Mit ‘Wiener Burgtheater’ getaggte Artikel

Montag, 12. September 2011, von Elmar Leimgruber

Phädra an der Burg ist ein Hit

Oenone (Therese Affolter) und Phädra (Sunnyi Melles)
Foto: burgtheater.at/Tania Dorendorf

Der Inhalt ist bitter, geht es doch um die ganz große -natürlich unerfüllte- Liebe: “Phädra” von Jean Racine (17. Jh.), der den antiken griechischen Stoff in ein aussergewöhnliches Theaterstück verwandelte. Ebendieses wird derzeit am Wiener Burgtheater aufgeführt. Und wer jetzt das tragische Ende des Stücks nicht erfahren will, möge in dieser Besprechung zwei Absätze nach “unten” springen:

Theseus (Paulus Manker) und Phädra (Sunnyi Melles)
Foto: burgtheater.at/Tania Dorendorf

Da ist zunächst Hippolit, der Sohn der Amazonenkönigin Antiope und von Theseus, des Königs von Athen, welcher verbotenermaßen die Kriegsgefangene Arikia liebt. Von ihm jedoch in unstillbarem Verlangen angezogen wird  -was weitaus problematischer ist- Phädra, seine Stiefmutter, die Gemahlin des Theseus. Und als die Nachricht Athen erreicht, gesteht Phädra Hippolit ihre Liebe und trachtet vergeblich danach, ihn zu verführen.

Doch Theseus ist nicht tot, sondern kehrt wohlbehalten zurück nach Athen. Um ihre Herrin zu schützen, berichtetet ihre Vertraute Oenone dem König, dass Hippolith sich an Phädra vergangen hat, worauf hin dieser des Landes verweist und ihn verflucht. Als Hippolith im heldenhaften Kampf mit einem Ungeheuer stirbt, verstößt Phädra Oenone, die sich daraufhin das Leben nimmt. Von Schuldgefühlen geplagt nimmt Phädra Gift, bekennt anschließend ihrem Gemahl die ganze Wahrheit und stirbt ebenfalls.

Arikia (Sylvie Rohrer) und Hippolit (Philipp Hauß)
Foto: burgtheater.at/Tania Dorendorf

Ich mache es kurz und schmerzlos: Mit Ausnahme des “Trojanischen Boots” von und mit Mnozil Brass hatte ich noch nie so ein “Vergnügen”, in der Burg zu sein, wie am 10. September: Ok, der Inhalt ist bereits durch den Autor perfekt aufbereitet, aber dennoch: Ich habe noch selten eine zeitgenössische Regiearbeit (Matthias Hartmann) und vor allem Dramaturgie (Andreas Erdmann) erlebt, die so sowohl Liebe zum Detail als auch im richtigen Moment vermag, die nötige Spannung aufzubauen, wie hier.

Die Besetzung der Rollen ist einfach ideal: Vor allem die Hauptdarsteller könnten besser nicht sein: Paulus Manker, der ansonsten sicherlich nicht zu meinen Lieblingsschaupielern gehört, spielt den hintergangenen, enttäuschten und zornentbrannten griechischen König Theseus großartig, Sunnyi Melles spielt nicht, nein sie ist die labile und psychisch kranke verbotenliebende Phädra und Therese Affolter (die ich hier erstmals erlebte) ist vermutlich nicht nur in dieser Rolle (Oenone) eine Traumbesetzung: sie ist eine großartige Schauspielerin. Ebenfalls ganz besonders hervorheben muss ich hier auch Philipp Hauß (Hippolit), Sylvie Rohrer (Arikia) und der wunderbare Hans-Michael Rehberg (Theramenes).

Wer also einen spannenden Theaterabend mit hervorragenden Darstellern erleben will, sollte sich “Phädra” im Wiener Burgtheater nicht entgehen lassen.

Freitag, 14. März 2003, von Elmar Leimgruber

Ein nicht wirklich musikalisches Feuerwerk

Ein nicht wirklich musikalisches Feuerwerk könnte man die derzeit am Wiener Burgtheater zur Aufführung gelangende musikalische Komödie “Das Feuerwerk” von Erik Charell, Paul Burkhard und Jürg Amstein nennen. Dieses wird nämlich tatsächlich bereits im ersten Akt im wahrsten Sinne des Wortes ertränkt durch das mangelnde gesangliche Talent der Schauspieler. Einzige lobenswerte Ausnahmen: Robert Meyer, der in jeder Rolle -gesanglich wie schauspielerisch- brilliert, sowie Peter Matic, dem die Rolle des nur teilweise dauererkälteten Onkel Gustav auf den Leib geschrieben ist.
Zum Inhalt: Der Vater (Florentin Groll) feiert seinen 60. Geburtstag und lädt dazu seine Geschwister samt Gatten ein – mit einer Ausnahme: “das schwarze Schaf” der Familie, Alexander Obolski (Robert Meyer). Dieser ist entgegen der strengen Tradition der “gehobenen” Familie Zirkusdirektor, der sein Leben in vollen Zügen genießt. Welch ein Familienkrach ist da nicht vorprogrammiert, wenn dieser zur Feier auftaucht und ausgerechnet die “brave” Tochter des Hauses (Mareike Sedl) Feuer und Flamme für den Zirkus und seine “Freiheit” wird und gar noch beschließt, mit dem “schwarzen” Onkel von dannen zu ziehn…
Was hier vielverprechend beginnt, findet im Theaterstück keine wirkliche Fortsetzung und erst recht keine Lösung. Am Ende bleibt Ernüchterung. Vor allem sollten in einer musikalischen Komödie auch wirklich musikalische Schauspieler vertreten sein. Nur Robert Meyers schauspielerische und gesangliche Höchstleistung vermag es, der Aufführung doch noch was Positives abzugewinnen…