1945 bedeutet, so ist das Ende des Zweiten Weltkrieges ist für die überwältigende Mehrheit der Deutschen (85 Prozent) eher ein Tag der Befreiung als ein Tag der Niederlage. Die sehen nur noch 7 Prozent. In den vergangenen 15 Jahren ist der Anteil der Bürger, die den 8. Mai als Tag der Befreiung sehen, deutlich angestiegen: 1995 lag der Wert bei 72 Prozent. Für 11 Prozent war es damals ein Tag der Niederlage.

Ein Gesprächsthema ist der Zweite Weltkrieg in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung nicht mehr. 26 Prozent, vor allem die Jüngeren, sagten in der Umfrage, darüber würden sie in der Familie oder im Freundes- und Bekanntenkreis “so gut wie nie” sprechen. Bei 31 Prozent ist dies “selten” der Fall. Für 26 Prozent ist der Krieg “manchmal” ein Thema, nur 17 Prozent, unter ihnen viele Ältere, sprechen “häufig” darüber.

Nur 18 Prozent der Befragten konnten richtig angeben, dass im Zweiten Weltkrieg weit mehr als 20 Millionen sowjetische Soldaten und Zivilisten getötet wurden. Dass Deutschland aufgrund seiner Vergangenheit noch eine besondere Verantwortung gegenüber den vor 70 Jahren überfallenen Völkern hat, meinen nur 28 Prozent der Deutschen. Vergleichsweise oft bejahen diese Frage Bürger mit Abitur und Studium (38 Prozent) sowie die Anhänger der Linkspartei (38 Prozent) und der Grünen (48 Prozent). Die große Mehrheit (69 Prozent) ist der Ansicht, die Deutschen könnten sich verhalten wie jedes andere Volk auch.

65 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges gibt es in Deutschland praktisch kaum noch Angst vor Russland oder den Russen: 93 Prozent sagten, sie hätten davor keine Furcht. In Ostdeutschland liegt der Wert gar bei 98 Prozent. Russland feiert am Sonntag mit einer pompösen Militärparade am dem Roten Platz in Moskau den 65. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland. Auch in zahlreichen anderen Ländern wird des Kriegsendes gedacht.