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Mittwoch, 30. Dezember 2009, von Elmar Leimgruber

Caritas fordert Konjunkturprogramm für die Ärmsten

Caritasdirektor Michael Landau
Wiens Caritasdirektor Michael Landau
Foto © Wilke

Zum Start des Europäischen Jahres zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung fordert die Caritas eine ernst gemeinte Armutsbekämpfung sowie ein Konjunkturpaket für die rund eine Million Menschen, die in Österreich an und unter der Armutsgrenze leben. “Armutsbekämpfung muss endlich ganz oben auf der politischen Agenda stehen”, schreibt Wiens Caritas-Direktor Michael Landau in einer Aussendung.

“Ein drittes Konjunkturpaket für die sozial Schwächsten ist mehr als überfällig. Ich erwarte mir gerade im Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und Ausgrenzung mehr als kosmetische Maßnahmen. In einer insgesamt wohlhabenden Gesellschaft darf Armut nicht als Tatsache hingenommen werden, vielmehr ist die Änderung prekärer Lebenssituationen eine Frage des politischen Wollens”, betont Landau.

Die aktuelle Armutsstatistik EU-SILC 2008 bestätige, dass Armut auch in Österreich ein Stück Realität ist. Insgesamt waren demnach 2008 12,4% der Bevölkerung bzw. rund 1.018.000 Menschen armutsgefährdet, rund 492.000 Menschen lebten in manifester Armut. Ein Viertel der KlientInnen, die sich hilfesuchend an die Caritas-Sozialberatungsstellen wendeten, hätten nach Abzug der Fixkosten weniger als 4 Euro am Tag zur Verfügung.

“Armut kann jeden treffen. Die Opfer von Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise brauchen eine faire soziale Absicherung jenseits einer Sozialschmarotzer- und Generalverdachtsdebatte. Die Wirtschaftskrise darf nicht länger am Rücken der Armen ausgetragen werden”, so Landau.

Die Caritas fordert daher “ein Konjunkturpaket für die Ärmsten”, das die drei Schwerpunkte umfassen müsse:

“1) Der Kampf gegen Arbeitslosigkeit ist ein richtiger Ansatz der Bundesregierung. Was die Menschen jedoch wirklich brauchen, ist eine Arbeit von der man auch leben kann.

2) Eine Mindestsicherung soll denjenigen, die nicht arbeiten können oder keine Arbeit finden, ein Überleben in Würde sichern. Die von der Bundesregierung geplante 15prozentige Kürzung, mit der die Betroffenen um 206 Euro unter die Armutsgrenze fallen, muss daher dringend zurückgenommen werden.

3) Drittens muss der faire und leistbare Zugang zu sozialen Dienstleistungen für alle gewährleistet sein: Gesundheit, Pflege, Kinderbetreuung oder Bildung spielen eine zentrale Rolle, wenn es um Armutsvermeidung und Chancengerechtigkeit geht.”

Soweit die Forderungen der Caritas. Die Sternsinger sammeln übrigens in den nächsten Wochen wiederum Geld für die Armen weltweit. Da kann auch jeder Einzelne von uns seinen eigenen kleinen Beitrag zur Armutsbekämpfung leisten: Viele von uns sind sicher um die Weihnachtszeit herum feinfühlender für die Anliegen unserer Mitmenschen.

Bleibt zu hoffen, dass auch die verantwortlichen Politiker sensibler im Bereich der Armutsbekämpfung reagieren und entsprechende sozial gerechte Schritte setzen. Natürlich aber sollten auch Sozialschmarotzertum und Wohlfahrtstaatsmissbrauch möglichst aussgeschlossen sein.