Mit ‘sterben’ getaggte Artikel

Dienstag, 1. November 2011, von Elmar Leimgruber

Jungschar sieht Halloween kritisch

Während Halloween der Wirtschaft heuer allein in Wien einen zusätzlichen Umsatz von 12 Millionen Euro bringt, sieht die Katholische Jungschar eine zunehmende Kommerzialisierung des Brauchtums rund um den heutigen Allerheiligentag kritisch. Deren Bundesvorsitzende Christina Schneider sieht in der Entwicklung die Gefahr einer Verflachung in der Auseinandersetzung mit dem Tod:

“Der Umgang mit dem Sterben wird in der modernen Gesellschaft immer mehr ausgeblendet”. Zu Allerheiligen und Allerseelen gehört die Erinnerung an die Verstorbenen und auch die Beschäftigung mit der eigenen Sterblichkeit”. Ein Allerheiligen-Impuls ist hier bei redakteur.cc abrufbar und eine Facebookseite zum Mitdiskutieren gibts hier.

Die Jungschar ist zwar nicht grundsätzlich ggen Halloween, betont aber: Eltern haben es heute zusehends schwer gegen die geballte Marketingmacht der Konsumwelt anzukommen und ein ruhiges Allerheiligenfest zu feiern. Und auch die Grenze zwischen dem, was Ängste abbaut und Spaß macht und dem was die seelische Gesundheit von Kindern gefährdet, wird laut Schneider, sehr oft überschritten. Die Katholische Jungschar fordert daher den Verzicht auf Gewalt- und Streichandrohung, einen überlegten Umgang mit Konsumbedürfnissen und eine höhere Sensibilität gegenüber dem kindlichen Umgang mit Angst, Sterben und Jenseitsvorstellungen. Ein Positionspapier der Katholischen Jungschar zum Themen Halloween und Angst ist hier online.

Wer  besonders jetzt zu Allerheiligen seine lieben Verstorbenen vermisst und mit wem darüber reden möchte, kann sich an die vielen seelsorglichen kirchlichen Einrichtungen wenden: Die Telefonseelsorge ist in Österreich ohne Vorwahl unter der Nummer 142 anonym und kostenlos rund um die Uhr zu erreichen. Immer stärker wird auch das Internet für seelsorgliche Begleitung in Anspruch genommen. Seit mehr zehn Jahren bietet die Erzdiözese Salzburg eine Online-Beratung. Internetseelsorge auf ökumenischer Basis bietet im deutschsprachigen Raum die Plattform www.seelsorge.net.

Donnerstag, 4. November 2010, von Elmar Leimgruber

Caritas fordert leistbare Hospiz für alle

Caritasdirektor Michael Landau
Wiens Caritasdirektor Michael Landau
Foto: © Wilke

Es gibt einen Rechtsanspruch auf Hospiz- und Palliativbetreunung. Und diese muss erreichbar, zugänglich und für alle leistbar sein. Dies erklärte Wiens Caritas-Direktor  Michael Landau gegenüber dem Pressedienst der Erzdiözese Wien. Die öffentliche Hand habe daher die spezialisierten Einrichtungen auch entsprechend flächendeckend zu finanzieren. Außerdem solle die Integration von Hospiz- und Palliativbetreuung in der Langzeitpflege ausgebaut und die Finanzierung der Freiwilligenarbeit auf eine solide Grundlage gestellt werden.

Zugleich erneuerte der Wiener Caritasdirektor im Hinblick auf die “Familien-Hospizkarenz” die Forderung nach Einführung eines “echten Karenzgeldes mit Rechtsanspruch”. Landau wörtlich: “So wie Eltern heute ein Recht haben, ihre Kinder in das Leben hineinzubegleiten, müssen Kinder künftig ein Recht und die Möglichkeit haben, ihre Eltern am Ende des Lebens aus dem Leben hinauszubegleiten. Gerade in dieser Phase ist existenzielle Sicherheit unerlässlich, ganz besonders, wenn es um sozial schwache Familien geht”.

Bei der Hospiz gehe um Lebensqualität bis zuletzt “und zwar für jedermann”, um Sterben in Würde, unabhängig von Wohnort und finanzieller Situation. Dazu seien auch im Bereich Hospiz einheitliche Qualitäts-, Versorgungs- und Finanzierungsstandards unerlässlich, so Landau..

Erst vor wenigen Tagen hatten die Caritas, der Dachverband Hospiz, die Vinzenz-Gruppe und das Rote Kreuz gemeinsam gefordert, das Recht auf ein Sterben in Würde in der Verfassung zu verankern und die
umfassende Hospiz-Begleitung entsprechend auszubauen.

Beiträge zu ähnlichen Themen:

- Caritas und Hospizverband forderen: Euthanasie-Verbot in die Verfassung

- Gewerkschaftsbund ortet Pflegenotstand und fordert Milliarde vom Bund

- Ärzte gegen aktive Sterbehilfe

- Frauen am Forum Alpbach fordern: Endlich Familienarbeit anerkennen

Montag, 1. November 2010, von Elmar Leimgruber

Der Tod als Bestandteil unseres Lebens – Impuls zu Allerheiligen

Viele Jugendliche fürchten sich beim Gedanken an den Tod. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage der GFK Nürnberg (knapp 2000 Befragte ab 14 Jahren) im Auftrag der Apotheken Umschau” hervor. Demnach gaben 48,2 %, also knapp die Hälfte  der Befragten an, sie hätten Angst vor dem Sterben, weil sie nicht wüssten, was danach kommt.

Bei den Befragten ab 70 Jahren sprachen hingegen nur knapp über ein Viertel (26,8 %) über Todesangst. Die Studie fand heraus, dass die älteren Mitbürger dafür verstärkt an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben glauben (49,2 %); bei Jugendlichen liegt dieser Prozentsatz bei 32,5%. Viele Senioren (43,8 %) hegen zudem die Hoffnung, dass der Tod nicht das Ende, sondern der Anfang, die Befreiung von den Aufgaben des Lebens und ein Wechsel von der vergänglichen in eine beständige Welt ist. Bei den jungen Menschen sind davon deutlich weniger überzeugt (31,7 %).

Wir feiern heute das Fest Allerheiligen und gedenken so unserer Toten. Und selbst jene Menschen, die weniger gläubig sind, denken an diesem Tag in besonderer Weise an den tödlichen Verlust von Verwandten und Freunden. Und auch der Besuch eines Friedhofs an diesem Tag ist für viele Menschen selbstverständlich. Spätestens alljährlich an diesem Tag werden wir daran erinnert, dass wir alle -ohne Ausnahme- sterben und dass alles Materielle dann seinen Wert verliert. Aber was bleibt?

Der Tod ist fixer Bestandteil unseres Lebens. Und sosehr wir ihn auch zu verdrängen versuchen: wir können ihm nicht entweichen. Und ja, gerade beim Gedanken an den Tod drängt sich uns die Frage nach unserem Leben, nach der Art, wie wir leben und nach der Verantwortung für uns und für andere, auf.

Und ja: das ist sehr gut so: Verdrängung löst niemals Probleme, sondern sie schafft neue. Wir dürfen uns, ja wir sollten uns mit dem Tod an sich und auch mit dem eigenen Sterben beschäftigen, ihn uns zwar nicht wünschen, ihn aber als Teil unserer Wirklichkeit akzeptieren.

In obiger Umfrage fällt der Zusammenhang zwischen dem Glauben und der Angst vor dem Tod auf: Ältere Menschen, die an die Auferstehung und an ein Leben nach dem Tod glauben, haben eher weniger Angst vor dem Tod als jüngere, die nicht gläubig sind. Sicher ist, wer glaubt, dass es die Auferstehung und das ewige Leben gibt, und der auch entsprechend verantwortungsbewusst und liebevoll gelebt hat, im Allgemeinen zuversichtlicher dem Tod begegnen kann als wer, der machtbesessen, egoistisch und rücksichtslos gelebt hat und für den dann im eigenen Denken einfach “alles aus ist”. Das Maß der Liebe wird also vermutlich entscheidend sein, wie wir dem unentrinnbaren Tod begegnen werden.

Aber unabhängig davon, ob wir nun gläubig sind oder nicht: Das Wissen um die eigene Vergänglichkeit könnte uns dazu motivieren und inspirieren, unser Leben fruchtbar und liebend zu gestalten, für die anderen (was übrigens auch persönlich glücklich macht), und um letztlich im Angesicht des sicheren Todes (wann auch immer) beruhigt zurückblicken zu können auf die wahre Liebe, die man im Leben vollbracht hat. Und das wünsche ich uns allen von ganzem Herzen.

Montag, 19. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

Ärzte gegen aktive Sterbehilfe

Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der deutschen Bundesärztekammer
Foto: ÄkNo/Altengarten

“Wir Ärztinnen und Ärzte wollen nicht, dass Sterbehilfe – auch nicht als Beihilfe zur Selbsttötung – erst zur Norm und dann zur Normalität wird”. So kommentierte Prof. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der deutschen Bundesärztekammer (BÄK), eine von der BÄK in Auftrag gegebene Befragung, bei der sich rund 80 Prozent aller Ärztinnen und Ärzte gegen eine Legalisierung der Euthanasie ausgesprochen haben.

Die Studienergebnisse zeigten “Empathie mit Patienten bedeutet nicht Akzeptanz für eine Legalisierung des ärztlich assistierten Suizids sowie der aktiven Sterbehilfe”, stellte Hoppe klar. Für zwei Drittel aller Ärzte verstößt es aber gegen den hippokratischen Eid, wenn Ärzte Patienten beim Suizid unterstützen.

Tatsächlich befürchtet aber laut Studie die große Mehrheit der Ärzte (89 Prozent), eine Legalisierung des ärztlich assistierten Suizids könne leicht dazu führen, dass sich Menschen um Hilfe beim Sterben bemühen, weil sie sich als Belastung für die Familie oder die Gesellschaft empfinden.

“Wir wollen nicht, dass Kranke, entgegen ihrem eigentlichen Willen, unter gesellschaftlichen Druck geraten, Sterbehilfe meinen einfordern zu müssen”. Vielmehr müsse der Zugang zu einer modernen palliativmedizinischen Behandlung gefördert werden, die todkranken Menschen ein möglichst schmerz- und beschwerdefreies Leben ermöglicht. Ärztliche Aufgabe ist und bleibt es, Sterbenden beizustehen,” erläuterte Hoppe den klaren Standpunkt der deutschen Ärzte.

Nach der Befragung des Allensbach-Instituts ist die große Mehrheit der Ärzte (79 Prozent) davon überzeugt, dass ein Ausbau der Palliativmedizin die Wünsche nach Sterbehilfe verringern würde. Fast ebenso viele (73 Prozent) beklagen aber, die Kapazitäten für die palliativmedizinische Versorgung seien ungenügend. “Dies ist sicher einer der Gründe, warum mittlerweile jeder dritte Arzt im Laufe seines Berufslebens um Hilfe beim Suizid gebeten wird”, sagte Hoppe. Hinzu komme ein schleichender Paradigmenwechsel in der Gesellschaft. Sterben und Tod würden zunehmend tabuisiert. “Macht und Materialismus werden glorifiziert. Wer diesem Zeitgeist nicht mehr folgen kann, empfindet sich oft als Belastung. Wir Ärzte sind es dann, die den Todeswunsch der Patienten erfüllen sollen.”

“Die Studie belegt, dass wir mit unserer ablehnenden Haltung in der Diskussion um eine mögliche Legalisierung der Sterbehilfe die große Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte hinter uns haben. Die Ergebnisse lassen aber auch vermuten, dass der schleichende Paradigmenwechsel in unserer Gesellschaft unter Ärzten für Verunsicherung sorgt”, so Hoppe.

Daher müssten Ärzte in Aus-, Fort- und Weiterbildung auf den Umgang mit sterbewilligen Patienten vorbereitet werden. Die Ergebnisse ließen zudem auch darauf schließen, dass noch nicht alle Ärzte ausreichend über die Möglichkeiten der Schmerz- und Symptombehandlung informiert seien. “Wir müssen schwerstkranken und sterbenden Patienten qualifizierte Schmerztherapie und bestmögliche Pflege bieten. Dazu brauchen wir bundesweit palliativmedizinische Versorgungsstrukturen. Erst wenn dies erreicht ist und die Menschen über diese Angebote informiert sind, dann wird auch der Ruf nach aktiver Sterbehilfe verhallen”, erklärte Hoppe abschliessend.

Die Ergebnisse der Befragung können auf der Internetseite der Bundesärztekammer abgerufen werden.

Mittwoch, 24. März 2010, von Elmar Leimgruber

Caritas und Hospizbewegung fordern: Sterbehilfeverbot in die Verfassung

Caritasdirektor Michael Landau<BR>Foto: Wilke
Wiens Caritasdirektor Michael Landau
Foto: Wilke

Der Wiener Caritasdirektor Michael Landau und die Präsidentin des Dachverbandes “Hospiz Österreich” Waltraud Klasnic fordern die Verankerung des Euthanasieverbots in der österreichischen Verfassung: “Der Mensch soll an der Hand eines anderen Menschen sterben und nicht durch die Hand eines anderen Menschen”, erinnerte Landau kürzlich an die Worte Kardinal Königs:

“Der Umgang mit Menschen am Ende des Lebens ist entscheidend für das menschliche Antlitz einer Gesellschaft. Deshalb fordern wir die Bundesregierung auf, ein klares Zeichen für ein Nein zur Euthanasie zu setzen und ein klares Ja zur Hospizarbeit zu sagen. Wer aktive Sterbehilfe nicht will, muss für optimale Sterbebegleitung Sorge tragen”, betonten Landau und Klasnic übereinstimmend.

“Jeder Mensch hat das Recht, in Würde zu sterben. Das schließt den Anspruch auf Sterbebegleitung und bestmögliche Schmerzbehandlung mit ein. Das Recht, in Würde zu sterben und das Verbot der Tötung auf Verlangen müssen endlich in der Bundesverfassung explizit verankert werden”, ergänzte Klasnic. Schon 2001 habe der Nationalrat einstimmig einen umfassenden Entschließungsantrag zum Thema Hospizarbeit und Sterbebegleitung angenommen. Mit diesem verbindlichen Rahmen sollte sichergestellt werden, dass es auch künftig in Österreich keinen Raum für aktive Sterbehilfe geben soll.

“Ein in der Verfassung verankertes Verbot der Euthanasie wäre nicht nur ein Bekenntnis zum Leben, sondern auch ein Signal über die Grenzen unseres Landes hinaus”, betonten Landau und Klasnic. Die öffentliche Hand müsse ihre Verantwortung wahrnehmen und zusätzlich für den raschen Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung (mobil, teilstationär und stationär) sowie für eine gesicherte Finanzierung in diesen Bereichen sorgen. Der Dachverband “Hospiz Österreich” vertritt mehr als 200 Hospiz- und Palliative Care-Einrichtungen in Österreich. Das Mobile Caritas Hospiz ist seit rund 20 Jahren für Menschen am Ende des Lebens im Einsatz. Die Nachfrage nach den Hospizdiensten steigt kontinuierlich an.

Diesem Anliegen, den Wünschen und Forderungen Landaus und Klasnics schliesse ich mich vollinhaltlich an.