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Donnerstag, 19. September 2013, von Elmar Leimgruber

EU: Kampf den Designerdrogen

Neue synthetische Drogen stellen ein immer größeres Problem dar: Ihre Zahl hat sich in der EU von 2009 bis 2012 verdreifacht. 2013 wurde jede Woche mehr als eine neue Substanz gemeldet. Dieses Problem muss auf europäischer Ebene angegangen werden. Immer leichter können die Substanzen über das Internet erworben werden, und sie verbreiten sich rasch in den EU-Mitgliedstaaten: 80 % der neuen psychoaktiven Substanzen werden in mehr als einem EU-Mitgliedstaat gefunden.

Die Europäische Kommission will künftig daher verstärkt gegenso genannte “Legal Highs” vorgehen. Bei diesen auch unter dem Namen Designerdrogen bekannten Stoffen handelt es sich um neue psychoaktive Substanzen, die alternativ zu illegalen Drogen wie Kokain und Ecstasy verwendet werden. Diese Substanzen stellen ein großes Risiko für die öffentliche Gesundheit und die Gesellschaft insgesamt dar.

Beispiele: Die Designerdroge 5-IT hat innerhalb von fünf Monaten, d. h. zwischen April und August 2012, 24 Personen in vier Mitgliedstaaten das Leben gekostet. 4-MA, ein Amphetamin-Imitat, wurde mit 21 Todesfällen in vier Ländern allein im Zeitraum 2010-2012 in Verbindung gebracht.

Am stärksten von dem Problem betroffen sind junge Menschen. Die Eurobarometer-Umfrage “Youth attitudes on drugs” aus dem Jahr 2011 zeigt, dass durchschnittlich fünf Prozent der jungen Europäer diese Suchtstoffe zumindest einmal in ihrem Leben konsumiert haben. Spitzenreiter war Irland mit 16 %, nahe gefolgt von Polen, Lettland und Großbritannien mit 10 %. Deutsche Jugendliche mit 3,7 % und österreichische mit 4 % liegen im europäischen Mittelfeld.

 

Der Plan der EU-Kommission sieht nun vor, Legal Highs wie etwa den aufputschenden Wirkstoff “5-IT” mit lebensgefährlichen Risiken innerhalb von wenigen Monaten zu verbieten. Bisher dauerte das Verfahren zwei Jahre. Davon unbeeinträchtigt soll jedoch die legale industrielle und kommerzielle Nutzung der Substanzen sein. Die Vorschläge folgen Warnungen von Seiten der EBDD (Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht) und von Europol hinsichtlich des Ausmaßes des Problems und einem Bericht von 2011, dem zufolge der derzeitige EU-Mechanismus für die Bekämpfung neuer psychoaktiver Substanzen ausgebaut werden muss.

„Die neuen Suchtstoffe werden in Europa immer problematischer und gefährden vor allem junge Menschen. Bei einem Binnenmarkt ohne Grenzen benötigen wir gemeinsame europäische Vorschriften zur Bekämpfung dieses Problems. Heute schlagen wir rigorose EU-Vorschriften zu den neuen psychoaktiven Substanzen vor. Dazu gehört auch die Möglichkeit, schädigende Substanzen für einen gewissen Zeitraum unmittelbar vom Markt nehmen zu können“, betont Justizkommissarin Viviane Reding.

Die EU-Drogenstrategie für den Zeitraum 2013-2020 legt die Prioritäten für die EU-Drogenpolitik fest. Das Auftauchen und die rasche Verbreitung neuer psychoaktiver Substanzen wird als eine neue Herausforderung angesehen, der entschieden – auch durch den Ausbau bereits vorhandener EU-Rechtsvorschriften – begegnet werden muss.

In den vergangenen Jahren wurde durchschnittlich jede Woche eine neue psychoaktive Substanz in der EU entdeckt, und die Zahlen dürften in den kommenden Jahren noch steigen. Seit 1997 haben die Mitgliedstaaten mehr als 300 Substanzen entdeckt, und ihre Zahl hat sich zwischen 2009 und 2012 verdreifacht (von 24 im Jahr 2009 auf 73 im Jahr 2012).

Mittwoch, 19. Dezember 2012, von Elmar Leimgruber

Rauchfrei ins neue Jahr

Viele Menschen leiden teils seit Jahren schon an ihrer Sucht zu rauchen: “Endlich mit dem Rauchen aufhören” lautet ein beliebter und gesunder Neujahrsvorsatz: Jeder weiß, ohne Zigaretten lebt man gesünder, meistens daher auch länger. Österreichs Apotheken, welche für viele Raucher die erste Anlaufstelle ist, um sich beraten zu lassen, laden daher zu Raucherberatungswochen von 27. Dezember bis zum 31. Jänner. Alljährlich nehmen daran etwa 30.000 Menschen teil. “2013 ist ein gutes Jahr, um ohne Zigaretten leistungsfähiger, genussfähiger und bewusster zu leben”, motiviert Max Wellan, Präsident der Österreichischen Apothekerkammer.

Ein Drittel der Raucherinnen und Raucher ist massivst mit dem Konsum unzufrieden. Die Auswertung der Raucherberatungswochen 2011 zeigt, dass der Wunsch, sich das Rauchen abzugewöhnen, keine Altersfrage ist. 29 Prozent der Teilnehmer waren zwischen 41 und 50 Jahre alt, 2 Prozent jünger als 20 und immerhin 2,6 Prozent älter als 70 Jahre. Die Hälfte der Aktionsteilnehmer raucht zwischen 11 und 20 Zigaretten pro Tag.
Wenn es ganz leicht wäre, würden sogar noch mehr Ihren Konsum einstellen oder zumindest stark reduzieren. Die Motive dafür sind unterschiedlich: Im Vordergrund steht die Sorge um die Gesundheit. Aber auch die finanzielle Belastung wird immer mehr zum Argument. “Raucher geben bis zu 300 Euro monatlich für Zigaretten aus. Im Einzelfall sogar mehr”, weiß Univ.-Prof. Michael Kunze, Leiter des Nikotin Instituts Wien und Kooperationspartner der Raucherberatungs-Wochen. Eine weitere Motivation kann die Belastung der Familie oder die Sorge um die Kinder darstellen. Kaum ein Raucher wünscht, dass seine Kinder auch zu rauchen beginnen. Manche stört auch die Abhängigkeit von der Zigarette oder auch die zum Teil als Diskriminierung erlebte Einschränkung der Rauchmöglichkeiten.
Eine Nikotinersatztherapie bietet die Möglichkeit, sofort mit dem Rauchen aufzuhören. Die Chance, von der gewohnten Zigarette wegzukommen, wird durch Motivation und Beratung des Apothekers und zusätzlich durch rezeptfreie Nikotinersatzpräparate aus der Apotheke deutlich erhöht. Dabei kommen unterschiedliche Produkte infrage, wie der Kaugummi, der Inhalator, das Depotpflaster oder Sublingualtabletten. Eine kontinuierliche Hilfe für den ganzen Tag bietet das 16-Stunden Nikotinpflaster, welches vor allem für regelmäßige Raucher geeignet ist. Der Nikotin-Kaugummi für den unregelmäßigen Raucher wird einmal angebissen und dann in die Wangentasche gelegt, damit das Nikotin langsam über die Mundschleimhaut aufgenommen werden kann. Der Inhalator wird vor allem dann eingesetzt, wenn bei der Entwöhnung das Ritual des Rauchens vermisst wird. Die verschiedenen Methoden können auch kombiniert eingesetzt werden.

“Wir Apotheker beraten und motivieren unsere Kunden, mit dem Rauchen aufzuhören. Die Entscheidung muss aber vom Raucher selbst kommen, denn das Aufhören beginnt im Kopf. Die medikamentöse Hilfe mittels Nikotinersatz stellt aber eine wichtige Unterstützung dar”, erklärt Wellan. Die Erfahrung zeigt, dass der “harte” rauchfreie Anfang bereits nach kurzer Zeit durch Steigerung körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit sowie durch eine höhere Lebensqualität entschädigt
wird.

Montag, 24. Oktober 2011, von Elmar Leimgruber

VKI verklagt DocLX

Droge Alkohol
Foto: © Leimgruber

Rum und Wodka “jederzeit und überall” und dies für Maturanten: das geht eindeutig zu weit, findet der Verein für Konsumenteninformation (VKI) und verklagt daher  das Unternehmen DocLX Travel Events, welches in
Zusammenarbeit mit dem Reiseveranstalter Ruefa – Maturareisen nach Zypern an.

Während in den Schulen Suchtprävention betrieben wird, öffnen viele Schulen – offenbar ohne Kenntnis dieser aggressiven Alk-Werbung im speziellen Fall – den Maturareise-Anbietern Tür und Tor, um für ihre Maturareisen zu werben. Der VKI hat daher nunmehr gegen DocLX als Auftraggeber dieser Werbelinie Verbandsklage nach dem Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) eingebracht.

Im Prospekt und auf der Homepage des Event-Unternehmens wird laut VKI die Reise aggressiv damit beworben, dass es hochprozentigen Alkohol (Rum und Wodka) “jederzeit und überall und immer und alle Tage und die ganze Woche und rund um die Uhr und im gesamten Club 4 Free” gäbe. Diese Reisen werden in den Maturajährgängen österreichischer Schulen angeboten.Gleichzeitig ist in vielen Bundesländern den Schülern – nach den Jugendschutzbestimmungen – der Konsum solcher harten Getränke sogar noch verboten. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) geht daher gegen diese aggressive Alkohol-Werbung mit Verbandsklage nach dem UWG vor und klagt auf Unterlassung solcher Werbemaßnahmen.

DocLX bewirbt österreichweit in 700 Schulen in Maturajahrgängen (2.200 Klassen) von ihr veranstaltete Maturareisen nach Zypern mit  Prospekten, in denen die angebotenen Maturareisen prominent damit beworben werden, dass im Preis “24/7 Ottakringer, Bacardi und Eristoff” inbegriffen seien. So lautet der Werbeslogan: “AUF EUCH WARTET DIE BESTE PARTY EURES LEBENS” und weiter in Fettdruck: “Und das Beste. Erstmals gibt’s in der Geschichte von Event-Maturareisen Ottakringer Bier, Bacardi und Eristoff jederzeit und überall und immer und alle Tage und die ganze Woche und dauernd und rund um die Uhr und im gesamten Club 4 FREE!”

Weiter im Prospekt finden sich Fotos von fröhlich feiernden Mädchen vor Cocktailgläsern, die Fotografen mit Wodka-Flaschen zuprosten und strahlenden Mädchen, welche Rum-Flaschen küssen bzw. in die Kamera halten. Und wieder der Slogan: “IMMER UND ÜBERALL BACARDI RUM & ERSTOFF VODKA 4 FREE”.

“Während Mediziner besonders vor Alkohol für Jugendliche warnen und der Gesetzgeber daher auch  Werbeverbote im Fernsehen und Radio vorschreibt, werden hier Matura-Reisen als Alkohol-Spektakel zu verkaufen gesucht”, zeigt sich Peter Kolba, Leiter des Bereiches Recht im VKI empört. In mehreren Bundesländern ist den jeweiligen Jugendschutzgesetzen zufolge die Abgabe an und der Konsum von hochprozentigem Alkohol durch Minderjährige sogar verboten.”Wir verlangen die Unterlassung solcher Alk-Werbung insbesondere bei Maturareisen, weil gerade Jugendliche vor Alkoholsucht besonders zu schützen sind”, sagt Peter Kolba. “Wir betreten damit juristisches Neuland und hoffen, das Verbot aggressiver Werbung so mit Leben zu erfüllen.”

Montag, 27. Juni 2011, von Elmar Leimgruber

UNO: Synthetische Drogen und Medikamentenmissbrauch im Vormarsch

Sucht: Medikamenten-Missbrauch und synthetische Drogen nehmen zu

Der weltweite Drogenmarkt ist zwar stabil. Der Konsum von synthetischen Drogen und Medikamentenmissbrauch nehmen hingegen zu. Dies geht aus dem aktuellen Welt-Drogenbericht 2011 der UNO hervor, der im Vorfeld des alljährlich am 26. Juni begangenen Internationalen Tags gegen Drogenmissbrauch und unerlaubten Suchtstoffverkehr (Welttag gegen Drogen) veröffentlicht wurde. Demnach sind die globalen Märkte für Kokain, Heroin und Cannabis entweder geschrumpft oder stabil geblieben, während die Produktion und der Missbrauch von Medikamenten und synthetischen Drogen angestiegen ist.

Der illegale Anbau von Opium- und Coca-Pflanzen beschränkte sich auf einige wenige Länder. Obwohl die Produktion von Opium stark zurück ging und der Anbau von Coca leicht reduziert wurde, war die Produktion von Heroin und Kokain insgesamt gleichbleibend.

Cannabis aber bleibt mit Abstand die Droge, die weltweit am meisten produziert und konsumiert wird, obwohl die Datenbasis hierzu laut UNO eher dünn ist. 2009 haben zwischen 2,8 und 4,5 Prozent der weltweiten Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren – das sind 125 bis 203 Millionen Menschen – Cannabis mindestens einmal konsumiert. Während die Cannabis-Gras (Marihuana)-Produktion weit verbreitet ist, besonders auf dem amerikanischen Kontinent und in Afrika, wird Cannabisharz weiterhin fast ausschließlich in zwei Ländern produziert: Marokko, das Westeuropa und Nordafrika beliefert, und Afghanistan, das die Märkte in Südwestasien bedient. 2010 war Cannabis profitabler für afghanische Bauern als Opium. 2010 war in Afghanistan Cannabisharz eine weitaus profitablere Pflanze als Opium.

“Drogen verursachen jährlich 200.000 Tote. Da Menschen mit einem schwerwiegenden Drogenproblem den Großteil der Drogenkonsumenten ausmachen, ist die Behandlung dieses Problems einer der besten Wege, den Markt zusammenzuschrumpfen,“ warnte Yury Fedotov, Exekutivdirektor des UNO-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC). 2009 haben die UNO-Mitgliedsstaaten die Gültigkeit des internationalen Drogekontrollregimes  während des High-Level Segments der Suchtstoffkommission bestätigt. Exekutivdirektor Fedotov betonte das Prinzip der „gemeinsamen Verantwortung“ und die Notwendigkeit, nationale, regionale und internationale Bemühungen in eine umfassende Strategie für Anbau, Produktion und Handel von Drogen einzubauen.

Weltweit haben rund 210 Millionen Menschen, oder 4,8 Prozent der Bevölkerung im Alter von 15-64 Jahren, mindestens einmal illegale Substanzen im letzten Jahr konsumiert. Der allgemeine Drogenkonsum, inklusive des problematischen Teils, (0,6 Prozent der Bevölkerung von 15 bis 64 Jahren) ist stabil geblieben. Die Nachfrage nach Substanzen, die nicht international kontrolliert werden, ist dagegen enorm gestiegen. Die Wirkung von Cannabis wird zudem durch synthetische Cannabinoide nachgeahmt, bekannt auch unter dem Namen „Spice“.

Der weltweite Schlafmohn-Anbau hat 2010 195.700 Hektar erreicht, eine leichte Steigerung im Vergleich zu 2009. Die Opium-Produktion sank dagegen um 38 Prozent auf 4.860 Tonnen, da Schädlinge einen großen Teil der Ernte zerstört hatten. Trotzdem hat Afghanistan den größten Anteil an der Opium-Produktion weltweit (3.600 Tonnen oder 74 Prozent). Während der Anbau in Afghanistan stabil blieb, wurde der globale Trend von Steigerungen in Myanmar bestimmt, wo der Anbau im Vergleich zu 2009 um 20 Prozent gestiegen ist. Als Resultat ist auch die Opium-Produktion in Myanmar von 5 Prozent der weltweiten Produktion im Jahr 2007 auf 12 Prozent im Jahr 2010 angestiegen. Die weltweite Opium-Produktion sank zwischen 2007 und 2010 um 45 Prozent, vor allem infolge der schlechten Erträge 2010, doch dieser Trend wird sich laut UNO vermutlich nicht fortsetzen.

Die weltweite Anbaufläche für Coca sank 2010 auf 149.100 Hektar, ein Rückgang von 18 Prozent seit 2007. Der US-Kokain-Markt ist den letzten Jahren massiv eingebrochen. Trotzdem ist er noch immer der größte weltweit mit einem Verbrauch von 157 Tonnen im Jahr 2009, was 36 Prozent des Gesamtverbrauchs entspricht. Der zweitgrößte Kokain-Markt ist Europa, speziell West- und Mitteleuropa, wo der Verbrauch auf 123 Tonnen geschätzt wird. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Kokainverbrauch indes in Europa verdoppelt (obwohl er in den letzten Jahren relativ stabil geblieben ist). Geschätzte 21 Tonnen Kokain sind 2009 über Westafrika nach Europa gekommen.

Sprunghaft ansteigende Produktion, Handel und Verbrauch von Amphetaminen begleitet von einer Rückkehr des Opium-Anbaus und des Heroinhandels geben in Südostasien Anlass zur Sorge. Viele nicht regulierte Substanzen werden als „legal highs“ und Ersatz für illegale Aufputschmittel, wie etwa Kokain oder Ecstasy, vermarktet. Methaphetamin, eine im hohen Maße süchtig machende Substanz, breitet sich derzeit über Ostasien aus und  verzeichnet auch in Nordamerika seit 2009 wieder einen Anstieg, nachdem es einige Jahre rückläufig war. In der Tat war 2009 ein Rekordjahr hinsichtlich der Beschlagnahmung synthetischer Drogen, größtenteils vorangetrieben durch das Abfangen von Methaphetamin – das 2009 (15,8 Tonnen) im Vergleich zu 2008 (11,6 Tonnen) um mehr als ein Drittel anstieg – vor allem in Myanmar. Obwohl Myanmar eine der Hauptquellen für Methaphetamin-Pillen in Südostasien ist, entwickelt sich auch Afrika zu einer Quelle für Methaphetamin, das für Ostasien bestimmt ist.

Der UNO-Weltdrogenbericht wurde am Hauptsitz der Vereinten Nationen vom erst kürzlich wiedergewählten UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon sowie von Yury Fedotov, Joseph Deiss, Präsident der Generalversammlung, Gil Kerlikowske, Direktor der Drogenkontrollbehörde des Weißen Hauses und Viktor Ivanov, Direktor der russischen Drogenkontrollbehörde vorgestellt.

Mittwoch, 15. Juni 2011, von Elmar Leimgruber

Internet(sucht)verhalten von Schülern

Bei insgesamt 3,9% der steirischen Schülerinnen und Schüler kann eine Internetsuchtgefährdung oder Internetsucht festgestellt werden. Dies geht aus einer Umfrage in 100 Schulklassen aus 74 steirischen Schulen aller Schultypen bei insgesamt 2.095 SchülerInnen hervor. Eine Hochrechnung auf die Grundgesamtheit aller steirischen SchülerInnen ab der 9. Schulstufe ergibt demnach unter Berücksichtigung der statistischen Schwankungsbreite, dass zwischen 1.100 und 1.900 SchülerInnen internetsuchtgefährdet und zusätzlich zwischen 450 und 1.050 SchülerInnen internetsüchtig sind.

Eine differenzierte Betrachtung der Zahlen zeigt zudem, dass ein starker Anstieg des exzessiven und süchtigen Internetkonsums bei den SchülerInnen ab 19 Jahren zu beobachten ist. In dieser Gruppe liegt der Anteil der internetsuchtgefährdeten oder internetsüchtigen SchülerInnen bei 12%. In keiner Alterstufe zeigen sich statistisch auffällige Unterschiede nach dem Geschlecht der SchülerInnen; Internetsucht scheint daher
zwischen Schülerinnen und Schülern gleichermaßen ausgeprägt zu sein.  Die SchülerInnen wurden auch nach ihren Nutzungsbereichen im Internet gefragt, also was sie im Internet tun: Hier zeigt sich, dass Video, Audio, Informationssuche und soziale Netzwerke zu den mit Abstand
häufigsten Nutzungsbereichen zählen. Diskussionsforen, Chatrooms,Spiele mit Geldeinsatz und Erotik/Sex/Porno sind zwar vergleichsweise
seltener, konnten jedoch als Nutzungsbereiche identifiziert werden, wo die Wahrscheinlichkeit stark steigt, in eine suchtgefährdete
Internetnutzung zu kippen.

Es zeigt sich auch, dass SchülerInnen mit Migrationshintergrund bedeutend häufiger über suchtgefährdete- oder süchtige Internetnutzung berichten als jene ohne Migrationshintergrund. Auch Einzelkinder sind signifikant häufiger von Internetsucht betroffen als SchülerInnen mit Geschwistern. Zudem zeigen SchülerInnen, deren Kommunikationsverhalten innerhalb des Freundeskreises vorwiegend computergestützt ist, viel häufiger Internetsucht-Symptome wie Kontrollverlust, Toleranzentwicklung, Entzugserscheinungen, sowie negative Konsequenzen bei Arbeit/Leistung und in sozialen Beziehungen als SchülerInnen, die in erster Linie von Angesicht zu Angesicht kommunizieren.

Internetsuchtgefährdete- oder süchtige SchülerInnen verfügen zudem über bedeutend weniger Lebensqualität, erleben weniger soziale Unterstützung, fühlen sich weniger durch ihre Eltern unterstützt, sind gehemmter und haben weniger das Gefühl, aufgrund eigener Kompetenzen bestimmte Handlungen erfolgreich ausführen zu können.

Die SchülerInnen verbringen im Schnitt 17 Stunden pro Woche im Internet, wobei davon 4 Stunden für schulische/berufliche und 13
Stunden für private Zwecke aufgewendet werden. Das Ausmaß der schulischen/beruflichen Nutzung des Internets unterscheidet sich
nicht zwischen Schülerinnen und Schülern, jedoch investieren Schüler signifikant mehr Wochenstunden in die private Nutzung des Internets
als Schülerinnen. Hinsichtlich des Alters zeigt sich diesbezüglich kein bedeutender Unterschied.

Facebook und Youtube zählen laut der vom Grazer Sozial- und Marktforschungsinstitut x-sample durchgeführten Umfrage im Auftrag der b.a.s. – Steirische Gesellschaft für Suchtfragen in Kooperation mit dem Amt der Steiermärkischen Landesregierung mit Abstand zu den beiden am
häufigsten genutzten sozialen Netzwerken. Für 84% der SchülerInnen zählt Facebook zu den am häufigsten genutzten sozialen Netzwerken der
letzten 30 Tage vor der Befragung. Youtube liegt mit 77% knapp dahinter. Bereits weit dahinter folgt Myspace mit 28%.

Zwei Drittel der SchülerInnen haben bereits einmal etwas über das Internet gekauft: die wichtigsten Konsumquellen in den letzten 30 Tagen vor der Befragung waren Online-Versandhäuser. Erotik/Sex/Porno zählt für 10% aller SchülerInnen, die bereits einmal etwas über das Internet gekauft haben, zu jenen Top 3-Bereichen, wo sie das meiste Geld ausgeben. Für 5% sind das Spiele mit Geldeinsatz wie z.B. Wetten, Casino, Poker.

Samstag, 6. November 2010, von Elmar Leimgruber

Über die “Gesundheit” von “gerechten Gesellschaften”

WIFO-Chef Karl Aiginger
Foto: © Leimgruber

Gesellschaften mit geringeren Unterschieden in der Bildung haben eine höhere Lebenserwartung, ein höheres Wachstum und auch mehr Beschäftigung. Dies erklärte der Leiter des Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), Karl Aiginger bei der Sozialstaatsenqueste zum Thema “Sind gerechtere Gesellschaften gesünder ?” im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. “Eine Erhöhung der Bildungschancen verringert die Einkommensdifferenzen, senkt die Gesundheitskosten, erhöht die Lebenserwartung und sichert die Beschäftigung. Den dadurch gewonnenen Vorteil hat die gesamte Gesellschaft und langfristig profitieren davon auch die Bezieher höherer Einkommen”, erklärte der WIFO-Chef.

“Erbschaften und Vermögen bestimmen mehr als das Einkommen aus Beschäftigung über die individuelle Position in der Verteilungshierarchie” betonte Giacomo Corneo von der Freien Universität Berlin. Für Kontinentaleuropa (hier besonders für Grossbritannien) gelte, dass das Privatvermögen in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) stärker steigt und die Einkommenskonzentration zunimmt. Diese Zunahme der Ungleichheit sieht Corneo durch die Entwicklung von Vermögen und Erbschaften zu einem Großteil mitbestimmt.

“In jenen Ländern, in denen die Einkommen gerechter verteilt sind (allen voran in den nordischen Ländern), gibt es weniger psychische Erkrankungen, weniger Alkohol-  und Drogensucht, eine geringe Säuglingssterblichkeit, weniger Fettleibigkeit, weniger Teenager-Schwangerschaften, eine geringere Selbstmordrate und weniger Gefängnisstrafen”. Dies behauptete Richard Wilkinson, Co-Autor des Buches “The Spirit Level” bei der Tagung.
Eine gerechtere Einkommensverteilung kommt demnach nicht nur jenen zugute, die sozial und ökonomisch benachteiligt sind, sondern allen Einkommensschichten. Für die Zukunft sprach er sich für große soziale Veränderungen aus, die nicht ein mehr an Konsum sondern ein mehr Freizeit bedeutet, und auch eine Verbesserung in der sozialen Umwelt erfordert, so Wilkinson.

Der Vorsitzende des Verbandsvorstandes im Hauptverband, Hans Jörg Schelling, betonte, dass die Gesundheitsausgaben Österreichs – immerhin rund 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – nur zu 20 Prozent die Gesundheit der Bevölkerung mitbestimmen. Der größere Teil wird von anderen Faktoren beeinflusst. “Um die Gesundheit in Österreich nach dem Motto “Länger leben bei guter Gesundheit” nachhaltig verbessern zu können, braucht es eine Gesundheitsorientierung in allen Politikbereichen (“Health in all politics”)”.

Die Wichtigkeit der Umverteilungsfunktion der öffentlichen Hand und den aktivierenden Sozialstaat als Startrampe betonte Sozialminister Rudolf Hundstorfer . Ohne Umverteilung des Staates würde das Armutsrisiko drei Mal so hoch sein als dieses gegenwärtig ist. Hauptmotor für mehr Verteilungsgerechtigkeit bleibe aber dennoch der Arbeitsmarkt: “In diesem Bereich werden wir auch in Zukunft verstärkt Maßnahmen setzen, die die Arbeitsmarktintegration von Arbeitslosen verbessern helfen”, versprach der Sozialminister.

Mittwoch, 18. August 2010, von Elmar Leimgruber

Volksdroge Alkohol: Sucht Info Schweiz fordert Werbeverbot

Vielfach unterschätzt: Die Volksdroge Alkohol
Foto: © Leimgruber

Das in der Schweiz geplante total revidierte Alkoholgesetz sieht zu lasche Werbevorgaben für Bier und Wein vor. Dies kritisiert die Sucht Info Schweiz in einer Aussendung: “Alkoholwerbung schafft Konsumanreize und positive Einstellungen zum Produkt, gerade auch bei jungen Konsumierenden. Unverständlich ist deshalb die vom Bundesrat in die Vernehmlassung geschickte Vorlage, Lifestyle-Werbung für Bier und Wein zuzulassen”. Sucht Info Schweiz (ehemals SFA) fordert daher, im total revidierten Alkoholgesetz einheitliche Regeln für sämtliche alkoholischen Getränke.

Es sei enttäuschend, dass Lifestyle-Werbung nur für Spirituosen unzulässig bleibt, hingegen für Bier und Wein weiterhin möglich ist: “Attraktive, beruflich, sportlich und sozial erfolgreiche junge Menschen werben für Alkohol und schaffen so eine positive Haltung gegenüber dem beworbenen Produkt”, was ein Lebensgefühl vermittle, “das an Werte wie Sportlichkeit, Jugend oder Erfolg anknüpft.”

Das Gesetz verbiete zwar Werbung für alkoholische Getränke, die sich an Jugendliche unter 18 Jahren richtet. Dennoch aber versuche die Alkoholindustrie aber, junge Konsumierende zu gewinnen. Studien belegten zudem, dass ein früher Konsumeinstieg die Wahrscheinlichkeit erhöht, im Erwachsenenalter einen problematischen Alkoholkonsum zu entwickeln.

“Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Alkoholwerbung nicht nur die Einstellung von Jugendlichen gegenüber Alkohol, sondern auch deren Konsumverhalten beeinflusst”, sagt Michel Graf, Direktor von Sucht Info Schweiz. Nebst dem Verbot der Lifestyle-Werbung sollte gemäss Sucht Info Schweiz die Gelegenheit der Gesetzesrevision daher dazu genutzt werden, die Werbung für sämtliche alkoholischen Getränke in den elektronischen Medien (Fernsehen, Radio, Internet) und auch für alkoholfreie Getränke mit gleichem Namen oder Aufmachung wie die alkoholhaltigen Produkte zu verbieten. Die Totalrevision des Alkoholgesetzes ist bis Ende Oktober 2010 in der Vernehmlassung. Ein erster Positionsbezug von Sucht Info Schweiz zu dem vom Bundesrat am 30. Juni 2010 in die Vernehmlassung geschickten Gesetzestext ist online abrufbar.

Sucht Info Schweiz will Probleme verhüten oder vermindern, die aus dem Konsum von Alkohol, anderen psychoaktiven Substanzen oder potenziell abhängigkeits-erzeugenden Verhaltensweisen hervorgehen. Sucht Info Schweiz konzipiert und realisiert Präventionsprojekte, engagiert sich in der Gesundheitspolitik und der psychosozialen Forschung. Sie ist eine private, parteipolitisch unabhängige Organisation mit gemeinnützigem Zweck. Sucht Info Schweiz ist auf nationaler Ebene tätig und pflegt Kontakte zu Institutionen im Ausland. Wir treten daher auch unter den Bezeichnungen Addiction Info Suisse, Dipendenze Info Svizzera und Addiction Info Switzerland auf.

Bücher zum Thema “Alkohol und Sucht” finden Sie hier.

Weitere interessante Beiträge zum Thema Alkohol:

- EU will Alcolocks für LKW-Fahrer

- Alkohol-Missbrauch unter Schülern erschreckend hoch

- Jeder 11-19-jährige Südtiroler trinkt Alkohol (Info + Kommentar)

- Aufwärmen mit Alkohol ist gefährlich

Freitag, 9. April 2010, von Elmar Leimgruber

Alkoholmissbrauch unter Schülern ist erschreckend hoch

Die neuesten Zahlen der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren zeigen, dass der Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen nach wie vor zu hoch ist und dass insbesondere das Komatrinken weiterhin ansteigt. Kontinuierliche und frühzeitige Prävention ist geeignet, dieser Entwicklung entgegenwirken. Das belegt eine Studie über die Wirkung des bundesweiten Gesundheitsförderungs- und Suchtvorbeugungsprogramms Klasse2000, das Kinder vier Jahre lang in der Grundschule begleitet.

Kinder, die an Klasse2000 teilgenommen haben, beginnen am Ende der vierten Klasse seltener mit dem Konsum von Alkohol als Gleichaltrige, die nicht bei dem Programm mitgemacht haben. Während 2,65 % der Klasse2000-Kinder im vierten Schuljahr zum ersten mal Alkohol getrunken haben, waren es bei der Kontrollgruppe, die nicht bei dem Programm mitgemacht hatte, über doppelt so viele, nämlich 5,74 %. Ein ähnlicher Effekt zeigte sich beim Thema Zigaretten: 4,17 % der Klasse2000-Kinder rauchten in der vierten Klasse erstmalig, in der Kontrollgruppe waren es mit 6,95 % deutlich mehr Kinder.

Mit Klasse2000 lernen Grundschulkinder vier Jahre lang ihren Körper kennen und erfahren, was sie selbst tun können, um sich wohlzufühlen – von Bewegung und gesunder Ernährung bis hin zum Umgang mit negativen Gefühlen, Möglichkeiten der Konflikt- und Problemlösung und Nein-Sagen zu Tabak und Alkohol. “Das Problem beginnt lange bevor die Sucht auftritt”, begründet Thomas Duprée, Geschäftsführer von Klasse2000, den Ansatz des Programms. “Wir vermitteln Kindern eine positive Einstellung zur Gesundheit und ihrem Körper, fördern Selbstbewusstsein und soziale Kompetenzen. Diese frühzeitige Stärkung von Lebenskompetenzen hilft Kindern, die Herausforderungen des Lebens ohne Sucht und Gewalt zu meistern.”

Zur Zeit beteiligen sich bundesweit 15.232 Klassen mit über 354.000 Kindern an dem Programm. Träger von Klasse2000 ist ein gemeinnütziger Verein.

Sonntag, 14. Februar 2010, von Elmar Leimgruber

Glaube kann Ihre Gesundheit fördern

Psychiater Raphael Bonelli
Foto: rpp2009.org

Es gibt ihn tatsächlich: jenen Glauben, der schwerwiegend belastet und schadet, der unglücklich und krank macht. Sigmund Freud, der Vater der Psychoanalyse, sah sogar Religion insgesamt als eine Art universelle Zwangsneurose: Für ihn war Glaube eine kindliche Form der Wirklichkeitsbewältigung.

So simpel ist es aber nicht: Glaube und Psyche sind zuinnerst miteinander verbunden: ein wahrlich komplexes Thema:

Wo Glaube Schaden anrichtet, handelt es sich um eine missverstandene, um eine “ungesunde” Religiosität, weil sie ängstlich oder fanatisch macht. Dies erklärt der Psychiater und Neurologe Raphael Bonelli in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung “Der Sonntag”.

Ein gelebter Glaube mit den entsprechenden verinnerlichten Werten aber durchwirke den Lebensstil positiv. Der gläubige Mensch lebe oft gesünder, “weil er vielleicht weniger exzessiv Alkohol und sonstige Suchtmittel konsumiert, sich möglicherweise beim Essen mehr zurückhält, die Sexualität geordneter lebt, weniger der Arbeitssucht verfällt, die Familie hochhält, die Beziehungen pflegt, gegen seinen Egoismus ankämpft und Rücksichten nimmt, also das Risikoverhalten reduziert”, erklärt Bonelli.

Viele neuere wissenschaftliche Studien würden einen “wohltuenden, ja psychohygienischen Einfluss der Religiosität” belegen: Menschen, die im Glauben verankert sind, sind demnach auch besser geschützt vor Sucht, Depression und Selbstmord , sagt Bonelli, der auch Vizepräsident der Austrian Association of Biological Psychiatry ist.

Die erwiesenen positiven Auswirkungen des Glaubens bedeuteten aber natürlich nicht, “dass ein Kranker nur genug glauben muss, um auch gesund zu werden”. Glaube dürfe nie als Medizin verkauft werden, betont Bonelli: “Glaube ist kein Mittel zum Zweck, und schon gar nicht zum Zweck der Gesundheit.”

Dienstag, 29. Dezember 2009, von Elmar Leimgruber

Tabak und Schall und Rauch

Ach wie schön: das neue Jahr naht und damit nahen auch jene guten Vorsätze, die wiederum mit Sicherheit -wenn überhaupt- dann nur sehr kurz leben. Das ist ein bissi die Tragik in Vorsätzen: man meint sie zwar mit dem Kopf zuweilen recht ernst, jedoch widerstreben diese zu oft den eigenen Wünschen und Bedürfnissen: und daher klappts auch nicht wirklich mit der Umsetzung.

Einer dieser guten Neujahrsvorsätze, der für die Meisten auf Dauer nicht funktioniert ist der Entschluss, mit dem Rauchen aufzuhören: Anderer Gesundheit zu schädigen, ist meist ein schwaches Argument dagegen und selbst das Wissen, sich selbst auf Dauer schwerwiegend zu schädigen, hält die wenigsten davon ab, komplett mit dem Rauchen aufzuhören:

Für wenige ist es nur Genuss, für manche überdeckt die Zigarette in der Hand die eigene Unsicherheit in Gesprächen mit anderen, bei manchen ist sie Zeichen eines sehr schwachen Charakters und das Bedürfnis, sich anderen anzupassen und einfach “dazuzugehören”, manche “bestrafen” sich unterbewusst damit, für viele ist es eine eine Sucht, von der sie psychisch nicht loskommen, und die meisten leiden auch (unzugegebenermassen) darunter.

Ich verurteile niemanden für seine Schwächen (solche hat jeder Mensch), auch nicht jene Menschen, die vom Laster des Rauchens einfach nicht loskommen. Mit manchen Menschen leide ich einfach mit. Und gesundheitliche Rücksicht auf andere ist wichtiger als spontane persönliche Bedürfnisse.

Obwohl ich strikt dagegen bin, Menschen ihr “Glück” von oben her aufzuzwingen: in diesem Fall sind kleine Hilfen von oben sicher sinnvoll:

Ialien war bis vor ein paar Jahren DAS Raucherland. Und ein Kaffee Espresso nach dem Essen, am Morgen, am Nachmittag und überhaupt war für die meisten Menschen untrennbar mit einer Zigarette oder mehr verbunden. Die Kaffeebars waren zu gewissen Zeiten überfüllt von Menschen, die ihren Espresso tranken und dabei rauchten. Seit einigen Jahren gilt in Italien generelles Rauchverbot in Bars und Gastronomie. Und siehe da: es klappt tatsächlich: DIE Rauchernation hat sich umgestellt. Es wird grundsätzlich viel weniger geraucht als noch vor Jahren, was für die Gesundheit aller sehr gut ist und wer dennoch weiterraucht, der macht das ausserhalb des entsprechendes Lokals auf eigens aufgestellten Tischen (im Winter oft auch überdacht).

Was aber in Italien funktioniert, das im Allgemeinen eher emotional vorgeht, das klappt in Österreich und Deutschland sicherlich auch.

Halbherzige Lösungen, wie derzeit in Österreich, bringen auf Dauer überhaupt nichts. Und es stimmt: wenn man im selben Ort beim einen Wirt rauchen darf und beim anderen nicht, dann wechseln die Raucher natürlich zu jenem, wo sie rauchen können.

Jedoch zu glauben -und damit polemisiert die Gastronomie zu Unrecht- dass die Leute weniger zum Wirt gehen, wenn sie nicht rauchen dürfen, das trifft einfach nicht zu und schürt unnötige Ängste: Das “Ausgehen” ist ein Grundbedürfnis und das wird daher auch in Zukunft gestillt werden. Man wird halt dort nicht mehr rauchen, aber treffen wird man sich weiterhin. Es muss nur ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie geben und nicht: beim Einen darf man, beim anderen nicht; das würde manche Lokale benachteiligen.

Und nur am Rande gefragt: warum ist das Telefonieren -im Gegensatz zum Rauchen- im Auto gesetzlich verboten, während man zum Anzünden einer Zigarette garantiert weniger konzentriert fahren kann als wie wenn man ein Handy am Ohr hat? Aus Sicherheitsgründen sollte daher auch ein generelles Rauchverbot in Autos angedacht werden.

Zusammengefasst: Niemand muss aufhören zu rauchen, aber jeder ist dazu eingeladen: dies fördert die eigene Gesundheit und ist rücksichtsvoll anderen gegenüber. Aber wer nicht will oder nicht kann, der sollte eben auf andere Rücksicht nehmen (müssen) und in Anwesenheit jener (vor allem von Kindern) in Räumlichkeiten nicht rauchen: Da aber in den meisten Lokalen rücksichtslos einfach geraucht wird und nicht freiwillig darauf verzichtet wird, muss es leider gesetzlich geregelt werden: Der Schutz von Nichtrauchern und deren Gesundheit muss höher stehen als spontane Bedürfnisse Einzelner: es muss ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie her.

Österreichs Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) will das geltende österreichische Wischi-Waschi-Rauchverbotsgesetz jetzt überprüfen und eventuell (wegen Nichtumsetzung durch die Gastronomie) verschärfen. Es ist wünschenswert, dass dies nicht nur eine belanglose Neujahrsrede ist, sondern dass auch Taten folgen werden.

P.S.: Viele angepasste “Gesellschaftsraucher” sind sogar dankbar über ein solches Rauchverbot in Lokalen, weil es ihnen eine Hilfe ist, nicht auch rauchen zu “müssen”. Ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie ist also erstrebenswert und es fördert die Gesundheit aller.