Mit ‘Raubkopien’ getaggte Artikel

Donnerstag, 3. Oktober 2013, von Elmar Leimgruber

EPA: Geistiges Eigentum schützt 56 Mio. Arbeitsplätze

Die Rechte im Zusammenhang mit dem geistigen Eigentum sichern mehr als 56 Millionen Arbeitsplätze in der EU, während Urheberrechtsverletzungen und Raubkopien Arbeitsplätze gefährden. Schutzrechtsintensive Wirtschaftszweige machen mit einer Wertschöpfung von jährlich rund 4700 Milliarden Euro fast 40 Prozent der gesamten Wirtschaftstätigkeit der EU aus. Dies geht aus einer neuen Studie zum Beitrag schutzrechtsintensiver Wirtschaftszweige hervor (“Intellectual Property Rights intensive industries: contribution to economic performance and employment in Europe”), die das Europäische Patentamt (EPA) und das Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt nun vorgestellt haben.

Die Rechte am geistigen Eigentum sind demnach von enormer Bedeutung für die Wirtschaft in Europa: Der direkte Anteil dieser Industrien an der Gesamtbeschäftigung liegt bei annähernd 26 Prozent und umfasst damit 56 Millionen Arbeitsplätze; weitere neun Prozent aller Arbeitsplätze in der EU sind indirekt mit diesen Wirtschaftszweigen verbunden. Die hier Beschäftigten verdienen auch sehr gut: die durchschnittliche Vergütung in schutzrechtsintensiven Bereichen ist mehr als 40 Prozent höher als in anderen Branchen.

“Ich bin der festen Überzeugung, dass die Rechte des geistigen Eigentums für die Förderung von Innovation und Kreativität eine eminent wichtige Rolle spielen”, sagte der für Binnenmarkt und Dienstleistungen zuständige EU-Kommissar Michel Barnier. “Ich freue mich über die Veröffentlichung dieser Studie, die bestätigt, dass der Schutz dieser Rechte Wachstum und Arbeitsplätze bedeutet. Sie hilft uns, politische Entscheidungen zu treffen, die auf konkrete Fakten gestützt sind. Aus dieser Studie wird deutlich, dass Rechte des geistigen Eigentums in unserer Wirtschaft allgegenwärtig sind: Von der High-Tech-Industrie bis hin zu den Herstellern von Sportartikeln, Spielzeug und Computerspielen – alle machen sie ausgiebig von Rechten Gebrauch, die häufig nicht nur einer Kategorie, sondern verschiedenen Kategorien von Schutzrechten angehören.”

Benoît Battistelli, der Präsident des Europäischen Patentamts erläutert: “Aus diesem Bericht wird deutlich, dass Patente und andere Schutzrechte nicht nur wirtschaftstheoretisch von Bedeutung sind. Immaterielle Vermögenswerte sind für innovative Unternehmen extrem wichtig geworden. Patente erleichtern oft den Zugang zu Kapital und Geschäftspartnern. Dies gilt besonders für KMU, aber auch für Forschungszentren und Universitäten. Um in unserer globalen Wirtschaft wettbewerbsfähig zu bleiben, muss Europa die Entwicklung und den Einsatz von Innovationen und neuen Technologien noch stärker als bisher fördern.”

Der Präsident des Harmonisierungsamts für den Binnenmarkt António Campinos sagte: “Diese Studie ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen Fachleuten aus verschiedenen Agenturen und Ländern und der Verwendung einer transparenten, replizierbaren Methode. Sie setzt sich mit der grundlegenden Frage auseinander, wie wichtig schutzrechtsintensive Wirtschaftszweige für die Beschäftigung, das BIP und den Handel in der EU sind. Die Antwort ist eindeutig: Sie sind wichtig, sie sind sogar sehr wichtig.”

Die Studie mit Schwerpunkt auf der EU-Wirtschaft sieht als schutzrechtsintensiv jene Wirtschaftszweige an, die eine größere Anzahl von Schutzrechten je Beschäftigten anmelden als andere Bereiche oder in denen die Nutzung dieser Rechte unverzichtbarer Bestandteil ihrer Tätigkeit ist. Die Schutzrechtsintensität wird auf EU-Ebene anhand EU-weiter Messgrößen ermittelt.

Zu den schutzrechtsintensiven Wirtschaftszweigen gehören Unternehmen mit höchst unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen über Werbung und Weinerzeugung, Herstellung von Eiskrem, Tapeten, elektrischer Beleuchtung und Haushaltsgeräten bis hin zu Satellitenkommunikation sowie Erdöl- und Erdgasgewinnung. Viele Unternehmen nutzen mehrere Arten von Schutzrechten gleichzeitig.

Für die USA wurde 2012 eine ähnliche Studie vom Patent- und Markenamt der USA in Zusammenarbeit mit der Economics and Statistics Administration durchgeführt, die zu ähnlichen Ergebnissen für die US-Wirtschaft kam wie die Studie von EPA und HABM für die EU-Wirtschaft.

Mittwoch, 17. August 2011, von Elmar Leimgruber

Filmwirtschaft bietet Blick hinter die Kulissen

 

Bild: respectcopyrights.de

Viele Menschen erkennen das Aneignen von Raubkopien nicht als Diebstahl: Da selbst Erwachsene diesbezüglich mit schlechtem Vorbild vorangehen, ist es auch für viele Kinder und Jugendliche geradezu selbstverständlich, sich aktuelle Spiele, Musik, Vidoes, Kinofilme ohne hierfür zu bezahlen, also illegal im Netz downzuloaden. Das Problem Raubkopien ist nach wie vor aktuell und der illegale Konsum von Filmen verursacht weiterhin Schäden in Millionenhöhe. Durch einen anschaulichen exklusiven Blick hinter die Kulissen der Filmwirtschaft bietet die deutsche “Verwertungsgesellschaft für Nutzungsrechte an Filmwerken mbH” (VGF) im Rahmen der Kampagne RESPE©T COPYRIGHTS bundesweit Schulprojekte, um den Wert des Urheberechts näherzubringen und auf die Problamatik von Raubkopien aufmerksam zu machen.

Im schulischen Bereich stößt die Filmwirtschaft seit 2005 über die Kampagne RESPE©T COPYRIGHTS durch methodisch aufbereitetes Unterrichtsmaterial eine Wertediskussion im Unterricht an. In Zusammenarbeit mit RESPE©T COPYRIGHTS bietet nun auch die VGF erstmals kostenlos Schulprojekte an, in denen Schüler einen Blick hinter die Kulissen werfen und vor Ort erleben können, welche Berufe und Personen sich hinter einem Kino sowie der Filmproduktion und -verwertung verbergen. Die Termine werden jeweils von einem Moderator und oft auch einem prominenten Gast begleitet. Weitere Informationen sind auch online unter www.respectcopyrights.de und www.vg-film.de verfügbar.

 

Schüler mit Matthias Schweighöfer hinter den Kino-Kulissen
Foto: VGF mbH

In Berlin konnte zum Auftakt für den Blick hinter die Kulissen des CineStar Potsdamer Platz der Schauspieler, Produzent, Regisseur und Drehbuchautor Matthias Schweighöfer gewonnen werden. Schüler des John-Lennon-Gymnasiums aus Berlin-Mitte sowie des Droste-Hülshoff-Gymnasiums durften dabei Programmgestaltung, digitale Projektionstechnik, allgemeine Betriebsabläufe und Berufe im Kino kennenlernen. Anschließend präsentierte Matthias Schweighöfer exklusive Ausschnitte aus seinem Regiedebüt “What a Man” und diskutierte mit den Schülern über den Wert von geistigem Eigentum. “Für mich war sofort klar, dass ich bei der Auftaktveranstaltung der VGF und RESPE©T COPYRIGHTS dabei bin, denn ich lebe von und für den Film”, erklärt Matthias Schweighöfer. “Allein an ‘What a Man’ haben Hunderte von Personen gearbeitet, die alle an diesen Film glauben und möchten, dass Zuschauer ihn an dem Ort erleben, für den er gemacht ist: im Kino. Es ist schade und auch irgendwie enttäuschend, Filme, in die man so viel Arbeit, Geld und Herzblut gesteckt hat, als Streaming-Link im Netz zu entdecken.”

Gleichzeitig bietet das Schulprojekt auch die Möglichkeit, interessierte Schüler für Berufe im Filmumfeld zu begeistern. In den vergangenen Jahren wuchs die Zahl der Beschäftigten in der Filmbranche kontinuierlich um 4,1 Prozent. Momentan setzt die deutsche Filmwirtschaft mit 38.837 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten etwa 2,4 Milliarden Euro um und ist damit ein wichtiger Wirtschaftszweig, der auch weiterhin Personalbedarf verzeichnen wird (Quelle: Spitzenorganisation der Filmwirtschaft: Filmstatistisches Jahrbuch 2010). Insbesondere die Produktion von Filmen sorgt in Deutschland für Wachstum: So berechnete der Deutsche Filmförderfonds, dass ein Euro aus öffentlichen Fördergeldern eine Investition von 6,10 Euro ausgelöst hat. “Filmproduktion in Deutschland kann weiter wachsen, wenn alle Rahmenbedingungen stimmen. Eine davon ist die legale Nutzung von Filmen, daher ist es wichtig über geistiges Eigentum aufzuklären”, erläutert Johannes Klingsporn, Geschäftsführer der VGF. “Wir freuen uns daher sehr, dass wir einen Blick hinter die Kulissen der Filmbranche gewähren können und Matthias Schweighöfer unser Schulprojekt in Berlin unterstützt. Nur, wenn man versteht und sieht, dass zu großen Filmen auch großes Engagement vieler Personen in den unterschiedlichsten Jobbereichen notwendig ist, kann der Wert kreativer und produktiver Arbeit geschätzt werden.”

Weitere Meldungen zum Thema Raubkopien:

- Eiszeit zwischen GEMA und YouTube (Info + Kommentar)

- Internet-Piraterie verhindert 34.000 neue Arbeitsplätze (Info)

- Faltblatt: Original oder Fälschung (Info)

- Legale Musikdownloads im Internet auf dem Vormarsch (Info)

- Künstlerleid, Downloads und das liebe Geld (Kommentar)

- Musikindustrie, du hast den Zug verpasst (Kommentar)

Mittwoch, 28. April 2010, von Elmar Leimgruber

Internet-Piraterie verhindert 34.000 neue Arbeitsplätze

Der Vertriebsweg von Raubkopien
Grafik: © gvu.de

Laut einer TERA-Studie der Internationalen Handelskammer haben massenhafte Urheberrechtsverletzungen im Internet in 2008 allein in Deutschland die Schaffung von rund 34.000 neuen Arbeitsplätzen verhindert und Umsatzeinbußen von 1,2 Milliarden Euro verursacht. Ohne konkrete politische Gegenmaßnahmen könnte Internet-Piraterie im Jahr 2015 europaweit mehr als 600.000 potenzielle Arbeitsplätze vernichten.

Diese Zahlen nannte die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di gemeinsam mit der Spitzenorganisation der deutschen Filmwirtschaft, dem Verband Privater Rundfunk und Telemedien e.V., dem Verband der Drehbuchautoren, dem Bundesverband Musikindustrie sowie dem Börsenverein des deutschen Buchhandels bei einer Pressek0nferenz in Berlin anlässlich des Welttags des geistigen Eigentums. Der Verband der deutschen Internetwirtschaft (eco) e.V., betonte hingegen, dass die Durchsetzung von Urheberrechten im Internet in Deutschland im internationalen Vergleich gut funktioniere. Die Zahl der illegalen Downloads gehe beständig zurück und die Umsätze mit kreativen Inhalten über das Internet stiegen, so eco.

Laut TERA-Studie könnten in diesem Jahr annähernd 280.000 verlorene Arbeitsplätze allein auf das Konto von Internetpiraterie gehen, in 2011 dann weitere 350.000 Stellen. “Gerade in wirtschaftlich schweren Zeiten sollte der Schutz von Arbeitsplätzen ganz oben auf der Agenda der deutschen Regierung stehen”, kommentiert Matthias Leonardy, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU) und gibt zu bedenken: “Nach Erhebungen der GfK wird der Konjunktureinbruch des letzten Jahres erst in diesem und dem kommenden Jahr auf den Arbeitsmarkt durchschlagen.”

Angesichts dieser düsteren Aussichten erneuert Leonardy seine Forderung an die deutsche Regierung zu konkretem Handeln. So müsse das Massenphänomen durch eine Kombination von geeigneten technischen und rechtlichen Maßnahmen angegangen und gelöst werden. Unter Verweis auf legislative Maßnahmen in Frankreich, dem Vereinigten Königreich und konkrete Ansätze in Spanien fordert der GVU-Geschäftsführer die politische Klärung des Rechtsrahmens für ein Abgestuftes Verfahren. “Ein Mechanismus für die individuelle Aufklärung, Warnung und Sanktionierung von Internetnutzern, die das Urheberrecht verletzen, ist auch in Deutschland überfällig”, bekräftigt Leonardy. Mehr zum Thema auf gvu.de.

Dazu Oliver Süme, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von eco: “Die Rechteinhaber sollten sich nicht zu weiteren Repressalien gegen ihre eigenen Kunden hinreißen lassen. Denn die Märkte sind für den online-Vertrieb von kreativen Inhalten schon lange reif. Es wird Zeit, dass die Contentindustrie auf ihre Kunden zugeht, ihr Angebot ausbaut und attraktiver gestaltet. Aus der Sicht der Kunden bedeutet das Wort ‘Lizenz’ heute noch in zu starkem Maße, dass der Zugriff auf gewünschte Inhalte kompliziert und teuer ist, oder ganz verwehrt wird. Und dass, obwohl viele grundsätzlich bereit wären, dafür zu bezahlen. Eine Verschärfung des Urheberrechts wäre dem gegenüber kontraproduktiv. Gebraucht werden vielmehr noch mehr neue Geschäftsmodelle, neue Vertriebsstrukturen und Kooperationsmodelle für die Bereitstellung qualitativ hochwertiger digitaler Inhalte. Die Entwicklung eines europaweiten Marktes für digitale Inhalte darf nicht länger durch eine nationale Lizenzpolitik der Rechteinhaber behindert werden.”

Weitere Meldungen zum Thema:

- Musikindustrie Österreich: Die Zahlen 2009

- Deutscher Musikautorenpreis 2010 für Michael Kunze – Alle Preisträger + die Zahlen 2009

- Erkennungsmerkmale von Raubkopien

- Künstlerleid, Downloads und das liebe Geld

- Musikindustrie, du hast den Zug verpasst

Mittwoch, 14. April 2010, von Elmar Leimgruber

Faltblatt “Original oder Fälschung?” zeigt Erkennungsmerkmale von Raubkopien

Original und Kopie: Foto: gvu.de

Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU) und der Bundesverband Musikindustrie e.V. (BVMI) veröffentlichen pünktlich zur Eröffnung der Flohmarkt-Saison einen Flyer zur Erkennung von Piraterieprodukten wie CDs, DVDs und Blu-Rays.

Produktpiraterie ist nach wie vor ein großes Problem, mit dem Rechteinhaber in Deutschland zu kämpfen haben: Knapp 30 Prozent der Urheberrechtsverfahren in den Branchen Film und Unterhaltungssoftware richteten sich in 2009 gegen Verkäufer von Raubkopie-DVDs und ähnlichen illegalen Produkten. Allein in Deutschland entstand der Musikindustrie im letzen Jahr ein Schaden von 165 Millionen Euro durch Raubkopien.

Nicht immer lassen sich Inhalte einer CD, DVD oder Blu-Ray-Disc beim Kauf auf Flohmärkten bzw. Grenzmärkten, beim Direktverkauf über Onlineplattformen oder sogenannten “Garagenverkäufen” auf ihre Originalität hin überprüfen. Das Faltblatt “Original oder Fälschung?” bietet Verbrauchern und Behörden Unterstützung bei der Erkennung von Raubkopien und schafft Klarheit über eindeutige Erkennungsmerkmale gefälschter Produkte. So sind vor allem bei der Kontrolle oder beim Kauf von Produkten auf z. B. Flohmärkten unter anderem folgende Punkte genau zu prüfen: Verpackung, Lizenz- und Produktionsvermerke, Verarbeitung und Gestaltung des Einlegers, Booklets und des Disc-Aufdrucks sowie die Codes auf dem Datenträger.

Das Faltblatt richtet sich in erster Linie an Behörden, Polizeidienststellen, Schulen und Verbraucher und kann ab sofort über die Websites der GVU www.gvu.de des BVMI www.musikindustrie.de und bei der ProMedia GmbH kostenlos bestellt werden. Und hier ist die Broschüre downloadbar. Der gedruckte Flyer ist übrigens in einem handlichen CD-Format produziert und kann bequem in der Tasche mit sich geführt werden.

Montag, 11. Februar 2002, von Elmar Leimgruber

Musikindustrie, du hast den Zug verpasst

Während andere Wirtschaftstreibende heutzutage mit der Concorde oder anderen schnellen Flugzeugen unterwegs sind, versucht die Musikindustrie krampfhaft, einen schon seit Jahren abgefahrenen Hochgeschwindigkeits-Zug zu Fuss einzuholen. Dass dies ein unmögliches Unterfangen darstellt, sollte mittlerweile eigentlich auch den Urhebern dieser Unmöglichkeit klarsein.

Schon gab es unzählige Internetuser, die sich ihre kommerziellen Wunschsongs kostenlos aus dem Internet runterladeten. Doch die millionenschwere Musikindustrie reagierte erst, als die Downloads existenzbedrohend für verschiedene Labels zu werden schienen. Die erste der Musiktauschbörsen, Napster wurde geklagt, mit dem Ziel, ihr den Garaus zu machen. Die Folge waren weitere andere Musikaustauschbörsen im Internet, die sich immer grösserer Beliebtheit vor allem bei jungen Usern erfreuen. Dieser Trend wird sich mit Sicherheit nicht stoppen lassen; da kann die Musikindustrie noch so harte – eigentlich überflüssige– Kampagnen gegen die illegalen Downloads urheberrechtsgeschützter Musik anstreben.

Etwas zukunftsorientierter als die meisten anderen grossen Labels ging Bertelsmann (BMG) ans Werk. Durch den Kauf von Napster versuchte das Unternehmen, durch günstige, aber doch kostenpflichtige Downloads wenigstens ein klein wenig Einkommen zu schaffen. Doch wie sich zeigte, war auch dieses Experiment letztlich zu wenig attraktiv, um von der Masse der Musikdownloadsüchtigen auch tatsächlich entsprechend genutzt zu werden. Immerhin gibt es ja jede Menge Napster-Nachfolger wie etwa Morpheus, KaZaA oder Limewire (Mac) , die nach wie vor Gratis-Downloads anbieten und gegen die und deren Nachfolger die Musikindustrie auch nicht wirklich auf Dauer was unternehmen wird können. Dies Zug ist endgültig abgefahren!

Auch Versuche der Musikgiganten, illegales Kopieren von CDs über Computer dadurch zu unterbinden, dass Musik-CDs seit kurzem in CD-ROM-Brennern und Laufwerken gar nicht mehr funktionieren, sind nicht zielführend, wenn nicht gar kontraproduktiv: Zum einen funktionieren manche dieser neuen CDs auch in herkömmlichen Abspielgeräten nicht mehr und zum anderen gibt es mittlerweile zu viele junge Musikliebhaber, deren einziger CD-Player der im Computer –oft ausgestattet mit einer Surroundanlage– ist. Wieso sollte ein solcher User dann überhaupt noch eine neue Audio-CD kaufen?

Anstatt sich über die sinkenden Absätze zu beklagen, täte es der Musikindustrie wahrlich gut, wirklich umzudenken, vor allem, was den Preis der CDs betrifft: Ein Hauptgrund, warum so viel raubkopiert wird und warum die Musikbörsen im Internet sich grösster Beliebheit erfreuen, ist sicherlich, dass die CDs in den vergangenen Jahren immer teurer anstatt billiger geworden sind.

Zunächst wurden Mediamarkt, Saturn, Cosmos, Promarkt, Libro und andere Großmärkte aus dem Boden gestampft und CDs wurden zu Dumpingpreisen angeboten. Preise von maximal 189-199 Schilling für jede aktuelle Chart-CD (Hochpreissegment) waren vor 10 Jahren in Grossmärkten üblich, neue CDs in Aktion erhielt man um 149 oder gar um 99 Schilling.
Eine Folge dieser Marktpolitik war, dass viele traditionelle Plattengeschäfte vor den aggressiven Preisen resignieren mussten und dass es sie mittlerweile grossteils nicht mehr gibt.

Heute kosten in den Großmärkten aktuelle Chart-CDs meist 229-249 Schilling, mindestens aber 199 Schilling, wenn sie in Aktion sind, immer noch189 Schilling. In den letzten Jahren sind allein die Aktionspreise von 149 auf 189 Schilling pro CD angehoben worden. Während der Preis eines CD-Rohlings für den Endverbraucher in den letzten Jahren von 200 Schilling auf 8 Schilling und weniger gesunken ist, somit auch die CD-Produktion für die betroffenen Unternehmen viel günstiger geworden ist, stiegen die Preise von aktuellen CDs um bis zu 23 Prozent (!).

Da mögen die Musikmacher und –Produzenten jammern, soviel sie wollen: Es ist für Musikliebhaber einfach nicht nachvollziehbar, warum für eine aktuelle CD soviel Geld verlangt wird, und dies nicht nur deswegen, weil er sich dieselbe Musik im Internet kostenlos downloaden kann.

Mal ganz ehrlich: Wenn man die Wahl hat, sich das Original einer CD zu einem vernünftigen und nachvollziehbaren Preis zu kaufen oder es sich im Internet mühsam zu suchen, herunterzuladen und es sich dann auf eine 0815er CD zu brennen: welche Entscheidung trifft man?

Ein Original in Händen zu halten ist einfach was Schönes; etwas worauf man stolz sein kann!
Mit dieser Meinung stehe ich wohl nicht allein da.
Anstatt sich über mangelnde Umsätze zu beklagen und als Reaktion darauf die Preise zu erhöhen, wäre meines Erachtens das entgegengesetzte Verhalten die einzige richtige Antwort darauf:

Um beim Bild der Fahrzeuge zu bleiben: wenn ich als Hersteller merke, dass die Konsumenten mein Produkt nicht mehr nützen, muss ich umdenken. Ich muss dann eben besser werden und mehr anbieten als meine Konkurrenz. Wenn jene die Concord anbietet, muss ich eben daran arbeiten, ein noch besseres Flugzeug zu konstruieren, um meinen Kunden dann ein noch schnelleres und sichereres Ankommen am Zielort zu ermöglichen.

Ähnlich verhält es sich in der Musikindustrie: Wenn mir die Kunden davon laufen und sich ihre Songs woanders her holen, muss ich nach Wegen suchen, dass sie wieder zu mir zurückkommen: Das gelingt aber sicher nicht, indem ich meine Konkurrenz zu vernichten evrsuche. Sowas kann –wenn überhaupt- nur kurzfristig funktionieren. Vielmehr muss ich als Vertreter der Musikindustrie dafür sorgen, dass mein Produkt, die Original-CDs wieder beim Endkonsumenten ankommen. Um dies zu erreichen, müssen die CD-Preise massiv sinken. Dies kostet die Musikindustrie vielleicht kurzfristig Gewinneinbussen, jedoch die Umsätze werden massiv ansteigen und so letztlich auch die Gewinnkurve wieder nach oben treiben.

Eine darstische Senkung der MusikCD-Preise bleibt meines Erachtens für die Musikindustrie der einzige Weg, der ihr Überleben langfristig ermöglichen wird. Anderenfalls werden die Einkünfte sinken und sinken und die CD-Preise weiter steigen und letztlich wird ein Label nach dem anderen zusperren müssen. Ich bin gespannt, ob sich auch nur ein großer Konzern in der nächsten Zeit zu diesem innovativen Schritt durchringen wird können.

Im klassischen Segment beweist schon seit Jahren das alternative Label Naxos, dass es mit aggressiven Preisen (79 Schilling pro aktuelle CD) möglich ist, den grossen traditionellen Firmen Deutsche Grammphon und EMI (aktuelle CDs ab 250 Schilling) das Feld streitig zu machen. Und Umsätze und Gewinne können sich sehen lassen. Und seit einiger Zeit setzt auch das zur BMG-Gruppe gehörende Klassiklevel Arte Nova auf diesen innovativen Weg: laufend digitale Neueinspielungen von klassichen Werken (auch Ersteinspielungen) zu einem attraktiven Preis (ebenfalls 79 Schilling pro CD). Was aber im Bereich der klassischen Musik gewinnbringend möglich ist , sollte auch im Bereich der aktuellen Charts-Musik bestens funktionieren. Davon bin ich zutiefst überzeugt und wünsche daher der Musikindustrie Mut zu Innovationsgeist. Und die Kasse wird wieder klingeln:-)