Mit ‘synthetische Drogen’ getaggte Artikel

Donnerstag, 19. September 2013, von Elmar Leimgruber

EU: Kampf den Designerdrogen

Neue synthetische Drogen stellen ein immer größeres Problem dar: Ihre Zahl hat sich in der EU von 2009 bis 2012 verdreifacht. 2013 wurde jede Woche mehr als eine neue Substanz gemeldet. Dieses Problem muss auf europäischer Ebene angegangen werden. Immer leichter können die Substanzen über das Internet erworben werden, und sie verbreiten sich rasch in den EU-Mitgliedstaaten: 80 % der neuen psychoaktiven Substanzen werden in mehr als einem EU-Mitgliedstaat gefunden.

Die Europäische Kommission will künftig daher verstärkt gegenso genannte “Legal Highs” vorgehen. Bei diesen auch unter dem Namen Designerdrogen bekannten Stoffen handelt es sich um neue psychoaktive Substanzen, die alternativ zu illegalen Drogen wie Kokain und Ecstasy verwendet werden. Diese Substanzen stellen ein großes Risiko für die öffentliche Gesundheit und die Gesellschaft insgesamt dar.

Beispiele: Die Designerdroge 5-IT hat innerhalb von fünf Monaten, d. h. zwischen April und August 2012, 24 Personen in vier Mitgliedstaaten das Leben gekostet. 4-MA, ein Amphetamin-Imitat, wurde mit 21 Todesfällen in vier Ländern allein im Zeitraum 2010-2012 in Verbindung gebracht.

Am stärksten von dem Problem betroffen sind junge Menschen. Die Eurobarometer-Umfrage “Youth attitudes on drugs” aus dem Jahr 2011 zeigt, dass durchschnittlich fünf Prozent der jungen Europäer diese Suchtstoffe zumindest einmal in ihrem Leben konsumiert haben. Spitzenreiter war Irland mit 16 %, nahe gefolgt von Polen, Lettland und Großbritannien mit 10 %. Deutsche Jugendliche mit 3,7 % und österreichische mit 4 % liegen im europäischen Mittelfeld.

 

Der Plan der EU-Kommission sieht nun vor, Legal Highs wie etwa den aufputschenden Wirkstoff “5-IT” mit lebensgefährlichen Risiken innerhalb von wenigen Monaten zu verbieten. Bisher dauerte das Verfahren zwei Jahre. Davon unbeeinträchtigt soll jedoch die legale industrielle und kommerzielle Nutzung der Substanzen sein. Die Vorschläge folgen Warnungen von Seiten der EBDD (Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht) und von Europol hinsichtlich des Ausmaßes des Problems und einem Bericht von 2011, dem zufolge der derzeitige EU-Mechanismus für die Bekämpfung neuer psychoaktiver Substanzen ausgebaut werden muss.

„Die neuen Suchtstoffe werden in Europa immer problematischer und gefährden vor allem junge Menschen. Bei einem Binnenmarkt ohne Grenzen benötigen wir gemeinsame europäische Vorschriften zur Bekämpfung dieses Problems. Heute schlagen wir rigorose EU-Vorschriften zu den neuen psychoaktiven Substanzen vor. Dazu gehört auch die Möglichkeit, schädigende Substanzen für einen gewissen Zeitraum unmittelbar vom Markt nehmen zu können“, betont Justizkommissarin Viviane Reding.

Die EU-Drogenstrategie für den Zeitraum 2013-2020 legt die Prioritäten für die EU-Drogenpolitik fest. Das Auftauchen und die rasche Verbreitung neuer psychoaktiver Substanzen wird als eine neue Herausforderung angesehen, der entschieden – auch durch den Ausbau bereits vorhandener EU-Rechtsvorschriften – begegnet werden muss.

In den vergangenen Jahren wurde durchschnittlich jede Woche eine neue psychoaktive Substanz in der EU entdeckt, und die Zahlen dürften in den kommenden Jahren noch steigen. Seit 1997 haben die Mitgliedstaaten mehr als 300 Substanzen entdeckt, und ihre Zahl hat sich zwischen 2009 und 2012 verdreifacht (von 24 im Jahr 2009 auf 73 im Jahr 2012).

Montag, 27. Juni 2011, von Elmar Leimgruber

UNO: Synthetische Drogen und Medikamentenmissbrauch im Vormarsch

Sucht: Medikamenten-Missbrauch und synthetische Drogen nehmen zu

Der weltweite Drogenmarkt ist zwar stabil. Der Konsum von synthetischen Drogen und Medikamentenmissbrauch nehmen hingegen zu. Dies geht aus dem aktuellen Welt-Drogenbericht 2011 der UNO hervor, der im Vorfeld des alljährlich am 26. Juni begangenen Internationalen Tags gegen Drogenmissbrauch und unerlaubten Suchtstoffverkehr (Welttag gegen Drogen) veröffentlicht wurde. Demnach sind die globalen Märkte für Kokain, Heroin und Cannabis entweder geschrumpft oder stabil geblieben, während die Produktion und der Missbrauch von Medikamenten und synthetischen Drogen angestiegen ist.

Der illegale Anbau von Opium- und Coca-Pflanzen beschränkte sich auf einige wenige Länder. Obwohl die Produktion von Opium stark zurück ging und der Anbau von Coca leicht reduziert wurde, war die Produktion von Heroin und Kokain insgesamt gleichbleibend.

Cannabis aber bleibt mit Abstand die Droge, die weltweit am meisten produziert und konsumiert wird, obwohl die Datenbasis hierzu laut UNO eher dünn ist. 2009 haben zwischen 2,8 und 4,5 Prozent der weltweiten Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren – das sind 125 bis 203 Millionen Menschen – Cannabis mindestens einmal konsumiert. Während die Cannabis-Gras (Marihuana)-Produktion weit verbreitet ist, besonders auf dem amerikanischen Kontinent und in Afrika, wird Cannabisharz weiterhin fast ausschließlich in zwei Ländern produziert: Marokko, das Westeuropa und Nordafrika beliefert, und Afghanistan, das die Märkte in Südwestasien bedient. 2010 war Cannabis profitabler für afghanische Bauern als Opium. 2010 war in Afghanistan Cannabisharz eine weitaus profitablere Pflanze als Opium.

“Drogen verursachen jährlich 200.000 Tote. Da Menschen mit einem schwerwiegenden Drogenproblem den Großteil der Drogenkonsumenten ausmachen, ist die Behandlung dieses Problems einer der besten Wege, den Markt zusammenzuschrumpfen,“ warnte Yury Fedotov, Exekutivdirektor des UNO-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC). 2009 haben die UNO-Mitgliedsstaaten die Gültigkeit des internationalen Drogekontrollregimes  während des High-Level Segments der Suchtstoffkommission bestätigt. Exekutivdirektor Fedotov betonte das Prinzip der „gemeinsamen Verantwortung“ und die Notwendigkeit, nationale, regionale und internationale Bemühungen in eine umfassende Strategie für Anbau, Produktion und Handel von Drogen einzubauen.

Weltweit haben rund 210 Millionen Menschen, oder 4,8 Prozent der Bevölkerung im Alter von 15-64 Jahren, mindestens einmal illegale Substanzen im letzten Jahr konsumiert. Der allgemeine Drogenkonsum, inklusive des problematischen Teils, (0,6 Prozent der Bevölkerung von 15 bis 64 Jahren) ist stabil geblieben. Die Nachfrage nach Substanzen, die nicht international kontrolliert werden, ist dagegen enorm gestiegen. Die Wirkung von Cannabis wird zudem durch synthetische Cannabinoide nachgeahmt, bekannt auch unter dem Namen „Spice“.

Der weltweite Schlafmohn-Anbau hat 2010 195.700 Hektar erreicht, eine leichte Steigerung im Vergleich zu 2009. Die Opium-Produktion sank dagegen um 38 Prozent auf 4.860 Tonnen, da Schädlinge einen großen Teil der Ernte zerstört hatten. Trotzdem hat Afghanistan den größten Anteil an der Opium-Produktion weltweit (3.600 Tonnen oder 74 Prozent). Während der Anbau in Afghanistan stabil blieb, wurde der globale Trend von Steigerungen in Myanmar bestimmt, wo der Anbau im Vergleich zu 2009 um 20 Prozent gestiegen ist. Als Resultat ist auch die Opium-Produktion in Myanmar von 5 Prozent der weltweiten Produktion im Jahr 2007 auf 12 Prozent im Jahr 2010 angestiegen. Die weltweite Opium-Produktion sank zwischen 2007 und 2010 um 45 Prozent, vor allem infolge der schlechten Erträge 2010, doch dieser Trend wird sich laut UNO vermutlich nicht fortsetzen.

Die weltweite Anbaufläche für Coca sank 2010 auf 149.100 Hektar, ein Rückgang von 18 Prozent seit 2007. Der US-Kokain-Markt ist den letzten Jahren massiv eingebrochen. Trotzdem ist er noch immer der größte weltweit mit einem Verbrauch von 157 Tonnen im Jahr 2009, was 36 Prozent des Gesamtverbrauchs entspricht. Der zweitgrößte Kokain-Markt ist Europa, speziell West- und Mitteleuropa, wo der Verbrauch auf 123 Tonnen geschätzt wird. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Kokainverbrauch indes in Europa verdoppelt (obwohl er in den letzten Jahren relativ stabil geblieben ist). Geschätzte 21 Tonnen Kokain sind 2009 über Westafrika nach Europa gekommen.

Sprunghaft ansteigende Produktion, Handel und Verbrauch von Amphetaminen begleitet von einer Rückkehr des Opium-Anbaus und des Heroinhandels geben in Südostasien Anlass zur Sorge. Viele nicht regulierte Substanzen werden als „legal highs“ und Ersatz für illegale Aufputschmittel, wie etwa Kokain oder Ecstasy, vermarktet. Methaphetamin, eine im hohen Maße süchtig machende Substanz, breitet sich derzeit über Ostasien aus und  verzeichnet auch in Nordamerika seit 2009 wieder einen Anstieg, nachdem es einige Jahre rückläufig war. In der Tat war 2009 ein Rekordjahr hinsichtlich der Beschlagnahmung synthetischer Drogen, größtenteils vorangetrieben durch das Abfangen von Methaphetamin – das 2009 (15,8 Tonnen) im Vergleich zu 2008 (11,6 Tonnen) um mehr als ein Drittel anstieg – vor allem in Myanmar. Obwohl Myanmar eine der Hauptquellen für Methaphetamin-Pillen in Südostasien ist, entwickelt sich auch Afrika zu einer Quelle für Methaphetamin, das für Ostasien bestimmt ist.

Der UNO-Weltdrogenbericht wurde am Hauptsitz der Vereinten Nationen vom erst kürzlich wiedergewählten UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon sowie von Yury Fedotov, Joseph Deiss, Präsident der Generalversammlung, Gil Kerlikowske, Direktor der Drogenkontrollbehörde des Weißen Hauses und Viktor Ivanov, Direktor der russischen Drogenkontrollbehörde vorgestellt.